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Samstag, 2. April 2016

Benrather Volkslauf (10 km)

 Der Plan verlangt einen 10-km-Wettkampflauf. Für mich in rd. 55 Minuten, bei meinem eidgenössischen Ehemann in 42 Minuten. Wobei er selber einräumt, dass er dieses Ziel nicht wird schaffen können, aber von seinem sehr ambitionierten Marathonplan für Prag will er nicht lassen.

So finden wir uns an einem schönen Vor-Frühlingssamstag in der -aus Kölner Sicht- verbotenen Stadt ein. Will sagen, Düsseldorf. Genauer: Beim Lauftreff Düsseldorf-Süd, der den Benrather Volkslauf anbietet (5 km, 10 km, HM, Bambinilauf, Walking). Nachdem es mir gelang, mit meinem sehr begrenzten Einparkvermögen (Ich stehe dazu: Rückwärts eine enge Lücke mit einem Auto zu befüllen, ist meinem genetischen Programm fremd. Dafür kann ich aber Landkarten lesen!) den Wagen im angrenzenden Wohngebiet unterzubringen, finden wir uns auf dem Vereinsgelände ein, erledigen rasch unsere Nachmeldung und können alsdann schon einmal am reichhaltigen Kuchenbuffet (Hausgemacht) eine Vorauswahl für nach dem Lauf treffen :-)


Wir orientieren uns kurz, wo unser Start sich befindet und können noch einen Blick auf das ins Ziel einlaufendegehende Feld der Walker werfen. Beim Zieleinlauf des 5-km-Laufs erleben wir, wie der Sieger den bisherigen Streckenrekord mit etwas über 16 Min zwar ganz knapp verpasst, dafür aber gleich nochmals beim 10-er mitläuft und dort den 2. Platz holt.
Wir traben uns ein wenig warm. Pünktlich um 13 Uhr wird unser Feld aus ca. 200 Läufern in den Wald geschickt.
Der ganze Kurs führt durchs noch nicht wirklich sprießende Waldesgrün. Die Strecke ist flach, führt überwiegend über Naturwaldwege und würde nicht eine lange Passage entlang einer Schnellstraße führen, man würde sich nicht in einer Großstadt wähnen.

Am Anfang gibts ein klein wenig Enge auf dem Weg. Eigentlich kein Grund, denn die Zeitmessung erfolgt per Chip. Doch das Adrenalin regiert einfach. Ich will mich an einer 5:30'er Pace orientieren, lasse mich aber ein wenig mitreißen. Bald habe ich ausreichend Platz um mich herum, und laufe wie so oft zu schnell. Ich sehe eine Läuferin in pink, die etwa mein Wunschtempo läuft, und beschließe, mich von ihr einbremsen zu lassen, sie also nicht zu überholen. So laufen wir eine ganze Weile als Gespann, doch scheint das bei ihr einen Steigerungsreflex auszulösen. Bald sehe ich eine 5:00er Zeit auf meiner Uhr. Als ich abreißen lassen will merke ich, dass auch sie nachlässt, aber nun wirds zu langsam und ich überhole. Sie fällt zurück, ich muss mir einen neuen Hasen suchen.

Der taucht bald auf, von hinten, setzt sich vor mich. Das Tempo passt, ich bleibe dran. Ein junger Hüpfer ist das, in einer Art flatternder Trainingshose und Shirt. Er lässt so was von locker die Beine fliegen, schwingt nach hinten aus, federt munter vor sich hin. Irgendwie motiviert das zum Dranbleiben. Im Gegensatz zu der Dame in pink lässt er sich nicht stören. Im Gegenteil, der Kerl fängt plötzlich an, Trainingsübungen einzubauen! Übt anfersen, vollführt weite Armkreise, am Ende gar im Lauf die Kirsch-Pflück-Übung. Ich fasse es nicht! Ich racker mich ab, um das Tempo zu halten, und der Bursche macht Spökes! Das ist schon ein wenig Psychofolter hier! Noch mehr Folter gibts an einer Schrebergartensiedlung wo anscheinend die Grillsaison eingeläutet wird. Plötzlich ziehen eindeutige Grillfleischschwaden herüber. Zwar löst das keinen Appetit aus, doch ein Gefühl von übersättigtem Magen - nichts wie weg hier!

Der Kurs ist perfekt markiert, an Wegeskreuzungen stehen freundliche Helfer. Einer hält gar einen dicken Baumstumpf in einer Kurve besetzt, und ruft munter sein "Vorsicht! Vorsicht!", damit niemand drüber stolpert.

Unsere Route führt zweimal über eine 5-km-Runde, doch ich stehe mental zu sehr im Wald, um das Einbiegen auf die zweite Runde zu bemerken. Dabei war das nah beim Ziel und wie mein Mann bemerkt, waren doch viele Leute und Musik dort... Egal. Irgendwann später kommt mir diese oder jene  Stelle des Wegs dann doch bekannt vor.
Auf der zweiten Hälfte kann ich einzelne Läufer einsammeln. Der "Trainingsläufer" immer noch gelegentlich armschwingend und anfersend vor mir. Insgesamt läuft es ganz gut, auch wenn 10'er für meinen Geschmack ein ziemliches Gehetze sind. Noch nicht mal Zeit zum Fotografieren bleibt!
Andererseits ist die Qual überschaubar und so muss der Innere Schweinehund jetzt mal einfach schweigen.

Auf dem letzten km lasse ich zwar nicht nach, aber ein Spurt ist auch nicht mehr drin.
Als ich auf die Zielgerade einbiege, kommen von hinten ein paar flinke Sprinter - geschenkt.
Das Ziel liegt hinter einem kleinen Tunnel, der ganz gut das Laufgefühl an diesem Punkt wiedergibt.
Allerdings - man beachte die "Lightshow" links und rechts! :-)

Geschafft! In 53nochwas. Mein Mann ist auch schon da. Hat wie erwartet die für ihn utopische Vorgabe zwar nicht erreicht, aber eine sehr gute 45'er Zeit erzielt.

Wir laben uns an Kaffee&Kuchen, genießen ein wenig den allgemeinen Betrieb auf dem Gelände und freuen uns über unsere Ergebnisse. Die Veranstaltung hat uns gefallen, sehr gut organisiert, schönes Laufgelände, familiäre Atmosphäre, gute Zielverpflegung.
Ein mitlaufender Imker bietet an einem kleinen Stand sogar Honig zum Kauf an, wir greifen gern zu.

Ich lerne eine neue "Verletzungsart" kennen: Das innenliegende Etikett der Fußschiene hat mir eine Schürfwunde gescheuert, aber so oft werde ich damit ja wohl nicht mehr laufen müssen.

Und morgen werde ich mich anderweitig am Marathon vergnügen: Ab 9 Uhr mit der Nase vor dem TV, wenn der Paris-Marathon übertragen wird...
Paris ... unser erster Marathon... und irgendwann laufe ich den nochmal!


15 Grad, 10 km, 53:46, (5:22 Min/km), HF 162

16 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    ganz schön schnell bist du da unterwegs! Die Laufpause hat dir wirklich nicht geschadet.
    Lustig, dass jemand an einem 10km Lauf teilnimmt und dann entscheidet deutlich unter seinen Möglichkeiten zu laufen. Aber so hattest du zumindest ein motivierendes Zugpferd.
    Ich hoffe du hast aus der verbotenen Stadt noch ein gutes Alt mitgenommen zur Regeneration ;)
    Gruß!

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    1. Liebe Roni,
      ich bin auch sehr zufrieden mit dem Resultat, das Training trägt Früchte.
      Lach, nee, war kein Getränkeladen in der Nähe und daheim gabs Radler mit Münchner Bier ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,

    mit Fußschiene im Turbotempo über 10 km, ich staune! Und freue mich natürlich für Dich!

    Deine Trainingsplaneinhaltedisziplin finde ich immer wieder beeindruckend!

    Glückwunsch Euch beiden für die zügigen Finishs!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      die Schiene behindert nicht und ich trage sie nur noch vorsorglich, ganz wiederhergestellt ist der Fuß noch nicht.
      Und was die Trainingsplandisziplin angeht, da schlägt halt mein Beruf durch! ;-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    herzliche Gratulation euch beiden! :D
    Wow, da bist du ja trotz demotivierender Zugpferde ganz schön durch die Gegend gesaust! Ich finde, diese Läufer, die so gemütlich durch die Gegend traben, gehören gestraft! ;) Unsereins schindet sich ab und die machen da ein Lauftechnik- und Lockerungsprogramm!

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    1. Liebe Doris,
      danke! Wir fanden es einen netten Tag und mein Mann entdeckt langsam seinen Spaß an solchen kürzeren Distanzen.
      Nun ja, so etwas wie der sich lockernde Jüngling habe ich auch noch nicht erlebt. Aber immerhin, es passt vom Tempo für mich und in der Nettozeit habe ich ihn doch noch um ein paar Sekündchen überholt.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Wenn das mal nicht dem Elliptigo gutgeschrieben werden darf: dieses irre Tempo trotz Handicap und nach langer Pause und vorsichtigem Wiedereinstieg! Ist ja mal echt gigantisch. Ganz ganz Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Vorfreude auf Prag (das du rocken wirst ;)

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    1. Liebe Lizzy,
      danke Dir! Ich denke auch, dass das ElliptiGo-Training mir geholfen hat und so keine Durststrecke im Training entstand. Der Fuß ich beim laufen definitiv kein Thema mehr, die Schiene ist reine Vorsorge. Nur hin und wieder muckt er rum, und ist noch nicht wieder voll gelenkig.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch und danke für diesen schönen Bericht. Das Licht am Ende des Tunnels hast Du ja toll eingefangen! Und die Lightshow ist beachtlich. :-)
    Gute Erholung!
    Viele Grüße,
    Claudi

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    1. Liebe Claudi,
      danke Dir! War ein schöner Lauf und gell, diese Lightshow im Tunnel...nett gemacht. Hab' ich vorher nur mal im Marathontor des Münchner Stadions erlebt (etwas größer zwar, aber das kostet das Mitlaufen auch mehr).
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Super, liebe Elke, alles im Plan für Prag! Wenn dann noch die Schiene weg ist, ein paar lange Läufe abgehakt wurden, dann ... :-)

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Liebe Anne,
      tja, wenn mal immer alles so nach Plan liefe. Ich werde meinen Plan mal weiter erfüllen und dann schauen, was es an der Moldau gibt.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,
    cool, das ist eine super Zeit und das, obwohl du vor ein paar Wochen noch nicht mal wusstest, ob das mit dem Laufen überhaupt klappt. Sehr vernünftig, das du noch mit der Manschette läufst. Aber die wirst du zum Glück auch bald nicht mehr brauchen.
    Glückwunsch natürlich auch an den Gatten: seine Zeit ist ja auch nicht schlecht.
    Prag kann kommen :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      da hast Du recht, vor einigen Wochen sah es wirklich nicht danach aus. Das zeigt, man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Und ja, in Prag werden wir dann sehen, ich bin selber gespannt!
      Danke Dir und liebe Grüße
      Elke

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  8. Zieleinlauf mit Tunnelblick! Mein Glückwunsch dazu!
    Ist wirklich eine schöne Veranstaltung. Dort bin ich einen meiner ersten HM gelaufen.
    Viele Grüße!

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    1. Genau, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, dem man sich am Ende nur noch entgegenwerfen muss ;-)! Ich hätte gewettet, dass Du dort auch schon warst. Ist ja auch ein nettes Laufrevier, wahrscheinlich besonders auch im Sommer, unterm schattigen Blätterdach.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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