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Freitag, 21. November 2014

Flucht aus Absurdistan

Ein herrlicher Herbsttag, nachdem gestern der November sein üblich-trübes Gesicht gezeigt hat.
Ich muss raus, raus und das ausnutzen.
Ich muss geradezu weg vom Schreibtisch, an dem ich heute wieder stundenlang das tat, was mich die letzten Tage beschäftigte und auch weiter beschäftigen wird: Das Leben eines alten Menschen organisieren, der dazu nicht mehr fähig ist. Und das bedeutet, Unterlagen zusammensuchen, ordnen, verstehen, telefonieren, Auskünfte einholen, Termine machen, usw. Nicht, dass ich hier herumjammern will. Ich habe diese Aufgabe freiwillig übernommen und habe auch durchaus Erfolgserlebnisse, wenn ich einen Baustein nach dem nächsten zusammensetzen kann. Aber was man da so an "Blüten" im Dschungel der Papiere und Vertragsbeziehungen erleben darf, ist an manchen Punkten an Skurilität, Absurdität bis hin zu Dreistigkeit kaum zu überbieten.

Da stellt eine Stelle fest, dass der Mensch nicht mehr in der Lage ist, das alles zu verstehen und zu regeln, und teilt ihm dies brav bürokratisch per Bescheid mit, inklusive Rechtsbehelfsbelehrung...

Die eine Rentenversicherung akzeptiert meine Zuständigkeit in dem Fall per Mail, eine andere Rentenstelle will es aber amtlich beglaubigt sehen.

Ich finde einen Rentenbescheid, der freudig einen Zuschlag, Stichwort "Mütterrente", verkündet und die neue Rentenhöhe mitteilt. Nur leider ist die Rente nun niedriger als vorher ohne Zuschlag....

Die Hausratversicherung schlägt gleich eine Vertragsanpassung vor, die nur Vorteile bringen soll.

Dass ich Stunden bei der Bank verbringe, hatte ich nicht anders erwartet, aber wie leicht man mit ein paar Klicks im Internet bei der Post die Post eines anderen Menschen umleiten lassen kann, ist schon sehr erstaunlich.

Die Krönung ist ein fleißiger Handwerker, der es über die Jahre verstanden hat, einen inzwischen fetten 5-stelligen Betrag durch ziemlich überflüssige bis sinnlose Arbeiten in sein Säckel zu manövrieren. Ich käme jedenfalls nie auf die Idee, in ungeheizte Schuppen Isolierglasfenster einzubauen und schicke Terrassentüren... ich würde so etwas aber auch nie jemandem aufschwatzen.
A propos: Kennt  zufällig jemand ein zuverlässig und dezent agierendes Killerkommando...?
(Das war nur SPAß!)

Jedenfalls kreist so genug Adrenalin in meinen Adern, das nach Abarbeitung verlangt...

Die Sonne taucht die letzten noch an den Bäumen verbliebenden Blätter in wunderbares Gold. Der Wind dazu allerdings lässt keinen Zweifel am demnächst zu erwartenden Winter, auch wenn der vielleicht nur kalendarisch sein mag.
Der aufgestaute Stress macht mir eine Art Druckgefühl, so ganz locker läuft es sich nicht. Auch nicht nach der Aufwärmphase. Der Puls will nicht in die sonst gewohnten ruhigeren Bereiche weichen. Aber die Bewegung tut

einfach gut und die frische Herbstluft ihr Übriges. Ich lege meine Route so, dass ich am Ende noch im Laden einkehren und Katzenfutter holen kann.

Interessant, wie schwer doch so ein paar kleine Futterdöschen werden können, wenn man sie läuferisch in einem Beutel an einer Hand mit sich trägt.
Wahrscheinlich ist da doch die Marianne-Methode besser, solche Trainingsgewichte gleichmäßig zu verteilen ;-)

8 Grad, 9,7 km, 1:01:24, (6:19 Min/km), HF 142

12 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    ja, ich kann erahnen, dass das ein schwieriges Unterfangen ist. Und wenn man dann mitbekommt, wie Menschen aus der Schwäche eines anderen ihren Vorteil ziehen, da schießt das Adrenalin sicherlich - es sei denn, man ist total abgebrüht.

    Die Bilder sind traumhaft und auch wenn es nicht rund lief - besser als nicht laufen ist es allemal, oder?

    Viel Kraft

    Anja

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    1. Liebe Anja,
      ja genau, Hauptsache das Adrenalin abgebaut und das schöne Wetter genossen. Und alles andere wird sich auch Schritt für Schritt ergeben.
      Liebe Grüsse
      Elke

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  2. Liebe Elke,

    gut, dass Du darauf hingewiesen hast, dass Du "Spaß" machst. Verständlich wäre Dein Wunsch nach dem Killerkommando.

    Und Du bist ja quasi noch vom Fach. wie schlimm muß das für jemanden sein, der mit Bürokratie und Verwaltung im Alltag nichts zu tun.

    Das andere Sparten aber keinen Deut besser sind, zeigt Dein Blick auf die Versicherung und den Handwerker.

    Da kann Laufen nicht bei allem helfen, aber vielleicht lindern. Ein paar Sonnenstrahlen zu tanken ist unter diesen Umständen doppelt kostbar.

    Bleib tapfer und habe erstmal ein schönes Wochenende!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      das habe ich mir auch gedacht - wie mögen Leute sich durch solchen Papierkram wühlen, denen Behördendeutsch nicht vertraut ist? Obwohl, wenn da die Paragraphen einem nur so entgegenquellen aus Schriftstücken, ist das für mich auch oft nur Güterbahnhof...
      Aber ich habe nun das alles halbwegs auf der Reihe und kann nun ans Abarbeiten der Offene-Punkte-Liste gehen.
      Da hilft das Laufen sicherlich,einfach die Gehirnwindungen mal durchzupusten.
      Das WE nutzen wir erholungstechnisch. Sitze gerade mit Blick auf blauen Himmel und Berner Oberland (leider nur 48 Stunden).
      Dir auch ein schönes WE und liebe Grüsse
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    ach so nur Spass? Ich wollte dir schon die Telefonnummer meines bevorzugten Killerkomandos mailen! ;D
    An solchen Tagen tut das Laufen wirklich not - und dass der Puls nicht ganz unten bleibt, ist doch mehr als verständlich. Ich hatte heuer schon einiges mit diesen beamtendeutschen Anträgen, Mitteilungen, usw. zu tun, dass ich gleich wieder leichtes Magenziehen bekam, als ich deinen Beitrag gelesen habe...

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    1. Hallo Doris,
      wenn Du die Nummer zufällig gerade zu Hand hast...
      Ja es gibt manchmal K(r)ämpfe, da muss man durch ;-)
      Liebe Grüsse
      Elke

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  4. Liebe Elke
    Zum Davonlaufen, wie mühsam Papierkram und der Gang zu Ämtern werden kann!
    Zum Glück kannst du buchstäblich von all diesem Stress davonlaufen - den bunten Herbstfarben entgegen, die einem an sonnigen Tagen ein wenig frühlingshafte Energie spenden. Herrlich deine Bilder - da kriegt man gleich Lust im goldenen Laub zu rascheln - und bestimmt "lief" es nach dem Lauf gleich besser, als du dich wieder an den Schreibtisch gesetzt hast ;-)!?
    Ui, mit einer Tüte voller Dosen zu laufen muss mühsam sein - die schlenkern darin ja ganz ordentlich hin und her... Aber deine Lieblinge waren sicher begeistert von deinem Einsatz :-)
    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Liebe Marianne,
      ja das wunderbare Herbstwetter war dann doch entspannungsfördernd. Danch gings im Flug - Abendflug nach Bern :-)
      Ich hatte schon die Tüte fest gegriffen, damit wenig schlenkert. Die Lieblinge erwarten allerdings pümkltich ihre vollen Näpfe, egal wie die Füllung antransportiert wird...
      liebe Grüsse
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    ich wünsche dir, dass du das alles bald geregelt bekommst und kann mir gut vorstellen wie stressig das ist. Schön, dass du es zum Laufen raus geschafft hast. (Bei Stress neige ich zum Sofadümpeln anstatt raus zu gehen.) Der Herbst ist ja noch wunderbar golden bei euch.

    Liebe Grüsse,

    nido

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    1. Hallo Nido,
      danke, das wird schon mit der "Baustelle". Der Herbst ist dieses Jahr überwiegend goldig :-)
      Liebe Grüsse
      Elke

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  6. Ich finde es toll, wie du dich für die alte Dame engagierst!

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