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Sonntag, 6. Oktober 2013

Laufen in gelenkter natürlicher Entwicklungslandschaft

Heute in 7 Tagen ist es soweit, der Halbmarathon in Köln steht an!
Und mein Trainingsplan sieht dazu 2 Läufe im 70%-HF-Bereich vor, einen mit 115 Min, einen mit 60 Min.

Für den langen Lauf am Samstag nehme ich mir wieder einmal die Bandstraße vor. Da es sehr nach Regen aussieht, scheint mir dieses die ruhigste Alternative, ohne Autos und zudem befestigter Untergrund.
Schon beim Start sehe ich, dass eines der architektonischen Objekte, die im Sommer noch im Bau waren, weitgehend fertig ist. Das erste lockt in knalligem Orange vor grauem Himmel.


Na da will doch die Treppe erobert sein! Also hopp, hinauf ... Doch die Aussicht oben ist enttäuschend, man schaut gegen Bäume und dahinter grauen Dunst. Wenigstens die andere Richtung, rückwärtig also, lohnt:


Bevor ich mich auf dem Asphaltband aufmache, noch rasch ein Blick ins Innere, wo ein Informationstext den Besuchern die Kante erläutert:


Doch für den siebtgrößten See der Republik, der hier für die Zeit nach Beendigung des Kohleabbaus angekündigt wird, brauche ich keine Badetasche zu packen. Ich werde ihn nicht erleben, denn erst ca. im Jahr 2100 wird mit dessen Fertigstellung gerechnet... :-(

Da lauf' ich lieber gemäß des Mottos "Carpe Diem" los. Wegen des trüben Wetters bin ich weitgehend allein. Der angekündigte Regen bleibt aus und bald wird mir die Regenjacke zu warm, so dass ich sie ausziehe und um die Hüfte knote. Auch hier ist natürlich der Herbst eingekehrt, die feuchte Luft mischt sich mit dem würzigen Duft von feuchtem Laub, herrlich!


In den folgenden 2 Stunden begegnen mir in dieser einsamen Gegend 3 Läufer und 6 Radfahrer.
Zusätzlich steht plötzlich rd. 30 m vor mir auf dem Grünstreifen ein Graureiher. Ich nehme ihn zunächst gar nicht richtig wahr, während er mich wohl schon länger beäugt. Als er mir dann doch ins Auge springt, ist mein Gedanke sofort "Den musst Du fotografieren". Ich stoppe und zücke die Kamera. In dem Moment stutzt auch er und denkt wohl in etwa "Die will mich doch wohl nicht fotografieren?!" und macht sich startklar. Bis ich die Kamera bereit habe, ist er leider schon zu weit weg geflogen. :-(
Ich laufe noch ein Stück weiter zur nächsten Infobox. Auch diese ist nun fertig und ziert mit ihrer kräftigen Farbe das heutige Grau.


Hier ist mein Wendepunkt und ich laufe ein Stück weit zunächst einen anderen Weg zurück. Das Areal sieht zwar aus, als sei es immer schon so gewesen, ist aber ebenfalls bis zu den Bäumen am Horizont rekultiviertes Gelände, also erst vor wenigen Jahren künstlich entstanden.


Auf dem Rückweg komme ich noch an einer weiteren Infobox vorbei, die allerdings noch "Die Unvollendete" gibt.

Doch im Innern erwarten mich beeindruckende, fast bin ich geneigt zu schreiben visionäre Texte. Zunächst geht es um "Abschnitte mit gelenkter natürlicher Entwicklung" - wow!


Aber dann geben die Urheber alles:


Ich erfahre, dass wir nicht nur in einem "Interkommunalen Kompetenzareal", sondern demnächst gar in einer "Zukunfts -" bzw." Forschungslandschaft" leben werden und gar noch ein "thematisches Gewerbegebiet" auf uns zukommt, zudem ein "Freilandlabor für nachwachsende Rohstoffe"... uiuiui, da wird mir fast schwindelig über soviel Innovation. Mit dermaßen geballtem zukunftsvisionär-strategischem Weitblick konfrontiert schaue ich fast schon konsterniert vom oberen Deck des Objekts hinaus in die Landschaft:


Ich sehe neben der Bandstraße die guten alten Zuckerrüben, die hier seit Generationen nach-wachsen.
Ach, welch altbekannter Anblick.
Ein wenig beruhigter kann ich wieder weiterlaufen...

Mein Puls bleibt erfreulich niedrig heute. Und so komme ich zum Ausgangspunkt zurück, um mich per Auto wieder auf den Heimweg zu machen. Doch eine kleine Aufregung erwartet mich noch.
Ich nehme die Straße entlang der Abbaukante des Tagebaus. Da bietet sich aus dem Auto heraus plötzlich die folgende Perspektive:


So nah an einem dieser stählernen Kolosse zu kommen, ist selten. Warum, ergibt sich aus dem folgenden Bild, einige Meter zurück vom Aussichtspunkt aus aufgenommen. Man erkennt hinten links die Leitplanke der Landstraße, der Zaun markiert gut sichtbar die Abbaukante. In einem anderen Tagebau ist vor nicht allzulanger Zeit einmal ein halbes Dorf an einer solchen Kante abgerutscht...


Ich erklimme mit wenigen Schritten den Wall an der dem Bagger nächsten Stelle, nur wenige Meter weg vom gefräßigen Schaufelrad.


Diese Aufnahme vermag ein wenig die Proportion wiederzugeben. Unten über dem mittleren Raupenfahrwerk, bei den Fenstern, sieht man einen kleinen orangefarbenen Punkt, ein Arbeiter, der gerade Pause macht:


Ein Bild, das die Größe der Schaufeln noch besser zeigt, ist das folgende:


Auf dem Parkplatz des Besucherzentrums hat man ein originales Stück eines solchen Schaufelrades ausgestellt. Dann hoffe ich mal, dass so nah an der Straße der Baggerfahrer nicht versehentlich den falschen Knopf drückt...


Sa:
16 Grad 16,7 km, 1:55:01 (6:49 Min/km), Puls 132

So:
16 Grad, 9 km, 59:39 (6:35 Min/km), Puls 131

8 Kommentare:

  1. Hi Elke, interessante Gegend :) Das letzte Foto mit der Schaufel zeigt am deutlichsten die Relationen, finde ich. Sehr beeindruckend:
    Du scheinst ja gut vorbereitet zu sein für das nächste Wochenende... das wird bestimmt gut! Gruß, Eva

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    1. Hallo Eva,
      ja hier ist es ein wenig speziell, man muss das Beste draus machen.
      Auf den Halbmarathon arbeite ich schon hin, so als Saisonabschlussziel, danke für Deine guten Wünsche!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. "Interkommunales Kompetenzareal" - ich lach mich schlapp über das Geschwurbel auf diesen Tafeln! Die Aufnahmen sind nichtsdestotrotz beeindruckend!

    Dann mach ich mal die Daumen locker für den Sonntag, damit ich sie dann um so fester drücken kann. Alles wird gut! :-)

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Hallo Anne,
      ja auf solche Wortungetüme hat die Menschheit gewartet...
      Danke fürs Daumendrücken!!! :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Nimmt man so die Bevölkerung mit auf die Reise in die Zukunft, wenn man solchen schriftlichen Sulz von sich gibt?

    Beängstigend beeindruckend, diese Baggermonster.

    Ich finde es schön, beim Laufen mit meinen langen Geraden nicht mehr alleine dazustehen :-D

    Der Countdown zum HM läuft, die Spannung steigt :-)

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Hallo Volker,
      nö, ich denke nicht, dass die ansässige Bevölkerung mit solchen Formulierungen begeistert werden kann. Wahrscheinlich begeistert sich da eher eine Werbeagentur am steigenden Pegel des Bankkontos...
      So eine lange Gerade hat doch was - man kann einfach laufen, ohne sich um den Weg kümmern zu müssen ;-)
      Heute dann noch 6 Tage....
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Hallo Elke
    Erstaunlich heil sieht die neu erschaffene und doch altbekannte Zuckerrüben-Welt am Rande der Riesengrube aus!
    Zum Glück hat der Monster-Bagger nicht im falschen Moment Richtung Strasse geknabbert...
    Auf der schnurgeraden Bandstrasse unter dem trist-grauen Himmel hast du auf deinem langen Lauf nun ausgiebigt und mit guten Werten dein mentales Durchhaltevermögen und die Ausdauer fein geschliffen. So werden die schnellen, belebten Kilometer in Köln wie im Fluge vergehen :-) Viel Erfolg und Spass wünsche ich dir dafür!
    Liebe Grüsse
    Marianne

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  5. Hallo Marianne,
    ja, ich war selbr erstaubt, wie nun doch der Puls niedrig blieb, endlich! Und habe auch wie Du mir einmal geraten hattest, die langsamen Läufe wirklich langsam gehalten, so schwer das auch manchmal fällt.
    Danke für Deine guten Wünsche für den HM, ich bin selber gespannt!
    Liebe Grüße
    Elke

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