Laufend lesen

Montag, 3. Oktober 2022

Fast noch ein Koffer in Berlin

Aussicht von unserem Frühstücksraum - Kunst halt

Berlin war wieder ein Rausch. Bei einem Marathon erlebe ich eine solche Reizüberflutung, dass ich die folgenden Tage in einer Art Parallelwelt verbringe. Dauernd kommen mir Bilder vom Lauf in den Sinn, erlebe ich manche Stellen innerlich nochmals. So hatten wir uns bewusst noch 3 Tage in der Hauptstadt gegönnt, die wir schlendernd unter den Linden verbrachten oder an der Gedenkstätte Bernauer Straße. Dabei sehen wir am Montag noch recht viele Marathonis mit stolz geschwellter Brust ihre Medaillen spazieren tragen, bzw. Finishershirts oder die Jacke des diesjährigen Marathons (grün mit einzelnen Orange-Akzenten). Nochmals viele Eindrücke...

Eine ganz andere besondere Geschichte aber muss an dieser Stelle festgehalten werden. Sie spielte sich schon bei unserer Ankunft ab.

Die Bahn transportierte uns zuverlässig an die Spree, wobei dieses Adjektiv auch eine Verspätung von 45 Minuten umfasst.

So kamen wir leicht hungrig kurz nach 18 Uhr im Hotel nahe des Alexanderplatzes an, stellten nur kurz unser Gepäck aufs Zimmer und gingen essen. Auspacken kann man auch später. 

Zum Nachtisch kauften wir noch zwei Packungen Kekse und begaben uns aufs Zimmer. Dort legten wir die Jacken ab, die Kekse auf den Tisch. Und während Chris ins Bad verschwand, wollte ich meinen Koffer leeren.


Meinen roten Koffer, den ich vorm Fenster abgestellt hatte. 
Doch da stand ... nichts! 
Auch keine Spur von Chris' Tasche und Rucksack.

Das darf doch wohl nicht war sein! Wir stehen ungläubig im Raum, bevor wir uns aus der Starre lösen können und zur Rezeption eilen.
Dort berichten wir kurz die Sachlage. Drei Bedienstete widmen sich sofort unserer Notlage, grenzen das Zeitfenster ein und beginnen, die Überwachungskameras zu checken. Man bietet uns Getränke aufs Haus an, wozu wir gerade allerdings keine Muße haben. Währenddessen nutzen wir die Zeit, uns innerlich auszumalen, was der Verlust unseres gesamten Gepäcks bedeuten würde...
Dann fällt mir etwas auf.
Irgendwie war der Tisch im Zimmer so leer, als wir vorhin zurückkamen. Und ich hatte doch dort Stadtplan und E-Reader abgelegt. Das interessiert mich nun.
Während des Kamerachecks gehe ich hoch und will das an Ort und Stelle überprüfen, öffne die Tür ....
und dort stehen ganz friedlich ... mein roter Koffer, Chris' Tasche und sein Rucksack! Auch Stadtplan und E-Reader liegen brav auf dem Tisch.
Grenzenlose Erleichterung!
Die Sachen sind da, wie auch immer.

Ich eile ins Erdgeschoss um die frohe Botschaft zu überbringen. Wobei im Hinterkopf die Frage dämmert, was hier eigentlich los ist.
Aber zunächst gehen wir in unser Zimmer, froh über den guten Ausgang.


Bis plötzlich eine neue Erkenntnis aufkommt: Wo sind die KEEEEKSE?!
Die liegen nicht hier, also müssen sie in einem anderen Raum liegen.
Chris geht hinunter zur Rezeption (es gibt hier keine Haustelefone) und meldet den ja eigentlich marginalen Verlust, der aber dennoch auf ein Manko hinweist: Wir müssen mit unserer Code-Karte Zugang zu einem anderen Zimmer haben...
Man sagt Klärung und Suche der Nahrungsmittel zu.
Chris kommt zurück.

Plötzlich fällt uns auf, das unsere Jacken auch fehlen. Die sind mit den Keksen ja in einem anderen Zimmer. Und in der Jackentasche wähnt Chris sein Smartphone!
Also erneuter Gang zur Rezeption.
An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass das Hotel über 200 Zimmer hat...

Doch dann, Erlösung.
Nach einer Weile kommt Chris strahlend zurück, Jacken über dem Arm, Kekse in der Hand.
Es stellte sich heraus, dass wir vorher in der falschen Etage den Lift verlassen haben und exakt das unter unserem Zimmer liegende aufgesucht hatten. Das ließ sich anhand der Kameras auch belegen. Doch warum unsere Karte dort funktionierte? Keine Ahnung.

Noch eine kleine Fortsetzung: Das Smartphone war nicht in der Jacke, Chris hatte es im anderen Zimmer aufs Bett gelegt. Doch dazu war ja die Lösung nun ein Kinderspiel: Einfach  nochmals zur Rezeption und erneute Aktivität von dort. Dann hatten wir auch den letzten vermissten Gegenstand zurück.
Welch ein Auftakt zum Marathon-Wochenende!
Da fällt dann kaum ins Gewicht, dass man uns beim Einchecken stattliche 24 Frühstücke berechnete und -mea culpa dies nicht gleich nachgeprüft zu haben- sie meinem Konto belastete. Die Erstattung auf digitalem gleichen Wege ist nicht möglich. Ich durfte ein Formular ausfüllen, aufgrund dessen die Buchhaltung eine Rücküberweisung veranlassen würde. Solche Vorgänge werden zweimal monatlich abgewickelt.

Jetzt haben wir zwar keinen Koffer mehr in Berlin, aber einige Euro liegen noch an der Spree, bis sie mich wieder erreichen.


Bernauer Straße, Mauergedenkstätte










12 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    da sag ich nur: Wow :-))))
    Das ist ja echt irre. Wie ein Krimi. Ich dachte erst, als ihr die Taschen wieder hattet und die Kekse und Jacken weg waren ... versteckte Kamera :-)
    Das mit dem Geld ist ärgerlich. Da verdient dein Geld für eine Zeit für andere Zinsen (oder spart deren Überziehungszinsen).
    Aber ich nehme an du wirst prüfen, dass du es wieder zurück bekommst.

    Umso schöner nach der ganzen Aufregung, dass du trotzdem (oder gerade deshalb) einen tollen Marathon hattest. :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      das war echt eine Nummer. Du denkst, das ist ein schlechter Traum... Abr Gottseidank hat sich ja alles aufgeklärt, inklusive Kekse (Bei Nahrungsentzug kann ich sehr ungemütlich werden...). So war das auch schnell vergessen und hat den Marathon keines falls getrübt. ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Eine irre Geschichte! Im Moment nicht lustig, aber im Nachhinein eine gute Story.
    Bei solchen Situationen finde ich es immer faszinierend, wie das Gehirn sich nur auf eine Möglichkeit fixiert. Dass man sich im falschen Zimmer befinde könnte wird automatisch ausgeschlossen.
    Mir ist vor etwa einem Jahr dasselbe passiert hier in Cape Town: unser Wohnblock war ein Teil von drei gleichen Blöcken: A, B und C. Wir wohnten in B. Ich ging versehentlich in A rein und kam bei "unserer" Wohungstür nicht rein mit dem Schlüssel. Ich klopfte und klingelte, Kai antwortete nicht. Erst nach ein paar Minuten sah in einen Blumentopf im Treppenhaus, der normalerweise nicht da stand. Dann dämmerte es langsam, dass ich im falschen Haus war. Zum Glück war niemand zu Hause!
    Weiterhin eine gute Erholung und liebe Grüsse aus dem sonnigen Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      du sagst es! In dem Moment fühlt man sich wie unter einer Glocke, das analytische, logische Denken ist erst einmal ausgesetzt, das Brett vor'm Kopf ist gewaltig.
      Haha, das Müsterli in eurem Wohnblock in Cape Town ist aber auch eines! Aber Hauptsache, die Dinge lösen sich im Guten auf und hinterher kann man drüber lachen!
      Ich hoffe, ihr seid gut angekommen?
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Ja, danke!
      Es war eine sehr lange Reise. Fast 24 Stunden unterwegs mit zwei Stopps, einer in Wien und der zweite in Addis Ababa.
      Aber jetzt sind wir da und es ist wunderbar!

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    3. Liebe Catrina,
      oh je, dann hattet ihr aber anstrengende Anreise. Ich hoffe, das wunderbare Ambiente in Cape Town gibt euch schnell gute Erholung!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    ui, so beginnen in Büchern doch oft ganz unheimliche Geschichten! :O Wie gut, dass es "nur" die falsche Etage und sonderbarerweise falsch programmierte Schlüsselkarten waren! Und dann noch die 24 Frühstücke - die haben sich wohl gedacht, sie müssen dir vor dem Marathon noch ein paar Extraportionen zukommen lassen. ;)
    Wie gut, dass sich alles aufgelöst hat.
    Schön, dass du die intensiven Eindrücke des Marathons noch langsam ausklingen hast lassen. :)

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    1. Liebe Doris,
      ja, und wenn die Geschichten dann gut enden und man darüber lachen kann, soll es ja ok sein ;-)! Bei dem Problem mit der Be- und Verrechnung der zuviel einkassierten Frühstücke finde ich ja den Anachronismus, dass man natürlich herzlich gern digital per Karte ZAHLEN soll. Die Erstattung aber läuft old school mit Formular und manueller Überweisung - uuuuuuaaaah!
      Es war ganz wunderbar, noch einfach etwas länger Berliner Luft schnuppern zu können!
      Liebe Grüße und dir eine schöne Tour mit Brownie!
      Elke

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  4. Mensch Mensch, die Geschichte kommt mir vor als hätte ich sie schon einmal irgendwo gehört, liebe Elke.

    Aber Ente gut alles gut. Du hättest die 24 Frühstücke aber auch essen können, dann müßtest Du nicht auf das Geld warten :-P

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Moin Volker,
      24 Frühstücke vertilgen, an einem Buffet? Uiui, das wäre mal ein Megamarathonprojekt... da warte ich dann doch lieber auf das Geld.
      Nee ne, du kanntest die Koffergeschichte schon? Und hast dir die merken können....? Sachen gibts....
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    da hatte ich doch prompt nicht geguckt, dass du es auch schriftlich festgehalten hast. Sorry!

    Gut geschildert ... und wirklich fast wie ein Krimi. - Oh man, ich weiß nicht, wie ich mich in der Situation angestellt hätte. Da läuft ja mächtig viel im Kopfkino ab. Zum Glück hat es sich aufgelöst ... am wichtigsten waren ja die Kekse! - LOL

    Wie ist es so mit dem Vertrauen ins Hotel im Nachhinein? - Da weiß ich auch nicht, ob ein 2. Film bei mir abliefe: das falsch Programmieren passiert nochmal, ein Gast kommt in ein 'belegtes' Zimmer und lässt sich dazu hinreißen sich zu bedienen???

    Aber die 24 Frühstücke hätte ich auch zurück erbeten, die hätte ich ja im besten Mannesalter nicht essen können ... und ich konnte viel verdrücken. Aber dass da keine digitale Rücküberweisung möglich ist??? Tse, schon komisch! 🙈

    Schön, dass ihr noch ein paar Tage angehängt habt und das intensive Erlebnis nachklingen konnte. Wir sind Montag zurück, fahren aber bald nochmal hin! :-)

    Liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ja du kanntest ja die Story schon, aber ich wollte das auch für mich selber mal festhalten, wenn man das in ein paar Jahren nochmal liest, damit die Details nicht verloren gehen.
      Vertrauen in das Hotel? Nun ja, immerhin hat das Zimmer ja einen Safe, den wir dann auch benutzt haben und teure Sache haben ich da sowieso nicht bei mir. Ansonsten ist mir diese Kette aber immer sympathisch, weil sehr sauber und freundliche Leute. Und Gottseidank waren die Kekse ja dann auch wieder da! Hihihi.
      Ja, das Kassieren der Frühstücke war in Sekunden machbar, dass die Erstattung dann Wochen dauert ist schon schräg.
      Liebe Grüße
      Elke

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