Gelaufen, der Düsseldorf Marathon. Und gefinisht mit neuer PB, wenn auch nicht mit der angestrebten Zeit.
Aber ... alles gut! :-)
Daher ein -relativ- entspannter Post.
Früh am Morgen fuhren wir los zum ausgesuchten Park-and-Ride-Platz, um mit der U-Bahn, die hier auf Straßen fährt, die letzten Meter zurückzulegen. Durch die letzten Pfützen des nächtlichen Regens geht's. Was wohl der Tag in dieser Hinsicht bringen würde...?
Ob wohl die Entenfamilie, die friedlich auf der Autobahn kurz vor D'dorf watschelte, dort ihre Vorfreude auf neuen Regen kundtun wollte?
Vorweg: Die Düsseldorfer können Wetter machen! Beim Start wurde verkündet, frühestens 13:07 kämen erste Tropfen, und die fielen dann sogar noch später und nicht mehr in meinem Lauf!
Und noch was tolles: GENUG TOILETTEN!!! So eine überschaubare Schlange hatte ich noch nie! Für die holde Männlichkeit ist nachher an der Strecke massenweise Gebüsch, aber wir Frauen sind für Dixis dankbar.
Das Starterfeld von etwas über 2600 Läuferinnen und Läufern (Vollmarathon, Staffeln zuzüglich) ist weder zu groß noch zu klein und passt später perfekt auf die Strecke. Nur ein wenig Gedrängel auf den ersten beiden km.
Die Staffeln starten zeitversetzt, so dass sich alles gut verteilt.
Aber noch ist es nicht soweit. Das Getrennt-gemeinsame Team lässt sich erst noch fotografisch verewigen. Sind ja schließlich ganz besondere Momente :-)
Zudem: Auf dem Kopf trage ich eine Köln-Kappe, um den Hals das DUS-Tuch und am Oberkörper ein Kölner Nachtlauf-Shirt. Ich kann keinerlei Benachteiligungen oder negative Reaktionen berichten :-)
Meinen Rucksack habe ich mit Wasser und Maltodextringemisch gefüllt, tragetechnisch die ganze Distanz über kein Problem!
Mein eidgenössischer Ehemann wird später auf der Strecke mehrfach lauern, aber wo genau kann ich schon gar nicht mehr sagen. Gesehen habe ich ihn aber -meine ich- meistens.
Hier der Beweis: Blauer Himmel, unvorstellbar nach dem Regen am Samstag.
Der OB ist auch am Start, als Interviewgast. Er sagt, er würde nur "freizeitmäßig laufen", erst kürzlich habe er auf einer Reise nach Moskau 10 km auf dem Laufband absolviert...
Worauf der Sprecher schlussfolgert, dann liefe ja alles prima in der Stadt, wenn der OB so unterwegs sein könne. Ähm, klassischer Fehlschluss, kann ich nur sagen.
Und ein olympisches Feuer gibts auch! Es wurde extra von dort hertransportiert und flackert am Start. Pünktlich um 9 Uhr wechselt die Musik von Beat auf Beethoven und los gehts!
Wie die Betreuer bei motorsportlichen Veranstaltungen verlasse ich ein paar Minuten vor dem Start die Startaufstellung und wünsche meiner liebsten Frau alles erdenklich Gute und einen genüsslichen Lauf. Ich begebe mich zur Startlinie, um die Elite in Augenschein zu nehmen. Der mediale Fokus richtet sich natürlich ebenfalls auf diesen Punkt, dem entsprechend war dann da auch das Gedränge... Dennoch konnte ich ein paar Eindrücke einfangen.
Während sich einige warm liefen, unterhielten sich andere. Während die Startnummer 1 der Damen sich ruhig auf den Start vorbereitete, fiel die blonde Griechin mit Startnummer 3 weit mehr auf, stellte sie sich mit der Landesflagge und viel Aufhebens in Szene... Wie sich später zeigen sollte, wohl nur in dieser Phase der Veranstaltung. Mit einer Zeit knapp unter vier Stunden landete sie im Feld der Frauen nicht unter den ersten Hundert. Da stellt sich schon die Frage, wie man wohl zu einer solchen Startnummer gelangen kann.
In der dichten Menge konnte ich zu meinem Bedauern meine Favoritin nicht ausmachen - sie, wie sie später erzählte, mich allerdings auch nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, im Gedränge den eigenen Rhythmus zu finden. Der Streckenverlauf ist für die Zuschauer sehr gut angelegt, ohne lange Gehwege, erreicht man innerhalb kürzester Zeit immer wieder Punkte der Strecke. So kann ich meiner liebsten Frau bei Kilometer 8, 19, 22, 33 und 40 beistehen und sie anfeuern.
Die ersten km laufen gut bei mir, dauernd bin ich zu schnell und muss mich bremsen, was schwer fällt. Erst die Oberkasseler Brücke bei km 9 mit ihrer Rampe und gutem Gegenwind schafft das kurz. Auf der Brücke sehe ich die Spitze auf ihrem km 19 schon wieder zurück Richtung Innenstadt laufen.
Für mich sieht die führende Dame und zugleich spätere Siegerin von der Brückenrampe so aus:
Auf der anderen Brückenseite, in Oberkassel, ein Bild, das typisch ist für viele Stellen des Laufs: Ganz viel Stimmung, viele Hot Spots, aber auch viele kleine "Privatsupporternester", die alles anfeuern, was auf 2 Beinen daher kommt, ihre Musikboxen uneigennützig auf die Straße richten und Vollbeschallung, teils bis zur Schmerzgrenze erzeugen.
Unglaublich, und da rennt man natürlich wieder! Dicker Pluspunkt für Düsseldorf, eindeutig wird hier mehr aufgeboten als in der Millionenstadt ein paar km rheinaufwärts.
Noch ein Beispiel, die wohl positiv "berüchtigte" Fritz-Wüst-Straße bei km 28,5. Live-Musik, Party, dickes Zuschauerspalier - Wahnsinn. Man läuft immer wieder durch solche Stellen.
A propos laufen: Eigentlich läuft es gut, Puls ok, Tempo ok, aber das Gefühl insgesamt passt nicht dazu.
Der Magen beginnt wieder zu zicken, ich kann nicht so viel trinken, wie ich wollte. Eine Trinkbecherladungsmenge passt eben nicht in einen Magen, der heute wieder nur Schnapsglasmengen entgegennimmt. Wenigstens verrichten die Beine brav ihren Dienst, obgleich sie Müdigkeit signalisieren.
Bei km 32 treffe ich auf
Frank Pachura, den liebenswerten Ultratyp mit seinen munteren Lauf-Videos, der sich kürzlich im TV mit Joey Kelly in einem Wüsten-Ultra maß. Es ergibt sich eine kleine Unterhaltung. Er muss auch beißen. Gemeinsam freuen wir uns, dass ab nun einstellige Rest-km vor uns liegen. Wir wünschen uns guten Lauf und er setzt sich langsam ab. Sein Video des Marathons ist
hier zu sehen.
Ich dachte, ich hätte einen entspannten Tag und könnte mich amüsieren. Wenn man dann aber am Streckenrand steht und mitfiebert, sieht plötzlich wieder alles anders aus. Bei den ersten Punkten sah alles gut aus, das Lächeln im Gesicht meiner liebsten Frau, wenn sie mich jeweils ausgemacht hatte, bestätigte mir, dass alles im grünen Bereich lag. Innerhalb der zweiten Hälfte änderte sich dies ein bisschen, es war von außen zu erkennen, dass sie nun zu kämpfen und beißen hatte. Am folgenden Punkt steht man dann da und schaut immer wieder auf die Uhr - man weiß auch ungefähr, nach welchen Läufern die ersehnte Liebste auftauchen sollte. Umso größer dann die Freude, wenn sie ins Bild läuft...
Für mich jedenfalls werden die letzten 7-8 km zäh. Die Kniekehlen drohen mit Ungemach, machen aber noch mit. Zu Beginn des zweiten Kö-Abschnitts, ca. km 40, entdeckt mich
Das Pulsmesser auf dem Kurs. Nette Begegnung und Motivation, wenngleich kaum danach der linke Fuß plötzlich einen Krampf erleidet, der ihn flugs nach außen dreht. Damit möchte ich allerdings keine sachliche Kausalität formulieren, sondern nur eine zeitliche Zufälligkeit. Dies ist dann doch etwas abträglich und ich muss eine weitere kleine Gehpause einschieben. Bei der mich dann auch noch mein Mann erwischt.
Das letzte Stück wird schwer und schwerer.
Die heiß ersehnte Markierung auf dem Asphalt. Allerdings vermag sie keinen großen Schub bei mir zu erzeugen, ich möchte krampffrei ins Ziel kommen.
In Düsseldorf gibts einen Vor-Zielbereich. Ab hier läuft man in einer Art "Tigerkäfig" zwischen hohen Absperrgittern.
Noch eine Kurve und rd. 300 oder 400 m.
Viel Platz für die Läufer, aber auch durch die Abstufung hin zur Promenade für die Zuschauer.
Endlich - die letzten Meter.
Gerade vor mir huscht noch ein Läufer in Ziel, der mir wegen seiner langen wehenden Haare unterwegs immer wieder auffiel. Mal war er vor mir, mal hinter mir.
Als ich im Ziel ermattet erholungstechnisch gerade mal über einem Gitter abhänge, kommt er zu mir und stubst mich an, zeigt den aufrechten Daumen und bedankt sich für das Zusammenlaufen.
Der Nachzielbereich ist sehr weitläufig. Kein Gedrängel wie in der anderen Stadt am Rhein. Pluspunkt.
Aber gleich auch ein Negativpunkt: Außer Wasser und Bier (Erdinger - kein Alt), finde ich nichts Ess- und Trinkbares. Auch im vollmundig angekündigten Zielbeutel nur eine Flasche Apfelsaftschorle, ein Duschgel und Spaghetti, doch dummerweise habe ich den Campingkocher gerade nicht hier... Ich hätte Bananen, Orangen &Co herbeigesehnt. Aber vielleicht entging es mir in meinem Tunnelblick.
Das Ziel ist erreicht, wenn auch unter großen Leiden - aber dennoch steht die neue PB bei knapp über 4:30! Genial!
Auch wenn das Bild die Freude darüber noch nicht so richtig zum Ausdruck bringen mag, bin ich mir sicher, dass morgen der Stolz und die Freude darüber endgültig Einzug gehalten haben wird!
Einen weiteren Minuspunkt erhält mein Polar V800: Der zeigt mir wahrhaftig 1 km mehr an, also 43,11 km. Das darf ja eigentlich auch nicht sein, denn damit sind auch meine angezeigten Zeiten unterwegs falsch. Aber das nur am Rande.
Ich hätte mir zwar eine 4:20 gewünscht und lag auch lange auf diesem Kurs. Aber nun ja, 4:31:26 sind auch eine PB mit Verbesserung um rd. 9 Minuten. Und so habe ich dann gleich ein Ziel für den nächsten Marathon. Und Hausaufgaben: Wie bekomme ich den Magen auf die Läuferreihe?
13-16 Grad, 42,195 km, 4:31:26, HF 151,
328. von 502 Frauen (und ich wäre 1764. von 2130 Männern ;-) )
Animation zum Nachereleben der Strecke: Polar Flow