Montag, 17. April 2017

Fast eine Ostereiersucherei

Shetty Calippo schaut neugierig aus seiner Box, als wir uns lauffertig machen. Aber im Gegensatz zu mir, die ich angesichts der regnerischen, kalten Witterung am liebsten gleich wieder aufs Sofa wollen würde, wäre ihm sicherlich nach einem Galopp ins Grüne.

Heute in 3 Wochen steht der Marathon an. Also auf zu 30 km Longrun. Und man weiß ja, wenn man einmal läuft, macht der Regen nichts mehr aus.
Nein, rein gar nichts.
Ist quasi nicht da.
Überhaupt nicht.
(Es geht doch nichts über ein gutes Mantra)





Mein eidgenössischer Ehemann muss 32 km rennen, flotter als ich. Somit starten wir zwar zusammen, aber jeder in seine Richtung. Meine führt mich einmal mehr entlang des Thuner Sees.

Der Marktplatz am Ostersonntagmittag. Man kann an den zahlreichen Flaneuren gut Rückschlüsse auf das Wetter ziehen.
Gerade fällt zwar kein Regen, dennoch kommen Novembergefühle deutlich hoch.



Tief hängen die Wolken über dem Thuner See. Die Ausflugsdampfer verkehren allerdings, und ich sehe auch einzelne Passagiere.
War mir meine Windbreakerjacke anfangs noch zu warm, so herrscht am Seeufer Wind und damit Kühle, ein Glück, dass ich die Jacke habe.





Ich genieße die Einsamkeit auf den Uferwegen. Nur zurückschauen vermeide ich. Von dort rollt eine Regenwand heran. Schon verschwindet Thun in einer grauen Wolke. Also immer weiter nach vorn. Immerhin kann ich dabei Rückenwind genießen, auch wenn es sanft ansteigend geht.







Mein ungefährer Wendepunkt, das Hotel Hirschen in Gunten, malerisch direkt am Seeufer gelegen... Zu seiner Zeit traf sich hier die Hautevolée, seit einigen Jahren leerstehend und verfallend. Einen Eindruck früherer Zeiten kann man sich noch hier machen: Link

Wer den Film "Das Wunder von Bern" von Sönke Wortmann gesehen hat, mag es auch wiedererkennen. Im Film stellt es das Mannschaftshotel der deutschen Fußballelf von 1954 dar. Das Originalhotel von damals  steht zwar in Spiez, ist aber weniger attraktiv gelegen.

Neben dem Gebäude liegt eine Art Kindergarten, der für heute zum Ostereiersuchen einlädt, im verwilderte Hotelgarten. Doch nur ein Vater mit 2 Jungs scannt emsig das Areal, die Kindergärtnerin steht einsam herum. Wir kommen ins Gespräch und sie lädt mich ein, doch mitzusuchen.






Und während ich ein wenig Schutz unter dem weit ausladenden Blätterdach eines Baumes suche, entdecke ich wahrhaftig ein Nest!

Die Kindergärtnerin animiert mich zuzugreifen, doch ich lehne ab, muss ja noch ein paar Kilometerchen laufen. In den Rucksack geht es auch nicht. Und überhaupt, ich kann doch nicht den Kindern den Schokohasen wegfuttern! Doch die Kindergärtnerin ist hartnäckig, bietet mir sogar eine Einkaufstüte zum Transport an. Erst der Hinweis, dass ich damit ja schlecht laufen könne, überzeugt. Sicher werden sich später noch Kinder darüber freuen.

Weitere Bilder fallen ins Wasser, ins Regenwasser, denn auf dem Rückweg wird aus dem leichten Nieseln dann doch ein kräftiges Geplätscher von oben. Aber ich hab' ja mein Mantra. Sogar richtig locker läuft es nach dem kleinen Ostereiersuchereiplausch.
Eigentlich soll man in den Marquardtschen Trainingsplänen die ganz langen Läufe nüchtern absolvieren. Doch soviel Selbstkasteiung schaffe ich nicht. Immerhin verzichte ich auf ergänzende Energienahrung unterwegs und beschränke mich auf Wasser. Das spüre ich dann auf den letzten 4 - 5 Kilometern. Plötzlich geht der Puls hoch und das Laufen fällt schwerer.
Vielleicht hätte ich doch den Schokohasen ....?
Nein, als Läufer bleibt man standhaft. Kopftraining!

7°, 29,1 km, 3:23:12, (6:58 Min/km), HF 128

20 Kommentare:

  1. So viel Selbstbeherrschung - ich bin überwältigt. Bei mir hätte der Schokohase mit Sicherheit nicht auf Kinder warten müssen und wäre noch vor Ort verputzt gewesen.

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    1. Liebe Lizzy,
      wenn Du wüsstest, wie nahe ich dran war... ;-) War reiner Egoismus, denn ich war ja am weitesten Punkt vom Auto und dann mit vollem Magen die ganze Strecke zurück...?
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. "Voller Magen" wegen eines Schoko-Osterhäschens? Du übertreibst ;)

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    3. Ähm, also der Hase war schon ein größeres Modell...

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  2. Sünde um das schöne Hotel, liebe Elke :-(

    Wie gut, dass ich nicht nach Trainingsplänen laufe, ich hätte den Schokoosterhasen ohne Hemmungen verdrückt :-)))

    Verrückt wie die Zeit vergeht, in drei Wochen ist die ellenlange Traingsphase schon vorbei. Ich bin gespannt, wie Dein Resultat ist.

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Moin Volker,
      ja, eine Freundin hatte dort sogar mal übernachtet zu alten Glanzzeiten und ist entsetzt.
      Wie schon bei Lizzy geschrieben, ich war sehr nah dran, den Hasen zu vernaschen...
      Und ja, auf das Ergebnis in 3 Wochen bin ich natürlich auch gespannt!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Kindern die Schokolade wegessen hätte ich mir nicht entgehen lassen :D So als Verpflegung für den Heimweg. Dann hätte ich es auch nicht tragen müssen :D

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    1. Lieber Markus,
      echt? Du als Familienvater würdest DAS tun?!
      Dann habe ich nächstens weniger Hemmungen!
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Bevor, wie soviele Kinder heutzutage, alle zu dick werden opfere ich mich natürlich auf ;)

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    3. Ok, also dem Argument des Wohls der Volksgesundheit habe ich natürlich nichts entgegenzusetzen!

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  4. Liebe Elke,
    ich bewundere dich. Den Osterhasen hätte ich in meinem Magen transportiert :-)))
    Jetzt ist der letzte lange auch erledigt und das bei schlechtem Wetter. Dann kann der Marathon ja kommen. Du bist jetzt vorbereitet :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      auch Du bist so hinter der Schokolade her? Mh, nach einem Lauf ja gern, aber mittendrin geht einfach nicht.
      Ja, der Marathon rückt näher...
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Ob du nüchtern auch dem Eierverzehr hättest widerstehen können? Toll, dass du beim Laufen noch Muße zum Osternestsuchen hast!

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    1. Nüchtern hätte ich für nichts garantieren können. Aber mein Magen mag halt mit zuviel Füllunh auch nicht recht.
      Die Muße habe ich mir gegönnt, Ostern ist ja nicht alle Tage!
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    diese Uferwege gefallen mir besonders gut! :)
    Und: hihi- den Schokohasen hätte ich wenn nötig sogar am Kopf nach Hause transportiert. :D
    Super, dass du den Langen trotz geballter Wolkenkraft so gut absolvieren konntest!

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    1. Liebe Doris,
      dieser Teil des Thuner Sees ist wirklich schön, noch schöner, wenn keine Wolken das Panorama verhängen. Auch wärst des Reizen des schokoladigen Kerls erlegen? Soso, hihi.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,
    was für ein usseliges Wetter. Und dann 30km nüchtern, also hier gefällt mir Marquardt so gar nicht. Die Rettung war nahe in der Form eines Schokohasen, also ich hätte den auch gleich heisshungrig gegessen. War das jetzt der letzte Lange?

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    1. Liebe Roni,
      genau, "usselig" trifft es sehr gut. Ich ziehe dann auch ein kleines Frühstück vor solchen Läufen vor. Ohne geht gar nicht.
      Das war der letzte längere, noch einmal 25 km sind dran, aber das ist ja harmlos :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  8. So ein Regenwasser-Mantra hatte der Zeugwart am Ostersonntag auch nötig, liebe Elke! Ich hatte ein regenfreies Deutschland voraus gesagt und lag damit... sagen wir mal vorsichtig... massiv falsch. Aber die Natur braucht das, oder so ähnlich.
    Du bist fleißig im Training, super! 30km nüchtern sind wirklich der Hammer. Respekt.
    Viele Grüße und weiterhin viel Trainingseifer! :-)

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    1. Liebe Claudi,
      ja was zu früh zu warm war, kam nun zuviel und zu nass! Der Garten freute sich jedoch.
      Also vor dem Lauf hatte ich ein leichtes Frühstück, so etwas schaffe ich nicht ohne. Zwischendurch darf es dann aber nichts festes mehr sein.
      Bald wird sich zeigen, ob ich eifrig genug war...
      Liebe Grüße
      Elke

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