Laufend lesen

Sonntag, 14. März 2021

Einmal Spanien und zurück

Mein heutiges Laufziel ergibt sich aus einem Buch, das ich gerade studiere. Es geht um die Geschichte der Burg Kerpen (nicht zu verwechseln mit der Anlage gleichen Namens im Saarland und dem Ort gleichen Namens in der Eifel). Sie bestand seit dem 11. Jh in unterschiedlichen Ausbaustufen. Spannend zu lesen, wie sie gebaut, erobert, geplündert, verkauft, vererbt, verpfändet wurde. Sie muss strategisch sehr wichtig gewesen sein, an einer Flussquerung einer alten Handelsstraße von Köln nach Maastricht.

Also laufe ich einmal kurz rüber nach Spanien 😉. Bevor nun Sorge entsteht, was denn da Bestandteil meines Frühstücks war, die einfache Erläuterung: Die Burg war zu ihrer späten Blüte Teil Spaniens, genauer: Der spanischen Habsburgerlinie. Verrückt, denn drum herum befanden sich andere Herrscherbereiche. So liegt schon mein Ortsteil 4 km weiter zur gleichen Zeit im Herzogtum Jülich-Berg.

Auf dem Weg nach "Spanien" kurzer Blick auf Schloss Lörsfeld, auch seit dem 13 Jh. urkundlich erwähnt, heute ein edler Speisetempel.



Wie ich zuvor gelesen hatte, deuten noch die Straßennamen auf die Burg hin, unverkennbar.

Bevor wir zum Standort der Burg kommen, hier eine historische Darstellung, als sich Spanier und Niederländer gerade darum zanken:

Quelle: Von K1M9 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62253915


Und was allerdings bis heute übrig blieb, ist ein überschaubarer Hügel mitten in einem Wohnviertel:


Man muss dazu wissen, dass die Burg wesentlich größer war als dieser Rest, aber eben 1689 von den Franzosen gesprengt und Ende des 18 Jh. eingeebnet wurde, um darauf ein neues Schloss zu bauen. Aber dann kam dummerweise irgendetwas dazwischen.

Interessanterweise lag die Burg immer ein gutes Stück außerhalb der Siedlung Kerpen. Erst nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Stadt und das Areal wurde mit kleinen Einfamilienhäusern bebaut. Wobei man wohl öfter auf alte massive Fundamente der Wehranlage stieß, wie die Chroniken berichten.

Natürlich bin ich neugierig, was oben ist...

Kurz und bündig: Nichts. Nur die "Startrampe" einer Kinderrutsche.

Aussicht von oben? Naja...


Nach diesem kleinen Forschungsexkurs kurve ich ein wenig durch die Straßen. Es ist immer noch sehr windig, da kommt mir der Schutz der Ortslage sehr gelegen. Gerade sinniere ich darüber, ob denn wohl ein wenig spanisches Temperament im Wesen der lokalen Bevölkerung erhalten blieb, da klappt mir fast das Kinn herunter: In einer Straße eine kunterbunte Urban-Knitting-Aktion, herrlich! Das wäre etwas für mich! Und witzigerweise befindet sich das ganze in der Pestalozzi-Straße!


Nach solch einem schönen Anblick laufe ich doch gleich wieder beschwingt zurück in "mein Heimatherzogtum", mit kurzem Abstecher nach Horrem, wo eine städtische Naturschutzaktion gerade ihre Blütenpracht entfaltet. Noch ein schöner bunter Anblick.

Merke: Ich muss im Sommer unbedingt mehr Blühendes im Garten setzen!
Das waren doch prallvolle 20 km.

14 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    so historisch unterwegs, da wollte ich mir doch gleich alles gut merken können. Aber ob der alternde Kerl dafür noch genug Speicherreserven hat? Aus der Entfernung sich etwas zu merken, ohne Anschauung, ist nochmal schwieriger. - Bei einem Merktest zu Trier würde ich wohl auch durchfallen und dabei hatte sich Rainer so viel Mühe gegeben ... und ich war auch noch dort gewesen! *schnief*

    Und wenn ich mir die Historie so zu Gemüte führe, dann freue ich mich, dass von "unserer" Veste Coburg noch so viel erhalten geblieben ist, bzw. restauriert und renoviert wurde! Solch alte Anlagen finde ich faszinierend, weniger die kriegerischen Zwecke zu denen sie gebaut wurden.

    Aber extra nach Spanien zu laufen, um dann festzustellen, dass von einer Burg nur noch ein "Hügelchen" geblieben ist, hätte sich nicht gelohnt. Ein Glück, dass dieser Teil Spaniens in Deutschland liegt! *hihihi*

    Als ich den bunt gestalteten Straßenzug gesehen habe, dachte ich sofort an dich und dann las ich im Text, dass du an der Urban-Knitting-Aktion gar nicht beteiligt gewesen bist! Aber ich vermute, dass du sofort dabei wärest, wenn du mitbekommst, dass nochmal sowas ausgerufen wird! :-)

    Viel Spaß beim neuen Ausgestalten des Gartens und
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ich habe auch nicht so ein gutes Gedächtnis, welcher Herrscher wann warum mit wem ein Scharmützel hatte. Dass dort nur noch ein Hügel ist, wusste ich, doch dann einmal ganz bewusst den Rest anzuschauen, das musste sein.
      Die bunte Straße ist toll, nicht war? In unserer sind keine solchen Poller, aber ich habe ja mal den Baum vorm Haus in Eigeninitiative ein wenig häkeltechnisch aufgewertet, muss ich nochmal angehen, denn leider setzen Sonne, Wind und Regen den Werken zu.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Ganz toll! Ich finde es sehr faszinierend, was sich früher in unseren Gegenden abgespielt hat. Danke dir für diesen Forschungsexkurs, insbesondere auch für das historische Bild.

    Und das ausgerechnet DU auf eine Urban-Knitting Aktion stösst, war ja klar. Und dann auch noch in der Pestalozzi-Strasse!! Wenn das keine Fügung ist. Ich sehe schon vor meinem geistigen Auge, wie du für deinen Ort eine solche Aktion initierst.

    Schöne 20km mit einem frühlingshaften Krokus-Schlussbouquet.

    Liebe Grüsse aus dem abendlichen Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      dass die Burg nicht mehr steht und nur noch als Hügel erhalten ist, wusste ich. Aber wenn man dann einmal genauer nachlesen kann, sieht man den Ort mit anderen Augen.
      Ich habe schon einmal den Baum vor unserem Haus verziert ( https://18071960.blogspot.com/2019/06/marathonspatfolgen.html) aber leider wurde das nach einigen Monaten durchs Wetter unansehnlich. Da muss ich nochmal nachlegen ;-)
      Liebe Grüße aus dem regnerischen Rheinland
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    ein geschichtsträchtiger Lauf. Ich finde es auch immer faszinierend, mehr über die Umgebung zu erfahren und wenn sich historisches Wissen dann noch mit einem Lauf festigen lässt, ist das doch gleich noch schöner! :D
    Schade, dass so gar nichts mehr von der Burg zu sehen ist, aber du wurdest mit vielen anderen bunten Eindrücken belohnt. Herrlich diese Blüten und die Strickereien sind ja ganz bezaubernd und vermutlich auch noch recht neu, so gut erhalten sie aussehen. :)

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    1. Liebe Doris,
      genau, man steht und läuft gleich anders auf dem Boden wenn man weiß, welche Geschichte er erlebt hat. Erstaunlich, dass so ein großes Bauwerk dann doch so gut wie verschwunden ist, aber ist ja seither viel Zeit vergangen.
      Die Straße erinnerte mich gleich an Salzburg, wo wir ja nach dem Marathon die dortigen Kunstwerke entdeckten! Ich denke auch, so alt sind sie noch nicht und hoffe natürlich, dass die doch noch lange erhalten bleiben. Ich werde sicher mal wieder nachschauen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke, der erste Gedanke beim lesen der Überschrift war natürlich: jetzt ist sie einen völlig irren Ultra gelaufen. Aber stattdessen bekommen wir einmal mehr eine feine Prise Geschichtsunterricht :-) Immer wieder interessant sowas, der politische Flickenteppich aus dieser Ära muss das Volk teilweise zum Wahnsinn getrieben haben. Da ging es ja auch immer um Steuern und Zoll, kein Wunder dass niemals Ruhe eingekehrt ist.
    Und was bleibt? Ein trister Haufen Schutt und Erde.
    Immerhin hast du noch einige farbenprächtige Fleckchen entdeckt. Und bist ganz nebenbei einen 20er gelaufen. Damit hättest du damals mehrere Ländergrenzen überschritten :-)
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      naja, ich wollte ein wenig provizierend mit dem Titel... aber gleich bis ins echte Spanien wäre mir wirklich zu weit ;-)
      Ja das fragte ich mich auch beim lesen, wie die Bevölkerung das aushielt, die ja auch immer wieder geplündert wurde und die ganzen Heere, die immer wieder durchmarschierten, ertragen mussten! Da leben wir ein wenig besser, in dieser Hinsicht. Ich las, dass 15hundertirgendwas ein kölner Erzbischof zum evangelischen Glauben übertreten wollte, damit er seine Geliebte heiraten konnte. Die Folge war ein achtjähriger Krieg in der ganzen Region! Nee, verrückt.
      Näher betrachtet laufe ich ja eigentlich dauernd nach Spanien ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    Spanien hatte mich mir nun doch irgendwie etwas größer als so einen Erdhaufen vorgestellt und vorallem mit schönerem Wetter in Verbindung gebracht :-)))

    Das bei Euch in der Ecke die Römer schwer unterwegs waren ist ja recht bekannt, aber das die Espanjokels so weit vorgedrungen waren ist mir neu. Da sage noch einer Laufbloggen sei eine trivale Angelegenheit :-)

    Liebe Grüße
    Volker


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    1. Lieber Volker,
      ja das kann einem schon spanisch vorkommen, dass hier einmal Spanien war.
      Hier sind ziemlich viele Völkerscharen durchgezogen, und zur Not hat man sich einfach auch Ländereien angeheiratet. Vielleicht hat der Rheinländer daher sein weltoffenes Wesen...? ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. So kann frau den Auslandsreisebeschränkungen ein Schnippchen schlagen. Maravillosa! Hossa!

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    1. Tja Lizzy, heute muss man mit allen Tricks arbeiten ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,

    wieder etwas gelernt. Die Niederländer hatten ja auch einiges mit den Spaniern - heisst es doch in ihrer Nationalhymne 'den König von Spanien habe ich immer geehrt.' Ich vermute mal das war alles im selben Zeitraum.
    Was mich jedoch irritiert ist das da beschrieben wurde die Burg stand an einer Flussquerung und bei deinem Erdhaufen ist weit und breit kein Fluss zu sehen. Wo ist der denn hin?
    Den Bezug zu Pestalozzi verstehe ich nicht ganz. Der war doch ein Pädogoge, oder?
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      wenn ich das richtig in Erinnerung habe aus dem Buch, hing das alles mit heiraten und erben zusammen, warum Kerpen eine Enklave wurde, allerdings dann wohl über einige Jahrzehnte. Burgund und Brabant war man hier auch einmal, wie verrückt.
      Wo der Fluss ist? Also der Flusslauf der Erft wurde im Zuge der Industrialisierung verändert. Begradigt, damit mehr Wasser, z.B. aus den Tagebauen abfließen kann. Außerdem war der ganze Bereich sehr sumpfig, auch danach richtete sich wohl der Bauplatz. Umgekehrt haben sie einen Bach genutzt, der die Burggräben mit Wasser füllt, der eben genau dort verlief. Diese alte Handelsstraße verläuft auch ein paar Dutzend Meter weiter. Vieles kann man heute nur vermuten.
      Genau, Pestalozzi war Pädagoge, mit philantropischem Ansatz. Das passt ganz wunderbar, bei dieser lebensfreudigen Aktion.
      Liebe Grüße
      Elke

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