Laufend lesen

Montag, 29. Juli 2013

11674 Stufen zur Pyramidenspitze

Schon seit 5 Jahren wartete in unserer Schublade ein Gutschein auf seine Einlösung. Ein Gutschein für ein Abendessen mit Übernachtung und Sonnenauf- wie Sonnenuntergangserlebnis auf dem Niesen, einem Berg am Thuner See, der wegen seiner charakteristischen Form auch gern als "swiss pyramid" tituliert wird:


Dieser Berg mag vielleicht nicht so bekannt sein, wie Eiger, Mönch & Co, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Wenn man oben ist, hat man einen überwältigenden Blick über die Alpen und eben auch auf Eiger, Mönch und Jungfrau, die fast nebenan liegen. Wohingegen: Steht man auf einem der berühmten Berge selber, kann ihn ja nicht mehr in voller majestätischer Pracht geniessen...

Endlich hat es also nun geklappt mit einer Buchung, denn die nur 8 Zimmer im Berghaus sind begehrt.
In Mülenen steigen wir in die Niesenbahn und haben eine ganz besondere Laufstrecke vor uns: die 11674 Stufen, die neben der Standseilbahn hinauf zum Gipfel führen und auf denen der Niesenlauf stattfindet. 11674 Stufen - die längste Treppe der Welt laut Guinessbuch...!
Wie wir später aus einer Unterhaltung in der Kabine erfahren (genauer gesagt: wie mein eidgenössischer Ehemann mir später übersetzt, denn DIESEN Dialekt verstehe ich nicht), musste in diesem Jahr der Lauf abgesagt werden, da am 1.Juni 25 cm Neuschnee die Durchführung nicht erlaubten.
Ich möchte noch hinzufügen, dass auf der Strecke nicht trainiert werden kann, da die Treppe dicht neben der Bahn verläuft und während deren Betrieb das Laufen zu gefährlich wäre. Und ich gebe es zu: dieses Lauferlebnis werde ich wohl nicht angehen...


Unten beginnt die Strecke noch relativ harmlos, aber schon bald wird es steiler...


Ich kann mir nicht vorstellen, wie man diese endlose Treppe (rechts neben dem Gleis) laufend bewältigen kann. Der Rekord liegt bei knapp 56 Minuten!

Das Berghaus ist im Kern von 1856, wurde aber vor gut 10 Jahren erweitert und renoviert, ein wie ich finde- gelungener Mix aus alt und modern.


Leider hat an diesem Tag der Wetterbericht Recht behalten, der Himmel zieht zu und wir sind weit entfernt von der Postkartenschönheit, die sich sonst von hier oben offenbart. Allerdings - ohne Reize ist es nicht, Teil der Wetterküche zu werden. So können wir das faszinierende Spiel der meteorologischen Gewalten beobachten. Noch ist der Thuner See erkennbar:


Doch schon bald zieht sich eine Wolkendecke über uns zusammen:


Wie ein Deckel schieben sich die dunklen Wolken über den Niesengipfel auch ins Kandertal:


Man sieht förmlich, wie sich der Regen aus den Wolken löst:


Theoretisch wären hinten rechts, Eiger, Mönch und Jungfrau zu sehen. Doch ist auch das uns gebotene Schauspiel sehenswert. Der Blick aus unserem Zimmerfenster zeigt, dass sich nun auch unterhalb im Kandertal bereits Wolken bilden:


Letztendlich ist zum Abendessen der Gipfel rundum von Wolken umschlossen, also Aussicht leider keine zu bewundern. Doch ist der Abend dennoch gelungen: Das Menü ist hervorragend und die Atmosphäre im rundum verglasten Restaurantteil für die wenigen Gäste besonders, fast besinnlich.

Die 8 Zimmer sind im Gegensatz zum Erdgeschoss rustikal, mit alten Holzwänden und knarrenden Dielen. Allerdings sind die Innenwände hellhörig. Wir nehmen die beiden Damen im Nebenzimmer wahr, als seien sie mit uns im Zimmer. Ich bin müde und als ich mich nicht mehr auf ihren Dialekt konzentriere und ihn zu verstehen versuche, schlafe ich bald ein. Für meinen Mann hingegen ergeben die Kaskaden von Vokalen und Konsonanten natürlich Sinn und er muss mit anhören, welche Probleme die beiden doch bei der Auswahl ihrer Nachtbekleidung hatten ... :-)
In der Nacht werde ich wach und kann wiederum ein tolles Schauspiel erleben: Der Wind wurde zum Sturm und umtost das Berghaus, einzelne Blitze zucken. Doch in den sehr dicken und massiven Mauern des Hauses fühlt man sich sicher und geborgen.

Am nächsten Morgen geniessen wir unser Frühstück und es öffnen sich sogar einzelne Lücken in den Wolken, das Diemtigtal zeigt sich kurz, auch das Simmental. Doch leider: einen Sonnenaufgang können wir nicht mitverfolgen. Im einsetzenden Regen gehen wir die 200 m zurück zur Niesenbahn. Wir fahren mit anderen Eindrücken als erhofft wieder die halbe Stunde zurück ins Tal, doch ohne Reiz war dieses Erlebnis ganz sicher nicht!

Sonntag, 28. Juli 2013

Laufen im Land der Robidogs

Endlich Urlaub! Der gestrige erste Urlaubstag war allerdings kein wirklich erholsamer, denn die Hitze um die 35 Grad war einfach unerträglich. Zudem entsteht dann, so putzig, pardon "urchig" schweizer Holzhäuser aussehen, unter deren Dächern ein wahrer Glutofen.
In der Nacht kam ein plötzliches Gewitter auf, das endlich Abkühlung auch drinnen brachte.
So brach ich dann heute morgen zu einer Laufrunde auf. Die Sonne verbarg sich noch hinter den Wolken und es war eine recht angenehme Morgenfrische.




Wie erwartet, brachte mich die ansteigende Strecke (Einheimische würden hier schmunzeln, aber für Flachländer wie mich ist das schon fordernd...) ins Keuchen. Mein angepeilter Punkt ist immer eine Kirche, zu der das steilste Stück führt. Ab dort gehts wieder locker und überwiegend abschüssig zurück.




Unterwegs komme ich an einem Robidog vorbei, eine der besten Erfindungen dieses Landes. Während wir uns im angeblich doch immer so disziplinierten und organisierten Heimatland immer wieder über Hundehaufen im Vorgarten und auf dem Gehweg am Haus freuen dürfen, hat man das hier voll im Griff. Flächendeckend stehen Robidogs in Ortschaften, auf Wander-, Feld- und anderen Wegen- und sie werden benutzt!




Für schweizer Hundehalter ist es völlig normal, hier einen Beutel zu ziehen, ihn im Falle des Falles zu benutzen und beim nächsten Robigog zu entsorgen. Warum geht das hier, und nur bei uns  nicht...? Ich mag Hunde, ich kann verstehen, dass sie ihr "Geschäft" machen müssen, aber ich die Hundebesitzer nicht verstehen, die das dann anderen hinterlassen.... :-(

Bald kommt die Sonne hervor und zeigt eindrücklich, wie stark ihre Kraft hier im Bergland ist. Die gefühlte Temperatur steigt rasch, die Luft wird drückend und ich bin froh, auf dem Weg zu einer kühlen Dusche  zu sein.


8,8 km, 58 Min., Puls 140.

Freitag, 26. Juli 2013

Rheinische Morgenstimmung

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, heute gleich beim Aufstehen zu einem Lauf zu starten, kann mich dann aber doch nicht ganz überwinden, entschließe mich stattdessen zum Kompromiss: 6:45 Uhr an den Schreibtisch (Home-Office machts möglich) und erstmal das Wichtigste weggearbeitet, Dann gegen 8:30 Uhr ausgeloggt und los gehts. Es locken 22 Grad und wolkenverhangener Himmel. Zunächst auch angenehmer Wind, der prima kühlt, doch als er nach Richtungswechsel dann zum Rückenwind wird, entfällt leider schlagartig dieser Kühleffekt :-(, die hohe Luftfeuchte, eine rheinische Spezialität, entwickelt sich inzwischen perfekt. Vom gestrigen starken Regen (Die örtliche Presse spricht gar vom Jahrhundertregen - ziemlich übertrieben) stehen noch überall auf den Feldern großen Pfützen, der Boden ist durchweicht. Man spürt fast, wie diese Feuchtigkeit in der warmen Luft verdampft.

Ich laufe eine meiner üblichen Runden durch die Felder, die teilweise über eine gesperrte und zurückgebaute Landstraße führt, an einer Seite noch mit alten Alleebäumen bewachsen. Ich wäre nicht böse, wenn nun etwas aus den Wolken fallen würde... Vor 2-3 Jahren hat es mich genau hier einmal erwischt: Losgelaufen bei Sonnenschein, nur eine Wolke am Himmel. Langsam aber stetig kam sie immer näher, erwartete mich an just dieser Stelle, öffnete ihre Ventile und in Nullkommanichts war ich im prasselnden Regen komplett nass bis auf die Haut, sogar in den Schuhen schwappte das Wasser. Der Spuk hörte genauso schnell wieder auf, wie er gekommen war. Ich lief noch die restlichen km heim, und kam dort wieder trocken und bei Sonnenschein an...

Heute herrscht hier eine andere Stimmung. Grau und tief hängen die Wolken, lassen nur hier und da schwach erahnen, dass über ihnen die Sonne lauert, die Luft schwer und feucht. Kein Auto ist zu hören, obwohl ich überall um mich herum, aber weit genug weg, welche fahren sehe. Einsam zwitschert eine Feldlerche über mir, das einzige markante Geräusch. Der Wind weht und trägt das Grundgeräusch des Tagebaus einige km weiter herüber, eine Art leises metallisches Brummen, durchsetzt manchmal mit kreischenden Zwischentönen. Ein Konzert, dass nur bei bestimmten Windrichtungen wahrzunehmen ist. Eine eigenartige Atmosphäre.

Die Beine laufen zwar gut, doch subjektiv habe ich das Gefühl, am Boden zu kleben und dennoch vom Kreislauf her am Anschlag zu sein. Ich fühle mich nicht gut, vielleicht doch eine Nebenwirkung des Medikaments gegen mein Nackenproblem. (Der Beipackzettel lässt ja da viele Möglichkeiten offen). Erstaunlich, denn der Blick auf die Pulsuhr zeigt mir moderate Werte bei gutem Tempo. Kurz vor dem Ende fallen dann doch einige Tropfen, doch da ist für mich die Dusche schon nah.
10,3 km in 1:06, 6:27 Min/km, Puls 139

Mittwoch, 24. Juli 2013

Nur nicht nachlassen

... ist dann mal meine Devise. Nachdem ich vorgestern meinen heißesten Lauf absolviert hatte (bei 33 Grad 4,4 km, 27 Min.=6:11 Min./km, Puls 147), hat es mich heute gleich nochmal gepackt. Aber nicht, weil ich das nun so liebe, ganz im Gegenteil, ich möchte nur einfach ein Mindestmaß an Kondition über diese heiße Jahreszeit bringen. Heute war ich noch recht zuversichtlich, denn gegen Mittag setzte Regen und relative Kühle um 20 Grad ein! Ich hoffte auf einen erfrischenden Lauf. Doch gegen Abend kam die Sonne wieder mehr und mehr durch und erwärmte die feuchte Luft auf 26 Grad (was ja gegen vorgestern immer noch "kühl" ist).
Da aber zudem Gewitterstimmung herrschte, entschloss ich mich zu einer nah am Haus gelegenen kleinen Runde, um im Falle des Falles (hier ist schließlich rundum flachestes Ackerland) rasch einem Gewitter entfliehen zu können. Aber immerhin, wie schon vorgestern stellte ich fest, dass die Beine eigentlich von selber in ein zügiges Tempo verfallen, ich dann eher mit Bremsen beschäftigt bin, damit der Puls nicht allzu hoch klettert, wegen der Ozonwerte (Heute wars dann 4,6 km in 29 Min.=6:18 Min/km, bei Puls 141).

Zudem sah es heute Morgen noch gar nicht nach Laufen aus, denn seit dem Wochenende stellte sich eine zunehmend schmerzhafte Nackenstarre bei mir ein. Heute gab ich die Hoffnung auf "Gibt sich von selber" auf und besuchte meinen sehr geschätzten Orthopäden. Eigentlich liegen er und ich auf der Linie eher sanfterer Therapien, also z.B. Wärme, Physio, usw. Aber da ich ab übermorgen URLAUB habe und ich diesen genießen möchte, kamen wir nach sorgfältiger Nebenwirkungsrisikoanalyse überein, zum Hammer zu greifen,  Spritze und Tabletten. Gottseidank hatte er mich vorgewarnt wegen des Beipackzettels... ich habe mal nachgemessen: 88 cm, beidseitig bedruckt, macht 1,76 m eng gedruckte Risiken, Nebenwirkungen, Begleiterscheinungen, Warnungen...


Aber immerhin, gegen Abend ist der Schmerz deutlich besser geworden, ich kann den Kopf wieder halbwegs vernünftig drehen, der Urlaub kann kommen!
Mein Orthopäde liebt übrigens die Schweiz und fährt schon seit  über 25 jeden Winter nach Zermatt. Weswegen ich ihm kürzlich einmal die wundervolle Geschichte zukommen ließ, wie das Matterhorn zu seinem Namen kam.
Das hängt nämlich mit den berühmten schweizer Tulpen zusammen....
                                         ....und den fehlenden holländischen Skiliften...
                                                                                          Aber lest selbst...
Ersonnen hat dies der sehr kreative schweizer Autor und Kabarettist Franz Hohler, dessen Webseite extremst minimalistisch und in dieser Reduziertheit fast rekordverdächtig daherkommt.

Montag, 22. Juli 2013

Höhenrausch am Donauufer

Am Wochenende war ich in Linz/Österreich, zu einer Hochzeit. Als beim Boarding in Düsseldorf Walzerklänge ertönten, freute ich mich bereits auf einen schönen Lauf entlang des Donauufers. Der Flugkapitän hieß übrigens Baumgartner, aber er verließ nicht am höchsten Punkt des Fluges mit einem Fallschirm den Flieger...
Um es kurz zu machen, als ich am Freitagabend das klimatisierte Hotel verließ, traf mich fast der Schlag, knapp an die 30 Grad waren es immer noch gegen 19 Uhr. So muss sich ein Sahara-Lauf anfühlen, uff. Das würde anstrengend, und das wurde es. Zunächst am rechten Donauufer entlang, vorbei an Kunstwerken, bis zur Eisenbahnbrücke.


Die Eisenbahnbrücke heißt so, weil dort Autos fahren ... hier querte ich die Donau und hoffte auf schattige Bäume auf der anderen Seite. Aber an diesem Tag war überall Backofen-Feeling, zudem das Ufer nach der kürzlichen Überschwemmung sehr sandig-staubig.


Da war es keine Frage, die 228 km bis Wien heute spontan doch nicht unter die Schuhsohlen zu nehmen...
Lieber langsam wieder zurück. Vorbei an Ausflugsdampfern, zweibeinigen Nachtschattengewächsen und immer auf der Hut vor Radlern.


Schon während des anstrengenden Laufs tauchte vor meinem inneren Auge die Fatamorgana einer stark salzhaltigen Speise auf. Das kurze Stück vom Donauufer zum Hotel am Dom wurde nochmals verschärft härter, in den teils engen Gassen staute sich die Hitze zum Greifen. Aber mein Ziel stand fest, so aberwitzig es auch war, aber im Land der Mehlspeisen, Marillenknödel, der Sacher- und Linzertorte ging es zielstrebig zu   ...
Nordsee!
Denn nur da gabs Bismarckhering! Mh, lecker!!
7,4 schweißtreibende km, mit einem Schnitt von 7 Min/km, und Puls 135 bei knapp 30 Grad.

Aber viel interessanter an Linz war der Höhenrausch. Das ist eine Art Erlebniskunst auf den Dächern eines Einkaufszentrums, des angrenzenden Parkhauses und sogar DURCH einen Kirchturm. Man steigt dort oben über Holzstege, hat eine unbeschreibliche Aussicht und staunt über die Ideen der Künstler. Der erste Höhenrausch wurde 2009 aufgebaut und seitdem jeden Sommer verändert und erweitert.


Man hat die Wahl zwischen direktem Aufstieg oder dem "Aufstieg durch die Kunst", also durch Räume mit Videoinstallationen und anderen Kunstwerken. Teils witzig, teils kreativ, teils abge- und überdreht (Ich brauche keinen Turm aus echten Kalaschnikovs, mit einem Bildschirm daneben, der echte Hinrichtungen zeigt...).


Unter den Sonnenschirmen verbirgt sich ein Café in luftiger Höhe.


So wandert man von Steg zu Steg, von Treppe zu Treppe.


In diesem Jahr steht ein komplettes Zirkuszelt hier oben. 2009 war es ein Riesenrad.


Dieser "Bienenkorb" ist ganz aus Bambus geflochten:


Der Gang dorthin ist sehr schön zu durchschreiten.


Im Turm kann man sich hinlegen und den Blick und die angenehme Luft genießen:


Dies ist der höchste Sprungturm, von dem man NICHT springen kann:


Hier die Passage durch den Glockenturm der Kirche:


Man erkennt an manchen Stellen, wie waghalsig (aber stabil) doch die ganze Konstruktion ist, hoch über der Linzer Fußgängerzone:


In diesem Jahr das besondere Highlight: Nochmals 144 Stufen höher auf diesen Turm:


Oben ist eine herrliche Luft. Während unten in den Straßen schon wieder die 30-Grad-Marke droht, weht hier oben ein kräftiger Wind, gefühlte 20 Grad. Der Ausblick ist unbeschreiblich. Allerdings - nichts für Höhenängstliche, der Turm entwickelt ziemliche Eigenschwingungen.
Wer zufällig in der Nähe ist, sollte den Linzer  Höhenrausch unbedingt besuchen. Dann hat man sich den Kaiserschmarren redlich verdient!!!

Mittwoch, 17. Juli 2013

Besser messen

Heute wollen wir zur Abwechslung eine Runde gemeinsam laufen. Was  wegen des unterschiedlichen Tempos meines eidgenössischen Ehemanns und mir eher selten vorkommt. Läuft er nach seinem Gusto, ist es mir zu schnell, richtet er sich nach mir, machen mich seine Trippelschritte eher nervös bzw. es verleitet mich dazu, zu schnell zu laufen.
Um den Lauf wegen der heutigen 26 Grad erträglich zu gestalten, traben wir der Erft entlang, von Bergheim nach Bedburg und zurück. Wie erhofft, ist es entlang des Flußlaufs und besonders an den bewaldeten Stellen recht angenehm, dazu geht noch ein guter Wind.

Wir laufen die erste Hälfte etwas schneller als die zweite, ansonsten recht gleichmäßig. Unterwegs rufen wir uns gelegentlich die angezeigte Geschwindigkeit unserer Uhren (Polar mit Schuhsensor bzw. Garmin mit GPS) zu. Seltsam, obwohl wir beide nebeneinander laufen, gibt Garmin permanent die schnellere Zeit an, meist rd. 20 Sekunden schneller als meine Polar. Dabei habe ich keinen Grund, an dieser zu zweifeln, denn bei den letzten beiden 10-er Läufen zeigte sie auf 10 m genau die Distanz wie jeweils vom Veranstalter ausgemessen.

Am Ende sind wir laut Polar 9,23 km gelaufen, laut Garmin aber 9,85 km. Bei exakt gleicher Zeit, nämlich 1:00:43. Macht bei Polar einen Schnitt von 6:35 Min/km, bei Garmin 6:11 Min/km. (Puls war 144 im Schnitt).
Da lässt die Beamtenseele keine Ruhe. Also wird mittels einer Läuferwebseite und Google-Earth nachgemessen. Anscheinend hatte Polar heute einen schlechten Tag, denn diese Nachmessung ergibt auch 9,8 km.
Erfreulich für mich, denn hätte ich meiner Uhr vertraut, hätte ich weniger Grund zur Freude :-)

Sonntag, 14. Juli 2013

Bandstraße II - Heimatkunde

Der heutige Lauf ist wahrscheinlich der mit dem seltsamsten Protokoll auf meiner Laufuhr. Denn so oft stehengeblieben und die Pausentaste gedrückt - das gabs noch nie. Und das nicht etwa, weil es Schuhläden, Eisdielen oder Tortenbuffets gegeben hätte, nein, es war nur künstliche Natur... Aber der Reihe nach:

Ich hatte mich entschlossen, das mir bislang noch unbekannte Ende der Bandstraße (Post vom 4.7.13) zu erkunden.
Ich parke nahe des Schlosses Paffendorf, um zunächst noch ein wenig an der schattigen Erft entlang zu laufen. Der Weg führt entlang der Schlossparkbegrenzung.


Bemerkenswerterweise ist der obere Stacheldrahtteil des Zauns nach innen, zum Park hin geneigt, vielleicht, falls Besucher fluchtartig des Gelände verlassen möchten...? Dafür besteht allerdings keinerlei Anlass, denn der Blick in den Park (frei zugänglich) zeigt eine fast verwunschene Atmosphäre:


Weiter geht es der Erft entlang, deren Uferzonen sich hier größtenteils natürlich entwickeln dürfen.


Das sonnige Wetter nutzen heute auch Radler und Kanufahrer.


Nach gut 1,5 km erreiche ich den Punkt, an dem noch vor 1,5 Jahren vorläufiger Schluss am östlichen Ende des nutzbaren Teils der Bandstraße war. Die Brücke konnten wir seinerzeit noch im Bau sehen.

Heute nun Premiere: Ich setze meinen Fuß auf mir neues Terrain.


Aha, der Blick lässt also Weite erahnen. Hinten erkennt man eine weitere Brücke, es folgt eine Treppe und dann findet man sich auf einer Art Plateau wieder.


Dieses Bild ist aus dem Grund sehr bemerkenswert, als es hier vor wenigen Jahren noch völlig anders aussah. All dies, was nun noch an Bildern folgt, ist menschgemachte Natur. Bis zum Kraftwerk am Horizont erstreckte sich ab hier der Tagebau Fortuna-Garsdorf, ein Loch von bis zu 360m Tiefe und einer Ausdehnung von 22 (zweiundzwanzig!) km². Was man also hier sieht, ist völlig neu aufgeschüttete Erde und ganz und gar künstliche Landschaft, an vielen Stellen auch als solche noch erkennbar.

Es weht ein sehr angenehmer Wind, die Sonne brennt nicht zu heiß, neugierig trabe ich weiter. Dieser Teil der Bandstraße präsentiert sich völlig anders, als der süd-westliche. Während dieser eher den Eindruck vermittelt, man laufe durch einen Wald, öffnet sich hier zur Linken eine noch entstehende Heidelandschaft. Der Blick in die Ferne zeigt Ackerflächen.
Doch ein roter Punkt lässt auch schon eine weitere Fortsetzung der Kunstobjekte des älteren Bandstraßenteils erahnen:

Derzeit noch Baustelle:


Hier kommt es zu einer interessanten Begegnung: Ein älteres Ehepaar, das mir auf Rädern entgegenkommt, stoppt. Offenkundig sind sie wie ich auf Entdeckungstour und fragen mich, was denn dort ist, woher ich gerade komme und was DAS denn dort sei? Der Mann ergänzt, also das sei aber nichts für Kinder, da müsse man ganz andere Spielmöglichkeiten schaffen. Ich erläutere vorsichtig, das sei kein Spielplatz, sondern ein Kunstobjekt und 3-4 km weiter sei das nächste und dann noch eines, inklusive Informationstafel. "Kunst?! Das soll Kunst sein?!" Seine Frau zeigt sich meiner Ansicht gegenüber recht offen, dass es doch ein reizvoller Kontrast zur Landschaft sei, die Bandstraße hier und da mit ähnlichen Objekten zu ergänzen, ihr Mann kann dafür nicht wirklich Begeisterung entwickeln. Nun ja, das liegt sicher im Auge des Betrachters. Er lässt mich teilhaben an seiner Begeisterung über Grillplätze in Italien, wo das Holz gleich nutzfertig parat liege, was er sich auch als Erlebniselement hier auch vorstellen könne.
Na was mit solchen Grillplätzen hier, in unserem Ballungsgebiet passieren würde, ist zu befürchten: Entweder verschwindet das Holz, oder es wird gleich als ganzer Haufen abgefackelt.
Unsere Unterhaltung streift die bestehende Gesetzgebung zur Untersagung solcher Aktivitäten und der mangelhaften Durchsetzungsfähigkeit der hiesigen Ordnungskräfte. Ich erlaube mir den Hinweis, dass man vielleicht früher, im Elternhaus ansetzen müsse... schwere Kost am Sonntagnachmittag.
Über die kleine Unterhaltung vergesse ich glatt zu fragen, wie es denn auf deren Seite weiterginge, aber das kann ich mir ja auch erlaufen. Doch zuvor ist meine Neugier nicht zu bremsen und stelle mich in den halbfertigen Betonbogen hinein. Er eröffnet eine schöne Perspektive auf die gerade zurückgelegte Strecke:


Und auf der anderen Seite geht's dann weiter:


Links und rechts dieses völlig autofreien Weges "blüht mir so einiges":




Doch plötzlich ist Schluss, der Weg endet abrupt und dachte ich zuvor noch, näher bis zum Kraftwerk zu kommen, so versperrt nun ein Feld und ein letzter kleiner Rest des Tagebaus das schnurgerade Asphaltband.
Es geht nur nach links oder rechts. Ich entscheide mich für rechts, laufe ein Stück an einer bewaldeten Kuppe entlang, schlage dann einen Bogen um das Feld herum und laufe auf einem Feldweg parallel zur Bandstraße wieder zurück. War die Laufperspektive bisher durch das Kraftwerk geprägt, so öffnet sich nun eine endlose Weite.


Inzwischen ist es nachmittägliche Ausflugszeit, ich sehe mehr und mehr Radfahrer und Spaziergänger. Häufig stehen sie, so wie ich, einfach nur da und schauen und versuchen sich zu orientieren. Denn obwohl hier erkennbar ein großes Naherholungsgebiet entsteht, fehlen noch wichtige Details: Hinweisschilder. Momentan funktioniert Orientierung nur mit Pfadfindertugenden und Sonnenstand, sobald man sich von der Bandstraße entfernt hat.
Und zu erkunden gibt es hier sicherlich noch vieles. Ein Segelflugplatz ist schon in Betrieb, es entsteht ein See, von ferne sehe ich eine Grillhütte und vermute auch anhand der erkennbaren Kirchtürme, wie die Wege verlaufen könnten. Doch das soll mindestens einem weiteren Lauf in diesem sehr reizvollen Revier vorbehalten sein, ich vermute aber eher häufigere Wiederkehr.

Zurück geht es zur Brücke und der Erft entlang. Noch ein kleiner Blick in den Schlosspark, der mir aus Kindertagen, als ich in diesem Ort (also nicht im Schloss, im Dorf daneben...) einmal aufwuchs, vertraut ist:


In der Nähe gefallen mir die begrünten Fassaden einer Häuserzeile, die "zu meiner Zeit" noch völlig brav, bürgerlich und bieder daherkam. Mittlerweile ein idyllisches Fleckchen:



Das gelbe Schild sagt übrigens nicht "Ausfahrt freihalten" sondern
                                                        "Freiheit aushalten".... :-)

Der ursprünglich geplante lange Lauf dauerte zwar brutto knappe 2 Stunden, durch die immer wieder eingelegten Stopps waren es am Ende aber "nur" 10,6 km. Doch soviel neue Eindrücke in der eigenen Heimat muss man erstmal aufnehmen...;-)

10,6 km, 1:10 Std., Pulsdurchschnitt 141, Durchschnittstempo 6:27 Min/km.
22 Grad Sonne und Wind.


Samstag, 13. Juli 2013

Horremer Abendlauf

Der gestrige Tag hielt zwei große Herausforderung bereit:
1. Unser Kater musste zur Impfung   und
2. Der Horremer Abendlauf wollte absolviert sein.

Nr. 1 war insofern fordernd, als unsere Fellnase sich nicht freiwillig in eine Box setzen lässt. Doch wie im Läuferleben auch, so half hier zielorientiertes Training unter Einbeziehung seiner individueller Motivationsprioritäten. Will sagen: Für Leckerlis tut er alles, marschiert sogar nach einer Woche entsprechendes Trainings dann doch in die Kiste. Nr. 1 war also erledigt.

Nr. 2 hatte natürlich mit noch mehr Training zu tun und ich war gespannt, wie es sich so nach dem 10'er am Sonntag zuvor anlassen würde. Das Wetter war uns jedenfalls freundlich gesonnen, knappe 20 Grad und Wind.
Bei unserer Ankunft können wir gerade den Start des 5-km-Felds mitverfolgen und den freundlichen Worten der Bürgermeisterin lauschen. Und schon nach wenigen Minuten läuft bereits die Spitze des 5'er-Feldes ein. Gelegenheit, Laufstudien zu betreiben. Da gibt es Läufer, deren Lauf geschmeidig, kräftig und Blick zielgerichtet nach vorn geht. Und gleich daneben läuft einer optisch völlig unrund, manchmal mit Anleihen bei Watschelenten - und dennoch, beide kommen mit fast gleicher Zeit ins Ziel. Das wird mir ewig ein Rätsel bleiben...
Wir laufen uns ein wenig ein.
Währenddessen füllt sich der Marktplatz weiter gut, denn dank der Wurstbratereien und der Biertische und -bänke entstandenen Biergartenatmosphäre zieht das Ereignis nicht nur typisches Läufervolk an.
Gegen 19 Uhr macht sich das knapp 450 Teilnehmer starke Hauptlauffeld startklar. Der Blick auf die Laufshirts verspricht ein buntes Läuferpanoptikum: Da stehen "...-Wahnsinn" und "...Power" nebeneinander, "Alpenglühen", "Laktatkönige" und "Krabbelgruppe ....". Und "die Feuerwehr löscht alles"!

Zunächst geht es einige 100m noch durch ruhige Anliegerstraßen, hier u.a. unterstützt durch kräftiges, aber schräges Posthorntuten eines älteren Musikindividualisten. Dann biegen wir ab in den schattigen Wald. Hier überholt mich der mir schon am vergangenen Sonntag aufgefallene Läufer des Diabetes-Programms wieder, ich werde ihn erst im Ziel wiedersehen.
Ansonsten ist auf den ersten km das Mittelfeld noch recht eng beieinander. Mein Tempo pendelt sich bei knapp über 5:30 Min/km ein. Bei km 3,5 die erste Wasserstelle, viele, wie auch ich, nehmen das nicht zu kühle Nass dankbar an. Nun schließt sich die lange Gerade durch ein Wohnviertel an. Während der Wind kräftig entgegenpustet, kann man allerlei unterschiedliche Publikumstypen studieren:

Die Begeisterten:
-stehen klatschend am Straßenrand, setzen Rasseln, Tröten, Glocken und ähnliche lautgebende Utensilien ein, worüber sich jeder Läufer freut.

Die Schweigsamen:
- stehen mit undurchdringlichen Mienen am Straßenrand, zeigen möglichst keine Emotion, als seien sie fast eher zufällig hierhin zwangsversetzt.

Die traditionellen Anlieger:
- wenn schon vor der eigenen Haustür etwas passiert, dann muss das mitverfolgt werden! Man öffnet das Fenster zur Straße, legt ein großes weiches Kissen auf die Fensterbank und darauf den Oberkörper gemütlich in einer so geschaffenen temporären Relax-Position ab. Wenns gut läuft, werden zuvor noch Lautsprecher in Position gebracht und Musik erklingt, so haben auch die Läufer etwas davon.

Die Stimmungsmacher:
- Steigerungsform im Anliegerbereich. Balkon- bzw. Terrassensitzmöbel werden vor dem Haus in Stellung gebracht. Die Versorgung mit Getränken und Nahrungsmitteln ist bestens organisiert. Gestern sah man sogar Stimmungsmacher mit Sternchen: Dort waren die Namen von teilnehmenden Freunden, Verwandten und Bekannten mit bunter Kreide nach Tour-de-France-Manier auf den Asphalt geschrieben. Gern strecken sich Kinderhände zum Abklatschen ins Läuferfeld :-)

Die Coolen:
- sitzen auf Designerstühlen vor dem Haus und tippen auf ihren Smartphones herum. Sind meist jünger. Aber warum muss man sich zum sms'en oder surfen extra Stühle auf den Gehsteig stellen, wenn man sich sowieso nicht für den Lauf interessiert...?

Kurz vor km 5 steht eine Trommlergruppe und sorgt für brasilianische Stimmung bei den Teilnehmern und Zuschauern. Auf geht's in die zweite Runde. Gern würde ich ja beim Ziel, das wir hier einmal durchqueren, einfach ausscheren, aber aufhören ist nicht, die zweite Runde steht an. Trotz der Anstrengung hat sich inzwischen der Körper eingelaufen, der Puls liegt bei knapp über 160. Der Postillion steht immer noch schmetternd auf seinem Posten.
Im Wald sehe ich plötzlich einen Knirps ein gutes Stück vor mir laufen.
Von hinten der Ruf "Der Junge da vorn soll stehenbleiben!"
Antwortet jemand "Ist das Tom?"
"Ja-haaa!"
"To-om, bleib steeee-hen!"
Tom dreht sich kurz um, er scheint mir vielleicht 7 oder 8 Jahre alt zu sein, also für diesen Lauf gar nicht zugelassen, und antwortet kurz, prägnant und selbstsicher "Nö!" und läuft weiter.
Anscheinend hat er beim Schülerlauf soviel Spaß an der Sache bekommen, dass er nicht zu bremsen ist.

Ca. bei km 6 laufe ich langsam auf eine Gestalt auf. Zuerst vermute ich einen älteren Mann, doch beim Näherkommen ist es eine Seniorin. Sie läuft ihren Stiefel, doch als sie mich bemerkt setzt sie alles daran, sich nicht überholen zu lassen. Jedesmal, wenn ich knapp neben ihr bin, legt sie eine Winzigkeit zu. Ich laufe am Anschlag und möchte daher mein Pulver hier nicht verschießen. Andererseits passt so die Pace auch für mich. So laufen wir bis ins Ziel, ich von ihr gezogen, sie von mir geschoben. Diesmal habe ich in Zielnähe allerdings keine Energie mehr für einen Endspurt, sie kann sich ein paar Meter absetzen. Doch wie ich vermute, und mir nachher auch die Resultateliste  bestätigt, ist meine Endzeit schneller, da sie einige Sekunden vor mir gestartet war. Allerdings - Chapeau- sie ist W 65!

Ich erreiche das Ziel leider nicht in neuer persönlicher Bestzeit. Ok, aber das spornt dann nur an.
Ich bin 50. Frau von 108 und 5. in meiner AK, in der nächsthöheren W55 hätte ich gewonnen! Was für eine tolle Perspektive zum älter werden :-)

Nachdem ich im Ziel meine Puste wiedergewonnen habe, hole ich bei der Kleideraufbewahrung unsere Sachen ab. Dort erhält jeder Teilnehmer als Erinnerung ein Kölschglas. Für Nicht-Rheinländer: Das sind Gläser mit 0,2 l Fassungsvermögen, also genau richtig für ein paar Schluck kühles, frisches Bier, das in rheinischen Kneipen dann gleich wieder ebenso frisch nachgeschenkt wird, kölsches Qualitätsmanagement quasi.
Lustigerweise ist aber der Zielbogen gesponsert von einer bayerischen Brauerei, was in der hiesigen Kölschbierhochburg schon recht bemerkenswert erscheint. Ich schlendere zurück, um dies noch fotografisch zu dokumentieren:


Erst bei Sichtung des Fotos erkenne ich, dass ich da gerade Tom bei seinem Zielspurt erwischt habe.
Aus dem wird mal ein echter Kämpfer!

Endzeit 55:53 Min., Durchschnittstempo 5:35 pro km, Pulsdurchschnitt 160
19-20 Grad, windig


Donnerstag, 11. Juli 2013

Noch schnell die Beine lockern

In Anbetracht des morgen anstehenden 10-km-Rennens wollte ich heute nur nochmals kurz die Beine etwas lockern. Doch da entgegen den ursprünglichen Wetterprognosen für diese Woche (Die Wetterfrösche sind auch nicht mehr das, was sie mal waren) auch heute nochmals gute Laufbedingungen bei 20 Grad statt erneuter Hitze herrschen, sind die Beine kaum zu bremsen und automatisch stellt sich ein Tempo von 5.44 Min/km ein. Da ich mich dennoch ja eben nicht auspowern will, reduziere ich das Tempo und laufe gemütlicher durch ein Neubaugebiet in der Nähe.
Dabei drängt sich mir fast der Eindruck auf, meine Pulsuhr kann hellsehen...  denn üblicherweise habe ich die Anzeige auf Puls, Tempo und Zeit stehen, doch heute -ohne dass ich es verändert hätte, zeigt mir das Ding die Kalorienanzahl. Als wenn es wüsste, dass ich heute Mittag in der Teeküche doch ein paar von diesen leckeren Schoko-ummantelten Plätzchen genascht hätte. Und daneben standen auch noch Pralinen, und so ein Champagner-Trüffel-Exemplar war schon arg verlockend... :-)

A propos Pulsuhr:
Nachdem mir Polar auf meine Anfrage nach der Lieferbarkeit eines neuen Armbandes den Hinweis auf neuen Lagerbestand zukommen ließ, wollte ich gleich heute bestellen. Allerdings gleicht der Bestellvorgang einer Ware im Wert von 9,95 EUR (inkl. MWSt.) dort einem Hindernisparcours erster Güte. Nicht nur, dass man bei Polar für dieses Invest ein Kundenkonto anlegen muss. Nein, auch der Bezahlvorgang über ein anderes, mir bis dato unbekanntes Unternehmen erfordert zunächst die Eröffnung eines weiteren Kundenkontos. Das dann per SMS-Code aktiviert werden muss. Doch als ich mich nach diesem Schritt durch Wahl der Option "Abbuchung" fast am Ziel wähne, ist das Räderwerk virtueller Folter noch lange nicht zum Stilstand gekommen, denn plötzlich wird mir nur noch die Option "Überweisung" angeboten, die mich -welch Wunderwerk der digitalen Welt- sogleich zu meiner Bank durchleitet. Hier soll ich nun eine Überweisung tätigen und eben noch eine TAN zur Hand haben.

Und was ist mit meiner schon angeklickten Abbuchungsoption? Zahle ich hier nachher doppelt?

Also alle Schritte zurück um zu sehen, ob ich irgendwo etwas übersehen hätte... Am Ende habe ich dann gar keine Bestellung mehr im Polar-Kundenkonto, und mein Bezahl-Kundenkonto ist gesperrt.
Im zweiten Anlauf dann gelingt mir der Coup, ich durchlaufe in Kenntnis des mir bevorstehenden Wahns alle Stufen im Durchmarsch und eine Bestellbestätigung krönt mein Mail-Postfach.
Wenn ich diese Zeit zusammenrechne - da laufen Spitzenathleten locker mehr als 5 km...

4,6 km in 27:26 Min, Puls 139, 20 Grad

Dienstag, 9. Juli 2013

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf

Nachdem wir am Sonntag einen  10-km-Wettkampf -sehr kurzfristig entschlossen- absolviert hatten, steht bereits am kommenden Freitag der nächste an.
Das wirft für mich die Frage auf, wie die Woche dazwischen gestalten? Denn nach einer Wettkampfbelastung sollte man ja regenerieren, vor einem Wettkampf auch eher moderat laufen. Das würde eigentlich für eine gemütliche Woche sprechen. Aber ein wenig Bewegung sollte schon sein, damit die Beine gefordert bleiben. Mein dickes Laufbuch hat keinen Rat zur Hand, also geht's einfach nach Bauchgefühl:
Montag, der Tag nach dem Wettkampf ist klar: ausruhen.
Donnerstag, der Tag vor dem Lauf, sollte auch maximal eine ruhige kurze Laufrunde beinhalten. Bleibt also heute und morgen.

Letztendlich kommt der Kompriss heraus, heute zunächst einmal eine Runde des auf 2 Runden angelegten Volkslaufs in gemäßigtem Tempo zu laufen.
Da der Lauf im Nachbarort, nur 2,5 km entfernt stattfindet, sind wir in einer sehr komfortablen Situation. Die Strecke selber kenne ich in Teilen, die ich allerdings noch nicht in dieser Kombination gelaufen bin.
Wir steigen an dem Punkt in den Kurs ein, der uns am nächsten liegt. Beginnen zwischen Waldrand und Bebauung, kurz danach geht es hinein in den Wald. Es ist erstaunlich, wie stark man sofort den Temperaturunterschied von 27 in der Sonne und dem deutlich kühleren Wald wahrnimmt. Es geht ein leichter Wind, sehr angenehm. Wir laufen mit etwas über 6 Min/km. Als wir den Wald kurz verlassen, um am Feldrand weiterzulaufen, spürt man sofort wieder die Kraft der Sonne, doch nur kurz, bald tauchen wir wieder in den Wald ein, laufen entlang eines Flüsschens, unter einer Autobahn hindurch. Die kühle Luft lässt selbst den Autolärm in den Hintergrund treten. Dann überqueren wir den kleinen Wasserlauf, vorbei an einigen malerischen Fachwerkhäusern geht's zurück in den Ort, eine sehr lange, schnurgerade Straße mit Ein- und Mehrfamilienhäusern. Hier fühlt man noch die Tageshitze, es weht ein kräftiger Wind, er kommt uns genau entgegen. Schon stehen die Parkverbotsschilder für Freitag in Position, man überlässt nichts dem Zufall, es ist aber auch eine bewährte Veranstaltung. Wir biegen kurz auf den Marktplatz ab, wo Freitag Start und Ziel sein wird, dann nochmals ein Stück zwischen den Häusern hindurch und zurück zum Auto. Nun kennen wir den Verlauf, der uns zumindest mit schätzungsweise 2 oder 3 Höhenmetern und den langen Waldstücken sicherlich entgegen kommen wird.

5,6 km, 35 Min, Puls 144, 27 Grad.

Sonntag, 7. Juli 2013

Rheinbogenlauf

Oder: Heute zur Abwechslung mal quälen ;-)

Noch vor 3 Tagen war mir von meiner Teilnahme an diesem Lauf nichts bekannt, aber als Chris mit dem Vorschlag kam, doch die 10 km zu laufen, erschien dies bei aller Skepsis doch eine gute Option, ein wenig Dynamik ins Training zu bekommen.
So machen wir uns heute an einem wunderschönen Sommersonntagsmorgen auf nach Köln-Weiß. Schon um 8 Uhr waren 20 Grad zu verzeichnen. Die Autobahn ist gähnend leer, das hätte ich mir all die Jahre gewünscht, die ich hier meinen täglichen Weg zur Arbeit zurücklegte...

Der Rheinbogenlauf stellt sich als eher familiäre Veranstaltung dar, 2012 gab es beim Hauptlauf rd. 250 Teilnehmer/innen. Wie wir schon zuvor erfahren hatten, ist das Parken im eng bebauten Wohnviertel rund um das Sportplatzgelände ein wenig schwierig, doch der Verein hat dort freundliche Helfer postiert, die uns ein wenig bei der Parkplatzsuche unterstützten. Nach einem kleinen Spaziergang erreichen wir das Sportgelände, wo wir unsere Nachmeldung problemlos erledigen können. Ich lerne ein neues Zeitmesssystem kennen, kein Mikatiming-Chip, kein Chip auf der Rückseite der Startnummer, sondern ein Abrissband an der Startnummer, das man sich gemäß Anleitung als Schleife vorne auf die Schuhschnürung setzen muss. Sieht ein wenig aus, wie der Anfang eines Geschenkbandes :-)

Da noch länger Zeit bis zu unserem Lauf ist, können wir uns ein wenig umsehen. Es gibt einen kleinen Verkaufsstand, einen großen Tisch mit Prospektmaterial anderer Läufe, sogar der Luzern-Marathon, Bettmeralp und Aletsch-Region sind vertreten! Und hinten im Schatten lockt schon das Kuchenbuffet, wo liebevoll selbstgebackene Werke für nur 1 EUR pro Stück feilgeboten werden. Auch ein Fotografenteam bereitet seinen Einsatz vor, Fotos zum Sofortmitnehmen. Also alles bestens vorbereitet. Wir nehmen auf einer Bank im Schatten Platz. Plötzlich - ein schmatzendes kurzes Geräusch, ich spüre ein paar feuchte Tropfen. Wir schauen uns an, Chris hat einen dicken Vogelsch... auf der Schulter seines weißen Shirts, am Arm rinnt weiteres herab. Der Blick nach oben zu den Bäumen lässt den Übeltäter nicht erkennen, aber ein Spatz war DAS nicht! Welch ein Omen, was will uns der Himmel damit sagen...? Nach Reinigung begeben wir uns aber zunächst einmal zum Zieleinlauf der 5-km-Läufer und des Minimarathons für Kinder (3,8 km). Viele Kids stürmen teils hochkonzentriert, atemlos, rotwangig zur Freude ihrer Eltern ins Ziel, lassen sich ihre Medaillen ebenfalls im Mini-Format, umhängen.

Bald wird es für uns Zeit. Beim Einlaufen spüre ich einige Seitenstiche, die Sonne steigt und strahlt. Ja, wir wollten alle den Sommer, und hier isser!
Langsam formt sich das Starterfeld an der Linie. Die Insider wissen, es gibt keine Zeitmessung beim Start, nur beim Ziel, also läuft für alle mit dem Schuss die Zeit. Einige "Cracks" drücken physisch und verbal nach vorne, es gibt Schubsen von naßgeschwitzten Männerarmen. Das "Team Luftwaffe" ist schon jetzt am Boden sehr auf aktiven Raumgewinn bedacht, "Laufmonster" äugen um sich. Sogar ein gutes altes Baumwoll-T-Shirt mit grünem Slogan mache ich aus, unzweifelhaft lange Jahre ehrenhaft getragen.

Ich stelle mich gern nach hinten, weiß ich doch mein Laufvermögen realistisch einzuschätzen. Kurz und schmerzlos wird das Startsignal gegeben. Ich passe mich dem noch langsam laufenden Feld im Tempo an, denn mein alter Fehler, zu schnell anzugehen, kommt doch immer wieder durch. Ein bunter Läuferlindwurm begibt sich auf den Feldweg zwischen Getreidefeldern. Bald kommt links ein Pferdehof in Sicht, doch schon vorher kündigt er sich eher für die Nase an, denn die Hitze (25 Grad) befördert gewisse olfaktorische Botenstoffe. Einige Pferde stehen in Decken auf der Weide, sie haben wohl den Frühsport schon hinter sich, eines trägt sogar einen Umhang im Zebramuster. Bei km 1 verspüre ich wieder Seitenstiche, Gottseidank legen sie sich bald.
Ich wundere mich sehr über einige Läufer, die bei diesem Bedingungen schwarze Kleidung tragen, ich habe schon in leichtestem Outfit mit der Hitze zu kämpfen... Jeden möglichen Schatten nehme ich dankbar an. Der Kurs knickt bald ab in Richtung Rhein, den man aber nur ahnen kann, denn hier liegt am Ufer ein größerer Campingplatz. Dort machen sich die Gäste zum Sonnenbad bereit, der Biergarten ist geöffnet - das wärs jetzt! Aber jeder sucht sich sein Schicksal selber aus... Meine Geschwindigkeit liegt knapp über 5:30 Min/km, der Puls geht kräftig, ich habe das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Doch schon kommt ein Verpflegungsstand in Sicht und danach ein längeres kühlendes Waldstück. Welch eine Labsal! Beides tut gut, es macht Spaß, den Vögeln zu lauschen und den Schatten zu genießen, nur die Radfahrer und Spaziergänger, die ihr Gewohnheitsrecht auf dem schmalen Weg ausüben, stören heute ein wenig.
Am Ende des Waldstücks sieht man ganz weit entfernt den Startbereich, also die Hälfte der Strecke, aber bis dahin lauert noch ein Hitzestück auf Asphalt in praller Sonne. Die Wassergabe an km 5 tut so gut, und damit geht es auf die zweite Runde. 
Das Gute ist, ab hier weiß ich, was kommt. Das Schlechte ist, ab hier weiß ich, dass alles nochmal kommt. 
Ein Veranstaltungshelfer ruft laut die Zwischenzeiten, prima Service! Wenigstens bin ich bis hier nicht von der Spitze überholt worden, die haben wohl auch mit der Hitze zu tun. Ich schaue mir die anderen Läufer an. Alle pusten, schnaufen und kämpfen. Ich bewundere einen älteren Läufer aus dem Diabetes-Programm. Den hatte ich am Anfang überholt, nun treffen wir am nächsten Verpflegungspunkt wieder aufeinander, ein kleiner, aufbauender Wortwechsel, und er zieht an mir langsam aber sicher vorüber. Ich konzentriere mich auf das letzte Drittel. Der Schweinehund, der mich zum gehen bewegen will, wird ziemlich vorlaut. Aber die Beine traben, der Puls pocht, hat sich aber bei erfreulichen 160 eingependelt, doch die -subjektive- Luftknappheit lässt nicht mehr zu. Das nun nochmals folgende Waldstück erfrischt ein wenig. Ich kann einige einzelne Läufer überholen, auch jüngere -was mich, ja, ich gebe es zu, doch ein wenig aufbaut. 
Auf den letzten beiden km höre ich eine "Dampflok" von hinten heranschnaufen, ein Mann, der wirklich das Letzte aus sich herausholt. Den muss ich ziehen lassen, dann folgt noch einer im froschgrünen Outfit eines Pharmakonzerns in der Region. Beim Überholen drückt er mich fast ins Gebüsch, muss ja auch nicht sein! Das spornt an, ich hänge mich an seine Fersen. Ein letzter schattiger Waldrand, dann eine Linkskurve und noch rd. 200 m bis zum Ziel.
Der Froschgrüne kommt nicht wirklich weg, ich nehme mir ein Herz und rase los (die Pulsuhr zeigt mir hier später 4:19), ich schließe auf, bin neben ihm. Hält er dagegen? Nein, er kann nicht mehr, immer schneller fliegen meine Beine, ich mache mir Sorge, auf dem holprigen Weg nicht zu stolpern. Kaum können die Beine das Tempo noch halten, doch endlich ist das Ziel da!
Ich-bin-so-was-von-fer-tig-und-aus-ge-pumpt,
    ich        kann        nicht        mehr...

Chris, der seit 10 Minuten im Ziel ist, erwartet mich an der Linie und hält mir ein Getränk entgegen. Da er schon eine Weile so mit dem Becher bewaffnet dort stand, hatte ihn zwischenzeitlich schon ein anderer Läufer mit der letzten Kraft darum gebeten. Aber es gab genug zu trinken und Chris überließ ihm gern den rettenden Tropfen, holte gleich wieder Nachschub.
Im Ziel steht das Gros des Starterfelds, drängt sich im Schatten.Viele, so auch ich, müssen erst einmal verschnaufen - im wahrsten Sinn des Wortes. Ich muss mich einen Moment setzen, habe keine einzige trockene Faser am Leib, als ich die Cap abnehme, rinnt der Schweiß nur so in die Augen. Noch nicht einmal der Gedanke ans Kuchenbuffet muntert mich wirklich auf, das will etwas heißen! Doch bald hat sich der Körper beruhigt, wir treten, bewaffnet mit Leckereien für daheim, den Rückweg an.
Dann kann der 10er am nächsten Freitagabend kommen!

Endzeit 57:05 (3. AK W50, na wenigstens...), Durchschnittstempo 5:42, Puls 160. Distanzmessung mit Polar Fußsensor 9990m

Samstag, 6. Juli 2013

Change of plans

Eigentlich wollte ich heute eine gute Stunde laufen und morgen einen längeren Dauerlauf, doch mein eidgenössischer Ehemann fand, wir könnten doch morgen bei Köln an einem 10-km-Lauf teilnehmen... Nun ist mir ja als deutscher Beamtin des höheren Dienstes Flexibilität in Fleisch und Blut übergegangen (lacht da etwa jemand...?), also wurde der Plan geändert und ich lief heute nur eine kleine Lockerungs-Runde auf meiner "Hausstrecke".

Schon um 10 Uhr zeigte das Thermometer 23 Grad im Schatten, unser Kater zog da schon ein ruhiges Plätzchen vor.

Ich trabte also los. Eine meiner üblichen Perspektiven ist diese:
Wir machen hier unsere Wolken selber ..., nein, das ist nicht wirklich der Sinn. Es sind Kohlekraftwerke. Das im Vordergrund ist übrigens im bundesdeutschen Vergleich Topklasse im Schadstoffausstoß. Irgendwoher muss ja der Strom für die Klimageräte, die Unterhaltungselektronik (auch im Stand-by) usw. kommen. Also, je mehr Leute ihre elektrischen Geräte in Gang setzen, umso fleißiger pusten sie hier Wolken in den Himmel. Zwar gibt es zunehmend auch Windkraftanlagen in unserer Region, aber wie man auf dem Bild sieht, weht gerade in Bodennähe kein Wind. 
Ein anderes Landschaftsmerkmal gäbe es hier zu sehen:
Genau in der Bildmitte, hinter den Bäumen, liegt ein Berg. Wirklich! Leider nur im Dunst gerade nicht erkennbar. Wir bauen hier nämlich auch unsere Berge selber.... ok, auch das nicht wirklich. Früher, also vor 25-30 Jahren war es dort hinten tatsächlich noch flach. Aber dann wurde der Tagebau begonnen (siehe Post vom 4.7.13), und je mehr und je tiefer man ein Loch gräbt, umso mehr Abraum fällt ja an, bis man auf Kohle stößt. Und der muss irgendwo hin, kann man ja schlecht in Köln auf die Domplatte kippen oder ins Stadion des 1.FC. Also kann man ja auch einen Berg damit bauen. Das ist die Sophienhöhe, höchster Punkt 301 m. Ich werde aber hier baldmöglichst ein Bild ohne Dunst posten, versprochen!

Da wir in diesem Jahr so lange Kälte hatten, sind wir anscheinend an Wärme schon fast kaum noch gewöhnt, denn trotz sehr langsamem Lauf schießt mein Puls auf über 140, der Schweiß rinnt, liegt vielleicht auch an der typisch rheinischen dampfenden Luft.

Am Ende hatte ich 4,5 km in 29:29 Min., Pulsdurchschnitt 142, das kann ja morgen heiter werden...! Aber wenigstens die Beine fühlten sich gut an.

Daheim liegt der Kater nach wie vor gemütlich unterm Bambus:
Körperliche Aktivitäten entwickelt er am ehesten, wenns zum Fressnapf geht...:-) Herzliche Grüße an Brigadier Broccoli!