Samstag, 13. Mai 2017

Grand Prix Bern 2017 (16 km)

😄😅😁
Der Grand Prix Bern, ein fester Termin in unserem Mai-Kalender. Gerade dieses Jahr sollte er eine kleine Genugtuung zu meinem Prager Marathon-Ärgernis werden.
Und die schönsten 10 Meilen der Welt (GP über GP) wurden zu einem tollen Erlebnis!







Ich habe mich extra ins Prager Finisher-Shirt gewandet, will ich doch den Frust von dort mit dem Berner Spirit austreiben :-)

Wir kommen frisch von der Mittagstafel eines Familientreffens und ich bin ein wenig unsicher, ob das Menü, auch wenn nur partikelweise genossen, wirklich so lauffreundlich war. Jedenfalls machen sich Risotto & Co eine Stunde vor meinem Start(16:40 Uhr) noch rumpelig bemerkbar. So laufe ich nur moderat ein, um nicht die Durchblutung vom Magen in die Waden zu schicken.



Über 33.000 Teilnehmer verzeichnet die Veranstaltung dieses Jahr, über die Hälfte läuft die 10 Meilen (16 km).
Die Stimmung wie immer bestens.
Inzwischen verzeichne ich auch kein Gegrummel mehr aus der Bauchmitte.








Ich stehe recht weit vorn in meinem Block und kann das übliche Startprozedere aus der Nähe erleben. Die Footballer müssen ihren Sprint 32x wiederholen, so viele Startblocks hat es.









Kurz hinter dem Start. Auf einem der vielen alten Militärbauten befindet sich oben auf dem weißen Kamin ein Storchennest, das man live im Netz beobachten kann: www.berner-storch.ch. Leider sind von 4 Jungstörchen 3 schon verendet. Man vermutet u.a. Nahrungsmangel aufgrund der kühlen Witterung.






Abwärts den Aargauerstalden laufend, kommt mir wie immer an dieser Stelle die Spitze entgegen.
Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Läuferin war, die doch aussieht, wie eine der Hahners. In der Tat, wie ich später sehe, ist es Lisa Hahner, die mit 58 Min auf den 4. Platz der Damen läuft.

Nach der Abwärtspassage den Stalden hinab tauchen wir ein in die Altstadt. Wie immer eine unbeschreibliche Stimmung. Live-Musik, Applaus, Anfeuerungen - Bern ist einfach der helle Wahnsinn!
Bei mir läuft es fast schon verdächtig gut. Ich überhole die ersten Mitläufer, obwohl es hier leicht bergauf geht.
Anschließend rollt das Feld abwärts zur Aare und zum Mattenquartier. Ich lasse die Schwerkraft für mich arbeiten. Einfach einen Fuß heben, und die Erdanziehungskraft bringt fast automatisch das nächste Stück Asphalt unter die Sohle. Ich flutsche irgendwie an der 1:35-Zugläuferin vorbei. Wollte ich zwar nicht, aber was solls. Das junge Mädchen mit den Ballons wird ohnehin von 2 Besserwissern angetextet, die ihr ihre "Unterstützung" aufdrängen. Doch ich habe den Eindruck, sie weiß, was sie tut.
Etwa bei km 3 sind wir auf Flusshöhe angekommen und es geht rd. 3,5 km flach weiter. Gottseidank hat sich die Sonne hinter Wolken verzogen, so dass für mich Kleidung und Temperatur passen. An jedem Wasserposten greife ich zu.

Es läuft wunderbar. Die Beine machen ihre Arbeit von selber und ziehen nach vorn. Von einem der zahlreichen Musikstände dringt "Happy" an meine Ohren. Hach, genau so fühle ich mich!
Bei km 6,5 geht es wieder aufwärts. Eine Passage, die ich sonst anstrengend empfinde. Doch diesmal? Irgendwas stimmt nicht. Ich überhole und überhole. Die anderen sind doch nicht alle so langsam...?
Anstrengend wirds dann auch doch noch für mich, aber ich weiß ja, dass bald ab Thunplatz wieder Gefälle kommt und ich mich wieder ein wenig ausruhen kann. Und vorher wird noch "Sultains of Swing" live intoniert, das macht beste Laune! Denn damit ist die erste von 3 gemeinen Steigungen abgehakt.
Schon ist die Hälfte absolviert, wie schnell das geht! Beim Marathon wäre man hier gerade mal gut eingelaufen...

Es war Regen angekündigt, ein paar Tropfen fallen, aber die dunklen Wolken nehmen ihre Fracht weiter mit. Wer mag, kann sich bei einigen Spritzstationen vom Wasser abkühlen lassen.

Bei km 11 habe ich ein minimales Schwächegefühl. Aber meine Uhr zeigt mir, dass das nur eine Gefühl ist und die Beine weiterhin ihre Pace machen.
Auf gehts zur nächsten Steigung. Die amerikanische Botschaft, die wir bei km 12 passieren, ist für mich inzwischen fest mit diesem zähen Anstieg verknüpft. Ich schnaufe mich hoch, aber immerhin schneller als manch anderer.

Es naht der Bundesplatz mit seinem speziellen Durchlauf. Knappe 13 km sind gelaufen. Der Rest ist verschwindend klein, allerdings mit dem gemeinsten Anstieg garniert. Den Aargauerstalden hinauf, den wir eingangs hinabrannten.
Und mit der absolvierten Strecke in den Beinen ist das Ding echt fies, wird sogar mit dem Heartbreak Hill in Boston verglichen!
Ich laufe 2/3 und entscheide, den Rest zackig zu gehen, um Kräfte für die weitere Fortsetzung der Steigung beim Rosengarten zu sparen. Gute Entscheidung! Kaum bin ich um die Ecke, greife ich wieder läuferisch ins Geschehen ein.
Und dann kommt der letzte km, der gegen Ende abfallend ist und einen geradezu ins Ziel beschleunigt. Die Zuschauer machen einen Höllenlärm, trommeln auf die Banden. Die Beine rennen von selber, überholen und überholen. Ich mache, wie auch schon unterwegs, zahlreiche 360°-Bilder, die aber leider Blogspot nicht unterstützt.





















Ich bin im Ziel und fühle mich falsch.
Was soll ich denn schon hier, es lief soooooo klasse, so fluffig, so locker! Die 16 km fühlen sich zu kurz an, das Vergnügen könnte gern noch etwas weitergehen!
So hätte es letzten Sonntag sein müssen. Naja, hat nicht sollen sein.
Das ganze Rennen über habe ich nicht auf die Zeitanzeige geschaut. Und nun die Überraschung: Ha, neue PB in Bern! 1:32:56! Auch mein Mann ist sehr mit seiner Zeit zufrieden. Einmal mehr zeigt sich, dass man kurz nach einem Marathon auf Unterdistanzen prima laufen kann.
Ich könnte die Welt umarmen, bin einfach nur megaglücklich! Aber kein Wunder, Bern - das ist einfach ein wunderschöner Lauf mit einzigartiger Atmosphäre.
Und in Abwandlung des anderen Spruchs möchte ich sagen: Irgendwann musst Du nach Bern!
Stimmungsvolles Veranstaltervideo:


16 Kommentare:

  1. Herzliche Gratulation!

    Meinereiner musste gestern leider kurzfristig mit Hals- und Schluckweh passen. Aber bereits kommenden Sonntag gibt es auf meiner #RoadToZermatt (1.7.17) die nächste Wettkampfgelegenheit mit dem Dreiländerlauf. Obwohl rund um Basel stattfindet, ist das für mich sogar eine Premiere …

    Gute Erholung und liebe Grüsse!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Vloggy,
      dankeschön! Schade, dass Du verhindert warst, Bern war einmal mehr wundervoll! Dann wünsche ich Dir für Deinen Lauf alles Gute!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke,

    "ich könnte die Welt umarmen" was für eine wundervolle Aussage eine Woche nach Prag! Auf jedes Ab folgt wieder ein Auf, dass hast Du eindrucksvoll bewiesen. Ich gratuliere zur neuen PB!

    Irgendwann muß ich mir diesen stimmungsvollen Lauf dann doch auch noch mal antun. Aber gut, dass ich es dieses Jahr nicht gemacht habe, Du wärst mir ja auf und davon gerannt ;-))))

    Liebe Grüße und gute Erholung Euch beiden!
    Volker

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Volker,
      danke Dir! Ach ja, das war gestern einfach nur das läuferische Paradies! Klar MUSST Du Dir das mal gönnen, schließlich gibts hier auch Höhenmeter ;-) Und klar würde ich für Dich auch eine Nummer langsamer machen, hihihi!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  3. Hallo Elke
    Es war eine schöne Überraschung, dass wir uns, wie schon im letzten Jahr, just bei der Startnummernausgabe wieder gesehen haben. Herzliche Gratulation zu deinem tollen Lauf durch Bern. Ganz toll, dass es euch beiden so gut gelaufen ist, vor allem eine Woche nach einem Marathon, super! Mir lief es ebenfalls ausgezeichnet und auch ich hätte im Ziel locker noch ein wenig weiter laufen können.
    Ich wünsche euch beiden gute Erholung und dann sehen wir uns hoffentlich in Thun wieder ;-)
    Liebe Grüsse, Hugo

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Hugo,
      ja wir dachten auch noch am Freitag, das wäre nun aber lustig, wenn wir den Hugo wieder treffen bei den Startnummern :-) Und das in der großen Masse! Der Lauf war wirklich wieder toll, Bern fegt! Wir hatten schon gesehen, dass auch Du ganz flott unterwegs warst, herzliche Glückwünsche!
      Mit Deiner Trainingskollegin waren wir heute noch brunchen :-)
      Jawoll, auf nach Thun!
      Liebe Grüße und gute Erholung!
      Elke

      Löschen
  4. Wow, was für ein Lauf, was für ein Erlebnis. Mitreisend wie dein Lauf.
    Und so wie es eben manchmal nicht ganz so gut läuft so kann es ganz schnell wieder so wunderbar wie in Bern laufen. Super zu lesen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Markus,
      ja, es war wirklich -wie immer in Bern- klasse. Und umso schöner als kleine Gutmachung des Wochenendes davor. Wäre für Dich sicher auch mal eine Option. Dieses Jahr gab es übrigens freie Anreise per Bahn ab jedem Ort in der Schweiz!

      Löschen
  5. Na Mensch, da bin ich aber froh, das du dir den Frust von Prag aus den Beinen schütteln konntest :-)
    Das klingt nach Freude und Lust und das haste dir auch richtig verdient.
    Herzlichen Glückwunsch zur neuen PB.
    Und zum mitreisendem Bericht. Ich glaube ich bin gerade mitgelaufen :-D
    Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Helge,
      danke! Das war sowas von die pure Freude, ich sage Dir!
      Villeicht läufst Du eines Tages ja auch mal dort, auch wenn es fast flach ist. Aber Blick auf die Berge!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  6. Glückwunsch zur Berner pB und zur gelungenen Vergangenheitsbewältigung!
    Ich habe mal in einer Reportage gelernt (Fernsehen bildet!), dass die schwächeren Storchenjungen von den Eltern aus dem Nest geworfen werden, und nur das stärkste aufgezogen wird.
    Rabeneltern, diese Storcheneltern!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke Dir! Und ich finde, das habe ich mir verdient!
      Hatte ich auch gelesen, dass der Tod der Geschwistervögel dem Überlebenden zugute kommt, der dann das Futter nicht teilen braucht. Stimmt, Rabeneltern sind sie dann schon :-( Man vermutet in Bern, dass aber die anderen aus Nahrungsmangel verendet seien, da Regewürmer und anderes Getier sich wegen der kalten Temperaturen verkrochen hätte. Seien wir froh, dass wir unsere Nahrung einfach so im Supermarkt kaufen können!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  7. Liebe Elke,
    jaaaa - so soll ein Lauf "laufen"! :D
    Ach wie schön, ich freue mich sehr für dich, dass dir Bern die Leichtigkeit und Lauffreude zurückgebracht hat!
    Gratuliere zu deiner Superzeit!! :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      nach Prag hat mich dieser Lauf wirklich rundum glücklich gestimmt. Wenn es mal immer so ginge... wo kann man das denn bitte bestellen?
      Danke Dir und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  8. Wie ich ein bisschen verspätet lese, waren deine Beine schon eine Woche nach dem Prager Desaster wieder topfit und frisch für so einen triumphalen Lauf in Bern. Das ist so erstaunlich wie toll! Vielleicht wollen sie dir mal ganz klar mitteilen: "Wir haben keinen Bock auf Marathon - lass es einfach bei der Hälfte und wir fliegen mit dir um die Welt!"

    ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Lizzy,
      klar, der Gedanke kann einem konnen. Dazu bin ich aber (noch) nicht bereit, denn es gab ja auch gute Marathons, sogar fast eisenfrei durch Wien. Magen ist mein Schwachpunkt und ich lasse den nochmal checken.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen