Laufend lesen
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Mittwoch, 26. November 2014
Sehnsucht
Die Sehnsucht befällt mich, kaum dass ich den dicken Zeh mit dem ihn umgebenden Laufschuh über die Haustürschwelle geschoben habe.
Doch zuerst befällt mich ein plötzlich, aber nicht unerwartet aufkommender Regenguss, während ich darauf warte, dass der wieder aufgeladene V800 einen Satelliten findet. Ich erinnere mich an einen putzigen Sketch mit Heinz Erhardt, in dem er ein Lied mit der Textzeile "Ich steh' im Reeeegen..." sang und jedesmal von oben per Gießkanne bewässert wurde. Na wenigstens habe ich den Vorteil moderner Funktionsbekleidung mit heute wasserabweisender Jacke.
Es dauert ... endlich Signal und ich kann loslaufen und warm werden. Schattige 5 Grad und dazu ein böiger nasskalter Wind kühlen unangenehm aus.
Und verstärken die Sehnsucht.
Die Sehnsucht nach dem Gefühl nämlich wie es ist, nach einer schönen Laufrunde in frischer Luft zurück ins Warme zu kommen. Ich liebe das! Doch obwohl die Dringlichkeit dieses Verlangens meist nach den ersten getrabten Metern nachlässt, bleibt mir dieser Wunsch heute durchgängig erhalten, ja er treibt zu weiter flottem Lauf.
Ist aber auch ungemütlich, da sollte man keinen Hund auf die Straße jagen. Wenigstens lässt der Regen bald wieder nach. Dennoch, muss sein heute. Wieder 2 Tage Sitzung mit reichlich Nahrungszufuhr und sitzender Tätigkeit liegen hinter mir (Die abendliche Gänsekeule mit Klößen und Rotkraut war aber auch ausnehmend gut). Wenigstens erlaubte der Sitzungsort mitten in der Kölner Altstadt 2 erste Weihnachtsmarktgänge - muss auch sein.
Ich renne flott, denn die Knie drohen bereits in eine Kältestarre zu verfallen, na fast jedenfalls.
So spule ich denn eine Runde um den Ort ab, hänge noch eine kleine Schleife dran, wundere mich, dass noch so wenig Weihnachtsdeko im Abendlicht zu sehen ist (Noch eine Erinnerung, Loriot, "Früher war mehr Lametta").
Und in einem Monat ist schon der 2. Weihnachtstag, Kinder, wie die Zeit vergeht!
5 Grad, 8,2 km, 49:16, (6:02 Min/km), HF 140
Sonntag, 23. November 2014
Zatopek-Prinzip
>Sonne strahlt,
>Kuhglocke bimmelt,
>Misthaufen stinkt,
>Läuferin läuft.
Das Leben kann so so wunderbar überschaubar sein.
Dank preiswerter Flugtickets sind wir für 48 Stunden (und einen Jubilumsanlass) kurz nach "Down-under" geflogen und dürfen die hiesige wunderschöne Herbststimmung geniessen. Eigentlich hatte ich ja beim Einsteigen in Köln auf so eine nette Einstimmung wie im vergangenen Jahr beim Flug nach Linz/Österreich gehofft. Beim Boarding lief seinerzeit in der kleinen Maschine einer kleinen östereichischen Linie Walzer als dezente Hintergrundmusik. Da wären Alphornklänge doch ein adäquates Pendant! Die schweizer Maschine war noch kleiner, doch leider wurde die musikalische Hoffung nicht erfüllt. Ersatzweise ergab der Akzent in den Ansagen von Stewardess und Co-Pilot doch unverkennbar ein instant-eidgenössisches Flair.
Das Wochenende beschert eine wunderschöne Herbststimmung draussen und rasch werfe ich mich heute in meine Laufkleidung. Doch da muss ich das Zatopek'sche Zitat um eine Zeile erweitern:
>V800 funktioniert ... nicht!
Daheim noch frisch aufgeladen (bisher hatte der Akku prima funktioniert), gilt hier: Kein Bild, kein Ton. Das Ding stellt sich tot :-( Aufladen nützt nun auch nichts mehr, denn die Zeit drängt, nachher gehts wieder gen Heimat. Also laufe ich heute technikfrei.
Und noch eine Überraschung: Mir begegnen gleich drei andere Läufer! Eine absolute Premiere, sonst sehe ich hier eher nur vereinzelte Wanderer oder Biker.
Die Temperatur kann ich auch nur schätzen, denn die knapp 20 Grad, die unser uraltes Thermometer auf dem Balkon zeigt, sind wohl eher den Sonnenstrahlen und dem windgeschützten Aufhängepunkt zu verdanken. Langarm und -bein sind schon angezeigt, also wird es irgendwo um 10 Grad sein. Jedenfalls ist es noch so warm, dass die Misthaufen kräftig ihre Aromen verbreiten.
Es läuft gut. Ich habe keine Ahnung, wie schnell, aber das wird meine Buchhaltung nicht wirklich über den Haufen werfen. Ich schaffe sogar den liebsten Feind auf meiner Route, den Kirchhügel des Nachbarortes. Ich muss zwar kräftig schnaufen, aber einmal mehr in diesem Jahr will ich das Ding knacken. Und ich komme wirklich ohne Gehpause oben an.
Aus lauter Begeisterung laufe ich gleich noch eine weitere Schlaufe, zu einem Aussichtspunkt am anderen Ende unseres Dorfes, der einen schönen Blick auf das vom Dunst verhangene Thun erlaubt:
Im Gegenlicht (erstaunlich, was mein Kamerazwerg da so hinbekommt) ergibt sich fast ein Scherenschnitt mit Alpenhintergrund:
Unterwegs habe ich Gelegenheit, über mich selber zu schmunzeln. Als sich ein Schnürsenkel löst, sucht die Hand als erstes nach dem "Pause"-Knopf der nicht vorhandenen V800.
>Mensch ist Gewonheitstier ;-)
Zufrieden drehe ich um und laufe die letzten paar 100m sanft hügelabwärts. Am Nachbarhof erwische ich noch fotografisch eine glücklich schlummernde Sau in ihrem kleinen Freilauf :-)
Bei diesem Anblick weiss ich, warum ich nur ungern Fleisch esse...
Ca. 10 Grad, ca. 1 Stunde, ca. 9 km.
>Kuhglocke bimmelt,
>Misthaufen stinkt,
>Läuferin läuft.
Das Leben kann so so wunderbar überschaubar sein.
Dank preiswerter Flugtickets sind wir für 48 Stunden (und einen Jubilumsanlass) kurz nach "Down-under" geflogen und dürfen die hiesige wunderschöne Herbststimmung geniessen. Eigentlich hatte ich ja beim Einsteigen in Köln auf so eine nette Einstimmung wie im vergangenen Jahr beim Flug nach Linz/Österreich gehofft. Beim Boarding lief seinerzeit in der kleinen Maschine einer kleinen östereichischen Linie Walzer als dezente Hintergrundmusik. Da wären Alphornklänge doch ein adäquates Pendant! Die schweizer Maschine war noch kleiner, doch leider wurde die musikalische Hoffung nicht erfüllt. Ersatzweise ergab der Akzent in den Ansagen von Stewardess und Co-Pilot doch unverkennbar ein instant-eidgenössisches Flair.
>V800 funktioniert ... nicht!
Daheim noch frisch aufgeladen (bisher hatte der Akku prima funktioniert), gilt hier: Kein Bild, kein Ton. Das Ding stellt sich tot :-( Aufladen nützt nun auch nichts mehr, denn die Zeit drängt, nachher gehts wieder gen Heimat. Also laufe ich heute technikfrei.
Und noch eine Überraschung: Mir begegnen gleich drei andere Läufer! Eine absolute Premiere, sonst sehe ich hier eher nur vereinzelte Wanderer oder Biker.
Die Temperatur kann ich auch nur schätzen, denn die knapp 20 Grad, die unser uraltes Thermometer auf dem Balkon zeigt, sind wohl eher den Sonnenstrahlen und dem windgeschützten Aufhängepunkt zu verdanken. Langarm und -bein sind schon angezeigt, also wird es irgendwo um 10 Grad sein. Jedenfalls ist es noch so warm, dass die Misthaufen kräftig ihre Aromen verbreiten.
Es läuft gut. Ich habe keine Ahnung, wie schnell, aber das wird meine Buchhaltung nicht wirklich über den Haufen werfen. Ich schaffe sogar den liebsten Feind auf meiner Route, den Kirchhügel des Nachbarortes. Ich muss zwar kräftig schnaufen, aber einmal mehr in diesem Jahr will ich das Ding knacken. Und ich komme wirklich ohne Gehpause oben an.
Aus lauter Begeisterung laufe ich gleich noch eine weitere Schlaufe, zu einem Aussichtspunkt am anderen Ende unseres Dorfes, der einen schönen Blick auf das vom Dunst verhangene Thun erlaubt:
Im Gegenlicht (erstaunlich, was mein Kamerazwerg da so hinbekommt) ergibt sich fast ein Scherenschnitt mit Alpenhintergrund:
Unterwegs habe ich Gelegenheit, über mich selber zu schmunzeln. Als sich ein Schnürsenkel löst, sucht die Hand als erstes nach dem "Pause"-Knopf der nicht vorhandenen V800.
>Mensch ist Gewonheitstier ;-)
Zufrieden drehe ich um und laufe die letzten paar 100m sanft hügelabwärts. Am Nachbarhof erwische ich noch fotografisch eine glücklich schlummernde Sau in ihrem kleinen Freilauf :-)
Bei diesem Anblick weiss ich, warum ich nur ungern Fleisch esse...
Ca. 10 Grad, ca. 1 Stunde, ca. 9 km.
Freitag, 21. November 2014
Flucht aus Absurdistan
Ein herrlicher Herbsttag, nachdem gestern der November sein üblich-trübes Gesicht gezeigt hat.
Ich muss raus, raus und das ausnutzen.
Ich muss geradezu weg vom Schreibtisch, an dem ich heute wieder stundenlang das tat, was mich die letzten Tage beschäftigte und auch weiter beschäftigen wird: Das Leben eines alten Menschen organisieren, der dazu nicht mehr fähig ist. Und das bedeutet, Unterlagen zusammensuchen, ordnen, verstehen, telefonieren, Auskünfte einholen, Termine machen, usw. Nicht, dass ich hier herumjammern will. Ich habe diese Aufgabe freiwillig übernommen und habe auch durchaus Erfolgserlebnisse, wenn ich einen Baustein nach dem nächsten zusammensetzen kann. Aber was man da so an "Blüten" im Dschungel der Papiere und Vertragsbeziehungen erleben darf, ist an manchen Punkten an Skurilität, Absurdität bis hin zu Dreistigkeit kaum zu überbieten.
Da stellt eine Stelle fest, dass der Mensch nicht mehr in der Lage ist, das alles zu verstehen und zu regeln, und teilt ihm dies brav bürokratisch per Bescheid mit, inklusive Rechtsbehelfsbelehrung...
Die eine Rentenversicherung akzeptiert meine Zuständigkeit in dem Fall per Mail, eine andere Rentenstelle will es aber amtlich beglaubigt sehen.
Ich finde einen Rentenbescheid, der freudig einen Zuschlag, Stichwort "Mütterrente", verkündet und die neue Rentenhöhe mitteilt. Nur leider ist die Rente nun niedriger als vorher ohne Zuschlag....
Die Hausratversicherung schlägt gleich eine Vertragsanpassung vor, die nur Vorteile bringen soll.
Dass ich Stunden bei der Bank verbringe, hatte ich nicht anders erwartet, aber wie leicht man mit ein paar Klicks im Internet bei der Post die Post eines anderen Menschen umleiten lassen kann, ist schon sehr erstaunlich.
Die Krönung ist ein fleißiger Handwerker, der es über die Jahre verstanden hat, einen inzwischen fetten 5-stelligen Betrag durch ziemlich überflüssige bis sinnlose Arbeiten in sein Säckel zu manövrieren. Ich käme jedenfalls nie auf die Idee, in ungeheizte Schuppen Isolierglasfenster einzubauen und schicke Terrassentüren... ich würde so etwas aber auch nie jemandem aufschwatzen.
A propos: Kennt zufällig jemand ein zuverlässig und dezent agierendes Killerkommando...?
(Das war nur SPAß!)
Jedenfalls kreist so genug Adrenalin in meinen Adern, das nach Abarbeitung verlangt...
Die Sonne taucht die letzten noch an den Bäumen verbliebenden Blätter in wunderbares Gold. Der Wind dazu allerdings lässt keinen Zweifel am demnächst zu erwartenden Winter, auch wenn der vielleicht nur kalendarisch sein mag.
Der aufgestaute Stress macht mir eine Art Druckgefühl, so ganz locker läuft es sich nicht. Auch nicht nach der Aufwärmphase. Der Puls will nicht in die sonst gewohnten ruhigeren Bereiche weichen. Aber die Bewegung tut
einfach gut und die frische Herbstluft ihr Übriges. Ich lege meine Route so, dass ich am Ende noch im Laden einkehren und Katzenfutter holen kann.
Interessant, wie schwer doch so ein paar kleine Futterdöschen werden können, wenn man sie läuferisch in einem Beutel an einer Hand mit sich trägt.
Wahrscheinlich ist da doch die Marianne-Methode besser, solche Trainingsgewichte gleichmäßig zu verteilen ;-)
8 Grad, 9,7 km, 1:01:24, (6:19 Min/km), HF 142
Ich muss raus, raus und das ausnutzen.
Ich muss geradezu weg vom Schreibtisch, an dem ich heute wieder stundenlang das tat, was mich die letzten Tage beschäftigte und auch weiter beschäftigen wird: Das Leben eines alten Menschen organisieren, der dazu nicht mehr fähig ist. Und das bedeutet, Unterlagen zusammensuchen, ordnen, verstehen, telefonieren, Auskünfte einholen, Termine machen, usw. Nicht, dass ich hier herumjammern will. Ich habe diese Aufgabe freiwillig übernommen und habe auch durchaus Erfolgserlebnisse, wenn ich einen Baustein nach dem nächsten zusammensetzen kann. Aber was man da so an "Blüten" im Dschungel der Papiere und Vertragsbeziehungen erleben darf, ist an manchen Punkten an Skurilität, Absurdität bis hin zu Dreistigkeit kaum zu überbieten.
Da stellt eine Stelle fest, dass der Mensch nicht mehr in der Lage ist, das alles zu verstehen und zu regeln, und teilt ihm dies brav bürokratisch per Bescheid mit, inklusive Rechtsbehelfsbelehrung...
Die eine Rentenversicherung akzeptiert meine Zuständigkeit in dem Fall per Mail, eine andere Rentenstelle will es aber amtlich beglaubigt sehen.
Ich finde einen Rentenbescheid, der freudig einen Zuschlag, Stichwort "Mütterrente", verkündet und die neue Rentenhöhe mitteilt. Nur leider ist die Rente nun niedriger als vorher ohne Zuschlag....
Die Hausratversicherung schlägt gleich eine Vertragsanpassung vor, die nur Vorteile bringen soll.
Dass ich Stunden bei der Bank verbringe, hatte ich nicht anders erwartet, aber wie leicht man mit ein paar Klicks im Internet bei der Post die Post eines anderen Menschen umleiten lassen kann, ist schon sehr erstaunlich.
Die Krönung ist ein fleißiger Handwerker, der es über die Jahre verstanden hat, einen inzwischen fetten 5-stelligen Betrag durch ziemlich überflüssige bis sinnlose Arbeiten in sein Säckel zu manövrieren. Ich käme jedenfalls nie auf die Idee, in ungeheizte Schuppen Isolierglasfenster einzubauen und schicke Terrassentüren... ich würde so etwas aber auch nie jemandem aufschwatzen.
A propos: Kennt zufällig jemand ein zuverlässig und dezent agierendes Killerkommando...?
(Das war nur SPAß!)
Jedenfalls kreist so genug Adrenalin in meinen Adern, das nach Abarbeitung verlangt...
Die Sonne taucht die letzten noch an den Bäumen verbliebenden Blätter in wunderbares Gold. Der Wind dazu allerdings lässt keinen Zweifel am demnächst zu erwartenden Winter, auch wenn der vielleicht nur kalendarisch sein mag.
Der aufgestaute Stress macht mir eine Art Druckgefühl, so ganz locker läuft es sich nicht. Auch nicht nach der Aufwärmphase. Der Puls will nicht in die sonst gewohnten ruhigeren Bereiche weichen. Aber die Bewegung tut
einfach gut und die frische Herbstluft ihr Übriges. Ich lege meine Route so, dass ich am Ende noch im Laden einkehren und Katzenfutter holen kann.
Interessant, wie schwer doch so ein paar kleine Futterdöschen werden können, wenn man sie läuferisch in einem Beutel an einer Hand mit sich trägt.
Wahrscheinlich ist da doch die Marianne-Methode besser, solche Trainingsgewichte gleichmäßig zu verteilen ;-)
8 Grad, 9,7 km, 1:01:24, (6:19 Min/km), HF 142
Dienstag, 18. November 2014
Gastbeitrag Trail Uewersauer 2014
Der Organisator des Laufs Tortura Köln und Kollege hatte mich bereits vor Monaten darauf angesprochen und animiert an diesem Lauf mitzumachen. Ein Blick auf die Website des Veranstalters mit den Fotogalerien der letzten Jahre und die Tatsache, dass wir schließlich eine Gruppe von vier Mann waren, bewog mich, das Abenteuer in Angriff zu nehmen - obwohl ich nicht ausgesprochen der Trail-Typ bin.
Leider wurde unsere Mannschaft unter der momentan wieder um sich greifenden Grippewelle um einen Kollegen reduziert. Also machten sich Mo, Carsten und meine Wenigkeit am Sonntag früh mit einem geräumigen Van auf die Reise nach Luxemburg. Mit allen Unannehmlichkeiten, wie Pippi-Pausen und Fehlleitungen des Navigationssystems, haben wir 9 (in Worten: neuen) Minuten vor dem Start das Auto geparkt. So bestand das Aufwärmen der Muskulatur darin, im Galopp die Startnummern abzuholen und die Beutel abzugeben. Um 08:58 Uhr haben wir uns dann auch bereits in die Startaufstellung begeben - und es blieb sogar noch Zeit, sich gegenseitig einen erfolgreichen Lauf zu wünschen und bekannte Mitläufer zu begrüßen.
Ohne Regen, dafür trübem und nebligem Wetter erfolgte die Startfreigabe. Im Gegensatz zu einem Start eines Stadt-Marathons, geht es bei den Trails weit gelassener zu und her, kein Drängeln und kein Schubsen. Trotz teilweise engen Bereichen lässt man sich rücksichtsvoll gegenseitig genügend Platz und passt das Lauftempo an. So laufen auch wir gemeinsam los. Mo gelingt es auf den ersten 300 Metern den auf meist zu hohes Anfangstempo getrimmten Carsten soweit mit Zurufen im Zaum zu halten, dass er noch nicht ganz außer Sichtweite geriet. Bald folgte ein erster steilerer und ruppiger Abstieg - eher einem wasserlosem Bachbett gleichend, denn einem Weg, und von allen Teilnehmern bereits die volle Konzentration abverlangte. Im noch großen Feld musste sowohl auf die anderen Rücksicht genommen, aber auch darauf geachtet werden, wo man selber hin tritt.
Leider hatte es meine Garmin nicht geschafft, eine Verbindung zu den Satelliten herzustellen. Damit war ich bei den misslichen Wetterbedingungen nicht alleine. Aber so hatte ich weder Angabe meiner Pace noch der Distanz. Was solls, ich hielt mich so halt an das Motto einer bekannten ehemaligen Schweizer Sprinterin: "Gring abe - u seckle" (übersetzt: "Kopf einziehen - und einfach drauflos laufen").
Schon bald, nach ungefähr drei Kilometern erfolgte der erste - noch moderate - Anstieg. Mit Verwunderung lag ich plötzlich unmittelbar hinter Carsten, der sich nun doch dafür entschieden zu haben schien, den Lauf gemächlicher anzugehen und die Kräfte einzuteilen. Als er bei einem kurzen Plausch anmerkte, dass es ihm beim ersten Abstieg gleich das Knie verdreht hat - und er mir dann nicht mehr folgte, befürchtete ich, dass er etwa schon aufgeben musste. Ich wiederum wurde dann von einem locker laufenden Mo noch in besagter Steigung überholt. So lief ich mein Tempo, wie ich es für mich richtig hielt. Es bildeten sich immer wieder Gruppen auf den immer schmaler werdenden und durchnässten Pfaden.
Überholen wurde da bereits zu einer zusätzlichen Herausforderung und ohne das Einverständnis des voraus Laufenden kaum zu schaffen. Bis Kilometer 18 war alles ja noch recht harmlos - da aber folgte der erste heftige Anstieg! Und nach kurzen Abstiegen folgten gleich wieder unmittelbar Anstiege, wie ich sie sonst nur von den Schweizer Alpen her kannte. Nach dem dritten dieser "Wände" musste ich mich erst einmal den Handschuhen und der Regenjacke entledigen und schüttete gleich eine Portion meiner zubereiteten Cola (ohne Kohlensäure) in mich. Danach ging es weiter - und nicht ungelegen folgte dann auch bereits der dritte Verpflegungsstand.
Bis kurz vor den 42. Kilometer war alles soweit ganz gut zu bewältigen, wenn auch der Matsch und Schlamm einen zusätzlich zu schaffen machte. Oft war selbst auf den nicht allzu stark ansteigenden Teilstücken kaum ein Vorankommen, die Schuhe fanden kaum Halt.
Plötzlich entstieg man um Kilometer 45 dem Wald und folgte dann auf den Hügelzügen mit einer wunderschönen Rundsicht über das luxemburgische Land. Der Zufall wollte es so, dass ich mich genau dort einfand, als die Sonne die Umgebung zusätzlich ausleuchtete. Das gab dann auch wieder neue Kraft. Leider waren nach dem 40-Kilomterschild keine Distanzangaben des Veranstalters mehr auszumachen. Allerdings konnte ich mich anhand der Verpflegungsstände ein bisschen orientieren und nahm nach der sechsten und letzten Verpflegungsgelegenheit die letzten Kilometer frohen Mutes in Angriff. Allerdings war der letzte Aufstieg dermaßen schlammig und rutschig, dass die gute Laune temporär abhanden kam und mir echt Zweifel kamen, ob ich mir denn die 100 Kilometer von Biel und den Jungfrau-Marathon (diese zwei Läufe hatte ich mir einmal so provisorisch auf den Plan 2015 gesetzt gehabt) antun will. Gedanklich wähnte ich mich in meine militärische Ausbildungszeit zurückversetzt. Hätte mir einer damals erklärt, dass ich solche Strapazen freiwillig auf mich nehmen würde, ich hätte ihn gleich für verrückt erklärt...
Der Gedanke, dass das Ziel sich nun wirklich nicht mehr in allzu weiter Entfernung befinden kann, kämpfte ich mich weiter und biss auf die Zähne. Vor mir konnte ich noch einen weiteren Läufer ausmachen, hinter mir folgte niemand mehr in Sichtweite.
Und wie erleichternd wirkte das Schild mit dem Hinweis, dass sich das Ziel in einem Kilometer befindet. Ganz bewusst habe ich diesen Abschnitt so absolviert, dass ich nochmals jeden Meter ganz bewusst genießen konnte. Die letzten Meter waren auch so angelegt, dass man um ein Gebäude herumlaufen, eine improvisierte Treppe hochsteigen musste und in eine Halle der Mehrzweckanlage gelangte, wo sich dann auch der Zielbogen befand. Diesen habe ich nach 7 Stunden und 10 Minuten erreicht.
Direkt dahinter stand dann schon Mo, bereits
entspannt und umgekleidet. Da ich damit gerechnet hatte, dass Carsten wohl aufgegeben hat und sich auch bereits im Zielbereich befindet - für mich die einzig logische Erklärung, weshalb er mich bei meinem Schlusstempo nicht überholt hat. Aber Mo hatte keine Information zum Verbleib von Carsten. Nachdem ich mich bei unserem Auto umgezogen hatte und zurück in die Halle kam, durfte ich mich eines Besseren belehren lassen: Auch Carsten hat das Ziel absolut regulär erreicht.
Bei einer köstlichen - und im Nenngeld enthaltenen - Lasagne, tauschten wir uns angeregt über die Erlebnisse des Tages aus. Danach machten wir uns müde, aber zufrieden auf die Heimreise. Auf der Fahrt wurden bereits wieder eifrig neue Pläne geschmiedet - bekanntlich ist nach dem Lauf vor dem Lauf!
Sonntag, 16. November 2014
Drucksache
Meine Rückreise aus Berlin verlief definitiv einfacher, als wenn ich sie vor 25 Jahren und 8 Tagen oder davor angetreten hätte. Denn damals hätte mein Reiseantritt zwangsweise durch diesen Eingang in den Tränenpalast begonnen, den ich im Rahmen eines Beiprogramms zur Dienstreise besichtigen konnte. Aber dann stieg 1989 der "Druck im Kessel" und brachte so manches zur Ex- bzw. Implosion.
2 Sitzungstage und zwei lange Bahnfahrten hatten auch so ihren Druck in Richtung Bewegungsbedarf aufgebaut. So ging es am Samstag auf eine kurze, dafür zackige Runde.
Heute dann erlahmte zunächst die Lauflust angesichts des Sch...wetters. Dabei hatte ich mir vorgenommen, wenn schon nicht mit meinem eidgenössischen Eheman, so dann doch wenigstens in Gedanken an ihn zu laufen. Denn er hatte sich durch starke Motivation von Kollegen überzeugen oder überreden lassen (was es letztendlich war, entzieht sich meiner Detailkenntnis), heute einen kleinen Trail-Ultra von 50 km in Luxemburg mitzulaufen. Der für mich entschieden zu viele Höhenmeter aufweist. So bleibe ich daheim (was mir auch etwas längerem Schlaf am Morgen erlaubte) und stelle mir gedanklich vor, wie er und seine Mitläufer bei diesem Wetter über Stock und Stein und Hügel traben. Doch der strömende Regen bremst ein wenig meinen moralischen Laufdruck ein. Und dann folgt noch "Das Wunder von Bern" im TV. Kenne ich zwar, schaue ich aber immer wieder gern. Als dann am Ende die Helden ebenfalls im Regen tapfer und bekanntlich erfolgreich kämpfen, erhöht dies doch wieder mein Bedürfnis, nun das Sofa gegen die Straße zu tauschen.
Heute soll es langsamer, aber dafür länger gehen. Ich wähle angesichts der bevorstehenden Dämmerung sicherheitshalber Radwege und habe Glück, am Anfang reduziert sich der Regen auf leichtes Nieseln. Als später wieder Regen einsetzt, ist mir das dank guter Regenjacke und Kappe auch egal. Für solches Wetter hatte ich mir im Frühjahr ein Paar Asics Gel Fuji gegönnt, die wirklich Wasser gut ab- und die Füße warmhalten.
So laufe ich dann noch in Gedanken an die "Lichter der Großstadt" und die Ultras in LUX durch die "Trübnis in der Provinz"...
Meinen Mann hatte ich schon angeregt, doch hier einen Gastbeitrag über sein luxemburger Trail-Erlebnis zu schreiben. Mal sehen, ob das ohneDruckweitere Überzeugungsarbeit klappt...
Samstag:
10 Grad, 6,6 km, 38:22, (5:51 Min/km), HF 142
Heute:
8 Grad, 14,7 km, 1:33:38, (6:21 Min/km), HF 136
2 Sitzungstage und zwei lange Bahnfahrten hatten auch so ihren Druck in Richtung Bewegungsbedarf aufgebaut. So ging es am Samstag auf eine kurze, dafür zackige Runde.
Heute dann erlahmte zunächst die Lauflust angesichts des Sch...wetters. Dabei hatte ich mir vorgenommen, wenn schon nicht mit meinem eidgenössischen Eheman, so dann doch wenigstens in Gedanken an ihn zu laufen. Denn er hatte sich durch starke Motivation von Kollegen überzeugen oder überreden lassen (was es letztendlich war, entzieht sich meiner Detailkenntnis), heute einen kleinen Trail-Ultra von 50 km in Luxemburg mitzulaufen. Der für mich entschieden zu viele Höhenmeter aufweist. So bleibe ich daheim (was mir auch etwas längerem Schlaf am Morgen erlaubte) und stelle mir gedanklich vor, wie er und seine Mitläufer bei diesem Wetter über Stock und Stein und Hügel traben. Doch der strömende Regen bremst ein wenig meinen moralischen Laufdruck ein. Und dann folgt noch "Das Wunder von Bern" im TV. Kenne ich zwar, schaue ich aber immer wieder gern. Als dann am Ende die Helden ebenfalls im Regen tapfer und bekanntlich erfolgreich kämpfen, erhöht dies doch wieder mein Bedürfnis, nun das Sofa gegen die Straße zu tauschen.
Heute soll es langsamer, aber dafür länger gehen. Ich wähle angesichts der bevorstehenden Dämmerung sicherheitshalber Radwege und habe Glück, am Anfang reduziert sich der Regen auf leichtes Nieseln. Als später wieder Regen einsetzt, ist mir das dank guter Regenjacke und Kappe auch egal. Für solches Wetter hatte ich mir im Frühjahr ein Paar Asics Gel Fuji gegönnt, die wirklich Wasser gut ab- und die Füße warmhalten.
So laufe ich dann noch in Gedanken an die "Lichter der Großstadt" und die Ultras in LUX durch die "Trübnis in der Provinz"...
Meinen Mann hatte ich schon angeregt, doch hier einen Gastbeitrag über sein luxemburger Trail-Erlebnis zu schreiben. Mal sehen, ob das ohne
Samstag:
10 Grad, 6,6 km, 38:22, (5:51 Min/km), HF 142
Heute:
8 Grad, 14,7 km, 1:33:38, (6:21 Min/km), HF 136
Mittwoch, 12. November 2014
Die Lichter der Großstadt
Unschwer zu erraten, wohin mich die Arbeit wieder einmal verschlug... Kurz nach den Mauerfallerinnerungsfeierlichkeiten steht Berlin auf dem Programm. Klar, dass Laufschuhe und -outfit mit in den Koffer wandern und ich zu meinem persönlichen Ost-West-Gedenklauf starte.
Das Hotel liegt an der Leipziger Straße, also recht zentral im früheren Ostteil. Dank Google-Earth habe ich schon zuvor eruiert, wie ich zum nahe gelegenen Spreekanal komme.
So laufe ich zwischen Wasser und Rückseite des Auswärtigen Amtes (Lustig, warum ein Ministerium sich freiwillig eine Nummer kleiner macht. Dann wäre doch Herr Steinmeier eigentlich streng genommen auch kein Minister, sondern Amtsleiter) in Richtung Rotes Rathaus.
Dann quere ich den Kanal hinüber zum Nikolaiviertel, doch finde mich auf einer großen Baustelle wieder. Offenkundig ist noch reichlich Geld im Säckel des Stadtstaates. Tief im Boden wird gebuddelt.
Es gibt sogar einen kleinen Aussichtsturm, damit die zahlenden Bürger besser erkennen können, wo ihr Geld vergraben wird.
Hoffentlich läufts hier besser als beim Flughafen...
Vor dem Alexanderplatz schwenke ich auf "Unter den Linden" in westlicher Richtung. Bald rückt der Berliner Dom in Sicht.
Auch hier zahlreiche Großbaustellen, allerdings in die Höhe statt in die Tiefe. Die vielen Fußgängerampeln bremsen mich etwas aus. Doch es kommt ja nicht auf Tempo an. Ich habe mir kein Ziel vorgenommen, außer einem läuferischen Stadtbummel. Und das Laufen macht mir wirklich Spaß heute, vor dieser Kulisse!
Nur gelegentlich sind Fußgängergruppen etwas läufhinderlich, meist kann ich laufen, wie ich mag.
Bald gelange ich auch zum Highlight meiner kleinen Tour, dem Pariser Platz. Noch vor 3 Tagen feierten hier ausgelassen Zehntausende Menschen den Mauerfall, im Sommer wurde unsere WM-Elf hier geehrt. Und im TV tauchten zuletzt viele schwarz-weiße Bilder aus unschöneren Zeiten auf. Vor diesem Hintergrund und gerade im Abenddunkel scheint mir das Brandenburger Tor heute besonders imposant.
Die Quote der Anwesenden im Verhältnis zu Fotoapparaten und fotografisch genutzten Smartphones ist schätzungsweise annähernd 1:1. Ein Mann hält in einer Hand eine Flasche und ansonsten eine lautstarke Rede ans Volk. Auf französisch, ob er sich vom Namen des Platzes dazu animiert fühlt? Als ich eine gute halbe Stunde später wieder hier vorbei komme, ist ihm
der Vortragsstoff immer noch nicht ausgegangen.
Hinter dem Tor mache ich einen kurzen Abstecher in Richtung Reichstag.
Wenige Meter neben der früheren Mauer stehen hier Gedenkkreuze an Maueropfer.
Und meine Nase erreichen Glühweindüfte und Wurstaromen von der Imbißbude gleich daneben.
Mein westliches Ziel ist die Siegessäule, zu der ich auf der Straße des 17. Juni nun laufe. Deren Länge habe ich etwas unterschätzt, aber Plan ist Plan. Es ist ja auch schön leer und zudem erleuchtet. Und da noch nicht alle Feierlichkeitsüberreste beseitigt sind, ist sie auch teilweise noch gesperrt.
Schließlich erreiche ich "Gold-Else" auf ihrem hohen Sockel und laufe einmal den sie umgebenden Kreisverkehr ab. Dabei biege ich fast eine Straße zu früh wieder ab, doch den Irrtum bemerke ich rasch.
Inzwischen sind kaum noch Fußgänger unterwegs, nur Läufer und Radfahrer, vor denen erstere sich hier ein wenig hüten müssen, denn letztere beanspruchen am liebsten auch den Fußgängerweg für sich.
Irgendwo hier muss sie wohl sein, die ...
Wieder zurück vor dem Brandenburger Tor, Westseite. Im Asphalt eingelassen ist eine Doppelreihe Pflastersteine, die den früheren Mauerverlauf hier zeigt. Ich finde, das hätte ruhig markanter ausfallen dürfen
Ich mache einen Schlenker und möchte mir das Holocaust-Mahnmal ansehen. Doch die Quader liegen sehr im Dunklen, das macht leider keinen Sinn.
Also wieder ostwärts entlang "Unter den Linden", doch diesmal auf der anderen Seite.
Es gibt so viel zu sehen, die reinste Nackengymnastik...
Rauf und runter,links und rechts schwenkt der Kopf.
Ein gelaufener Schaufensterbummel ist einfach mal etwas anderes ;-)
Nette rot-grün Kontraste gibts auch zu sehen.
Da finde ich, darf ich doch einen kleinen letzten Stopp in einem Laden machen, und mir ein Betthupferl gönnen... ;-)
Sonntag, 9. November 2014
Punkt-lich
25 Jahre Mauerfall, eine Mauer, die auch mitten durch meine Familie lief. So mussten zunächst einmal telefonisch Vergangenheitserlebnisse mit Cousin und Cousine in Sachsen ausgetauscht werden. Man kam von Punkt zu Pünktchen, "Weißt Du noch...?", "Wie war das eigentlich damals...?", "Wie schnell doch 25 Jahre vergehen können!". Flugs waren 3 Stunden herum und dann stieß ich auf interessante TV-Reportagen aus der untergegangenen Republik. Ich kann mich nicht losreißen.
Und als ich mich dann doch noch aufmache und zuvor aus dem Fenster lehne, um die Temperatur zu überprüfen, höre ich plötzlich von weit her typische Schreie. Schnell zum anderen Fenster, und dort sehe ich die Punkte! Die Zeit reicht, rasch die SLR mit Teleobjektiv zu holen und den Zug der Vögel festzuhalten.
Ein faszinierender Moment. Neben den unregelmäßigen Vogelwellen sind auch deutliche V-Formationen auszumachen. (Gemäß Info im Kommentar von Pulsmesser, s.u., waren es wahrscheinlich Kraniche)
Bei frischen 10 Grad trabe ich los, wie die Beine wollen. Und das wird erstaunlich.
Auf dem Marienfeld gerate ich an die nächsten Punkte. Irgendwie blitzt vor jedem frisch gepflanzten Baum eine runde Scheibe. Die Neugier zieht mich hin. Ich vermute, Beschilderung nach Baumarten, doch weit gefehlt. Jeder Baum ist mit einer Plakette versehen, die Namen und Geburtstage neuer Erdenbürger festhält. Eine schöne Idee!
Ich habe spontan den Einfall, einen "alten Bekannten" vom Januar zu suchen. Damals lief ich bei einem Longjog plötzlich im jungen Birkenwald an diesem Weihnachtsbäumchen vorbei.
Ob davon noch etwas übrig ist? Ich denke, eher nicht. Aber das will ich nun wissen. Den genauen Punkt habe ich mir nicht merken können, nur die ungefähre Stelle.
Und plötzlich....
... stehe ich davor. Die Stelle ist definitiv dieselbe (der vor dem Baum stehende kurze Ast ist ein guter Hinweis).
Ich staune nicht schlecht.
Und laufe weiter im herbstlichen Wald.
Plötzlich - was sind das denn für bunte Punkte in den Bäumen?
Ich bin inzwischen auf dem Rückweg und mir war beim ersten Vorbeilaufen nichts aufgefallen.
Ich halte an und trete näher...
Gibt es ein neues Brauchtum in der Elternschaft...?
Mir erschließt sich nicht ganz der Sinn, Schnuller in Bäumen aufzuhängen. Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen.
Zum Beispiel, warum meine Beine immer schneller voran wollen. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit interessiert mich weder Puls noch Tempo, ich laufe so, wie mir ist.
Und stelle völlig überrascht folgende Punkte fest: Ich habe zwar, wie so oft, schnell begonnen, doch danach kam keine Ermüdung. Im Gegenteil, die Beine wollen immer schneller. Auch der Puls ist zwar hoch, aber das stört mich überhaupt nicht. Ich habe sogar das -sicherlich trügerische- Gefühl, noch lange in diesem Zacken laufen zu können. Ein Stück folge ich der Strecke des Horremer Abendlaufs, dessen 10-km-Variante in diesem Sommer mitliefen. Vielleicht ist es der Sog dieser Strecke? Keine Ahnung, aber bei unter 5 Min pro km, die ich inzwischen auf meinem "Tacho" sehe, kann ich da nicht lange drüber grübeln. Ein komisches Gefühl , das anhält, denn weder Beine noch "Motor" wollen reduzieren. Ob das die Revanche für Amsterdam ist? Ich lasse den Beinen ihren Willen.
Denn das bringt mir den Vorteil einer Punktlandung daheim, genau zum Start der Formel 1.
Nur für einen beginnt die Woche mit Minuspunkten: Unser Kater fiel im Schlaf, als er sich wahrscheinlich reckte, aus luftiger Höhe unserer Wendeltreppe ziemlich unsanft in die Tiefe.
Aber er hatte Glück und es endete "nur" mit einem Riss zwischen Nase und Mäulchen, den die Tierärztin mit 4 Stichen gut nähen konnte.
Die Fadenenden stehen als kleine blaue Punkte noch hervor (Das Bild entstand vor dem Malheur).
10 Grad, 13,2 km, 1:18:33, (5:57 Min/km), HF 145
Sonntag, 2. November 2014
Energieüberschuss
Habe dann mit meinem Lauf extra bis zum Einbruch der Dunkelheit gewartet, weil ich mein persönliches Halloweenlauferlebnis haben und die Gespenster bei ihrem Tun beobachten wollte. Ähm, nun ja, in unserem Ort scheinen die entweder nicht sonderlich sprühend vor Elan, oder ich habe sie verpasst. Nur wenige halbhohe Gestalten schleichen draußen herum, teils kichernd und gackernd. An 2 Gartenparties laufe ich vorbei, kein Wunder, bei 18 Grad. Während ich dann daheim das Abendessen zubereite, klingeln 4 Schauergestalten und lassen ihren "Süßes oder Saures"-Spruch ab. Auf meine Frage, ob das alles war, murmelt einer "Gesungen wird nur an St. Martin". Herzhaft greifen die 4 Jungs in die hingehaltene 2-kg-Haribodose (erhielt ich kürzlich anstatt Blumen bei einem dienstlichen Termin, so ändern sich die Zeiten), zum Mitnehmen reicht deren Energie nicht ganz, später finde ich einen Teil im Vorgarten wieder.
Aber unsere "Akkus" erlauben mehr. So spazieren mein eidgenössischer Ehemann und ich später noch los in die Dunkelheit, denn es ist Museumsnacht und in unserem Örtlein gibt es das private Museum "qwertzuiopue" zu besichtigen. Der Besitzer unterhält uns bei einer Führung mit vielen Ankedoten zu seinen zahlreichen und teils sehr wertvollen Exponaten, die liebevoll präsentiert werden. Gegen Mitternacht sind wir wieder daheim, ohne weitere "geistreiche" Ereignisse.
Samstag reicht mein Schwung erst zum Helfen im Tierheim und dann zu einem Radikalschnitt am Blauregen über der Terrasse, der nur deswegen auf halbem Wege unterbrochen werden muss, weil das Fassungsvermögen unserer braunen Tonne und eines Zwischenlagerungsbottichs erschöpft ist.
Gegen Abend zeichnet sich einer meiner ganz schlimmen Anfälle ab. Renovieren. Das Gäste-WC müsste schon längst mal überarbeitet werden, doch bisher hatte ich noch nicht so ganz die zündende Idee. Aber ca. 19:58 Uhr springt der Funke über und habe ich einen gestalterischen Gedanken, der mich nicht mehr loslässt. Am Sonntagmorgen unterbreite ich beim Frühstück meinem Mann den Plan. Rasch die Bestände im Keller gecheckt, und um 11:50 Uhr ist die Tapete bereits vollständig von den Wänden des zugegeben kleinen Raums entfernt. 12:30 Uhr strahlt frischer Flüssig-Multiputz von der Decke. Weiter komme ich leider nicht mehr, es muss ja nun erstmal trocknen.
Also dann, da reicht die Zeit auch noch zum Laufen. Mein Mann möchte einen "Berg"lauf zum Gipfel der Sophienhöhe unternehmen, da hinten auf dem Bild, der dunkle Schatten in der Mitte. Einfache Strecke laut google 20 km. Das ist mir doch etwas viel. Wir verabreden, dass ich ihn nachher per Auto unterwegs abholen werde.
Ich drehe da eher eine gemütliche Runde im Feld. Ziemlich genau zur gleichen Zeit laufen 1000e Menschen im Big Apple, da soll es allerdings deutlich ungemütlicher sein als bei meinen muckeligen 17 Grad. Wäre mal interessant zu wissen, wieviel Energie die so erzeugen.... Bei dem Gedanken sehe ich weiter weg (leider zu weit für meinen Fotoapparat) eine großer Formation Wildgänse im Flug. Ein schöner Anblick. Erinnert mich daran, wie einmal vor 2 Jahren ein solcher Vogelzug direkt über unseren Ort zog. Eine endlose Kette, für die nicht nur ich stehen blieb und zum Himmel schaute. Doch leider führt deren Route heute in der Ferne vorbei. Unglaublich, welche Leistung Zugvögel erbringen, dagegen ist ein Marathon nur eine Aufwärmrunde.
Mein Lauf heute ist lockerer als vorgestern. Den subjektiven Eindruck bestätigt auch die Pulsmessung.
Als ich fertig geduscht bin, kommt der vereinbarte Abholanruf meines Mannes. Wir treffen uns eine Viertelstunde Autofahrt weiter entfernt, vor der besten Pommesbude weit und breit.
Da können wir uns doch den Strom am heimischen Herd sparen und nehmen von dort köstliche Currywurst mit. Zum Auffüllen unserer Energiespeicher ;-)
Halloween:
18 Grad, 7,1 km, 46:13, (6:30 Min/km), HF 129
2.11.:
17 Grad, 8,9 km, 55:44, (6:17 Min/km), HF 130