Vor wenigen Wochen im Herbst schrieb ich einen Post unter dem Titel "
Unbezahlbar", derzeit dürfen wir die Winterversion geniessen :-)
Nachdem uns der 2. Weihnachtstag Schneefall in Massen brachte, drohte der darauffolgende Wetterwechsel die Pracht gleich wieder zunichte zu machen. Doch wir haben Glück und liegen die entscheidenden Meter hoch genug (rd. 850m), die den Erhalt des wunderbaren Anblicks, nun auch noch zeitweise garniert mit Sonne und blauem Himmel, ermöglichen. Weiter unten hingegen taut es weg und Dunst und Nebel überwiegen.
Welch ein morgendlicher Anblick! UN-BE-ZAHL-BAR!
Da steht die Überlegung an, wo laufen? Unten im Tal an Aare oder Thunersee oder lieber hier oben mit dem Risiko eventuell rutschiger oder eisiger Wege...? Ich möchte Aussicht haben und entscheide mich für die Risiko-Variante auf der Höhe. Allerdings geht sie weitgehend auf, denn ich baue darauf, dass die Sonne auf meinen üblichen asphaltierten schmalen Wegen doch die Kraft besitzt, bei den nur um den 0-Punkt liegenden Temperaturen zumindest auf dem dunklen Untergrund laufbare Bedingungen herzustellen und den Schnee wegtaut. Das Laufen bei diesen Aussichten ist einfach nur genial! Permanent gehen mir Szene und Melodie im Kopf herum, die der weihnachtliche Traditionsfilm "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" am Ende bringt, wenn Aschenbrödel auf ihrem Schimmel über die weissen Felder reitet.... Besonders da, wo ich dann auf richtigen Feldwegen laufen muss, die nicht schneefrei sind und arge Konzentration fordern, dafür das Naturerlebnis aber umso stärker forcieren.
Man läuft in sehr stiller Landschaft, auf den Bauernhöfen ist es ruhig, hier und da stehen Vieh oder Pferde auf den Weiden, aus den Kaminen dringt Rauch. Nur wenige Autos sind unterwegs. Durch die Schneewälle an den Seiten sind die Nebenwege enger als sonst, aber jedesmal passen Läuferin und Auto aneinander vorbei. Nur einmal, als ein hoher SUV 4X4 von hinten kommt, wird es eng. Bzw. eigentlich nicht, der Platz hätte gereicht, aber die Fahrerin ist ängstlich, und so muss ich Platz machen und in den Schnee steigen. Ist auch klar, solche Fahrzeuge sind ja gar nicht für die Berge und dann erst noch im Winter gebaut,
das verkraften die nicht,
deren Revier ist die Grossstadt...
Vor allem an schattigen Stellen muss ich aufpassen, da hier Tauwasser überfriert. Einmal gerate ich auf eine Eisplatte, realisiere das aber erst, als ich wie Speedy Gonzales 2-3 Schritte auf der Stelle mache, und dank des glatten Untergrundes dennoch kein Stück vorwärts komme. Da bin ich dann doch froh, meinen Fotoapparat bewusst nicht mitgenommen zu haben, es wäre zu ärgerlich, wenn er durch einen Sturz kaputt ginge. Zudem wäre ich dann heute alle paar Schritte zum Fotografieren stehen geblieben, denn die Verwandlung, die die bekannte Landschaft durch den Schnee erfahren hat, ist nur atemberaubend.
So ist es keine Frage, dass auch heute bei dieser Stimmung der Kirchhügel in Schwarzenegg laufend erobert wird und hinter dem Dorf die Beine von selber auf die längere Runde Richtung Chrüzweg einbiegen.
Hier ist die Langlaufloipe gespurt und einige einzelne Skilangläufer nutzen diese Gelegenheit. Meine kleine Strasse trägt zunehmend Schnee, aber er ist gut griffig. So geniesse ich den Blick auf tief verschneite Wälder und Weiden, in die die einzelnen Gehöfte eingestreut sind.
Einzelne zarte Dunstschleier ziehen auf und geben dem Ganzen einen fast mystischen Anstrich. Am Wendepunkt steht ein kleines Eisstadion, von dem die Geräusche des an die Bande prallenden Pucks und das Schlittschuhkratzen der Spieler zu hören sind. Normalerweise laufe ich hier eine grosse Wendeschleife über einen Feldweg, doch als ich an diese Stelle komme, ist der Weg versperrt. Laufen im knietiefen Schnee geht dann doch nicht.
Also zurück auf gleicher Strecke. Ich erfreue mich wieder daran, dass wir hier abseits der Touristenzentren sind, und die malerische Landschaft zugleich eine ruhige Landschaft ist. Fast lustig ist es, als ich in dieser Leere zeitgleich mit dem einzigen Skilangläufer an einer Kreuzung von Loipe und Strasse ankomme.
Meine Beine haben heute überhaupt keine Mühe, erst nach weit über einer Stunde schaue ich zum ersten mal auf meine Uhr! Ob das an dem üppigen Käsefondue des Vorabends liegt, ist das etwa ein verkanntes Dopingmittel...?
So komme ich dann tief zufrieden wieder an unserem knarrenden Holzhäuschen an.
Hier noch ein paar Impressionen unseres Winterspaziergangs am Vortag auf dem Weihnachtsweg in Heiligenschwendi:
2 Grad, 15,6 km, 1:43:22, (6:37 Min/km), Puls 139