Laufend lesen

Sonntag, 16. Mai 2021

Schauen, hören, lächeln

Für meinen langen Lauf soll es der Aare entlang zum Thuner See gehen. Und schon ereilt mich ein Grauen. Von hinten nähert sich ein seltsamer Kauz auf einem Fahrrad, auf dem Gepäckträger eine große Musik-Box aus der viel zu laut Musik dröhnt. Furchtbare Musik, düstere 70'er. Ich laufe extra langsam, damit der Spuk sich schnell nach vorn entfernt. Aber der Spuk hält auch noch an, um ein Schlückchen aus seiner Pulle zu nehmen, und so komme ich noch länger in den "Genuss". Es schüttelt mich innerlich und ich bekomme dieses an Einfalt kaum zu überbietende Machwerk kaum mehr aus meinem Kopf. Natürlich findet man es im Netz. Ehe gleich der Link kommt, und Neugierige klicken - ICH HABE EUCH GEWARNT! https://www.youtube.com/watch?v=Q7b0vz-_pJ8

Es ist um 10°, in Thun greift eine neue Leidenschaft um sich: In Winterklamotten draußen sitzen und essen&trinken. Die Außengastro hat alles an Tischen und Stühlen aufgeboten, was Platz findet, aber Platz findet man dennoch kaum noch. Mein Kurs wird zum Zickzack um die Flaneur*innen. 
Wenigstens auf dem Rathausvorplatz ist genügend Platz für alle.


Ich bin froh, als ich das Gewimmel hinter mir lassen kann und auf den Aarequai komme. Dank des schlechten Wetters ist hier eher wenig los.

"Schauen, hören, lächeln"


Das Panorama kann sonst besser, nur nicht heute.

Anscheinend nötig, eine Radarmessung für allzu eilige Radfahrer...



Nach einem kurzen Stück entlang der Staatsstraße kann ich wieder den Uferweg genießen. Kein Mensch ist hier unterwegs.



Der Niesen am gegenüber liegenden Seeufer, links davor Spiez

An einer kleinen Grünanlage war mir schon immer ein dunkles "Dingsda" aufgefallen. Für mich sah es aus wie ein Entlüfterschacht. Nur, für was...? Diesmal blinkt mir ein Schild davor entgegen:



Aha, Kunst also. Ich trete näher und entdecke Schlitze. In den Schlitzen scheinen Saiten angebracht. Vielleicht bringt Wind sie zum Schwingen und erzeugt Laute. Ich puste mal kräftig hinein, was allerdings keine Resonanz erzeugt. Man müsste bei Sturm hierher kommen.


Ich laufe bis Thun dieselbe Strecke zurück an Straße und Ufer entlang. Trüb und trist, wie viel schöner ist das hier doch bei Sonnenschein.


https://www.youtube.com/watch?v=RxiGXuyuh78

Das "Brahmsrösi"


In Thun selber möchte ich nicht nochmals durch das Gewimmel und verlasse die Uferpromenade Richtung obere Hauptgasse. Dabei komme ich an einem Haus vorbei, das kürzlich in einer TV-Reportage zu sehen war. Das schmalste Haus der Schweiz, sagenhafte 2,20 m breit. 
Es wurde erst jüngst saniert und ist von innen sehr einladend gestaltet. Fotos kann man hier sehen: https://fischerfotografie.ch/fotografien/das-schmalste-haus/ Das könnte mir sehr gefallen! An der Hauswand haben die Besitzer einen kleinen historischen Abriss angebracht, mit lustigem Ende übrigens...



Meine Idee der Streckenvariation geht etwas ins Leere. Auch hier wieder Zickzack. Da läuft es sich beim Endspurt des Thuner Stadtlaufs an dieser Stelle besser!


Noch die letzten km am Aareufer entlang. Da hat doch schon wieder jemand den Löffel abgegeben!


Ich halte noch die friedlich vor den Militärfahrzeugen grasenden Schafe fest. Früher waren es nur 2 oder 3, inzwischen hat sich dieser "Truppenteil" anscheinend bewährt. Oder wurden mehr Freiwillige zur Wiesenpflege eingezogen...?


18 km habe ich erledigt. Hat Spaß gemacht. Und genau mit meiner Rückkehr ins Stöckli setzt prompt der Regen ein. Mein Lauf war wirklich schauen, hören, lächeln. Sofa, du bist meins für den Rest des Tages!

13 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    den langen Lauf trocken abgeschlossen, Slalom erfolgreich bewältigt, neue Kunstwerke entdeckt und Radraser gestellt! Daneben noch architektonische Besonderheiten fotographiert und den Zuwachs der schweizer Heereshilfskräfte dokumentiert. :O
    Was du während eines langen Sonntagslaufes erledigst, schaffen andere nicht mal in einer Woche! Da lässt es sich doch wirklich verschmerzen, dass das Panorama ein wenig geschwächelt hat. ;)

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    1. Liebe Doris,
      ja, es gab wieder viel zu sehen. Das ließ wirklich die fehlende Sicht auf Eiger&Co verschmerzen...
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Die Thuner Variante des "lose, luege, laufe" gefällt mir besser!
    Vielleicht hilft das Lächeln sich nicht über die schnellen E-Biker aufzuregen.
    Das schmalste Haus der Schweiz ist sehr schön! Mir gefällt die Kombination von hochmodernen mit historischen Elementen. Und das Ende des Beschriebs ist wirklich lustig. :-)

    Super gemacht mit deinen 18km. Danke für den Thuner Rundgang - immerhin nicht bei Regen!

    Liebe Grüsse aus dem kühlen und bewölkten Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ich dachte, das "Luege, lose, lächle" sei nur so, aber Chris hat mir nach deinem Kommentar nun erst einmal die Anspielung erklärt. Wieder etwas gelernt.:-)
      Dieses Hausinnere ist wirklich sehr kreativ und in schöner Kombination alt und modern gestaltet. Man kann es auch besichtigen. Im TV wurde es in der Reihe "Dingdong" noch ausführlicher gezeigt. Zuvor war mir diese kleine Sehenswürdigkeit unbekannt, und schon so oft daran vorbei gegangen.
      Thun ist ein sehr netter Flecken!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Also, liebe Elke, da höre ich doch noch lieber "Ich trink auf Dein Wohl, Marie" :-))) So ein Geschnulze lautstark den Mitmenschen aufzuerlegen ist schon fast Körperverletzung.

    Solche Kunstwerke kenne ich als Windharfen. Ganz große davon gibt es in Trier und eine kleine Variante auf dem Utkiek. Da braucht es aber wirklich schon Wind, mit Pusten ist da nichts zu wollen, die kann man sich besser fürs Laufen sparen :-)

    Das schmale Haus ist innen wirklich toll gestaltet. Danke auch für Deinen Hinweis, so habe ich mich gleich dem lustigen Ende gewidmet :-P

    Liebe Grüße
    Volker



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    1. Lieber Volker,
      hihi, du warst neugierig auf die "Musik"... ich hoffe, du hast sie schnell wieder aus dem Hirn bekommen!
      Ah, Windharfe nennt man das! Habe ich noch nie gesehen, danke für die Erklärung.
      Ja witzig, das schmale Haus, auch der Erläuterungstext mit Purzelbaum ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    Nun habe ich mir deinen Musiklink angetan und bin mir nicht sicher, was quälerischer ist. Der Klang der Äolsharfe - so z. B. https://youtu.be/od1PjjCrHfg Oder „dein“ FF ... Vielleicht sollte ich sicherheitshalber doch noch ein bisschen Brahms nachlegen. Erledigt damit https://youtu.be/qCkj7STDyqI und wirklich versöhnt es mit dem ungeplanten MixMusikAbend ;)

    Das schmale Haus finde ich toll. Dachte ich doch, unser 4m schmales wäre schon ungewöhnlich. Aber so denke ich mir: sollten wir jemals auf die Idee kommen, uns zu trennen, könnten wir sogar eine Quermauer einziehen und dann nebeneinander in 2m breiten Häusern einfach wohnen bleiben. Danke für die Anregung ... die ich aber hoffentlich nie in die Praxis werde umsetzen müssen ;-D

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    1. Oder eine Längsmauer? ,,,, von oben nach unten eben ;)

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    2. Liebe Lizzy,
      du hast aber auch Gedankengänge zu Mauersetzungen. Wenn denn, dann wäre es wohl eine Quermauer von oben nach unten ;-)
      Die Äolsharfe klingt ja wirklich zum Davonrennen! Dann lieber Brahms. Den ungarischen Tanz mag ich. Er hat aber auch den Thuner See "verkomponiert": https://www.youtube.com/watch?v=RxiGXuyuh78
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    was für eine wunderbare Stadtführung. Da macht es ja gar nichts, dass es ein bisschen grau war. Das YouTube Video habe ich nur mal kurz ohne Ton! angeschaut - ich kann mir schon vorstellen wie grausig das war. Ich mag das sowieso gar nict wenn Läufer oder Radfahrer laut Musik spielen. Ich empfinde das als Umweltverschmutzung mit Lärm.
    Das schmale Haus erinnert mich an ein Haus in dem ich mal in den Niederlanden gewohnt habe. Unten das Wohnzimmer, Küche und Bad war normal, aber im 2. und 3. Stock waren zwei Minizimmer. Da passte genau so ein Doppelbett rein aber kein Platz links und rechts, um von der Seite einzusteigen. Platz für eine Tür gab es auch nicht.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      das Video ohne Ton anzusehen ist eine geschickte Variante! Man ahnt das Grauen... Genau, ich finde das auch sehr egoistisch, mit solchem Krach die Landschaft zwangszubeschallen.
      Du hast schonmal in einem solchen Haus gewohnt? Vermutlich macht es einen Unterschied, sich so etwas nur anzusehen und die Umsetzung optisch schön zu finden, als wirklich darin zu wohnen und diverse Probleme mangels Platz zu haben...?
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,

    solcher hässlichen Mucke würde ich dann am liebsten was ganz Hartes entgegen 'brüllen' lassen, aber zum einen hat man meist nichts Passendes und nicht schnell genug da und so richtig laut ginge ja mit dem Handy auch nicht.

    Die Runde ist doch schön, die du da gedreht hast, allerdings hätte ich das Geschlängele auch nicht so gemocht. Aber die Stadtführung dafür umsonst. LOL - Wäre flanierend aber besser zu genießen und mit nur Tasse Cappuccino besser abzuschließen. So haste doch trotzdem schöne Eindrücke gesammelt und ganze 18 km im "Kasten".

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      na bei anderer Musikwahl des munteren Radlers hätte ich mich auch nicht geärgert ;-)
      Ja, die Runde war schön, ist sie eigentlich immer. Und beim schmalen Haus hatte ich Riesenglück, das war 2 Tage später hinter einem Gerüst verschwunden!
      Liebe Grüße
      Elke

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