Laufend lesen

Sonntag, 30. Mai 2021

Explosiv

Man könnte meinen, während unserer Frühjahrsferien sei daheim die Natur explodiert. Kein Wunder, erst endlich einmal gut Regen und dann Wärme.
Das frische Grün überall ist nur wunderbar, und im Wald das Vogelkonzert dazu soooo erbaulich.
Dabei hätte ich kaum gedacht, dass ich heute 19 km hinbekomme. Am Vortag haben wir Garten und Gehweg ordentlich bearbeitet, mehr als 7 Stunden Einsatz. Was dazu führte, dass ich danach durchaus geschafft war. Man ist halt keine 30 mehr ... Der Versuch, am Sonntag aufzustehen gestaltete sich, wie für eine auf dem Rücken liegende Schildkröte - irgendwie komme ich kaum hoch. Und selbst nach Vollendung dieses Unterfangens schleiche ich nur umher. Genau die Stelle, wo ich vor Jahren einen Bandscheibenvorfall hatte, fühlt sich entsetzlich eingerostet an. Doch das schöne Wetter lockt mich dann doch hinaus und ich bereue es nicht.

War im Winter noch gesperrt wegen Waldschäden

Ich trabe Richtung Kerpen-City und umrunde kurz den Hügel der ehemaligen Burg. Dann durch ein Wohngebiet und -erstmals- am anderen Ende auf einem Feldweg wieder hinaus. Ja da sieht man, wie leer die Landschaft ohne Berge und Wald sein kann. Wenigstens durftet das gemähte Getreide herrlich nach Heu.



Mein Entdeckerdrang wird jäh ausgebremst. Das Tor ist verschlossen, dahinter liegt laut Beschilderung ein Naturschutzgebiet.


Also kehre ich um und widme mich noch ein wenig der Kerpener Gässchen und Sträßlein. Hier gibt es diverse kleine Nebenwege nur für Fußgänger, die mir vom Auto aus noch nie auffielen. Sie führen aber wohl nicht immer weiter, eins endete plötzlich als Sackgasse und ich musste wieder zurück. Dies blieb nicht unbeobachtet, eine ältere Frau rief mir fröhlich ein "Verlaufen?" zu. Ich lache zurück. Dieses Viertel ist noch ziemlich nostalgisch. Die Häuser stehen teils sehr dicht an dicht. Viele verleugnen nicht ihr Alter. Aus offenen Fenstern tönt Geschirrgeklapper, Kindererziehung oder Unterhaltungsfetzen in rheinischem Singsang. Mittagessensdüfte wehen mir in die Nase. Genau, hierher passt Braten, Rind  oder Schwein! Ich fühle mich arg an meine Kindheit erinnert.


Einige Vorgärten wären aus diversen Gründen dokumentationswürdig. Hier nur zwei kleine Beispiele:


Die bunten Blümchen auf dem Mäuerchen sind aus P L A S T I K !

Der Hinweis scheint wohl nötig

Ziemlich krass Zufallsfunde auf dem Gehweg:


Weit und breit kein Mensch

Am Ende erreiche ich locker wieder unser Zuhause. Es lief besser als gedacht, der Rücken machte keine Probleme. Dennoch tut danach Cool-Down auf der Gartenbank rrrrichtig gut!

Mittwoch, 26. Mai 2021

Virtuell im Herzen

Regen kann sogar reizvoll sein in den Bergen...


Mit dem Gedanken verzichte ich heute darauf, Regenbilder meines Laufs auf der rheinischen heimischen Scholle zu bringen und greife hier lieber noch auf ein paar Bilder aus der Schweiz zurück. Vom letzten Lauf dort am Sonntag, wo Petrus uns nochmal zeigen wollte, dass er auch anders kann als an unserem Wandertag. Aber da lasse ich mir doch nicht den Schneid abkaufen! Ich nehme den Kirchhügel laufend, danach noch einen weiteren zähen Anstieg im Wald erstmals laufend und -aller guten Dinge sind drei- auch noch einen Anstieg aus dem Zulgtal auf die Höhe zurück. Habe ich so noch nie hinbekommen.
Geübt in virtuellen Läufen kann ich nun zwar im rheinischen Regen laufen, wohl aber mit frischen Urlaubseindrücken im Herzen...
Nun denn, in ein paar Wochen ist wieder live dort laufen angesagt, zwischen Berner Oberland und Emmental 😀





Was mögen die nur ihrem Huhn gefüttert haben...?














Sonntag, 23. Mai 2021

Kurzwanderung im Kiental

Ein glücklicher Zufall wollte, dass Helge und Andi und wir zeitgleich in der Schweiz sind. Eigentlich wegen des GP Bern, der dann jedoch abgesagt wurde. Aber die Reise sollte dennoch nicht ohne Bloggertreffen bleiben, wir verabredeten eine Wanderung im Kiental. Und sogar Manfred machte sich für einen Tag aus Darmstadt auf den weiten Weg! Aber es war noch eine Steigerung möglich: Catrina und Kay kamen aus Zürich dazu und so konnten wir uns endlich einmal alle persönlich kennenlernen!

Ausgangspunkt das Tages war das Philahaus, ein "urchiges" Vereinshaus in schönster Bergwelt. Der Plan war eine längere Wanderung zum Gamchi und über die Bundalp zurück. So machten wir uns als munter schwatzender Haufen auf.



Recht kühl ist es, Regen droht und es stellt sich die übliche Frage: Was zieht man an? Zwei Lagen, drei Lagen? Doch schon bald wird klar, weniger ist mehr. Bergauf jedenfalls.
Das sonst tolle Panorama ziert sich leider. Blüemlisalp&Co hüllen sich immer wieder in Wolken.



Auch hier oben auf ca. 1600 m ist der Frühling 2021 spät dran. Die Alpbetriebe noch nicht besetzt, und nach einer Weile stoßen wir auf zwei Arbeiter, die eine kleine Brücke wieder herrichten. Spätestens durch ihre Beschreibung der Situation wird klar, dass wir unseren Wanderplan nicht werden umsetzen können. Wir gehen noch soweit es Sinn macht und kehren beim Gamchi um.







Doch die verkürzte Wanderung nimmt uns nicht die Laune. Nach 3 Stunden sind wir zurück beim Philahaus, heizen Herd und Ofen an und genießen ein gemütliches Beisammensein bei herz- und nahrhaften Leckereien.
Chris und ich tauschen anschließend noch kurz Neuigkeiten mit ebenfalls zur Hütte gekommenen Vereinsmitgliedern aus und machen uns als letzte unserer Gruppe auf den Rückweg zum Auto, das rund 300 m weiter weg geparkt ist.
Auf dem Weg dorthin kommt uns eine Kuhherde auf ihrem Weg von der Weide zum Stall entgegen. War da nicht was mit angriffslustigen Mutterkühen, wenn sie ihre Kälber beschützen wollen...? Ich sehe schon Schlagzeilen vor dem inneren Auge, begebe mich sicherheitshalber hinter die Absperrung. Chris, findet, von seinen eidgenössischen vierbeinigen Landsleuten gehe doch keine Gefahr aus und bleibt standhaft auf dem schmalen Weg. Sehr zur Freude einer der Damen, die ihm allergrößtes Interesse entgegenbringt. Aber schlussendlich will sie wohl doch nur spielen.









Sonntag, 16. Mai 2021

Schauen, hören, lächeln

Für meinen langen Lauf soll es der Aare entlang zum Thuner See gehen. Und schon ereilt mich ein Grauen. Von hinten nähert sich ein seltsamer Kauz auf einem Fahrrad, auf dem Gepäckträger eine große Musik-Box aus der viel zu laut Musik dröhnt. Furchtbare Musik, düstere 70'er. Ich laufe extra langsam, damit der Spuk sich schnell nach vorn entfernt. Aber der Spuk hält auch noch an, um ein Schlückchen aus seiner Pulle zu nehmen, und so komme ich noch länger in den "Genuss". Es schüttelt mich innerlich und ich bekomme dieses an Einfalt kaum zu überbietende Machwerk kaum mehr aus meinem Kopf. Natürlich findet man es im Netz. Ehe gleich der Link kommt, und Neugierige klicken - ICH HABE EUCH GEWARNT! https://www.youtube.com/watch?v=Q7b0vz-_pJ8

Es ist um 10°, in Thun greift eine neue Leidenschaft um sich: In Winterklamotten draußen sitzen und essen&trinken. Die Außengastro hat alles an Tischen und Stühlen aufgeboten, was Platz findet, aber Platz findet man dennoch kaum noch. Mein Kurs wird zum Zickzack um die Flaneur*innen. 
Wenigstens auf dem Rathausvorplatz ist genügend Platz für alle.


Ich bin froh, als ich das Gewimmel hinter mir lassen kann und auf den Aarequai komme. Dank des schlechten Wetters ist hier eher wenig los.

"Schauen, hören, lächeln"


Das Panorama kann sonst besser, nur nicht heute.

Anscheinend nötig, eine Radarmessung für allzu eilige Radfahrer...



Nach einem kurzen Stück entlang der Staatsstraße kann ich wieder den Uferweg genießen. Kein Mensch ist hier unterwegs.



Der Niesen am gegenüber liegenden Seeufer, links davor Spiez

An einer kleinen Grünanlage war mir schon immer ein dunkles "Dingsda" aufgefallen. Für mich sah es aus wie ein Entlüfterschacht. Nur, für was...? Diesmal blinkt mir ein Schild davor entgegen:



Aha, Kunst also. Ich trete näher und entdecke Schlitze. In den Schlitzen scheinen Saiten angebracht. Vielleicht bringt Wind sie zum Schwingen und erzeugt Laute. Ich puste mal kräftig hinein, was allerdings keine Resonanz erzeugt. Man müsste bei Sturm hierher kommen.


Ich laufe bis Thun dieselbe Strecke zurück an Straße und Ufer entlang. Trüb und trist, wie viel schöner ist das hier doch bei Sonnenschein.


https://www.youtube.com/watch?v=RxiGXuyuh78

Das "Brahmsrösi"


In Thun selber möchte ich nicht nochmals durch das Gewimmel und verlasse die Uferpromenade Richtung obere Hauptgasse. Dabei komme ich an einem Haus vorbei, das kürzlich in einer TV-Reportage zu sehen war. Das schmalste Haus der Schweiz, sagenhafte 2,20 m breit. 
Es wurde erst jüngst saniert und ist von innen sehr einladend gestaltet. Fotos kann man hier sehen: https://fischerfotografie.ch/fotografien/das-schmalste-haus/ Das könnte mir sehr gefallen! An der Hauswand haben die Besitzer einen kleinen historischen Abriss angebracht, mit lustigem Ende übrigens...



Meine Idee der Streckenvariation geht etwas ins Leere. Auch hier wieder Zickzack. Da läuft es sich beim Endspurt des Thuner Stadtlaufs an dieser Stelle besser!


Noch die letzten km am Aareufer entlang. Da hat doch schon wieder jemand den Löffel abgegeben!


Ich halte noch die friedlich vor den Militärfahrzeugen grasenden Schafe fest. Früher waren es nur 2 oder 3, inzwischen hat sich dieser "Truppenteil" anscheinend bewährt. Oder wurden mehr Freiwillige zur Wiesenpflege eingezogen...?


18 km habe ich erledigt. Hat Spaß gemacht. Und genau mit meiner Rückkehr ins Stöckli setzt prompt der Regen ein. Mein Lauf war wirklich schauen, hören, lächeln. Sofa, du bist meins für den Rest des Tages!