Laufend lesen

Dienstag, 9. September 2014

Gruselig


Die letzten Tage waren, ich kann es nicht anders bezeichnen, auch läuferisch ein kleines Desaster.
Schon beim meinem letzten Lauf hatte ich am Ende ein leicht ungutes Gefühl. Das steigerte sich am Abend in Übelkeit & Co, brachte mich zu einer Krankmeldung im Büro, weil ich nicht aus der Horizontalen kam. Ich fürchtete einen Infekt, allerdings konnte ich dann feststellen, dass es eine akute Unverträglichkeit eines an sich völlig unverdächtigen Medikaments war. Das ich verschrieben bekam, noch nie vorher erlebte und das auch sicherlich nie mehr nachher.
Jedenfalls konnte ich am Samstag vorsichtig eine knappe Stunde laufen, ging ganz gut und die Bewegung nach 2 Tagen liegen war eine Wohltat. So verlegte ich den für Sonntag vorgesehenen Lauf von 27 km dann einfach auf den Montag. Wetter war prima, los gings. Aber es wurde nur grausam. 
Wer kennt nicht das Gefühl am Anfang eines Laufs, dass es etwas zäh ginge? Gut, meistens legt sich das bei mir und wenn die Beine eingelaufen sind, trabt es sich doch von allein. 
Meistens. Nicht immer. 
Zwischen Armen und Beinen fühlte es sich an wie Tonne, schwer, drückend, bewegungsunwillig. Der Kreislauf ein Gefühl wie kurz vor Kurzschluss. Auch nach einer Stunde immer noch dieses Gefühl. Keine Selbstmotivation half, kein Gedanke "Jetzt hast Du schon eine Stunde, den Rest schaffst Du auch". Im Gegenteil, mein kleiner Bauchbeutel, sonst nie zu spüren, fühlte sich an wie mit Wackersteinen gefüllt. Sogar bei Gehpausen drückte das Ding.
Und dann noch die optischen Eindrücke. Denn  ich trabte in Richtung Manheim, dem Dorf, das derzeit umgesiedelt wird, wegen des nahenden Braunkohletagebaus. Was sich so "leger" anhört, sieht aber optisch drastisch aus.

Hier stand ich noch im Mai:














Heute sieht diese Stelle so aus:



Das Haus ist weg, als wenn dort nie etwas gewesen wäre.



























Der Schuppen soll wohl noch ein wenig genutzt werden.

























Im Dorf selber sieht eigentlich alles ok aus, auf den ersten Blick. Aber der 2. Blick enthüllt: Wo die Fensterläden geschlossen sind, wohnt niemand mehr, wo eine Mülltonne steht, ist noch einer:



Das ist erst der Anfang. Bald werden die leerstehenden Häuser ebenso wie das Gutsgebäude komplett abgeräumt. Dann erkennt man nur noch am Asphalt der Straße, wo einmal Menschen wohnten. Und dann kommt auch der weg.






Gespenstische Stimmung im Ort, obwohl doch Autos umherfuhren, auf dem Sportplatz gerade Fußballtraining lief.
Aber wie hier die Stimmung an tristen Novemberabenden sein wird, vor allem, für die Bewohner .... ?
Gruselig wahrscheinlich.
Und der letzte macht das Licht aus.







Tja, gruselig fühlt sich mein Lauf an. Am Ende muss ich lange Passagen gehen, nichts anderes möglich. Und daheim verkrümele ich mich gleich ins Bett.
Hoffe, es geht die Woche besser. Morgen geht es auf Dienstreise.

7.9., 21°: 7,5 km, 49:34, (6:37 Min/km), Puls 134
8.9., 20°: ca. 21 km, 2:40




14 Kommentare:

  1. Liebe Elke
    Unglaublich, dass es sich offenbar lohnt, ganze Dörfer dem Erdboden gleichzumachen, um die Bodenschätze darunter abzubauen. Die halb verlassene Siedlung lässt wirklich ein beklemmendes Gefühl aufkommen. Werden den Umsiedlern neue Wohnstätten zur Verfügung gestellt?
    Dass diese Szenerie deine Läuferseele beschwerden kann, ist verständlich. Wenn dazu noch das Laufgefühl nicht stimmt, dann kann ich mir vorstellen, dass dein langer Lauf richtig mühsam wurde!
    Ich wünsche dir von Herzen, dass es kein fieser "Käfer" ist, der dich plagt und dass du bald und rechtzeitig wieder fit bist für deinen nächsten Wettkampf-Einsatz!
    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Liebe Marianne,
      jeder bekommt natürlich Geld für sein aufgegebenes Haus, es scheint wohl von den Summen her ok. Das Dorf konnte abstimmen, ob sie geschlossen umgesoedelt werden wollen, oder jeder schaut, wo er bleibt. Sie wollten alle zusammenbleiben, und so entsteht derzeit das Dorf neu einige km weiter. Ich denke nicht, dass ich mir sonst etwas eingefangen habe, denn es geht mir soweit gut. Hoffentlich bliebt das ein Ausreißer...
      Euch weiterhin schöne Erholung im lappländischen (oder sagt man "läppischen"?) Spätsommer!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Und das ganze für die klimaschädliche Braunkohle. Aber darauf kommt es wohl auch nicht mehr an, wenn man sich die neusten Nachrichten anhört. Als (Noch-)Bewohner würde ich Beklemmungen bekommen :-(

    Ich wünsche Dir gute Besserung und schnell wieder lockerere Läufe!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      ich ereinnere mich, dass mein Vater (er arbeitet wie viele hier natürlich in der Grube) immer sagte, dass man unter diesem Ort zwar große Braunkohlevorräte weiß, aber diese viiiiel zu teuer seien, zu erschließen. Ja, so ändern sich die Zeiten. Ich versuche immer sehr bewusst, Strom möglichst sparsam einzusetzen.
      Danke Dir und liebe Grüße
      Elke

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  3. puh - das liest sich in der Tat sehr bedrückend und ich hoffe für dich, dass die Talsohle bald durchschritten ist. Gute Besserung!
    Darf ich fragen, was das für ein Medikament war, auf das die Unverträglichkeitsreaktion erfolgte?

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    1. Liebe Lizzy,
      danke Dir. Da ich hier keinen Medizinblog betreiben will, ich kann Dir den Namen des Medikaments gern mailen.
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Meine Neugierde soll natürlich nur gestillt werden, wenn du das wirklich sagen magst ;) Falls "ja", würde ich mich über eine Mail an powerlizzy-at-gmx-de freuen *s*

      Geht's schon besser? (hoffentlich!)

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    3. Hallo Lizzy,
      ist unterwegs. Soweit gehts gut, der nächste Lauf wird den Rest zeigen...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Uii, so Bild mal ganz unzenziert zu sehen wie die Dörfer während / nach der Umsiedlung aussehen ist schon erschreckend! Klar, man liest und sieht immer wieder davon, aber wenn man selbst nicht im Entferntesten davon betroffen ist kommt eben kaum damit in Berührung. Schon traurig was da alles passiert und welche Geschichten / Erlebnisse / Gefühle mit dem Ort zerstört werden!

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    1. Hallo Markus,
      da gebe ich Dir recht, in natura ist das wirklich so viel greifbarer als im TV. Ich werde gelegentlich mal wieder da vorbeilaufen. Wahrscheinlich werden die Fotos dann auch immer trauriger, ich habe so etwas ja schon an anderen Orten hier mit beobachten können.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    ich finde es eher gruselig, was du da schlucken musstest!? Hast du dich mittlerweile wieder erholt? Da wundert es mich nicht, dass du schwere Beine hattest.
    Diese Umsiedelaktionen sind schwer vorstellbar, wenn man sie nicht "live" sieht. Was muss da Geld dahinterstecken!

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    1. Liebe Doris,
      nun ja, ich war dann eine der 1-10 Anwenderinnen von 1000, die es erwischte, so die Quote laut Beipackzettel....
      Richtig erkannt, hinter dieser Umsiedelei (und dazu kommt ja auch die Verlegung der ganzen Autobahn) stecken Unmengen Geld. Die wir alle aber brav durch unsere monatliche Rechung bezahlen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Ich kann deinen aktuellen Zustand gut nachfühlen. Bei meinem Halben letzten Sonntag muss wohl das Open-Window-Syndrom zugeschlagen haben. Jetzt pausiere ich, um Schlimmeres zu verhindern.
    Dir gute Besserung, damit es bald wieder läuft!

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    1. MIt zunehmender Erfahrung bei der Lauferei erlebt man glaube ich wohl immer einmal solche Nackenschläge. Aber man weiß auch, es geht meist doch besser und von Ausreißern darf man sich nicht nervös machen lassen.
      Dacke und liebe Grüße
      Elke

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