Laufend lesen

Sonntag, 6. Oktober 2024

Köln Marathon (2024) mal anders

So kanns gehen. In Berlin hatten wir noch 3 schöne Tage für Sightseeing, kamen trotz Bahnunterbrechung des letzten Streckenstücks nach Hause dank Heidruns persönlicher Chauffeurinnendienste am Donnerstag gut heim, schon steht der nächste Marathon an.

Köln diesmal. Aber anders. Nicht auf der Strecke sondern direkt an der Strecke. Mein länger gehegtes Vorhaben, ein Laufevent einmal aus Volunteer-Perspektive zu erleben, gelangte zur Ausführung. Man kann sich für Wunsch-Posten anmelden, mein Herz schlug für Streckenposten, nicht Startbereich und auch kein Zieleinlauf.

Also habe ich ein Date morgens um 7:30 Uhr an der Cäcilienstraße. Spekakulärer Standort, dies ist km 20 des Halben und km 41 des ganzen Marathons. Vorher sieht man hier den Halben auf seinem km 2 und den Marathon auf km 14 (wegen zuvor eingeschobener Extra-Schleife).

Aber zu allererst lande ich im Dom. Als ich aus dem Bahnhof komme, ist es sehr einsam und kalt draußen (ca. 5-6°) . Ich habe noch Zeit und es aus dem Kirchenportal leuchtet es so heimelig. Der Eingang ist offen, der Wärter steht davor, ruft mir einen guten Morgen zu und ergänzt "Dat Dömsche ruft..." Na dann drehe ich doch eine sehr frühe Runde im leeren Gotteshaus, das eine so friedliche Stimmung verbreitet. Ein Domschweizer grüßt mich auch persönlich. Wann gibt es sowas sonst? Na dann verbringe ich gern ein wenig Zeit in diesem gastlichen und warmen Ambiente, bevor ich über die menschenleere Hohe Straße, dem späteren letzten Kilometer, vorbei an Zelten in Geschäftseingängen zu meinem Treffpunkt ziehe.

Linke Hälfte = Rennstrecke
Wir bekommen unsere Ausrüstung (Jacke, Shirt, Cap, Verpflegung- siehe erstes Foto) und eine kurze Einweisung. Dann verbringen wir die erste Stunde noch mit Warmbibbern, soweit dies möglich ist. Der Wind ist sehr kalt, und ohne Bewegung wird es nicht wärmer...


Die kleine Freizeit kann man perfekt nutzen für ein besonderes Erinnerungsfoto. Endlich habe ich das Haifischmaul mal für mich. 😁


Dann geht es langsam los. Auf der einen Straßenseite kommt zunächst der Halbmarathon, Start ab 9 Uhr. Ein endloses Feld (14.000 Finisher), unmöglich, jemanden dort wiederzufinden oder zu erkennen.


Dann steigt der Stresspegel. Denn während (auf dem folgenden Bild) links die Halbmarathonis dem Ziel entgegenstürmen, folgt nun rechts das Marathonfeld (Start 10:30 Uhr, 5.600 Finisher). Und für uns Helfer der Stress, denn auf den Gleisen zwischen den beiden Straßenseiten fahren Straßenbahnen und die Zuschauer wollen natürlich mal hüben oder drüben schauen, blenden aus, dass es auf den Gleisen gefährlich werden kann. Wir haben einiges zu tun. Meist trifft man auf Verständnis ("Ich wusste gar nicht, dass die Bahnen fahren"), manchmal braucht man ein dickeres Fell.  Mit 2 Autofahrern ergibt sich für mich ein intensiverer Gedankenaustausch ("Ich MUSS da durch, und wenn ich nicht darf MÜSSEN Sie mir eine Alternative anbieten", "Mein Navi sagt aber, dass ich da fahren soll!") Doch natürlich haben wir strikte Vorgaben. 
Bei manchen Aktionen, Eltern, die ihre Kinderwagen durchs Gleisbett manövrieren wollen, Menschen mit sperrigen Rollkoffern aus umliegenden Hotels oder einfach frenetische Fans auf den Gleisen ist viel Aufmerksamkeit nötig.


Gegen Mittag wird es bei den Halbmarathonis langsamer und leerer. Die 2:30-Stunden-Pacemaker sind durch und nun folgen diejenigen, deren Kräfte schon sehr geschmolzen sind. Aber auch sie erhalten Applaus.

Dann naht die Marathonspitze und wird von ihren Führungsfahrzeugen durch das Ende des Halbmarathonfelds geführt. Nach einem Kilometer werden sie das Ziel erreicht haben, während auf der anderen Straßenseite immer noch Marathonis, ähm, sagen wir mal unterwegs sind. Denn sie haben damit für die ersten 14 km mehr als 2 Stunden benötigt, viele gehen. Es gibt sogar einen 5:30er-Pacemaker.

Ich kann noch einen Blick auf die nicht uninteressante Phalanx der Straßenreinigungsflotte werfen, die mit einem beachtlichen Fuhrpark dem Besenbus folgt. Meine Frühschicht ist beendet. Eigentlich wollte ich noch weiter zuschauen, aber mittlerweile bin ich durchgefroren bis auf die Knochen, trotz 4-Lagen-Kleidung. Also mache ich mich auf den Heimweg und gönne mir daheim eine wundervolle heiße Badewanne.

Es war sehr interessant, einmal aus dieser Perspektive einen Lauf zu verfolgen. Wobei ich allerdings nicht so intensiv zuschauen konnte, wie geplant. Auch Heidrun, die hier eine Halbmarathon-PB erzielen wird, kann ich nicht im Strom der Lauflemminge orten.

Eine Folge wird der Sonntag noch haben: Alle Volunteers bekamen Freikarten für ein Eishockeyspiel der Kölner Haie. Also auf in die Lanxess-Arena, die dann hoffentlich etwas wärmer sein wird, als mein heutiger Einsatzort.

12 Kommentare:

  1. Ach, das passt doch wunderbar zum vergangenen Sonntag, liebe Elke! Erst selbst in Berlin laufen, dann in Köln aushelfen.
    Mit Streckenposten hast du wahrscheinlich den schwierigsten Job ausgewählt (so viel Diskussionspotenzial!). Andererseits bist du genau die richtige Person dafür - du konntest bestimmt mit viel Fingerspitzengefühl die Situationen jeweils gut entschärfen.

    Das Hai-Foto ist Hammer! 🤩 Das wollte ich schon auf WhatsApp kommentieren.

    Warme Grüsse aus dem ebenfalls kalten Zürich!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Genau so ist es, liebe Catrina, nach Berlin gleich nochmal Marathonathmosphäre haben! Ich sah sogar einzelne Berlin-2024er-Finishershirts unter den Halbmarathonis!
      Wahrscheinlich haben alle Streckenposten ihren spezifischen Stress. Beim Start herrscht der auch, wie mir eine andere Helferin erzählte, und im Ziel in Köln ist es mir definitiv zu eng. Ich wollte direkt am Laufgeschehen sein, und das war es wirklich.
      Ganz früh dachte ich, schade, kein Hai, wo ich doch ganz in der Nähe platziert war, aber er wurde dann doch noch kurz vorher aufgebaut.
      Der Hai ist das Symbol des Kölner Eishockey-Clubs und dort hindurch laufen sie jeweils aufs Eis. Finde ich eine witzige Idee, damit den letzten Kilometer einzuläuten.
      Liebe Grüße aus dem regnerischen Rheinland!
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke,
    sehr cool!
    Die Veranstalter sind froh über jede Hilfe und du hattest mal die ganz neue Perspektive. :D Als Streckenposten hast du den großen Vorteil, wirklich das ganze Feld zu sehen. Das hat man ja sonst nie, wenn man selbst aktiv ist.
    Durftest du dir denn den Standort auch aussuchen oder war das einfach nur Glück, dass du dort gelandet bist?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      das stimmt, so ein Feld sieht laufend wieder ganz anders aus als am Start stehend. Es zieht sich ziemlich. Ich war anfangs mal auf der anderen Straßenseite schauen, als in unserer Kurve noch nichts war. Ich hatte echt Sorge, rechtzeitig wieder rüberzukommen.
      Diese Stelle war Glück. Mit der Meldung auf Streckenposten waren ja dann überall entlang der 42 km Standorte möglich. Aber das war eine sehr positive Überraschung. Zumal gegenüber eine Bäckerei mit Café lag, also Kaffee, Gebäck und WC! :-)
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
    2. Strategisch günstig! :D
      Ich stand mal beim Triathlon in Obertrum an einer Kreuzung, um Autofahrer umzuleiten. Da waren auch ein Supermarkt auf der einen und ein Café auf der anderen Straßenseite.

      Löschen
    3. Aber sowas von! Ich hatte extra schon daheim auf Kaffee verzichtet, da ich nicht wusste, ob und wie.... Vor Ort wären aber auch noch zwei Hotels gewesen, wo man hätte fragen können. Da aber die Kölner Verpflegung (komplett im ersten Foto enthalten) sehr überschaubar war, war das so dann gut.
      Du hattest da ja noch bessere Auswahl! :-)

      Löschen
  3. Doris hat absolut Recht: sehr cool, das finde ich auch! Und damit meine ich nicht die kalt gefrorenen Knochen ;)

    Das war dann sowas wie ein tapfer durch“gestandener“ Marathon im und neben dem Maul des weißen Hai. Ohne solch leidens- und begeisterungsfähigen HelferInnen keine Marathonveranstaltung.

    Dir, liebe Elke, viel Vergnügen und Spannung bei der wohlverdienten Eishockey-Partie im Stadion. Mögen die Haie ihre Gegner unterhaltsam und dynamisch durch‘s Eismeer jagen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Lizzy,
      ha, genau, ein "durchgestandener Marathon" war es irgendwie! Ja, ich fand, man muss selber auch mal helfen, wo eben keine Veranstaltung ohne Volunteers auskommt. Nun kenne ich auch diese Seite und weiß, warum manchmal die Streckenposten etwas gestresst wirken... ;-)
      Beim Eishockey gehts Fische gegen wilde Flügel (Wild Wings Schwenningen), wir sind gespannt!
      Danke und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  4. Du hast also die Seiten gewechselt ;-) Find ich richtig gut, ohne die vielen vielen Helfer wäre überhaupt kein Event möglich. Und bei so einem großen Ding wird sicherlich jede Hand und jeder wache Kopf benötigt. Wenn dabei dann noch ein ungestörtes Haifischbild rausspringt, was will mann/frau mehr?!
    Im Dom warten und aufwärmen, das dürfte übrigens nicht zu toppen sein, welche Orga kann schon mit so einem "Helfer-Zelt" aufwarten! :-)
    Liebe Grüße aus der Nachbarschaft

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Oliver,
      stimmt, der Dom als Aufwärmstübchen, gibts dann doch nur in Kölle!
      So konnte ich nun auch mal die "Gegen"Seite kennenlernen, nicht uninteressant. Dass ich bei der Gelegenheit endlich mein Haifischmaulbild bekam, war das Sahnehäubchen oben drauf. Da friert man gern mal ein Weilchen für.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  5. Liebe Elke,

    das ist doch zu loben und aller Ehren wert! :-)
    Jetzt kennst du auch die andere Seite ... und ohne dich hätte doch der Köln-Marathon gar nicht stattfinden können! ;-) Da war es auch schön, dass es endlich mit dem persönlichen Haifisch-Bild geklappt hat ... ohne dass er dich verschluckt hat! - LOL

    Solch ein Gotteshaus kann nicht nur Zuflucht wegen der Wärme, sondern auch wegen der kontemplativen Möglichkeiten sein, sofern nicht zu viele Besucher den Innenraum füllen!

    ... und schon eine Idee für eine Verarbeitung der neuen Klamotten, oder werden sie erst einmal ihrer Bestimmung gemäß getragen?

    Liebe Grüße Manfred

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Manfred,
      danke, aber ohne mich hätten sie es auch geschafft, es waren noch ein paar andere dabei ;-)
      Im Dom war wirklich eine ganz besondere Atmosphäre. Ganz leer, "kleine" Beleuchtung. Ohne den Hilfseinsatz hätte ich das nicht erlebt.
      Das Haifischbild war ein persönliches Hai-Light!
      Die Klamotten, lach, das Shirt bleibt wie es ist, so schon Retro-Baumwolle-Stil.
      Bei der Jacke hat schon die Nähmaschine gerattert, ich werde berichten.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen