Laufend lesen

Sonntag, 16. März 2014

Von Strandstühlen, Regenreglern und Grachten

Das Laufprogramm des Wochenendes musste sich diesmal dem K-Projekt unterordnen. K wie Küche, die in der kommenden Woche neu geliefert wird. Was dann aber bedeutet, die alte Küche zuvor auszuräumen und die Möbel zu entfernen, sowie den Boden einer Grundreinigung zu unterziehen.
Daher musste ein Lauf verkürzt werden, doch die 30-km-Vorgabe für den Longrun war nicht disponibel.

So freue ich mich auf die für den Sonntag günstige Wetterprognose, die auch überwiegend eintritt, jedenfalls was die Abwesenheit von (natürlichem) Regen und angenehme 13 Grad angeht. Nur die Sache mit dem Wind ... die klappt nicht. Jedenfalls herrscht meiner Meinung nach heute kein "mäßiger" Wind, sondern ein ganz schön starke Westwindbrise. Das merke ich unterwegs. Ich plane, möglichst weit zunächst westwärts zu laufen um mich dann vom Wind im Rücken zurück unterstützen zu lassen.

Also auf Richtung Tagebau Hambach. Hier muss ich mich auf dem offenen Feld zunächst kräftig dem Wind entgegenstemmen, aber ich habe vor, dann die hohen Wälle entlang des Grubenrands als Windschutz zu nutzen. Doch zuerst - die Strandstühle an der Abbaukante.


Was das Bild nicht zeigen kann, der Wind pfeift mir richtig um die Ohren. Und das Selfie gelingt erst im wiederholten Anlauf, denn der Wind wackelt sehr an der Kamera.























Die Aussicht ist toll, leider kann das Bild die Dimension nicht zur Gänze wiedergeben. Nach dem kleinen Intermezzo bei ca. km 5 läuft es dann auch ganz gut, nachdem ich zunächst gar nicht recht in Laufrhythmus kommen wollte.

Aber ich bin ja nicht hier zum Aussicht-genießen, also weiter zum Windschatten des Walls. Den ich dann wenn auch kurz genießen darf, denn dann kommt die Berieselungsanlage, die heute einen wahren Landregen produziert. Zur Erläuterung: Damit der Wind den umliegenden Ortschaften nicht permanent Sand und Kohlestaub aus dem Tagebau um die Ohren weht, wird der Grubenrand bei entsprechender Wetterlage von Wasserstrahlern gewässert, um den Staub zu binden. Normalerweise ist das ein leichter Hauch von Sprühwasser, aber je stärker der Wind, je stärker werden die Regler der Regner aufgedreht...


Jedenfalls stehen ab hier die Straße und die Luft darüber unter extremer permanenter Flüssigkeitseinwirkung. Da es zudem keinen Geh-/Radweg gibt, möchte ich mich nicht der noch hinzukommenden Gischt der Autos aussetzen und biege ab. Laufe noch eine Weile durch die Felder und dann durch den nächsten leicht  verschlafenen Ort. Und dann trabe ich ostwärts. Was bedeutet, ich habe nun wunderbaren Wind von hinten
:-)
So gelange ich in die Kreisstadt und plane, an der Erft entlang heim zu laufen. Doch dann hätte ich die km noch nicht beisammen, also probiere ich einen neuen Weg aus, den ich immer schon einmal erforschen wollte.
Da inzwischen die düsteren Wolken mehr und mehr dem blauen Himmel Platz machen, merke ich plötzlich, wie wunderbar ein zarter grüner Flaum hier die Bäume und Sträucher ziert. Hinzu kommt zarter Blütenduft - herrlich.
Ich laufe wie durch einen Korridor:














Im nächsten Ort, der Luftlinie nur ca. 4 km von daheim weg ist, gelange ich dann auf einen wunderbaren verträumten Gehweg entlang eines kleinen Kanals, fast wie an einer holländischen Gracht. Ich bin hoch erfreut,so nah von zu Hause einen so schönen Weg gefunden zu haben. Den werde ich sicher öfter laufen!

Die Beine werden langsam schwer, denn ich habe schon gute 25 km hinter mir. Dennoch kann ich locker eine junge Frau überholen, die hier joggt. Im Vorbeilaufen erkenne ich, dass sie laufend auf ihrem Smartphone tippt...

30 km sind ganz schön lang und ich muss mich ranhalten.
Die letzten 3 km erfordern nochmals gegen den Wind zu laufen, aber er scheint inzwischen auch ermattet, so wie ich.

Daheim erwartet mich ein spezieller Gruß meines eidgenössischen Ehemannes. Da er weiß, wie sehr mir nach einem Lauf nach einer Flasche meines Lieblingsgetränks "Fassbrause" ist, hat er mir eine solche schon geöffnet vor der Haustür bereitgestellt.
Der erfrischende Trank tröstet ein wenig darüber hin weg, dass ich heute meine Vorgabe (6:40 Min/km) leider nicht ganz eingehalten habe...
:-(








Freitag: 15 Grad, 5,3 km, 38:24 Min, (6:23 Min/km), Puls 132
Heute: 13 Grad (sehr windig), 30 km, 3:23:22, (6:44 Min/km), Puls 133



12 Kommentare:

  1. Mit so einem ruhigen Puls so eine lange Strecke vor sich hin zu traben, das ist genial. Die minimale Tempoabweichung ist doch wurscht.

    Auf solch langen Wegen gibt es viel zu entdecken. Und was es beim Tagebau alles zu bedenken gibt, hätte ich nicht gedacht.

    Wackelnde Kamera: Ich konnte meine gestern nur im Windschatten von irgendwas aufstellen, sonst wäre sie stumpf umgefallen :-)))

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Hallo Volker,
      der Puls war im Mittel wirklich ok, nur gegen Ende ging er an die 140-er-Marke. Die 4 Sekunden zu lang sind auch nicht ganz sooo schlimm, stören nur ein wenig das persönliche Zufriedenheitsgefühl. Aber bei dem Wind am Anfang ist es ok.
      Ja so ein Tagebau ist schon eine Sache mit vielen "Nebenwirkungen".
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Oh, ist es schon frühlingshaft bei euch - einen so grünen Weg hab ich hier noch nicht gefunden. Schöööne Bilder, der neue Weg ist wirklich einen gelungene Neuentdeckung.

    Herzlichen Glückwunsch zum gelungenen 30er! Die paar Sekunden, die dir auf die Vorgabe fehlen, sind einfach dem Wind geschuldet. Kein Beinbruch, finde ich. :-)

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Nach Deinen Laufbildern zu urteilen, wird der Frühling mit sprießendem Grün auch nicht mehr lange warten lassen...
      Ich habe mir schon beim Lauf gedacht, dass ich mir bei der Pace gegen den Wind etwas schenken darf, ist ja ein zusätzlicher Widerstand.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Hallo Elke
    So oft laufen wir doch einen Hauch zu schnell - da darf es auch mal "es Bitzeli meh sii" ;-) Zumal deine Pulswerte dir heute trotz Küchen-Neubau-Stress und Westwind-Widerstand eine sehr gute Fitness ausweisen!

    Ja und auch das Entdecken von neuen Wege ist doch bei einem 30er abenteuerlich und würde mich ein paar Körnchen mehr Energie kosten.

    Der frühlingsgrüne Tunnel sieht märchenhaft aus, als ob er zu einem zauberhaften Schloss führen würde. Doch zurzeit braucht es keine Paläste, um sich auf langen Runden wie im Paradies zu fühlen. Buschwindröschen, Veilchen, Huflattich-Blüten in dicken Teppichen und dazu gaukelnde Schmetterlinge zierten gestern unsere Wege - herrlich!
    Liebe Frühlingsgrüsse
    Marianne

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    1. Hallo Marianne,
      ja das hat mich auch gefreut, trotz/wegen/dank der Mühe eine schöne neue Laufstrecke gefunden zu haben. Sie führt nicht zu einem Schloss, sondern nur an einem Kanal entlang und durch ein Siedlungsgebiet, dennoch, ruhig und ohne Autos. Stimmt, derzeit gibt es bei jedem Lauf so viel zu sehen und zu entdecken, herrlich!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Strandstühle am Höllenschlund und permanente Berieselung - mir wird immer ganz anders, wenn ich deine Berichte aus der vergewaltigten Natur lese.
    Meine Frau ist zwar keine Eidgenössin, baer sie stellt mir auch immer schon die Apfelschorle in meine private Schwarzkaue. Schön, dass wir diese und andere Unterstützung von unseren Partnern erfahren!
    Viele Grüße

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    1. Ja, das ist wirklich prima, wenn Partner/in das Laufen unterstützen und noch schöner, wenn sie selber auch aktive laufen, wie bei Euch und uns. :-)
      Tja, Tagebau und Natur - das verliert immer nur eine Seite... ich kann mich noch erinnern, als anstelle des Tagebaus dort ein riesiges Waldgebiet war, mit uraltem Baumbestand, wunderschön konnte man da spazieren gehen. Da, wo die Löcher zugekippt werden (Habe zu zweien gepostet, Label "Rheinisches Braunkohlerevier") entsteht leider nie mehr so etwas schönes. Wegen diesen Begleiterscheinungen sehe ich maßlosen Stromverbrauch immer mit Ärger im Bauch.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    dieser grünblühende Korridor ist ja irre! Da würde ich ständig auf und ablaufen ;)!
    Schöner Lauf und das an einem K-Wochenende! Hut ab!!

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    1. Liebe Doris,
      ja der grünende und blühende Korridor wird mich öfter sehen!
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Wunderbare Frühlingsbilder. Und ja, die Löcher, die da in den Boden "gebuddelt" werden, sind einfach irre gigantisch. Dein eidgenössischer Ehemann ist ja echt herzallerliebst.

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    1. Unsere Löcher ...ja leider müssen sie immer größer ausfallen...
      Mein Ehemann ist wirklich ein lieber :-)))
      Liebe Grüße
      Elke

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