Laufend lesen

Mittwoch, 29. April 2015

Nachlese: Vom Maß einer Marathon-Messung

Ein kleines Rätsel, das der Marathon nicht nur mir aufgab, war die Distanzmessung. Wie am Ende meines Berichts angemerkt, zeigte mir mein V800 mit 43,11 km runde 900 m mehr an gelaufener Distanz an, als ein Marathon so haben sollte.
Ja und Rainer, der gleichfalls in Düsseldorf unterwegs war, berichtete von einer ähnlichen Messung seiner Suunto.
Mh, das ist doch mal eine Nachfrage wert.
Also kontaktiere ich Polar via FB. Dort bekommt man innerhalb kürzester Zeit eine Reaktion. Wählt man den Weg über die normale Service-Mailadresse, darf man mit 2 Wochen rechnen (selbst erlebt).
So erhielt ich also auf mein Anliegen diese Auskunft:

Das kann mehrere Gründe haben. Die drei wichtigsten sind folgende: 1. Jedes Messsystem hat einen Messfehler bzw. einen Toleranzbereich innerhalb dessen die gemessenen Werte von den tatsächlichen, abweichen können. Bei ALLEN GPS-Systemen liegt dieser bei ca. 1 bis 2 Prozent.
2. Auch die Streckenvermessung unterliegt diesen Toleranzen, so dass eine solche Strecke, selbst wenn sehr hochwertige Messtechnik zum Einsatz kommt, durchaus 100 oder 200 Meter zu lang oder zu kurz sein kann.
3. Die Angabe der Streckenlänge bei einem Marathon bezieht sich auf die Ideallinie. Auf der laufen aber in der Regel nur die Top-Läuferinnen und Läufer die ganze Zeit. Alle normalen Teilnehmer folgen ihr entweder gar nicht oder nur zweitweise. Sobald du aber von der Ideallinie abweichst, machst du aber einen "Umweg", deine tatsächlich zurück gelegte Strecke wird also länger. Auch diese Abweichung kann ich über die 42,195 Kilometer zu einigen hundert Metern summieren.
Insgesamt ist eine gemessene Streckenlänge von 43,1 Kilometern und damit eine Abweichung von 900 Metern also ausgezeichnet, da du vermutlich einfach tatsächlich ein paar Meter mehr als 42195 Meter zurück gelegt hast.
Gerade der dritte Punkt ist der in der Regel der entscheidende. Die Ideallinie, ist wie gesagt und wie der Name ja auch schon deutlich macht, die optimale Verbindung zwischen Start und Ziel. Bei einem perfekt vermessenen Marathon, den es ja wie gesagt auch gar nicht gibt, ist diese Linie 42,195 km lang. Wenn du also immer auf dieser Linie bleibst, ist alles in Ordnung. Das wird aber für die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer spätestens an der ersten Kurve unmöglich. Einige wenige laufen sie innen auf der Ideallinie, die meisten aber mehr oder weniger weit entfernt von dieser. Wenn du eine normale 90° Kurve aber außen statt innen läufst, verlängert sich der Weg an einer einzigen Kurve, je nach Breite der Straße, um 10 bis 15 Meter. Du kannst jetzt ja selbst noch einmal überlegen wie viele Kurven es auf der Strecke gab und wie oft du genau auf der Ideallinie um so eine Kurve laufen konntest und bei wie vielen nicht. 25, 50 100? Das gleiche Spiel beginnt bei jedem Ausweich- und Überholmanöver. Wenn du bei jedem Ausweich- und Überholmanöver nur 2 bis 3 Meter zusätzlich zurück legst und du nur ei paar Dutzend Menschen ausgewichen bist, kommen auch dabei leicht 100, 200 oder 300 Meter zusammen. Allein diese beiden Effekte reichen schon vollkommen aus, um die 900 Meter Abweichung zu erklären. Selbst wenn die Strecke gut vermessen war (also viellicht nur ein paar Meter zu lang oder zu kurz) und das GPS perfekt funktioniert hat (der Fehler also deutlich unter 1% lag, was unter guten Bedingungen durchaus üblich ist).

Dass nenn' ich mal eine ausführliche Auskunft, Daumen hoch. Ich bin zu wenig in der Materie drin, um das nun werten zu können, klingt aber für mich halbwegs logisch. Ist ja überhaupt auch nur interessehalber.
Und ich sehe es positiv: Vielleicht liegt ja die Wahrheit in der Mitte, und ich darf mir wirklich eigentlich eine sub 4:30 an die stolz geschwellte Brust heften  :-)

Ja, der Stolz überwiegt nun deutlich! Eine neue PB, Option auf noch ein wenig mehr Verbesserung und die Erinnerung an die etwas zähen letzten km verblasst zunehmend.
Aus Qual wird Quälchen.

Die Regeneration verläuft bestens, schon Montag Abend hatte ich das Gefühl, die Lebensgeister sind wieder da und gehen auf ebenem Grund war auch wieder leicht.
Nun wird der nächste Marathon geplant, und dazwischen noch ein paar kürzere Distanzen.
Heute daher eine erste lockere kleine Runde.

15 Grad, 5 km, 32:02, (6:22 Min/km), HF 131

Sonntag, 26. April 2015

Düsseldorf Marathon 2015

Gelaufen, der Düsseldorf Marathon. Und gefinisht mit neuer PB, wenn auch nicht mit der angestrebten Zeit.
Aber ... alles gut! :-)
Daher ein -relativ- entspannter Post.

Früh am Morgen fuhren wir los zum ausgesuchten Park-and-Ride-Platz, um mit der U-Bahn, die hier auf Straßen fährt, die letzten Meter zurückzulegen. Durch die letzten Pfützen des nächtlichen Regens geht's. Was wohl der Tag in dieser Hinsicht bringen würde...?
Ob wohl die Entenfamilie, die friedlich auf der Autobahn kurz vor D'dorf watschelte, dort ihre Vorfreude auf neuen Regen kundtun wollte?

Vorweg: Die Düsseldorfer können Wetter machen! Beim Start wurde verkündet, frühestens 13:07 kämen erste Tropfen, und die fielen dann sogar noch später und nicht mehr in meinem Lauf!

Und noch was tolles: GENUG TOILETTEN!!! So eine überschaubare Schlange hatte ich noch nie! Für die holde Männlichkeit ist nachher an der Strecke massenweise Gebüsch, aber wir Frauen sind für Dixis dankbar.

Das Starterfeld von etwas über 2600 Läuferinnen und Läufern (Vollmarathon, Staffeln zuzüglich) ist weder zu groß noch zu klein und passt später perfekt auf die Strecke. Nur ein wenig Gedrängel auf den ersten beiden km.
Die Staffeln starten zeitversetzt, so dass sich alles gut verteilt.

Aber noch ist es nicht soweit. Das Getrennt-gemeinsame Team lässt sich erst noch fotografisch verewigen. Sind ja schließlich ganz besondere Momente :-)
Zudem: Auf dem Kopf trage ich eine Köln-Kappe, um den Hals das DUS-Tuch und am Oberkörper ein Kölner Nachtlauf-Shirt. Ich kann keinerlei Benachteiligungen oder negative Reaktionen berichten :-)
Meinen Rucksack habe ich mit Wasser und Maltodextringemisch gefüllt, tragetechnisch die ganze Distanz über kein Problem!

Mein eidgenössischer Ehemann wird später auf der Strecke mehrfach lauern, aber wo genau kann ich schon gar nicht mehr sagen. Gesehen habe ich ihn aber -meine ich- meistens.

Hier der Beweis: Blauer Himmel, unvorstellbar nach dem Regen am Samstag.
Der OB ist auch am Start, als Interviewgast. Er sagt, er würde nur "freizeitmäßig laufen", erst kürzlich habe er auf einer Reise nach Moskau 10 km auf dem Laufband absolviert...
Worauf der Sprecher schlussfolgert, dann liefe ja alles prima in der Stadt, wenn der OB so unterwegs sein könne. Ähm, klassischer Fehlschluss, kann ich nur sagen.





Und ein olympisches Feuer gibts auch! Es wurde extra von dort hertransportiert und flackert am Start. Pünktlich um 9 Uhr wechselt die Musik von Beat auf Beethoven und los gehts!



Wie die Betreuer bei motorsportlichen Veranstaltungen verlasse ich ein paar Minuten vor dem Start die Startaufstellung und wünsche meiner liebsten Frau alles erdenklich Gute und einen genüsslichen Lauf. Ich begebe mich zur Startlinie, um die Elite in Augenschein zu nehmen. Der mediale Fokus richtet sich natürlich ebenfalls auf diesen Punkt, dem entsprechend war dann da auch das Gedränge... Dennoch konnte ich ein paar Eindrücke einfangen.
Während sich einige warm liefen, unterhielten sich andere. Während die Startnummer 1 der Damen sich ruhig auf den Start vorbereitete, fiel die blonde Griechin mit Startnummer 3 weit mehr auf, stellte sie sich mit der Landesflagge und viel Aufhebens in Szene... Wie sich später zeigen sollte, wohl nur in dieser Phase der Veranstaltung. Mit einer Zeit knapp unter vier Stunden landete sie im Feld der Frauen nicht unter den ersten Hundert. Da stellt sich schon die Frage, wie man wohl zu einer solchen Startnummer gelangen kann.
In der dichten Menge konnte ich zu meinem Bedauern meine Favoritin nicht ausmachen - sie, wie sie später erzählte, mich allerdings auch nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, im Gedränge den eigenen Rhythmus zu finden. Der Streckenverlauf ist für die Zuschauer sehr gut angelegt, ohne lange Gehwege, erreicht man innerhalb kürzester Zeit immer wieder Punkte der Strecke. So kann ich meiner liebsten Frau bei Kilometer 8, 19, 22, 33 und 40 beistehen und sie anfeuern.


Die ersten km laufen gut bei mir, dauernd bin ich zu schnell und muss mich bremsen, was schwer fällt. Erst die Oberkasseler Brücke bei km 9 mit ihrer Rampe und gutem Gegenwind schafft das kurz.  Auf der Brücke sehe ich die Spitze auf ihrem km 19 schon wieder zurück Richtung Innenstadt laufen.






Für mich sieht die führende Dame und zugleich spätere Siegerin von der Brückenrampe so aus:

Auf der anderen Brückenseite, in Oberkassel, ein Bild, das typisch ist für viele Stellen des Laufs: Ganz viel Stimmung, viele Hot Spots, aber auch viele kleine "Privatsupporternester", die alles anfeuern, was auf 2 Beinen daher kommt, ihre Musikboxen uneigennützig auf die Straße richten und Vollbeschallung, teils bis zur Schmerzgrenze erzeugen.
Unglaublich, und da rennt man natürlich wieder! Dicker Pluspunkt für Düsseldorf, eindeutig wird hier mehr aufgeboten als in der Millionenstadt ein paar km rheinaufwärts.


Noch ein Beispiel, die wohl positiv "berüchtigte" Fritz-Wüst-Straße bei km 28,5. Live-Musik, Party, dickes Zuschauerspalier - Wahnsinn. Man läuft immer wieder durch solche Stellen.

A propos laufen: Eigentlich läuft es gut, Puls ok, Tempo ok, aber das Gefühl insgesamt passt nicht dazu.
Der Magen beginnt wieder zu zicken, ich kann nicht so viel trinken, wie ich wollte. Eine Trinkbecherladungsmenge passt eben nicht in einen Magen, der heute wieder nur Schnapsglasmengen entgegennimmt. Wenigstens verrichten die Beine brav ihren Dienst, obgleich sie Müdigkeit signalisieren.
Bei km 32 treffe ich auf Frank Pachura, den liebenswerten Ultratyp mit seinen munteren Lauf-Videos, der sich kürzlich im TV mit Joey Kelly in einem Wüsten-Ultra maß. Es ergibt sich eine kleine Unterhaltung. Er muss auch beißen. Gemeinsam freuen wir uns, dass ab nun einstellige Rest-km vor uns liegen. Wir wünschen uns guten Lauf und er setzt sich langsam ab. Sein Video des Marathons ist hier zu sehen.

Ich dachte, ich hätte einen entspannten Tag und könnte mich amüsieren. Wenn man dann aber am Streckenrand steht und mitfiebert, sieht plötzlich wieder alles anders aus. Bei den ersten Punkten sah alles gut aus, das Lächeln im Gesicht meiner liebsten Frau, wenn sie mich jeweils ausgemacht hatte, bestätigte mir, dass alles im grünen Bereich lag. Innerhalb der zweiten Hälfte änderte sich dies ein bisschen, es war von außen zu erkennen, dass sie nun zu kämpfen und beißen hatte. Am folgenden Punkt steht man dann da und schaut immer wieder auf die Uhr - man weiß auch ungefähr, nach welchen Läufern die ersehnte Liebste auftauchen sollte. Umso größer dann die Freude, wenn sie ins Bild läuft...







Für mich jedenfalls werden die letzten 7-8 km zäh. Die Kniekehlen drohen mit Ungemach, machen aber noch mit. Zu Beginn des zweiten Kö-Abschnitts, ca. km 40, entdeckt mich Das Pulsmesser auf dem Kurs. Nette Begegnung und Motivation, wenngleich kaum danach der linke Fuß plötzlich einen Krampf erleidet, der ihn flugs nach außen dreht. Damit möchte ich allerdings keine sachliche Kausalität formulieren, sondern nur eine zeitliche Zufälligkeit. Dies ist dann doch etwas abträglich und ich muss eine weitere kleine Gehpause einschieben. Bei der mich dann auch noch mein Mann erwischt.

Das letzte Stück wird schwer und schwerer.
Die heiß ersehnte Markierung auf dem Asphalt. Allerdings vermag sie keinen großen Schub bei mir zu erzeugen, ich möchte krampffrei ins Ziel kommen.









In Düsseldorf gibts einen Vor-Zielbereich. Ab hier läuft man in einer Art "Tigerkäfig" zwischen hohen Absperrgittern.
Noch eine Kurve und rd. 300 oder 400 m.










Viel Platz für die Läufer, aber auch durch die Abstufung hin zur Promenade für die Zuschauer.










Endlich - die letzten Meter.
Gerade vor mir huscht noch ein Läufer in Ziel, der mir wegen seiner langen wehenden Haare unterwegs immer wieder auffiel. Mal war er vor mir, mal hinter mir.
Als ich im Ziel ermattet erholungstechnisch gerade mal über einem Gitter abhänge, kommt er zu mir und stubst mich an, zeigt den aufrechten Daumen und bedankt sich für das Zusammenlaufen.

Der Nachzielbereich ist sehr weitläufig. Kein Gedrängel wie in der anderen Stadt am Rhein. Pluspunkt.
Aber gleich auch ein Negativpunkt: Außer Wasser und Bier (Erdinger - kein Alt), finde ich nichts Ess- und Trinkbares. Auch im vollmundig angekündigten Zielbeutel nur eine Flasche Apfelsaftschorle, ein Duschgel und Spaghetti, doch dummerweise habe ich den Campingkocher gerade nicht hier... Ich hätte Bananen, Orangen &Co herbeigesehnt. Aber vielleicht entging es mir in meinem Tunnelblick.

Das Ziel ist erreicht, wenn auch unter großen Leiden - aber dennoch steht die neue PB bei knapp über 4:30! Genial!

Auch wenn das Bild die Freude darüber noch nicht so richtig zum Ausdruck bringen mag, bin ich mir sicher, dass morgen der Stolz und die Freude darüber endgültig Einzug gehalten haben wird!












Einen weiteren Minuspunkt erhält mein Polar V800: Der zeigt mir wahrhaftig 1 km mehr an, also 43,11 km. Das darf ja eigentlich auch nicht sein, denn damit sind auch meine angezeigten Zeiten unterwegs falsch. Aber das nur am Rande.

Ich hätte mir zwar eine 4:20 gewünscht und lag auch lange auf diesem Kurs. Aber nun ja, 4:31:26 sind auch eine PB mit Verbesserung um rd. 9 Minuten. Und so habe ich dann gleich ein Ziel für den nächsten Marathon. Und Hausaufgaben: Wie bekomme ich den Magen auf die Läuferreihe?

13-16 Grad, 42,195 km, 4:31:26, HF 151,
328. von 502 Frauen (und ich wäre 1764. von 2130 Männern ;-) )
Animation zum Nachereleben der Strecke: Polar Flow


Freitag, 24. April 2015

Im Landeanflug

So langsam wird's ernst...
Der Dienstags-Lauf der Woche fühlte sich richtig gut an. Den Donnerstags-Lauf wollte ich nach Kassel verlegen, bot sich an durch eine Dienstreise. So begleitete mich also der Laufbeutel, doch stelle ich vor Ort fest, dass ich meine Schuhe vergessen habe... grrr.
Da ich nicht zur Spezies der Barfüßer zähle, kann ich also hier leider keine Kasseler Laufeindrücke präsentieren.

Allerdings konnte ich heute dafür schon Luft der Marathonstadt schnuppern. Da ich auch das Navi vergessen hatte, musste ich mich notgedrungen ohne dieses Accessoire in die NRW-Landeshauptstadt wagen, die mir autofahrerisch völlig fremd ist, und wo ich mich auch als Fußgänger nur periphär zurechtfinde. Doch ich sage mir, wer die 42 packen will, darf vor so etwas nicht verzagen. Und wahrhaftig gelingt es mir, bis zur Berliner Allee vorzudringen und dort gar einen Halbwegs-Parkplatz (man kann auch Halteverbot dazu sagen, aber der Zweck heiligt die Mittel) sehr nah an der Startnummernausgabe zu erhaschen. So eile ich in den 3. (oder war es der 4.?) Stock der Sparkasse, wo ich auf ein ziemlich menschenleeres Arrangement einiger Infostände (Köln-Marathon ist auch dabei,mutig!) und die Startnummerncounter treffe. Dank mehr Helfern als Läufern habe ich ruckzuck den begehrten Umschlag in Händen. An der Laufshirt-Ausgabe finden sich 2 junge Damen noch nicht so ganz in ihrer Rolle zurecht, es läuft etwas langatmig. Auf das Shirt will ich allerdings nicht verzichten, auch wenn ich es wohl kaum je im kölnischen Rheinland tragen kann.
Nach gefühlten 5 Minuten ist alles erledigt und ich kann zurück zum Auto hasten, das erfreulicherweise von keiner ordnungshütenden Kraft an seiner Parkposition behelligt wurde :-)

Im Starterbeutel (in Form einer Messenger-Bag) finde ich ein blaues Ding, das sich bei näherer Betrachtung als eine Art Buff- bzw. HAD-Tuch erweist. Nun ja, schick wäre anders... Immerhin kokettiert Düsseldorf doch immer mit dem Image einer Modemetropole, da hätte man doch was Netteres kreieren können, finde ich. Soviel Understatement passt doch gar nicht zu dieser Stadt...
Auf dem Kopf erzielt es etwa die Optik einer Badekappe. Aber immerhin, das Material ist angenehm und schön elastisch. Und kommt es nicht mehr auf die inneren Werte an als auf schnöde Optik?

Und für diejenigen, denen der DUS-Aufdruck eventuell nichts sagt, ist auf der Rückseite die Erklärung aufgedruckt.

Nun denn, dann hoffe ich mal, der Sponsor verleiht damit den rechten Schub für den großen Tag, lässt einen laufen wie auf Wolken und bestens im Ziel landen....




Dienstag:
20 Grad, 9,3 km, 1:00:32, (6:31 Min/km), HF 130

Heute:
22 Grad, 6,2 km, 40:01, (6:27 Min/km), HF 130


Sonntag, 19. April 2015

Enschede Marathon 2015

Unser erster gemeinsam-getrennter Marathon! Gemeinsam, weil wir beide nach Enschede/NL reisen, getrennt, weil heute nur mein eidgenössischer Ehemann läuft (Nächstes Wochenende dann umgekehrt).
Ungeplant kommt hinzu, dass der Kollege, der ihn zur neuen PB von unter 3:50 Std. ziehen wollte und überhaupt zu Enschede überredete, krankheitshalber absagen musste. Was dann aber -vielleicht- ungeplant zu einem ganz anderen Ende führt :-)

Dafür dann hier noch ganz was anderes: Ein Post im Dialog.

Wir fahren zuerst einem wunderschönen Sonnenaufgang weit hinten hinter dem Düsseldorfer Fernsehturm entgegen, und dann durch den sich hebenden Bodennebel im malerischen Münsterland. Bei rd. 2 Grad Außentemperatur erreichen wir das noch ziemlich menschenleere Zentrum von Enschede um 8 Uhr. Ich war skeptisch beim Parkplatzhinweis des Veranstalters. Man solle in der Tiefgarage unter dem Start-/Zielbereich genügend Abstellmöglichkeiten vorfinden. In der Tat, ein riesiges Parkhaus, sehr sauber, sehr hell und für Läufer verbilligt, und als wir ankommen noch fast leer. Bald steht Auto an Auto und die Halle wird als Sammelumkleide zweckentfremdet.
Genügend Zeit, die Startnummer zu holen und sich gemütlich im Startfeld einzureihen.

Nur 450 Teilnehmer zählt der laut Eigenwerbung älteste Marathon der Niederlande. Hinzu kommen aber noch Halbmarathonis, 5-km- und 10-km-Läufer, alle zeitversetzt startend.
Vorteil unseres Getrennt-Laufs: Mein Mann kann bis zuletzt wärmende Kleidung anbehalten und mir dann übergeben.




Beim Start findet sich sofort das Elitefeld vorn und stürmt los.
Das Ziel ist später an gleicher Stelle.












Auch mein Mann macht sich auf den Weg, so konzentriert, dass er mich nicht sieht (aber das tut er ja sowieso täglich).

Obwohl ich ja auch immer wieder einen Blick nach rechts warf - im Bewusstsein, dass sich meine Frau auf der rechten Seite irgendwo in der Menge der Zuschauer befinden muss - konnte ich sie in der Tat nicht ausfindig machen! (Nur zur Klarstellung: wir sehen uns zum Glück täglich! Und es ist nicht so, dass ich sie täglich nicht sehe! :-) )

Als angenehm empfand ich, dass es im doch recht überschaubaren Feld selbst in der Startphase kaum ein Gedränge gab. Das Feld hat sich schnell in die Länge gezogen.


Oh, ein (teil-)kostümierter Teilnehmer!














Und hier schon der zweite. Das war's dann auch schon mit kreativem Lauf-Outfit.












Am 23-km-Punkt taucht die Spitzengruppe nach 1:10 Std auf.
Immer wieder atemberaubend, deren Tempo live zu sehen.
Der Sieger wird eine 2:09'er Zeit haben.








Nach Durchlauf der Führenden bietet sich über 15 Minuten dieses Bild, bis einzelne Verfolger und Kleingruppen hinterher tröpfeln.

Mit meinem Mann rechne ich frühestens nach 2 Stunden.







Doch dann...

...sehe ich plötzlich das gelb-grüne Shirt und traue meinen Augen kaum, als auch schon der Sprecher seinen Namen über die Lautsprecher jagt.
Halbmarathonzeit 1:42, viel zu schnell! Schneller jedenfalls, als geplant.
Entweder hat er heute Flü-hü-gel, oder.... das dicke Ende kommt nach?

Meinen steten Vorsatz, es gemächlich anzugehen, um dann hinten raus noch genügend Körner zu haben, konnte ich einmal mehr nicht einhalten, da ich vor mir zwei Gruppen laufen sah, in deren Mitte sich die 3:30-Pacemaker befanden. Also nichts wie los - wenn ich mich möglichst lange dort halten konnte, war ich doch schon mal ganz gut auf Kurs, meinem Ziel einer neuen PB näher zu kommen! 
Ohne übermäßige Anstrengung erreichte ich bald die erste Gruppe. Den Gedanken, mich mal hinten anschließend auszuruhen, verwarf ich nach kurzer Zeit und hangelte mich an die doch gut 100 Meter vorne liegende Gruppe ran. Kaum befand ich mich in dieser Gruppe, mündete die Strecke in einen etwas schmaleren Weg, so dass ein schnelleres Vorankommen nicht mehr möglich war. Das war auch gut so, denn meine Uhr zeigte nach wie vor eine Pace von unter 5 Minuten je Kilometer an. Ich wusste, dass ich diese Geschwindigkeit niemals bis zum Schluss durchzuhalten im Stande war - und dennoch, es hat einfach Spaß gemacht, sich inmitten all dieser ambitioniert wirkenden Läufer zu befinden. 
Kaum wurde die Strecke wieder etwas weiter, verließ mich erneut die Vernunft - es lief einfach hervorragend - und ich preschte vor. Im Visier hatte ich eine Gruppe in leuchtend gelben Shirts. Da ich ja ebenfalls ein solches heute für den Lauf gewählt habe - gehörte ich ja quasi auch dort dazu. Wie gedacht, so getan... Allerdings schien mir keiner der Gruppe, es schien sich um eine Laufgruppe von Enschede zu handeln, Beachtung schenken zu wollen. 
Ab so viel reserviertem Verhalten entschloss ich mich, auch diese Gruppe hinter mich zu bringen. Kaum war ich im Begriff, mich abzusetzen, folgte mir einer aus der Gruppe, ganz offensichtlich mit dem Ziel, sich das nicht bieten zu lassen. So liefen wir ein paar Kilometer nebeneinander her - einmal zog er das Tempo an, dann wieder ich... Dass dadurch die Kilometerzeiten noch tiefer ausfielen, war auch nicht erstaunlich. Da ja noch nicht einmal ganz ein Drittel der Strecke absolviert war, musste ich nun schon etwas in mich gehen und mich zügeln, ansonsten ich Gefahr lief, nach der halben Distanz völlig ausgelaugt zu sein. Also habe ich mich etwas zurückgenommen und mich nur noch auf mich konzentriert. Dadurch habe ich dann kurz vor der HM-Marke "meine" Gruppe ziehen lassen müssen, konnte aber - selbst zu meinem Erstaunen - nach wie vor Zeiten knapp unter 5 Minuten-Marke laufen. 
Meine Zeit nach halber Distanz lag dann nur unwesentlich über meiner HM-PB. Das erschien mir so verrückt, dass ich diesen Umstand gedanklich nicht weiter vertiefen mochte, denn es hätte mich zu sehr in Sorge vor den noch vor mir liegenden Strapazen versetzt. So war denn nun meine Motivation, meine Frau mit einer deutlich bessern Durchgangszeit als vorausgesagt zu überraschen.
Dies erfolgte ungefähr bei 23 Kilometern und die Anfeuerungsrufe meiner Frau versetzten mir neue Kraftreserven, die ich für die zweite - nun wohl zäh werdende - Hälfte mehr als gut gebrauchen konnte.   

Da der Kurs nun wieder stadtauswärts führt, habe ich Zeit, mir etwas die Füße zu vertreten und die Atmosphäre aufzunehmen.


So sehe ich beispielsweise dieses lustige Fahrrad für Mutter/Vater und 2 Kinder.










Gleich am Ausgang des Nachzielbereichs hat sich dieser Blumenhändler installiert, nicht  mit Tulpen, dafür aber mit Rosen, jede einzeln verpackt und mit Zierband. Der Andrang ist groß.




Ich bin etwas ausgekühlt und gönne mir einen Kaffee mit Kuchen, mit direktem Blick auf die inzwischen zahllosen Läufer und Zuschauer, und mit Blick auf die Live-Übertragung des Laufs. So sehe ich den Zieleinlauf der führenden Dame, einer Niederländerin, die strahlend ihr Zielband mit einer 2:51'er Zeit zerreißen darf.
Wie es wohl meinem Mann ergangen ist? Ob er sein Tempo halten konnte? Oder ob er einen Einbruch erleiden musste...?
Ich suche mir ein Plätzchen beim Zieleinlauf, das ich mit etwas Geduld auch finde.

Das Warten beginnt...

Ich sehe einen Barfußläufer dem Ziel entgegenlaufen. Beachtlich!
Mit ihm habe ich auf der ersten Hälfte lange Zeit in der gleichen Gruppe verbracht - und auch meine Gedanken dazu gemacht, wie man nur auf diese Art des Marathonlaufens kommen kann - ich möchte dies meinen Füßen nicht antun wollen. Aber meine Bewunderung hatte er allemal, insbesondere ich ihn ziehen lassen musste und er vor mir im Ziel war!

Zeitgleich mit den als erste gestarteten Marathonis laufen nun auch alle anderen Läuferfelder ein. Was stellenweise für eine deutlich belebtere Strecke sorgt, als dies noch zuvor nur bei den Marathonis der Fall war. Ich finde es allerdings fast auch ein wenig gemein, dass da sich selbst kasteiende 42'er von flinken 5'ern und 10'ern niedergesprintet werden. Doch der Eindruck ändert sich, als die 3 - 3,5-Stunden Marathonis und die eher hinteren Kurzstreckler aufeinander treffen. Da werden doch letztere von den schon deutlich länger Laufenden überholt.

Ich halte Ausschau nach dem gelb-grünen Shirt....


... und da sehe ich es. Sein Inhalt geht konzentriert auf die letzten 100 m. Ich freue mich so sehr für meinen Mann, wünsche mir eine lautere Stimme, doch da ich auf der richtigen Seite stehe, hört er mich und kann mir kurz zunicken.







Die Uhr zeigt links die Marathon-Brutto-Zeit, netto ergibt sich eine 3:36'-Zeit, der 10. Platz der AK und neue PB!
Deutlich unter der 3:50'er Wunsch-Zeit.
Tja, so kanns laufen. Ich hoffe, diesen Schwung kann ich ein wenig konservieren bis nächsten Sonntag...

Auf der zweiten Hälfte des Laufes musste ich mich weit mehr auf mich und das Einteilen meiner Kräfte konzentrieren. Wie befürchtet, musste ich meinem Anfangstempo etwas Tribut zollen, konnte mich aber damit motivieren, dass ich selbst bei einem 6-Minutenschnitt immer noch eine gute PB erzielen würde. So nah dran, wollte ich mir dies auch nicht mehr nehmen lassen. Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich aber nach wie vor deutlich unter dem 6-Schnitt bleiben, trotz der "elend" langen Zielgeraden (eine breite, fast schnurgerade und 4 Kilometer lange Straße). Was ich nie für möglich gehalten habe, gelingt mir heute in Enschede - eine Verbesserung meiner bisherigen PB um gut 13 Minuten! 


Ein bisschen stolz bin ich ja schon! Diese Medaille erhält natürlich so einen besonderen Wert, ist doch darauf auch noch Name und Zeit eingraviert worden!

Nun drehen sich die Rollen meiner Frau und mir nächsten in Sonntag in Düsseldorf und ich wünsche mir sehr, dass sie sich heute von meiner Steigerung anstecken ließ und ich ihr ebenso gut unterstützend beistehen und sie zu einer neuen Marathon-PB beflügeln kann!

Donnerstag, 16. April 2015

Wanted im grünen Walde

Heute stehen nochmals Intervalle à 4 km auf dem Plan. Da der Wetterbericht gestern Abend vor Gewittern und Regen in NRW warnte, nutze ich die Segnungen von Heimarbeit und flexibler Arbeitszeit, logge mich mittags aus und trabe los.
6:10 Min/km ist die vorgegebene Pace, das demnächstige Marathontempo. Es kommt mir doch recht locker vor, aber ich soll/muss/kann ja zwischendurch immer ein Päuschen einschieben.

Früher war hier der Lärm der nahen
-alten- A61. Seitdem diese neulich verlegt wurde, ist es wunderbar idyllisch, nur Vogelgesang dringt an mein Ohr.

A propos: Die nun ungenutzte Alt-Autobahn wird immer noch munter bewacht, ich sehe von Weitem das Vehikel der Sheriffs, den weißen SUV, patrouillieren. Sicher wieder auf der Jagd nach renitenten Menschen, die es wagen, auf dem Asphaltstreifen zu laufen...

Nun denn. Da ich leider nicht mehr dieses außergewöhnliche Vergnügen haben kann, schaue ich mir in meiner Laufpause eben den Wald etwas genauer an.

Das lohnt sich auch! So sticht mir diese alte Hinterlassenschaft mit nicht zu verleugnendem Nostalgieflair ins Auge. Ob die Jugend von heute so etwas noch kennt? Ok, ein Tweet macht weniger Arbeit und ist praktischerweise auch nicht so für die Ewigkeit gedacht. Und dem Baumtattoo hier fehlt auch die Returntaste. Obwohl ich schon sagen muss, dass es im Sinne des Naturschutzes nicht negativ ist, dass diese alte Sitte etwas in Vergessenheit geriet.
Ich entziffere "1987", oder sollte es gar "1981" sein? Was wohl inzwischen aus H.D.E. und D.M.L. geworden ist? Rein rechnerisch könnten sie schon Großeltern sein...

Vielleicht hat der Frosch den Urheber noch persönlich bei seiner Ritzarbeit gesehen? Bzw. Bibo, je  nachdem wen man hier erkennt.

Ihr seht doch, was ich meine...?











Schon lustig, so ein Baum mit Gesicht. Vielleicht kann ich ihn öfter besuchen, denn mir scheint, dieser Wald wird nicht gefällt für den Tagebau, es wurden junge Bäume nachgepflanzt!

Weiter gehts im nächsten Intervallabschnitt. Mein Weg führt mich hinaus, zurück aufs Feld. Dort mache ich einen mir noch unbekannten anderen Weg in den Wald aus, trabe im Bogen wieder ins Grün und gebe meinem Entdeckerdrang nach.


Der breite Weg läuft auf eine Lichtung zu, auf der ich einen Tümpel ausmache. Ob der nur vorübergehend und aus Restregenwasser besteht, oder dauerhaft dort ist, weiß ich nicht.

Was aber viel interessanter ist, ist der staksige Vogel dort. Leider lässt er mich nicht näher heran. Jeden Schritt, den ich langsam (die Uhr ist inzwischen angehalten) vorwärts mache, quittiert er mit einem Schritt seinerseits. Der Körper wenig größer als eine Gans, aber die Beine dafür doch deutlich länger. Allerdings auch wiederum nicht in Storchen- oder Reiherbeinlänge.





Hier noch etwas mehr herangezoomt. Nachdem mir neulich hier "faunatisch" bewandertere Blogger/innen bei der Identifizierung von Perlhühnern helfen konnten, weiß vielleicht jemand von Euch, was das hier ist?

Hoffentlich haben die Sheriffs nicht auf ihrem "Wanted"-Steckbrief neben harmlosen Autobahnjoggern auch noch seltene Vögel stehen?!

Meine Laufzeit erschien mir vor dem Start ziemlich lang, rückwirkend kommt sie mir recht kurzweilig vor.
Zudem ist weder von Regen, noch von Gewitter etwas zu sehen...
Die Wetterfrösche können ja nicht immer richtig tippen...


Dienstag:
21 Grad, 6,2 km, 40:00, (6:27 Min/km), HF 134

Heute:
16 Grad, 14,6 km, 1:40:11, (6:50 Min/km über alles, darin 4x 4km in rd. 6:10), HF 138

Montag, 13. April 2015

80/20

80% der Trainingszeit vor dem Düsseldorf-Marathon sind absolviert, die Uhr tickt zunehmend spürbarer…
Der relativ kurze Samstagslauf fiel nicht vorhandener Zeit zum Opfer, wurde aber zumindest ansatzweise durch Teilnahme an einer mit viel stehen&gehen verbundenen Großveranstaltung kompensiert.

Am Sonntag findet sich eine letzte ganz große Anstrengung auf dem Plan: 32 km in 6:40 Min/km. Das Thermometer zeigt 16 Grad, die Sonne lacht, der Wind weht. Ich mache meinen Trinkrucksack mit Doppelblase startklar, nicht ohne eine Pfütze auf dem Küchenboden zu produzieren. Es ist halt von Vorteil, vor Befüllung mit Flüssigkeiten auch das Mundstück zu montieren, das austretendes Nass zuverlässig zurückhält...
Das Mischungsverhältnis Wasser:Maltodextrin wurde zugunsten des Pulvers erhöht (was den beim Ersttest vermuteten zu niedrigen Energiegehalt nun auch in benötigte Bereiche bringt) und die verbliebene Luft aus den beiden Kammern weitgehend hinausbugsiert, was sich der Verminderung der Schwabbelgeräusche und des Volumens als zuträglich erweist.

Die Windrichtung (stetiger, leicht richtungsvariabler Westwind) legt eine Nord-Süd-Laufrichtung nahe, weswegen ich mich dazu entschließe, der Erft entlang südwärts zu traben. Dazu geht es aber zunächst durch ein Stück gewollt naturbelassenen Wald, der einen relativ erfreulichen Kontrast zum schwindenden Baumbestand am Tagebaurand darstellt. Auch hier zwitschert, schmettert und tiriliert es munter im Geäst. Allerdings ist die Freude deswegen nur relativ, weil zugleich die Geräusche der nahen A4 das Ohr kontaminieren.

Nach 5 km erreiche ich den asphaltierten Rad- und Wanderweg an der Erft. So zuckele ich Kilometer um Kilometer in Gesellschaft zahlreicher Freizeit-/Renn- und Tourenradler, Spaziergänger, Gassigänger, Kinderwagenschieber sowie Weißer-Sonntag-Promenierender immer schön am gluckernden Flüsschen entlang.
Die Luft ist so klar, dass sich jenseits der A 61, die hier auch ein Stück weiter weg parallel zur Erft verläuft, gestochen scharf die Eifelhänge erkennen lassen.


Im Windschatten von Wald oder Uferbepflanzungen trägt sich das Kurzarmshirt gut, doch an den ungeschützten Stellen wird meine persönliche Frisch-zu-Fröstel-Grenze immer wieder angesprochen. So bin ich nun froh über meine Idee, wohlweislich Ärmlinge eingepackt zu haben. Die kommen am Wendepunkt nach 16 km aus dem Sack und an die Arme. Tut gut und stellt mein Temperaturwohlbefinden wieder her. Auch der Rucksack mit seinen beiden Kammern begeistert mich erneut. Kein Rumfingern am Taillengurt, an Flasche oder Gelbeutel. Einfach das Schlauchende greifen, Mundstück in „Offen“-Position gedreht, und schon kann man nonchalant wie an einer Wasserpfeife nuckeln. Wahlweise Wasser oder Energiemix.

Ja, hier bin ich bisher noch fast immer bei der Vorbereitung der Marathons auf die ganz lange Trainingsrunde gegangen...
Mit Vorfreude und Hoffnung und Fragen und steigender Nervosität im Kopf.
Beim ersten Mal, 2012, war das alles noch komplettes Neuland für mich, wie eine Reise zum Mars! Ich erinnere mich an eine damalige nette Begegnung mit einem älteren Rennradler, der plötzlich auf gleicher Höhe neben mir blieb und mich nach meinem Tun fragte. Als ich mein Ziel preisgab erzählte er, dass er auch an zahlreichen Marathons teilgenommen habe, dies aber nun seine Knie nicht mehr erlauben. Er wünschte mir ganz viel Glück und Freude und das werde ich schaffen, da sei er sicher. Ja, seine Wünsche trafen ein….
Nun weiß ich längst selber, was auf mich zukommen wird. Das lässt mich manches etwas einfacher beurteilen und einschätzen, aber das „Kribbeln“ ist nach wie vor da. Ob es jemals ganz weg ist? Wie wird es laufen in 2 Wochen?? Ganz viele Gedanken, um 32 km zu füllen.

Am Ende schiebe ich noch einen Abstecher durch Horrem ein, um auf die 32 km zu kommen. Kurz vor dem Ort kommen mir 3 junge Leute lachend auf dem Radwanderweg entgegen – in einem Auto! Auf den letzten 5 km verspüre ich eine sich bildende Blase an einem Zeh (Sockenfalte?) und zunehmend schwerer werdende Beine. Am Ende gelingt mir zwar erneut eine Punktlandung in der vorgegebenen Pace, doch die letzten beiden km, sind sehr erschöpfend, die Füße saugen sich fast am Boden fest. Nun denn, dafür sind ja noch die letzten 20% des Trainings offen und der Marathon ist auch nicht morgen – sag‘ ich mir. Auch wenn meine Beine dermaßen jammern, als wären sie heute schon die ganze Distanz gelaufen…
Die Aussicht auf die Wohltaten der Regeneration daheim lässt mich auch das letzte Stück durchhalten:

Wenn kräftig murren meine Waden
Tu‘ ich sie erstmal schön heiß baden.
Es folgt ein kühlend‘ pflegend‘ Gel,
Das macht die Beine flugs fidel.

Die Füße werden durchmassiert
Und dann mit Creme gut eingeschmiert.
Sodann folgt leichtes Abendessen,
Aus Qualen werden Petitessen.

Am Ende sink‘ ich in die Kissen,
Träumend von Lauf-Erlebnissen.
Der nächste Morgen sieht mich heiter –
Denn die Lauferei geht weiter ;-)


Sonntag:
16 Grad, 32 km, 3:33:24, (6:40 Min/km), HF132

Donnerstag, 9. April 2015

Luxusproblem

Ganz plötzlich ist es frühlingshaft!
Noch beim Lauf vorgstern, der mir doch nach dem Halbmarathon vom Sonntag etwas schwer fiel, wehte der Wind am Abend -gefühlt- kühl ums Näschen.







Heute ein ganz anderes Problem: Was ziehe ich bloß zum Laufen an?
Da war ich monatelang geeicht auf Winterskala:
5 Grad und darunter: An den Beinen zweilagig, Oberkörper sowieso.
Kommt Wind dazu, dann gern mit Laufrock.
Bei unter 0 Grad dann auch noch die dritte Lage oben.
5-10 Grad: Obenrum 2 dünnere Schichten.
Aber jetzt so plötzlich so warm, Himmel, was nun? Und dann noch: Wenn ich um 17:30 loslaufe, meine Vorgabe 90 Minuten beträgt, wie lange bleibt es noch so warm oder kühlt es nachher rasch ab und was mache ich dann? Was für Sorgen, welch ein Luxusproblem... So grüble ich dann vor mich hin und greife zu 3/4 mit Laufrock und T-Shirt, sicherheitshalber wandern die Ärmlinge in die Mini-Bauchtasche.
Lustigerweise greift sich mein eidgenössischer Ehemann für sein heutiges forderndes Intervalltraining das gleiche Shirt wie ich, ohne dass wir uns abgesprochen hätten: Beide laufen wir im Amsterdam-Marathon-Finishershirt los.

Ich kurve Richtung Grubenrand, mal sehen, was sich verändert hat. Wie abzusehen war, der letzte Rest Wald wird nun massakriert. Zwar zwitschert es noch ganz munter und heftigst im Geäst, aber das wird wohl der Abgesang.








Blick vom Rest-Waldesrand:
Ganz hinten am Horizont ist im Dunst die Sophienhöhe erkennbar, der künstliche Berg aus Abraum, der aus dem Tagebau geholt wurde, um an die Braunkohle zu gelangen. Bis dorthin reichte früher der Wald. Ich erinnere mich noch an die großen uralten Bäume und die wunderbare erfrischende Kühle unter ihrem Laubdach in heißen Sommern...
Kürzlich haben die Kohlegegner einen Bagger zu besetzen versucht. Aufhalten wird das niemanden. Es wird weiter Kohle aus Kohle gemacht werden, denn wir alle wollen ja unsere elektrischen Helferlein betreiben...

Als ich wieder nahe zum Wohnort bin, begegnet mir sogar mein Mann auf seiner Runde.
Bei mir läuft es erst zur zweiten Hälfte der 90 Minuten ganz gut.
Obs am Gegenwind der ersten Hälfte lag?
Oder daran, dass ich doch besser vorher noch getrunken hätte?
Ich hatte aber auch tagsüber das Gefühl, als wenn sich eine Erkältung anmelden wollte. Am Laufende ist wenigstens dieser Eindruck weg. Man muss auch mal ungeschoren davonkommen können!

Und kalt wird es auch nicht bis zum Laufende. Die Ärmlinge bleiben eingepackt.







Bei meiner heutigen Bildauswahl fällt mir auf, dass es lauter Wegesmotive sind...
Mh, ob Freud da sagen wollte, dass alle Wege nach zum Marathon führen...?


Dienstag:
9 Grad, 8,9 km, 1:00:03, (6:45 Min/km), HF 126

Heute:
19 Grad, 13,9 km, 1:30:01, (6:27 Min/km), HF 133