Laufend lesen

Montag, 6. Mai 2024

Rhein-Ruhr-Halbmarathon 2024

Schon Mai und noch kein gescheites Renn-Resultat auf dem Konto. Da MUSS jetzt aber was her! 

Also kurz entschlossen in Duisburg angemeldet, zum Rhein-Ruhr-Halbmarathon. Dort war ich schon zweimal am Start (2018, 2019) und habe den Lauf jedesmal als Hitzeerlebnis in Erinnerung. Doch in diesem Jahr wurde der Termin auf Mai vorverlegt und es standen gar kühlere Temperaturen an. Also auf an die Ruhr! 

So stehen wir dann bei 11° und teils zugigem Wind im Starterfeld. Wie so oft bin ich überrascht, wie luftig manche angezogen sind. Ich habe mich für 2 leichte Lagen am Oberkörper entschieden, lange Hose und Handschuhe. Vor allem um die Handschuhe bin ich froh.




Der Start verläuft unspektakulär. Bei den Marathonis, eine Stunde vorher, sang ein Geistlicher noch live zur Gitarre. Ich bin wie immer froh, dass es ENDLICH losgeht. Trotz jahrelanger Erfahrungen, der Morgen vor einem Lauf, und sei es auch nur ein Halbmarathon, ist bei mir immer noch durch extreme Nervosität geprägt, schrecklich.
Mein Ziel ist eine Zeit von ca. 2:15 Minuten, also ordne ich mich hinter den 2:15-Zugläufern ein. Mein Plan: Hinter diesen bleiben und je nach Verfassung später mal an Überholen denken. Aber wie das so ist mit Plänen.
Schnell merke ich, dass ich bei den knapp 2.500 Läuferinnen und Läufern etwas zu weit nach hinten geraten bin. Um mich herum wird gelaufen wie beim Feierabendläufchen einer Skatrunde. Teils so dicht in Reihe nebeneinander, dass ich mich fast wundere, warum die sich nicht unterhaken.
Die 2:15er-Läufer enteilen nach vorn. Ok. Das unterstützt ja meinen Plan. Aber nervig ist es doch, immer wieder auf freien Fußraum achten zu müssen. 
Ein Automatismus setzt in meinem Tun ein, und ich schiebe mich mit viel Zickzack näher an die Zugläufer heran und finde mich bald neben ihnen wieder.


Zuschauerkulisse in Duisburg

Doch um die Zugläufer herum ist die Traube immer am dichtesten, und ein paar Meter vorziehen kann ich ja. Halte eben dann den Kontakt nach hinten zu ihnen. Hier ist ja auch nichts, was einen ablenkt. Der Duisburger Halbmarathon zeichnet sich dadurch aus, dass man auf den ersten Kilometern mit keinerlei Publikumsunterstützung rechnen darf. Man durchläuft Straßenzüge mit völlig desinteressierten Bewohnern. In den Bereichen, in denen Waren, Dienstleistungen und Speisen aus dem vornehmlich südlichen und östlichen Mittelmeerraum in möglichst bunten Läden angeboten werden, sieht man zwar Menschen, die aber eher gelangweilt oder gar genervt dreinschauen, denn die Straßen sind großzügig für den Lauf abgesperrt.
Hier gleicht der Lauf einer Schweigeveranstaltung.
Aber Gottseidank, das wird sich noch ändern. Man muss nur durchhalten. 


Am Stadttheater fehlen leider die Alphornbläser, die sonst hier das Herz erfreuten.


Etwa nach 3,5 km die Stelle, an der die Volldistanz zu einer Extra-Runde abbiegt. Die Marathonis stoßen dann später bei km 6,5 wieder zum Halbmarathon und ab da läuft man gemeinsam, wenn auch zeitversetzt.


Das Duisburger Rathaus. Nicht nur äußerlich an eine Trutzburg erinnernd, auch innen hat es viel Burgencharme, wie er zur Gründerzeit interpretiert wurde. Nur der Paternoster ist ein kleiner Stilbruch, aber einer mit hohem Spaßfaktor.


Sehr positiv zu erwähnen: Die Getränkeversorgung. Der Halbe hat 10 Verpflegungsstellen, also spätestens alle 2 km eine, ein wahrer Luxus. Nur das mit der Becherentsorgung wäre optimierbar. Keine Container. 
Ich nehme an fast jedem Posten ein paar Schlucke Wasser und gönne mir ein paar Gehschritte, um mich nicht zu verschlucken. Jedesmal denke ich, nun müssten aber gleich die 2:15er kommen. Doch niemand kommt. Und noch schöner: Ich überhole und überhole. Fast gerate ich in einen selbsterzeugten Sog. Auf alle Fälle ist es motivierend. Macht mich aber auch ein wenig skeptisch, wie lange das gutgeht.




Inzwischen werde ich doch hier und da überholt. Aber das sind sehr sommerlich gekleidete Läufer, die geschmeidig-schnittig an uns vorbeipreschen - die Spitze des Marathonfeldes, die in ihren 30er-Kilometern laufen. Einer von denen hat sogar noch so viel Energie, einen Halbmarathoni lauthals und mit einigen bösen Worten garniert auf sein vermeintliches Marathoni-Wege-Vorrecht hinzuweisen. Dabei ist hier nun wirklich reichlich Platz für alle.
Bei km 7 ein ersehnter Anblick, vor dem Seniorenheim feuern einige Bewohner uns an. Leider ohne Musik. Doch wenige Meter weiter, endlich erste rhythmische Töne. Das wird aber auch Zeit.



Und dann schallt schon von weitem aus einer Unterführung Krach erheblichen Ausmaßes. Ein Verein unterstützt seine Läufer, "Ihr lauft - Wir saufen" ist deren Motto.



Tja, und immer wieder Kontraste. Duisburg ist keine schöne Stadt im klassischen Sinn. Aber sie hat ihr eigenes Flair durch ihre bodenständig veranlagten Bewohner. Ich weiß nicht, ob Duisburg als Stadt der Stahlproduktion einmal besungen wurde, aber Herbert Grönemeyer hat es mal in seinem Song "Bochum" für seine kohlegeprägte Stadt einige km weiter gut beschrieben. Und diese Melodie geht mir auch auf den ersten musikbefreiten Kilometern im Kopf herum.



Doch dann endlich nach der ersten Streckenhälfte wandelt sich das Bild. Ruhige fast dörflich anmutende Straßen. Und nun ist Party! Beim Hitzelauf 2019 standen hier Rasensprenger, Wasserschläuche, sogar einige Badewannen und Minipools um die Läufer zu unterstützen. Das braucht es heute nicht. Aber viele Stehtische stehen draußen, und endlich viel Musik. Ballermann lässt grüßen, und Oldies. "Mendocino" von Michael Holm, oh man, habe ich sogar noch als Single! Teils läuft man von einem Klangteppich zum nächsten. Ein Läufer im Feld hat sogar eigene Mucke dabei, Hüttenmusik mit Zither und Akkordeon, hollahdrioh!
Genau so eine Mischung braucht man auf der zweiten Hälfte. Bei mir läuft es immer noch bestens, auch das mit dem Überholen. Später sehe ich, dass sogar km 17 mein schnellster war mit 5:42 Min/km.




Nach km 16 wird es nochmals ruhiger. Die Beschilderung für die Marathonis lässt mich daran denken, wie die sich hier wohl fühlen werden...?


Ein zünftiger "roter Lappen", begleitet von wummernden Bässen motiviert nochmals für den allerletzten Kilometer.


Und dann beginnt das lange Ende... der ersehnte Zieleinlauf !



Außen nochmals Anfeuerung, dazu dröhnen aus dem Schauinsland-Stadion Musik, Worte und immer wieder Applaus - das hat schon was!


Ab durchs Tor durch die kurze Zufahrt, garniert mit bunten Lichtern ...  



... hinein ins Stadion. Einfach nur ein toller Moment!


Weswegen auch mein Überholdrang hier etwas nachlässt. Nicht mangels Kräften, sondern einfach nur, um diese letzten Meter noch ein wenig länger auszukosten. So geht es auch den meisten um mich herum, einfach nur geniiiiießen!




Ich laufe mit breitem Grinsen im Gesicht dem Zielbogen entgegen...
Doch da .. aus dem Augenwinkel merke ich, wie so ein Typ in mittleren Jahren wahrhaftig zum Sprint ansetzen will. 
Verwackelt - aus Gründen.
An mir vorbei?
Hier? 
Heute?
Nein.
Der Vorgang aktiviert eine gewisse widerspenstige Ader in mir und Kopf und Beine beschließen, das nicht zuzulassen. Die Beine holen kräftig aus, die Arme geben Schwung und die letzten Körner das Ihre dazu.
Der Kerl hat keine Chance. Ich laufe vor ihm über die Ziellinie! Danach muss ich erstmal länger nach Luft schnappen. Und dann kann ich mich den Glückshormonen hingeben. 
Herrlich! 
Was für ein Tag, was für ein Lauferlebnis!
Ich wollte mich fordern, aber nicht das allerletzte herausholen. Einfach einen Lauf haben, der sowohl Spaß macht, als auch Zufriedenheit und Motivation für weitere Aktivitäten gibt.
Mit einer 2:07er-Zeit (netto) hätte ich kaum gerechnet, 11. von 30 in meiner AK.
Auch Chris ist wieder zu alter Rennstärke zurück, 1:48, 5. von 28 in seiner neuen AK.


Diesmal geht es nicht gleich zurück, wir warten noch auf jemand. 
Daher nutze ich die angebotenen Umkleiden, für Damen im Schwimmstadion Duisburg. Dort bin ich fast allein und es ist angenehm warm (ich friere natürlich wie immer). Ich habe nur etwas Sorge, dass die Decke nicht gerade jetzt herunterkommt...


Und dann sündigen wir erst einmal ordentlich, Currywurst mit Pommes, später noch Eis. Nach dem Einlauf  des Großteils der Halbmarathonis leert sich das Stadion. Leider, denn das Mittelfeld des Marathons hat daher eine nicht mehr ganz so stimmungsvolle Kulisse.


Wir möchten unbedingt Luzia, Chris' Staffelpartnerin beim Via Belgica-Marathon letztes Jahr, bei ihrem Marathon-Finish begrüßen. Glücksbeseelt läuft sie ein, mit einer 4:42er-Zeit. Und das, obwohl sie im Hotel kein Frühstück bekam und nur mit trockenem Kuchen des Vortages als Notnahrung auskommen musste. 
Wenn das ein Erfolgsrezept ist, dann werde ich das auch mal so angehen!


Montag, 29. April 2024

Funde

Ach ist es nicht herrlich, wenn einem morgens beim Lüften schon milde Frühlingsluft in die Nase strömt, statt wie zuletzt nasse Kälte?

Da läuft es sich gleich nochmal so gut. Ich wähle für den langen Sonntagslauf die Fischbachhöhe, auf einer Seite rauf, auf der anderen runter, mit Besuch der römischen Heidenburg. Macht 115 Höhenmeter, im wesentlichen auf einem Kilometer konzentriert, 9 Höhenmeter entfallen auf eine kleine 200m-Verirrung im Wald, die restlichen 20,1 km sind harmlos. Einmal mehr bin ich erstaunt, wie wenig Menschen man hier oben trifft, trotz der dichten Besiedlung drum herum. Vor allem die Passage am römischen Fundort ist immer wieder richtiggehend einsam. Noch nicht einmal Müll liegt herum.


Nach meinem ehrenamtlichen archäologischen Einsatz im letzten Jahr sehe ich den Burgus Heidenburg, den römischen Kontrollposten an der Via Belgica, nun natürlich mit nochmals anderen Augen. Seit ich die Stelle im Dezember 2021 eher zufällig gefunden habe, bin ich doch fasziniert davon, dass sich Geschichte dort so einfach im Boden zumindest restweise erhalten hat und bisher noch nicht komplett erforscht wurde. 
Im Internet stoße ich auf einen 3D-Scan aus der Luft, der die Konturen der vor Ort für Laien nicht wirklich klar erkennbaren Burgusreste gut darstellt. Die gerade Linie rechts ist eine doppeltrassige Kohleeisenbahn, mit links daneben verlaufendem Weg. Durch die Erstellung dieser Strecke wurde ganz knapp die obere Ecke des früheren Postens angekratzt. Von der römischen Straße sind noch grabenartige Reste unterhalb des Postens und grob nach rechts verlaufend erkennbar.
Links schloss sich eine Kohlegrube an, die den weiteren Verlauf der Straße zerstörte, heute als Anhöhe aufgeschüttet, links als gelber Rand zu sehen.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heidenburg_(r%C3%B6mischer_Burgus).jpg

1929 wurde einmal -in begrenztem Maße- gegraben. Die damaligen Erkenntnisse zeigt eine Informationssteele neben der Fundstelle. Etwa da, wo rechts der Pfeil die Nordrichtung anzeigt, verläuft der heutige Weg.

Interessant: Da wo man damals einzelne Bäume einzeichnete (die kleinen runden Punkte), steht heute ein ganzer Wald, der den Überblick sehr erschwert.
Man müsste mal mit Spaten und Schäufelchen hier ein wenig buddeln, was aber leider verbotenes Handeln darstellt.

Foto von 2021, heute das ganze in grün

Nach exakt 21,1 km in gemütlichem Trab steht dem Genuss von Kaffee und Kuchen nichts mehr im Wege.
Nächstes Wochenende gleiche Distanz, aber an anderem Ort und "richtig". 😉

A propos Archäologie: Aus der Grabung, bei der ich mithelfen durfte, steht in Fundhighlight im Bonner Landesmuseum. Ich war zwar nicht im Moment des Fundes dabei, aber natürlich teile ich den Stolz der Archäologen. 😊 Die heilige Barbara ist übrigens die Schutzpatronin der Bergleute. Ausgerechnet sie wird am Rand des Tagebaus gefunden, welch eine Geschichte.



Sonntag, 21. April 2024

Ei, ei, ei was hängt denn da?

Glatte 5°. 

Au das tut weh, nachdem wir erst 6 Tage zuvor schon bei über 20° zum gemütlichen Grillen bei Freunden im Garten saßen.

Aber was solls, das ist dann eben April. Dennoch bin ich nicht gerade von Lauflust erfüllt. Suche mir nur eine Strecke zusammen, die mich halbwegs vor dem kalten Nord-Ost-Wind schützt, also geht es durch 2 Nachbarorte statt über offenes Gelände.


Schon nach wenigen Kilometern darf ich ein Highlight läuferischen Sightseeings allererster Güte erleben.

Ich bin in eine mir unbekannte Straße eines nicht mehr ganz jungen biederen Neubaugebietes abgebogen. Kennt ihr das? Man läuft vor sich hin, an etwas vorbei und erst dann realisiert das Hirn, dass da doch etwas war...

Nur aus dem Augenwinkel nehme ich an einem Hausgiebel so ein graues Gebilde wahr. Mh, ein misslungener Versuch des Ausbesserns einer ungewollten Maueröffnung...? Eine explodierte Dose Bauschaum...?

Erstmal vorbei getrabt. Doch dann .... was war das denn? Zwei planmäßige Rundungen und darunter... hängt doch was! Jesses, ist das etwa das, was ich vermute?!

Sofort zurück marsch marsch. Schockschwerenot! Das ist ja wirklich... UN-GLAUB-LICH!



Ich bin dann doch etwas geplättet. Was will uns wohl der Künstler und erst recht der Hausbesitzer damit sagen? Für Nicht-Kölner zur Erläuterung: Es handelt sich hier um ein künstlerisches Zitat. Der sog. "Kallendresser" ist in Köln gleich mehrfach zu finden: Link
Übersetzt ist die Bezeichnung, wie Wikipedia es so nett zitiert, "ein kölscher Ausdruck für jemanden, der seine Notdurft in die Regenrinne verrichtet". 
Damit soll wahrscheinlich Unwillen "echter oder selbst ernannter" Obrigkeit gegenüber zum Ausdruck gebracht werden.
Soso. Haus und Notdurftbetreibender befinden sich in einem reinen Wohngebiet, weder Rathaus oder Behörde weit und breit. Aber natürlich mit jeder Menge Nachbarn gegenüber und drum herum. Sollen die sich gar angesprochen fühlen?

Man beachte auch das liebevoll gestaltete Dächlein MIT Regenrinne ("Daachkall"). Und eine Beleuchtung scheint es auch zu geben! Ich muss dort nochmals bei Dunkelheit vorbei!

Aber erst einmal werden heute 20 km vollendet. Im nächsten Ort finde ich noch zwei nette Sprüche in einem Schaufenster.
Was man nicht alles laufend entdecken kann! Mir fällt ein, der rechte Wein um darauf anzustoßen wäre dieser hier: Link 😂

Sonntag, 14. April 2024

Farbenrausch mit Zusatzakzenten

Mein langer Sonntagslauf war eine Wucht an Farben, vor allem gelb und grün, dazu ein paar andere Aktzente (vom Weihnachtsprogramm über Streuobstwiese und Park, zudem Wasserschlossherrlichkeit und Trails durch Wald&Wiese).

22 muntere Kilometer bei 14°, prima.😊





 






















Genau so fühle ich mich nun, H U N G E R!