Montag, 29. September 2014

Zügeln

Das heutige Training ist eine echt harte Nuss, die es zu knacken gilt. Ich meine damit nicht den Regen, der genau in dem Moment einsetzt, als ich loslaufen will. Und das nicht zu knapp, es schüttet die ersten Minuten geradezu aus Kübeln, so dass meine leichte Windbreakerjacke ruckzuck patschnass an Unterarmen und Schultern klebt.
Aber das macht richtigen Marathonis ja nichts aus (sag' ich mal bei sommerlichen Temperaturen wie heute - bitte im November nicht nochmal das Regenthema ansprechen).

Nein, die Trainingsvorgabe, die mir der Steffny-Plan abverlangt, verlangt mir wirklich viel ab.
Dauernd linse ich auf die Uhr, um ja nah dran zu sein.
Die erste Runde in 6:20 Min/km liegt schon mal voll daneben.
Dann 6:39 und 6:32, naja.
6:42 und 6:36 und wieder 6:42.
Und endlich in Runde 7, FAST geschafft, nur eine Sekunde neben der Vorgabe.
Aber schon danach wieder daneben, mit 6:35 und 6:40.

Also es ist schon verdammt schwer, eine GELAUFENE Runde in 6:50 hinzulegen, und das gleich 9x hintereinander. So langsam kriege ich das nicht hin. So weit kann ich mich gar nicht zügeln.

Wie? Werden sich an dieser Stelle meine schweizer Mitleser fragen, wie ist das nun mit dem Wohnungswechsel? Warum und wohin? Und was hat das mit dem Trainingsplan zu tun...?
Wohingegen der geneigte deutsche Leser nun wiederum denken mag, was hat denn das bitteschön mit Umzug zu tun?

Ja, diese kleine Anmerkung erlaube ich mir, weil mir laufend (irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben) eine kürzliche TV-Sendung des schweizer Fernsehens mit Emil Steinberger in den Sinn kam. Genau, DER Emil, der mit dem "Prgl", der, wegen dem gefühlte 90% aller Bundesbürger meinen, sie verstünden Schweizerdeutsch, weil sie ja Emil verstehen.
Weit gefehlt, denn für uns redet er ja hochdeutsch - jedenfalls für seine Verhältnisse. Und so sprach er im "eigenen" TV so, wie er auch sonst im wahren Leben redet.
Erläuterte, dass genau deswegen schon eine Pointe in Deutschland baden ging.
Weil nämlich "zügeln" für Schweizer bedeutet: "Wohnungs- bzw. Wohnortwechsel".
Während wir Deutschen mit demselben Wort ja "einbremsen, mäßigen" meinen.
So sprach der gute Emil auf der Bühne von einer zügelnden Familie. Und das deutsche Publikum guckte verständnislos, wo er doch einen Lacher erwartete.

Ja, so hat man nicht nur als Läufer manche Nuss zu knacken...

19 Grad, 9,3 km, (6:37 Min/km), Puls 119

16 Kommentare:

  1. Ha! Ich suchte auf Grund des Titels in der Tat vergebens nach einer Parallele: Bei mir ist nämlich beim München-Marathon keinesfalls, zwei Wochen danach (sprich: Ende Oktober) dann aber sehr wohl Zügeln angesagt.

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    1. Hallo Vloggy,
      ja da nehmen 2 Völker das selber Wort und meinen doch ganz anderes. Dann wünsche ich Dir schonmal, zwischen zügeln und zügeln im rechten Moment zu unterscheiden und keinesfalls im falschen Moment Mäßigung zu üben ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Das mit dem zügeln hab ich inzwischen auch kennengelernt. Bei mir hilft nur permanenter Blick auf die Garmin. Die beine wollen immer schneller.
    Aber es macht mir Spaß und je länger ich die Long Jogs trainiere umso besser klappt es.

    Cool, Du trainierte auch nach Herberts Plänen. Ziemlich sichere Bank, nicht wahr?
    Wann ist denn Dein Big Day?
    LG von Birki

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    1. Hallo Birki,
      siehste, lange Laufen kann man üben ;-) Wobei die Beine bei mir dann aber mit den Kilometern auch friedlicher werden.
      Klar trainiere ich nach Steffny-Plänen, die gehen bei mir auf. Am 19 Oktober in Amsterdam wird es sich zeigen :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Oooh wow. Das is dann ja bald.
      Good luck für Amsterdam.
      Ich hab noch 32 Days....

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    3. Ja, ist schon ziemlich bald...
      Danke undLiebe Grüße
      Elke

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  3. Ah, wieder was gelernt.

    Aber das Zügeln, was Du meinst, fiel mir - als ich noch nach Plan trainierte - auch schwer. Als ich aber dieses Frühjahr meinen Laufazubi an die Hand nahm, konnte ich auf einmal auch 8:15 LAUFEN... geht - aber ist schwer.

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    1. Liebe Anja,
      kann man 8:15 noch LAUFEN?! Das ist ja fast eher trippeln auf der Stelle. Ist jetzt nicht despektierlich gemeint, wir alle haben ja mal "klein" angefangen".
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Schweizerdeutsch zu verstehen fällt mir ebenso schwer, wie Tempovorgaben einzuhalten. Deswegen gebe ich mir mit beidem keine Mühe :-D

    Weil ich will ja weder in die Schweiz zügeln noch mein Tempo zügeln :-)

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Genau, lieber Volker, solange Du weißt, wo Du zügeln musst/kannst/sollst, ist ja alles in Ordnung. :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Prgl? Ich dachte, Egel. (Grautier mit 4 Buchstaben)

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    1. http://www.youtube.com/watch?v=1amCjqEOliQ.
      Ja, "Esel" sollte es auch noch werden. Egal, gehört man zu der Generation, der das etwas sagt, weiß man sofort, was gemeint ist ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke
    An "Oktern" wirst du bestimmt wieder temporär in die CH "zügeln" ;-)
    Was das Training anbelangt, ist das "zügeln" manchmal wirklich sehr schwierig. Besonders, so kurz vor dem Marathon wenn die Form sich toll entwickelt und die Beine beim ersten Gedanken an den grossen Tag selbständig versuchen ins Marathon-Tempo zu fallen :-)
    Das Joggingtempo finde ich oft auch sehr mühsam und wir laufen diese Einheiten generell zu schnell - doch es ginge auch anders... Letztes Jahr begleitete ich zwei Laufgruppenmitglieder beim Nacht Marathon - und wir waren im Schnitt genau mit 6:49 Min./km unterwegs ;-)
    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Liebe Marianne,
      nicht nur an Oktern, erstmal morgen für ein paar Tage :-)
      Die Schwierigkeit des "Zügelns" hast Du auf den Punkt gebracht: Da spürt man, wie das Training Früchte trägt, und soll dann schleichen... Aber meine neue Uhr motiviert da kräftig. Nach jedem Training gibt es einen Kommentar von ihr und gerade die "Züglete" hat sie kräftig gelobt für die Stärkung der Ausdauer. Dennoch, ich finde es wirklich harte Arbeit, dieses Tempo hinzubekommen. Beim Nachtmarathon fällt es evtl. nicht ganz so schwer, wenn man sowieso besonders auf den Untergrund achten muss...?
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Hallo liebe Elke,
    ach ja, mit diesen Sprachwirrungen habe ich des öfteren zu tun! :D

    Die vorgegebenen Geschwindigkeiten einzuhalten fiel mir auch oft nicht leicht, wenn ich mal nach Plan gelaufen bin... Obwohl es sicher nicht am Tempo lag, sondern eher, dass das an manchen Tagen einfach nicht ins Laufgefühl gepasst hat!

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    1. Liebe Doris,
      glaub ich gern, dass es auch in Deinem Land so ein paar sprachliche Spezialitäten gibt.
      Stimmt, das Laufgefühl ist auch nicht an allen Tagen gleich. Aber inzwischen nehme ich die Tempovorgaben auch nicht mehr ganz auf die Sekunde, denn Gegenwind, Steigungen o.ä. spielen ja auch immer noch eine Rolle.
      Liebe Grüße
      Elke

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