Läuferische Hitzeflucht - wir fahren morgens vor dem Frühstück einige Minuten bergab, um am schattigen Ufer der Aare laufen zu können. Der Ausflug lohnt, es ist herrlich frisch, zwischen den Bäumen zwitschern die Vögel. Man hat das Gefühl, endlich einmal durchatmen zu können.
Das gluckernde türkisfarbene Aarewasser begleitet unseren Lauf.
Aus gegebener Veranlassung habe ich mir eine kleine Aufgabe überlegt: Die Hunde zu zählen, die uns begegnen. Ich komme auf der ersten Streckenhälfte bis zum Wendepunkt nach 45 Minuten auf deren 21, von Schoß- bis Schäferhund ist alles dabei. Alle friedlich, entspannt und nicht an Läufern interessiert. Einmal stockt mir kurz der Atem, als ein großes schwarzes etwas von rechts aus einem Seitenweg heranstürmt. Aber auch der ignoriert uns, der wollte nur flott ans Flussufer.
Auf dem Rückweg sehen wir einige wieder, weitere neue kommen hinzu. Bei etwa 30 verliere ich den Überblick. Besonders gefallen mir 3 wunderschöne Berner Sennenhunde, die würde ich am liebsten streicheln, doch wir sind ja zum laufen hier!
A propos Überblick: Gestern liefen wir dieselbe Strecke zur gleichen Uhrzeit wie Dienstag, als ich den speziellen Hundebesitzer traf. Im Hirn habe ich kurz den Gedanken, was wäre wenn... Der Wenn-Fall tritt ein, weiter vorne sehe ich den herrischen Herrn mit seinem munteren Vierbeiner!
Ich warne Chris vor. Herrchen sieht uns diesmal nachweislich, denn er geht zum Straßenrand, lässt seinen Hund dort auf dem Grünstreifen absitzen, stellt sich zwischen Hund und Straße, gibt ihm Leckerchen.
Das sieht ja schonmal gut aus.
Wir kommen bei den beiden an und grüßen laut vernehmbar (DAS musste sein!). Eine Erwiderung höre ich nicht, Chris meint, ein Brummen vernommen zu haben. Allerdings beschließt der Hund in dem Moment, die Gestaltung unseres Treffens zu übernehmen. Er springt los, macht 2-3 Sätze in unsere Richtung. Doch Gottseidank unterbindet die diesmal von Herrchen kurz gehaltene Leine knapp vor Chris' Beinen abrupt die Vollendung seines Tuns. Auch wenn er nicht feindselig wirkte und wohl wirklich nur spielen wollte, fühlt sich Chris mulmig. Wir setzen unseren Weg fort, froh, dass es nicht erneut unerfreulich wurde.
Doch solche Erlebnisse bleiben uns erspart. Ein wunderschöner erfrischender Morgenlauf endet nach gut 14 km erst beim Bäcker und dann am Frühstückstisch.
Gerade noch rechtzeitig sehe ich, dass ja aus Frankfurt der Ironman übertragen wird. So verfolgen wir das spannende Rennen, bangen und leiden mit Frodeno, Kienle & Co, freuen uns, dass sie trotz der großen Hitze dort ihr Rennen finishen können. Was für eine Leistung!
Wir finishen morgen unsere Tage in der Schweiz. Es soll Regen kommen, da fahren wir doch lieber nach Südfrankreich weiter, wo es lecker warm ist (Achtung: Galgenhumor!).
Laufend lesen
▼
Sonntag, 30. Juni 2019
Freitag, 28. Juni 2019
Auszeit auf der schweizer Pyramide
Deutlich weniger bekannt als Eiger, Mönch und Jungfrau ist der Niesen, der markante pyramidenartige Berg am Thuner See. Doch er hat einen entscheidenden Vorteil: Von ihm aus hat man einen atemberaubenden Blick, u.a. auf eben die besagten drei. Und es gibt ein Berghaus, in dem man übernachten kann.
Aktuell kommt ein weiteres Argument hinzu: Es ist oben 10° kühler als unten.
Lauter gute Argumente, dort eine Nacht zu verbringen! Es gibt ein besonderes Sonnenaufgangsarrangement. Daher bekommt man beim Empfang Uhrzeiten genannt, nämlich die von Sonnenuntergang und Sonnenaufgang 😄.
Unser Zimmer ist besonders "urchig" und wird nur an Gäste unter 1,80 m Körpergröße vermietet - weil die Decke so niedrig ist 😄. Dafür hat es einen eigenen Notausgang, nämlich das Fenster. Das Seil zum Abstieg aus dem 2. OG hängt gleich daneben.
Wir gönnen uns die Fahrt per Standseilbahn. Doch während wir beim Essen sitzen, wird uns gehörig schlechtes Gewissen gemacht: Beim Sundowner taucht plötzlich der erste Bergläufer oben bei uns auf, schaut kurz in die Runde und setzt sofort seinen Weg fort, wieder hinab ins Tal. Uff!
Während unseres Essens (Nur noch die Gäste der 10 Zimmer können nun hier oben Ruhe und Speise genießen), nahen 2 Läuferinnen, queren die Terrasse (dies ist der ausgeschilderte Wanderweg) und laufen direkt an unserem Tisch weiter wieder abwärts. Sie sehen noch nicht einmal müde aus!
Zum Dessert naht ein vierter Läufer auf umgekehrtem Weg. Sie alle laufen ca.1650 Höhenmeter rauf und runter mal eben als Abendrunde!
Für uns heißt es auf zur ersten Attraktion, dem Sonnenuntergang. Es ist wirklich sehr beeindruckend, wenn langsam die Berge im Dunst versinken. Die wenigen Gäste genießen andächtig und schweigend...
Waren wir 2013 einmal während eines Sturms hier oben, ist es diesmal das reine Kontrastprogramm:
Es wird richtig frisch und man kann nach der Hitze der letzten Tage endlich durchatmen und tiefenentspannt schlafen, bis um 5 Uhr der Wecker klingelt. Auf zum nächsten Programmpunkt!
Knapp ein Dutzend NaturliebhaberInnen hat sich auf dem Aussichtspunkt auf der Bergspitze versammelt und genießt erneut schweigend das Schauspiel. Es ist wirklich sehr beeindruckend!
Danach kann man nochmals eine Mütze Schlaf nehmen.
Und dann besteht kein Zweifel, die erste Bergbahn ist angekommen, spuckt schwatzende Touris aus, die sich ein Bergzmorge (Bergfrühstück) gönnen wollen. Mit der Ruhe ist es aus. Aber wir hatten ja ein tolles Erlebnis!
Ich sollte nicht unerwähnt lassen, dass auch bereits wieder weitere wackere SportlerInnen den Aufstieg laufend absolvieren, Wahnsinn!
Noch ein paar letzte Blicke, dann geht es mit der Standseilbahn abwärts, bis wir unten in der schon wieder drückenden Hitze ins Auto steigen.
Ach ja, oben gibt es ein besonderes Plakat:
Aktuell kommt ein weiteres Argument hinzu: Es ist oben 10° kühler als unten.
Lauter gute Argumente, dort eine Nacht zu verbringen! Es gibt ein besonderes Sonnenaufgangsarrangement. Daher bekommt man beim Empfang Uhrzeiten genannt, nämlich die von Sonnenuntergang und Sonnenaufgang 😄.
Unser Zimmer ist besonders "urchig" und wird nur an Gäste unter 1,80 m Körpergröße vermietet - weil die Decke so niedrig ist 😄. Dafür hat es einen eigenen Notausgang, nämlich das Fenster. Das Seil zum Abstieg aus dem 2. OG hängt gleich daneben.
Wir gönnen uns die Fahrt per Standseilbahn. Doch während wir beim Essen sitzen, wird uns gehörig schlechtes Gewissen gemacht: Beim Sundowner taucht plötzlich der erste Bergläufer oben bei uns auf, schaut kurz in die Runde und setzt sofort seinen Weg fort, wieder hinab ins Tal. Uff!
Während unseres Essens (Nur noch die Gäste der 10 Zimmer können nun hier oben Ruhe und Speise genießen), nahen 2 Läuferinnen, queren die Terrasse (dies ist der ausgeschilderte Wanderweg) und laufen direkt an unserem Tisch weiter wieder abwärts. Sie sehen noch nicht einmal müde aus!
Zum Dessert naht ein vierter Läufer auf umgekehrtem Weg. Sie alle laufen ca.1650 Höhenmeter rauf und runter mal eben als Abendrunde!
Für uns heißt es auf zur ersten Attraktion, dem Sonnenuntergang. Es ist wirklich sehr beeindruckend, wenn langsam die Berge im Dunst versinken. Die wenigen Gäste genießen andächtig und schweigend...
Waren wir 2013 einmal während eines Sturms hier oben, ist es diesmal das reine Kontrastprogramm:
Es wird richtig frisch und man kann nach der Hitze der letzten Tage endlich durchatmen und tiefenentspannt schlafen, bis um 5 Uhr der Wecker klingelt. Auf zum nächsten Programmpunkt!
Knapp ein Dutzend NaturliebhaberInnen hat sich auf dem Aussichtspunkt auf der Bergspitze versammelt und genießt erneut schweigend das Schauspiel. Es ist wirklich sehr beeindruckend!
Danach kann man nochmals eine Mütze Schlaf nehmen.
Und dann besteht kein Zweifel, die erste Bergbahn ist angekommen, spuckt schwatzende Touris aus, die sich ein Bergzmorge (Bergfrühstück) gönnen wollen. Mit der Ruhe ist es aus. Aber wir hatten ja ein tolles Erlebnis!
Ich sollte nicht unerwähnt lassen, dass auch bereits wieder weitere wackere SportlerInnen den Aufstieg laufend absolvieren, Wahnsinn!
Noch ein paar letzte Blicke, dann geht es mit der Standseilbahn abwärts, bis wir unten in der schon wieder drückenden Hitze ins Auto steigen.
Ach ja, oben gibt es ein besonderes Plakat:
Dienstag, 25. Juni 2019
Schweigen Sie!
Auch in den Bergen hat man nun Hitze. Für heute sind 38° angekündigt, bzw. angedroht. Ich starte um 7 Uhr zu einer Laufrunde, nachdem ich vorgestern im Warmen so einen richtigen Hungerlauf erleiden durfte. Um jeden Brunnen am Wegesrand war ich froh, in den ich meinen Kopf stecken konnte. Dennoch kam ich nur auf einen 7'er-Schnitt.
Doch nun, bei 17° sollte das anders werden.
Es wurde auch anders, aber anders.
Im Weiler vor dem Kirchhügel des Nachbardorfs sehe ich ein Stück vor mir einen älteren Herrn mit munterem Hund an Schleppleine. Letzterer wuselt umher, schnüffelt hier und da, mal links, mal rechts des schmalen Sträßleins. Auch sein Herrchen geht eher im Zickzack.
Eine Katze quert die Straße. Dank der langen Leine sprintet der Fifi ihr hinterher, bis ihn das Ende der Leine dann doch im Vorgarten des Katzenheims unsanft ausbremst.
Herrchen dreht sich um in meine Richtung. Aha, denke ich, er hat mich gesehen, denn zielstrebig wechselt er zur rechten Straßenseite, sein Hund mit ihm und bleibt bei Fuß.
Ich wechsle meinerseits zur linken Straßenseite.
Als ich auf ca. 5 m heran bin, bemerkt mich der Hund, bleibt stehen und schaut interessiert. Sein Herrchen geht weiter, die Leine hat ja viel Spiel.
Als ich auf seiner Höhe bin, mit ca. 3 Armlängen Abstand, rufe ich ihm den hier üblichen Gruß "Grüessech" zu und setze meinen Weg fort, die beiden verschwinden aus meinem Augenwinkel.
Doch dagegen hat Fifi etwas. Ich höre ihn von hinten heranstürmen, und dann springt er mich an, stößt mir unsanft seine Nase in den verlängerten Rücken, seine Pfoten an meinen Beinen.
Ich bin total erschrocken und lasse einen Schrei los.
Herrchen schreitet nicht ein, amüsiert sich: "Haha, der tut doch nichts!"
"Ja das weiß ich doch nicht! Erschrocken hat er mich jedenfalls sehr."
"Na da müssen Sie sich eben bemerkbar machen."
"Aber Sie haben sich doch umgedreht und mich gesehen!"
"Ich habe Sie nicht gesehen!"
"Und dann habe ich Ihnen auch noch einen Gruß zugerufen."
"Ich habe Sie nicht gehört!" Herrchen wird laut und ruckelt sinnlos an der Leine herum. Fifi wundert sich wohl, denn längst sitzt er ganz brav zwischen uns und hört interessiert zu.
"SIE müssen sich bemerkbar machen!"
"Aber ich..."
"Man springt (lokaler Ausdruck für laufen) nicht einfach so an einem Hund vorbei. SCHLUSS! AUS!!!" (Mit letzterem meint er mich)
"Also wenn Sie Ihren Hund nicht im Griff haben, dürfen Sie ihm keine lange Leine geben. Was soll ich denn machen, wenn Sie mich übersehen und überhören?"
"SCHWEIGEN SIE!!!"
Ok, ich sehe ein, unser kleiner Gedankenaustausch mündet hier und jetzt in kein fruchtbares Ergebnis. Passiert ist auch nichts weiter. Ich beschließe, meinen Weg fortzusetzen, wende mich ab und laufe.
Damit ist Herrchen allerdings auch nicht einverstanden. Von hinten ereilt mich nun nicht mehr der Hund, aber Herrchens Wortschwall. Ich verstehe akustisch nicht, was er mir hinterherruft, aber Freundschaftsbekundungen sind es vermutlich nicht. Er gibt sich wirklich Mühe, und muss ja immer lauter brüllen, um mich zu erreichen.
Nun, wenn er will. Ich bleibe stehen und drehe um zurück zu ihm. Damit hatte er nun auch nicht gerechnet und schaut etwas perplex. Sofort setzt er erneut zu Belehrungen an. Ich lasse ihn ausreden, sage ihm nochmals ruhig, wie meine Einschätzung der Situation war und dass ich mir sehr wohl Gedanken gemacht habe, ob er mich bemerkt habe und zur Ansicht gelangt sei, dass dies der Fall gewesen sei. Er kommt dann auch wieder aus seinen Höhen herab. Ich wünsche ihm einen schönen Tag, er grummelt irgendeine Erwiderung und dann setze ich endgültig meinen Weg fort.
Immerhin, dank dieser putzigen Begegnung habe ich nun genug Adrenalin in den Adern, um den Kirchhügel kräftig bergauf laufend zu nehmen und die 10 km mit zackigem Schnitt zu absolvieren.
Ich werde überlegen, ob ich ab sofort jedes Hund-und-Herrchen/Frauchen-Paar bei Annäherung mit einem markigen Tarzanschrei beglücken soll. Wahrscheinlich ist das auch nicht recht.
Oder ich laufe morgen zur selbe Zeit am selben Ort und erprobe das vielleicht mal am selben Hund-und-Herrchen-Gespann...
Falls dieser Fall eintritt, werde ich hier berichten.😉
Als hätte ich es geahnt, hatte ich gestern im Berner Marzili-Bad einige der originellen Wandspiegel fotografiert, die jeden Gast mit einem launigen Spruch ins Bild setzen:
Doch nun, bei 17° sollte das anders werden.
Es wurde auch anders, aber anders.
Im Weiler vor dem Kirchhügel des Nachbardorfs sehe ich ein Stück vor mir einen älteren Herrn mit munterem Hund an Schleppleine. Letzterer wuselt umher, schnüffelt hier und da, mal links, mal rechts des schmalen Sträßleins. Auch sein Herrchen geht eher im Zickzack.
Eine Katze quert die Straße. Dank der langen Leine sprintet der Fifi ihr hinterher, bis ihn das Ende der Leine dann doch im Vorgarten des Katzenheims unsanft ausbremst.
Herrchen dreht sich um in meine Richtung. Aha, denke ich, er hat mich gesehen, denn zielstrebig wechselt er zur rechten Straßenseite, sein Hund mit ihm und bleibt bei Fuß.
Ich wechsle meinerseits zur linken Straßenseite.
Als ich auf ca. 5 m heran bin, bemerkt mich der Hund, bleibt stehen und schaut interessiert. Sein Herrchen geht weiter, die Leine hat ja viel Spiel.
Als ich auf seiner Höhe bin, mit ca. 3 Armlängen Abstand, rufe ich ihm den hier üblichen Gruß "Grüessech" zu und setze meinen Weg fort, die beiden verschwinden aus meinem Augenwinkel.
Doch dagegen hat Fifi etwas. Ich höre ihn von hinten heranstürmen, und dann springt er mich an, stößt mir unsanft seine Nase in den verlängerten Rücken, seine Pfoten an meinen Beinen.
Ich bin total erschrocken und lasse einen Schrei los.
Herrchen schreitet nicht ein, amüsiert sich: "Haha, der tut doch nichts!"
"Ja das weiß ich doch nicht! Erschrocken hat er mich jedenfalls sehr."
"Na da müssen Sie sich eben bemerkbar machen."
"Aber Sie haben sich doch umgedreht und mich gesehen!"
"Ich habe Sie nicht gesehen!"
"Und dann habe ich Ihnen auch noch einen Gruß zugerufen."
"Ich habe Sie nicht gehört!" Herrchen wird laut und ruckelt sinnlos an der Leine herum. Fifi wundert sich wohl, denn längst sitzt er ganz brav zwischen uns und hört interessiert zu.
"SIE müssen sich bemerkbar machen!"
"Aber ich..."
"Man springt (lokaler Ausdruck für laufen) nicht einfach so an einem Hund vorbei. SCHLUSS! AUS!!!" (Mit letzterem meint er mich)
"Also wenn Sie Ihren Hund nicht im Griff haben, dürfen Sie ihm keine lange Leine geben. Was soll ich denn machen, wenn Sie mich übersehen und überhören?"
"SCHWEIGEN SIE!!!"
Ok, ich sehe ein, unser kleiner Gedankenaustausch mündet hier und jetzt in kein fruchtbares Ergebnis. Passiert ist auch nichts weiter. Ich beschließe, meinen Weg fortzusetzen, wende mich ab und laufe.
Damit ist Herrchen allerdings auch nicht einverstanden. Von hinten ereilt mich nun nicht mehr der Hund, aber Herrchens Wortschwall. Ich verstehe akustisch nicht, was er mir hinterherruft, aber Freundschaftsbekundungen sind es vermutlich nicht. Er gibt sich wirklich Mühe, und muss ja immer lauter brüllen, um mich zu erreichen.
Nun, wenn er will. Ich bleibe stehen und drehe um zurück zu ihm. Damit hatte er nun auch nicht gerechnet und schaut etwas perplex. Sofort setzt er erneut zu Belehrungen an. Ich lasse ihn ausreden, sage ihm nochmals ruhig, wie meine Einschätzung der Situation war und dass ich mir sehr wohl Gedanken gemacht habe, ob er mich bemerkt habe und zur Ansicht gelangt sei, dass dies der Fall gewesen sei. Er kommt dann auch wieder aus seinen Höhen herab. Ich wünsche ihm einen schönen Tag, er grummelt irgendeine Erwiderung und dann setze ich endgültig meinen Weg fort.
Immerhin, dank dieser putzigen Begegnung habe ich nun genug Adrenalin in den Adern, um den Kirchhügel kräftig bergauf laufend zu nehmen und die 10 km mit zackigem Schnitt zu absolvieren.
Ich werde überlegen, ob ich ab sofort jedes Hund-und-Herrchen/Frauchen-Paar bei Annäherung mit einem markigen Tarzanschrei beglücken soll. Wahrscheinlich ist das auch nicht recht.
Oder ich laufe morgen zur selbe Zeit am selben Ort und erprobe das vielleicht mal am selben Hund-und-Herrchen-Gespann...
Falls dieser Fall eintritt, werde ich hier berichten.😉
Als hätte ich es geahnt, hatte ich gestern im Berner Marzili-Bad einige der originellen Wandspiegel fotografiert, die jeden Gast mit einem launigen Spruch ins Bild setzen:
"Kann ich dem Schicksal zublinzeln?" |
"Lieber Haare auf den Zähnen, als Pickel im Gesicht." |
Donnerstag, 20. Juni 2019
Fast so schnell wie der Blitz
Endlich Urlaub! Ich freue mich auf Läufe in schöner Umgebung. Auch wenn es heute zunächst so aussah, als müsse ich abwarten. Gewitter waren angesagt, sind aber ausgeblieben. Als es am Nachmittag schöner wird, mache ich mich auf die Laufsocken.
Herrlich, die Landluft, das Kuhglockenkonzert, die Aussicht. Heute vor allem am Himmel. Die Wolkenformationen haben einiges zu bieten!
Leider etwas zu weit weg für die Kameralinse kann ich beobachten, wie 3 Hütehunde auf vom Weiderand gerufene Anweisungen eine Schafherde perfekt als Trupp zum Schäfer treiben. Sehenswert, wie die drei als Team arbeiten.
Als ich etwa die Hälfte der geplanten Strecke erreicht habe, werden die Wolken doch etwas düsterer:
Das sieht nicht mehr ganz so malerisch aus... Als ich auf der Hügelkuppe bin, die die volle Aussicht verdeckt, keimen leichte Sorgen auf. Was da genau auf mich zukommt, sieht ungemütlich aus. Spontan beschließe ich, von gemütlichem Lauf auf Tempolauf umzudisponieren.
Ich muss ziemlich genau dem Kern des Wolkenbruchs entgegen:
Donnergrollen setzt ein. Ich renne erstmal, was geht. Etwa 3 km trennen mich vom Zuhause.
Das Gewitter kommt näher, vor mir zucken Blitze, erste Tropfen folgen. Mein Plan ist, von Gehöft zu Gehöft zu schauen, was geht. Den Regen nehme ich bei milden 19° ja gern in Kauf, aber das Gewitter behagt mir gar nicht.
Nach 2 km erreiche ich den Kreisverkehr, an dem die uns mit leckeren Backwaren versorgende Bäckerei. Es ist wohl klüger, erstmal abzuwarten, denn nun ist der Donner überall, die Blitze auch. Der Regen nimmt fast monsunartige Ausmaße an. Ich flüchte unter das Vordach das Ladens. Und da stehe ich dann eine ganze Weile, schaue dem prasselnden Regen zu und den Autofahrern, die schön im Trockenen ihre Wege nehmen können. Auch der Nachbarbauer kommt mit seinem Traktor vorbei, nachdem er seine Milchkannen abgeliefert hat. Der könnte mich gut mitnehmen - wenn er mich denn gesehen hätte.
Immer wieder meine ich, das Unwetter lässt nach, der Regen schwächelt und das Gewitter zieht ab. Aber flugs setzt alles wieder kräftig ein.
Eine alte Frau kommt mit Regenschirm vorbei und spricht mich freundlich an. Ich verstehe nur soviel, dass sie für morgen noch mehr solches Wetter erwartet. Na danke.
Langsam friere ich in meinen nassen Klamotten. Dieser letzte km müsste doch zu schaffen sein.
Ein Radfahrer sprintet vorbei, fährt in die Richtung, in die ich auch muss.
Also wenn der...
Nach guten 20 Minuten reicht es mir. Nass bin ich sowieso. Und das letzte Stück werde ich schon noch Glück haben. Obwohl es prasselt und platscht, renne ich los auf der schmalen Landstraße. Und bin nach wenigen Schritten nass bis auf die Knochen. Auf der Straße fließt mir ein Sturzbach entgegen. Dem ebenfalls von vorn nahenden Linienbus weiche ich lieber in eine Einfahrt aus.
Das Wasser läuft mir in die Augen. Ein Gefühl, wie unter der Dusche zu stehen.
Ich erreiche einen kleiner Weiler mit einem Haus, das einen typisch breiten Berner Dachüberstand hat. Dorthin flüchte ich mich. Der Radfahrer von vorhin steht auch schon dort.
Also nochmals warten. Doch Besserung ist weiterhin nicht in Sicht.
Nur noch ein knapper halber km! 2,5 Minuten, wenn ich sprinte. Mir reicht es und ich begebe mich nochmals in die Rundum-Dusche. Das Wasser auf der Straße nimmt kurzzeitig eine gelb-grüne Farbe an. Kein Wunder, es spült von einem Hof gerade die Hinterlassenschaften der Kuhherde weg.
Das letzte Stück geht nochmals leicht bergan. Der nächste Linienbus ist mir dann auch egal, ich bin ja schon reichtlich nass bis in die Schuhe.
Endlich erreiche ich unser Dörfli.
Ich biege ein auf unseren Hof.
Der Regen hört auf.
Herrlich, die Landluft, das Kuhglockenkonzert, die Aussicht. Heute vor allem am Himmel. Die Wolkenformationen haben einiges zu bieten!
Leider etwas zu weit weg für die Kameralinse kann ich beobachten, wie 3 Hütehunde auf vom Weiderand gerufene Anweisungen eine Schafherde perfekt als Trupp zum Schäfer treiben. Sehenswert, wie die drei als Team arbeiten.
Als ich etwa die Hälfte der geplanten Strecke erreicht habe, werden die Wolken doch etwas düsterer:
Das sieht nicht mehr ganz so malerisch aus... Als ich auf der Hügelkuppe bin, die die volle Aussicht verdeckt, keimen leichte Sorgen auf. Was da genau auf mich zukommt, sieht ungemütlich aus. Spontan beschließe ich, von gemütlichem Lauf auf Tempolauf umzudisponieren.
Ich muss ziemlich genau dem Kern des Wolkenbruchs entgegen:
Donnergrollen setzt ein. Ich renne erstmal, was geht. Etwa 3 km trennen mich vom Zuhause.
Das Gewitter kommt näher, vor mir zucken Blitze, erste Tropfen folgen. Mein Plan ist, von Gehöft zu Gehöft zu schauen, was geht. Den Regen nehme ich bei milden 19° ja gern in Kauf, aber das Gewitter behagt mir gar nicht.
Nach 2 km erreiche ich den Kreisverkehr, an dem die uns mit leckeren Backwaren versorgende Bäckerei. Es ist wohl klüger, erstmal abzuwarten, denn nun ist der Donner überall, die Blitze auch. Der Regen nimmt fast monsunartige Ausmaße an. Ich flüchte unter das Vordach das Ladens. Und da stehe ich dann eine ganze Weile, schaue dem prasselnden Regen zu und den Autofahrern, die schön im Trockenen ihre Wege nehmen können. Auch der Nachbarbauer kommt mit seinem Traktor vorbei, nachdem er seine Milchkannen abgeliefert hat. Der könnte mich gut mitnehmen - wenn er mich denn gesehen hätte.
Immer wieder meine ich, das Unwetter lässt nach, der Regen schwächelt und das Gewitter zieht ab. Aber flugs setzt alles wieder kräftig ein.
Eine alte Frau kommt mit Regenschirm vorbei und spricht mich freundlich an. Ich verstehe nur soviel, dass sie für morgen noch mehr solches Wetter erwartet. Na danke.
Langsam friere ich in meinen nassen Klamotten. Dieser letzte km müsste doch zu schaffen sein.
Ein Radfahrer sprintet vorbei, fährt in die Richtung, in die ich auch muss.
Also wenn der...
Nach guten 20 Minuten reicht es mir. Nass bin ich sowieso. Und das letzte Stück werde ich schon noch Glück haben. Obwohl es prasselt und platscht, renne ich los auf der schmalen Landstraße. Und bin nach wenigen Schritten nass bis auf die Knochen. Auf der Straße fließt mir ein Sturzbach entgegen. Dem ebenfalls von vorn nahenden Linienbus weiche ich lieber in eine Einfahrt aus.
Das Wasser läuft mir in die Augen. Ein Gefühl, wie unter der Dusche zu stehen.
Ich erreiche einen kleiner Weiler mit einem Haus, das einen typisch breiten Berner Dachüberstand hat. Dorthin flüchte ich mich. Der Radfahrer von vorhin steht auch schon dort.
Also nochmals warten. Doch Besserung ist weiterhin nicht in Sicht.
Nur noch ein knapper halber km! 2,5 Minuten, wenn ich sprinte. Mir reicht es und ich begebe mich nochmals in die Rundum-Dusche. Das Wasser auf der Straße nimmt kurzzeitig eine gelb-grüne Farbe an. Kein Wunder, es spült von einem Hof gerade die Hinterlassenschaften der Kuhherde weg.
Das letzte Stück geht nochmals leicht bergan. Der nächste Linienbus ist mir dann auch egal, ich bin ja schon reichtlich nass bis in die Schuhe.
Endlich erreiche ich unser Dörfli.
Ich biege ein auf unseren Hof.
Der Regen hört auf.
Samstag, 15. Juni 2019
Ahrathon 2019 (Halbmarathon)
Wenn Piraten, Elfen, Einhörner, Indianer, Sträflinge und anderes sonderliches Volk in Scharen auftreten, dann ist Karneval oder Ahrathon. Karneval war schon, bleibt die andere Alternative.
Unser traditioneller Lauf im Juni, meine 8. Teilnahme inzwischen, ich darf konstatieren, bei jeder Austragung dabei gewesen zu sein.
Kurz vor dem Startschuss der ersten Starter, den Marathonis, geht zunächst einmal dem Startbogen die Luft aus... Anscheinend ein Technikdefekt, denn der Zielbogen weiter hinten sackt auch in sich zusammen. Nach einigen Minuten ist die Ursache gefunden und behoben. Nach den Marathonis werden die schnellen Halbmarathonis, dann 2 Kostüm-Halbmarathongruppen und dann 3 weitere Halbmarathongruppen auf die Strecke geschickt. Alle weit zeitversetzt, um Übervölkerung der Wege zu vermeiden.
Ich erwische noch Chris bei seinem Start (schnelle Halbmarathonis) und habe dann eine Stunde Wartezeit, bevor auch ich im ersten der drei "Normalo"-Halbmarathonblocks starten darf.
Die Luft fühlt sich schwülwarm an, Erinnerungen an den Hitzelauf in Duisburg werden wach. Doch nach wenigen Kilometern werden die Wolken dichter und geben Schatten. Zudem herrscht teils kräftiger Wind, der Kühlung bringt.
Bald naht der erste Verpflegungspunkt.
Nicht zu verfehlen, denn zahlreiche Kostümläufer sind hier schon hängen geblieben. Sie starteten 30 Minuten vor mir...
Aber eigentlich kein Wunder, es werden immerhin 6 Weine für die Läufer angeboten, dazu Häppchen. Ich gönne mir eine kleine Weißwein-Cuvé. Mh, ja, lecker.😀
Doch allzu lange möchte ich nicht verweilen. Es wartet der erste kräftige Anstieg, den ich überwiegend laufend absolviere. Jedoch nicht, ohne die beeindruckende Aussicht wieder und wieder zu bewundern, und die Vielfalt der Kostümierungen.
Und hach, es läuft sich herrrrrlich, die Kiesel knirschen unter den Schuhen.
Dieses Jahr gibt es Neuerungen. Die Marathonis laufen nicht mehr die Halbmarathonrunde doppelt, sondern verlassen die Runde bei km 8, laufen ca. 21 Extra-Km, und stoßen dann wieder zur Runde dazu.
Zudem wurde VP 2 verlegt. Zum Parkplatz des Regierungsbunkers ("Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes (AdVB) im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung derer Funktionstüchtigkeit"), den ich so erstmals kennenlerne.
Dort hat sich ebenfalls ein munteres Völkchen versammelt. Noch mehr Kostümierte, die noch munterer drauf sind. Ich gönne mir ein paar Schluck Roten, doch dann erspähen meine Augen den köstlichen Weißburgunder Feinherb, an den ich vorletztes Jahr mein Herz verlor. Die Flaschen warten perfekt gekühlt zwischen Eiswürfeln auf Verzehr. Ich KANN nicht widerstehen und lasse mir ein Gläschen -halb-einschenken, jammjamm!
Inzischen sind meine Beine super-locker, etwa eine Folge der 3 aber wirklich nur gering zu Verkostungszwecken gefüllten Gläslein...?
VP 3 macht schon akkustisch aus der Ferne auf sich aufmerksam. Hier wird live gespielt. Ich belasse es bei Wasser.
Ein Wanderer spricht mich an, erkundigt sich, ob hier auch der Halbmarathon vorbei käme, und wann denn. Ein wenig muss ich mich ernst halten, erkläre ihm, dass die hier gerade ALLE Halbmarathon sind... Seinem Blick ist anzusehen: DAS soll laufen sein??
Ich verweile ein wenig, im Genuss aufgehend, im akkustischen Genuss. Gerade wird ein Lied gespielt, dass mich viele Jahre zurück katapultiert. Das waren noch Zeiten: Link. Ich könnte glatt schmelzen, lasse ein wenig den Blick über das Tal schweifen, aber dann reiße ich mich doch los, frisch beschwingt, "with my head up in the clouds"...
Auf gehts zu VP 4, vorbei an wehenden Schottenröcken und Tütüs an Männerbeinen und weiteren lustigen Gestalten.
Dieser VP ist bei Kennern bekannt für seine äußerst schmackhaften Spaghettiröllchen. Kaum erspähe ich sie auf dem Tisch, höre ich hinter mir eine Stimme "Gibt es hier nicht die legendären Spaghettiröllchen?" Ja, und sie schmecken auch dieses Jahr wieder köstlich, wie ich mich überzeugen kann.
Das Musikangebot ist wiederum live, mehr in Richtung Jazz. Ich nehme mir ein Wasser und ein Glas leckeren Weißwein, schaue nochmals übers Tal, lasse mich vom Wind kühlen und genieße den Moment. Ach wie schön kann laufen sein!
Die Kurve meiner Lauflaune steigt ständig nach oben. Tun die hier etwas Glückshormone in ihren Wein? Sanft geht es abwärts. Ich überhole ständig, bevor ich dann meinerseits von zwei Baströckchen mit männlichen Inhalten passiert werde. Und dann, leider viel zu früh, folgt schon Ahrweiler, wo wie immer freundlichen Polizisten für jeden Läufer den Verkehr anhalten.
VP 5. Nochmal viel Stimmung, leckerer Wein, Kuchen und Livemusik. Hatte ich schon erwähnt, wieviel Spaß laufen macht?
Es geht ein wenig durch die Ahrweiler Gässchen, wo man momentan anscheinend Straßensanierung betreibt, an der Stadtmauer entlang und durch das Stadttor hinaus, dank freundlicher Polizisten sicher über die Straße geleitet, entlang der Ahr zum VP 6, der seine erfrischenden Obstspieße bereithält.
Ich sollte noch erwähnen, dass ich schon seit km 18 nicht mehr ich selbst bin. Meine Beine haben die Kontrolle übernommen und der Rest ist eigentlich nur Passagier auf einem nicht enden wollenden Schlussspurt. Ich renne locker flockig, deutlich unter 6 Min/km, und überhole und überhole. Zwei identisch gekleideten männlichen Pippi Langstrumpfs (sogar die Kniestrümpfe sind einheitlich links hochgezogen und rechts runtergelassen) kann ich gerade noch zurufen, ob ich denn schon doppelt sehe, da bin ich auch schon an ihnen vorbei.
Hinein in den schattigen Kurpark, wo ich 3 laufende Schokolinsen überhole.
Ich fliege dem Ziel durch das Spalier der Cheerleader entgegen, wo Chris mich schon erwartet und ein kleines Finishervideo dreht.
Ne wat wor dat schööön, so drückt man es gern im Rheinland aus. Prima Stimmung, die VPs deutlich besser organisiert als 2018. Selbst das Wetter passt.
Chris hat eine 1:57, er lief auf Zeit. Meine Uhr zeigt 2:20, wobei wohl wegen der Autostoppfunktion bei zu langem Stehenbleiben einzelne Minütchen draufkommen dürften (Es werden 2:37:10). Aber das stört wenig, ich war auf Genuss aus, und den hatte ich. 😄
Da ertragen wir auch, dass der Wein im Ziel wieder arg nah in Richtung Essig geht. Aber wer es gern herb bis sauer hat, wird des mögen.
Und dass es im Hotelcafé direkt am Zieleinlauf leider nur Kaffee pur und kein einziges Stückchen Kuchen gibt (Begründung des Kellners: Das Wetter...)
Doch das tut dem wunderschönen Lauf heute keinen Abbruch. Im Gegenteil, wir freuen uns auf den 13.6.2020!
Unser traditioneller Lauf im Juni, meine 8. Teilnahme inzwischen, ich darf konstatieren, bei jeder Austragung dabei gewesen zu sein.
Kurz vor dem Startschuss der ersten Starter, den Marathonis, geht zunächst einmal dem Startbogen die Luft aus... Anscheinend ein Technikdefekt, denn der Zielbogen weiter hinten sackt auch in sich zusammen. Nach einigen Minuten ist die Ursache gefunden und behoben. Nach den Marathonis werden die schnellen Halbmarathonis, dann 2 Kostüm-Halbmarathongruppen und dann 3 weitere Halbmarathongruppen auf die Strecke geschickt. Alle weit zeitversetzt, um Übervölkerung der Wege zu vermeiden.
Ich erwische noch Chris bei seinem Start (schnelle Halbmarathonis) und habe dann eine Stunde Wartezeit, bevor auch ich im ersten der drei "Normalo"-Halbmarathonblocks starten darf.
Die Luft fühlt sich schwülwarm an, Erinnerungen an den Hitzelauf in Duisburg werden wach. Doch nach wenigen Kilometern werden die Wolken dichter und geben Schatten. Zudem herrscht teils kräftiger Wind, der Kühlung bringt.
Bald naht der erste Verpflegungspunkt.
Nicht zu verfehlen, denn zahlreiche Kostümläufer sind hier schon hängen geblieben. Sie starteten 30 Minuten vor mir...
Aber eigentlich kein Wunder, es werden immerhin 6 Weine für die Läufer angeboten, dazu Häppchen. Ich gönne mir eine kleine Weißwein-Cuvé. Mh, ja, lecker.😀
Man beachte den Schneeman... |
Doch allzu lange möchte ich nicht verweilen. Es wartet der erste kräftige Anstieg, den ich überwiegend laufend absolviere. Jedoch nicht, ohne die beeindruckende Aussicht wieder und wieder zu bewundern, und die Vielfalt der Kostümierungen.
Und hach, es läuft sich herrrrrlich, die Kiesel knirschen unter den Schuhen.
Dieses Jahr gibt es Neuerungen. Die Marathonis laufen nicht mehr die Halbmarathonrunde doppelt, sondern verlassen die Runde bei km 8, laufen ca. 21 Extra-Km, und stoßen dann wieder zur Runde dazu.
Zudem wurde VP 2 verlegt. Zum Parkplatz des Regierungsbunkers ("Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes (AdVB) im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung derer Funktionstüchtigkeit"), den ich so erstmals kennenlerne.
Dort hat sich ebenfalls ein munteres Völkchen versammelt. Noch mehr Kostümierte, die noch munterer drauf sind. Ich gönne mir ein paar Schluck Roten, doch dann erspähen meine Augen den köstlichen Weißburgunder Feinherb, an den ich vorletztes Jahr mein Herz verlor. Die Flaschen warten perfekt gekühlt zwischen Eiswürfeln auf Verzehr. Ich KANN nicht widerstehen und lasse mir ein Gläschen -halb-einschenken, jammjamm!
Inzischen sind meine Beine super-locker, etwa eine Folge der 3 aber wirklich nur gering zu Verkostungszwecken gefüllten Gläslein...?
VP 3 macht schon akkustisch aus der Ferne auf sich aufmerksam. Hier wird live gespielt. Ich belasse es bei Wasser.
Ein Wanderer spricht mich an, erkundigt sich, ob hier auch der Halbmarathon vorbei käme, und wann denn. Ein wenig muss ich mich ernst halten, erkläre ihm, dass die hier gerade ALLE Halbmarathon sind... Seinem Blick ist anzusehen: DAS soll laufen sein??
Ich verweile ein wenig, im Genuss aufgehend, im akkustischen Genuss. Gerade wird ein Lied gespielt, dass mich viele Jahre zurück katapultiert. Das waren noch Zeiten: Link. Ich könnte glatt schmelzen, lasse ein wenig den Blick über das Tal schweifen, aber dann reiße ich mich doch los, frisch beschwingt, "with my head up in the clouds"...
Auf gehts zu VP 4, vorbei an wehenden Schottenröcken und Tütüs an Männerbeinen und weiteren lustigen Gestalten.
Dieser VP ist bei Kennern bekannt für seine äußerst schmackhaften Spaghettiröllchen. Kaum erspähe ich sie auf dem Tisch, höre ich hinter mir eine Stimme "Gibt es hier nicht die legendären Spaghettiröllchen?" Ja, und sie schmecken auch dieses Jahr wieder köstlich, wie ich mich überzeugen kann.
Das Musikangebot ist wiederum live, mehr in Richtung Jazz. Ich nehme mir ein Wasser und ein Glas leckeren Weißwein, schaue nochmals übers Tal, lasse mich vom Wind kühlen und genieße den Moment. Ach wie schön kann laufen sein!
Die Kurve meiner Lauflaune steigt ständig nach oben. Tun die hier etwas Glückshormone in ihren Wein? Sanft geht es abwärts. Ich überhole ständig, bevor ich dann meinerseits von zwei Baströckchen mit männlichen Inhalten passiert werde. Und dann, leider viel zu früh, folgt schon Ahrweiler, wo wie immer freundlichen Polizisten für jeden Läufer den Verkehr anhalten.
VP 5. Nochmal viel Stimmung, leckerer Wein, Kuchen und Livemusik. Hatte ich schon erwähnt, wieviel Spaß laufen macht?
Es geht ein wenig durch die Ahrweiler Gässchen, wo man momentan anscheinend Straßensanierung betreibt, an der Stadtmauer entlang und durch das Stadttor hinaus, dank freundlicher Polizisten sicher über die Straße geleitet, entlang der Ahr zum VP 6, der seine erfrischenden Obstspieße bereithält.
Ich sollte noch erwähnen, dass ich schon seit km 18 nicht mehr ich selbst bin. Meine Beine haben die Kontrolle übernommen und der Rest ist eigentlich nur Passagier auf einem nicht enden wollenden Schlussspurt. Ich renne locker flockig, deutlich unter 6 Min/km, und überhole und überhole. Zwei identisch gekleideten männlichen Pippi Langstrumpfs (sogar die Kniestrümpfe sind einheitlich links hochgezogen und rechts runtergelassen) kann ich gerade noch zurufen, ob ich denn schon doppelt sehe, da bin ich auch schon an ihnen vorbei.
Hinein in den schattigen Kurpark, wo ich 3 laufende Schokolinsen überhole.
Ich fliege dem Ziel durch das Spalier der Cheerleader entgegen, wo Chris mich schon erwartet und ein kleines Finishervideo dreht.
Ne wat wor dat schööön, so drückt man es gern im Rheinland aus. Prima Stimmung, die VPs deutlich besser organisiert als 2018. Selbst das Wetter passt.
Chris hat eine 1:57, er lief auf Zeit. Meine Uhr zeigt 2:20, wobei wohl wegen der Autostoppfunktion bei zu langem Stehenbleiben einzelne Minütchen draufkommen dürften (Es werden 2:37:10). Aber das stört wenig, ich war auf Genuss aus, und den hatte ich. 😄
Da ertragen wir auch, dass der Wein im Ziel wieder arg nah in Richtung Essig geht. Aber wer es gern herb bis sauer hat, wird des mögen.
Und dass es im Hotelcafé direkt am Zieleinlauf leider nur Kaffee pur und kein einziges Stückchen Kuchen gibt (Begründung des Kellners: Das Wetter...)
Doch das tut dem wunderschönen Lauf heute keinen Abbruch. Im Gegenteil, wir freuen uns auf den 13.6.2020!