Laufend lesen

Dienstag, 26. April 2016

Das Leiden der andern

....eher wenig, dafür überwiegend die Freude der anderen konnten wir am Sonntag beim Düsseldorfer Marathon miterleben. Diesmal nicht selbst laufend, sondern als Supporter-Team für Heidrun, die sich in die "verbotene Stadt" (Synonym in Köln für Düsseldorf) zwecks Marathonteilnahme begab.
Ich muss sagen, ich war nicht ganz unfroh, nur zuzuschauen, denn es war a...kalt und dazu unangenehm böiger Wind.
Früh waren wir vor Ort und fanden einen wunderbaren Unterschlupf zum Aufwärmen im Rathaus.

Und nachdem das Feld (knapp 3.000 Finisher) auf die Strecke gegangen ist, können sich die Marathonis wenigstens laufend aufwärmen, während wir Zuschauer uns eher warm bibbern dürfen. Der Plan, durch mehrfachen Standortwechsel unsere Läuferin mehrfach treffen zu können, gelingt wunderbar. Dank Laufuhr+App erhält man fast metergenau den aktuellen Standort der Anzufeuernden auf dem Smartphone angezeigt - allerdings mit einigen Sekunden Verzögerung, weswegen wir sie beim ersten Durchlauf an km 7 fast verpassen.

Beim Warten an der Oberkasseler Brücke öffnet dann der Himmel wie befürchtet seine Pforten und lässt einen Graupelschauer herniedergehen (die weißen Sprenkel im Foto). Allerdings scheint das den meisten Teilnehmern nichts auszumachen. Die sind wahrscheinlich froh, von der exponierten Brücke wieder in den relativen Windschatten der Innenstadt eintauchen zu können.

Wir freuen uns immer wieder, in die vielfach strahlenden Gesichter der Läufer zu schauen. Nur mit zunehmender Streckenlänge nimmt der Anteil der zunächst ernst, später angestrengt Blickenden zu.
Überhaupt läuft man im Geiste ja selber mit. Deswegen kommt uns gar nicht in den Sinn, in ein Café zu gehen und im Warmen sitzend die Wartezeit bis zur nächsten Begegnung zu verbringen. Das wäre ein Sakrileg! Wenn die anderen sich laufend abrackern, werden wir ja wohl auch ausharren können!
So sehen wir viele Läufer ebenfalls mehrfach: Den kleinen älteren Asiaten, barfuß und im Wickelrock, ein japanisches (chinesisches?) Pärchen mit schwarz-rot-goldenen Girlanden um Hals und Körper und Selfie-Cam in der Hand, einen kleinen rennenden Zoppo Trump mit italienischer Fahne als Schulterumhang, das Bierglas und die Flasche auf 2 Beinen eines Sponsors, den in badehosenknappen Shorts und mit bloßem Oberkörper laufenden Jungspund, undundund. Die ganze Innenstadt ist erfüllt von den zahlreichen Trommelgruppen. Irgendeine Musik dringt immer ans Ohr in einem Rhythmus, bei dem man mit muss. Trotz des Wetters sind viele Zuschauer gekommen und tragen zur tollen Stimmung bei.

Dennoch, ich gebe es ja zu, sind wir froh, als Heidrun dann ins Ziel einläuft. Da erträgt man dann auch nochmal das sehr zugige Altstadtufer, wohl wissend, bald gehts dann ins Warme.
Aber wir sind zufrieden, bis auf den Graupelschauer blieb es trocken. Ja es kam sogar bisweilen die Sonne hervor und war man dann in einem windgeschützten Bereich, war es sogar angenehm - bis die nächste Wolke und neue Böen kamen.




Heidrun hat am Ende gar eine persönliche Bestzeit erlaufen, 4:33. Wir gratulieren ganz herzlich unserer Running-Queen von Düsseldorf!

Und mit soviel mentalem Aufputschmittel macht es mir heute nichts aus, mich in fast noch übleres Wetter hinauszustürzen und eine kleine Einheit zu absolvieren. Auf dem Weg hinaus aufs Feld schlägt mir die volle Wucht der Böen entgegen und drückt mir als Zugabe noch frischen Gülleduft in die Nase! In einer kleinen Allee alter Bäume rauscht mächtig der Wind. Wenn man es nicht besser wüsste, das könnte glatt als typisches Herbstwetter durchgehen. Aber ist ja nur für kurz, und was sind schon 40 Minuten gegenüber mehr als 40 km?!

Zudem: Ein letzter Besuch beim Orthopäden gab (wie auch nicht anders zu erwarten) grünes Licht. Er hatte nicht erwartet, dass die Genesung so rasant vorangeschritten ist. Er freut sich mit mir, für Prag sind auch seine Daumen gedrückt.

5 Grad, 6,2 km, 40:10, (6:28 Min/km), HF 135

16 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    ach das hat euch in die verbotene Stadt getrieben!
    Schön, dass ihr Heidrun vom Streckenrand aus unterstützen konntet! :)
    Dass du den Orthopäden überraschen konntest ist natürlich noch besser! Das gibt sicher noch zusätzlich ein gutes Gefühl! :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      ja, einen anderen so begleiten zu könne, ist auch ein Erlebnis und hat Spaß gemacht. Dass der Fuß wieder läuferisch kann, spüre ich ja selber, da hätte der Doc nun auch nichts anderes mehr sagen können. Klar, das gute GEfühl steigt dadurch auch :-)
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke,

    erstmal zum letzten Absatz: Das ist toll, herzlichen Glückwunsch.

    Und Ihr seid wahre Freunde, bei so einem Wetter an der Strecke zu bleiben. Gerade stürmt und regnet es hier wieder und ich kann mich richtig reinfühlen. Buahh...
    Gruß

    Anja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Anja,
      außer grünem Licht hat der Doc auch keine andere Option gehabt, die nachvollziehbar gewesen wäre.
      Ja das Wetter... einfach nur zum Einmummeln auf dem Sofa!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  3. Liebe Elke,

    die verbotene Stadt Düsseldorf ist sicher marathongeeigneter als die verbotene Stadt im luftverpesteten Zentrum Pekings ;-)

    Aber bei dem Verhältnis von Düsseldorf und Köln zueinander brauchtet Ihr Euch über die frostige (Wetter-)Atmosphäre nicht zu wundern :-)))

    Ansonsten kann ich Euren Support für Heidrun nur loben!

    Herzlichen Glückwunsch an Heidrun zur PB und für Euch zum Wettertrotzen!

    Liebe Grüße
    Volker


    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Super übrigens auch, dass der Doc bestätigt, was Du die letzten Wochen beim Training schon selber rausbekommen hast!

      Löschen
    2. Lieber Volker,
      zur Konkretisierung: Ich wohne ja im Kölner Umland, auf das die Kölner ja auch herabschauen. Aber das ist eben immer noch näher an Köln als an D'dorf. Dennoch habe ich ja auch schon bei meiner Laufteilnahme dort lobende Worte gefunden, sie sind den Kölnern voraus :-)
      Heidrun liest hier mit und danke auch für Dein Wohlwollen uns Supprtern gegenüber. Tja, wir werden uns am Weinberg echt Mühe geben müssen, mitzuhalten!
      Und dem Doc wollte ich ja ein wenig beweisen, dass es auch schneller gehen kann, als die Medizin meint.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
    3. Hallo Volker, danke für die Glückwünsche. Wir sehen uns im Weinberg.
      LG Heidrun

      Löschen
  4. Liebe Elke,
    ihr seid Helden. Ich habe ja schon mehrfach Marathon Support gemacht und weiß das das ganz schön anstrengend ist. Und das auch ohne arktische Temperaturen.
    Wir waren in St. Wendel zum Marathon/HM und hatten dort ähnliche Bedingungen.
    Es ist gut für einen selbst zu hören, das der Doktor auch grünes Licht gibt. Wobei du dir da bestimmt auch ganz sicher warst. Aber das bestätigt zu bekommen, ist das I Tüpfelchen.
    Es kann losgehen.
    Prag, die Elke kommt :-)
    Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Helge,
      das Wetter derzeit ist ja einfach nur übelst. Aber geteiltes Leid ist halbes Leid, auf und neben der Strecke ;-)
      Der Doc hatte nicht wirklich viel Spielraum, sage ich mal, mir was anderes zu sagen. Aber sicher, fachmännische Bestätigung des Gefühls kann auch nicht verkehrt sein. Prag kann nicht, es wird kommen!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  5. Den Wickelrock-Japaner sah ich auf dem Weg zum Start. Da trug er noch Schuhe. Seine gehbehinderte Frau hat seinen Startbeutel geschleppt.
    Die Sebamed-Flasche war vor mir im Ziel! Ihr Inhalt versicherte mir, dass er den ganzen Weg allein bewältigt hat. Bisher hatte ich angenommen, dass sich die Träger abwechseln.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Sebamed-Flasche sahen wir nur beim Aufwärmen im Rathaus. Auf der Strecke sahen wir ein laufendes Bierglas und eine Bierflasche. Wobei die Flasche bei km 40 (oder war es gar 34?) gehend daherkam. Ist sicher eine zusätzliche Belastung, so ein Teil zu tragen, so leicht es auch sein mag. Aber dass Dich die Sebamedflasche geschlagen hat ... ui, das schreit doch nach Revanche!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
    2. Ja, die Erdinger-Flasche war mir letztes Jahr schon beim Schwächeln aufgefallen (siehe Bild hier: http://daspulsmesser.blogspot.de/2015/04/dusseldorf-marathon-2015.html). Ob das Werbekonzept da noch aufgeht?
      Vielleicht sollte ich lieber Sebamed trinken?!

      Löschen
    3. Ob dann die Flasche die selben Beine hatte wie 2015?
      Vom Verzehr von Sebamed würde ich ganz spontan abraten. Ich glaube, das wurde rein zur äußerlichen Anwendung konzipiert. Es sei denn, Dir läge nichts an der Laufteilnahme ;-)
      LG
      Elke

      Löschen
  6. Bäh, da friere ich ja beim Lesen. Bin heute vor exakt drei Jahren in Düsseldorf bei tollstem Marathonwetter gelaufen, die Bestzeit von damals steht (leider) immer noch.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Tja, leider kann man sich das Wetter nicht aussuchen. Dann hast Du Glück gehabt und das schlug sich gleich auch noch in einer Bestzeit nieder! Und die nochmal zu toppen, Geduld, das wird sicher!
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen