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Sonntag, 6. Mai 2018

(Halber) Salzburg-Marathon 2018

Salzburg-Marathon, und man lernt: Kaiserwetter ist kein Läuferwetter.
War es an den Tagen zuvor läuferisch perfekt kühl, sind für den Marathon-Sonntag stündlich steigende Temperaturen bis hin zu 24° am Nachmittag angesagt.
Der erste Stress setzt für mich schon ein, als mich Heidrun 200 m vor der Startaufstellung fragt, wo eigentlich mein Chip sei.
Nicht da wo er hingehört jedenfalls. Mein sofortiger Reflex: Sprint zum Hotel (Es bleiben noch ca. 20 Minuten bis zum Start). Erst während des Zurück-Laufens setzt Hirnaktivität ein und vermeldet, dass doch der Chip fundsicher im Trinkrucksack verstaut sei. Anhalten, überprüfen, Chip finden, montieren, zurück zum Start.

Dort wollten wir uns mit Doris treffen, finden  sie aber im Gewusel nicht. So gibt es dieses Starterbild nur zu dritt.









Dann finde ich Doris, habe aber die anderen verloren, daher der zweite Teil des Startfotos.











Pünktlich 9:06 Uhr geht mein Startblock auf die Piste. Doris will ein Stück mit mir laufen.
In den engen Gassen werden wir teils mehr ausgebremst, als uns lieb ist. Aber das wird sich noch ändern.

















Bald laufen wir durch eine wunderschöne schattige lange Allee auf Schloss Hellbrunn zu. Und wir treffen auf Heidrun, die sich dem 4:30-Pacemaker angeschlossen hat. Ich mache Heidrun und Doris läuferisch bekannt und zu dritt geht es weiter.





Man hat den Läufern einen orangeroten Teppich ausgerollt - welch eine Ehre!
Doris verabschiedet sich hier, und möchte in geordneter Form das erledigen, was viele männliche Läufer schon an den Bäumen der Allee taten.














Weiter geht es durch wunderbare Grünbereiche und auch ruhige Wohnviertel. Die Straßen sind teilweise gesperrt, und so sieht man zahlreiche, teils missgelaunte Autofahrer in ihren Gefährten auf die Möglichkeit zur Weiterfahrt wartend sitzen.
Einmal spricht mich ein älterer Mitläufer an, ob ich die Volldistanz laufen möchte. Mein Trinkrucksack sei so ein guter optischer Orientierungspunkt, und er müsse doch öfter mal rechts ran zum "pieseln". Aber lang würde es jeweils nicht rinnen.... Ähm.
Heidrun und ich bleiben beim Pacemaker, doch an einer Labestation (so nennt man hier Verpflegungspunkte) geraten wir einige Meter auseinander.
Mittlerweile erkenne ich einige Anfeuerungsfans wieder, die offenkundig ihren Schlachtplan für die mehrfache Begegnung mit dem Feld haben. Eine Frau ruft mir erst zu, sie habe den gleichen Laufrock, und mit dem könne man nur gewinnen. An anderer Stelle "Ahhh! Da kommt wieder mein Laufrock!" Nett sind sie hier, aber sonst nicht so zahlreich.

Der Inhalt des Laufrocks macht sich inzwischen strategische Gedanken. Den Magen habe ich im Griff, nicht aber das krampfende Zwerchfell, und das plagt mich schon einige Kilometer. Ich versuche immer wieder tief einzuatmen und den Bauchraum zu entspannen, was aber bei einer aktuellen sportlichen Tätigkeit schwierig ist.
In Salzburg laufen die Marathonis einfach doppelt die Runde des Halbmarathons. Und man kann sich mittendrin umentscheiden und den Halben finishen.
Versuchung und Rettung zugleich.
Ich verhandele mit mir selber. Man weiß ja, dass ein Marathon nach hinten raus meist härter wird. Dieser hier wird auf alle Fälle zusätzlich heißer.
Will ich weitere 22 km mit nervigem Bauch laufen plus zunehmende Hitze? Nö.
Muss ich jemand etwas beweisen? Nö.
Habe ich etwas zu verlieren? Jau, die Lauflust.

Als ich mit solchen Gedanken unser Hotel bei km 20 passiere, habe ich mich entschieden: Lieber einen guten Halben beenden (wenn auch nicht in Fabelzeit), als sich nachher nur quälen.
Die Beine finden den Entschluss gut und holen zu 2 extraflotten Kilometern aus.






Noch eine Kurve ...












 ... dann bin ich auf der Zielgeraden an Schloss Mirabell.
Und gleich dort der Punkt der Entscheidung: Rechts ins Ziel oder links weiter auf die zweite Runde.
Mir fällt es nur ein wenig schwer, nach rechts auf den orangefarbenen Teppich zu laufen, ganz kurz bevor der Marathonsieger auch ankommt.
Ich erhalte meine Medaille und bin froh, mich laben und setzen zu können. Meine Zeit ist mit 2:11 ok, bin ich ja den Lauf nicht strategisch auf Halben, sondern mit Tempo für die Volldistanz angegangen. 4 Minuten nach mir läuft Doris glücklich ein. Herzliche Glückwünsche zum Finish!


Vorbei an der Schlossfassade und dem Park, wo überall glückliche Finisher die Sonne genießen, gehe ich den kurzen Weg zurück zum Hotel.






Nach kurzer Zeit der äußeren Wiederherstellung stehe ich draußen vor dem Gebäude, um auf Chris und Heidrun zu warten.
Die Zeit nutze ich zur Aufmunterung der Läufer, die es ja nicht mehr weit haben. Allerdings wird es nach Betriebseinstellung der hier positionierten Band leider ruhiger. Man sagte uns vorher schon, dass die Marathonis teils einsam laufen. Das kann ich bestätigen, es tröpfelt. Mancher Pacemaker ist gar völlig allein.

Chris leidet an Rückenproblemen und der rechte Fuß meutert auch. Er wird mit ganz knapp über 4 Stunden finishen. Herzliche Glückwünsche!


Es naht der 4:30-Pacemaker, an den Heidrun und ich uns angehangen hatten. Auch er allein, von Heidrun keine Spur.
Wir warten und hoffen, sie kommt noch.





Das Warten lohnt sich. Heidrun musste ein wenig den Tagesumständen Tribut zollen und gibt einige hier nicht wiederzugebende Äußerungen von sich. Finisht aber tapfer knapp unter 5 Stunden. Herzliche Glückwünsche fürs Durchhalten, klasse!







Im Hotel sehe ich, dass ich mit einem DNF beim Marathon geführt werde. Da das Umentscheiden aber offiziell angeboten wird, folgt bald die Korrektur. Interessanterweise enthält die Finisherliste eine Rubrik für Strafen, die bei einigen Teilnehmern auch mit Minutenwerten gefüllt ist. Wäre interessant zu wissen, was hier geahndet wird. (Nachtrag: Es gibt 3 Minuten drauf, wenn man aus einem anderem als dem zugeteilten Block startet)
Die Medaille für Halbmarathon und Volldistanz ist übrigens identisch, finde ich optimierbar.

So wurde aus einem Marathon ein Halber. Etwas wehmütig macht mich das schon, als ich einige Läufer aus meinem Umfeld der ersten Runde vor dem Hotel ihrem Marathon-Finish entgegenlaufen sehe. Wenn die das schaffen, hätte ich doch auch.... 
Selbst der Herr mit Blasenproblemen kommt vorbeigetrippelt. 
Aber lieber einen Halben zufrieden gefinisht, als sich durch einen Ganzen martern, das hatte ich zweimal in Prag. 
Und entschieden ist entschieden.
So.
Und in Berlin wird wieder angegriffen!

16 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    herzlichen Glückwunsch zum Halben (und an Chris zum Ganzen). Ein wenig schade, dass sich das viele Training nicht ganz ausbezahlt hat, aber sei's drum. In der Hitze, alleine wäre sicher nicht toll gewesen. (Irre wie leer es da ist auf den letzten Fotos. Scheint so als sei Salzburg eher ein Halbmarathon als ein Ganzmarathon.)
    Erholt euch alle gut!

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    1. Liebe Roni,
      danke Dir. Doch, das Training hat sich ausbezahlt, für den Halben und als Baustein für Berlin. Und in meiner möglichen Finisherzeit wäre ich wirklich auch schon ganz gut allein gewesen. Das ist hier wirklich sehr speziell.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    lieber einen Halben zufrieden beenden als sich bei einem ganzen die Lust aufs Laufen zu verderben. Da muss ich dir absolut Recht geben. Und bei diesen Temperaturen ist es schon 3 mal besser den kürzeren Weg zu nehmen.
    Ich kann dir nur zu deinem Entschluss und zu deinem Finish gratulieren und den anderen Beiden zum Durchhalten.
    Und jetzt gute Erholung für euch alle.
    Also herzliche Glückwünsche für euch alle und gute Rückkehr nach Deutschland :-)
    Ganz liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      wir verstehen uns! Bei den ganzen orangen Teppichen haben wir an Dich gedacht. Und sogar die Pacemaker hatten orangefarbene Ballons!
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    es liest sich nach einer 101%ig richtigen Entscheidung! Glückwunsch dazu und zum Finish des Halbmarathon.
    Die Kraft, die du bei freudlosem Erzwingen der Volldistanz verloren hättest, die wäre dir sehr lange abgegangen.
    Insofern erhol dich gut und hoffentlich auch flott vom Halben und steige dann frisch, fit und freudvoll bald ins nächste Training für Berlin ein.

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    1. Liebe Lizzy,
      natürlich war es etwas schade, aber schlussendlich war es wirklich richtig und gut, den Halben zu machen. Genau, das ist ein Baustein auf dem Weg nach Berlin :-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  4. Ich weiß genau wie du dich gefühlt haben musst als es Richtung Ziel geht. Irgendwie hätte man es wohl geschafft, aber eben weder mit großem Spaß geschweige den mit Leichtigkeit den ganzen Marathon zu finishen. Dann lieber gesund und wohlbehalten so im Ziel!

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    1. Lieber Markus,
      ja, der Zieleinlauf war ein wenig wehmütig, aber es war richtig so. Manchmal hängen die Trauben höher...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    herzlichen Glückwunsch zum Finish des Halben und ebensolchen Glückwunsch zur Entscheidung Dich nicht unnötig zu quälen. Deine Entscheidung hätte auch meine sein können. Einfach im Auge behalten welchen Sinn und Zweck das Ganze für einen hat und den Spaß behalten!

    Tragisch nur, dass Du den pieselnden Herrn alleine auf die zweite Runde geschickt hast :-)))

    Und in Berlin wird wieder angegriffen, da kann ich mich ja schonmal warm anziehen!

    Schöne Zeit noch im Salzburger Land, falls Ihr denn noch dort seid und Glückwunsch an Heidrun und Chris zum Marathon.

    Ich denke der Doris werde ich die Glückwünsche noch auf ihrem Blog übermitteln können :-)

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      manchmal muss man eben so entscheiden. Den pieselnden Herrn hat Heidrun dann noch erlebt. Der hat meinen Rucksack vermisst und lief dann Heidrun davon. Beim Laufen kann man eben nichts bestellen, da ist jeder Tag anders.
      Heute ist noch Bummeltag, dann gehts abends zurück.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke, Du hast Dir die entscheidenden Fragen selbst beantwortet (Muss ich jemand etwas beweisen? Nö. Habe ich etwas zu verlieren? Jau, die Lauflust.) und damit ist doch alles wunderbar. Bei den Temperaturen war das alles wohl eh kein Zuckerschlecken.
    Glückwunsch an euch! Jetzt gut erholen und dann auf zu neuen Taten :-)

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    1. Lieber Oliver,
      an Deinen wunderbaren Lauf in Düsseldorf dachte ich auch, aber da waren die Bedingungen einfach besser. Der kenianische Sieger hier musste auch der Hitze etwas zubilligen. Da war meine Entscheidung richtig so.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,
    du hast die Stimmung in Salzburg sehr treffend beschrieben! Besonders die "teils missgelaunten Autofahrer" - hihi, da waren die Köpfe bei so manchem heißer, als die Motorhaube! ;)
    Ich habe mich jedenfalls sehr über euren Besuch und die gemeinsamen Kilometer - nicht nur am Sonntag - gefreut und sie sehr genossen! :D

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    1. Liebe Doris,
      genau, die Motoren waren ja durch die Standzeit längst abgekühlt... ;-)
      Danke DIR noch,als für das wunderbare Wochenende und die gemeinsame Zeit, wir haben uns sehr wohl gefühlt!
      Liebe Grüße
      Elke&Chris

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  8. Das ging ja schon mit einem „Fehlstart“ los. Und dann noch das Wetter! Gut, dass es eine Ausstiegsmöglichkeit mit offizieller Wertung gab. So hat sich der „Inhalt des Laufrocks“ nicht völlig verausgabt und kann die gute Trainings-Form an einem Tag in der nächsten Zeit mit besseren Bedingungen für einen zweiten Versuch nutzen. Wie wäre es mit Duisburg? Da läuft man wie bei Olympia ins Stadion ein.
    Gute Erholung!

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    1. Diese Ausstiegsmöglichkeit ist wirklich einerseits gut und rettet ein wenig das Seelenheil. Aber verführerisch ist sie auch. Ich werde die Form sicher nicht verfallen lassen ;-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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