Laufend lesen

Montag, 12. August 2024

Achterbahnwoche

Manchmal kommt es anders, als man denkt, jedenfalls beim Training.

Dienstag stehen 14 km Intervalle an. Easy, da nehme ich doch meine Standard-10-km-Runde und hänge eine Schleife dran. Dumm nur, wenn man während der Schleife merkt, dass die viel zu großzügig bemessen ist, und Abkürzungsmöglichkeiten auch nicht bestehen. Ok, es werden 15,5 km. Habe ich eben 1,5 Joker-km.

Die kann ich früher verbraten als gedacht. Donnerstag sollte es ein eher gemütlicher 15'er sein. Aber kaum habe ich ein frühes Minifrühstück eingenommen, revoltiert es im unteren Verdauungstrakt. Die Nähe der häuslichen sanitären Einrichtung ist notwendig, und flaches Liegen tut am besten. Gegen Mittag ist das Erlebnis weitgehend vorüber und und bringe immerhin 10 schlappe km zustande.

Dann wird Rückwärtskalkultation notwendig: Da Sonntag eine Familienfeier ansteht, scheidet dieser Tag für den langen Lauf aus. Montag soll es heiß und gewittrig werden, jedenfalls in der Schweiz, wo wir gerade sind. Der Samstag sieht günstiger aus. Aber wenn ich den langen Lauf auf Samstag vorziehe, sollte nicht auch noch nach Donnerstag am Freitag ein weiterer Lauf stattfinden. Den könnte ich ja Montag -vor der Hitze- einschieben, so werden Freitag und Sonntag zu Ruhetagen.

Samstag kann ich nach einem kurzen Frühstück immerhin die ersten km des olympischen Marathonlaufs anschauen. Solcherart beschwingt geht es auf 24 km. Aber schon die ersten km haben es in sich, es läuft unrund, fühlt sich gegen 9 Uhr bereits zu warm an, nach 4 km habe ich meine Flask fast leer - wo soll das hinführen? An einem Brunnen kühle ich den Kopf, aber Wasser möchte ich dort nicht nachtanken. Gottseidank sehe ich kurz danach eine Bäuerin einen Kuchen aus ihrem Vorratskeller in Richtung Haus tragen (Keller älterer Häuser haben hier Zugänge nur von außen, nicht durchs Haus). Ich frage höflich, ob ich bei ihr Wasser nachfüllen kann. Sie ist erstaunt, als ich weder sprudelndes noch stilles Mineralwasser erbitte, sondern nur Leitungswasser. Danach läuft es besser, anscheinend sind die Sorgen um Wassermangel bei steigender Temperatur nun deutlich geringer. Wie mag es wohl gerade in Paris laufen, wo man sich etwas über das Höhenprofil des Marathon echauffierte (als sei es ein Sakrileg, wenn die Elite auch mal ein paar Höhenmeter macht)?

Zwischen taunassen Weiden geht es nun Richtung Wald. Dort ist es bio-klimatisiert und ich genieße es, dort eine sehr große Runde zu drehen, um möglichst lange die Kühle auszunutzen. Das Betriebssystem läuft endlich rund.




Doch irgendwann muss ich doch das letzte Stück Richtung Haustür, wiederum sonnenbeschienen und -erwärmt, in Angriff nehmen. Ich komme schon nach 22,5 km dort an und hänge die noch fehlende Distanz auf 24 km schwitzend und schnaufend an. Die letzten km waren schlauchend, aber ich will nicht schon wieder zu kurz unterwegs sein und beiße mich durch.






Zufrieden bin ich mit der absolvierten Sollvorgabe von 24 km. Jedenfalls war ich sehr sicher, dass es 24 km hätten sein sollen. So sicher, dass ich nicht nochmals in den Plan schaute. Nun sehe ich, dass es 25 hätten sein sollen... 😯

Dumm gelaufen aber wohl auch kein Beinbruch. A propos, in Paris lief es auch nicht ganz nach Plan. Dort musste mein alter Berliner Laufkumpel (hüstel, Ironie!) Eliud Kipchoge leider aufgeben. Na da kann ich doch ganz zufrieden sein und die Nahrungsversorgung bei der Familienfeier des nächsten Tages ist bereits vorsorglich abgearbeitet 😁

10 Kommentare:

  1. Super durchgebissen, liebe Elke!
    Jetzt hast du nicht nur deine Wadenmuskeln gestärkt, sondern auch die ebenso wichtige mentale Muskel.
    Bei deinem Getränke-Problem musste ich an letzten Samstag denken: ich war an einem Lauf in Gstaad. Die VPs waren etwas weit auseinander. Plötzlich kam ein unbemannter Getränkestand. Allerdings war es nicht Trinkwasser, sondern nur Schwämme in einer Kuhtränke-Badewanne. Ich war sooooo nahe dran, das Wasser aus dieser Wanne zu trinken! :-)
    Zum Glück war der richtige VP ganz kurz danach.
    Seid ihr gestern wieder nach Hause abgefahren oder seid ihr noch hier?
    Liebe Grüsse aus dem warmen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ja es war ein arges Beissen....
      Aus so einem Trog würde ich kein Wasser trinken, nur aus dem Rohr, aus dem das Wasser hineinfließt - wenn es Sauber aussieht und kein Warnschild daran ist. Das kann ich mir vorstellen, wie es dir ging! Gestern hatte ich auch wieder mit der Hitze zu kämpfen und kam an einem Bauernhof mit Pool vorbei, der war direkt neben meinem Weg, kein Zaun dazwischen....
      Wir sind gestern heimgefahren und erfreuen uns nun an heimischer Schwüle und Hitze.
      Liebe Grüße, Elke

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  2. Liebe Elke,

    das nenne ich mal ein flexibles Umgehen mit dem Trainingsplan! Letztlich ist es wichtig, dass du gewisse Umfänge und in vernünftiger Abfolge mal was Schnelles läufst und auch die ganz Langen nicht vergisst! Ansonsten hört es sich für mich sehr gut und vernünftig an!

    Mit der Hitze haben wir leider (fast) alle zu kämpfen. Gestern bin ich zu spät los, aber 12 km kann man dann trotzdem noch ganz gut verkraften. Da ich heute nicht frühzeitig rauskam, u. a. Reise (Berlin) und Event (ISTAF) gebucht, verschiebe ich meine Einheit auf morgen ganz früh! :-)

    Zum Glück hast du eine nette Bäuerin getroffen, hast die Flask gefüllt und konntest sorgenfreier laufen! ... und die Kalorienzufuhr hat das Defizit auffüllen geholfen! - LOL

    Egal wann ihr zurückkommt, gute Rückreise!
    Liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ja, dass man einen Plan 1:1 über Wochen umsetzen kann, glaube ich kaum. Und dann heißt es, flexibel zu sein und sinnvoll umzuplanen. Das geht bei mir gleich weiter, denn die Hitze und Schwüle im Rheinland sind auch übel... Da mache ich mir ein wenig Gedanken, wie der/die nächste/n Lange/n da reinpassen könnten. Mal sehen.
      Ha, bei der Bäuerin wüsste ich, da kann man wieder mal fragen zur Not.
      Danke, gestern sind wir zurück. In Basel hatte es 38°, da ist man froh, dass inzwischen Klimatisierung im Auto möglich ist!
      Liebe Grüße, Elke

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  3. Liebe Elke,
    oh ich sehe schon, den nächsten Marathon wirst du jonglierend absolvieren! Gibt es nicht Läufer, die das schon gemacht haben? ;)
    Ja manchmal muss man die Kilometer eben abzwacken oder woanders hinhängen. Aber du machst das sehr gekonnt und behältst ja immer den Gesamtplan im Auge, dem du nach wie vor sehr vorbildlich folgst.
    Bleibt ihr noch länger in der Schweiz?

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    1. Liebe Doris,
      danke, aber jonglierend (ja das soll es geben) einen Marathon laufen ist für mich Utopie. Einfach nur ankommen, damit wäre ich schon sehr zufrieden!
      Tja, das mit dem Trainieren nach Plan ist manchmal echt eine Herausforderung. Aktuell aus Hitzegründen. Wir sind gestern heimgekommen und finden uns in einem Backofen wieder. Um 8 Uhr schon über 20°, nichts für mich :-( Immerhin haben wir daheim eine Klimaanlage. In unserem schweizer Minidomizil unter dem (schlecht gedämmten) Dach eines fast 200-jährigen Holzhäuschens war es kaum auszuhalten...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    darf ich dir einfach nur ein Staunen :-o hierlassen?!
    Außer bei öffentlichen Läufen mit Zeitnahme, bei denen der Veranstalter die Distanz gemessen hat und ab und zu bei den seltenen Intervallen auf dem Laufband wusste ich meine gelaufenen Distanzen niemals so genau, dass ein fehlendes Kilometerchen auf unbekannter Strecke überhaupt aufgefallen wäre. So ein Messdingen am Arm … kann das nicht auch irgendwie stressen?
    Es wünscht weiterhin schönen Urlaub
    Lizzy

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    1. Liebe Lizzy,
      ich wäre ohne Laufuhr gestresst. Mir gibt es Sinn zu wissen, was und wie weit ich gelaufen bin, mich an einem Plan zu orientieren und unterwegs immer zu wissen, wie schnell ich gerade bin und wie weit ich noch muss. Ja, so unterschiedlich sind die Naturelle. ;-)
      Wir sind schon wieder daheim, mein Mann muss ja noch arbeiten. Ich freue mich, dass ich bei 35° NICHT mehr arbeiten muss.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Hammer wie diszipliniert du bist, und trotzdem mit flexibler Rechnerei, Hut ab dafür. Das wird ein guter Marathon, da bin ich mir sicher. Ob an diesem einen Tag jetzt 24 oder 25km gelaufen wurde, das wird kein Unterschied machen.
    Dieses Jahr höre ich übrigens überall sowas wie "ich hatte zu wenig Wasser dabei" und mir gehts auch so, sehr spannend. Man hat so seine erprobte Trink-Routine und dann kommen heiße Tage und die Routine hat sich erledigt. Gut dass du auffüllen konntest, gibt ja nicht überall Trinkwasserstellen.
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      nun ja, schaun mer mal, wie der Lauf dann wird. Derzeit habe ich eher ein Bleientenlaufgefühl. :-(
      Ich ziehe da eher meinen Hut vor dir, wie du ohne spezielles Training deine Ultras hinbekommst! Entweder ist Training überbewertet, oder du machst intuitiv genau das richtige!
      Was das Wasser angeht, da habe ich derzeit immer ein Fläschlein mit und trainiere Wasseraufnahme laufend. Und habe das Gefühl, dass es gut tut, solches dabeizuhaben und unterwegs trinken zu können.
      Liebe Grüße, Elke

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