Montag, 28. März 2016

Dem Regenbogen entgegen

Ostersonntag: Der Wetterbericht glänzt mit schlussendlich präziser Vorhersage. War der Morgen noch regnerisch, so sollten am Nachmittag Aufheiterungen folgen. Gute Voraussetzungen also für den langen Trainingslauf der Woche, 27 km.
Nur den tollen Regenbogen hat er nicht angekündigt, der war die Zugabe für Ostern!
:-)


Der Preis für den Sonnenschein war wohl der unangenehme, böige Wind. Ich habe keinen genauen Plan und laufe irgendwie los. Die Füße tragen mich in die Steinheide, die trotz "Heide" ein Wald ist.
Perfekter Windschutz.








Am anderen Waldende das Erftland-Motodrom. Die Kartbahn, auf der die beiden Schumacher-Brüder ihre Karrieren starteten. Clou der Anlage: Sie kann in beiden Richtungen rennmäßig befahren werden, so dass man an einem Platz zwei Rennstrecken hat.







Und damit ist der nächste Punkt meiner Route schon klar: Manheim, das aussterbende Dorf.
Aussterbend deswegen, weil alle Bewohner umgesiedelt werden, um Platz für den heranziehenden Braunkohletagebau zu machen.
Eindrücke von einem früheren Besuch: Link


Musste man noch vor 2-3 Jahren genauer hinschauen, um unbewohnte Häuser zu erkennen, so ist es nun umgekehrt: Die noch bewohnten Häuser sind deutlich in der Minderheit. Ich schätze, 80 % sind unbewohnt.
Eine absurde morbide Stimmung herrscht.








Es ist sehr ruhig. Ich sehe genau 4 Menschen auf der Straße, zudem 2 oder 3 fahrend Autos.
Kein Kinderlachen,
keine Ostersonntagsspaziergänger,
kein Hundegebell.
Grabesstille.
Würde die Sonne nicht scheinen, es wäre sehr unheimlich.






Alles unbewohnt.










Ich entdecke einen kleinen Weg hinter Häusergärten entlang. Und werfe hier und da einen Blick über den Zaun.

Alles vernagelt hier.








Nichts mehr zu bewachen für Bello, Struppi oder Rex oder vor wem auch immer das Schild warnen sollte.










Die nächste Stufe des Dorfabrisses. Zuerst werden nur Rolläden herabgelassen, dann folgt das Zumauern der Fenster als Schutz vor Eindringlingen.
Vor Kellerfenstern sind Sandhaufen aufgeschüttet. Den Sinn verstehe ich nicht ganz.









Und wo die lebenden Bewohner wegziehen, nehmen sie auch ihre Verstorbenen mit. Entsprechend sieht der Friedhof aus wie ein Flickenteppich. Mag makaber scheinen, doch da auch der Friedhof verschwinden wird, geht es nicht anders.







Hinterm Dorf die inzwischen verlegte neue A4, die ich ja eine Zeit lang als besonderes Laufrevier nutzen konnte. Links davon auf dem Wall die Eisenbahnstrecke nach Aachen, rechts die Kohlebahn, auf der in eigenen Zügen die abgebaute Kohle transportiert wird.

Ab hier muss ich ca. 1 km Bundesstraße ohne Radweg laufen. Nicht sehr angenehm und ich weiche notgedrungen bei jedem anbrausenden Auto auf den unebenen Grünstreifen aus.

Bald habe ich mich 10 km dem strammen Westwind entgegen gearbeitet. Wundert mich selber, dass es eigentlich ganz gut ging und sogar Spaß macht.
Die Windräder sind mein westlicher Wendepunkt. Das Geräusch der sich kräftig drehenden Rotoren ist so nah dran beeindruckend.








Aus Westen zieht eine Regenwolke heran. Deutlich sichtbar, wie sie über den Ausläufern der Eifel ihre Last ablädt. Eigentlich müsste sie schräg an mir vorbei ziehen. Aber die wird doch wohl nicht etwa...?
Ab jetzt habe ich Rückenwind.






Als ich Burg Bergerhausen erreiche, wird es am Himmel dunkler. Diese einzige dicke Regenwolke ist doch inzwischen ziemlich groß geworden...










...und hängt wie ein gigantischer Wolkenbogen über mir. Von Westen scheint die Sonne bereits wieder unter dem Bogen hindurch und beleuchtet den neuen Friedhof des umgesiedelten neuen Manheims.





Und dann entsteht plötzlich vor mir ein gigantischer Regenbogen. Leider zu groß, um ihn in einem Bild ablichten zu können.
Eine Steigerung gibt es noch dazu: Ein doppelter Regenbogen bildet sich! Während ich diese Bilder mache, klatschen von hinten munter Tropfen an meinen Rücken.








Damit die Kamera keinen Wasserschaden nimmt, muss ich sie wegpacken, kann leider nicht das fotografieren, was hinter mir zu sehen ist: Kräftige Sonne, die einen kurzen aber heftigen Starkregen in gleißendes Licht taucht.

Ein faszinierendes Schauspiel!

Nach wenigen Minuten ist alles vorbei, Regen und Regenbogen verschwunden.

Ein weiteres Foto verkneife ich mir: Als ich an einem Fitness-Studio vorbeilaufe und hinter den großen Scheiben wahrhaftig Leute auf Laufbändern sporteln sehe. Da ziehe ich doch die Natur vor, auch wenn man nass oder durchgepustet wird.

Auf den letzten 3 km werden die Beine etwas schwer. Doch insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem heutigen Lauf.

14 Grad, 27 km, 2:56:26, (6:32 Min/km), HF134

Donnerstag, 24. März 2016

Von Daniel, Speedy und Emil

Sieht doch gut aus, oder?
Vor allem die untere Hälfte des Displays.
2:06 min/km!
Gern würde ich ja sagen: Jawoll, da ist ein Knoten aufgegangen und ich raste plötzlich mit fliegenden Beinen dahin wie Daniel Düsentrieb auf Crack oder Speedy Gonzales, die schnellste Maus von Mexiko.
War aber wohl doch eher ein liebgemeinter, wenn auch durchschaubarer Versuch der Polar, mich läuferisch zu motivieren.

Die Erklärung ist simpel: Manchmal stimmt die Messung zu den ersten Metern am Laufbeginn einfach nicht. Meist betrifft das aber nur einen exotisch hohen Puls, gerne mal über 200. Heute erscheint zur Abwechslung dieses Bombenspitzentempo auf der Anzeige.
Welche munteren Rechenspielchen ergäben sich da: 10 km in 21 Minuten zum Beispiel! Oder ein Halbmarathon in unter 45 Minuten...
Wo bitte gehts zur Weltspitze?!

Aber naja, ich werde mich mit meinem Brot-und-Butter-Tempo weiter begnügen. Nachdem ich Dienstag aussetzen musste (leichter Drehschwindel) und Mittwoch keine Zeit war, dann heute wieder ein gemütliches Lauf-Stündchen. Anfangs fühlte es sich etwas steif an, doch dann rollte es. 4 mal um einen Acker. Nichts Besonderes zu berichten, daher an dieser Stelle noch ein kleiner Lesetipp, der unbedingt hierher gehört:

Jean Echenoz: Laufen.
Kein Buch über Lauftechnik, Training, Läufe oder Ähnliches. Ein stilles, unaufgeregtes Buch über Emil Zatopek und sein Läuferleben. Woher er kommt, wie seine Karriere verlief und ein Stück weit, wie es ihm danach erging.
Das Interessante ist der Blick wie durch ein Fenster in eine andere Läuferzeit.
In die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg, wo mit einfacher Ausrüstung und einfachen Trainingsmethoden, ohne High Tech trainiert wurde.
Und auch in eine Zeit, in der eine Sportkarriere dadurch maßgeblich beeinflusst wurde, ob man vor oder hinter dem Eisernen Vorhang zu Hause war. In Zatopeks Fall so weit, dass er im späteren Leben gar zur Müllentsorgung strafversetzt wurde.
Die Schilderung Emil Zatopeks Leben und seine Läuferkarriere vor dem Hintergrund der damaligen Verhältnisse in der CSSR machen den Reiz und die Spannung des Buches aus.
Ganz ohne Trainingseinblicke bleibt man dann doch nicht. Auch zu Zatopeks Zeit gab es bereits Intervalltraining, Fahrtspiel, etc. und die Ansicht, während des Trainings gezielte Anreize zu setzen, ansonsten aber die Kräfte zu schonen für den Wettkampf. Doch seine persönliche Philosophie lautete:
"Emil denkt das Gegenteil, man müsse so hart trainieren wie irgend möglich, sich allerlei mühsamen Übungen unterziehen, damit das Rennen selbst dann leichter fällt. ... Wenn er müde wird, wenn er die geringste Gefahr bemerkt, langsamer zu werden, bemüht er sich spornstreichs um ein höheres Tempo. ... Diese Art des Trainings erlaubt ihm, seine Gegner durch eine Vielzahl von eingeschobenen Sprints zu zermürben und dabei noch genug Kraft für das stets extrem brutale Finale zu behalten." (S.64)

Wunderbare 126 Seiten, die sich locker an einem verregneten Nachmittag lesen.
Ich erhielt das Buch von einem lieben Kollegen (und in früheren Zeiten ambitionierter Läufer über 10.000m) geschenkt, der nun in den Ruhestand ging. Ohne dass er bei der Auswahl des Buches wusste, dass ich in 45 Tagen über genau die Brücke in Prag laufen will, die auf dem Einband des Buches gezeigt wird.
Ich nehme das mal als gutes Omen :-)

8 Grad, 10,1 km, 1:04:14, (6:22 Min/km), HF 140

Sonntag, 20. März 2016

Kerzers fordert


Kerzers - eine Kleinstadt im Kanton Bern im Ausnahmezustand: Zu den rd. 4.800 Einwohnern gesellen sich gute 8.600 Läuferinnen und Läufer und deren Anhang. Wir mittendrin.
Allerdings, nur mein eidgenössischer Ehemann wird laufen. Ich liebäugelte zwar ebenfalls mit dem 15-km-Lauf, doch in Anbetracht des Streckenprofils und der teils Naturwege verzichte ich aus Liebe zum Fuß.
Was allerdings schwerfällt. Die Sonne strahlt dermaßen wohlwollend vom Himmel, dass ich mir sogar vor Ort eine Läuferkappe zulege, damit mir sie mir nicht zu sehr auf den Scheitel brennt.
Von diesem Lauf hatten wir bisher nur gehört, und nun läuft man Mann erstmals mit, ich betätige mich als Zuschauerin.

"Swiss Season Opening" ist der Slogan, dazu wird hier einiges geboten.
Die Finisher werden später mit dieser Perspektive einlaufen und durch farbenprächtige Luftballonbögen und ein Spalier begeisterter Zuschauer dem Ziel entgegen eilen.








Wir eilen zunächst mit Weile, haben noch reichlich Zeit, uns zu orientieren, wo die Startblocks stehen werden, wie man am besten zu Garderoben, Duschen und Verpflegung gelangt.








Das Epizentrum ist in der Ortsmitte: Im Hintergrund zu erkennen das Start-Tor, zu dem die Teilnehmer in ihren Blocks geführt werden.
Später laufen sie dann durch eben dieses Tor kommend, allerdings aus der Gegenrichtung, ins Ziel, dessen blauer Teppich hier zu sehen ist.

Das Startprozedere entbehrt nicht einer gewissen Spannung: Noch während im 2-Minuten-Takt die Blocks losgeschickt werden, erfährt man über Lautsprecher von der im Expresstempo bereits wieder herannahenden Elite. Nur noch 3 km haben sie, und noch immer sind nicht alle Läufer und Walker gestartet! Und wahrhaftig, kaum 5 Minuten nachdem die letzten Starter unter dem Bogen auf die Strecke gingen, laufen die Sieger ein! Da darf es wahrlich zu keiner Verzögerung kommen, alles funktioniert mit der Präzision eines schweizer Uhrwerks.
Ja, sie haben's halt erfunden... ;-)

Die Siegerin fliegt heran, Maryanne Wanjiru, 49:35 hat sie für die durchaus fordernden 15 km benötigt.












Bethwel Chemweno siegt bei den Herren in 44:03.

Ein Dutzend kenianischer Cracks läuft mit, doch es gelingt einigen Europäern, sich dazwischen zu setzen.

Es ist wie immer spannend und interessant, die einlaufenden Läufer zu beobachten, von Freude und Leid, von Sprint bis Schlurfschritt, von Euphorie bis knapp vor Kollaps ist alles vertreten.
Ich mache mir ein wenig Sorgen um meinen Mann, ob er sich nicht angesichts der Temperatur nicht zu warm angezogen hat...? Die meisten Läufer sind trotz leichter Kleidung ziemlich nass geschwitzt.

Ungefähr zur geplanten Zeit sehe ich ihn herannahen, mit typischer Miene.
Der Kurs war an einigen Passagen härter als vermutet. Vor allem der Ramsey-Hill, ein heftiger Anstieg, hat ihn sehr gefordert. Doch ihm gelingt eine 1:17:00, 150. von 340 seiner AK!

Leider verpasse ich im nicht enden wollenden Finisherstrom Bloggerin Marianne und Andi, die ebenfalls teilnehmen. Zu gern hätte ich sie mit Zielfotos versorgt.

Nachdem mein Mann sich an der Zielverpflegung gelabt und sein Finishergeschenk (eine geräumige Sporttasche) entgegengenommen hat, gehen wir langsam Richtung Garderoben.





Hier sind wir noch verabredet, zur für Marianne und Andi traditionellen Bratwurst. Unerwartet und erfreulicherweise gesellt sich Blogger Hugo zu uns, der ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen auf den Lauf verzichten musste. Und konsequent verzichtet er daher auch auf Bratwurst.
Ich hingegen erlaube mir die sehr gut mundende Speise, laufe ich doch meine Trainingsvorgabe noch am folgenden Sonntagmorgen.



Mit den frischen Eindrücken und Schwung von Kerzers stehen wir kurz nach 8 Uhr bei 4 Grad in der Morgensonne auf der Thuner Allmend. Meine Vorgabe wäre ja ein Wettkampf über 10 km in 57 Min gewesen, doch in erreichbarer Distanz war kein solcher aufzutun. So wird es dann eben ein Lauf gegen die Uhr. Mein Mann läuft mit mir, um sein km-Konto weiter zu füllen und so drehen wir bei Kirchenglockengeläute und mit Blick auf startende Kleinflugzeugen 3 Runden. Und während er nur ansatzweise Anzeichen von Anstrengung in Form einiger Transpirationströpfchen auf der Stirn zeigt, muss ich ganz schön beißen und schnaufen. Ungerecht ist das!  Aber ich will mir den Schneid nicht abkaufen lassen, erlaufe die 10 km in 56:20. Doch was für mich harte Arbeit war, ist für manche Marathonis ein lasches Genusstempo.

Dienstag, 15. März 2016

Ein Wölkchen vergeht, es lebe das Wölkchen

Heute heißt es Abschied nehmen, von einem lieb gewonnenen Paar Laufschuhe, meinen Cloudsurfern.  Das sind diese Schuhe, die so komisch aussehen, weil sie untendrunter statt einer durchgehenden Sohle eben "Wölkchen" haben.










Seit Juli 2014 haben sie mich, im Wechsel natürlich mit anderen Schuhen, brav begleitet und sie sind mir ans Herz gewachsen. Aber nun, nach 400 km, schwächelt das hintere äußere Wölkchen doch merklich.

Obwohl die Sohle von der Seite betrachtet die sehr spezielle Hohlraum-Konstruktion offenbart, muss ich sagen, dass sich kein einziges Mal ein Stein darin festgesetzt hat. Erstaunlich.
Und man läuft auch keinesfalls eierig oder gar schwammig damit. Wer nicht wüsste, was er am Fuß trägt beim Lauf, er käme sicher nicht drauf.
Damit ich tunlichst weiter auf Wolken laufen kann, ist natürlich schon ein neues Paar der Marke am Start :-)!

Nachdem mich der lange Lauf des Sonntags doch mit ziemlichem Ausgelaugtsein in den Abend geschickt hat, fühlte ich mich am Montag schon wieder gut und heute waren Intervalle gefragt.
3 x 1 km in 5:30, zudem Ein- und Auslaufen. Kein Problem. Die schnellen km gerieten gar wieder zu schnell. Ist eben immer Hausfrauendenke: Laufe ich anfangs etwas schneller, habe ich für hintenraus ein Pölsterchen. Und dann will der Ehrgeiz natürlich jeweils auch bis zum Intervallende Tempo behalten.

Zur Belohnung gab es noch Fuß-Physiotherapie. Ich muss sagen, diese bekommt dem Fuß ausgezeichnet und ich habe das Gefühl, insgesamt bessert er sich von Woche zu Woche.
Und so geht man mit gutem Gefühl in die Praxis. Doch wenn dann der freundliche Fachmann Hand anlegt, und sofort wieder die 2 wundesten Punkte des Fußes (2 überdehnte und daher immer noch gereizte Sehnen) in die Mangel nimmt, könnte ich die eine oder andere Wand hochgehen.
Heute gab es noch ein Extra: Mir fiel eine gewissen Steifigkeit im Gelenk auf und ich sprach dies an. Holla, da waren wohl ein paar Knöchelchen noch verkantet, die er mit ungekannten Drehdrückziehgriffen und hörbarem Knacken wieder in Position brachte. Zugabe war ein flinker Drehgriff mit Knack an jedem Zeh, so schnell konnte mein Reflex den Fuß gar nicht wegziehen.
Aber, fühlt sich gut an - hinterher. So soll es sein.

8 Grad, 10,3 km, 1:03:44, (6:09 Min/km, darin 3 Intervalle à 1 km in je rd. 5:20 Min/km), HF 148

Sonntag, 13. März 2016

Zielerreichung

Meine Hassliebe einer Marathonvorbereitung - der lange Lauf am Sonntag.
Liebe - weil es so ein langes, intensives Lauferleben ist.
Hass - weil es auch "hinten raus" schonmal schwer werden kann.
So wie heute.
Dabei ist es eigentlich ein wunderbarer Lauftag, nur eine leichte Brise, angenehme Temperatur, blauer Himmel.

Der aufkommende Frühling ist greifbar. Die Enten alle nur paarweise unterwegs, außer die beiden Erpel, die unentwegt flatternd und rudernd ihren Rang auf dem kleinen Wasserlauf auskämpfen.
Schneeglöckchen und Krokusse säumen noch vereinzelt den Weg.

Ich möchte in der Nachbarkreisstadt einen Brief persönlich einwerfen, nicht aus Knauserigkeit sondern aus dem Wunsch der sicheren Übermittlung. Das gelingt im zweiten Anlauf, der erste endete an einem exquisiten, aber leider geschlossenen Schmiedeeisengitter, das den Weg zum wenige Meter dahinter liegenden Briefschlitz verwehrt. Dumm. Eine Runde um den Block gedreht, vielleicht gibt es vom Parkplatz aus einen Zugang? Nein. Also wieder noch vorne, und wie bestellt steht doch nun das Gitter auf!

Also Aufgabe erfolgreich erfüllt.
Und zudem gegenüber im Apothekenschaufenster eine hübsche Osterdeko entdeckt und verewigt.









Ich mag ja solche alten Dinge, die sicher viel erzählen könnten, wenn sie denn könnten.










Was mir auch gefällt ist solches wie auf diesem Foto.
Wenn Natur einfach so Beton ignoriert und hässlichste Bauten einen kleinen Farbtupfer bekommen.








Große Streckenanteile geht es am Wasser entlang. Hier die Stelle, an der der kerzengerade durch die Landschaft gepflügte künstliche Erftflutkanal vor 2 - 3 Jahren renaturiert wurde (wenn man etwas Künstliches überhaupt der Natur wieder zuführen kann). Jedenfalls wurde ein mäandernder Flusslauf in einer kleinen Auenlandschaft angelegt. Mal sehen, was sich dort so entwickelt. Angler zieht es jedenfalls schon an.

Ja das Laufen... Ich habe meinen Rucksack mit einem halben Liter Mix (Wasser-Salz-Maltodextrin) dabei. Alle halbe Stunde greife ich zu. Kann aber nicht verhindern, dass die Beine zunehmend müde werden.
Schon bei km 12 gelüstet es mich dauernd nach zitronensaurem Flüssigen. Nun ja, das wäre dann zu Hause verfügbar.
Bei km 15 greife ich zu einem Dextro-Täfelchen, das hat Zitronengeschmack, aber diese geballte Süße, die damit einhergeht, werde ich nie mögen.
Wahrscheinlich hätte ich besser am Vortag literweise getrunken. Ist jetzt aber auch zu spät. Wenigstens der Fuß macht brav mit.
Gegen Ende habe ich ganz schön zu beißen. Der Lauf zeichnet sich überhaupt durch eine ziemliche Bandbreite des Lauftempos aus. Ich konnte mich wohl mit mir selber nicht auf eine gleichmäßige Pace einigen.
Aber immerhin, der Puls hält sich sehr moderat.

Daheim erfreut der V800 mit seiner putzigen Animation. Wobei er mein eigentliches Ziel des Tages nicht kennt. Die Zielerreichungsmeldung bezieht sich nur darauf, dass ich die normale 100%-Tagesaktivität, die für Menschen meines Alters als gut erachtet wird, erreicht wird. Meine 22 km von heute werden in diesem Zusammenhang als 395% erreicht vermeldet.
Wäre das Bild animiert könnte man sehen, dass das Männlein (He, was ist eigentlich mit Gender?!) sich mit flotter Geste den Schweiß von der Stirn wischt.




Was aber mein wahres Ziel war, et voilà: Eine kleine Reminiszenz an München. Ein Radler aus Hacker-Pschorr und Zitronenlimo, das fließt sowas von prickelnd in den dürstenden Körper!
Diese Flasche hatte ich sogar in der Schweiz gekauft, wohin sie aus München wohl importiert wurde, und anschließend den Weg ins Rheinland fand.
Denn leider habe ich das Ziel, diese Marke irgendwo in meinem Umfeld aufzutun, noch nicht erreicht.
Aber das gebe ich nicht auf!







9 Grad, 22,1 km,  2:28:15, (6:42 Min/km), HF 135

Freitag, 11. März 2016

Motivation und bügeln

Wenn mal alles im Leben so gut klappen würde, wie meine Wetterbestellung von vorvorgestern!
Prompt haben wir 10 Grad, regenfrei und Aussicht auf mehr davon!
Wenn das nicht einen Motivationsschub gibt!

Die zweite Marathon-Trainingswoche läuft. Gestern die Aufgabe, 7 km in 6:00 Min/km zu absolvieren. Gelungen, sogar in 5:48 Min/km, war aber anstrengend. Ich erlaube mir daher, von den Auslaufkilometern nicht alle zu laufen, weil ich heute noch etwas vorhatte.
Denn es drang immer wieder der Ruf aus der Garage ....
"Hol' mich raus..., hol' mich raus....
ich langweile mich hier drin!"
Und wahrhaftig, schon 2 Wochen vergangen, seit ich das letzte mal das ElliptiGo bewegt habe.
Ja das geht ja gar nicht!

Also los zu einer kleinen Runde heute, die sowas von Spaß macht! Ritsch-ratsch durch die Landschaft gleiten, und die schöne hohe Aussichtsposition genießen. Die muss man sich ungefähr vorstellen wie den Unterschied zwischen der Sitzposition in einem normalen PKW und in einem LKW. Wenn ich daheim in die Garage rolle, muss ich den Kopf ein wenig einziehen.
Die Pferde auf der Koppel im Bild rechts sind weit genug weg und bleiben unbeeindruckt. Aber ein paar Hunde schauen wieder unentschieden zwischen Ratlosigkeit, Angriff oder Flucht.

Angriff wird das Motto für meinen eidgenössischen Ehemann. Seit er leichtfertig erklärte, wenn Läuferfreundin Heidrun den Jungfrau-Marathon liefe, wäre er natürlich auch mit von der Partie. Nun ist sie angemeldet....

Da habe ich mir doch auch motivatorisch etwas überlegt...
Daheim im Arbeitszimmer.
Im Schrank.
Das schmale Teil des Schranks ist ein Auszug, der auf der einen Seite das Bügelbrett aufnimmt.
Die andere Seite ist daher nur einfach Rückwand.
Bisher.












Nun prangen auf der Rückwand Bilder eines Kalenders mit Motiven dieses Marathons. Ganz unten beginnend mit der noch flachen Passage gegen Lauterbrunnen, gefolgt von der Wengener Wand und dann der unvergleichlich schönen Partie hinauf zur Moräne im Angesicht von Eiger, Mönch und Jungfrau. Gekrönt vom Abschluss kurz vor dem Ziel beim Seeli.

Und jedesmal, wenn der Auszug zwecks Entnahme des Bügelbretts betätigt wird, kommen diese schönen Bilder zum Vorschein.
Oder umgekehrt: So bekommt Bügeln nochmals einen besonderes Reiz.
Man kann aber auch einfach mal so dran ziehen :-)
Dienstag laufen:
10 Grad, 9,5 km insgesmt, darin 7 km in 5:48 Min/km, HF 144

Heute ElliptiGo:
10 Grad, 11,5 km, 38:10, (18 km/h im Schnitt), HF 145

Dienstag, 8. März 2016

Einmal bestellen, bitte!

Wenn ich ein Maler wäre, müsste ich heute unbedingt die Pastellpalette des Abendhimmels auf die Leinwand bringen. Da ich das aber leider nicht beherrsche, bleibt mir nur das stille Genießen und ein kleiner fotodokumentarischer Druck auf den Auslöser.

Der lange Lauf des Sonntags hat keine Beschwerden am Fuß nach sich gezogen. Nur so das übliche "Uah" und "Uff" und kräftigen Tiefschlaf nach einem Lauf, der deutlich länger war als die Betätigungen in den Wochen zuvor.

Wie schön ist es doch, dass man noch um 17 Uhr gemütlich auf eine Laufstunde gehen kann, ohne sich gegen die Dunkelheit lichttechnisch zu rüsten.
Ich freue mich schon auf Läufe in einen lauen Abend hinein. Und auch endlich bei milderen Temperaturen.
So um die 10 Grad würde ich gern bestellen, bis 15 wäre auch ok. Dazu maximal ein leichter Windhauch, bitte nicht mehr. Niederschlag bitte nur bei höheren Temperaturen, beispielsweise in Form eines erfrischenden Sommerregens.
Mehr Wind bitte erst wieder im Herbst, wenn man sich nach manchem Lauf in Sommerhitze darüber freut, wenn's einem so richtig um die Ohren pustet.
Ach, und ehe ich es vergesse, ein paar Läufe im frühen, frischen Morgen, wenn noch die Tautropfen auf Laub und Gräsern blitzen, hätte ich auch gern.
Kann mir einer bitte sagen, wo ich meine Bestellung aufgeben kann?
Oder gibt's dazu eine App?

Vor der Haustür erlebe ich gerade noch einen, dessen Bestellung zuverlässig geliefert wurde: Luigi, der Clochard-Kater des Viertels, hatte sich kurz zuvor vom Hausherrn servieren lassen. Und ehe ich ihm am Ende gar noch sein Futter streitig mache, schlingt er es erst einmal hinunter, bevor er mich eines kurzen Blickes würdigt und von dannen zieht.
Morgen früh um 6 erwartet er die nächste Lieferung. Wahrscheinlich erfolgt sie zuverlässig pünktlich.


4 Grad, 9,3 km, 1:00.22, (6:26 Min/km), HF 145

Sonntag, 6. März 2016

Matsch nur für die anderen

Der erste lange Lauf im Rahmen des Trainingsplans steht an, 22 km, wie das wohl gehen, bzw. laufen wird?

Meine Taktik war eigentlich, am Samstag loszulaufen und zu schauen, wie es geht, und was nicht gehen würde, eben einfach noch am Sonntag nachzulaufen.
So weit so gut, doch Petrus sah das anders. Während mein eidgenössischer Ehemann zum Skilaufen weilt (mein Fuß verträgt sich so gut nicht mit dem eng und fest sitzenden Skistiefel), hätte ich ja Zeit. Aber der Himmel öffnet die Pforten, Frau Holle ihre Federkissen, und in einem Mix aus Nebel, Schnee und Regen geht gar nichts. Soviel kommt gar in kurzer Zeit vom Himmel, dass die Zufahrt zum Dörfli mit Räumfahrzeug bearbeitet werden muss.
Also, alles auf eine Karte und auf Sonntag gesetzt.

Ungeplant geraten wir wie schon letztes Jahr in den Survival Run in Thun auf der Allmend, das Areal, wo mein Mann und ich gemeinsam, aber in unterschiedlichen Tempi unsere Runden drehen wollen.
Während wir starten, drehen gerade die Kids ihre verkürzte Runde, das Hauptfeld folgt später.
Noch erfreut ein blauer Himmel unsere Augen, doch das wird sich noch ändern.
Am Start/Ziel-Bereich treffen wir Schwager und Neffe, letzterer wird sich später in den Matsch werfen, seine beiden Kids sind gerade mit auf dem Kurs.

Allerdings ist der Kinder-Run etwas leichter, durch die Reifen müssen sie nicht.

Ich laufe vor mich hin. Die ersten 4 km fallen etwas schwer. Sowohl konditionell, als auch vom Fuß her. Der vertrug ja die letzten Läufe gut, doch seit der Physiotherapeut am Donnerstag kräftig dran zog und drehte, drückte und knetete, ist der Fuß etwas länger beleidigt. Aber ich sage mir, so lange es nicht schmerzt beim Laufen laufe ich.

Und das sogar hier mit Musikbegleitung. Irgendwie läuft es dann doch gut. Rasch habe ich 10 km voll, 11, 12. Der Fuß hat sich auch beruhigt und an die ihm abverlangte Tätigkeit gewöhnt.







Mein Mann läuft nicht ganz freiwillig in kurz, er hat schlichtweg seine lange Tight daheim vergessen. Und dann ärgert ihn auch noch seine Garmin durch beharrliche Kooperations-Verweigerung.
Aber die Harten und Garten usw. Er muss eh' schneller ran als ich.





Bald startet auch der Hauptlauf und aus der Ferne sehe ich einen endlosen bunten Lindwurm über die Allmend eilen.
Im Bild zu erkennen, wie sich das Himmelsblau leider zunehmend verkleinert.



Eine dichte Wolkendecke schiebt sich aus Richtung Bern heran. Kaum ist die Sonne weg, fühlen sich die 3-4 Grad gleich schattiger an, der aufkommende Wind tut ein Übriges.

Ich bin ein wenig verwundert, wie gut doch die zweite Stunde bei mir läuft. Zwar kommt immer wieder mal ein kleines Ziepen aus Richtung Fuß, aber schmerzhaft ist es nicht. Eher eine Botschaft, dass sich da unten links einer einfach anstrengt. Und der Kopf unterstützt das, indem er sich stetig auf einen weichen Fersenaufsatz, gerade Ausrichtung des Fußes nach vorn und sanftes Abrollen konzentriert.
Inzwischen gibt es zudem auch viel zu sehen, auf dem Grün neben dem Asphaltband plagen sich die Survival-Runner über ihre Hindernisse.

Viele lustige Outfits sind zu sehen, Männer in Baströckchen, Hulks, Sträflinge, Ballerinas, Katzen, Löwen, Erdbeeren und Ananas. Ein ganzes Ultra-Leicht-Flugzeug gar, getragen von mehreren Läufern zugleich.
Kurz sehe ich die Spitze, einen knackigen Adonis nur bekleidet mit einem knappen Höschen, der war aber zu schnell zum Fotografieren.
Auch Andi, den Neffen, sehe ich kurz in seinem Ganzkörper-Knochenmann-Anzug und rufe ihm zu.

Aber außer bei den Querungen der Survivalstrecke bleibe ich nicht lange stehen, es kühlt zu sehr aus sonst.

Da mag ich mir gar nicht vorstellen wie es ist, eingesuhlt mit Matsch und nass von den Wasserbecken hier diesen Lauf zu bestreiten. Aber wie schon im letzten Jahr, alle grinsen und sehen ziemlich happy aus.







Mein letzter Blick auf die Strecke fängt dieses Trio mit Hähnchen auf dem Kopf ein. Was es nicht alles gibt...!

Ich mache mich auf Richtung Auto, das ca. 2 km entfernt geparkt ist.
Die 22 km habe ich nicht ganz auf dem Tacho, aber mit 19,9 bin ich auch sehr zufrieden und gebe mich nicht dem Ehrgeiz hin, auch noch die 2,1 km zu komplettieren. Der Fuß hat brav mitgemacht, überreizen will ich ihn nicht. Mir reicht für heute das Gefühl, dass diese kleine Reststrecke auch noch möglich gewesen wäre. Letztendlich habe ich ja die Laufdistanz seit dem Wiedereinstieg mehr als verdoppelt, ist doch was! Die Formkurve zeigt nach oben, ein schönes Gefühl. :-)

Als wir nach wenigen Autominuten daheim sind und unten das Match im Matsch noch andauert, weht der Wind plötzlich wieder dichte Flocken um unser Holzhäuschen. Bergwetter halt.

3 Grad, 19,1 km, 2:11:27, (6:37 Min/km), HF 141