Montag, 19. September 2022

Eigertrailfeeling E 35

Der Plan entstand schon im Juli, als ich am Eigertrail E16 (=Genussvariante, 16 km mit 960 Höhenmetern) teilnahm. Wie mag es wohl auf der 35-km-Strecke aussehen, mit ihren 2.500 Höhenmetern hinauf...?

Richtig gute Trailrunningstöcke nenne ich inzwischen auch mein eigen, also auf nach Burglauenen, dem Startpunkt!

Wir nehmen uns forciertes Bergwandern vor, unser Ziel ist der Männlichen, der zweithöchste Punkt der Strecke, das sind rd. 12 km mit knapp 1.500 m bergauf. Die Witterung ist zum Start perfekt, Morgenfrische um 9 Uhr.  Das Profil verheißt viiiel zu vergießenden Schweiß...:

Zunächst geht es über fahrbare Wege, später schließen sich im Wald teils ziemlich wurzelige und holprige Trails an. Schon hier bin ich heilfroh um die Stöcke.

Erschreckend sind die trockenen Bachläufe. Normalerweise müsste ein munteres Geplätscher zu hören sein, doch ohne die kleinen Namensschilder der Bächlein wüsste man gar nicht, dass man gerade eines kreuzt. Den Trail empfinde ich als anspruchsvoll und stelle mir das unter Wettkampfbedingungen, wenn jeder in seinem Tunnel ist und schnellstmöglich voran strebt, als sehr fordernd vor.






Nach 5 km ist der erste Anstieg geschafft, wir dürfen uns auf horizontalem Gelände etwas regenerieren und die Fernsicht bis zu den Höhen den Juras genießen. Es geht rd. 2,5 km zunächst sanft, dann zackiger abwärts nach Wengen.




In Wengen können wir unser Tagesziel hoch oben am Männlichen erkennen. Sieht auf dem Foto harmlos aus, hat es aber in sich. Inzwischen ist es warm geworden, über 20°. Wir sind dankbar für reißverschlusskürzbare Wanderhosen und werfen uns der "Wand" entgegen...

Dort hinauf geht es


Täusche ich mich oder ist dieser Anstieg fordernder als der erste? Trotz des schattigen Waldes komme ich gut ins schnaufen. Und diese endlosen steinigen Passagen mit ihren treppenartigen Abschnitten, hinauf, hinauf, nur hinauf...


Hinter dem Wald  brutzelt uns erst die Sonne auf die Köpfe, doch je höher wir steigen, umso besser kühlt der Wind. Was aber den Bergpfaden nichts von ihrem kräftigen Anstieg nimmt. 
Immer wieder erhaschen wir einen Blick auf das Ziel. Es kommt auch langsam näher, aber eben langsam. Da hilft nur der Gedanke an die dort oben wartenden kühlen Getränke. Radler oder Cola, was darfs denn sein?





Unser Tempo hat zwangsläufig ziemlich nachgelassen. Aber die wunderbare Aussicht will schließlich auch bewundert sein! Etwas, das beim echten Lauf wohl leider viel zu kurz kommen muss. Wir gönnen es uns. Auch der Blick auf die Flanke des Männlichen mit den Lawinenverbauungen ist eindrucksvoll.


Blick auf Lauterbrunnen

Und dann ist es endlich, endlich, endlich geschafft. Mit einem letzten Hauruck kommen wir auf dem Plateau zwischen Seilbahnstation und Berghaus Männlichen an. Es ist vollbracht! Aber dass man dann hier oben gleich weiterrennen würde? Auch wenn nun Abwärtspassagen kommen, wir brauchen ersteinmal Stärkung, in gekühlt-flüssiger Form. 
Radler oder Cola?   BEIDES!!!
Wie gut das tut!



Wenn man bewegungslos auf der Terrasse sitzt, wird es dann doch kühl. Wir haben knapp über 4 Stunden gebraucht und überlegen, ob wir nun hinunter bis Grindelwald und dann weiter nach Burglauenen wandern sollen. Auch kein Pappenstiel, selbst wenn es nur abwärts ist. 
Schlussendlich gelangen wir zu einem Kompromiss: Bis Grindelwald nehmen wir die Seilbahn, ab dort sind es nochmals 5 km über einen Teil des E51, entlang der Schwarzen Lütschine, sanft abwärts. So sind wir kurz vor 16 Uhr zurück am Auto (zu Fuß wäre es deutlich später geworden) und freuen uns über eine anstrengende, aber auch schöne Bergtour.

Es war interessant, diesen Teil der 35er-Strecke kennen zu lernen. Aber ob ich das wettbewerbsmäßig machen möchte? Zumal es ja noch nicht einmal die Hälfte der Strecke war und gemäß Berichten streckenerfahrener Teilnehmer die später folgenden Nur-noch-abwärts-Passagen und die weiteren Höhenmeter es auch nochmals in sich haben. Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass der Lauf im Juli stattfindet und man, wie in diesem Jahr, durchaus eine Hitzeschlacht zu bestehen hat. Nein, nichts für mich. Aber die 16 km-Genussvariante, die könnte mir 2023 wieder gefallen, habe ja nun richtig gute Stöcke im Repertoire.


12 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    wie schön! Danke für die vielen tollen Bilder aus einer schönen Bergregion!

    Eine schöne Tour habt ihr gemacht und genau richtig, um die Stöcke zu testen, bzw. zum Einsatz zu bringen! Euer höchster Punkt war doch über 2200 m (2230 m)? Das ist ja auch nicht gerade wenig. Von daher ist doch nachzuvollziehen, dass ihr ordentlich ins Schnaufen gekommen seid. Aber bei dem Lohn mit solch tollen Blicken und Aussichten gab es doch auch was für die Mühen! - Ich kann mir vorstellen, dass es mir da oben gefallen hätte. Das 3. Bild in deiner ersten Bildreihe (2 Bilder nach dem Fliegenpilz), bei dem Chris mittig zu sehen ist, zeigt z. B. tolle Trails, wie ich sie zum Wandern oder Laufen liebe. Tolle Tour!!!

    Abends habt ihr dann sicherlich gewusst, was ihr geleistet habt! - Bei Hitze (im Juli) wäre das aber echt grenzwertig. Und doch müsste ich eigentlich dort mal laufen!

    Also, vielen Dank nochmal für die tollen Eindrücke, die du uns geschenkt hast!

    Liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      dir würde das ganz bestimmt gefallen! Richtig, man ist dann auf 2200m Höhe, was sich auch bemerkbar macht. Die Aussicht macht natürlich die Mühe wett, zumal selbst erstiegen statt hinauf gegondelt! Chris ist diese Route ja im Juli gelaufen und hat wirklich sehr unter der Hitze gelitten, im Frühjahr/Herbst wäre das wohl anders. Aber auch die Wege ggf. rutschig und glitschig.
      Interessanterweise konnte ich zwar danach gut schlafen, aber groß Muskelkater war da nicht. Nur lästige Blasen :-(
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    bei diesen wunderbaren Bildern der Bergwelt frage ich mich (so gerne ich selbst laufe), warum man dort nicht einfach nur wandert und genießt. Irgendwie erscheint mir der Gedanke, eine so wunderschöne Strecke "im Tunnel" zu absolvieren, fast schon abstrus! Wie schön, dass ihr euch Zeit genommen habt. :D
    Auch die Entscheidung, den Rückweg teils mit der Bahn zu absolvieren, kann ich gut nachvollziehen. Die Abwärtspassagen sind für schon müde Beine ja oft gleich noch fordernder, als die hinauf.
    Auch das Wetter hat gut für euren Ausflug gepasst - inzwischen dürfte es da oben schon eher ungemütlich geworden sein, wenn es auch so abgekühlt hat, wie hier.

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    1. Liebe Doris,
      da bin ich voll bei dir, dort hinauf zu rennen ist eigentlich ein Sakrileg. Diese wunderschöne Landschaft MUSS man doch ansehen! Zumal das Wetter uns auch die Aussicht ermöglichte und nicht mit Wolken verbaute!
      Am Wochenende wurde es dann auch kalt dort, wir waren froh, als unsere Heizung dann Wärme spendete!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke
    Ah, da kommen Erinnerungen hoch! Dieser blöde Männlichen, will und will einfach nicht näher kommen. Aber das Gefühl, wenn man oben ist und die zurückblicken kann auf die geleistete Strecke - das ist unbeschreiblich.
    Das habt ihr gut gemacht mit der Bahn-Kombi. Runterlaufen ist ja auch nicht so spannend.
    Deinen Plan für nächstes Jahr finde ich auch gut. Die 16km haben es ja auch in sich. Jetzt, wo du die Strecke kennst, wird es ja immer einfacher! :-)
    Liebe Grüsse aus dem sonnigen, aber kühlen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      genau daran dachte ich: Was mag es für ein Gefühl sein als Läufer, wenn man endlich dort oben angekommen ist! Und dann muss man ja noch weiter! Da glaube ich gern, dass das deine Erinnerungen geweckt hat. Und mein Respekt ist noch weiter gewachsen für die, die diese Strecke laufen!
      Da bleibe ich wirklich lieber bei "meinen" 16, die sind schon genug fordernd.
      Wir haben übrigens auf dem Männlichen ein paar Tage Winterurlaub gebucht. Und dann geht es per Gondel hinauf ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Hallo liebe Elke,

    nun streife ich seit Monaten erstmals wieder durch die wenigen mir noch bekannten Blogs und werde bei dir gleich mit so vielen wunderschönen Fotos empfangen 😃

    Beim rückwärts-Überfliegen der vorherigen Einträge stelle ich fest, dass wir nahezu zeitgleich im ungewollten Club Aufnahme gefunden haben und auch ein bisschen am C zu knuspern hatten.

    Wie schön, dass du jetzt wieder so fordernde und herrliche Touren stemmst!

    Liebe Grüße von

    Lizzy

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    1. Liebe Lizzy,
      Ach, dich hatte es auch erwischt...? Ich hoffe, du bist wieder gesund? Ja, das war eine sehr anstrengende, aber schöne Tour. Umso besser, dass wir nicht die 35km Vollmachten mussten!
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    Ach jetzt bekomme ich schon wieder Schweiz--Fernweh. Ich finde auch 16km total ausreichend, hihi. MAn muss ja nicht alles machen, also wettkampfmäßig. So als Tour nur für sich finde ich es auch super.
    Liebe Grüße
    Karina

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    1. Liebe Karina,
      Wir dachten an euch, ganz hinten war ja auch Mürren zu sehen. Ich finde ja auch, 16 km sind vollkommen genug, da kommt ja auch noch fast ein ganzer Höhen-km dazu 😉
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    du entwickelst dich ja zur Bergspezialisting mit Stöcken und so. Das ist sehr gut - können wir da doch jetzt ganz tolle Fotos bewundern.
    Und das die lange Steigung mit den Höhenmetern anstrengend ist, wundert mich gar nicht. Ihr habe dass aber gut gemeistert. An eine Hitzeschlacht dort im Sommer mag ich gar nicht denken. Aber wer weiss - vielleicht locken die 35km dann doch mal?
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      Ja, wozu einen der eigene Masochismus so treiben kann, 😉
      Aber die Aussicht war es wert! Diese Tour und noch mehr als 20km drauf bei Hitze - unvorstellbar! Nee, da bleiben mir die 16 sympathischer...
      Liebe Grüße
      Elke

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