Laufend lesen

Sonntag, 15. September 2013

Wir sind Papst

Mein Plan verlangt an diesem Wochenende 2 langsame Läufe von mir: Samstag 55 Min bei 75% HF und heute 115 Min bei 70%. Eine Anforderung, wie für mich gemacht. Langsamer Lauf, da bin ich dabei!

Samstag wurde diese "Herausforderung" garniert von einem Himmel, den drohender Rembrandt, Breughel & Co nicht hätten malen können. Schon nach 5 Minuten erwischen mich die ersten Regenspritzer. Doch der starke Wind sorgt dafür, dass sich die Schleusen nicht komplett öffnen und trocknet mich rasch wieder. So trabe ich ein weites Stück genau gegen Wind&Wolken, um dann nach alter Surfermanier vor dem Wind zu kreuzen, also immer schön mit seitlichem Wind im Zickzack langsam zurück. Gegen Ende des Laufs kommt dann doch Spühregen auf, der aber bei 18 Grad gar nicht unangenehm ist.

Ja, "Wir sind Papst", wer erinnert sich nicht daran, an die Woge, die durch "Schland" ging, schafft sonst nur Fußball. Aber keine Angst, ich schweife hier nicht vom laufenden Thema ab. Dennoch: Mein heutiges Lauf-Ziel geht zurück auf dieses Jahr 2005. Als nämlich der frisch gewählte Papst zu Weltjugendtag nach Köln kam. Wobei notabene das Highlight gar nicht in Köln stattfand, sondern auf einem großen Areal, dem Marienfeld, das sich die Städte Kerpen und Frechen teilen.
Der sog. Papsthügel, auf dem der Papst die Messe hielt, wurde zum Andenken erhalten.

Eben dieses Marienfeld präsentiert sich weitläufig und menschenleer, und -noch- mit blauen Stellen am Himmel:

Zur Erklärung: Auch hier war früher mal ein Tagebau, rd. 250 m tief und etwas bis zum Hügelzug am Horizont, inzwischen aber schon wieder verfüllt und mit Äckern, einem See, Biotopflächen und Waldungen neu angelegt. Also schon wieder alles künstlich hier, wie auch gute 15 km nördlich (Post). Wegen dieser Weitläufigkeit bot es sich vor 8 Jahren als Veranstaltungsort, der Hunderttausende fassen konnte, praktischerweise an. Und nachdem die Massen wieder heimwärts kehrten, wurde dann die heutige Bepflanzung angelegt.
Bis zum Papsthügel ist es noch ein gutes Stück, von Weitem erkennt man ihn am Kreuz:


Die Anhöhe sieht recht unspektakulär aus, ist ja auch nur rd. 10 m hoch (ja hier im Flachland nutzt man jede noch so kleine Erhebung zu einem Bergtraining...), erst aus der Nähe gewinnt die Anlage an Wirkung:


Der Hügel wird linksherum von einem asphaltierten Weg erschlossen, rechts führt ein Grasweg im Meandern hinauf. Ich entscheide mich für Asphalt. Oben stehe ich -ziemlich in der geplanten Halbzeit meines Laufs- vor dem schon von weither gesichteten Kreuz.


Um das Kreuz herum ist im Boden ein achtzackiger Stern eingelassen, darauf die 188 Länder festgehalten, aus denen Teilnehmer des Weltjugendtags kamen:



Mancher Besucher hinterlässt ein Andenken am Fuß des Kreuzes:


Hier oben hat der Wind, der heute deutlich nachgelassen hat, doch eine auskühlende Wirkung. Ich bleibe nur kurz und verlasse die kleine Anhöhe auf dem Grasweg, an dem man 3 Figuren auf dem Weg nach unten passiert. Ich zeige zuerst die Bilder, wer mag kann raten, wer oder was dargestellt ist:




Und? Sicher sofort erkannt, oder?
Nicht?
Kleiner Tipp:
Die Gebeine liegen in einem Gotteshaus rd. 20 km östlich.
...
Noch'n Tipp:
6. Januar.

Nun ja, über Kunst kann man streiten und Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Am Fuß nochmals ein Blick auf die Fläche, auf der 2005 eine unvorstellbare Menschenmenge 2 Tage campierte. Die Hinweistafel vor Ort spricht von 800.000 Menschen, das Internet von über 1 Mio. Ich war damals zufällig im Ausland, konnte also selber nichts erleben. Doch es muss sehr beeindruckend gewesen sein, wie ich von Teilnehmern hörte. Heute sind nur vereinzelte Läufer und Spaziergänger unterwegs, ansonsten können die Zuckerrüben ungestört wachsen:



Also nun wieder Richtung Heimat und an den Kaffeetisch... Ich wähle eine andere Strecke (Das ganze Marienfeld ist als Wandergebiet erschlossen), an einem Waldstück entlang und später noch durch ein kurzes Stück einer alten, vom Bergbau unberührten Kastanienallee, wo das Laub schon herbstgerecht den Boden verschönert:


Kurz vor Ende komme ich noch an einem Feld vorbei, dessen markiger Duft unbeschreiblich und vielleicht mittels dieses Bildes ansatzweise zu erahnen ist:


Obwohl der Himmel wieder ziemlich drohend war, fiel heute kein Tropfen. Aber kühler war's als gestern und am Ende war ich froh, dass ich meine langen Tights und Handschuhe angezogen hatte.

Das Résümee der beiden Läufe ergibt genau die im Plan geschätzten Strecken, obwohl ich mich rein am Puls orientiert hatte. Das Laufen fiel leicht, die Beine machten wieder mit, nur die HF habe ich gegen Ende jeweils doch leicht übertroffen.
Sa:
18 Grad, 8 km, 55 Min (6:52 Min/km), Puls 136, 77% HF

So:
16 Grad, 16,2 km (7:05 Min/km) 1:55 H, Puls 131, 75% HF

8 Kommentare:

  1. Hallo Elke,
    da waren wir heute beide lang+langsam unterwegs. Ich mag diese langen langsamen Läufe auch sehr gerne. Zum Glück ist es bei uns wieder (fast) doppelt so warm wie letzte Woche und so konnte ich bei 17 Grad wieder in kurz/kurz laufen!
    Deine Wolkenbilder sind ja wirklich zum niederknien! Aber auch die Kastanienallee würde ich gerne mal "durchlaufen".
    Ich wünsche dir einen feinen Sonntag Abend!

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    1. Hallo Doris,
      17 Grad ist ja dann auch wieder eine prima Temperatur. Die Kastanienallee ist leider nur gerade noch 100-200 m lang, aufgenommen vom einen Ende. Aber hat dennoch was.
      Dir auch noch einen schönen Sonntag Abend!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Herrliche Bilder! Und zwei schöne Läufe dazu. Das streng pulsorientierte Laufen ist ja so gar nicht meinst, um so mehr staune ich, dass du das so hinbekommst.

    Unterwegs gleich noch historische Stätten aufgesucht. Interessant,dass dort tatsächlich eine Art "Gedenkstätte" errichtet wurde. Als Protestantin sehe ich den "Personenkult" eher mit einem Schmunzeln. ;-)

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Hallo Anne,
      mir liegt das Laufen nach Puls auf alle Fälle. Alldieweil das mit laaaangsaaaam verbunden war ;-)
      Meine Meinung zur Kirche möchte ich hier nicht weiter auswalzen, ich bin nicht religiös und auch nicht katholisch. Aber hier im streng katholischen Rheinland kann man dem kaum aus dem Weg gehen. Der Vorteil des heutigen Laufs ist die ruhige Gegend ohne Autos. Den Hügel hatte ich bisher noch nie näher angesehen, habe insofern mal eine Wissenslücke geschlossen:-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Schöne Strecke mit einer Portion Kultur, damit des uns Läufern und den Lesern nicht langweilig wird !!

    Ich wundere mich immer wieder über anderer Leute Puls, wie auch über deinen, den du ja jeweils der Öffentlichkeit präsentierst, er ist im Verhältnis zu meinem bei gleichem Lauftempo immer wesentlich höher als meiner ?

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    1. Umgekehrt wundere ich mich auch über die Läufer/innen, deren Puls für mich knapp über Winterschlaf liegt...
      Der von diesen beiden Läufen war für mich genau im üblichen Fenster. Ich merke aber meinen Trainingsstand daran: Im Frühjahr war der Puls kaum zu bändigen, nachdem ich ziemlichen Rückstand (zwangsweise) bekam, ging viel zu schnell zu hoch.
      Ich denke aber, das bestätigt es, Du läufst deutlich mehr als ich. Und zudem soll ja Puls auch individuell sein.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Hallo Elke
    Ja, die Langsamen, Langen, die kann und soll man lieben ;-) Ich bin der festen Überzeugung, dass es diese Trainings-Einheiten sind, die einen am Tag X am meisten helfen und schnell laufen lassen. Denn ohne die (von der Pulsuhr gebremsten) Langen, haben alle Tempo-Läufe und Intervalle keinen guten Stand!
    Eindrücklich deine Wolkenbilder - keine Kunstausstellung reicht an die Schauspiele heran, die die Natur hervorbringt!
    Toll hast du so viele Möglichkeiten, deine Trainingsstrecken zu legen! Deine Reportagen machen Lust, eure Gegend auch mal zu sehen!
    Hier wird es immer gleich hügelig, wenn wir von unserer Strecke abweichen und nicht den immer selben Höhenkurven entlang laufen ;-)
    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Hallo Marianne,
      ja, so wie Ihr suchen müsst, eine flache Etappe zu laufen, so muss man hier Hügelland suchen. Und natürlich fotografiere ich nur die schönen Perspektiven, oder die interessanten. Und für Wolkenbilder hat unser Himmel hier unverbaut mit Bergen viel Platz ;-) Aber vielleicht mache ich irgendwann einmal nur Fotos von Unschönem ... Und natürlich hoffe ich doch sehr, Ihr nehmt einmal rheinischen Boden unter die Laufschuhe!
      Liebe Grüße!
      Elke

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