Die Utensilien des Tages - Schwämme, heiß begehrt beim 1. Tortura Todesberg Ultra Köln.
Ich muss vorausschicken, ich bin NICHT ultra gelaufen, sondern hatte die Ehre, mit den ECHTEN Ultras auf deren Strecke einige Runden zu drehen.
Wie lautete es in der Ausschreibung so schön:
"Die Streckenführung kann als Beispiel für Gedanken dienen, die einem besser nicht kommen sollten. Spätestens nach der 10. Runde wird es mental schwer, weiter zu laufen."
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer, dies in Wort und Bild ein wenig plastischer darzustellen. Der Lauf ist eine Privatinitiative und allerbestens vorbereitet. Man schaue nur einmal auf den Start-, Ziel- und Verpflegungsposten auf der 1 km langen Runde, die 50 mal zu durchlaufen war, es fehlte an nichts!
Das Starterfeld, ein Haufen wagemutiger Enthusiasten, harter Kerle, bergerfahrener Ultras, Trailexperten, und ich.
Die Organisatoren, Nile und Carsten in der Mitte.
Hinten drückt sich gerade eine weitere Läuferin weg, die außer Konkurrenz 10 Runden nordic walkte.
Ja, hier lachen noch alle. Die einen aus kleiner Schadenfreude, weil sie wissen was kommt. Die anderen, weil sie noch nicht wissen, was kommt.
Kurz bekommen wir die Handhabung der Zeitmesschips erklärt (man trägt sie am Handgelenk und hält sie nach jeder Runde kurz an ein Empfangsgerät). Die ursprünglich geplante Begehung der Strecke wird aus Gründen der sorgsamen Verwendung der körpereigenen Ressourcen zur ersten Laufrunde umgemünzt und wir joggen die Runde ab, ein fliegender Start quasi. Denn bereits um 8 Uhr zeichnet sich wieder ein schwülwarmer Tag ab.
Gestartet wird zwischen wunderbarem uraltem Baumbestand mit Blick auf den Adenauerweiher. Bald lassen dort Modellbootliebhaber ihre Schätze auf dem Wasser kreisen. Dazu gibt es Beschallung, Rudi Schuricke singt "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt".
Idyllische Stimmung.
Genauso, wie der Anfang unserer Strecke, die sich unter einem dichten Laubdach flach durch den Grüngürtel schlängelt.
Tja, man könnte einen Sommersonntag auch gemütlicher verbringen...
Hier übrigens der Blick auf eine der sanitären Anlagen, die Abteilung für Herren, rechts im Bild.
Die für Damen musste ich Gottseidank nicht aufsuchen, denn die aufgenommene Flüssigkeit wurde sofort über die Haut wieder nach außen geführt. Mit anderen Worten: Ich war so nass geschwitzt wie bei noch keinem Lauf zuvor. Ein Gefühl wie laufen im Badeanzug. Kein trockener Flecken Stoff am Leib.
Der Grüngürtel ist wahrlich ein Kleinod und es gibt Ausblicke, wie man sie sonst nur weit draußen auf dem Land vermuten würde.
Der lange Weg lädt doch richtig ein zum Genusslaufen... Doch unser TTU-Weg biegt gleich hinter dem kleinen Gehölz nach rechts ab.
Und schon liegt der erste Anstieg vor uns.
Die Männer schnattern (!!) munter miteinander, meine Gedanken widmen sich eher still der Steigung, die sich hier offenbart.
Das Bild vermittelt halbwegs den Eindruck der Realität. Ein Boden, der bei Nässe dem Fisherman's Ehre machen würde. Es geht bis kurz vor die Betonmauer oben, Wendepunkt ist eine markante Wurzel und dann gleich wieder abwärts.
Kurzer Perspektivwechsel, dieselbe Stelle von oben aufgenommen:
Der Weg abwärts kostet durch das Gefälle Kraft und durch viel hinderliches Wurzelwerk auch Konzentration. Im Geiste frage ich mich schon, welche Wurzel mich wohl zu Fall bringen ...?
Nach absolviertem Aufstieg und Ablauf gönnt man uns keine Pause, nach nur wenigen Metern auf dem flachen Weg geht's gleich wieder abseits in die Büsche und dann erst im Frühtau, dann bei Hitze zu Berge.
Erneut schlängelt sich der Weg zu dem Betonrondell, an dessen rechter Seite der erste Wendepunkt lag.
Die Steigung streckt sich anfangs ein wenig länger, doch nur um dann plötzlich stark anzuziehen.
Rechts sieht man zwischen den Blättern einen Teil des kurz zuvor absolvierten ersten Anstiegs.
Ein schöner Punkt, um die Steilheit durch 2 Bilder zu veranschaulichen:
Hier sehen wir den späteren Sieger Raimund, schon um Beineslänge voraus vor Moritz, der den 2. Platz machen wird und Stefan (4. Platz).
Bergab gilt für Profis: Laufen lassen!
Für mich eher weniger, der unebene Boden, die Wurzeln und das Gefälle flößen mir Respekt ein. Ich bremse sicherheitshalber mehr als die anderen.
Und am Ende komme ich auch ohne Sturz über die Runden.
Nach dem Rondell oben geht es endlich wieder abwärts, doch auch hier: Keinesfalls ebener Boden, sondern ein teils ausgewaschener oder von MTB'ern ausgefahrener Weg.
Kleiner Blick zurück vom selben Punkt, oben die höchste Stelle.
Am Ende wartet dann bereits wieder der schon erwähnte All-inclusive-rundum-Betreuungs-Stützpunkt.
Sieht ja eigentlich ganz putzig aus. Und ein "Todesberg" in Köln....?
Doch der Teufel steckt einfach in der Wiederholung der beiden Steigungen, die sich für den ganzen Lauf auf dann 100 Anstiege und 1250 Höhenmeter summieren. Mir kommt zwar der 1-km-Rundkurs theoretisch kurz vor, dafür allerdings hat die Achterbahn gefühlt relativ hohen Anteil. Was im Ergebnis aber keine Relativitätstheorie ergibt, sondern, wie der Name schon sagt Pein-Schmerz-Qual ... TORTURA eben!
Selbst der spätere Sieger, dem anscheinend kein 100-km-Trail in den Bergen Respekt einflößt, findet, es hätte auch ein Anstieg statt deren zwei getan. Denn ein Laufrhythmus stellt sich so nicht wirklich ein. Hinzu kommt das gnadenlos steigende Thermometer und die schwüle Luft. Schon bei der dritten Runde rufen meine Waden laut "Hallo, was soll das?!"
Ich beginne genau zu schauen, wie ich meine Schritte an den Steigungen kraftschonend setzen kann. Nutze Wurzeln und Steine, um die Ferse nicht ganz nach unten durchdrücken zu müssen.
Und dann immer wieder bergab...
Zehrt auch an den Kräften und lässt kaum Erholung zu. Nur die flache Passage erlaubt eine kleine Regeneration. Hier habe ich zum eigenen Erstaunen selbst nach 1,5 Stunden ein gutes Tempo bei moderatem Puls. Wäre der ganze Ultra flach, wären ein paar km mehr drin gewesen, aber ich habe weder Gämsen-Gene im Blut, noch Bergtraining in den Beinen oder einen beides kompensierenden Dickkopf.
Mein Ziel war 2 Stunden + x und 20 km + x.
Die beiden "x" streiche ich schon in Runde vier, die 20 km folgen rasch. Aber die 2 Stunden will ich nicht aufgeben, ein bisschen Ehrgeiz muss schon sein!
Ein wenig komme ich mir vor wie beim Skilaufen, nur im Sommer und ohne Ski und Lift. Erst kämpft man sich den Hügel mühsam hoch, dann will man es bergab zackig haben, doch allzuschnell wird man zum passiven Passagier der Bretter, deren Temperament man kaum mehr gebremst bekommt, so wie die Beine schneller fliegen wollen, als man sie beherrschen könnte.
So ziehe ich meine Runden durch, doch die Geh-Anteile werden länger, der Schweiß rinnt ohne Unterlass und dafür in Strömen, nach fast jeder Runde greife ich zu Getränken. Ab Runde 10 frage ich mich, wie man diese Anstiege 100 mal machen soll?! Gibt es ein Geheimrezept? Aber ich sehe auch die anderen gehen - und langsam leiden. Die Schnatterei ebbt bald ab, die Läufer sind nachher mit sich beschäftigt. Doch aufmunternde Worte und Blicke werden weiter ausgetauscht. Manche Sonntagsspazierer und Gassigänger wundern sich ein wenig über diesen schwitzenden und schnaufenden Haufen.
Aber hey, dies ist der 1. Tortura Todesberg Ultra! Und ich bin zumindest einen begrenzten Zeitraum ein kleiner Teil davon!
Ich verzichte darauf, hier all die blumigen Mono- und Dialoge widerzugeben, die ich mit meinem inneren Schweinehund führe, und er mit mir. Denn schließlich, ich wollte es ja so.
Runde 12 wird schwer, der Kampf mit den Anstiegen hart und härter. Aber schon sind mehr als 1,5 Stunden herum und die 2:00 will ich noch auf meiner Uhr sehen!
Ich sehe sie auch, genau am Ende von Runde 14 am Stützpunkt.
Mein Ziel habe ich erreicht! Jetzt ist aber auch gut ...
Hier noch ein Siegerfoto des Zieleinlaufs.
Man beachte das bestens improvisierte Zielband!
Mein eidgenössischer Ehemann hält tapfer durch, super! Zu seiner 50. Runde gehe ich nochmals mit ihm auf die Strecke und nach 7:17 Std. hat er sie absolviert, kann seine geschundenen Füße endlich ausruhen lassen. Die Blasen, die er sich erlaufen hat, sind beachtlich. Und die Garmin hat einmal mehr nach 4 Stunden den Geist aufgegeben :-(
Die Schuhe waren auch schon weißer.
Aber
Ich fand es hart, Spaß hat es trotzdem gemacht! Viel habe ich gelernt, beispielsweise dass gehen keine Schande ist und wozu Gamaschen doch dienen können.
Und dass es Menschen gibt, die solche Bergqualen mögen. Doch zu diesen werde ich nie gehören, auch wenn ich meinen tiefen Respekt ausdrücken möchte, vor solcher Willens- und körperlichen Leistung! Vor allem, als die Witterung immer unangenehmer wird und mir schon im Sitzen jede Bewegung neue Schweißausbrüchen beschert.
Ein 1-km-Rundkurs war für diesen Lauf optimal, schnell war man jeweils wieder an der "Tränke" und konnte sich "häppchenweise" motivieren.
Ganz besonders ausdrücken möchte ich ganz herzlichen Dank an die Organisatoren des Laufs!
Dank Euch hatten wir einen unvergesslichen Tag!!
Ganz klasse gemacht!!!
Und mit viel Hingabe vor allen Dingen. Denn der 1. Tortura Todesberg Ultra glänzt mit etwas, das noch nicht einmal die weltweit renomiertesten Veranstaltungen bieten können, nämlich liebevoll EINZELN und INDIVIDUELL von Nile's Kindern gestaltete Startnummern, jede mit Kölner Wahrzeichen und Stadtansichten verziert:
Alle Teilnehmer waren sich einig: Es war ein toller Lauf und wo es einen 1. TTU gab, muss doch auch ein 2. her...!
Einen Film gibt es bei Vilvo zu sehen: Link
21-25 Grad, schwül, 14 km, 2:00:02, (8:37 Min/km), Puls 144
Gratulation an Dich und Deinen Mann, sich bei solchen Wetter so einer Veranstaltung zu stellen, verdient höchsten Respekt. Tolle Leistung von Euch beiden. Ich hätte da wohl gekniffen ;-)
AntwortenLöschenAber Regen hätte es wohl noch schlimmer gemacht. Hola die Waldfee, was man in Köln alles erleben kann!
Gute Erholung und guten Wochenstart wünscht
Volker
Hallo Volker,
LöschenDanke Dir! Ja, der Stolz auf das Erreichte lässt den heutigen ausgewachsenen Muskelkater ertragen... Hätte ich vorher auch nicht vermutet, ein Bergrtrail in Köln.
Dir auch einen schönen Start in die Woche!
Elke
Ihr seid doch alle verrückt ;)
AntwortenLöschenHabe mir während deines Berichts echt gedacht warum ich da nochmals gerne mitmachen wollte? Nee, danke, des wäre mir dann doch zu viel gewesen!
Respekt an alle die da durchgehalten haben!
Ja, warum nur, warum? Die Herausforderung hat durchaus Spaß gemacht, auch wenn ich unterwegs geflucht und geschimpft habe und solches sicher nicht zum Schwerpunkt meines Läufertums werden wird.
LöschenDanke und liebe Grüße
Elke
schon bekloppt, was für einen Quatsch erwachsene Menschen sich einfallen lassen und dann auch noch durchziehen können ;)
AntwortenLöschenJa, hast ja recht, andererseits waren alle hinterher höchst zufrieden, hatten ihre Freude und wollen nächstes Jahr wiederkommen.
LöschenLiebe Grüße
Elke
wow, ein sehr schöner Bericht und so was von zutreffend. Eine wunderschöne Veranstaltung wo alles passte. Als Flachlandläufer hatte ich die Anstiege völlig unterschätzt. Aber Hut Ab vor der Leistung deines Eidgenossen, das sah klasse aus an den Anstiegen!
AntwortenLöschenHallo Udo,
Löschenwegen diesen Anstiegen habe ich auch mein Teilziel von 20 km nicht erreicht, hätte da auch gedacht, die schaff' ich öfter, doch man lernt immer dazu... Aber Du hast Dich doch tapfer gehalten&teuer verkauft, Glückwunsch zum 3. Platz!
Danke Dir und bis nächstes Jahr?!
PS: Nile hat alle meine Einzelbilder, das wäre hier zu viel geworden, sind auch ein paar nette von Dir dabei.
Liebe Grüße
Elke
Nu isser wech.... (mein Kommentar)
AntwortenLöschenLiebe Elke,
ich gratuliere dir und deinem Mann zu eurem Durchhaltevermögen! :) Mir wäre bei so vielen kurzen Runden wohl spätestens nach der 5. Wiederholung die Lust vergangen! :D
Hallo Doris,
Löschenkomisch, ich habe doch hier gar kein Bermuda-Dreieck installiert...? :-(
Danke für Deine Hartnäckigkeit. Die kurzen Runden empfand ich bei dieser Sache als eher positiv, nach dem Motto "Ach komm, eine Runde kriegste noch hin..."
Liebe Grüße
Elke
Hallo Elke
AntwortenLöschenTodesmutig wart ihr, euch bei Sommerhitze dieser Ultra-Tortour am Todesberg zu stellen.
Hut ab vor euren Leistungen! Da stehen mir als Höhenmeter-Vermeiderin mit mehrfacher Jungfrau-Marathon Erfahrung die Haare zu Berge! Das stete Auf und Ab, die ständig den Rhythmus brechenden Hügel, bei deren Überwindung das Durchhaltevermögen auf's äusserste strapaziert wird! Noch dazu 100% auf wurzeligen Naturpfaden - da muss der berühmte Bergmarathon in der CH vor Neid erblassen, wird er doch erst auf den letzten vier km zum Trail....
Aber für einen Stadtlauf war eure (Tor)-Tour erstaunlich idyllisch - tolle Bilder!
Und man spürt, dass dieser kleine aber feine Lauf mit viel Herzblut organisiert wurde - es geht auch mit einfachsten Mitteln (die zu spüren und mitzuerleben, macht auch die Läufe hier oben im Norden so attraktiv und unvergesslich)! So möchte ich wetten, dass ihr zu Wiederholungstätern werdet ;-)
Doch nun vorerst gute Erholung von Muskelkater und Riesen-Blasen und herzliche Gratulation euch beiden!
Liebe Grüsse
Marianne
Hallo Marianne,
Löschendas sagten die Erfahrenen im Feld auch, dass die stetigen Rhythmuswechsel einfach das Gemeine waren. Unsere Muskelkater wuchsen sich gestern zu wahren Raubkatzen aus, unglaublich. Und mein Mann leidet trotz Blasenpflastern an den Füßen. Aber das wird schon. Habe gerade noch einen Link im Post ergänzt zu einem Video, das ein Teilnehmer gemacht hat, kannst ja mal reinschauen.
Liebe Grüße an Euch Urlauber!
Elke
Ich bin mir sicher, du bist auf dem besten Weg zum Ultra!
AntwortenLöschenMein Glückwunsch, vor allem auch an deinen Mann!
Ich bin mir sicher, Trail-Ultra liegt nicht auf meinem Weg. Aber mal ein wenig mitlaufen war spaßig, danach wird erst richtig klar, was da gebacken ist. Aber wäre doch in der zweiten Auflage etwas für Dich, oder?
LöschenDanke, und liebe Grüße
Elke