Sonntag, 20. August 2017

Monte Sophia (28,1 km) 2017

Quelle: TV Huchem-Stammeln
Da war noch eine Rechnung offen mit dem Monte Sophia, dem Berglauf im flachen Rheinland. 2015 hatte ich hier übelst zu kämpfen (Link), im Nachhinein dadurch erklärbar, dass ich unwissentliche eine frische Borreliose-Infektion mit mir herumtrug.
Im letzten Jahr konnte ich wegen Knieproblemen nur die 10-km-Distanz angehen (Link).
Also soll es nun endlich werden!
Die Bedingungen scheinen gut, knapp unter 20°. Zudem habe ich ja für meine Verhältnisse gutes Bergtraining genossen. Was nicht verkehrt war, denn es warten 430 Höhenmeter (Polar-Messung, lt. Veranstalter 370 m) auf ihre Bezwingung.







Obligatorisches Vorher-Bild. Mit dabei Heidrun und Vera.
Mein Mann trägt sein Monschau-Ultra-Shirt des letzten Wochenendes, was ihm die eine und andere anerkennende Bemerkung zuträgt.








Fast verplappern wir den Start. Auf Einlaufen haben wir verzichtet, denn es geht zunächst über flaches Terrain. Im Hintergrund zeichnet sich die Sophienhöhe ab, die wir gleich ausführlich belaufen werden.






Am Himmel ziehen von Westen dunkle Wolken auf. Mh, im Wetterbericht war von Regen für etwa ein Stündchen zu lesen. Wenn wenigstens der Wind so bliebe, hätten wir nachher hier leichten Rückenwind, gut für die letzten Kilometer.






Der erste Verpflegungspunkt kurz vor km 2, den wir später auch nochmals zur letzten Labsal nutzen können. Ein Mann fragt laut nach Schwämmen.
Na, der wird noch sein Wasser bekommen, wie wir alle.







Zunächst freuen wir uns über Windschatten im lauschigen Forst. Es läuft locker und eigentlich zu schnell, denn ich habe mir Training statt Vollgas vorgenommen. Bin daher am hinteren Ende des Feldes. Auch Heidrun lässt es langsam angehen, mit 56 ultra-km des letzten Wochenendes in den Beinen ein guter Vorsatz.






Die Wolken über uns werden dunkler. Und dann geht es los. Nach 25 Laufminuten öffnet Petrus die Pforten. Die Kamera bringe ich sofort in Sicherheit.
Aus dem Regen wird zeitweise ein richtiger Wolkenbruch. Im Nu sind wir klatschnass bis auf die Haut. Es prasselt von oben und plätschert auf den Wegen. Da, wo sie aus Kies sind, bahnen sich kleine Rinnsale ihren Weg, teils sind es fast schon Bächlein. Aber wehe, wo der Boden erdiger ist! Da hat man die Auswahl zwischen Pfützen und Schlamm. Alles durchgepflügt von den vor uns Laufenden wie von einer Wildschweinrotte. Anfangs finde ich das noch schlimm, aber als dann die braune Pampe sich ihren Weg in die Schuhe bahnt, ist es eh' egal. Wenigstens bleiben die Wege insgesamt halbwegs laufbar. Spaßeshalber denke ich, dass man beim Physiotherapeuten für Schlammpackung bezahlen muss, hier gibt es die inklusive!
Daheim würde ich nun den Kamin anzünden, es mir auf dem Sofa gemütlich machen, die Katzen wären auch drinnen. Doch bei solch einem Wetter laufen...? Aber nun sind wir hier und da wird das durchgezogen! Schließlich ist geteiltes Leid halbes Leid.
Inzwischen haben wir rd. 130 Höhenmeter bei km 5,5 überwunden, nun geht es alles wieder abwärts. Ich lasse die Beine fliegen und kann Heidrun wieder einholen, die üblicherweise anstiegsstärker ist als ich.
An der Rodelbahn komme ich bei km 10,5 als erste an. Eine stark ansteigende Wiese, wir gehen sie gemeinsam.  Oben steht wieder ein freundlicher Helfer und filmt unsere Anstrengung. Allerdings kommt mir diese Passage viel kürzer vor, als vor 2 Jahren, als wir bei 26° eine wahre Hitzeschlacht hatten. Zum Video gehts hier entlang: Link.
Ab nun geht es über 9 km mal mehr, mal weniger steil permanent aufwärts.

Erfreulicherweise lässt der Regen nach, ich kann wenigstens ein Panoramabild festhalten.
Die Anstiege haben mir zu meinem inneren Erstaunen bisher ganz gut gelegen. Allerdings ist mir auch die Zeit egal, ich schalte einfach auf Trippelschritt.





Kurz vor Halbzeit. Der Regen  hat aufgehört. Wir können nun der Trocknung unserer am Leib klebenden Shirts und Hosen entgegensehen. Dass der nun kühlere Wind teils böig von vorn kommt, ist nicht gerade angenehm. Aber ja nun, hinter der nächsten Kurve haben wir wieder Windschatten.
Wir lachen im Nachhinein über den Wunsch des Herrn am ersten V-Posten nach einem Schwamm...



So langsam setzt sich Heidrun ab nach vorn und ich laufe ziemlich allein. Inzwischen ist fast der höchste Punkt erreicht. Bei km 17,5 sehe ich schon von weitem den V-Punkt. Perfekt, denn ich will eine Salztablette einwerfen. Und so habe ich lange genug Zeit, sie mit klammen Fingern aus der Tasche zu angeln. Das tut gut und gibt neuen Schwung.





Der Hinkelstein, der in einer Art Mini-Runde zu umlaufen ist. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sogar eine Plakette angebracht ist. Keine Ahnung, wem sie gewidmet ist.








Vom Hinkelstein abwärts kommt mir Heidrun entgegen und ich werde sie zum letzten Mal sehen.










Ein lang ersehnter Punkt, das Dach des Gipfelturms ist schon zu sehen, gleich bin ich oben! Auf der kurzen Gehpassage nehme ich ein Dextrotäfelchen, um die Speicher nochmals ein wenig zu füllen.






Dieser Anblick besagt, es ist geschafft! Zwar folgen noch 8 km, aber die sind weit überwiegend abwärts. Der freundliche Römer begrüßt jeden Ankommenden. Auf die angebotene Weintraube verzichte ich jedoch sicherheitshalber. Ja dem bisher friedlichen Magen keinen Anlass zu Murren geben!
Ab hier lasse ich rollen. Herrlich! Ich kann mich etwas weiter von hinter mir laufenden absetzen. Ja sogar gelingt es, vereinzelte andere Läufer zu überholen.

Zwar sind die Beine etwas schwer, aber das hindert nicht an flüssigem Laufen. Im Gegenteil, ich fühle mich richtig gut. Da vorne müsste doch irgendwo Heidrun sein, die ich bisher abwärts immer einholte? Nichts zu sehen von ihr. Dafür kann ich ein paar andere Läufer einsammeln. Beim letzten V-Posten 1,5 km vor dem Ziel zwei Rucksackträger. Ich merke, wie sie sich anhängen. Dann höre ich den Ruf der Frau, sie könne nicht mehr, ihr Partner will aber dranbleiben. Doch dann werden auch seine Schritte leiser und leiser.
Ich ziehe aus Spaß an der Freude noch ein wenig das Tempo an. wenige 100 m vor dem Ziel steht ein Passant, der klatscht, als ich vorbei bin. Oha, da wird doch nicht der eine Rucksackträger von hinten heransprinten? Kurz darauf kommt eine 180°-Kehre auf einer Brücke. Ich nutze die Gelegenheit, mich kurz umzuschauen. Da kommt ca. 20 m hinter mir eine junge Frau, die ich einige km zuvor überholt zu haben meine.
Will die mich etwa kurz vor dem Ziel noch erwischen?! Nein, das geht jetzt aber überhaupt gar nicht. Ich schalte auf turbo, kann meine Pace auf 5er-Schnitt steigern und so die Gefahr bannen.

Glücklich laufe ich mit 2:59:08 (netto) ein. Mein Mann war eine halbe Stunde flotter und hat das Podium leider um 13 Sekunden verpasst. Heidrun ist bereits seit knapp 4 Minuten im Ziel. Da ich nur einen Trainingslauf wollte, wäre noch ein wenig mehr drin gewesen, musste aber nicht sein heute. Immerhin bin ich 20 Minuten schneller als 2015!
Soviel Heldenschmutz an den Beinen ist mal ein anderes Motiv als Medaille oder Urkunde (Mein Mann hatte schon Zeit zur groben Reinigung und zum Schuhwechsel).😅
Ich hatte mich auf ein Stück Banane gefreut, mein Mann hatte sogar Melone abbekommen. Aber der Tisch ist leer, dafür war ich dann doch zu langsam. Egal, hat Spaß gemacht, war wie immer gut organisiert und die freundlichen Helfer an der Strecke überall aufmunternd dabei.
Nächstes Jahr wieder, vielleicht nochmals 20 Minuten schneller...😏
Und nächsten Samstag auf zur Kurzstrecke: Thuner Stadtlauf!

Animation der Strecke von Polar: Link
Webseite des ausrichtenden Vereins: Link

28,1 km, 2:59:08 (6:20 Min/km), HF 145

21 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    wow! Also für einen "Trainingslauf" bist du ja ganz schön über die Höhe gesaust! :D :O ;)
    20 Minuten schneller muss man erst mal schaffen - herzliche Gratulation!!!
    Der Heldenschmutz gefällt mir sehr gut - ich finde so ein Wolkenbruch während eines Laufs gar nicht so schlimm. Wäre er vor dem Start gewesen, fiele das Loslaufen sicher schwer.

    PS: und der Herr mit dem Schammwunsch wußte wahrscheinlich von dem Guss und wollte sich schon mal vorsorglich ein Schwämmchen mitnehmen, um Schuhe und Waden von dem Schlamm zu reinigen! ;D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      danke! Ja das stimmt, hätte es beim Start schon so geschüttet, wäre es übler gewesen. Aber so? Eher ein Ansporn, zackiger zu laufen, umso eher ist man im Trockenen.
      Ha, stimmt, dass der Schwammsucher so weitblickend plante, ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke, zumindest was die Schlammwege betrifft, hast du dann ja doch noch dein ganz eigenes Monschau bekommen ;-)
    Schön durchgezogen auf jeden Fall, Glückwunsch! Das Streckenprofil ist ja echt nicht so ganz ohne.
    Ich kannte den Lauf bisher überhaupt nicht, immer wieder erstaunlich was die regionalen Vereine so auf die Beine stellen, liest sich sehr sympathisch.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Oliver,
      ha, ja, was solche Schlammwege angeht, durfte ich dann wohl Monschaufeeling erleben ;-)
      Das Streckenprofil hat auch eine Parallele zu Monschau: Man ist klar im Vorteil, wenn man es kennt und die Kräfte einteilen kann.
      Würde Dir sicher auch gefallen und liegt für Dich näher als Monschau. Vielleicht nächstes Jahr?
      Danke und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  3. Nein,Elke es waren nur knapp 4 Minuten Differenz.Nun übertreib mal nicht :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habs im Post schon korrigiert, nach der nun vorliegenden offiziellen Liste. Aber auch 4 Minuten Differenz sind 4 Minuten zu viel ;-)
      LG Elke

      Löschen
  4. Liebe Elke,
    Bravo, kann ich dazu nur sagen, ganz großes Monumental-Kino ... auch, wenn ich ein bisschen neidisch bin, dass ich das nicht kann :-)
    Mit der schlammig-ausgetretenen Strecke, ja, das wird wohl ätzend sein. Lil' Ben, ein Freund und ich wollen nächstes Jahr zum Mud Master und ich kann mich nicht für eine Startzeit entscheiden. Eigentlich will ich als erste auf die Piste, damit die noch taugt, andererseits ist die Anreise dann natürlich recht früh. Naja ist ja noch was Zeit.
    Sag, was sind Salztabletten?
    Grüßlis, Irina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Irina,
      danke! Aber kein Grund zum Neid: Ich konnte das früher auch nicht. Ist eben Trainingssache.
      Mud Master?! Au weia, da habt Ihr Euch aber was vorgenommen. Ich würde mir wegen der Startzeit keine allzu großen Gedanken machen. Sicher werden die Schlüsselstellen vorher vorbereitet, also ordentlich gewässert.
      Salzerklärung kommt extra.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  5. Was für herrliches Laufwetter, liebe Elke! :-)))

    Es hat Dich ja offensichtlich auch beflügelt. Geniale Zeit, sogar noch mit etwas Luft nach oben, Glückwunsch. Das läßt für Berlin aber gutes erahnen!

    Der Anlauf zur Sophienhöhe sieht aber ziemlich lang aus...

    Liebe Grüße, auch an den schnellen Chris, aus dem ICE auf dem Weg nach Berlin
    Volker

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Volker,
      danke und ja, es war auf alle Fälle besseres Wetter als 2015. Nur das mit dem Regen hätte es in der Menge nicht gebraucht. Was das für Berlin erahnen lässt, wir werden es sehen... Ja, der Anlauf ist knappe 2 km, zum Warmlaufen ;-)
      Du fährst montags nach Berlin?
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
    2. Ja, ein Trip von heute bis morgen, hat noch mit meinem lieben Freund zu tun ...

      Löschen
  6. Das es doch so hügelig bei euch sein kann hätte ich garnicht gedacht. Dafür echt gut gemeistert

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Markus,
      die Sophienhöhe ist auch künstlich angelegt: https://de.wikipedia.org/wiki/Sophienh%C3%B6he. Früher war es da auch platt.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  7. Liebe Elke,
    ich sag es doch: aus dir wird noch ne Bergziege :-)
    20 Minuten schneller und das als Trainingslauf... das ist doch mal ne Ansage. Und um den Matsch beneide ich dich ja fast. Der ist in diesem Jahr hier irgendwie sehr rar. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte mal richtig schmutzige Füße hatte ... :-|
    Ich wünsche dir viel Spaß beim Lauf in Thun beim Stadtlauf heute :-)
    Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Helge,
      naja, die 20 Minuten schiebe ich eher auf meinen schlechten Zustand vor 2 Jahren dort.
      Matsch werden wir heute auch nicht haben. Gestern sind wir die Startnummern holen gelaufen (Freitags ist eh immer Stau und wegen Straßensperrung wars noch schlimmer), bei 28° um 18 Uhr. Das wird also spaßig heute ;-) Und sicher werden wir keine kalten Knie haben...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
    2. Puh!Schwitz in der Schweiz! 😉
      Vielleicht solltet ihr euch Eiswürfel-Bandanas machen,wie Roni?

      Löschen
    3. In der Tat, Schweizschwitzen ;-) Es wäre noch die Wahl, gleich beim Start kurz in die Aare zu springen und klatschnass loszulaufen. Gestern schauten wir dort wieder den Wellensurfern zu.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  8. Liebe Elke,

    was für ein guter Lauf. Regen, Wind, Hügel und grossartige Zeitverbesserung. Das verspricht ja viel für Berlin!
    Und die Idee vor einem Lauf in einen kalten Fluß zu springen gefällt mir. Das solltet ihr einfach mal machen.
    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Roni,
      ich hoffe mal stark, dass das ein gutes Omen für Berlin ist! In die Aare zu springen zur Abkühlung, das hätte man heute echt machen sollen. Aber da ein Sponsor des Laufs Badeinrichtungen baut, gab es mehrfach an der Strecke Duschen :-)
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  9. Haha, da bin ich also nicht der einzige, der sich nicht von heranspurtenden Frauen überholen lassen will :-D
    Gratulation zum gelungenen Berglauf! Kein Wunder nach dem ganzen Monschau-Training!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Egal wer da von hinten kam, ganz gender mainstream wäre mir das gleich unliebsam gewesen :-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

      Löschen