Laufend lesen

Montag, 20. November 2023

Pralinen des Schicksals

Mein angestrebtes Jahresziel, nochmals die 2.000-Laufkm-Marke zu schaffen, rennt mir davon. Erst der Tod unserer süßen Katze, dann das Schwindelproblem.

Letzteres entwickelt sich prima zurück. Keine ausgeprägten Karussellfahrten mehr, nur bei manchen Bewegungen des Kopfes muss ich vorsichtig sein.

Was die Katze angeht, da gilt das Zitat von Loriot "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos" nicht nur für andere Hunderassen, sondern auch für Katzen. Daher haben wir uns entschlossen, zwei Fellnasen aus dem Tierschutz bei uns aufzunehmen und Naranjado und Rusty, zwei Katerbrüder aus Gran Canaria, kamen zu uns. Im Rahmen des Straßenkatzenprojekts eines deutschen Vereins (www.canarigatos.de) holten wir die beiden scheuen Kumpels von ihrer Pflegestelle in Frankfurt ab. Noch "wohnen" sie bei uns am liebsten im Bettkasten des Gästesofas, aber wir sind zuversichtlich, dass sie zutraulicher werden. Zumindest nachts geht die Party ab, wie uns unsere Webcam zuverlässig enthüllt. Tagsüber sind wir quasi katzenlos, noch.

Wir geben uns alle Mühe, ihr Schicksal positiv zu gestalten.


Doch kaum sind die beiden bei uns angekommen ...

Ich muss an dieser Stelle kurz einen Schlenker einbauen, 11 Jahre zurück.

2012:    Wir holen unsere ersten beiden Samtpfoten, Schwestern, aus dem Tierheim. Kitten einer Straßenkatze und entsprechend sehr scheu. Wir behalten sie 4 Monate im Haus, doch beim allerersten Freigang erschreckt sich trotzdem eine der beiden über irgendetwas und flüchtet panisch aus dem Garten. Wochenlang suchen wir sie überall, hoffen, leiden, und müssen uns letztendlich damit abfinden. Ihre Schwester vermisst sie auch und nach einiger Zeit entschließen wir uns, ihr wieder Katzengesellschaft zu geben, holen Kater Hoss aus dem Tierheim. Die beiden werden ein Dreamteam und wir haben einige Jahre viel Freude mit ihnen, bevor sie dann auch über die Regenbogenbrücke gehen mussten.

2015   wird angrenzend an unser Wohnviertel, einen knappen halben km entfernt, ein neues Wohngebiet gebaut. Eine junge Familie errichtet dort ihr Haus und zieht mit 2 Katern ein.

2017   findet sich plötzlich im Garten der Familie eine Streunerkatze ein, stürzt sich hungrig auf das Igelfutter. Die Familie hat ein Herz für alle Tiere, füttert die Streunerin und sucht zugleich erfolglos nach ihren Besitzern. Auch wenn diese Katze niemals ins Haus geht und sich nicht anfassen lässt, wird sie Familienmitglied und bekommt sogar ihr eigenes kleines Katzenhaus im Schwedenstil im Garten.

2023  im November geht es der Streunerin plötzlich schlecht. So schlecht, dass sie sich erstmals in eine Box setzen und zum Tierarzt bringen lässt.
Dort nutzt man die Chance und sucht routinemäßig nach einem Chip, mit dem das Tier eventuell bei Tasso, dem deutschen Tierregister, registriert sein könnte.

So klingelt bei uns 3 Tage, nachdem die spanischen Brüder angekommen sind, das Telefon. Es meldet sich eine freundliche Dame von Tasso, ob wir etwa im Jahr 2012 unsere Katze Louisa vermisst gemeldet hätten...
Ich bin völlig geplättet und kann das zunächst gar nicht richtig begreifen. Da hat unsere Katze die letzten 6 Jahre sehr nah in unserer Nähe gelebt ...! Es zieht mir die Füße weg.
Leider ist die Botschaft der Anruferin noch nicht ganz zu Ende. Louisa war sterbenskrank und musste erlöst werden, am Tag zuvor. Nach 11 Jahren wiedergefunden und gleich wieder verloren...😭
Dennoch, ich nehme sofort Kontakt zur Familie auf und erfahre so, dass es ihr zumindest in der Zeit bei ihnen gut ging.

Etwas viel Schicksal auf einmal. Da ist gerade wieder keine Energie für das Laufen übrig. Für den Sonntagslauf brauche ich irgendetwas Beständiges. Ein Rettungsanker kommt mir in den Sinn, der Weihnachtsbaum im Marienfeld! Der wird ja hoffentlich noch zuverlässig da sein, wo er hingehört.
Kurz bin ich erschrocken, der Waldweg sieht ein wenig anders aus, mir scheinen hier und da ein paar Bäume entfernt worden zu sein, doch nicht etwa auch...?!

Nein, da steht er! Inzwischen gut in die Höhe gewachsen. 
Und erste Anzeichen des kommenden Advents sind auch schon erkennbar.😊 Ein wenig Stabilität im manchmal ungewollt ereignisreichen Leben. Ein anderes Zitat kommt mir in den Sinn, Forrest Gump:
"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie was man kriegt." 


14 Kommentare:

  1. Das ist ja wirklich ein Ding mit Louisa, liebe Elke. Dieser zeitliche Zusammenhang mit dem Tod Eurer treuen Katze. Das Leben ist manchmal wirklich eine Bitch.
    Umso mehr drücke ich die Daumen, dass sich Eure neuen Mitbewohner bald bei Euch einleben. Vielleicht müssen sie auch erst die Sprache lernen ;-)

    Und was die 2.000 angeht, mach Dir keinen Streß, schlußendlich ist es nur ein Zahl und Deine Jahresleistung so oder so eine sehr gute!

    Liebe Grüße
    Volker

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Volker,
      ja, das war dann etwas viel Katzenleid. Aber wir können uns ja andererseits an unseren beiden neuen Mitbewohnern erfreuen. So langsam fassen sie Vertrauen und es ist spannend zu erleben, wie sie das Haus schrittweise erobern.
      Gegen all das sind die sub-2000 verschmerzbar.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  2. Liebe Elke
    Uff, das ist wirklich gar viel Katzen-Drama auf einmal! Unglaublich, wie die Zufälle spielen.
    Wenn ich mir das richtig zusammen reime, dann müsste Louisas Schwester einiges vor Louisa verstorben sein.
    Das wiederum ist sehr beeindruckend! Die Streunerin, die bei Wind und Wetter draussen ist, lebt länger als die sesshafte Schwester in der kuscheligen Wohnung!
    Eure neue Hausfreunde von Gran Canaria werden sich bestimmt schnell einleben - der Bettkasten sieht auf alle Fälle sehr gemütlich aus!

    Viel Spass und Freude mit ihnen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Catrina,
      Louisas Schwester wurde zum Jahreswechsel 2017/2018 leider vergiftet, der Kater musste wegen Krebs 2021 eingeschläfert werden, auch Dramen. Den Gedanken hatten wir auch, dass da diese kleine tapfere Streunerin noch am ältesten wurde.
      Wir hoffen ja, dass der Bettkasten bald gegen andere Schlafplätze eingetauscht wird. Zumindest Naranjado hat schon einen gefunden. Lustigerweise wissen wir nicht, wo. Plötzlich chillte Rusty tagsüber allein. Wir waren schon in großer Sorge und haben das ganze Haus abgesucht. Abends spazierte er dann locker zum Fressnapf. Katzen!
      Liebe Grüße aus dem trüben Rheinland
      Elke

      Löschen
  3. Guten Morgen, liebe Elke

    das sind zwei sehr hübsche rote Katerchen, die sich in eurem Bettkasten niedergelassen haben. Sie sehen noch jung aus, oder?
    Mögen sie weiterhin ein gutes Gespann bleiben und euer Heim sowie dein fiktives Buch “wie Katzen mein Leben bereicherten” mit vielen schönen, lustigen und herzergreifenden Kapiteln füllen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Lizzy,
      sie sind ca. 1,5 Jahre alt, also im besten Sturm- und Drangalter, was sie derzeit vor allem nachts ausleben.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  4. Das ist ja fast eine filmreife Geschichte und wirklich ganz schön unglaublich, ein Katzen-Drama mit unerwarteten Wendungen. Und bei soviel Katzen-Durcheinander in eurem Haushalt ist es kein Wunder dass du kaum Energie zum Laufen findest. Die beiden Spanier werden sicherlich noch eine Weile brauchen, aber irgendwann kapieren die schon dass sie bei euch angekommen sind. Die haben zwar schon viel erlebt aber sind ja noch jung. Und du hast ja viel Zeit ;-)
    Schön dass ihr wieder zwei Streuner aufgenommen habt, liebe Grüße, Oliver

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Oliver,
      hätte ich diese Katzengeschichte im Kino gesehen, hätte ich gedacht, typisches Hollywood-Melodram. Aber das Leben zwingt einen manchmal in Filme, in denen man überhaupt nicht mitspielen möchte. :-(
      Die Spanier werden in der Tat noch lange brauchen, auch wenn einer der beiden sich schonmal aus der Deckung wagt. Man weiß ja auch nicht, was diese Tiere vorher erlebt haben. Immerhin tanzen sie nachts schon munter Tango im Haus.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  5. Liebe Elke,
    zuallererst mal freut es mich so sehr für dich, dass deine ungewollten Karussellfahrten ein Ende haben! Denn bei Dauerschwindel können nicht mal die hübschesten Kater helfen.
    Und das sind sie wirklich - wie schön, dass sie ihr Schicksal zu euch geführt hat. Ich hoffe, sie gewöhnen sich schnell bei euch ein und euer Zusammenwohnen wird harmonisch. :)
    Aber Louisas Geschichte ist ja unglaublich! Was für eine bewundernswerte Überlebenskünstlerin sie gewesen sein muss. War sie denn die Schwester von Milva?
    Aber ich kann mir vorstellen, dass dir diese Katzenschicksalswoche alle Energie gesaugt hat.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Doris,
      so hübsch, wie die beiden Kater sind, so scheu sind sie leider auch, vor allem der rötere der beiden. Aber gut, das braucht seine Zeit. Unsererseits sollte der Harmonie nichts im Wege stehen. Es wäre nur schön, wenn sie die Wohnzimmergardine überleben lassen würden....
      Genau, Louisa war die Schwester von Milva. Was die tapfere Streunerin wohl hätte alles erzählen können...?
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  6. Liebe Elke,

    ist ja doof, so an Louisa erinnert zu werden. So nah dran und doch (jetzt) so weit weg! Ja, sie hätte bestimmt unwahrscheinlich viel erzählen können!

    Momentan helfen die beiden spanischen Brüder ganz gut darüber hinweg, oder? - Hab ich nicht genau gelesen, oder sind es erstmal Pflege'kinder' für euch? - Oder bleiben die beiden, oder eine der beiden bei euch?

    Schön, dass der Baum noch steht und die Tradition weitergeführt werden kann. Ich hab da bisher niemanden begeistern können und weiß nicht, ob ich durchhalte.

    Dir eine schwindelfreie Zeit - auch auf lange Sicht!
    Liebe Grüße Manfred

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Manfred,
      ja, das war sehr schmerzlich mit unserer Louisa, geradezu ein Schock.
      Die spanischen Brüder beschäftigen uns ganz gut, auch wenn sie weiterhin sehr scheu sind und sich am liebsten verkriechen. Wir möchten sie auf Daher behalten, nicht nur als Pflegestelle.
      So ein Weihnachtsbaum draußen im Wald ist doch etwas wunderbares! Wie sagt Konfuzius so treffend: "Der längst Weg beginnt mit dem ersten Schritt". Also Manfred, halte durch, hänge bald ein wenig weihnachtlichen Schmuck dran. Das muss sich ja erst einmal herumsprechen und ich bin sicher, es gibt auch andere Menschen, die so etwas schätzen!
      Danke, und liebe Grüße
      Elke

      Löschen
  7. Liebe Elke,
    es ist wahrscheinlich im Moment nicht viel Trost, aber doch gut zu wissen, dass Louisa ein gutes Leben hatte und nicht gleich in der 'Wildnis' gestorben ist. Schön dass ihr auch schon wieder Katzen im Haus habt. Die gewöhnen sich bestimmt langsam an euch.
    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Roni,
      du hast vollkommen recht. Es war sehr tröstlich zu wissen, dass sie es zumindest in den letzten 6 Jahren gut hatte. Die Familie schickte uns Bilder, sie hatte es wirklich gut.
      Die beiden neuen Katzen werden sicher lange brauchen, sind noch sehr scheu. Aber das wird.
      Liebe Grüße
      Elke

      Löschen