Donnerstag, 31. Dezember 2015

Letzter Lauf des Jahres

Am letzten Tag des Jahres zieht es mich zum laufen hinaus, zumindest halb. Denn meine andere Hälfte will nicht schon wieder so einen unzufriedenstellenden Lauf wie vorgestern erleben.
Aber wie es manchmal so ist bei der Lauferei, die Überwindung wird mit einem schönen Lauferlebnis belohnt.
Ich möchte es eher flach und ohne größere Steigungen haben. Daher fahre ich nach Steffisburg und parke so, dass ich zuerst gegen den Lauf der Zulg und damit leicht, doch sehr moderat ansteigend laufe. Und klar, damit geht es später dann leicht abwärts, mit Rückenwind durch Schwerkraft.
Also zunächst ein Stück auf einem Damm entlang des Flusses.

Bald verengt sich das Gelände zu einem Tal, der Weg führt in waldiges Gelände.
Munter gurgelt die Zulg, hier links der Wiese. Je tiefer ich in das Tal hineinlaufe, je feuchter und kälter wird die Luft. Überall tropft und rieselt es am Hang neben dem Weg.








Teils überfriert der feuchte Niederschlag und bildet interessante Anblicke.
Der Weg schlingt sich auf- und wieder absteigend entlang der Zulg. Es läuft richtig gut heute, der Puls ist mir wohl gesonnen.









Mein Wendepunkt ist an der Hängebrücke erreicht. Dahinter geht es sehr steil und kaum laufbar hinauf.














Im Tal selber verläuft ab hier kein Wanderweg mehr.
Ich drehe also um und genieße ab nun die sanft abfallende Strecke.
















Hin und wieder bilden sich zarte Nebelschwaden und ziehen auf den Weg. An dieser Stelle beginnen plötzlich, von oben immer wieder Steine auf den Weg zu kullern. Ob hier ein Waldgeist sein Unwesen treibt...? Ich bin dann doch froh, diese Passage hinter mir lassen zu können.
Ja, heute macht es Spaß, es läuft sich leicht&locker, wie es doch immer sein sollte.



Ich ziehe noch ein paar Kurven durch den Ort. Kurz vor meinem Parkplatz stoppe ich für ein Foto, dass ich immer schon vorhatte. Weil hier in einem Vorgarten eine simple Palette als fixes Deko-Element steht, und immer wieder neu phantasievoll umgestaltet wird. So etwas liebe ich!

Leichter Nieselregen setzt ein. Rundum zufrieden schwinge ich mich ins Auto und fahre heim, Kaffee&Kuchen warten :-)












Noch wenige Stunden, dann kommt das neue Jahr, 2016.

Was es uns wohl bringen wird, wohin der Weg uns führt...?

Welche Erwartungen, Hoffnungen erfüllen sich?

Welche Sorgen bleiben, welche kommen neu auf uns zu und welche lösen sich hoffentlich auf?

Welche Überraschungen stehen uns bevor?

Welchen schönen Erlebnisse dürfen und welchen unschönen müssen wir entgegen sehen?

Wie wird's laufen?

Wird es ein gutes, wird es ein schlechtes Jahr?

In 12 Monaten wissen wir mehr. Aber egal was kommen mag, nehmen wir die Herausforderungen an! Und wir werden das schaffen. Ganz bestimmt!



Ich wünsche allen einen guten Start in ein glückliches 2016!


4 Grad, 8,9 km, 57:20, (6:28 Min/km), HF 130

Dienstag, 29. Dezember 2015

40 m und 600 Jahre Geschichte

Immer noch blauer Himmel zwischen Emmental und Berner Oberland.
Zwar freue ich mich auf den Lauf heute, aber rund läuft es nicht. Wieder macht mir ein zu hoher Puls zu schaffen und da ich versprochen habe, nur moderat zu laufen, komme ich um einige Geh- und Stehpausen nicht umhin.
Nun gut, nutze ich die eben zu dokumentarischen Fotos.


Solchen zum Beispiel.
Langlauf ... ja, hätte ich sicher gern gemacht, so nah an der eigenen Haustür :-(










Oder das hier.... Löwenzahn in mehreren Stadien.
Ein Glück, dass es übrigens kein Geruchs-Internet gibt, noch nicht. Denn dann käme hier nun wunderbarer landwirtschaftlicher Geruch mit rüber. Emsige Bergbauern bringen gerade die "Bschütti" aus. Hört sich putzig an, ist aber pure Gülle.





Und wo der Löwenzahn blüht, mag das Gänseblümlein nicht zurückstehen.

Bilder vom 29. Dezember 2015...










Nee, welch ein Elend... Nun ja, wenigstens war Sonnenschein. Und da inzwischen draußen Wolken aufziehen, dann eben noch ein paar Eindrücke schöner Wanderungen im lieblichen Emmental, bzw. eher auf dessen Höhen.

Die Kirche Würzbrunnen, ein begehrter Heiratsort der Region. Und eine Handvoll Schneeeeeeeee.









Beim Aufstieg setzt uns die Sonne mächtig zu. Mein eidgenössischer Ehemann wandert kurzärmelig.
Doch ist man im Wald oder gar einer Senke unterwegs, wird es sofort sehr kühl.
Und ehrlich mal, eine solche Wohnlage wie dieses nette Holzhäuschen, ist das nicht ein Traum?!






Unser Ziel ist ein Aussichtsturm mitten im Wald.
Gute 40 m geht es hinauf. Und damit der Aufstieg nicht so langweilig wird, finden sich am Geländer Plaketten zu geschichtlichen Ereignissen, von größerer und kleinerer Bedeutung.
Bildung im Vorbeigehen, sozusagen.










Eine kleine Auswahl:






























Oben dann eine phantastische Aussicht. Auch wenn der Turm durch die vielen Besucher leicht wankt. Das erinnert an das kleine Erdbeben, dass kurz vor Weihnachten noch zu Hause spürbar war. Morgens um 7 wackelte der Boden, aber nur in wenigen Orten im Rhein-Erft-Kreis.

Blick zum Jura, man kann weit hinten einige der Berner Hochhäuser erkennen, dahinter der Jura und Dunst über dem Mittelland:




















Schwenk nach links, Blüemlisalp und Niesen:




















Und nochmals leicht weiter links geschaut, Hohgant, Schreckhorn, Finsterarhorn und die großen Drei, Eiger-Mönch-Jungfrau:





















Ein wenig Kunst steht auch im Wald herum. Dieses Werk hieß "Reise zum Ich" oder so ähnlich.











Da die Lokale am Wegesrand alle geschlossen waren, genießen wir Kaffee und selbstgemachten Stollen eben auf dem eigenen Balkon.












Und während mein armer Mann zurück für 3 Tage Arbeit musste, nutze ich nochmals das schöne Wetter und will eine 600-jährige Eiche anschauen gehen. Nochmals ein paar Autominuten hinein ins Emmental.

















Und plötzlich steht sie vor mir, die Stouffeneiche. 600 Jahre. Beeindruckend.


Ich lasse mich nieder und genieße die Ruhe, die Sonne, die Aussicht.
Ein Traum.














Eigentlich hatte ich mir einen Rundweg auf der Wanderkarte ausgesucht. Doch nicht viel weiter auf der nächsten Alp verlässt mich mein Wanderglück. Plötzlich fehlen die gelben Wandermarkierungen. Ich irre eine Weile über Kuhweiden hin und her (Gottseidank haben die Kühe heute keinen Ausgang) und bin froh, dass der Boden hier im Schatten und daher gefroren ist. Ich versuche, aufs Geratewohl den Weg zu suchen und gerate in einen Wald mit immer steiler abfallendem Gelände.
Nein danke, da kehre ich eben um.

Das hat auch den Vorteil, dass ich mir einen Vitaparcours näher ansehen kann, der mir schon auf dem Hinweg auffiel. Die Anlage hat, wie ich später recherchiere, eine Länge von 2,3 km, mal Waldweg, mal Trail, mal eine solch schicke Laufbahn, sowie mehrere Stationen mit diversen Kraft und Koordinationsübungen.
Das wird ein Ziel für spätere Sportaktivitäten, ich freue mich schon drauf!



Zurück kurz vom Startpunkt meiner Tour, die Täler füllen sich mit Dunst.






















Lauf heute:
Ca. 5 Grad, 10 km, 1:05:04, (6:31 Min/km), HF 139 (Pausenbedingt)

Samstag, 26. Dezember 2015

I'm dreaming

...of a white Christmas" - selten fand ich einen Titel so treffend. Frühlingshaftes Weihnachten, auch in den Bergen.

Gut, Eiger, Mönch und Jungfrau lassen von fern ihr Weiß über das Grün der Thuner Allmend strahlen. Aber wer weiß, nachher haben die Eidgenossen das auch nur aufgemalt...
Bei knapp 10 Grad haben wir uns aufgemacht, hier ein wenig dem Festtagsbraten ansatzweise den nachträglichen Garaus zu machen.
Mir war nach flachem Laufterrain, also geht es 3 Runden um das aspahltierte Oval um die wintergrüne Wiese herum.
Wir sind keinesfalls allein. Manche Spaziergänger sind unterwegs. Lustigerweise fast alle schön wie Supermarkt gegen den Uhrzeigersinn. Vielfach werden die Weihnachtsgeschenke ausprobiert: Skateboards, Kinderräder, Inliner. Im Trend scheinen funkgesteuerte Modellautos zu sein. Mittig auf der Wiese liegt der Flugplatz, auf dem wir 2 kleine Maschinen landen sehen. Weitere Modellflugzeuge sind in der Luft. Ein Hornusser übt einige Abschläge.

Beim Lauf wird es mir schnell warm. Die Sonne entfaltet durchaus Potenzial, obwohl im Schatten Raureif auf dem Asphalt glitzert.

Es tut gut, nach 3 Tagen Faulenzen die Beine zu betätigen. Doch mein Puls will wieder zu hoch hinaus. Also hier und da eine kleine Pause eingeschoben.
Beispielsweise an einigen Potemkinschen Attrappen. Die Allmend dienst ja wochentags als Areal zur Armeeausbildung.



Auf unserer dritten Runde versinkt die Sonne hinter der Stockhornkette. Wie auf Knopfdruck wird es sofort spürbar kälter.  Wenigstens bekommen wir so zumindest noch ein klein wenig Wintergefühl.

Übrigens wird hier gerade die Entscheidung diskutiert, in den Armeegebäuden direkt an der Allmend Flüchtlinge unterzubringen. Wer sich also vor kriegerischen Auseinandersetzungen hier in Sicherheit gebracht hat, darf dann von Montags bis Freitags Panzergetöse, Granatenkrachen und Schießübungen miterleben.

Friedliche Weihnachten wünsche ich!

9 Grad, 11,1 km, 1:13:49, (6:40 Min/km), HF 142

Sonntag, 20. Dezember 2015

Fürstlich gelaufen

Heute müssen wir nochmals auf den Weihnachtsmarkt in Brühl (bei Köln), weil ich dort letztes Wochenende einen sehr gut sortierten Stand mit Ersatzteilen für erzgebirgischen Weihnachtsschmuck entdeckt hatte. Der Standbetreiber gab mir Tipps, wie ich meine seit 20 Jahren laufunwillige, innigstgeliebte dreistöckige Pyramide erfolgreich wieder flott bekam und nun kehre ich noch mit genauen Maßangaben zurück, um die Pyramide auf Teelichtbetrieb umzurüsten.
Und laufen will ich ja auch noch... Da kommt mir der Gedanke, dies doch gleich in Brühl zu tun. Denn dort gibt es einen ganz wunderbaren Park um ein sehr stattliches Schloss herum.

Schloss Augustusburg, gebaut von Kurfürst Clemens August I, einem Wittelsbacher (!), vor den Toren von Köln.
So traben wir gemütlich durch den recht weitläufigen Park.










Das Schloss wurde nur als Sommerresidenz erbaut, für ca. 4-6 Wochen pro Jahr.
Da dies anscheinend nicht ausreichte, ließ Clemes August zusätzlich ein paar Laufminuten weiter ein Jagdschlösschen errichten, zu dem diese Allee führt.








Schloss Falkenlust. Wie der Name verrät, für die Falkenjagd errichtet.










Und wenn Augustusburg und Falkenlust zu stressig waren, konnte der Kurfürst noch seine kleine Kapelle zur Kontemplation aufsuchen.











Die Ornamente der Außenwände sind mit Muscheln gestaltet.












Zurück geht es von Falkenlust und Kapelle wieder Richtung Park. Wir überqueren eine Brücke mit grobem Pflaster, über das gut noch die kurfürstliche Kutsche geholpert sein könnte.















Immer wieder ergeben die Achsen des Wegenetzes Ausblicke und Perspektiven. Einige wenige Läufer und Spaziergänger sind unterwegs.












Besonders auffällig, auch akkustisch, sind die vielen Kanada-Gänse. Ziemlich schreckfrei spazieren sie umher und lauern wahrscheinlich auf Fütterung.












Inzwischen haben wir den Park grob einmal umrundet und nähern uns dem Schloss von der Orangerie her.










Vor Jahren habe ich einmal eine Führung mitgemacht und wenn ich nicht irre, müsste im 1. OG in der Mitte hier das Schlafgemach des Fürsten sein.












Der Ausblick geht an dieser Stelle auf den zu dieser Jahreszeit nicht ganz so attraktiven Rokokogarten.












Detail der Fassade. So ändern sich die Schönheitsideale. Aber Magermodells könnte ich mir hier nicht so gut vorstellen...










Ich will eine Stunde Laufzeit vollmachen, so laufen wir nochmals durch den Park.
Meinem eidgenössischen Ehemann ist inzwischen gut warmgeworden, wie man sieht.











Blick auf die Ostseite mit dem Ehrenhof. Früher, als es noch 2 Deutschlands gab und unser Teil von Bonn aus regiert wurde, gab man hier Staatsempfänge. Viele gekrönte Häupter und gewählte Mandatsträger wurden in Brühl empfangen.
An der Stelle möchte ich erwähnen, dass Clemens August noch einen "Zweitjob" hatte, er war Erzbischof von Köln. Mit dem Schlossbau begann er bereits im zarten Alter von 25 Jahren. Dagegen ist doch ein gewisser Bischof Tebartz-van Elst ein Anfänger gewesen... In Köln war man wahrscheinlich nicht ganz unfroh, als der Kurfürst verschied, denn damit endete eine seit dem 16. Jahrhundert bestehende Herrschaft der Bayern (!) über das Kurfürstentum Köln...

Nach dem Lauf noch rasch ein kurzer Abstecher in die Brühler Gässlein. Hier war mir eine Entenliebhaberei der speziellen Art aufgefallen.




Auf der Heimfahrt erfreut mich mein Auto noch mit dieser Schnapszahlanzeige seiner vielen gelaufenen Kilometer. Brav wie es mir immer dient, genau an einer roten Ampel, so dass Zeit fürs Foto ist. Ich möchte auch noch die nächste Schnapszahl mit meinem treuen Gefährt erleben!








Wir hatten einen schönen Lauf in ungewohnter und abwechslungsreicher Umgebung. Wenn auch die ungewohnte Witterung (ich hätte auch hier und da noch Gänseblümchen fotografieren können) nach wie vor nicht adventlich ist. Mit meinem Puls bin ich relativ zufrieden. Mit den vielen Fotostopps hielt er sich im Rahmen

11 Grad, 9,6 km, 1:00:44, (6:19 Min/km), HF 135