Laufend lesen

Mittwoch, 12. Juli 2017

Momente wie diese


Mal wieder eine Dienstreise. Und eine, die ein wenig Zeit zum Laufen erlaubt.
Als ich am Abend meinen Koffer zum Hotel rolle, bin ich noch skeptisch. Bahnhofsareale, zumal in trüber Abenddämmerung, sind nicht immer die Aushängeschilder der Städte. Wenigstens passiere ich das Wahrzeichen der schönen Hansestadt Lübeck und erinnere mich an eine Klassenreise vor ... ähm, 41 Jahren hierher.
Doch schon angekommen im Hotel ändert sich mein Eindruck. Kleines, historisch anmutendes Haus, leichte Klassikmusik im Flur. Putzige, nach außen aufschwingenden Fenster (Wie lüftet man dann eigentlich bei Regen?) lassen frische Luft hinein und die Laute der Boten des Nordens: Möwengeschrei.
Herrlich!
Das Bild von Willy Brandt als großem Sohn der Stadt über dem Bett hingegen entspricht nicht ganz meinen persönlichen Vorlieben.


Einen Morgenlauf habe ich mir vorgenommen, obwohl der Wetterbericht Dauerregen prophezeit.
Gegen 1/2 7 bin ich auch schon startklar. Ich laufe eine Runde um die Altstadt, die als Insel von den Flüssen Trave und Wakenitz umflossen malerisch gelegen ist.
Noch ist es trocken, als ich die noch unspektakuläre Nordhälfte entlangtrabe.


Doch immerhin, maritimes Ambiente ist mir eine willkommene Abwechslung.
Bald setzt dann auch der angekündigte Regen ein. Unter den Bäumen eines Uferwanderweges jedoch spüre ich davon noch nicht allzuviel.
Bis es dann letztendlich auch kräftig durchs Laub hindurch plätschert.


Ein einsamer Gassigänger ruft mir etwas freundliches zu. Hört sich ungefähr an wie "Schoddriges Wäddä hamwirheudä, rummälbummbuddälrumgrummälrum" - also DER Dialekt ist etwas schwierig. Ich rufe ihm einen Gruß zu und lächle zurück.

Doch schon bald merke ich, wie gefährlich das Laufen hier ist. Das teils sehr grobe und unebene Kopfsteinpflaster, nun zudem nass, ist partiell schlitterig. Und dann diese wunderschönen Häuser und Winkel, die immer wieder zu sehen sind! Ich kann gar nicht genug den Kopf hin und her drehen. Die Kamera muss ich inzwischen in einem Plastikbeutel verstauen, suche mir zum fotografieren halbwegs regengeschützte Standorte. Weswegen leider viele schöne Motive hier nicht gebührend gewürdigt werden können.
Der Regen ist mir inzwischen völlig egal, bin eh' durchnässt. Einer anderen Dame ergeht es auch so. Die steigt grazil nach dem Morgenbad im Bikini an ihrer persönlichen Badeleiter aus der Trave auf ihren schicken grünen Rasen direkt am Fluss. Es sind immerhin ca. 14°.
Ganz schön hart sind die hier oben drauf!

















 
















Nach der äußeren Umrundung geht es noch ein wenig kreuz und quer durch die Gassen der Altstadt, die gerade zum Leben erwacht. Zu meiner Überraschung ist es hügelig! Kann ich also noch ein paar, allerdings wenige, "Bergmeter" verbuchen ;-)





Eigentlich wollte ich schon längst die Kamera endgültig verstauen, denn längst verzieren Regentropfen die Bilder. Aber halt, dies hier noch, und das muss auch noch fotografiert werden. Wie diese wunderschöne Haustür und die Kaffeekannensammlung in den Fenstern.
Auspacken - einpacken der Gerätschaft, und noch einmal.

Sooo schnell geht meine Laufzeit zu Ende, 8,5 km mit vielen Eindrücken optischer, akkustischer und olfaktorischer Art.

Ein Problem bewegt mich: Ich hatte im Zimmer keinen Föhn gesehen, und so etwas bräuchte ich gleich. Nur: Ich kann doch nicht triefend nass so zur Rezeption und von dort durch den Frühstücksraum zum Zimmer gehen?
Die Lösung findet sich, als ich den Hintereingang nehme, und dort auch die Tür zur Küche offensteht, wo zwei Damen munter hantieren.
Tropfend im Türrahmen stehend frage ich laut, wo ich denn einen Föhn herbekomme und merke im gleichen Moment, wie das wohl rüberkommen muss. "Äh, ich mag zwar nicht so aussehen, aber ich habe hier ein Zimmer" schiebe ich hinterher. Das Lachen der beiden ist ansteckend und sie erklären mir, wo in meinem Bad das gesuchte Utensil versteckt ist.

Mit sauerstoffgetränktem Blut, frisch geduscht UND geföhnt schmeckt das Frühstück wunderbar und die Sitzung im Rathaus kann beginnen :-)

Momente wie diese liebe ich, laufen ist herrlich.

14 Kommentare:

  1. Soso, Laufen ist herrlich XD

    Was eine schöne Stadt (gut, dass du trotz des Regens so viele schöne Bilder gemacht hast) und eine eigene Badeleiter (mit dazugehörigem Außen-Wasser) hätte ich auch gerne :-)

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    1. Liebe Irina,
      yo, für mich ist es laufen, für Dich sicher eher radfahren, das glücklich macht, oder? Und die badende Nixe würde sicher das Morgendbad dazu aufführen ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    wow, was für ein toller Tagesbeginn in einer wirklich sehr hübschen Stadt! :)
    Schön, wenn eine Dienstreise solche Highlights zulässt!

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    1. Liebe Doris,
      es war wahrlich ein Genusslauf, trotz/wegen/mit Regen ;-) Das sind immer die positiven Aspekte von Dienstreisen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Laufend die neue Umgebung zu Erkunden ist wirklich immer das Beste was man machen kann und auch für mich immer Pflichtprogramm. Man sieht soviel mehr :-)

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    1. Genau, das dachte ich auch. Als Spaziergänger hätte ich nie so viel gesehen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Wie schön, eine Laufrunde durch Lübeck! Ich war dort auch schon und fand die Stadt sehr hübsch, Deine Bilder bringen die Erinnerungen wieder hoch. Danke dafür!
    Liebe Grüße
    Claudi

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    1. Ah, Du kennst Lübeck auch? Ja, die Stadt hat so viel schöne Ecken zu entdecken, wunderschön.
      Gerne und liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    eine wirklich schöne Stadt. Nicht umsonst ist die Altstadt von Lübeck Unesco Weltkulturerbe. Und falls es Dich tröstet, bei mir ist es auch schon fast 30 Jahre her, dass ich dort war. Ich ging ja im nahen Mölln insgesamt ein Jahr zur Schule.

    Von daher weiß ich auch, dass die Region nicht topfeben ist ;-))

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Moin Volker,
      dann hast Du ja einen näheren Bezug zu Lübeck!, Ja ist wirklich schön hier. Und die Hügellage haben sie sich damals wahrscheinlich bewusst ausgesucht und sie ist heute nochmal ein besonderer Reiz mehr.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Solche Hotels mit Charakter sind doch deutlich besser, als diese standardisierten 4*-Bunker. Auch wenn man dann schon mal unter den Augen von Willy Brandt den Föhn suchen muss ...

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    1. Da stimme ich Dir zu, freundliches Ambiente, nette Mitarbeiterinnen. Außer der Willy überm Bett. Und Föhn hatten sie ja auch.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,

    jetzt habe ich endlich mal aufgeholt mit Lesen und kommentiere mal schnell bevor es wieder aufs Tablet geht - da funzt Blogspot so gar nicht.
    Die Fotos von Lübeck sind sehr schön. Ich war da auch vor gut25 Jahren mal auf Klassenreise. Irgendwie hatte ich ganz vergessen wie idyllisch das ist!
    Die Schlauchknippidee ist interessant - ich trage die Dinger ja nur im Winter, weil es mir einfach viel zu viel Stoff am Kopf ist im Sommer. Aber so funzt es vielleicht.
    Danke auch mal für die Fotos von der Parade der Tour de France. Hatte ich noch nie gesehen - im Fernsehen gibt es ja nur Radler.
    Und zu letzt: herzlichen Glückwunsch zum AK Sieg beim 10k!
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      ja es ist manchmal ein Kreuz mit der Technik, danke für Deine Ausdauer!
      Lübeck ist wirklich sehr schön und sehenswert, wie auch die Karawane der TdF.
      Danke, mit diesem Sieg hätte ich ja nicht gerechnet ;-) !
      Liebe Grüße
      Elke

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