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Sonntag, 17. Mai 2020

Markenzeichen: Säuleneichen

Endlich kann ich ein lang gehegtes Projekt umsetzen: Eine weitere Römerstraße zu befahren. Diesmal nicht die Via Belgica, von Köln Richtung Atlantik, sondern die Agrippastraße, die Köln mit Marseille verband. Allerdings rolle ich sie nicht ganz bis zum Ende ab... 😏, zumal auch sie in weiten Teilen verschwunden ist.
Das Projekt bedeutet, erst einmal 17 km entlang der derzeit malerisch begrünten Erft bis zum Einstiegspunkt zurückzulegen.



Nicht viel weiter als diese Stelle reicht sonst meine Streckenkenntnis hier. Danach beginnt für mich persönlich unerforschtes Terrain.


Das merke ich schon recht bald, als ich mich nach einer zudem übel schotterigen Piste schon abseits des Weges wähne. Ich studiere an einer Brücke die Hinweistafeln, während unter der Brücke sich drei Polizisten mit einem dort Schlummernden beschäftigen. Gerade als ich wenden will, fällt mein Blick auf das andere Erftufer und ich erkenne keine Sekunde zu spät eine der mir schon von der Via Belgica bekannten Infostelen.
Heißa, ich bin richtig!

Dem kundigen Radler (und Wanderer) wird erläutert, dass hier der römische Erftübergang lag. Da weiter nichts mehr erkennbar ist, weist ein in den Boden eingelassener Pfeil die Richtung.











Für mich heißt es, entlang einer Landstraße zunächst die Autobahn zu queren, bevor eine weitere Stele auf die nun wirklich folgende befahrbare Trasse einstimmt.



Und endlich kann ich nun auf römischen Spuren fahren! Hier im Bild auch ein weiteres römisches Merkmal: Die Säuleneichen, die in der Antike die Straßen markiert haben sollen. Daher nun auch heutzutage als Straßenbegleitgrün erwählt. Nach gutem Asphalt folgt Schotter. Rollt sich nicht mehr ganz so komfortabel. Aber bei dem herrlichen Wetter strahlt die Sonne das Geschüttel weg. Die Original-Römerstraße soll übrigens noch breiter gewesen sein, erstaunlich.


Plötzlich etwas am Wegesrand. Es ist Uranus. In Erftstadt hat man kurzerhand die Römerstraße zugleich zum Planetenweg gemacht. Im Maßstab 1: 1.000.000.000 kann man hier die Entfernungen der Planeten des Sonnensystems abmarschieren oder -fahren. Da kommt einiges zusammen...



Auch wenn danach wieder eine kleine Unterbrechung folgt, im Luftbild kann man dank Google die alte Wegführung immer noch erkennen, während Wandersleute und Radler zuverlässig zum Fortsetzungspunkt geleitet werden.
Quelle: Google Earth
In Ahrem rolle ich durch eine Straße, die mich glatt zum Anhalten zwingt. Dass es so etwas noch gibt:


Ich meine das hier, ein Rinnstein, oder wie mir im Dialekt noch geläufig ist, die "Soot". Gab es früher in meinem Dorf auch, ist aber da überall verschwunden.


Noch schnell Neptun besucht, und weiter geht es römisch.





Es wird immer malerischer: Endlose Landschaft, Einsamkeit, Stille außer Windrauschen und Feldlerchengesang. Pluto bildet mittendrin den Schlusspunkt des Planetenwegs. Ein Anlass, Venus, Merkur & Co später einmal auch noch zu erkunden.



















Auch ohne Asphaltbelag lässt sich der Weg noch halbwegs gut passieren, doch als er zum Hohlweg wird, wird auch der Feldweg ruppiger. So sehr, dass ich mich an einem leichten Anstieg zum Abstieg entscheide, wer seine Elli liebt, der schiebt. Das ist einfach nicht mehr ihr Gelände.


Nach gut 10 römischen Kilometern wird es Zeit, an den Rückweg zu denken, der wird rund 25 km betragen. Aber ab hier könnte ich ja auch bei einem Folgeprojekt zu einer weiteren Etappe einsteigen...


Ich verlasse also das gut ausgeschilderte Radwegenetz vorübergehend, um eine kürzere Heimwegvariante zu wählen. Mir ist schon fast ein wenig mulmig, weil die Eifelhöhen näher erscheinen als mein "heimischer Hausberg", die Sophienhöhe. Aber sie bietet immerhin eine gute Navigationshilfe. Dennoch verfranse ich mich hier und da, muss öfter die Karte konsultieren (ja, ich bin immer noch analog geprägt), bis ich schon in Heimatnähe dann wieder ins beschilderte Netz zurückkomme.



So rolle ich abseits des Autoverkehrs immer der Nase nach nach Norden. Und muss feststellen, dass der angekündigte Westwind dennoch immer von vorn kommt. 😓 Trotzden, es ist sooo schön, hier auf dieser Ebene. Diese Ruhe. Wäre auch ein ideales Laufterrain.




Eine leicht rätselhafte Kombination vor einem erdbeerverarbeitenden Großbetrieb.


So langsam spüre ich die vielen absolvierten Kilometer. Ein untrügliches Zeichen für aufkommende Erschöpfung ist bei mir das Halluzinieren von Speis & Trank. Mir wäre jetzt nach einem Schinkenbrot, mit Gürkchen und Senf... und dazu ein Radler meiner bevorzugten bayerischen Sorte. Aber ich weiß, dass der Kühlschrank nur das Radler hergeben wird...
Dennoch trete ich weiter wacker dem Wind entgegen.
Beim Natoflugplatz Nörvenich wähne ich mich zu sehr in Sicherheit bekannter Wege und prompt lande ich in einer Sackgasse, muss wieder ein Stück zurück.
Kurzer Blick auf die Rollbahn: Die Luftwaffe hat frei heute.
















Nach 54 km rolle ich zu Hause vor. Ziemlich platt, ellipieren ist deutlich anstrengender als radfahren. Ich bräuchte die Haustür nicht zu öffnen, ich würde auch so unten durch passen. Die Oberschenkel jaulen im Duett.
Aber jeder km war es wert heute. Und die 54 km waren meine bisher längste Elli-Strecke, machen Lust auf weitere Abenteuer dieser Art.

https://www.erlebnisraum-roemerstrasse.de/

10 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    der letzte Satz nimmt mir die Frage nach der bislang längsten Elli-Tour.

    Neuland zu erkunden ist doch wirklich spannend. Genial, wenn das noch in heimischen Gefilden möglich ist. Da kommt Dir die erhöhte Reichweite auf zwei Rädern natürlich entgegen.

    Das war ein spannend-geschichtlicher Törn, danke fürs Zeigen!

    Gute Erholung und liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      ich habe das wirklich sehr genossen, das völlig unbekannte Gebiet zu erkunden.
      Na und wenn uns die alten Römer da so interessante Spuren hinterlassen,umso mehr :-)
      Danke, der Muskelkazer ist schon wieder auf dem Rückzug :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Wunderschöne Gegend, die du uns da zeigst!
    Ich habe mich gefragt, was wohl passiert, wenn es hügelig wird, aber das hast du ja auch in deinem Text beantwortet - schieben!
    Du wirst lachen, aber ich habe gestern auch einen Planetenweg gemacht, im gleichen Massstab, 1:1Mia. Wir mussten 6km rennen, bis wir von der Sonne beim Pluto waren.
    Interessantes Google Luftbild. Ich finde es faszinierend, wie es früher breite Strassen und Besiedlungen gab, die heute einfach nicht mehr existieren.
    Viel Spass weiterhin mit Elli und gute Erholung!
    Liebe Grüsse aus dem sonnigen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      das ist ja witzig, Ihr habt auch einen Planetenweg gemacht! Elli hat 8 Gänge, da kann es auch mal -in Maßen- aufwärts gehen. Aber das verbunden mit sehr holprigem, steinigem Boden war doch etwas zu viel.
      Ja, es war wirklich erstaunlich welche schönen Flecken sich gar nicht so weit weg finden ließen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    ach herrlich, auf Römischen Pfaden zwischen den Planeten unseres Sonnensystems ... ich denke das kannst auch nur du :-))))
    Eine schöne Tour. Und alle Achtung, 54 km auf diesem Gerät. Klar ist das anstrengender als Radfahren, du sitzt ja nicht. Da hast du deine Beine aber ganz schön gestählt ;-)
    Ich merke auch immer das ich genug habe, wenn ich anfange ans Essen zu denken :-)))
    Ich hoffe, du hast was ordentlichen bekommen im Anschluss.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      die römischen Pfade habe ich ja bewusst angepeilt, aber die Planeten kamen mir irgendwie auch noch dazwischen.
      Ach es war wirklich eine herrliche Tour. Jetzt müsste es die Elli noch mit E-Antrieb geben, um den Radius noch weiter auszudehnen. Aber naja, dann wäre es kein richtiger Sport mehr.
      Statt Schinkenbrot gab es schweizer Rösti, auch nicht zu verschmähen ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    das finde ich ja super: Elke und Elli werden historisch! ;)
    Was sich die Römer wohl zu der ellipierenden Fortbewegungsart gedacht hätten? Ich bin mir sicher, die hätten Streitwagen und Pferde das Gnadenbrot (oder den Zirkus Maximus) gegeben und wären wie du aufrecht durch über die Römerstraßen gesaust. :D
    Toll, dass du rollend so einen großen Radius hast, obwohl ich mir das sehr, sehr anstrengend vorstelle! :o

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    1. Liebe Doris,
      ja, interessante Vorstellung, sich die alten Römer auf diesem Weg vorzustellen, vielleicht mit moderneren Gefährten... ;-)
      Die ziemliche Erweiterung des Radius war wirklich sehr schön, aber zugleich auch sehr anstrengend. 3 Stunden Radfahren ohne sich hinzusetzen, das gibt eine ungefähre Vorstellung, auch wenn die Stehposition etwas komfortabler ist. Du hast es ja mal kurz angetestet :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    watt fleißig! ;-)
    Da muss ich momentan ja eine Woche für laufen. :lol:

    Du machst auf anschaulichen Geschichtsunterricht. Ich glaube, dass man manche Schüler eher damit erreichen würde. Wäre was für eine fächerübergreifende Verbindung von Sport- und Geschichtsunterricht, als Exkursion auf dem Rad! :-)

    Danke fürs Mitnehmen ... und dir weitere Erholung. Aber der Muskelkater ist wahrscheinlich weg!?

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ich finde, Geschichte macht auf diese Art noch mehr Spaß, als Gegenstände in einem Museum anzusehen. Vielleicht nutzen die hiesigen Schulen das ja? Die Aufbereitung der Römerstraßen ist ja noch jung, zu meiner Zeit gab es dazu noch nicht so viele Informationen.
      Der Muskelkater nimmt sich dann meist einen Tag Verweilzeit, aber dann ist er natürlich weg! Ansonsten müsste ich aber auch eine Woche laufen für diese Distanz ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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