Der Heidenburger Wald-Marathon – noch nie davon gehört? Kein
Wunder. Erstens hatte er vergangenen Sonntag Premiere, zweitens war er nur
einem erlauchten Kreis geladener Läufer*innen zugänglich. Und wenn orange so
etwas wie die Mottofarbe des Laufs war, ist Eingeweihten schon klar, wer der
Veranstalter war: Unsere liebe Helge hat es sich nicht nehmen lassen, mit
ehelicher Unterstützung (Andi) und backtechnischer Zulieferung (Frank, Gabi,
Karina – ich hoffe, ich habe niemanden vergessen) ein schönes Lauferlebnis im
heimischen Heidenburg hoch über der Mosel auf die Beine zu stellen.
Der Lauf besteht aus einer 7-km-Schleife (120 Höhenmeter),
die mehrmals -ggf. bis zur Marathondistanz- zu durchlaufen ist. Kürzere
persönliche Teilnahme über weniger Runden ist möglich. Das Reglement wartet mit
einer Besonderheit auf: Vergehen wie Zu-spät-kommen, Behinderung anderer,
schlechtes Benehmen im Wald, Hinterlassung von Abfall u.ä. wird geahndet. Und
zwar nicht mit Zeitstrafen, sondern es wird in Schokoladentafeln einer
bestimmten schweizer Marke aufgewogen. Da die Palette der Möglichkeiten uns
recht engmaschig erscheint, liefern wir vorsichtshalber gleich einige
Ausfertigungen des beschriebenen Produkts ab. Was natürlich keine Bestechung
darstellen soll.
Wir laufen uns gemeinsam über einen guten km ein, vom Sitz
des Organisationsteams zum Start am Waldrand. Bei 3° bin ich froh über die
eingepackten Handschuhe! Doch ansonsten bleibt uns das Wetter gewogen: Kein
Regen, nur minimaler Wind und die Temperatur verdoppelt sich noch im Laufe des Laufs.
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Helge-Bild
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Auch ein Helge-Bild
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Sogar ein Begleitfahrrad ist dabei. Dies „aus Gründen“ aber
nicht für den jeweils Führenden, sondern für die Beste Frau (man beachte das
Kleingedruckte auf dem Schild) im Feld. Doch Pedalist Torsten ist flexibel und
kümmert sich auch nebenher um die anderen Laufenden.
Am Startpunkt wird uns die Strecke nochmals kurz erklärt,
zudem ist sie in Mottofarbe markiert. Und los geht’s, bevor wir alle erfrieren.
Kurz skizziert, laufen wir, wie Matze es so nett ausdrückte, einen großen
„Lolli“ mit 2 “Blasen“ am Stiel, über Waldwege, wenig Asphalt und eine Wiese. Es
geht bergab und bergauf. Immer wieder in einem Maße, dass man erst abwärts wunderbar
Schwung nehmen kann, der sodann durch Bergauflauf wieder kompensiert werden
muss. Und kurz bevor deshalb die ersten Flüche herauswollen, naht erneut eine
schwunggebende versöhnlich stimmende Abwärtspassage. Ein durchaus
motivierendes Profil! Bei km 3 und 7 passiert man zudem den Verpflegungspunkt.
Auf der ersten Runde setzen sich bereits 3 schnelle Hirsche
nach vorn ab, während Mittelfeld und Nachhut zunächst nachhaltig auf
Betriebstemperatur kommen und in Ruhe die Strecke erkunden möchten.
Zu unserem ersten Schreck gibt es schon nach ca. 5 km den
ersten unfreiwilligen Abgang zu konstatieren: Chris ist spurlos in den Tiefen
des Hunsrücker Waldes verschwunden! Helge macht sich sofort auf die Suche, doch
kurz bevor die Heidenburger Bergrettung in Gang gesetzt werden muss, ist er
wieder „auf Kurs“. Er hatte schlichtweg die ebenfalls orangefarbenen
Markierungen der Forstarbeiter als Streckenhinweise aufgefasst.
Nach der ersten Runde ist uns allen dann jedoch der Verlauf
klar und jede/r kann spätestens jetzt sein/ihr Tempo rennen. Mein Ziel sind 3
Runden, ggf. eine weitere als Zugabe. Daher lasse ich mich nicht allzusehr nach
vorne ziehen. Andere peilen kürzere Gesamtstrecken an und geben entsprechend
mehr Gas. So kann ich auch dies und jenes neben der Strecke wahrnehmen.
Unübersehbar leider die wegen Borkenkäferfraß zwangsweise
gefällten Bäume. Aber auch hier und da sind im Unterholz Pilze und sogar
Waldbewohner zu finden. Ansonsten ist dieser schöne Wald erstaunlich leer. Kein
Dutzend anderer Menschen sehe ich, keinen einzigen Gassigänger. Es ist, bis auf
gelegentliches Vogelzwitschern markant still. Noch nicht einmal aus der Ferne
dringen Geräusche, wie etwa Verkehrslaute, an mein Ohr. Den Pilzsammler mit
stinkendem Moped blende ich an dieser Stelle einmal aus.
Meine erste Runde noch in Gesellschaft läuft gut, ab etwa km 10 bin ich dann für mich unterwegs, kann einfach nur genießen. Am VP treffe ich
gelegentlich Mitlaufende. Runde 3 ist gekennzeichnet durch Tempiwechsel an den
Anstiegen, um Kraft für Runde 4 zu sammeln. Denn es käme mir irgendwie dünn
vor, für nur 21 km angereist zu sein. Also gehe ich auch auf Runde 4. Der
Einstieg ist leicht, wegen des Schwungs auf den ersten Kilometern. Und wenn man
den genossen hat, nimmt man den Rest einer weiteren Runde eben auch noch auf
sich. Über die so erlaufenen 28 km und die besonders schöne Medaille freue ich
mich sehr! Inzwischen hat sich die Schar der Mitstreitenden auch schon vermindert.
Als einziger 6-Runden-Finalist ist nur noch Chris unterwegs, der sein selbst
gesetztes Ziel von 6 Runden = Marathon nicht aus den Augen verliert. Auf seiner
letzten (Ehren-)Runde begleitet ihn Torsten auf dem Rad, da seine Beste Frau
ebenfalls schon früher gefinisht hatte. Dank dieser Begleitung kämpft sich
Chris auch wacker ohne einen einzigen gegangenen Schritt bis ins Ziel (Man(n) will sich
ja keine Blöße geben). Zudem hat er mit seinem Verirrungs-Ausflug ja sogar einen
Ultra absolviert!
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Bild von Helge oder Frank gemacht?
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Schlussendlich sind alle sehr zufrieden mit dieser Premiere! Und welch eine Titelflut prasselt auf uns herab: Da gibt es die vom Start weg Beste Frau (Karina), die schnellste Frau (Gabi) und die Frau mit der längsten Distanz (ich). Es gibt den besten Schweizer, zugleich nunmehr Heidenburger Rekordhalter sowie ältester und jüngster Sieger in Personalunion, so ziemlich jede/r hat eigentlich seine AK auf seiner Distanz gewonnen!
Einen ganz herzlichen Dank für diese gelungene Premiere eines vielversprechenden neuen Laufevents!
Helges Ansage, im nächsten Jahr einen Heidenburger Frühjahrsmarathon auszurichten, nehmen wir sehr verbindlich. Wenn nicht, setzt es Bestrafung in Form von Schokoladenprodukten...
Heidenburg, mach Dich bereit zum 2. Wald-Marathon, wir kommen!
Und was hat Helge selber zu berichten? Hier entlang: Link