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Sonntag, 12. Oktober 2014

Miss-Wahlen

Am vorletzten Ferientag erwischt uns doch noch eine Ladung typischen Herbstwetters. Als wir am Morgen aus dem Fenster schauen, ist der gegenüberliegende Hang nur sporadisch zwischen Nebelschwaden zu erkennen. Dazu plätschert Regen auf unser Dach. Und das heute, am großen Tag, auf den sich unsere Vermieterfamilie schon lange vorbereitet hat und auch wir schon sehr neugierig sind. Heute nämlich sind die Miss-Wahlen des Ortes und schon die ganze Woche über konnten wir die Vorbereitungen mitverfolgen. Schon längst sind die Kandidatinnen ausgeguckt, letztes Wochenende widmete man sich intensiv ihrer Behaarung, die emsig in Form gebracht wurde.

Unter der Woche wurde das Geschmeide geschrubbt und poliert.
Pediküre, Waschungen und weitere rituelle Handlungen ließ man den Auserwählten angedeihen.
Alles freute sich mit dem Strahlen der Herbstsonne auf das Event. Nur der Wetterbericht war nicht auf Seiten der Teilnehmenden, die dann an "ihrem" Tag unter großer Nervosität den für sie unbekannten und ungewohnten Weg über den Hügel zum Wahl-Areal marschierten. Begleitet von einem wunderbaren Klangkonzert.

Wir ließen ihnen ein wenig Vorsprung, frühstückten und schnürten dann die Wanderschuhe, um ebenfalls über den Hügel zu ziehen und das Ereignis in Augenschein zu nehmen.








Ja und sie waren auch nicht zu übersehen, die zahlreichen herausgeputzten Aspirantinnen auf die Titel der "Miss Fahrni" und "Miss Euter". Auch ein Titel für die Lebensleistung wird vergeben.
Auf frischen Sägespänen stehen mehr als 100 Kühe. Die allerdings die Freude über den Anblick, die ihre Besitzer verspüren, so gar nicht teilen mögen. Angeleint, kein Wasser, kein Futter - da würde ich auch protestieren.

Zudem wurde ihr Halsschmuck entfernt und aufgereiht präsentiert. Was jedoch in Anbetracht der enormen Resonanzkörper nachvollziehbar ist. Schon der Abzug der 11 Kühe von unserem Hof war ohrenbetäubend - aber schön. Der Klang von 100 und mehr Glocken dürfte an ein akustisches Inferno grenzen.




Angeleint und aufgereiht warten die Kandidatinnen auf ihren Einsatz. Erfreulicherweise hat wenigstens der Regen aufgehört.
Die Jury der 3 weiß-bekittelten Herrn ist bereits im Einsatz und beurteilt nach uns unbekannten Kriterien.




Jede Möchte-Miss muss zudem kurz defilieren und sich möglichst elegant und kraftvoll präsentieren.










Wobei allerdings manche Dame Eigenschaften der Gattung "Zicke" an den Tag legt und lieber mit ihrem "Kavalier" rangeln möchte.
Ich stelle mir das gar nicht so leicht vor, gute 600 kg widerborstiges und kämpferisch gestimmtes Lebendgewicht zu bändigen.






Man lernt doch nie aus im Leben, denke ich mir so beim Anblick der Schönheiten. Jedenfalls fiel mir bisher nie auf, dass Kühe Pferdeschwänze haben!
Aber kein Wunder, denn hier wuseln die Besitzer eifrig zwischen ihren Tieren umher, um sie immer noch mit Wasser und Bürste zu verschönern und auch ihrem hintersten Ende optischen Schick zu verpassen.



Und wie die Kühe ordentlich aufgereiht sind, so hängen auch Glocken und Treichseln akkurat am Weidezaun.



Wir nutzen die Gelegenheit und schauen uns die Aspirantinnen von Nahem an. Dank der anhängenden Schilder erfahren wir auch ihre Namen: Maloja und Bernina, Dolly und Duchesse - so klangvoll wie mancher Halsschmuck :-)







Trachten gibt es leider keine zu sehen. Doch solch eine Ladung geballter tierischer Schönheit bringt vier neben uns stehende Männer dazu, spontan einen mehrstimmigen Jodlergesang anzustimmen - trotz der schon am Morgen weingefüllten Gläser sitzt jeder Ton - zum Herniedersinken.


Welche der Schönheiten letztendlich gekürt wurde und welche die begehrten Titel gewannen, erfuhren wir nicht, denn Zeit bis zum Abend und zur Verkündung der Gekührten hatten wir leider nicht. Unser Programm sah noch einen 20-km-Lauf für mich bzw. einen 22-km-Lauf für meinen eidgenössischen Ehemann vor.





So machten wir uns also wieder auf den Rückweg. Erfreulicherweise brauchten wir unsere vorsorglich mitgeführten Regenschirme nicht aufzuspannen, der Tag blieb trocken.

Zurück also nochmals durch eine sehr herbstliche Stimmung an der Schnittstelle zwischen Berner Oberland und Emmental.

Für unseren Lauf haben wir uns erneut die Thuner Allmend vorgenommen, wo wir unsere Runden um den Waffenplatz drehen. Diesmal ohne Platzverweis, denn wir bewegen uns ja im gestatteten Rahmen für Zivilpersonen. Wie eine ganze Reihe anderer Sportler auch: Radler, Skater, Hundetrainingsgruppen, Hobbykicker, Modellflugzeugpiloten, sogar ein Kite-Skateboarder ist unterwegs. So drehe ich meine 5,5 Runden, die ich bei langsam einsetzender Dämmerung -mal wieder zu schnell gelaufen- abschließen kann. Mein Mann ist da schon längst dank seines flotteren Tempos fertig. Nun steht nur noch eine lockere Woche an. Und so die Lokführer unserer DB wollen, sind wir in wenigen Tagen in Amsterdam, während heute in München die Marathonis durch die Stadt stürmen...

10.10.:
19 Grad, 6,1 km, 40:01, (6:33 Min/km), Puls 125

11.10.:
18 Grad, 20,04 km, 2:10.56, (6:31 Min/km), Puls 127

8 Kommentare:

  1. Grmpf.. Kommentar weg - also noch mal neu:-)

    Liebe Elke, wunderbare Fotos hast Du da veröffentlicht. Die Tiere tun mir zwar bzgl. der nicht freiwilligen Teilnahme etwas leid aber es war sicherlich ein irres Ereignis.

    Gute Heimreise und viel Vorfreude auf Amsterdam.

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    1. Hallo Anja,
      ja die Technik ... vielleicht doch wieder Brieftauben...?;-)
      Auch für städtisch geprägte Menschen ist das durchaus sehr interessant, die verschiedenen Kuh-Naturelle und -Schönheiten zu betrachten. Die Tiere stehen wohl unter ziemlichen Stress, aber am Abend standen sie wieder friedlich in ihrem Stall und holten die Nahrungsaufnahme nach.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  2. Und ich hatte gehofft, noch Bilder der zur Schönsten der Schönen Gekürten zu sehen zu bekommen ... :-( Aber klar, das Training geht vor! "Endspurt" sozusage. alles im Plan für Amsterdam - das freut mich sehr und ich drücke die Daumen, dass du dieses Mal von unerfreulichen gesundheitlichen Malaisen verschont bleibst, damit sich das konseuente Training auszahlt. :-)

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Liebe Anne,
      leider hatten wir nicht die Zeit, das Ergebnis abzuwarten, hätte mich aber sehr interessiert. Nur - das Training ging vor. Ach ja, das wäre jetzt wirklich klasse, mal ganz "normal" laufen zu können! Danke für Deine guten Wünsche und liebe Grüße
      Elke

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  3. So sehr geschniegelt und gestriegelt und so sauber sieht man die Damen selten. Aber bestimmt interessant sich das mal anzuschauen. Hatte Eure Vermieterfamilie Erfolg?

    So nah rückt Amsterdam schon?

    Ich hatte mit meiner Rückreise aus Österreich ja Glück. Der Streik begann drei Stunden nachdem ich zuhause war. Allerdings würde ich gerne in zwei Wochen in Sachen Laufen noch nach München fahren wollen. Ob das gutgeht?

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      ja, Beautyfarm statt Bauernhof macht schon was her! Leider wissen wir (noch) nicht, ob unsere Vermieter erfolgreich waren.
      Die Uhr tickt nun ziemlich laut für Amsterdam. Lokführerstreik - das wäre dann mein Alptraum! Aber ich fürchte, die nehmen keine Rücksicht auf Dich und mich :-( Stimmt, Du hast ja dann den sagenhaften Leistungsbeschleunigungslauf in München :-) Ich wünsche schonmal viel Spaß dort!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke
    So schön gestriegelt sehe ich mein zahlreichstes Trainings-Publikum, das mein Tun meist ignoriert oder verständnislos betrachtet nie! Eine Maniküre-Prozedur hingegen gibt es auf den Höfen jedoch ab und zu zu beobachten. Das war bestimmt spannend für euch, bei dieser exotischen Miss-Wahl über den glockengeschmückten Zaun zu gucken.
    Schön, dass ihr die Allemnd doch noch in aller Ruhe für den letzte Longrun nutzen konntet. Welch ideales Gelände für den letzten Form-Feinschliff!
    Nun alles Gute für die Taperingphase und viel Vorfreude auf die hoffentlich reibungslos verlaufende Amsterdam-Reise.
    In München hatten wir grosses Glück mit dem Wetter - schöner hätte es unter dem blauen Himmel und mit angenehmen Temperaturen nicht sein können!
    Weniger Glück hatten wir mit der Heimreise - wir erwischten zwar keinen Streik, doch der Zug bummelte und zuckelte oft so langsam, dass wir mit grosser Verspätung in der Schweiz ankamen.
    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Liebe Marianne,
      so saubere und gestylte Kühe habe ich auch noch nie vorher gesehen!
      Ja, ihr habt Eure Marathonreise hinter Euch, unsere geht morgen los. Wir hoffen auch auf eine reibungslose Anreise, Streiktag war ja schon gestern und hoffentlich halten sie sich nun ein paar Tage zurück. Unsere DB ist leider auch nicht mehr das, was sie sein sollte und wofür man die Tickets bezahlt ;-)
      Gute Erholung für euch und liebe Grüße!
      Elke

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