Laufend lesen

Donnerstag, 26. Februar 2015

V800 - Licht und Schatten

Bevor ich es noch völlig vergesse, hier nun mein Fazit nach 5 Monaten laufen mit V800, bar bezahlter Kauf und kein gesponsertes Objekt.

Ich hatte mir ja vor der Kaufentscheidung so meine Gedanken gemacht und ein Anforderungsprofil an meinen neuen Begleiter erstellt (Link). Inzwischen habe ich reichlich Erfahrungen sammeln können, gute wie weniger gute. Daher hier meine völlig subjektive Meinung.

Positives:
Mein wichtigster Wunsch war ein Laufbegleiter mit Display, das ich ohne Lesebrille laufend entziffern kann. Hier punktet der V800 voll. Das Bild oben zeigt die KLEINSTE Ablesevariante. Man kann das Display nach eigenen Wünschen gestalten, und z.B. auch nur 3- oder gar 2-zeilige Anzeige wählen, die dann noch größere Zeichenenthält. Klasse!
Während des Laufs lässt sich auf und ab scrollen zu weiteren Anzeigen, die sich alle nach Wunsch programmieren lassen. Die Tasten am Gehäuse machen einen stabilen Eindruck und arbeiten exakt.

Der Vibrationsalarm ist gut spürbar. Versehentliches Beenden einer Einheit wird wirkungsvoll verhindert, indem man 3 Sekunden die Taste drücken muss, bevor sie angehalten wird. Bei sehr kurzen Einheiten fragt V800 sogar zurück, ob man diese speichern wolle.

Anfangs war ich ja eher contra Trainingsauswertung im Netz eingestellt. Ich räume ein, das sehe ich nun differenzierter.

So sieht eine Monatsauswertung aus, jedes einzelne Training lässt sich anklicken und weiter auswerten. Trägt man den V800 dauernd, zeichnet er zudem Daten wie ein Activity Tracker auf, dies nutze ich allerdings nicht.

Durch die Dateneinspeisung auf die Polar-Flow-Seite (Nutzerkonto mit Passwortschutz) stehen mir meine Daten überall zur Verfügung.
Zudem werden sie mit Google maps gekoppelt und man kann seine Läufe auf Landkarten projeziert nachvollziehen, ja sogar bewegt nacherleben, Beispiel: Link. Das ist für die übliche Runde daheim eher langweilig, aber für besondere Anlässe ein schönes Feature.
Auch ohne Netz lassen sich Aufzeichnungen direkt auf dem V800 gut abrufen.
Die Netzanbindung hat zudem den Vorteil, dass Infos z.B. über neue Updates dort in einer Nachrichtenbox angezeigt werden.
Und es gibt eine Community:

Ich kann sehen, wer wo auch mit Polarunterstützung unterwegs ist (wenn diese Nutzer ihre Trainings freigegeben haben), welche Strecke er läuft und es gibt eine Follower-Möglichkeit.

Nach jedem Lauf gibt der V800 "seinen Senf ab" - lach, er kommentiert den Lauf. Bisher durfte nur Lob entgegennehmen ... ;-)

Der Akku scheint recht erfreulich, lädt rasch auf (Anschluss an den PC mittels Kabel und USB klappt problemlos) und hält lange. Allerdings habe ich bisher einmal erleben müssen, dass er von 100 % Ladezustand am Abend plötzlich morgens auf "0" war. Keine Ahnung warum, nach erneutem Aufladen tut er wieder seine Dienste.

Der Satellitenempfang... ist mir ein Rätsel. Mal rasant, mal schnarchig. Und das sogar an identischem Standort, z.B. meiner Haustür. Einmal habe ich den Schlüssel noch nicht aus dem Türschloss gezogen, da brummt schon das "ok", mal schaue ich mir noch 30-40 Sekunden die Straße an. Ich wüsste gar zu gern, wovon das abhängt. Wolken? Temperatur? Mondphasen...? Wochentag? Die Angabe in der aktuellen Runner's World März 2015, Seite 59) von 1-7 Sekunden kann ich also nicht bestätigen.
Der Empfang scheint mir gut, nur unter Bäumen gibt es gelegentlich kleine Probleme.


Ja, wo Licht ist, ist auch Schatten...
Der kleinste Schatten ist die Höhenmessung ... oder es gibt Heinzelmännchen, die meine Haustür mal eben 5 m höher oder tiefer legen, während ich renne. Damit kann ich leben.

Die Hearttouch-Funktion funktioniert nicht. Zur Reparatur müsste ich den V800 einsenden. Da werde ich mir eine trainingsfreie Zeit suchen müssen.

Ein dunkler Fleck ist der Kundenservice. So propper, wie die Webseite beispielsweise daherkommt, darf man sich die Welt als Käufer eines Polarprodukts wohl nicht vorstellen. Denn wenn man dann eine Frage an den Service richtet, dauert es.
Ich fragte am 23.9. dort per Mail nach Intervalltrainingsprogrammierung, also wie ich ein Training mit verschiedenen Phasen programmieren kann. Am 6.10. erhielt ich eine Antwort, die leider an meiner Frage vorbeiging. Man erläuterte mir, wie ich ein Training mit Zeitvorgabe programmiere, also gleichmäßiges Laufen, nicht aber Intervalle.

Bei meiner alten RS 400 waren solche Intervalle kein Problem, ich konnte mir die schrägsten Zeiten selber einstellen und diese Uhr hat mein Training bestens begleitet. Das Flaggschiff des Hauses bietet dazu nur diese Option:

Ich kann unter genau 5 voreingestellten und nicht veränderbaren Tempozonen auswählen. Während Cracks ja noch Zeitfenster von z.B. 50 Sekunden (4:00 - 3:10) nutzen können, könnte ich als Wald- und Wiesenläufer nur eine rd. 3-Minuten-Zone nutzen, nämlich die für 8:34 - 5:28 Min/km. Was mache ich, wenn ich nun mal so um die 6:15-6:30 laufen will?

Vielleicht ist mein Brett vorm Kopf ja nur zu dick, und ich finde einfach den Wald vor Bäumen nicht, (Als AK 55 bitte ich um mildernde Umstände in diesem Fall), aber ich finde nicht, wie ich hier meine Wunsch-Zeitkorridore erfassen kann. Ok, eine Möglichkeit bleibt: Ich kann mir Phasen einstellen mit freier Vorgabe. Dann muss ich mir vorher merken, was ich in welcher Phase machen will... .Gut, das wäre includierendes Körper- und Geisttraining. Dennoch, bei dem Preis erwarte ich da eine perfekte Unterstützung, zumal es schon vor Jahren im Hause Polar ja möglich war...
Dies ist dann mein dickster Minuspunkt.

Ach ja, das zu lange und nicht kürzbare Armband hat zumindest den Vorteil, dass ich es sogar um den dicken Winterhandschuh tragen kann, think positive...

Ansonsten bietet der V800 sehr sehr viel. Es lassen sich zahlreiche Sportarten mit persönlichen Profilen einstellen, für vielseitige Sportler daher sicher top. Fitnesstests sind möglich und sicher gibt es noch eine Reihe von Funktionen, die ich nicht ausnutze.

Unterm Strich ziehe ich für mich das Fazit, abgesehen von der sehr schlechten Option der Intervalltrainingssteuerung (aber wie gesagt, wenn es geht, lasse ich mich gern belehren) ist der V800 ein prima Instrument. Ich würde ihn wieder kaufen.

Weiter trainiert habe ich natürlich auch. Nach dem kleinen Tortürchen im Kölner Stadtwald waren am Dienstag die Beine etwas schwer, aber heute lief es sich schon wieder zackig:

24.2.:
6 Grad, 9,2 km, 1:00:25, (6:34 Min/km), HF 133

26.2.:
8 Grad, 7 km, 41:47, (5:54 Min/km), HF 143

10 Kommentare:

  1. Oh, eine Uhr, die mich lobt, will ich auch!
    Hand aufs Herz, was ist Hearttouch?

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    1. Hearttouch ist sehr praktisch: Man programmiert eine Funktion, z.B. Displaybeleuchtung für einige Sekunden, die ausgelöst wird, wenn man die Uhr mal kurz zum Pulsmessersensor führt. Erspart also fummeliges Knöpfchendrücken bspw. im Winter mit Handschuhen.
      Elektronisches Lob, jawoll, das ist die Zukunft im Laufsport! ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    klingt so, als hättest du die richtige Wahl getroffen! Vielleicht bekommst du ja noch Tipps aus der virtuellen Welt für die Intervall-Programmierung!? :)
    Du warst 2 Tage nach dem Todesberg schon wieder eine Stunde unterwegs? Hut ab! :D

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    1. Liebe Doris,
      ja, ich bin mit meiner Wahl zufrieden, trotz des Mankos mit den Intervallen, muss ich also doch noch mit "Hirn" laufen...;-)
      Nun ja, ich arbeite ja derzeit wieder einen Trainingsplan ab, und da kann ich mich leichter aufraffen. Aber die Beine waren am Dienstag schon spürbar schwerer.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Hört sich wirklich nach nem schönen, wenn auch überdimensionierten, Spielzeug an :)

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    1. Genau, lieber Markus, man könnte auch ohne laufen, aber man gönnt sich ja sonst nichts ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Toll, danke für diesen Bericht.
    Es deckt sich auch mit so manch anderen Berichten über diese Uhr. Ich habe noch niemand getroffen, der tatsächlich komplett unzufrieden war :-). Du hast für dich da die richtige Wahl getroffen.
    Ich glaube es gibt immer Ecken und Kanten, wie duc schon sagst, wo Licht ist, ist auch Schatten. Aber wenn du es nicht bereut hast, diese Uhr zu kaufen, dann hast du alles richtig gemacht :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja genauso ist es. Ich denke, man muss sich unbedingt vorher Gedanken machen, was man erwartet. Wahrscheinlich käme ich auch mit anderen Uhren klar, wenn deren Displays größer wären. Aber laufen gehen mit Lesebrille ist doch doof... ;-) Ansonsten denke ich, haben alle so ihre Stärken und ihre Macken. Für mich passt das so.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Alleine für die großen Zahlen im Display würde ich diese Uhr lieben. Und dann auch noch gelobt werden, toll! :-))

    Wer braucht da noch Intervalle? Mache ich eh nie ;-)))

    Liebe Grüße
    Volker

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  6. Hallo Volker,
    ja gell, großes Display erspart die Brille :-)
    Aber Intervalle sollte das Ding doch irgendwann mal können.
    Liebe Grüße
    Elke

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