1. Kerpener Lichterlauf - noch eine Laufpremiere (fast) vor der eigenen Haustür. Also nichts wie hin. Konzept teils ähnlich wie beim
Sindorfer Martinslauf: Man läuft auf einer ca. 3,5 km langen Runde so oft man will. Wer vor 59:59 Min das Ziel erreicht, kann auf noch eine Runde gehen, wer vorher aufhören möchte, kann das auch. Die Strecke liegt weit überwiegend auf unbeleuchteten Ackerwirtschaftswegen. Und: Es gibt keine Zeitmessung! Wer will, kann und soll sich bei einer App registrieren und an einer gesonderten Wertung teilnehmen. Das wollen aber von etwas über 200 Startern nur etwa 1/10.
Als ich mich bei der Nachmeldung nach dem Grund für diese Methodik erkundige, erhalte ich zur Antwort, das sei doch inzwischen meistens so. Ähm?!
Unsere Startnummern werden auch nicht mit unseren Namen buchhalterisch verbunden, es gäbe ja sowieso keine Wertung.
Egal, wie singt der Kölsche so schön:
"Do simmer dabei, dat is pri-hi-ma!"
Als munteres Kleeblatt aka "Die lustigen Lauflichter" finden Chris, Geli, Heidrun und ich uns am Start ein. Die Wartezeit vertreiben wir uns bei muckeligen 6° mit Fotofaxen.
Wir Damen sortieren uns dann weiter hinten ins Feld. Gemäß Gelis Vorschlag: "Dann können wir überholen und uns so motivieren!"
Gesagt, getan.
Das Feld läuft zu AC/DC und "Hell's Bells" mit gemütlichen 6:30 Min/km los und das erzeugt bei mir zunehmendes Frösteln. Also will ich einen kurzen Aufwärmabschnitt einfügen. Doch danach finde ich Heidrun und Geli nicht mehr, denn der Blick nach hinten zeigt nur hüpfende Lichtpunkte.
Ein Lauf über stockdunkle Ackerflächen bietet natürlich viele Chancen der Illumination. Liebevoll sind einige Passagen entsprechend ausgestattet.
Dies muss uns das fehlende Publikum ersetzen, denn wer steht schon am dunklen Feldesrand und friert sich den Wolf im Ostwind?
Ein Highlight sind die Cheerleader in einer Kurve, die sich für jeden, aber auch wirklich jeden Läufer die Seele aus dem Leib schmettern und heftige Armgymnastik mit ihren Glitzerpuscheln betreiben. Bei der ersten Runde noch klar, da kommen alle dicht an dicht, aber auf meiner dritten bin ich völlig losgelöst von allen und vermute zunächst Justin Bieber an meinen Hacken, so feuern die Mädels an!
Solange niemand kommt, halten sie sich im Gymnastikschongang warm.
Ansonsten sind alle bester Laune. Manche Läufer haben sich Leuchtdeko umgehangen, man ist überwiegend locker unterwegs.
Zumeist stellt sich die Kulisse aber schwarz in schwarz mit einigen Leuchtpunkten dar. Wer hier ohne eigene Lampe unterwegs ist (und das sind einige), läuft riskant.
Mir tun einzelne Streckenposten leid, die völlig allein im rabenschwarzen Feld stehen. Was wären Laufveranstaltungen ohne solch willige Helfer? Auf meiner letzten Runde sage ich allen ein Dankeschön.
Zur Orientierung gehen uns Lichter auf 😊, verlaufen ausgeschlossen.
In den sonst dunklen Abschnitten ist die Akkustik interessant: Vom Ziel wehen Musikfetzen herüber, garniert von den immer wieder ertönenden Rufen der Cheerleader aus der anderen Richtung.
Am Ziel hat sich eine kleine Zuschauertruppe versammelt und feuert besonders beim ersten Durchlauf emsigst an. Der Sprecher bemüht sich, alle Vorbeikommenden mit Namen zu begrüßen. Das gilt nicht für Nachgemeldete, mangels Zuordnung der Startnummern.
Ich erfreue mich an der Mucke. An Kiss, "I was made for loving you", erinnere ich mich beim ersten Durchlauf. Ja da wird man doch wieder jung und die Beine legen einen Zahn zu! Schon gleich nach Runde 2 überrunde ich das Besenrad.
Unterwegs versuche ich immer wieder zu fotografieren. Geht ja um nichts, Zeit egal. Dieses Bild bezahle ich mit einem Fehltritt. Der Fuß gerät an den Teerrand des Weges und rutsch seitlich weg. Schneller als ich denke kann, verlässt ein Fluch meine Lippen. Aber ich bin im Schwung, so ergeben sich die nächsten Laufschritte sowieso von selber und da der Schmerz dann in Maßen bleibt, laufe ich einfach weiter. Ist sowieso meine letzte Runde.
300 m vor dem Ziel noch ein prachtvolles Motiv: Ein Bauer beackert sein Feld mit einem Ungetüm, das auch toll beleuchtet ist. Leider ist gerade dieses Bild völlig unbrauchbar.
Ich laufe weiter, von hinten überholt mich ein Schnaufer. Der erste Impuls: Den schaffst Du eh' nicht mehr. Ich trabe ihm hinterher.
Dann rührt sich Kampfesgeist. Da der Fuß weiter mitmacht, gebe ich Gas, aber so richtig.
Schiebe mich ran. Auf der Zielgerade kann ich rasant an ihm vorbeifliegen. So einen Zacken habe ich drauf, dass gleich noch 2 andere Läufer mich von hinten sehen, meine Uhr misst 3:29 Min/km als Spitzenwert.😂
So erwische ich dann, mit einem Becher Tee ausgestattet und den bereits abgeholten Weckmann balancierend, Geli und Heidrun im Ziel.
Von Chris keine Spur. Er war vor uns und nutzte die Option auf eine 4. Runde, die er höchst zufrieden finisht.
Meine Laufabschnitte waren flott, doch durch viele Fotopausen habe ich nur eine 1:02 für 10,6 km herausgetrödelt.
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Geli hinter der Kamera |
Die Weckmänner überleben den kurzen Heimweg nicht unversehrt. Aber das haben wir uns verdient. Voller Vorfreude auf heiße Badewannen oder andere Aufwärmmethoden gehts ins Wochenende.
Mein Fuß muckt etwas, aber verstaucht scheint er nicht.
Und nun noch ein paar zufallsfotografische Ergebnisse. So ein Dunkellauf hat wirklich seine Reize!