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Mittwoch, 7. Februar 2024

Wicked jraaduss

Tag 4, Slot 6, 10 Uhr:

Eigentlich wollte ich 20 km in Angriff nehmen. Doch das Wetter ist nicht wirklich verlockend und ich erliege … dem Schweinehund. Aber dann doch nicht ganz. In einem kleinen Anflug von Widerstandsgeist beschließe ich, am späten Vormittag eine kombinierte Walking- und Joggingrunde an der Bäckerei vorbei zu legen, um die Nahrung des Sonntagnachmittags sicherzustellen.

Die wird dann der Einfachheit halber im Postkasten deponiert, damit ich die Hände für den Rest des Laufs frei habe.


Erstmals kann ich meine vor einer Weile im Sale erworbenen Wetterjacke testen. Es nieselt leicht und der Wind pustet kräftig. Die Jacke macht sich gut, ist solide verarbeitet und mit 3 Taschen und Greifschlaufen an jedem Zipper praktisch, die Kapuze sitzt trotz Starkwind fest. Als Freizeitjacke optimal, nur fürs reine Laufen untauglich, dafür reicht die Atmungsaktivität nicht.


Ich beschließe spontan, den hiesigen Friedhof erstmals in 30 Jahren aufzusuchen. Nicht weil ich jemand besuchen oder einen Liegeplatz für später erkunden möchte, sondern weil es hier auch römert. Bei Bauarbeiten einer größeren Wohnanlage nicht weit weg stieß man auf einen römischen Sarkophag, der nun gleich beim Eingang bewundert werden kann. 


Ansonsten bietet sich ein, nach meinem Empfinden, ziemlich rheinisch-katholisches Bild. Ganz viel dunkle Steinabdeckungen. Quadratisch-praktisch-gut oder bevorzugte Ausführung des lokalen Steinmetz? Besonders ein über 20-jähriges Urnenfeld sticht mir dazu ins Auge. Gewiss, ein sensibles Thema. Aber der Kontrast zu den mir bekannten schweizer Anlagen, die oft kreativ bis heiter, überwiegend aber sehr persönlich gestaltet sind, ist doch deutlich.


Dabei fällt mir auch eine Parallele zu unseren Wohnvierteln auf. Haben sich Neubauten und Ortsbild mit den Jahrzehnten weiterentwickelt, von Hoch- und uniformen Reihenhäusern hin zu mehr individuellen Gebäuden, spiegelt sich das anscheinend auch ein wenig bei den Grabanlagen wider. Kleine liebevolle Andenken an die Verstorbenen oder künstlerische Momente gefallen mir mehr.




Ein Grab erscheint besonders. Kein Name, kein Sterbedatum, aber sehr viele Zeichen des Gedenkens und mehrere brennende Grablichter. Wer mag hier liegen?




Genug Friedhof. Beim Verlassen überholt mich eine Frau. Sporttight, Wetterlaufjacke und Laufschuhe, eine Bäckertüte in der Hand joggt sie an mir vorbei. Da hatte jemand dieselbe Idee. 😄

Tag 4, Slot 7, 15 Uhr:

Gemeinhin sollen ja Verdauungsspaziergänge positiv sein. Also bietet sich ein solcher in verschärftem Tempo nach dem mit Kuchen garnierten Kaffee an.

Der Nieselregen ist stärker geworden, aber meine Wetterjacke hält dicht. Ich suche ein bestimmtes Haus, das ich meine, in unserem Ortsteil gesehen zu haben. Altbau mit senkrechten Solarpanelen, eine Variante, die ich sehr interessant finde. Aber obwohl ich die in Frage kommenden Straßen systematisch abmarschiere, finde ich es nicht. Oder war das doch im Nachbarort…? Ok, wäre dann ja auch gleich ein Ziel für einen Slot. Ansonsten fallen Fotos wegen Nässe aus.


Tag 5, Slot 8, 11 Uhr:

Das Verschieben des langen Laufs hat sich gelohnt. Strahlende Sonne bescheint mein Tun. Zwar ist immer noch böiger Westwind zugange, aber da ich meine Strecke in Nord-Süd-Richtung lege, kann dieses Faktum vernachlässigt werden.



Bewusst habe ich die Route so gelegt, dass ich statt eines Rundkurses erst immer schön weg von Daheim laufe, um dann nach 10 km zu wenden. Das reduziert Abkürzungsgelüste, wie sie ein Rundkurs erlauben würde, von vornherein auf null. 😁
Irgendwie drängt unwiderstehlich ein Lied von BAP in mein Hirn: Jraaduss ("Geradeaus", guter Text: Link, mit Übersetzung, oh mein Gott, schon über 40 Jahre alt 😮)


Ich lasse mir Zeit, lange Läufe sollen ja kein Sprint sein.

Tag 6, Slot 9, 7 Uhr:

Während andere zu dieser Zeit aus dem Haus müssen, zur Arbeit oder in die Schule, habe ich den Luxus, ihnen dabei zusehen zu können. Und wieder dies und das beobachten zu können.




Ich komme nicht ganz hinter diese Botschaft. Schwarz-rot-silber? Rote Flagge mit 5-zackigem goldenen Stern?


Dieses Ding würde ich ja allzugern von innen sehen:


Am guten Willen ist es nicht gescheitert:


Rheinische kreative Brauchtums-Integration, Weihneval oder Karnachten? Fehlt nur noch der Osterhase 😄

Tag 6, Slot 10, 20 Uhr:

Es ist zwar erst 20:30 Uhr, doch die dunklen Straßen sind leer wie zur Geisterstunde. Ob es an der Fußballübertragung liegt? Zwar ist es stürmisch, aber ohne Regen. Ich betreibe ein paar fototechnische Studien zu Hochhäusern bei Nacht.






 

Ich bin froh, anders wohnen zu können. 
Der Wind treibt mir Tränchen in die Augen. Leichte Verwacklungsunschärfe ist ein probates Anti-Falten-Mittel. 😂



10 Kommentare:

  1. 10 Slots abgehakt! Gratuliere dir, liebe Elke! Und wieder sind ein paar sehr interessante Touren zusammen gekommen.
    Ich besuche sehr gerne Friedhöfe. Zum einen ist es eine gute Erinnerung, dass das Leben nicht ewig dauert und zum andern lernt man viel über den Ort.

    Interessant ist, das "dein" Friedhof ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Friedhof in Namibia hat - der natürlich von deutschen Auswanderern geprägt wurde.
    Wer wohl hinter dem mysteriösem namenlosen Graben steckt? Wie kannst du das rauskriegen?

    Noch 14 Slots! Weiter so!

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    1. Liebe Catrina,
      Ähnlichkeit des hiesigen Friedhofs mit solchen in Namibia? Das hätte ich so nicht vermutet, interessante Parallele.
      Wer in dem speziellen Grab liegt, werde ich wohl höchstens mal per Zufall erfahren.
      Ja, ich finde auch, Friedhöfe lohnen den Besuch. In Köln gibt es einen sehr großen, alten. Da fühlt man sich wie in einem Park.
      Die Hälfte der Challenge ist schon bald erledigt. :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,

    ja richtig vorbildlich bist du unterwegs und hast z. T. tolle Eindrücke mitgebracht!

    Ich erinnere mich noch, dass Schwiegervater auch gerne auf Friedhöfe gegangen ist, vor allem auf fremde an anderen Orten. Da er geschichtlich super bewandert war, hat er vieles 'ablesen' können. Ich besuche 'nur' die Schwiegereltern auf dem alten Eberstädter Friedhof ganz gerne. Vielleicht mache ich auch mal eine kleine Fotoreihe bei einem Besuch?!

    Aber ich wüsste auch , wie man eine back-and-forth-Strecke abkürzen kann. - LOL - einfach nicht so lange in eine Richtung laufen und früher umdrehen! *grins*

    Weiter so, ist ja jetzt schon das Ende in Sicht! ;-)
    Liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      natürlich könnte man logisch betrachtet auf eine Hin- und Zurückstrecke abkürzen, aber seltsamerweise habe dabei nie das Verlangen danach. Vielleicht, weil die erste Hälfte ja immer easy ist?
      Ja, die Hälfte ist schon rum, fast schade...
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  3. Gnadenloses Durchziehen, so geht das :-) Immerhin bringst du Abwechslung in deine Runden, gut für uns, das ergibt viele viele Fotos. Ich schau grade in der Liste nach, die 50% sind für dich schon erledigt und wir haben erst den 8., aber die Nachtläufe warten noch :-) Weiterhin viel Spaß!

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    1. Lieber Oliver,
      wenn man einmal angefangen hat, zieht es einen ja dann doch immer wieder raus, zumal, wenn man Zeit hat.
      Habe gerade die 50% überschritten. Stimmt, die Nachtläufe stehen noch an, die werden en bloc absolviert. ;-)
      Dir auch weiter viel Spaß!
      Liebe Grüße, Elke

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  4. Liebe Elke,
    wow, du sammelst die Slots ja am laufenden Band ein! Super!! :D
    Dabei erledigst du noch ganz nebenbei, Bäckereieinkäufe, Sarkophagerkundungen, lange Läufe und Produkttests. Wenn das mal nicht effizient ist. ;)

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    1. Liebe Doris,
      genau, multifunktionell und -tasking ist der neue Trend beim Laufen! ;-)
      Fast schon schade, dass das Ende bald erreicht ist.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Viele Eindrücke wieder, liebe Elke mit den nimmermüden Laufbeinen ;)

    Das anonyme Grab könnte auch ein allgemeiner Gedenkstein am Platz für die anonymen Bestattungen sein. Sowas gibt‘s auf vielen Friedhöfen für diejenigen, die keinen Gedenkstein, kein persönliches Grab und eben auch keine Namensnennung möchten.

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    1. Liebe Lizzy,
      nun ja, einmal angefangen wird durchgezogen.
      Interessanter Gedanke zum auffälligen Grabmal! Zwar war das Areal drum herum kein gepflegter Rasen, sondern Wiesenbiotop, aber das muss ja nichts heißen. Zudem, eine andere Stelle für anonyme Bestattungen fiel mir nicht auf, ich war aber auch nicht in jeder Ecke.
      Liebe Grüße
      Elke

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