Laufend lesen

Freitag, 31. Dezember 2021

Zwei auf einen Streich - Silvesterlauf Soest in Bedburg

Das Laufjahr verlangt nach einem ordentlichen Abschluss. Da wir die Schweiz schon wieder verlassen haben, könnte der Bedburger Silvesterlauf, den ich bereits zweimal erlebte (2019, 2018) eine nette Option sein - wäre er nicht aus Coronagründen ersatzlos abgesagt. Gerade noch rechtzeitig höre ich, dass ja in Soest wieder virtuell gelaufen wird. Dort war ich 2020 dabei, weil insbesondere die spezielle Medaille lockte. Also entstand ziemlich kurzfristig und fast von selbst der Plan: Warum nicht den virtuellen Soester Lauf in das echte Bedburger Gelände verlegen? Zwei auf einen Streich eben. In Soest meldete ich mich für 15 km an. In Bedburg könnte man sich unterwegs entscheiden, bis hin zum Halbmarathon. Da sollte was gehen, äh, laufen!

Also auf in den Ortsteil Kaster und als erstes beim Bäcker, der den dortigen Silvesterlauf mit schmackhaften Brezeln belohnt, ein solches Gebäckstück erstanden. Ein wichtiger Motivationspunkt ist damit gesichert.

Am Weiler Hohenholz, dem Startpunkt, herrscht gähnende Leere, der Wind streicht über einsame Äcker. 12°, also gute Lauftemperatur. Zu Fotografieren gibt es eigentlich nichts. Außer Leere, Matsch, und immer irgendwo ein qualmendes Kraftwerk oder Windräder. Immerhin, der Himmel bietet malerische Wolkenbilder.








Kraftwerke Neurath und Niederaußem



Es gibt nur sehr wenige Begegnungen unterwegs. Einmal kommt mir ein Gassigängerpaar entgegen. Man grüßt sich, der Mann fragt "Silvesterrunde?" Ich bejahe. "Wir auch, aber Runde mit Hunden!"

Kraftwerk Frimmersdorf, stillgelegt
Die Strecke verläuft überwiegend auf Asphalt, doch auch ein längeres Stück Feldweg ist enthalten. Ich erinnere mich an schlammige Passagen dort. Same procedure as last time...
Allerdings ist es diesmal ja deutlich milder als bei meinen vorherigen Teilnahmen. Was sich olfaktorisch bemerkbar macht, indem es am hintersten Punkt der Strecke extrem nach Suppengrün riecht.

Kein Plan B..., also hindurch!




In Bedburg läuft man zunächst einige Kilometer hinaus auf die Felder, dann eine ca. 5 km lange Runde bis zu dreimal (je nach gewünschter Gesamtdistanz) und dann wieder zurück zum Weiler. Die ersten Kilometer fühlen sich gut an. Dummerweise verlaufe ich mich, bemerke das aber noch rechtzeitig und kann korrigieren. 
Nach 10 km (also auf meiner zweiten 5'er-Runde) folgt ein kleiner Hänger. Mich ärgert, dass die mitgenommene Wasserflasche undicht ist, also trinke ich lieber das weg, das noch drin ist. 
Die "Soester 15" motiviert als erstes Etappenziel. Und wahrlich, die Sonne vergoldet meinen virtuellen Zieleinlauf. Die Zeit kann ich daheim erfassen und mir sofort eine Urkunde ausdrucken. Ich liege im Mittelfeld aller Damen. Die Medaille wird später zugeschickt.
Da fehlt mir ja nun auch nicht mehr viel bis zum Halbmarathon!




Also weiter auch wenn die Beine nun doch ermüden. Und natürlich noch ein drittes Mal auf die 5'er-Runde, wenn man schon einmal hier hinten unterwegs ist ;-).

Ich passiere auf den Wiederholungsrunden dreimal eine Hütte, an der sonst ein Getränkeposten die Läufer/innen verpflegt. Diesmal steht dort ein seltsamer älterer Kauz. Als ich mich nähere, tritt er von seinem an der Wand lehnenden Fahrrad an den Wegesrand, Hände in den Taschen, Rücken durchgedrückt, Kinn nach vorn gereckt. Wie der Landjunker beim Kontrollieren seiner Güter. Er würdigt mich keines Blickes. 
Wenige 100m weiter kommt mir ein älterer Radler auf dem schlammigen Weg entgegen und fragt, ob der mit dem Rad schon da sei. Da weit und breit kein anderer ist, muss er wohl den Junker meinen. Ich bejahe und er kämpft sich weiter voran. Bei meiner zweiten Passage vermute ich die beiden plauschend dort sitzen zu sehen. Aber nur der Landjunker auf einer Bank dösend verweilt dort. Gleicher Anblick beim dritten Mal.
Wer dann aber das Schachspiel dort aufgebaut hat...? Für wen und wann...? Seltsam.


Vorn Schachspiel, hinten Junker

Ich habe noch ca. 5 km vor mir und lasse etwas Traubenzucker im Mund zergehen. Der gibt wieder ein wenig Schwung für den Homerun, der nun fast durchgängig gegen den auffrischenden Wind führt. Zur Ablenkung versuche ich, die Windräder zu zählen, die man hier erkennen kann. Bei 80 höre ich auf.
Das Ziel kommt in den Blick, daaaa hinten hinter dem Wäldchen.


Wegen meiner kleine Verlauf-Aktion liegt mein virtueller Zielstrich etwa hier:



Die letzten wenigen 100m nutze ich zum Cool-down. So habe ich auch Zeit, ein Wegekreuz zu fotografieren. Es gibt mehrere hier im Areal.


Sonne und Wolken setzen sich auch nochmals kurz in Szene. 
Ein schönes Gefühl, das Jahresende läuferisch gewürdigt zu haben Und nun habe ich auch einen Guten Grund, wenn ich den Jahreswechsel (mal wieder) verschlafe...



Ja, das neue Jahr, was mag es uns bringen? Wohin wird der Weg uns führen? Auch wenn wir heute noch nicht seine Kurven, seine schwierigen und seine leichten Passagen kennen, wir werden ihn gehen und erleben. Vielleicht biegen wir an der einen oder anderen Stelle einmal falsch ab, vielleicht haben wir mit dem einen oder anderen Schlagloch oder Baustellen zu tun. Aber sicher führt er uns auch zu schönen Gefilden. Was auch immer uns erwartet, stehenbleiben geht nicht.










In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen schönen Jahresausklang und alles Gute für 2022!

Montag, 27. Dezember 2021

Tierisch, tierisch

Es war schon fast zu befürchten. Gab es einen  Dezemberstart wie aus dem Katalog zwischen Emmental und Berner Oberland, mit schneebedeckter, sonnenbeschienener malerischer Winterlandschaft, so setzt pünktlich zum Fest Tauwetter ein. Ach wie gemein.

Das trübe Wetter dämpft meine Laufmotivation, aber am ersten Weihnachtstag schreit mein Körper nach Bewegung. Ausgleichsbewegung zu Weihnachtsessen...

Immerhin bringt mich das in den Genuss ein paar letzter Schneeeindrücke im leicht höher gelegenen Terrain hinter unserem Dörfli.


Der Kirchhügel versucht Tarnung mit Nebelschwaden, ich ringe ihn dennoch nieder 😅

Belohnt werde ich mit einer lustigem Krippe. Im Schaufenster der Schreinerei, wo es schon 2014 einen sehr speziellen Weihnachtsbaum zu sehen gab, werde ich erneut fündig:



Fehlt da nicht etwas? Gerade als mir das auffällt, kommt der Schreiner heraus. Ich stelle ihm meine Frage, wo denn die Familie sei? Och, die sei gerade mal ausgegangen, meint er. Oder sie hätten Corona, er wisse es nicht. Wie dem auch sei, mir gefällt die Krippenvariante.

Eine Variante eines Heiligabend-TV-Programms konnten wir im schweizer Fernsehen erleben. Ein Entschleunigungsthriller: "Füür - Ein Border Collie und eine Tigerkatze", 125 Minuten spannende Unterhaltung. Werden sich Hund und Katz vertragen? Für wen sind die Geschenke? Wer nimmt auf den Stühlen Platz? Herrrrrlich!

Hier ein paar Highlights:









Hier der Link zum Werk in voller Länge:


Sonntag, 19. Dezember 2021

Gesucht - gefunden

Der Lauf des letzten Wochenendes ließ mir keine Ruhe... wo ist diese Heidenburg, diese römische Straßenbefestigung? Das will ich jetzt wissen!
Um den direktesten Weg nehmen zu können, beiße ich in den sauren Apfel und laufe 6 km entlang einer gut befahren Landstraße. Ich hatte mich vorher bei Google informiert, wie ich am einfachsten an meinen Anknüpfungspunkt gelangen würde.
 


Endlich, nach 6,5 km stehe ich wie geplant am Einstieg, der Wegweiser schafft Klarheit.


Es ist nasskalt, 6°, Hochnebel und feuchte Luft, vereinzelte Nieseltropfen. Ich folge dem Weg, und folge ihm, und folge ihm... Langsam kommen Zweifel, ob ich hier richtig bin. Aber andererseits: Ich kann zwar nicht gescheit rückwärts einparken, aber Landkarten lesen beherrsche ich ganz gut.


Doch dann, bei km 8,5, sehe ich endlich eine Informationsstele der bekannten Art. Heureka, hier bin ich richtig!


Sogar ein Besucherbänklein steht bereit. Aber ich bin ja nicht zum Ausruhen hier. Erst einmal studiere ich Text und Skizzen auf der Tafel. Sehr interessant! Aber auch widersprüchlich. Denn in der Grabungsskizze (eingenordet) liegt die Befestigung nördlich der Römerstraße, auf der modernen Landkarte befindet sie sich südlich. 😶





Hinter Bank und Stele sind deutlich Erdwälle erkennbar, genau im Viereck, wie die Tafel zeigt.




Meine kleine Geländeerkundung bringt sogar Fundstücke zum Vorschein: 😁




Ein sehr interessanter Lauf heute. Bis auf ein Gassigängerpaar mit einem Dalmatiner ist hier keine Menschenseele. Noch bemerkenswerter: Grabesstille. Kein Laut liegt in der Luft, kein Motorengeräusch, kein Vogelgesang (ok, es ist Dezember). Nur ein- oder zweimal höre auch von weit her den Hund bellen. Und eine Bahn rumpelt vorbei, transportiert Kohle aus dem Tagebau zum Kraftwerk.


Plan A wäre gewesen, von hier aus auf die Fischbachhöhe zu laufen und von dort heim. Plan A verwerfe ich beim Anblick des entsprechenden Weges:


Plan B sieht dann eben den Rückweg entlang des Hinweges vor. 
Plan A+ hingegen wird mit Sicherheit umgesetzt: Fortgesetzte Erkundungen auf der ausgeschilderten Römerroute des "Erlebnisraums Römerstraße", denn auf der anderen Seite der Bahnstrecke locken weitere Erlebnisse auf römischen Spuren!