Laufend lesen

Mittwoch, 30. Juli 2014

Hätte-wäre-wenn mit und ohne Mäuschen

Meine letzte Zeit war gespickt mit hätte, wäre, wenn.
Ich habe seit Montag Urlaub, den hätte ich so gerne völlig selbstbestimmt genutzt, wenn da nicht andere wären, die etwas dagegen haben:

Da muss mein Auto wegen Batteriewechsel in die Werkstatt und wäre ja abholfertig gewesen, wenn nicht jemand in der Werkstatt einen Nagel in den Reifen gefahren hätte. Weswegen der Reifen erst die Luft und damit sein Leben aushauchte. Wäre es nicht kurz vor Feierabend und hätte die Werkstatt passenden Ersatz, hätte ich den Heimweg mit dem eigenen Wagen antreten können. Aber beides war nicht und ich durfte den öPNV bemühen. Und hätte ich nicht den intensiven Dialog gesucht und gefunden, wären die Kosten für den kaputten Reifen auch noch aus meinem Geldbeutel geflossen.

Wenn der Termin zur Myoreflexbehandlung so weitergegangen wäre, wie er begonnen hatte, hätte es ja ganz locker sein können. Aber dann sagte der Therapeut den schönen Satz, dass wir uns nun den tiefer liegenden Schichten der Muskeln zuwenden würden - auweia! Aber wenigstens fühlten sich die Beine nach der Behandlung wieder richtig schön locker an, als hätten sie nicht erst am Wochenende den Nürburgring bezwungen.

Gern hätte ich im Garten herumgewerkelt, wenn es nicht notwendig gewesen wäre, sich eben diesen anderen Dingen zu widmen. Hätte gern mal ausgiebig geschmökert, wäre shoppen gegangen, statt Behördengänge zu tun. Denn da wäre nicht nur, sondern da ist eine größere behördliche "Baustelle" im familiären Bereich, die mir derzeit viel Zeit und Nerven raubt und rauben wird.

Wenn ich also schon die letzten 3 Tage keine Zeit und keinen Nerv zum laufen hatte, dann klappt es wenigstens heute und ich kann auf den neuen Wölkchen eine Abendrunde drehen. Wäre nicht mehr zum Aushalten gewesen, hätte ich dies nicht heute geschafft. Zwar fühle ich beim Start einen angenehm kühlenden Wind, aber als ich dann auf dem Feld doch der hinter den Wolken hervorbrechenden Sonne ausgeliefert bin, merke ich, welches Waschküchenwetter heute wieder herrscht, als hätte Petrus seinen Waschzuber in Betrieb genommen. Kochwäsche versteht sich, die macht am meisten Dampf. Trotz Wölkchen an den Füßen wäre es ohne Schwüle weniger mühsam. Doch die Bewegung tut gut.

Eines allerdings gibt es heute ohne wenn und aber und hätte und wäre zum Abendessen: Das köstliche selbstgemachte Bircher Müesli meines eidgenössischen Ehemannes. Das echte, das mit dem "e" im Wort. Denn das ohne "e", also "Müsli" heißt ja eigentlich "Mäuschen", und mal ehrlich, wer will schon Mäuse essen? Nee, die überlasse ich unseren Katzen.
Mh, lecker!
Und ab übermorgen geht es dann auch weg in Urlaub!!!

23 Grad, schwül, 7,9 km, 53:59Min, (6:50 Min/km), Puls 140

Samstag, 26. Juli 2014

Nürburgringlauf 2014

 Zu unserer dritten Teilnahme am Lauf durch die "grüne Hölle" erwartet uns eine eigenartige Wetterstimmung, Hochnebel, der gelegentlich blauen Himmel freigibt und ansonsten die schon morgens kräftige Sonne mit einem Schleier versieht. Und einen Stau gabs auch zu früher Stunde auf der Zufahrt zu den Parkplätzen. So greifen wir ein wenig in die Trickkiste und mein eidgenössicher Ehemann und ich springen schon wettkampfmäßig gekleidet auf der Straße aus dem stehenden Auto, um uns um die Startnummern zu kümmern, während Heidrun das Auto parkt und wir ihre Startnummer mit abholen.
Daher kommen wir recht knapp erst 15 Minuten vor dem Start im Startfeld an, aber Hauptsache, alles ist gutgegangen.
Ich hatte mich für sehr luftige Kleidung entschieden, weswegen ich bis zum Start ein wenig frösteln muss.
Aber es wird eines meiner Lieblingslieder gespielt, "36 Grad"/Zweiraumwohnung, ja da MUSS einem doch warm werden! Eine perfekte Einstimmung in einen schönen Lauf und das uns bevorstehende Wetter
 :-)

Welch ein Unterschied zum regnerischen Beginn bei der 2013'er Auflage! Rasch noch ein Foto und auf geht es auf den Ring! Neuerung in diesem Jahr: Der Start- und Zielbogen steht wieder genau über den Zeitmessmatten, back to the roots also.
Gleich nach dem Start merke ich, welchen Fehler ich begangen habe: Noch 3 Tage zuvor ließ ich die Batterie meiner Laufuhr wechseln. Vergaß aber, sie danach nochmals zu checken, so dass ich nun Vorlieb nehmen muss mit den Einstellungen, die die Uhr nun hat: Sie zeigt mir Puls und Kalorienverbrauch an. Letzteres ist zwar nett zu wissen, aber das aktuelle Tempo wäre mir lieber gewesen. Zu spät, aber auch egal. Ich orientiere mich am jeweiligen Puls, auf Bestzeitjagd wollte ich ohnehin nicht gehen. Und so kann ich auch das Körpergefühl ein wenig trainieren.

Wie immer haben direkt neben dem Asphaltband die Radfahrer ihre Lager aufgeschlagen, die nach den Läufern ihre Rennen fahren werden. Und auch hier ist entspannte Stimmung. Alle ahnen den wunderschönen Sommertag, der bevorsteht, und feuern die Läuferschar an.
Diverse Frühstücksdüfte inklusive erster Grillschwaden umwehen unsere Nasen.
Ein Vater ist sogar mit Babyjogger unterwegs, und das auf den bevorstehenden rd. 500 Höhenmetern.



Immer wieder ziehen Nebelfelder heran.








Und immer wieder ergeben sich spezielle Stimmungen.
Ich bin rasch froh über meine leichte Kleidung. Nur anfangs kommen noch ein paar kühle Böen an, aber danach tut jede Kühlung gut.







Die Läufer schwenken ein auf die Nordschleife, die dem Ring den "Höllen"-Namen bescherte.

Doch heute wirkt er nicht gefährlich, sondern eher mystisch. Noch wird munter geplaudert. Kein Problem, denn abgesehen von einigen wenigen kurzen Steigungen geht es abwärts.





Ein wackerer Wikinger unterwegs. Sein Höschen hatte übrigens Leopardenmuster - kommt auf dem Bild nicht so rüber .











Bald schon nähern wir uns dem tiefsten Punkt der Strecke bei Adenau. Auch hier Idylle um uns herum, doch vor wenigen Wochen zum 24-Stunden-Rennen sah es anders aus. Der Hang (Optischer Orientierungspunkt: Das rote Dixiklo) war dicht bevölkert und enthusiastische Motorsportfans erfreuten sich an den röhrenden Motoren:











Und wo dann die Autos den Berg hinaufschossen,
quälen sich jetzt die Läufer eher mühsam den steilsten Abschnitt empor:






Dafür können wir aber heute viel mehr Natur genießen, und vor allen Dinge Ruhe. Denn ab der Steigung verstummen die Gespräche. Hier beginnt ein längerer Bergaufabschnitt bis zur Hohen Acht.







Und ausgerechnet, wo man Labsal benötigt, findet sich ein solch leerer Verpflegungsstand.
Da ist wohl Dextro die Energie ausgegangen...

Mein Mann hatte hier noch etwas abbekommen. Doch das bleibt der einzige Ausfallpunkt, ansonsten gab es reichlich Getränke für alle.




Besonders neugierig war ich auf diese Stelle.
Man sieht rechts einen massiven Drahtbau. Dort haben wir beim 24-Stunden-Rennen Freunde besucht, die liebend gern als Streckenposten arbeiten, und sich jeweils die 24 Stunden und das vorhergehende Training dort aufhalten müssen. Dies ist also das Schutzschild für die Helfer bei Rennen.
Auch eine Art, seine Freizeit und ein paar Tage Urlaub zu verbringen...







Die Aussicht vom Standort der Streckenposten war so:









Heute, gleicher Standpunkt aber direkt AUF statt neben der Strecke bietet sich jene Perspektive:


Und welcher Nationalität waren wohl die Streckenposten...?




Der Weg zur Hohen Acht erscheint mir diesmal kürzer als letztes Jahr. Ich lege einige Passagen lieber zügig gehend statt laufend zurück. Das spart wertvolle Kräfte, denn an der Hohen Acht ist die Pein noch nicht vorüber!
Zwar steht hier wieder ein munterer Mensch und ruft allen zu "Ihr habts geschafft, Ihr seid oben!" Doch als Insider weiß man, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Es geht danach ein Stück abwärts, doch dann wieder bergauf und bergab, und bergauf und bergab und bergauf.


Zudem lockert der Himmel zunehmend auf und die Sonne hat freie Bahn für ihre Strahlen. Die Temperatur liegt bei geschätzten 22 Grad, kann aber auch mehr sein.
Man sucht jeden Schatten, den man bekommen kann.
Ich erinnere mich kurz an einen Besuch zu einem Formel 1-Rennen im Sommer  2006. Damals fuhr Michael Schumacher noch im roten Flitzer. Die Eifel machte ihrem Ruf alle Ehre und ich saß zum Rennen im Juli in meiner Skijacke auf der Tribüne. Heute kann man sich das kaum vorstellen.

Am Ring ist Streckenkenntnis und -erfahrung wirklich ein immenser Vorteil. So weiß man, dass hier, bei Beginn der Döttinger Höhe langsam das Ziel naht. Doch man weiß auch, dass man immer noch nicht alle Steigungen hinter sich hat. Noch auf dem vorletzten km lauern ein paar Herausforderungen, die mit frischen Beinen kein Thema wären, aber nach 23 km in selbigen stellt sich das anders dar...
So nehme ich die rote Reklame eher süß-sauer zur Kenntnis.


Der Ring verabschiedet sich mit einem prächtigen Panorama unter blauem Himmel und der sonst gefürchtete Gegenwind spendet Kühlung.
Am letzten Wasserstand haben lustige helfende Kinder einen neuen Wettstreit kreiert: Welches Getränk nehmen die Läufer am meisten? Die "Wasserverteiler" haben eine geschickte Methode: Lauthals preisen sie ihre Wasserbecher als "Glückswasser" für die letzten km an. Ich greife dennoch lieber zu Iso, brauche noch ein wenig "Sprit" für die letzten Schritte.

Einerseits bin ich ziemlich geschafft, andererseits würde ich gern noch einfach so weiterlaufen. Der Nachteil von 10-km-Rennen ist doch eindeutig, dass sie so schnell vorbei sind und man kaum Zeit hat, die Umgebung aufzunehmen. Der Vorteil längerer Läufe ist, man hat mehr davon.
Auch wenns nachher weh tut.

Ich erreiche das Ziel in einer prima 2:37'er Zeit. Meine PB am Ring war 2:35 in 2012 bei kühlerem Wetter und mit dem Willen, voll auf Zeit zu laufen. Ich bin also hoch zufrieden, genauso wie mein Mann, der eine 2:12'er Zeit läuft. Seine Blasen vom letzten Sonntag sind deutlich besser und seine heute erstmals ausgeführten neuen Adidas Boost gefallen ihm sehr.

Habe ich beim ersten Lauf auf dem Ring noch arg geflucht, glaube ich nun doch, dass er mein Freund wird. Nächstes Jahr auf ein Neues, wir freuen uns schon!
Mein Zieleinlauf wird begleitet von diesem Musiktitel. (Die älteren kennen noch den Film dazu...)
Wow, what a feeling!

17-22 Grad, 24,4 km, 2:37:35, (6:27 Min/km), Puls 149. 
15. der AK

Mittwoch, 23. Juli 2014

Auf Wolken surfen

Der 1. Tortura Todesberg Ultra Köln will noch verarbeitet werden ...
Es ist erstaunlich, wie doch ein Muskelkater am Tag seiner Verursachung so langsam den Pfad hin zu seiner Reifung aufnimmt, zwar zu durchaus angenehmer abendlicher Ermattung nach dem Event verhilft, jedoch nur um sich dann am folgenden Tage erst zu ganzer Größe zu entfalten.
Von der Mücke zum Elefanten quasi.
Und der begleitet mich am Montag so was von nachhaltig auf Schritt und Tritt! Als ich am Abend beim Aussteigen aus der Bahn die lange Treppe vom Gleis hinunter gehe ... ach wie höre ich den Chor der Engel singen... Am liebsten hätte ich mit lautem Gejaule eingestimmt, wären nicht so viele Menschen um mich herum gewesen. Wäre, glaube ich, komisch rübergekommen.

Aber das ist nichts gegen die Qualen meines eidgenössischen Ehemannes. Den Muskelkater verkraftet er ja noch, aber die Blasen an den Füßen ... in dieser Größe gibt es keine Blasenpflaster mehr. Und wenn er freiwillig nach Hilfsmitteln wie Fußwanne mit kaltem Wasser verlangt, sich Pflasterbahnen um die Füße schlingt und daheim selbige nur noch hoch lagert, sieht es arg aus. Dazu kommen noch zahlreiche Insektenstiche vom Sonntag, die auch erst jetzt zu voller Blüte heranreifen und den Fußknöcheln zu leichter Schwellung verhelfen. Was fliegt und krabbelt da nur im Kölner Stadtwald umher?
Hatte ich schon erwähnt, dass wir in 3 Tagen am Nürburgring laufen wollen? In seinem Zustand würde ich DAS meinen Füßen nicht antun, aber meine Worte sind Schall und Rauch im Gehörgang des entschlossenen Athleten...

Noch am Tag vor dem Ultra waren wir Schuhe kaufen. In meinem für solche Verrichtungen inzwischen favorisierten Laden. Mich gelüstete es, einmal die mir von Marianne empfohlenen On Clouds genauer unter die Lupe zu nehmen. Einmal hatte ich in einem anderen Laden welche an, aber auf einem Laufband konnte ich noch nie einen Schuh halbwegs beurteilen und so zog ich sie nicht weiter in Betracht. Bei meinem Lieblingsschuhladen hingegen darf man mit seinen Testobjekten auch hinaus auf die Straße. Also anprobiert und ab auf das Trottoir. Ich muss sagen, Wohlgefühl vom ersten Moment an. Von der etwas eigenartigen Sohlenkonstruktion spürt man beim laufen nichts bzw. genau soviel, dass Fuß und Schuh sich wunderbar ergänzen. Mein Mann schlüpft auch in ein Herrenmodell dieser Marke, kann sich aber nicht damit anfreunden.


So warteten dann meine Neuerwerbungen schon auf den ersten Auslauf. Dank Homeoffice- und Gleitzeitmöglichkeiten ging es heute gegen 9 Uhr auf eine kurze Runde. Der gute Testeindruck bestätigt sich. Weder drückt etwas noch haben die Füße zu viel Spiel. Die Dämpfung ist gut, ich surfe auf meinen neuen Wolken durch den schon viel zu warmen Morgen und der Lauf macht Freude. Ein guter Kauf, der nun aber noch eine schwere Entscheidung mit sich bringt:
"Welches Schnürl hätten S' denn gern?" (Wahrscheinlich erkennen diese Anspielung nur ältere Menschen, die diese Sendung noch gesehen haben), denn zu den Schuhen gehören 4 verschiedene farbige Schnürsenkelpaare. Das nenne ich einmal Kundenorientierung!

22-25 Grad, 7,5 km, 46:16, (6:09 Min/km), Puls 137

Sonntag, 20. Juli 2014

Tortura Todesberg Ultra Köln 2014


Die Utensilien des Tages - Schwämme, heiß begehrt beim 1. Tortura Todesberg Ultra Köln.
Ich muss vorausschicken, ich bin NICHT ultra gelaufen, sondern hatte die Ehre, mit den ECHTEN Ultras auf deren Strecke einige Runden zu drehen.








Wie lautete es in der Ausschreibung so schön:
"Die Streckenführung kann als Beispiel für Gedanken dienen, die einem besser nicht kommen sollten. Spätestens nach der 10. Runde wird es mental schwer, weiter zu laufen." 
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer, dies in Wort und Bild ein wenig plastischer darzustellen. Der Lauf ist eine Privatinitiative und allerbestens vorbereitet. Man schaue nur einmal auf den Start-, Ziel- und Verpflegungsposten auf der 1 km langen Runde, die 50 mal zu durchlaufen war, es fehlte an nichts!





Das Starterfeld, ein Haufen wagemutiger Enthusiasten, harter Kerle, bergerfahrener Ultras, Trailexperten, und ich.
Die Organisatoren, Nile und Carsten in der Mitte.
Hinten drückt sich gerade eine weitere Läuferin weg, die außer Konkurrenz 10 Runden nordic walkte.
Ja, hier lachen noch alle. Die einen aus kleiner Schadenfreude, weil sie wissen was kommt. Die anderen, weil sie noch nicht wissen, was kommt.

Kurz bekommen wir die Handhabung der Zeitmesschips erklärt (man trägt sie am Handgelenk und hält sie nach jeder Runde kurz an ein Empfangsgerät). Die ursprünglich geplante Begehung der Strecke wird aus Gründen der sorgsamen Verwendung der körpereigenen Ressourcen zur ersten Laufrunde umgemünzt und wir joggen die Runde ab, ein fliegender Start quasi. Denn bereits um 8 Uhr zeichnet sich wieder ein schwülwarmer Tag ab.


Gestartet wird zwischen wunderbarem uraltem Baumbestand mit Blick auf den Adenauerweiher. Bald lassen dort Modellbootliebhaber ihre Schätze auf dem Wasser kreisen. Dazu gibt es Beschallung, Rudi Schuricke singt "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt".
Idyllische Stimmung.
Genauso, wie der Anfang unserer Strecke, die sich unter einem dichten Laubdach flach durch den Grüngürtel schlängelt.

Tja, man könnte einen Sommersonntag auch gemütlicher verbringen...

Hier übrigens der Blick auf eine der sanitären Anlagen, die Abteilung für Herren, rechts im Bild.
Die für Damen musste ich Gottseidank nicht aufsuchen, denn die aufgenommene Flüssigkeit wurde sofort über die Haut wieder nach außen geführt. Mit anderen Worten: Ich war so nass geschwitzt wie bei noch keinem Lauf zuvor. Ein Gefühl wie laufen im Badeanzug. Kein trockener Flecken Stoff am Leib.





Der Grüngürtel ist wahrlich ein Kleinod und es gibt Ausblicke, wie man sie sonst nur weit draußen auf dem Land vermuten würde.
Der lange Weg lädt doch richtig ein zum Genusslaufen... Doch unser TTU-Weg biegt gleich hinter dem kleinen Gehölz nach rechts ab.







Und schon liegt der erste Anstieg vor uns.
Die Männer schnattern (!!) munter miteinander, meine Gedanken widmen sich eher still der Steigung, die sich hier offenbart.
Das Bild vermittelt halbwegs den Eindruck der Realität. Ein Boden, der bei Nässe dem Fisherman's Ehre machen würde. Es geht bis kurz vor die Betonmauer oben, Wendepunkt ist eine markante Wurzel und dann gleich wieder abwärts.

Kurzer Perspektivwechsel, dieselbe Stelle von oben aufgenommen:


Der Weg abwärts kostet durch das Gefälle Kraft und durch viel hinderliches Wurzelwerk auch Konzentration. Im Geiste frage ich mich schon, welche Wurzel mich wohl zu Fall bringen ...?



Nach absolviertem Aufstieg und Ablauf gönnt man uns keine Pause, nach nur wenigen Metern auf dem flachen Weg geht's gleich wieder abseits in die Büsche und dann erst im Frühtau, dann bei Hitze zu Berge.








Erneut schlängelt sich der Weg zu dem Betonrondell, an dessen rechter Seite der erste Wendepunkt lag.










Die Steigung streckt sich anfangs ein wenig länger, doch nur um dann plötzlich stark anzuziehen.
Rechts sieht man zwischen den Blättern einen Teil des kurz zuvor absolvierten ersten Anstiegs.




Ein schöner Punkt, um die Steilheit durch 2 Bilder zu veranschaulichen:




Hier sehen wir den späteren Sieger Raimund, schon um Beineslänge voraus vor Moritz, der den 2. Platz machen wird und Stefan (4. Platz).











Bergab gilt für Profis: Laufen lassen!
Für mich eher weniger, der unebene Boden, die Wurzeln und das Gefälle flößen mir Respekt ein. Ich bremse sicherheitshalber mehr als die anderen.
Und am Ende komme ich auch ohne Sturz über die Runden.







Nach dem Rondell oben geht es endlich wieder abwärts, doch auch hier: Keinesfalls ebener Boden, sondern ein teils ausgewaschener oder von MTB'ern ausgefahrener Weg.










Kleiner Blick zurück vom selben Punkt, oben die höchste Stelle.












Am Ende wartet dann bereits wieder der schon erwähnte All-inclusive-rundum-Betreuungs-Stützpunkt.

Sieht ja eigentlich ganz putzig aus. Und ein "Todesberg" in Köln....?
Doch der Teufel steckt einfach in der Wiederholung der beiden Steigungen, die sich für den ganzen Lauf auf dann 100 Anstiege und 1250 Höhenmeter summieren. Mir kommt zwar der 1-km-Rundkurs theoretisch kurz vor, dafür allerdings hat die Achterbahn gefühlt relativ hohen Anteil. Was im Ergebnis aber keine Relativitätstheorie ergibt, sondern, wie der Name schon sagt Pein-Schmerz-Qual ... TORTURA eben!
Selbst der spätere Sieger, dem anscheinend kein 100-km-Trail in den Bergen Respekt einflößt, findet, es hätte auch ein Anstieg statt deren zwei getan. Denn ein Laufrhythmus stellt sich so nicht wirklich ein. Hinzu kommt das gnadenlos steigende Thermometer und die schwüle Luft. Schon bei der dritten Runde rufen meine Waden laut "Hallo, was soll das?!"

Ich beginne genau zu schauen, wie ich meine Schritte an den Steigungen kraftschonend setzen kann. Nutze Wurzeln und Steine, um die Ferse nicht ganz nach unten durchdrücken zu müssen.

Und dann immer wieder bergab...

Zehrt auch an den Kräften und lässt kaum Erholung zu. Nur die flache Passage erlaubt eine kleine Regeneration. Hier habe ich zum eigenen Erstaunen selbst nach 1,5 Stunden ein gutes Tempo bei moderatem Puls. Wäre der ganze Ultra flach, wären ein paar km mehr drin gewesen, aber ich habe weder Gämsen-Gene im Blut, noch Bergtraining in den Beinen oder einen beides kompensierenden Dickkopf.
Mein Ziel war 2 Stunden + x und 20 km + x.
Die beiden "x" streiche ich schon in Runde vier, die 20 km folgen rasch. Aber die 2 Stunden will ich nicht aufgeben, ein bisschen Ehrgeiz muss schon sein!
Ein wenig komme ich mir vor wie beim Skilaufen, nur im Sommer und ohne Ski und Lift. Erst kämpft man sich den Hügel mühsam hoch, dann will man es bergab zackig haben, doch allzuschnell wird man zum passiven Passagier der Bretter, deren Temperament man kaum mehr gebremst bekommt, so wie die Beine schneller fliegen wollen, als man sie beherrschen könnte.
So ziehe ich meine Runden durch, doch die Geh-Anteile werden länger, der Schweiß rinnt ohne Unterlass und dafür in Strömen, nach fast jeder Runde greife ich zu Getränken. Ab Runde 10 frage ich mich, wie man diese Anstiege 100 mal machen soll?! Gibt es ein Geheimrezept? Aber ich sehe auch die anderen gehen - und langsam leiden. Die Schnatterei ebbt bald ab, die Läufer sind nachher mit sich beschäftigt. Doch aufmunternde Worte und Blicke werden weiter ausgetauscht. Manche Sonntagsspazierer und Gassigänger wundern sich ein wenig über diesen schwitzenden und schnaufenden Haufen.
Aber hey, dies ist der 1. Tortura Todesberg Ultra! Und ich bin zumindest einen begrenzten Zeitraum ein kleiner Teil davon!

Ich verzichte darauf, hier all die blumigen Mono- und Dialoge widerzugeben, die ich mit meinem inneren Schweinehund führe, und er mit mir. Denn schließlich, ich wollte es ja so.
Runde 12 wird schwer, der Kampf mit den Anstiegen hart und härter. Aber schon sind mehr als 1,5 Stunden herum und die 2:00 will ich noch auf meiner Uhr sehen!
Ich sehe sie auch, genau am Ende von Runde 14 am Stützpunkt.
Mein Ziel habe ich erreicht! Jetzt ist aber auch gut ...



Hier noch ein Siegerfoto des Zieleinlaufs.
Man beachte das bestens improvisierte Zielband!










Mein eidgenössischer Ehemann hält tapfer durch, super! Zu seiner 50. Runde gehe ich nochmals mit ihm auf die Strecke und nach 7:17 Std.  hat er sie absolviert, kann seine geschundenen Füße endlich ausruhen lassen. Die Blasen, die er sich erlaufen hat, sind beachtlich. Und die Garmin hat einmal mehr nach 4 Stunden den Geist aufgegeben :-(






Die Schuhe waren auch schon weißer.
Aber Indianer Schweizer kennen keinen Schmerz!

Ich fand es hart, Spaß hat es trotzdem gemacht! Viel habe ich gelernt, beispielsweise dass gehen keine Schande ist und wozu Gamaschen doch dienen können.
Und dass es Menschen gibt, die solche Bergqualen mögen. Doch zu diesen werde ich nie gehören, auch wenn ich meinen tiefen Respekt ausdrücken möchte, vor solcher Willens- und körperlichen Leistung! Vor allem, als die Witterung immer unangenehmer wird und mir schon im Sitzen jede Bewegung neue Schweißausbrüchen beschert.
Ein 1-km-Rundkurs war für diesen Lauf optimal, schnell war man jeweils wieder an der "Tränke" und konnte sich "häppchenweise" motivieren.



Ganz besonders ausdrücken möchte ich ganz herzlichen Dank an die Organisatoren des Laufs! 
Dank Euch hatten wir einen unvergesslichen Tag!!
Ganz klasse gemacht!!! 
Und mit viel Hingabe vor allen Dingen. Denn der 1. Tortura Todesberg Ultra glänzt mit etwas, das noch nicht einmal die weltweit renomiertesten Veranstaltungen bieten können, nämlich liebevoll EINZELN und INDIVIDUELL von Nile's Kindern gestaltete Startnummern, jede mit Kölner Wahrzeichen und Stadtansichten verziert: 


Alle Teilnehmer waren sich einig: Es war ein toller Lauf und wo es einen 1. TTU gab, muss doch auch ein 2. her...!

Einen Film gibt es bei Vilvo zu sehen: Link

21-25 Grad, schwül, 14 km, 2:00:02, (8:37 Min/km), Puls 144

Freitag, 18. Juli 2014

Besuch beim Wahrsager

Heute habe ich auch einmal ansatzweise geschafft, was andere derzeit mit Hingabe praktizieren: Früh laufen. Wobei ich deutlich zeitiger die Augen aufschlug, als dass ich es schaffte, diesen Zustand der Wachheit in läuferisches Tun zu transferieren.
Um 7:30 Uhr gelang es mir schlussendlich und zu dieser Uhrzeit bei schon 22 Grad einem freien Tag entgegen zu laufen, gefällt mir. Auch wenn ich mich auf den ersten paar 100 m schwer tue. Mit leerem Magen fühlt es sich zunächst unangenehm an, fast habe ich einen Anflug von Kopfschmerzen. Erst nach einer Weile stellt sich ein angenehmeres Laufgefühl ein.
Deutlich ist zu spüren, dass die Wärme sich schon zwischen den Häusern staut, während das Klima auf dem freien Feld dank des leichten Windes herrlich ist.


An einigen Stellen ist immer noch erkennbar, wie ergiebig die Regenfälle waren. Was hier aussieht wie ein Teich, ist eine riesige Wasseransammlung, die der immer noch sehr gesättigte Boden nicht aufnehmen kann. Über mir kreischt eine Möwe (In Köln am Rhein gibt es sie zuhauf, so dass sich manchmal auch welche zu uns verirren) - eine schöne Stimmung.


Auf dem Feldweg haben Feuchtigkeit, Sonne und Vögel schöne Strukturen geschaffen.

Beim Laufen spüre ich die Worte des Wahrsagers von gestern. Eigentlich ist er kein Wahrsager, sondern Physiotherapeut. Nach der gestrigen Myoreflexbehandlung sagte er mir für heute Muskelkater voraus. Und siehe da, er stellt sich ein, und zwar schon VOR dem Lauf. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf, um orthopädischen Problemen beizukommen. Diese Art der Behandlung kannte ich noch nicht. Sie ist recht locker - für den Therapeuten. Er muss den Patienten nicht heftig durchkneten, nein, gar nicht. Er drückt nur mit einem oder zwei spitzen Fingern auf gewisse Punkte der Muskeln und Sehnen. Als Patient erlebt man das anders. Ich habe gequiekt und gejault und gejammert. Doch spürte ich schon während der Behandlung, wie Verspannungen nachließen und sich ein richtig angenehmes Gefühl der Lockerheit breit machte.
Wie gesagt, was nimmt man nicht alles in Kauf.
Vielleicht hält die Lockerheit ja bis zum Tortura-Ultra übermorgen an....?

22 Grad, 6,3 km, 41:48, (6:33 Min/km), Puls 122






Mittwoch, 16. Juli 2014

Ein bisschen Ultra


Wie haben wir über den Regen und die Kühle gejammert. Nun ist es kräftig warm. Der Wetterumschwung auf sommerliche Wärme macht mir ein wenig zu schaffen und müde. Oder sind das noch Spätfolgen der brasilianischen Nächte...?

Aber  keine Ausrede, gegen 19 Uhr mache ich mich auf zu einer Abendrunde in immer noch schnuckeliger Wärme. Die Bewegung tut gut.
Allerdings muss doch langsam wieder Abwechslung im Trainingsalltag her. Die Gelegenheit kommt schon am Sonntag.
Mein eidgenössischer Ehemann ist fest entschlossen und folglich angemeldet, am Sonntag einmal 50 km am Stück abzureißen. Beim 1. Tortura-Todesberg-Ultra. Kleiner Auszug aus der Beschreibung:
  
Strecke? Die Streckenführung kann als Beispiel für Gedanken dienen, die einem besser nicht kommen sollten. Spätestens nach der 10. Runde wird es mental schwer, weiter zu laufen. Insgesamt sind in 50 Runden 100 knackige Steigungen von jeweils ca. 150 Metern Länge zu bewältigen. Nur befestigter und unbefestigter Waldweg, kein Asphalt. Bei Nässe kann es am Berg rutschig werden.

Preise? Wer das durchzieht, braucht keinen Preis. Urkunden werden per Mail versendet.

Diese putzige kleine Herausforderung findet im Kölner Stadtwald statt, hinter dem Müngersdorfer Stadion und wurde im kleinen privaten Läuferkreis organisiert. Aber immerhin - es gibt eine Veranstaltungswebsite, Startnummern, Zeitnahme, Verpflegung. Das Startgeld ist konkurrenzlos günstig.

Wie ich schon schrieb, mein Mann ist fest entschlossen. 
Da muss ich ihn doch unterstützen und kann ihn nicht allein lassen, oder?

Und wenn ich schon mitfahre ins Grüne, kann ich doch auch dort ein wenig laufen.
Ich meine, das Wochenende drauf steht immerhin der Nürburgring an, und da brauche ich noch ein wenig Bergtraining.

Die paar Runden kann ich doch dann auch gleich als Teilnehmerin drehen, das überschaubare Starterfeld ein wenig ergänzen und nach mir genehmer Zeit (Ca. 2 Std. + x) und Distanz (ca. 20 km + x) aussteigen - sage ich mir.

Und zudem: Als einzige Frau auf der Startliste habe ich damit schon quasi die Damenwertung GEWONNEN :-), muss dazu nur einen Schritt über die Startlinie tun.

Die anderen echten Ultra-Aspiranten gewinnen dadurch alle einen Platz auf der Ergebnisliste UND ich werde ihnen perfekt alle Chancen nehmen, letzter zu werden, denn das wird MEIN Platz sein ;-).
Schlussendlich bringt dem Organisator Nile meine kurz entschlossene Teilnahme den Sprung auf ein zweistelliges Starterfeld.
Und so lässt mein Mann mich schneller auf die Startliste setzen, als ich den Gedanken ausgesprochen habe.

Ja, mag sein, dass nun echte Ultras aufheulen, dass da jemand in Nicht-Finisher-Absicht rennt, aber ich finde, noch mehr Win-Win für alle geht doch kaum noch.
Vielleicht hat ja jemand, der hier mitliest, auch Lust, dieses kleine Ultra-Start-up zu unterstützen? Organisator Nile freut sich über Interessensbekundungen (Kontakt unter o.a. Link).
Sonntagmorgen um 8 gehts los.

26 Grad, 7,1 km, 44:17, (6:11 Min/km), Puls 139