Donnerstag, 14. Januar 2016

Mentales Training


Ach das Leben ist ungerecht...
Seit meinem Missgeschick hadere ich mit mir selber im Kreis herum. Eine winzige Unachtsamkeit und schon hat man sich so richtig lahmgelegt.

Gut, hätte schlimmer sein können. Bei ungünstigerer Gestaltung meines freien Falls die unteren Treppenstufen hinab etwa den Fuß gebrochen, oder gleich noch Arme/Hände zusätzlich lädiert.
Wenigstens konnte ich die Leih-Krücken schon wieder zurückgeben. Und "erfreulicherweise" ist nur die Kapsel angerissen während die Bänder heil geblieben sind, wie nun die Auswertung des MRT ergab. Dafür aber haben sich Ödeme im Knochen gebildet, und die brauchen auch ca. 6 Wochen, bis sie wieder verschwinden. Meint der Arzt.
Nun verziert eine schicke Orthese meinen Fuß. Sie trägt sich erstaunlich angenehm und Gehen damit fällt leichter. Aber an ausführliche Spaziergänge ist kein Denken. Im Fuß hämmert es nach ein paar Schritten zuviel wie in einem kleinen Bergwerk.

Also sitze ich halt den Sessel platt.
Und vertiefe mich u.a. in einen Film, den ich jedem Laufinteressierten, Liebhabern extremer Läufe sowieso, nur empfehlen kann. "I want to run" (Link) - eine Dokumentation des Transeuropalaufs 2009, ein Lauf über 4500 km in 64 Tagen von Süditalien zum Nordkap. Ich habe ihn zwar schon einmal gesehen, aber das geht auch öfter. Nicht weil ich masochistisch veranlagt bin. Nein, weil der Film die Faszination Lauf auf ganz besondere Weise transportiert.
Die Begeisterung der Teilnehmer, die filmisch begleitet werden, ihre Vorbereitung, ihre Vorfreude, ihr Respekt vor dem Projekt und der gewaltigen Distanz.
Dann der Start, die ersten Tage, das Einfinden in einen Rhythmus, der ihnen mehr als 2 Monate täglich sehr viel abverlangen wird.
Die Kämpfe mit Wetter, Wegen, Ausrüstung.
Die körperlichen Leiden und ihre Überwindung.
Die nicht versiegende Freude am Laufen, trotz aller Widrigkeiten und Hindernisse.
Die mal stille und mal laute Begeisterung, wenn sie am Ende nach extrem strapaziösen letzten Tagen im nordischen Sturm und Regen endlich am Punkt der Begierde ankommen.

Ich habe sicher keinen solchen Lauf vor. Dazu muss man geboren sein oder eine sowas von ganz spezielle Natur sein, die ich nicht bin. Wobei ich nicht ausdrücken will, dass die Teilnehmer seltsame Vögel seien, nein, sie kommen sehr sympathisch rüber und haben meinen Riesenrespekt vor ihrer Leistung.
Wer selber läuft, den vereinnahmt dieser Film ganz besonders. Fast spürt man körperlich mit, wie sich die Läufer fühlen. Wenn sie ihre Strecke verfolgen, an den Verpflegungspunkten dankbar Getränke und Nahrung aufnehmen, abends ermattet in den Schlaf fallen. Und auch wenn sie sich immer wieder durch Worte und Gesten gegenseitig Unterstützung geben. Ich empfinde diese Dokumentation als mentale Motivationsspritze. Wo Menschen ein solches Projekt bewältigen, erscheint eigenes Grämen bei manchen Läufen als Sandkorn unter der Sohle des Laufschuhs!
Da freut man sich, wenn es bald dann wieder losgehen kann. Hoffentlich!

Leider nicht schon kommenden Sonntag, wo ich meine Teilnahme am Pulheimer Staffelmarathon eingeplant hatte. Aber mein eidgenössischer Ehemann wird unsere Fahnen aufrecht halten und natürlich drücke ich dem ganzen Team feste die Daumen für einen schönen Lauf!

20 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    ach ja, den Film hab ich auch schon mal gesehen. Witzigerweise schau ich mir solche Sachen aber auch eher an, wenn ich mal nicht laufen darf/kann/will, als wenn ich regelmässig meine Runden drehe...
    Ich kann deinen Ärger über den Fehltritt gut verstehen, aber immerhin kannst du gehen und den Alltag bewältigen und liegst nicht mit einer Gehirnerschütterung darnieder! ;) Ich drücke dir weiterhin die Daumen, dass alles gut und vollständig abheilt und du das "want to run" in ein "going to run" ändern darfst.

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    1. Liebe Doris,
      Du hast natürlich recht, und ich sehe auch ein, dass es hätte schlimmer kommen können. Aber der Mensch neigt halt immer dazu das zu sehen, was er gerade nicht haben kann... Ich arbeite dran.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,

    ja, da ist der Frust sicherlich groß. Eine kleine Unachtsamkeit. Aber Du weißt, dass die Pause endlich ist und absehbar ist, wann Du wieder auf die Piste darfst.

    Danke für den Filmtipp. Ich hab ihn noch nicht gesehen. Vielleicht belohne ich mich, wenn ich auch irgendwann mal wieder darf.

    Gruß und weiterhin ganz, ganz gute Besserung
    Anja

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    1. Liebe Anja,
      gegen Deine Zwangspausenerfahrung ist meine natürlich winzig. Ich hoffe natürlich auch, dass meine Pause rasch vorüber geht.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  3. 6 Wochen Pause? Ohje. Vielleicht schaffst es ja schneller wieder auf die Beine!
    Von dem Film habe ich schon gehört - aber nie gesehen. Wird eindeutig mal Zeit. Alleine schon um vielleicht auch meiner Umwelt zu zeigen was laufen für mich bedeutet.

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    1. Lieber Markus,
      die 6 Wochen beziehen sich auf den Heilungsprozess. Moderat und vorsichtig joggen darf ich, wenn ich meine es ginge. Aber davon bin ich weit entfernt.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    bei allem Verständnis für deine Situation: Du weißt, Hadern und Jammern bringen dich weder körperlich noch psychisch weiter. Und uns hat ja nie jemand gesagt, das Leben sei gerecht! Wenn es das wäre, würde es uns möglicherweise sehr viel schlechter gehen - selbst in einer solchen Verletzungspause sind wir sozial, materiell und vielleicht sogar gesundheitlich noch weit besser dran als der Durchschnitt. Und ob es gerecht wäre, dass wir besser dran sind als andere? Puh, schwer, mir dafür Gründe einfallen zu lassen!
    Also: Blick nach vorn und die lauflose Zeit so nutzen, dass du nicht ins Grübeln kommst. Du hast ja schon gute Fortschritte gemacht - und wenn ein Film dir Motivation dabei gibt, umso besser!

    Liebe Grüße und gute Besserung weiterhin,
    Anne (Laufpause mittlerweile ca. 3 Monate, kein Ende in Sicht - trotzdem geht's mir im Wesentlichen gut)

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    1. Liebe Anne,
      rational hast Du natürlich völlig recht und es stimmt ja auch, was Du sagst. Der Kopf weiß das. Aber der Bauch jammert weiter auf hohem Niveau. Hat wohl damit zu tun, dass ich mit solch einer Verletzung noch nie zu tun hatte. Selbst nach meiner Blinddarm-OP vor einigen Jahren ging es täglich besser. Nicht so jetzt. Und nichts anderes tun können, als vom Sofa auf den Sessel zu wechseln, setzt mir arg zu. Nun denn, ich werde lernen, mich einzufügen...
      Liebe Grüße und danke
      Elke

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    2. Liebe Elke,

      dann bring den Bauch zum Schweigen, indem du was gegen sein Gejammer unternimmst! ;-)

      Ich durfte ja 2 1/2 Wochen nur mit Stützen rumhumpeln - und Geduld ist auch nicht meine Stärke. Aber ich hab schnell gemerkt, dass man trotzdem viele Übungen machen kann: Kurzhantel oder Theraband für den Oberkörper, Rumpfstabi (sofern man Knie/Fuß nicht aufsetzen musste), Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen für die Beinmuskulatur, die man auch ohne Belastung auf die Gelenke ausführen kann. Von "nur vom Sofa auf den Sessel wechseln" kann also nicht die Rede sein.

      Hast du eigentlich deinen Arzt mal wg. Aquajoggen gefragt? Das müsste m.E. relativ bald wieder drin sein.

      Liebe Grüße nochmal und toitoitoi,
      Anne

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    3. Liebe Anne,
      hast ja recht. Aquajoggen war nicht Thema der Beratung. Elliptigo dürfte ich, wenn mir danach ist. Habe aber im Moment das Gefühl, dass Ruhe besser ist. Und es gibt ja auch spannende Filme oder Bücher, die einen glatt fesseln.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    hast Du Dir den Film über den Transeuropa-Lauf vielleicht nur angeschaut, um Dir zu sagen, wie gut Du es hast im Sessel lümmeln zu dürfen? ;-))

    Ich muß mir den auch mal besorgen.

    Da hast Du nochmal viel Glück im Unglück gehabt. Also schließe ich mich mal der Sichtweise der Anne an. Kopf hoch, Brust raus, Blick nach vorne!

    Du darfst mich aber gerne daran erinnern, wenn ich hadere, wenn es mal wieder nicht so läuft ;-)))

    Liebe Grüße und gute Besserung!
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      mh, gut erkannt. Natürlich muss ich ein wenig über mich selber schmunzeln. Dass ich nun, wo ich nicht laufen kann, mich danach sehne. Aber manchmal, wenn ich laufen kann, mich mit fadenscheinigen Gründen dann doch drücke... Nobody is perfect. Aber nerrrrrvig ist es halt im Moment.
      Ich werde Dich dran erinnern ;-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebes Humpelbeinchen,

    nur ein winziger Augenblick und schon kann alles ganz anders aussehen. Aber in deinem Falle sieht es ja nicht ganz anders aus, ein paar Wochen Pause und es geht wieder weiter.
    Ich hatte auch so ein komisches Ding am Fuß. Über 6 Wochen lang.
    Du brauchst jetzt nur ein bisschen Geduld und gute Filme (hast du ja :-) ) und den Rest erledigt die Zeit.
    Und ganz schnell ist alles wieder beim alten :-)
    Zum Glück hast du ja einen würdigen Vertreter für dich in den zwischenzeitlichen Läufen.
    Ich drück dich und grüß dich und schicke deinem Fuß ganz viele Besserungswünsche.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      so 6 Wochen sind sicher rückwirkend betrachtet schnell vorbei, aber wenn man noch den größten Teil vor sich hat...
      Tja, Geduld ist nicht immer meine Stärke, ich arbeite dran.
      Danke Dir und viele liebe Grüße zurück
      Elke

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  7. Man möchte mitheulen, wenn die Japanerin die titelgebenden Worte des Films ausspricht. Sie hat sich jahrelang vorbereitet, den Jahresurlaub von zwei Jahren zusammengelegt und viel Geld für eine weite Reise ausgegeben. Und nun kann sie nicht finishen!
    Liebe Elke, merkst du gerade, wie glimpflich du davongekommen bist? ;-)

    Trotzdem kann ich nachvollziehen, wie du dich momentan fühlst. Ich war auch schon mehrfach auf Entzug ...

    Gute Besserung!

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    1. Ja, die Japanerin mit ihrem still erduldeten Leid...
      Und der MS-Patient, der finisht...
      Das ist ja auch ei Fazit des Films, wozu man fähig sein kann, wenn man will.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  8. Vielleicht kannst du im Sinne Voltaires gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? :)

    An den Film erinnere ich mich gut. Habe vor Jahren Volker an einem der heißesten und sonnigsten Hochsommertage nachmittags in ein Programmkino geschleppt, in dem wir dann mit sage und schreibe weiteren zwei Personen im also fast leeren Kino saßen und mein Gatte sich einmal wieder bestätigt sah, dass er eine reichlich Verrückte Ehefrau gewählt hat. Jedenfalls eine, die ihn in für seinen Geschmack komplett abstruse Filme über noch Verrücktere schleppt. Wir haben uns sehr amüsiert. Insbesondere hinterher über uns ;)

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    1. Liebe Lizzy,
      danke für den Sinnspruch. Der hat was :-)
      Ich glaube, auf Leinwand wirkt der Film noch stärker. Ein Nicht-Läufer muss da aber doch den Eindruck gewinnen, dass das lauter Bekloppte sind. Haha, dann hinterher mit seiner "verrückten Ehefrau" darüber sich auszutauschen, das war sicher noch das Sahnehäubchen dazu :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  9. Liebe Elke,

    also langsam erschreckt ihr mich alle mit euren Verletzungen - jetzt hat es auch dich erwischt :(.
    Der Film klingt interessant. Ich höre ja immer Podcasts von Ultraläufen, wenn ich auf dem Laufband bergauf Training mache. Dann denke ich auch immer dass alles gar nicht so schlimm ist hier - obwohl mich manchmal auch das Fernweh überkommt.

    Gute Besserung!

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    1. Liebe Roni,
      tja, ruckzuck und schon hat man sich ein Problem eingehandelt.
      Dieser Film IST interessant, dürfte Dir gefallen!
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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