Vorab: In Horrem gibt es keine Medaillen, wohl aber Kölschstangen, in selbsternannten Fachkreisen (meist süddeutscher Provenienz) auch "Reagenzgläser" genannt.
Da wir als Nachmelder antreten, müssen wir eine Stunde vor dem Start am Ort des Geschehens sein und können noch ein wenig dem 5-km-Lauf beiwohnen. Es gehen wahrhaftig 3 Feuerwehrleute in voller Montur inklusive Sauerstoffflasche an den Start. Als sie ins Ziel kommen, entspricht ihre Gesichtsfarbe so ziemlich dem Farbton der Einsatzfahrzeuge, aber meinen Respekt haben sie auf alle Fälle!
Am Himmel werden die Wolken dunkler und es weht ein sehr böiger Wind durch die Straßen. Wir laufen uns kurz ein, und dann geht es los auf den 2 x 5 km-Rundkurs, halb durch ruhige Straßen, halb durch Waldesgrün.
Heidrun und ich starten gemeinsam. Anfangs ist es drängelig wie in jedem Jahr. Ich gerate immer wieder in die Klemme zwischen langsameren Läufern, während Heidrun stets die richtigen Lücken erwischt. Ich habe daher etwas Mühe, ihr zu folgen.
Ist mir aber nicht ganz unrecht, so ist die Gefahr, zu schnell anzugehen, leicht gebannt und ich kann auch die muntere Rentnertruppe würdigen, die wie jedes Jahr in dieser Straße unermüdliche Motivationsarbeit für die Läufer leistet, sich selber aber auch ein frohes Gelage gönnt.
Als wir uns etwas freigelaufen haben merke ich, dass Heidrun ein arges Tempo vorlegt. Aber da bleibe ich doch dran! Zumal mein eidgenössischer Ehemann natürlich schon längst über alle Berge ist.
Im Wald wird die Luft nochmals frischer und sauerstoffreicher, herrlich. Inzwischen überholen wir diesen und jenen, das motiviert.
An der Wasserstelle etwa bei km 4 angele ich mir einen Wasserbecher, die 2 Schlucke tun gut.
Inzwischen haben Heidrun und ich die Positionen getauscht, sie in meinem Schlepptau.
Bei mir läuft es rund, immer schön knapp unter Anschlag.
Aus einem Hausfenster tönt plötzlich laut das typische Gitarrenspiel von Keith Richards - das pusht! Ich überlege gerade, welcher Titel das nochmals ist, da ruft mir Heidrun begeistert zu "Holy Mick!!!" Ja, es ist "Jumping Jack Flash". In diesem langen geraden Straßenabschnitt stehen kleine Grüppchen und feuern an - das Feld und ihre gute Laune. Schön daher, dass außer ein paar Regentropfen zwischendurch nichts nennenswertes vom Himmel fiel.
Beim ersten Zieldurchlauf ist Heidrun weiterhin knapp hinter mir, aus dem Augenwinkel nehme ich immer wieder das Grün ihres Shirts wahr. Ich erhasche einen Blick auf die Zieluhr. Nun ja, subjektiv hatte ich ein schnelleres Gefühl.
Beim zweiten Durchlauf der Waldpassage scheint Heidrun abzufallen. Dennoch - ihren charakeristischen schlurfenden Schlappschritt habe ich weiterhin im Ohr. Das ist jetzt irgendwie ... so eine kleine, fiese Drohnung aus dem Hinterhalt.
Ihre Absicht ist klar, kleiner Zielsprint am Ende.
Auch wenn das Feld inzwischen auseinandergezogen und die Enge des Anfangs überwunden ist, ist nach wie vor Überholen angesagt. Ich schiebe mich hier und dort vorbei, mal mit mehr, mal mit weniger Gegenwehr. Meinerseits passiert mich niemand. Ist angenehm motivierend.
Ich kann mein Tempo halten, 5:13 Min/km bis 5:21 Min/km zeigt meine Uhr. Aber langsam wird es schwerer.
Mir fällt plötzlich auf, der Schlappschritt ist weg! An Stellen, wo Leute applaudieren, kann ich etwa an der "Klatschpause" zwischen Heidrun und mir erahnen, wie weit zurück sie sein muss.
Bei km 9 kommt nochmals die Wasserstelle. Den letzten km schaffe ich auch so, keine Sekunde verschenken! Ich kenne doch Heidrun, die gibt nicht kampflos auf und wird sicher gleich das Tempo forcieren...
Nochmals die lange gerade Straßenpassage. Jetzt nicht nachlassen! Ich kann noch ein paar Läufer überholen, nur noch 2 Ecken. Von Heidrun nichts zu sehen. Den letzten km laufe ich sogar in 5:03 Min/km, obwohl er sich verdammt zäh anfühlt.
Am Anschlag renne ich ins Ziel, danach ist schließlich immer noch Zeit, wieder zu Atem zu kommen 😝
Heidrun kommt einige Sekunden nach mir an, auch ziemlich außer Puste.
Im Ziel erwarten uns mein Mann und Lauffreund Walter, das erfrischende Sponsorengetränk mundet bestens.
Daheim wartet noch eine kleine Überraschung beim Blick in die Ergebnisliste: Ich habe erstmals den AK-Sieg errungen! Heißa! Auch wenn ich nicht an meiner 10'er PB kratzen konnte, ist das doch höchst erfreulich
😀
Unsere bisherigen Teilnahmen in Horrem:
2013
2014