Sonntag, 25. Mai 2014

Sinnvolle Autobahnromantik

Ich habe gewählt! Ja, auch die Sache mit den Kreuzchen.

Aber vor allem mein Laufrevier für das Wochenende!
Nachdem mir der Zugang zu meiner geliebten Autobahnbaustelle A4n kürzlich nicht mehr gelang, habe ich den kürzeren flotten Dauerlauf am Samstag zur Rekognoszierung des Terrains genutzt und -heureka!- einen neuen Weg gefunden. Einen roten Teppich quasi, denn die neue Autobahnzufahrt bei meinem Wohnort ist fertig und so konnte ich sie für mich als "Zulauf" statt "Zufahrt" einweihen.

Inzwischen ist das Asphaltband fast kaum noch auf freier Strecke zugängig. Überall stehen entweder Schallschutzwände oder riesig hohe Zäune. Ich sehe es positiv, so wird Wild daran gehindert, später zwischen die Autos zu geraten.

Es mag manchen erstaunen, aber auf einer solch leeren Autobahn zu laufen ist durchaus ein sehr sinnliches Erlebnis!
Zunächst offenbart sich die akustische Kulisse, bzw. die Abwesenheit der sonst typischen selbigen Kulisse: Kein Motorenlärm, kein sonst in Ortschaften typischer Geräuschhintergrund, nichts dergleichen.
Stattdessen Gesang von Feldlerchen, gelegentliches Krähenkrächzen, das Säuseln des Windes.
Alle Viertelstunde ein leises Sirren, wenn nebenan auf dem Gleis ein Zug vorbeifährt. Ansonsten nur das Tapp-Tapp-Tapp-Tapp meiner Schuhe auf dem Asphalt und das Plitsch-Platsch des Wassers in meiner Trinkflasche.
Und Bienengesumm.


Denn auf der Mitte, zwischen den beiden Fahrbahnen, hat sich inzwischen die Natur entfaltet. Ein bunter, prächtiger Blütenteppich von weiß über rot, gelb und blau hat sich gebildet und diese Bienenweide lockt Liebhaber an.


Besonders am Pollen blauer Blüten laben sich zahlreiche Hummeln. 












Nahe an diesen wildbewachsenen Abschnitten duftet es nach Kamille - herrlich. Nur einmal nimmt meine Nase einen anderen Duft verbunden mit einem störenden Geräusch in dieser Idylle wahr, als ein Moped vorbeiknattert. Ansonsten bleibe ich heute völlig für mich.


Auch dem Auge wird Zerstreuung geboten. So ergeben manche Schallschutzwände grafische Muster, wie an dieser Wildbrücke.








Oder es gibt andere normalerweise autobahnuntypische Gegenstände zu entdecken:
Ob das Grillfest schon vorbei ist oder erst noch ansteht...?













Der Geschmackssinn wird angesprochen beim Läuferpicknick zur Halbzeit :-)
Ich gönne mir ein Wasser und einen Energiezucker - mh, lecker....


Und während ich mal kurz auf denm Strich gehe (wird später mal eine Fahrbahnmarkierung), kann ich auch den Tastsinn wahrnehmen, in dem Fall den meiner Füße. Lief ich gestern noch mit meinem neuen Mizuno Wave Rider 17, ist es heute Nimbus.
So im direkten Vergleich muss ich sagen, dass ich den Mizuno trotz der Eigenwerbung, die ein wolkenwatteweiches Gefühl verspricht, deutlich härter wahrnehme als den Nimbus. Zwar ist auch die Ferse im Mizuno sehr schön gedämpft, doch wenn der Fuß sich dann ans Abrollen macht, gibt ihm der Nimbus weiter ein gut gedämpftes Gefühl, während der Mizuno mir dann doch direkter im Bodenkontakt vorkommt. Dennoch, für Strecken bis ca. 10 km  gefällt mir auch der Mizuno. Der Nimbus bleibt mein absoluter Favorit für die Langstrecken.



Es ist wieder sehr warm heute und teilweise hadere ich ein wenig, dass ich mir das antue. Doch der Puls bleibt für diese Bedingungen vergleichsweise niedrig und ich möchte mich auch bewusst an das Laufen bei wärmeren Temperaturen gewöhnen. Jedenfalls bin ich sehr zufrieden. Es scheint, meine Eisenspeicher füllen sich langsam. Aber vor allem das nicht mehr vorhandene Magendrücken ist eine Wohltat.
So laufe ich zufrieden auf meinem neuen Autobahn"auslauf" Richtung daheim.





Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass alles in allem ein weiterer Sinn kräftig angesprochen wurde:
Der Frohsinn :-)!







Samstag:
20 Grad, 10,2 km, 1:02:17, (6:04 Min/km), Puls 135

Heute:
24 Grad, 16,4 km, 1:50:49, (6:44 Min/km), Puls 132

14 Kommentare:

  1. Wenn der Frohsinn angesprochen wird, ist das immer prima. So langsam werd ich schon ein wenig neidisch anhand dieser Laufstrecke. :-) Ich glaub, da hätt ich auch Spaß dran.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich habe auch Freude, dass ich dieses Jahr diese einmalige Chance habe, ab Herbst muss ich dann auch wieder mit normalen Straßen vorlieb nehmen.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke,
    klingt ja schon beinahe poetisch, dein Autobahnlauf...
    Ja, auch Straßen können etwas schönes an sich haben - solange keine Autos drauf fahren! ;D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      ist wirklich so. Einsamer geht kaum, und die verborgenen Reize zu entdecken macht Spaß!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  3. Schon faszinierend, wie sich die Natur auch gegen den massiven Einsatz von Asphalt und Beton durchsetzen kann. Aber bald wird der moderne Mensch ja noch mit seinem modernen "Klangteppich" dagegenhalten.

    Wenn denn noch bei all den Sinneseindrücken der Frohsinn die Oberhand übernimmt. Herz was willst Du mehr.

    Ohne Laufen würden wir sowas alles nicht erleben.

    Liebe Grüße
    Volker

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Volker,
      ich denke auch manchmal, es wäre doch schön, wenn dort alles so ruhig bliebe, aber in wenigen Wochen ist das Idyll vorüber.
      Genau! Ohne Laufen könnte ich das alles so nicht wahrnehmen!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  4. Diese einsamen und doch so breiten Straßen nur für dich! Schon geil :)
    Doch bald wird die Idylle wohl vorbei sein, also genieße sie noch so oft und gut es geht

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Genau, Markus, das werde ich noch möglichst oft nutzen!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  5. Liebe Elke
    Der Umstand, dass die Autobahn bald für den Verkehr freigegeben wird, macht diese Laufstrecke zu einer seltenen exklusiven Perle. Und wie du so schön mit Bildern dokumentiert hast, ist es rund um das Asphaltband nicht nur grau und trist! Manchmal staune ich, wie viele Wildpflanzen, die zwischen den landwirtschaftlichen Monokulturen keinen Platz mehr haben, sich an Strassenrändern ansiedeln. Recht hast du, dass du diese besondere Welt geniesst, so lange du kannst.
    Einen weiteren Vorteil hat das ausgerollte Strassenband, du kommst darauf wohl um grössere Steigungsprozente herum ;-) Und ein bisschen Wärme-Training kann auch nicht schaden - beim anstehenden Lauf zwischen den Weinbergen könnte dich das Klima auch zum Schwitzen bringen!
    Liebe Grüsse aus dem Seeland, wo es gestern 46 km autofreie Nebenstrassen zu erobern gab :-)
    Marianne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Marianne,
      genau so ist es, man muss heute nutzen, was morgen nicht mehr geht! Ganz flach ist es nicht, das Band windet sich in leichtem Auf und Ab, aber natürlich kein Vergleich mit den Alpen ;-)
      46 km.... habe sofort bei Dir nachgelesen, denn das Du auf Ultra trainierst, war mir neu. Ok, "Slow UpS - das finde ich eine klasse Sache und scheint es bei Euch öfter zu geben als hier. Das ist ja dann sehr gut vergleichbar mit meinen Autobahnerlebnisse. Nur, dass dann bei Euch deutlich mehr Leute auf der jeweiligen Strecke unterwegs sind.
      Liebe Grüße
      Elke
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  6. Antworten
    1. Tja, da Landkarten sowieso im Allgemeinen und Google-Maps im Besonderen mit der Darstellung unserer paar qkm heftig hinterherhinken, muss man schonmal selber nach Sonnenstand und Himmelsrichtung navigieren.
      Oder wolltest Du auf meine Wortwahl scherzend eingehen... ts, ts
      ;-)

      Löschen
  7. Ich hör dann in den Verkehrsnachrichten von dir… :D
    Nee, ich bin auch ein bisschen neidisch. Das hat schon was. Und tolle Fotos wieder!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke! Und nein - so will ich bitte nicht im Verkehrsfunk Erwähnung finden ;-)
      Höchstens wenn ich die Wertung der Disziplin UneröffneteAutobahnenLangläufe einmal anführen sollte...
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen