Sonntag, 26. Januar 2014

Autobahneinweihung

Langsam geht es in Richtung Trainingsplan zum nächsten Marathon. Um den Einstieg zu erleichtern, steht heute ein längerer Lauf auf dem Plan. Da kann ich gleich noch eine weitere Neuerwerbung von gestern testen, eine Windstopper-Laufpant. Die erweist sich als guter Kauf, trägt sich bequem, und blockt den Wind, der heute nasskalt aus Westen weht, wirkungsvoll ab.
Ich nehme mir vor, zuerst dem Wind entgegen zu laufen, also westwärts. Richtung Manheim, wo ich auch ein Stück des Wegs Windschatten im Wald erhoffe.


Doch kaum bin ich nach 1,5 km am Waldrand angekommen, wird eine Befürchtung wahr.
Wo noch im letzten Sommer ein Weg tief in den schattigen Wald hineinführte, schneidet nun ein Beton- und Asphaltband quer durch die Botanik.

Je näher ich komme, umso besser erkennbar wird die Änderung. Hier wird die neue A4 gebaut. Denn wegen des herannahenden Braunkohletagebaus muss sogar die viel befahrene Autobahn weichen und verlegt werden.



Etwas links von der Mitte erkenne ich im Hintergrund meinen alten schönen Waldweg wieder. Zwar wird wohl eine Wild-(und auch Läufer-)wechseluntertunnelung entstehen, aber die ist noch nicht benutzbar.
Ich kapituliere vor dem Schlamm und Matsch und drehe um. Ein Stück zurück habe ich eine neue Brücke gesehen, die über das Betonband führt.

Die Brücke ist begehlaufbar, aber ich hoffe, sie ist insgesamt stabiler konstruiert als die provisorische Seitenbegrenzung.

 Von oben bietet sich ein imposanter Blick auf die entstehende neue Strecke:

Hinter der Brücke führt der Weg in den Wald hinein und wie die Motorengeräusche von der Kartbahn verkünden, wird dort fleißig trainiert. Die Kartbahn in der Steinheide übrigens, auf der die Schumacher-Brüder groß wurden, und auch schon Sebastian Vettel Jugendrennen fuhr.

So trabe ich dann Richtung Wald.
Doch da kommt mir der Gedanke ...
Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, eine Autobahn läuferisch zu erobern...?
Der Gedanke gefällt mir... immer mehr.
So suche ich mir eine Stelle, an der die Matsche, die auf dem Weg zur neuen Fahrbahn durchquert werden will, nicht zu tief ist. Bald habe ich eine solche Stelle gefunden und gelange mit halbwegs erträglichem Verschlammungsfaktor der Schuhe auf den neuen Asphalt.


Ein ungewohntes Gefühl. Natürlich läuft es sich sehr gut, auf einer solchen auf Highspeed angelegten Piste. Nur vereinzelt stehen Baumaschinen herum.
Scheinbar endlos windet sich das graue Band dem Horizont entgegen.
Zusammen mit dem trüb-grauen Himmel ergibt sich eine einheitliche farbliche Stimmung. Was das Bild nicht widergeben kann, ist der Wind, der mir unablässig entgegenweht. Wobei der natürlich im Vergleich zu einer richtig "steifen Brise" an der Küste harmlos ist.
















Interessanterweise sind die Platten, die später den Standstreifen ergeben werden, durchnummeriert. Der Sinn ist mir schleierhaft.
Jedenfalls alles hübsch brav der Reihe nach folgt eine Zahl mathematisch korrekt der nächsten.




Direkt neben der Autobahn verläuft die Bahnstrecke. Gelegentlich fährt ein Zug vorbei, auch ein Thalys, der gute Erinnerungen an unsere Fahrt mit diesem Zug nach Paris zum dortigen Marathon weckt. Ansonsten bin ich völlig allein. Nur auf meinem Rückweg finden 2 Mountainbiker über eine zerfurchte Baustellenzufahrt auch den Weg hierhin. Wobei diese wunderbare flache und bestens asphaltierte Oberfläche eher eine Herausforderung für Rennradfahrer darstellt.
So trabe ich dann vor mich hin und überlege, dass diese Route für die demnächst anstehenden Longruns sicherlich eine gute Möglichkeit darstellen sollte- sonntags, außerhalb der Bauarbeitszeiten.

Da ich inzwischen gewendet habe und (hübsch brav wie es sich gehört, auf der anderen Fahrbahnseite - der Mensch ist ein Gewohnheitstier) auf dem Rückweg bin, wurde aus dem Gegen- ein unterstützender Rückenwind.

So langsam freue ich mich aufs Heimkommen und Labsal für den Magen,  spätestens bei diesem Hinweis:


Muss ja auch nicht gleich ein ganzes Bankett sein, ein leckerer Toast mit Butter und Marmelade täte es und tut es später auch ;-)




So geht es dann unter einer letzten Brücke hindurch zurück zu der Stelle, an der ich zuvor "eingestiegen" bin. Kurz vor Ende der Neubaustrecke arbeite ich mich nochmals durch den Schlamm zurück auf normale Wege. Auf dem Heimweg erkenne ich eine bessere Zugangsmöglichkeit, vielleicht für ein paar Wochen, bevor der Bau weiter gedeiht. Ich war nicht das letztemal hier...


5 Grad, 14,7 km, 1:38:53, (6:35 Min/km), Puls 135.

16 Kommentare:

  1. Ich hatte heute ein ganz ähnliches Erlebnis. Mitten in der Natur stieß ich auf die Baustellen für die Verlängerung der A44. Und wie du wollte ich die Trasse nutzen und ein Tal auf der neuen Brücke überqueren. Doch dort wurde sogar am Sonntag gearbeitet! Man hat es jetzt wohl eilig. Die Planungen gibt es seit den 60ern des letzten Jahrhunderts. Inzwischen haben sich die Gegener durch alle Instanzen geklagt und verloren. Nun ist der Bau nicht mehr zu verhindern. Und dort, wo heute noch naturnahe Laufstrecken sind, wird bald der Motorenlärm den (Lauf)-Spaß verderben.

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    1. Ach ja, das sind dann so die Errungenschaften der motorisierten Gesellschaft... der Verkehr muss fließen, der Rest ist egal.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Autobahn laufen
    ich liebe das
    auch hier vor Ort vor einigen Jahren
    bin ich regelmäßig auf der Autobahn-Baustelle gelaufen
    und als ich dann später die vielen Autos sah..........
    Jetzt ist es noch ruhig
    die Luft rein
    aber dann..............
    und wo läufst du dann ?

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    1. Lustig, Du bist auch Autobahnläuferin ...;-) Ich finde, das hat seinen besonderen Reiz. Und wenn das Ding dann mal befahren sein wird, werde ich mir wieder was neues suchen. Es wird sich etwas finden, nur leider kein uralter tiefschattiger Wald mehr..:-(
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Ich hoffe Du hast die Autobahnrichtgeschwindigkeit nicht überschritten, liebe Elke ;-)))

    Die Natur hat es in Deiner Ecke wirklich nicht einfach. Ich hoffe es bleiben noch ein paar Flecken für entspannende Läufe übrig.

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Huch, stimmt, äh.... Aber halt, da keine Schilder dastanden, ist ja kein Geschwindigkeitslimit gewesen - nochmal Glück gehabt
      ;-)
      Ich werde mir eben mal wieder neue Flecken suchen müssen. Gottseidank habe ich ja noch die Ausweichmöglichkeit im Süden...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Ha... Chance genutzt, sag ich da. Super Idee.

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    1. Genau, sowas muss man beim Schopf packen!
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Puh, idyllisch ist anders! Witzig ist es trotzdem - und sehr praktisch gedacht, denn einen so schön glatten, sauberen Asphalt ohne Autos finden wir Läuferinnen selten. :-)

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Hallo Anne,
      tja, da wir hier eher geringe Auswahl an idyllischen Laufrevieren haben, ist witzig dann die zweitschönste Alternative. Und praktisch wars gestern, denn keine Ampel, keine Kreuzung o.ä. hielt mich auf.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Coole Idee :-) Vielleicht fährst du später mal mit dem Auto drüber und denkst dabei an die Lauf-Sonntage….

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    1. Genau das habe ich mir auch schon gedacht!
      (PS: Komisch, Du warst schon wieder im SPAM gelandet...)
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Oje, oje... ich kann solche Bilder gar nicht anschauen, ohne dass mir elend dabei wird. Alles wird zubetoniert, asphaltiert, verbaut.... :(

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    1. Da hast Du absolut recht! Alles für den Fortschritt und das Wachstum... Nur, wenn man hier lebt, muss man halt irgendwie damit klarkommen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  8. Hallo Elke
    Toll, dass du dich auf das Abenteuer Autobahn-Erkundung eingelassen hast. Wenn auch der menschliche Grössenwahn angesichts des breiten Asphaltbandes im geliebten Wald nachdenklich stimmt.
    Falls die Freigabe für den Verkehr erst später als in einem Jahr erfolgt, würde dir dieses Revier das perfekte Trainingsgelände für den Dubai Marathon im Januar 2015 bieten!
    Und du wärst überrascht, wie unvorstellbar abwechslungsreich ein Marathon auf einer schnurgeraden Autobahn sein kann ;-)
    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Hallo Marianne,
      wobei aber in Dubai ja links und rechts des Weges noch viel zu sehen ist. Keine Ahnung, wann hier die Eröffnung ist, hoffentlich nicht gerade an einem Sonntagnachmittag, wenn ich evtl. gerade dort laufe...;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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