Damit ich unter der Woche wenigstens noch einmal halbwegs im Hellen laufen kann, fahre ich heute extra etwas früher heim. Dies wird durch schöne Sonnenuntergangsstimmung belohnt, die noch mit einigen Ausläufern des gestrigen Sturms garniert wird.
Ich bin so ziemlich allein unterwegs, noch nichtmal die sonst anzutreffenden Gassigänger machen ihre Runde. Weiter hinten, dort wohin ich laufen will, geht ein Wolkenbruch nieder. Wagemutig behalte ich den Kurs bei, doch dank des starken und böigen Winds nimmt der Regen eine andere Richtung und ich bekomme nichts ab.
Im Kopf geht mir "I am sailing" herum, las ich gestern in einer Laufzeitschrift in einer Playlist. Obwohl kein Wasser weit und breit ist, passt die Stimmung dennoch dazu: Die Wolken, die am Himmel ihrem Kurs folgen, der Wind, der an meiner leichten Softshell zerrt, der weite Blick bis fast zum Horizont. Fehlen nur noch Gischt, salzige Luft und Möwen... Ich hänge meinen Gedanken so sehr nach, dass ich plötzlich merke, dass ich gar nicht mehr meinen Lauf wahrnehme, die Beine bewegen sich irgendwie ferngesteuert in ihrem Rhythmus wie von selber.
Zu Hause komme ich fast im Dunklen an. Das werden dann nun -außer am Wochenende- wieder die üblichen Laufbedingungen sein, mit Stirnlampe oder im Laternenlicht, immer auf der Hut vor Stolperfallen am Boden.
12 Grad, böiger Wind, 11,1 km 1:09 Std (6:15 Min/km), Puls 138
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Dienstag, 29. Oktober 2013
Sonntag, 27. Oktober 2013
Siegen oder siechen?
Diese Woche war geprägt von aktiver Regeneration, denn nach der Fortsetzung meiner Rumpfstabi war nur Zeit für eine kurze schnelle Laufrunde am Dienstag, und ich musste noch packen für eine 3-tägige Dienstreise nach Dresden. Dort war leider keine Zeit zum Laufen, aber wenigstens ein paar optische Eindrücke konnte ich festhalten.
Eine Ansicht, die mich immer wieder erfreut, denn ich kenne die Frauenkirche noch als Schutthaufen, ähm, Mahnmal:
In einem Schaufenster sah ich diesen netten Spruch. Motiviert der nicht richtig gut ... ;-)?
Wenigstens gab es ein kleines Programm nach der Sitzung, ein Besuch in der "Gläsernen Manufaktur". Aber hier sind keine Glasbläser am Werk, sondern Autobauer, die in weißen Kitteln und auf Parkettboden VW's, genauer, Phaetons, zusammenbauen. Drinnen darf man natürlich nicht fotografieren. Könnte ja einer auf die Idee kommen, sich daheim auch so eine Karosse zusammenzuschrauben. Und wenn ich Fotos hätte machen dürfen, wären es wohl Weglaufbilder, weglaufen vor einem Gruppenbetreuer, der wohl schon morgens reichlich etwas einschnuppert, damit er abends immer noch phänomenale phantastische Präsentationen dieses Juwels des Konzerns vom Stapel lassen kann.
Ach, und leider konnte ich auch nicht fotografieren, dass 2 Phaetons im Bau waren mit ANHÄNGERKUPPLUNG! Stell ich mir auf dem Campingplatz lustig vor.
Wenigstens verkehrstechnisch herrscht inzwischen völlige Gleichstellung:
Und dass der Sozialismus noch lange nicht ausgerottet ist, hier der Beweis:
Eine Ansicht, die mich immer wieder erfreut, denn ich kenne die Frauenkirche noch als Schutthaufen, ähm, Mahnmal:
In einem Schaufenster sah ich diesen netten Spruch. Motiviert der nicht richtig gut ... ;-)?
Wenigstens gab es ein kleines Programm nach der Sitzung, ein Besuch in der "Gläsernen Manufaktur". Aber hier sind keine Glasbläser am Werk, sondern Autobauer, die in weißen Kitteln und auf Parkettboden VW's, genauer, Phaetons, zusammenbauen. Drinnen darf man natürlich nicht fotografieren. Könnte ja einer auf die Idee kommen, sich daheim auch so eine Karosse zusammenzuschrauben. Und wenn ich Fotos hätte machen dürfen, wären es wohl Weglaufbilder, weglaufen vor einem Gruppenbetreuer, der wohl schon morgens reichlich etwas einschnuppert, damit er abends immer noch phänomenale phantastische Präsentationen dieses Juwels des Konzerns vom Stapel lassen kann.
Ach, und leider konnte ich auch nicht fotografieren, dass 2 Phaetons im Bau waren mit ANHÄNGERKUPPLUNG! Stell ich mir auf dem Campingplatz lustig vor.
Wenigstens verkehrstechnisch herrscht inzwischen völlige Gleichstellung:
Und dass der Sozialismus noch lange nicht ausgerottet ist, hier der Beweis:
An diesem Haus in der Stadtmitte prangte einmal eine der üblichen Losungen. Sie wurde natürlich übermalt. Nur: Die Farbe ist so kräftig, kommt bis heute immer wieder durch. Ein netter Taxifahrer machte mich auf die unliebsame Erscheinung aufmerksam:
Erichs Rache...? Ein anderer Dresdner sah das lockerer. Er meinte, schon zu DDR-Zeiten hätten sie im schönen Sachsenland gewusst, was Sache ist, denn die lokale Aussprache war "Der Sozialismus siecht..."
Nach einer so netten Dienstreise konnte ich dann endlich die Renovierung des Zimmers durch Anbringung neuer Gardinen und Wiederherstellung der alten Ordnung im Bücherregal abschließen. Und endlich auch noch eine Runde rennen. Tat gut, sich dem heute schon sehr kräftigen Wind entgegenzustemmen. Und das noch bei Sonnenschein, denn der versprochene Regen platscht erst jetzt gegen das Fenster.
16 Grad, stürmisch, 7,1 km, 42:49 (6:03 Min/km), Puls 142
Montag, 21. Oktober 2013
Rumpfstabi mit Nachhaltigkeitseffekt
3 Tage Rumpfstabi liegen hinter mir, man könnte fast sagen, Ultra-Rumpfstabi.
Man nehme eine Trittleiter und jage diese rauf und runter.
Kann man auch mit Gewicht verbinden.
Man schwinge den Arm von rechts nach links, gaaaaanz weit.
Mal den rechten, mal den linken.
Man schwinge ihn von unten nach oben, gaaaaaanz weit.
Mal den rechten, mal den linken.
Geht auch über Kopf.
Zwischendurch immer wieder mal den Oberkörper beugen, die Arme nach unten, und dann nach oben, die Arme hooooch über den Kopf.
Zur Abwechslung auch gelegentlich mal die beiden Treppen in den Keller rennen, und wieder zurück.
Und wenn man dies noch kombiniert mit den richtigen Utensilien, also Tapetenlöser, Schaber, Farbeimer, Pinsel, Rolle, Quast&Kleister, Tapete - hat man hinterher einen prima Muskelkater und ein schön renoviertes Zimmer in frischen Farben!
2 Tage liegen noch vor mir :-)
Man nehme eine Trittleiter und jage diese rauf und runter.
Kann man auch mit Gewicht verbinden.
Man schwinge den Arm von rechts nach links, gaaaaanz weit.
Mal den rechten, mal den linken.
Man schwinge ihn von unten nach oben, gaaaaaanz weit.
Mal den rechten, mal den linken.
Geht auch über Kopf.
Zwischendurch immer wieder mal den Oberkörper beugen, die Arme nach unten, und dann nach oben, die Arme hooooch über den Kopf.
Zur Abwechslung auch gelegentlich mal die beiden Treppen in den Keller rennen, und wieder zurück.
Und wenn man dies noch kombiniert mit den richtigen Utensilien, also Tapetenlöser, Schaber, Farbeimer, Pinsel, Rolle, Quast&Kleister, Tapete - hat man hinterher einen prima Muskelkater und ein schön renoviertes Zimmer in frischen Farben!
2 Tage liegen noch vor mir :-)
Sonntag, 13. Oktober 2013
Halbmarathon Köln
Endlich ist der Tag da, auf den ich hintrainiert habe. Ich sags gleich vorweg, es wurde leider nicht mein Highlight.
Schon die letzten beide Tage zuvor hatte ich das Gefühl, kurz vor einer Erkältung zu stehen, weswegen ich jeweils eine Schwitzkur mit heißer Wanne und anschließend frühem Zu-Bett-gehen wählte. Es wurde dann auch wenigstens nicht schlimmer.
Heute morgen, 5 Uhr, beginnt der Tag mit Regen, muss das sein, ausgerechnet heute? So mache ich mich auf zum Treffpunkt mit Heidrun. Wir fahren gemeinsam nach Köln, allerdings trennen wir uns dort, denn ich muss um 7 Uhr bei der Blutabnahme für das Krebsprojekt sein. Diese findet auf einem zugigen Teil des Deutzer Bahnhofs statt. Zusätzlich bekommt jeder ein Messgerät an den Oberarm, das bis morgen früh Daten aufzeichnen wird. So treffen nun Patienten, Kontrollgruppe, Patientencoachs und Projektverantwortliche aufeinander, ca. 50 Menschen wuseln umeinander und schnattern miteinander. Ein TV-Team zeichnet auf, führt Interviews. Die Krebspatienten bekommen orangefarbene Shirts mit einem Slogan, sie erkennen sich so später beim Lauf untereinander, Außenstehenden sagt dies nichts über den Hintergrund.
So stehen wir bibbernd im Wind, gute 90 Minuten bis zum Lauf. Als wir uns startfertig machen, erstarre ich fast in Ehrfurcht, denn alle Patienten haben rote Startnummern, also für das erste Startfeld. Donnerwetter, sind die dermaßen trainiert? Aber die Erklärung ist eine andere: So können sie alle möglichst früh über die Linie gehen und das knappe Zeitfenster, in dem der HM absolviert sein muss, wird für sie größer.
Es wird Zeit, in die Startaufstellung zu gehen. Ich streife meine letzten wärmenden Kleidungsstücke ab und überlasse einer Projektbetreuerin meinen Kleiderbeutel, denn erfreulicherweise werden diese für alle Versuchsteilnehmer vom Team transportiert. Zwar hat der Regen aufgehört, doch die nasskalte Luft ist alles andere als angenehm. Erst in der dichten Menschenmenge in meinem Startblock stehe ich ein wenig windgeschützt und mir wird minimal wärmer. Dennoch, einen solch kalten Start hatte ich noch nie.
Es wird verkündet, was die Publikumsabstimmung als Startlied auserkoren hat: Man darf den Kölner jedenfalls keine Nachbarschaftsfeindlichkeit vorwerfen, denn gewonnen hat ein Lied aus Düsseldorf, und so wird fleißig "An Tagen wie diesen" intoniert. Der Start geht diesmal flüssiger, endlich!
Ich bin froh, die Beine bewegen zu können und merke, wie durchgefroren ich bei den 6 Grad schon war. Die Füße fühlen sich an wie Eisklumpen. Sofort geht es auf die Rampe der Deutzer Brücke, was gar nicht verkehrt ist, denn zu schnelles Loslaufen wird dadurch zumindest eingebremst.
Wie ich schon dachte, geht mein Puls zunächst einmal sehr nach oben. Doch nach ca. 2-3 km pendelt er sich ein, mal knapp über 155 Schlägen, mal knapp darunter. Doch die eigentlich angestrebten 5:40 Min/km bekomme ich nur gelegentlich hin. Teils ist das Feld zu dicht, je länger der Lauf, je mehr, weil die "Puste" nicht da ist.
Nach 3 km überhole ich die erste Krebspatientin. Sie läuft deutlich langsamer, aber plaudert munter mit ihrer Begleiterin. Später sehe ich dank der auffälligen Shirts noch vereinzelte.
Die Luxemburger Straße ist recht gut bevölkert, trotz des, wie man hier sagt "uselijen" Wetters stehen viele Frühaufsteher am Streckenrand. Der verführerische Duft frischer Backwaren weht mir aus einer Bäckerei um die Nase, ja das wärs jetzt...! Weiter über die Berrenrather zur Universitätsstraße. Hier haben wir vorher das schnellere Starterfeld entgegenkommen gesehen, nun sehen wir die nach uns Gestarteten, eine endlose Masse Mensch. In diesem Jahr hat man 14.500 Teilnehmer zugelassen.
Auf der Dürener Straße hat ausgerechnet ein bayerischer Autohersteller einen Artikel des kölschen Grundgesetztes plakativ zur kollektiven Aufmunterung angebracht. Vom örtlich ansässigen KFZ-Hersteller bzw. Deutschlandzentralen ausländischer Fabrikanten ist hingegen nichts zu sehen.
Ich freue mich, dass kurz hinter diesem Bogen die Strecke zur Hälfte geschafft ist. Bis hierhin dachte ich fast, ich sei zu warm angezogen, habe die Jacke etwas geöffnet und die Handschuhe abgestreift. Doch als wir auf die Aachener Straße einbiegen, weht uns unangenehmer Ostwind ins Gesicht. Ein Glück, dass ich mich nicht leichter angezogen habe! Bis zum Ziel bleibt die 3-Lagen-Bekleidung ok, wie mancher in Sommershorts und Singlet laufen, das könnte ich als bekennende Frostbeule heute nie.
Leider lassen nun auch meine Kräfte langsam nach, ich laufe bald nur noch um die 6 Min/km., doch irgendwie geht nicht mehr. Ich hatte mir schon zur Häfte ein Energiegel gegönnt, aber das kann mich auch nicht pushen. So geht es dann weiter zum großen Hotspot, dem Rudolfplatz, an dem die Strecke insgesamt 3x vorbeiführt. Hier ist natürlich rheinisches Remmidemmi angesagt, man läuft an dichten Zuschauerspalieren entlang, Musik und Speaker muntern alle auf. Bis zum Friesenplatz läuft das Feld in diesem Ambiente, dann wird es wieder ruhiger. Es geht auf einen neu aufgenommenen Streckenabschnitt, nach Ehrenfeld. Doch welcher Lokalpatriot auch immer diese Idee hatte, er hätte uns auch gleich über den Friedhof schicken können. Es interessiert sich hier anscheinend niemand für das Ereignis. Einmal fange ich gelangweilte Blicke aus einem Brunch-Café auf, fast hätte ich Lust, denen eine Nase zu drehen. Lasse es dann aber bleiben, weil ich meine Kräfte schonen will und muss. Ich nehme ein Dextrose-Stück zu mir. Noch 4 km, doch heute hilft mir auch dieser Zusatzstoff nicht, die Beine werden langsamer und ich nähere mich einem 6:22'er Schnitt.
Zum drittenmal gehts über den Rudolfplatz, das Ziel ist nah, aber der Lauf mühsam.
Auf der Hohen Straße, sonst Einkaufshochburg der Stadt, wird es eng. Von der sowieso schmalen Gasse wurden noch Zuschauerräume abgetrennt und man hat ganz gut zu tun, nicht anzurempeln. Immerhin - so schnell renne ich an den Läden und Geschäften sonst nie vorbei.
Das Versprechen "Der Dom ist das Ziel" erweist sich als nicht ganz zutreffend, denn kurz vor dem Dom biegt der Kurs ab. Über den Wallrafplatz, von dem aus man kurz die Westfassade des Doms erspähen kann, geht es Richtung Komödienstraße. Und anstatt den Dom, der nun majestätisch rechterhand läge, anschauen zu können, muss man sich auf eine scharfe Linkskurve konzentrieren, die zwischen Tribünen hindurch zum Ziel führt.
Endlich! Ich bin heilfroh. Meine Uhr zeigt 2:07, dabei hatte ich so sehr auf eine Zeit unter der 2'er-Marke gehofft. Aber nun, es ist wie es ist, es ging einfach nicht heute. Immerhin bin ich damit auf Platz 116 von 319 in meiner AK, genau in der Mitte aller Frauen (1920. von 3965), und 7308. von 10.965 Finishern (dann muss es ja einigen Schwund gegeben haben, bei 14.500 Startern, oder ob diese Zahl etwas vollmundig posaunt wurde...?)
Hinter dem Ziel leider das übliche Gedränge. Man steht mehr, als man vorankommt. Schulter an Schulter, Bauch an Rücken, ein Haxentritt folgt dem nächsten. Die Medaillen sehe ich wieder nur zufällig, auch die Ausgabe von Plastiküberwürfen ist sporadisch. Mein Alptraum: Wenn hier eine Panik aufkäme... gar nicht daran denken!
So kämpfe ich mich langsam zwischen Verpflegungsständen (keine Chance etwas zu ergattern) und ermatteten Läufern hindurch. Doch bald wird es endlich lichter und ich komme sogar zu einer Banane und einem Apfelschnitz.
Ich muss ja noch zur zweiten Blutabnahme. Diese befindet sich kurz vor dem Ausgang. Hier wartet das Team auf seine Probanden und erneut geht die Prozedur mit Venen suchen und Blutabfüllen los.
Manch einer fragt, was es denn hier für Goodies gibt. Andere wollen wissen, ob das die Dopingkontrolle sei und schauen ob diesem Verdacht ziemlich verdattert. Doch wir winken lachend ab.
Ich genieße die Momente, an denen ich ein wenig sitzend ausruhen kann.
Wie ich erfahre, sind schon gut die Hälfte der Patientengruppe (insgesamt ca. 15 Läufer) angekommen, ich hoffe, auch die übrigen haben es noch geschafft.
Gelegenheit, noch ein kleines Bild vom Dom zu machen.
Bis zu meinem Bürogebäude ist es an normalen Tagen nur knapp 2 Minuten von hier aus. Heute, bei dem Gedränge, dauert es gefühlt endlos. Ich beginne wieder zu frieren. Doch kaum habe ich den Eingang des Gebäudes erreicht und kann mich in der angenehmen Wärmen auftauen, geht es mir spürbar besser! Ich ziehe mich um, warte auf Heidrun und sehe dem Gewimmel draußen zu. Auch sie kommt bald an, ist hochzufrieden mit ihrer Zeit (die sie mit ihrer persönlichen Trainingsstrategie "Schonen" erreicht hat) und nach einem kleinen Plausch gehen wir gemächlich Richtung Dom und Hauptbahnhof.
Schon die letzten beide Tage zuvor hatte ich das Gefühl, kurz vor einer Erkältung zu stehen, weswegen ich jeweils eine Schwitzkur mit heißer Wanne und anschließend frühem Zu-Bett-gehen wählte. Es wurde dann auch wenigstens nicht schlimmer.
Heute morgen, 5 Uhr, beginnt der Tag mit Regen, muss das sein, ausgerechnet heute? So mache ich mich auf zum Treffpunkt mit Heidrun. Wir fahren gemeinsam nach Köln, allerdings trennen wir uns dort, denn ich muss um 7 Uhr bei der Blutabnahme für das Krebsprojekt sein. Diese findet auf einem zugigen Teil des Deutzer Bahnhofs statt. Zusätzlich bekommt jeder ein Messgerät an den Oberarm, das bis morgen früh Daten aufzeichnen wird. So treffen nun Patienten, Kontrollgruppe, Patientencoachs und Projektverantwortliche aufeinander, ca. 50 Menschen wuseln umeinander und schnattern miteinander. Ein TV-Team zeichnet auf, führt Interviews. Die Krebspatienten bekommen orangefarbene Shirts mit einem Slogan, sie erkennen sich so später beim Lauf untereinander, Außenstehenden sagt dies nichts über den Hintergrund.
So stehen wir bibbernd im Wind, gute 90 Minuten bis zum Lauf. Als wir uns startfertig machen, erstarre ich fast in Ehrfurcht, denn alle Patienten haben rote Startnummern, also für das erste Startfeld. Donnerwetter, sind die dermaßen trainiert? Aber die Erklärung ist eine andere: So können sie alle möglichst früh über die Linie gehen und das knappe Zeitfenster, in dem der HM absolviert sein muss, wird für sie größer.
Es wird Zeit, in die Startaufstellung zu gehen. Ich streife meine letzten wärmenden Kleidungsstücke ab und überlasse einer Projektbetreuerin meinen Kleiderbeutel, denn erfreulicherweise werden diese für alle Versuchsteilnehmer vom Team transportiert. Zwar hat der Regen aufgehört, doch die nasskalte Luft ist alles andere als angenehm. Erst in der dichten Menschenmenge in meinem Startblock stehe ich ein wenig windgeschützt und mir wird minimal wärmer. Dennoch, einen solch kalten Start hatte ich noch nie.
Es wird verkündet, was die Publikumsabstimmung als Startlied auserkoren hat: Man darf den Kölner jedenfalls keine Nachbarschaftsfeindlichkeit vorwerfen, denn gewonnen hat ein Lied aus Düsseldorf, und so wird fleißig "An Tagen wie diesen" intoniert. Der Start geht diesmal flüssiger, endlich!
Ich bin froh, die Beine bewegen zu können und merke, wie durchgefroren ich bei den 6 Grad schon war. Die Füße fühlen sich an wie Eisklumpen. Sofort geht es auf die Rampe der Deutzer Brücke, was gar nicht verkehrt ist, denn zu schnelles Loslaufen wird dadurch zumindest eingebremst.
Wie ich schon dachte, geht mein Puls zunächst einmal sehr nach oben. Doch nach ca. 2-3 km pendelt er sich ein, mal knapp über 155 Schlägen, mal knapp darunter. Doch die eigentlich angestrebten 5:40 Min/km bekomme ich nur gelegentlich hin. Teils ist das Feld zu dicht, je länger der Lauf, je mehr, weil die "Puste" nicht da ist.
Nach 3 km überhole ich die erste Krebspatientin. Sie läuft deutlich langsamer, aber plaudert munter mit ihrer Begleiterin. Später sehe ich dank der auffälligen Shirts noch vereinzelte.
Die Luxemburger Straße ist recht gut bevölkert, trotz des, wie man hier sagt "uselijen" Wetters stehen viele Frühaufsteher am Streckenrand. Der verführerische Duft frischer Backwaren weht mir aus einer Bäckerei um die Nase, ja das wärs jetzt...! Weiter über die Berrenrather zur Universitätsstraße. Hier haben wir vorher das schnellere Starterfeld entgegenkommen gesehen, nun sehen wir die nach uns Gestarteten, eine endlose Masse Mensch. In diesem Jahr hat man 14.500 Teilnehmer zugelassen.
Auf der Dürener Straße hat ausgerechnet ein bayerischer Autohersteller einen Artikel des kölschen Grundgesetztes plakativ zur kollektiven Aufmunterung angebracht. Vom örtlich ansässigen KFZ-Hersteller bzw. Deutschlandzentralen ausländischer Fabrikanten ist hingegen nichts zu sehen.
Ich freue mich, dass kurz hinter diesem Bogen die Strecke zur Hälfte geschafft ist. Bis hierhin dachte ich fast, ich sei zu warm angezogen, habe die Jacke etwas geöffnet und die Handschuhe abgestreift. Doch als wir auf die Aachener Straße einbiegen, weht uns unangenehmer Ostwind ins Gesicht. Ein Glück, dass ich mich nicht leichter angezogen habe! Bis zum Ziel bleibt die 3-Lagen-Bekleidung ok, wie mancher in Sommershorts und Singlet laufen, das könnte ich als bekennende Frostbeule heute nie.
Leider lassen nun auch meine Kräfte langsam nach, ich laufe bald nur noch um die 6 Min/km., doch irgendwie geht nicht mehr. Ich hatte mir schon zur Häfte ein Energiegel gegönnt, aber das kann mich auch nicht pushen. So geht es dann weiter zum großen Hotspot, dem Rudolfplatz, an dem die Strecke insgesamt 3x vorbeiführt. Hier ist natürlich rheinisches Remmidemmi angesagt, man läuft an dichten Zuschauerspalieren entlang, Musik und Speaker muntern alle auf. Bis zum Friesenplatz läuft das Feld in diesem Ambiente, dann wird es wieder ruhiger. Es geht auf einen neu aufgenommenen Streckenabschnitt, nach Ehrenfeld. Doch welcher Lokalpatriot auch immer diese Idee hatte, er hätte uns auch gleich über den Friedhof schicken können. Es interessiert sich hier anscheinend niemand für das Ereignis. Einmal fange ich gelangweilte Blicke aus einem Brunch-Café auf, fast hätte ich Lust, denen eine Nase zu drehen. Lasse es dann aber bleiben, weil ich meine Kräfte schonen will und muss. Ich nehme ein Dextrose-Stück zu mir. Noch 4 km, doch heute hilft mir auch dieser Zusatzstoff nicht, die Beine werden langsamer und ich nähere mich einem 6:22'er Schnitt.
Zum drittenmal gehts über den Rudolfplatz, das Ziel ist nah, aber der Lauf mühsam.
Auf der Hohen Straße, sonst Einkaufshochburg der Stadt, wird es eng. Von der sowieso schmalen Gasse wurden noch Zuschauerräume abgetrennt und man hat ganz gut zu tun, nicht anzurempeln. Immerhin - so schnell renne ich an den Läden und Geschäften sonst nie vorbei.
Das Versprechen "Der Dom ist das Ziel" erweist sich als nicht ganz zutreffend, denn kurz vor dem Dom biegt der Kurs ab. Über den Wallrafplatz, von dem aus man kurz die Westfassade des Doms erspähen kann, geht es Richtung Komödienstraße. Und anstatt den Dom, der nun majestätisch rechterhand läge, anschauen zu können, muss man sich auf eine scharfe Linkskurve konzentrieren, die zwischen Tribünen hindurch zum Ziel führt.
Endlich! Ich bin heilfroh. Meine Uhr zeigt 2:07, dabei hatte ich so sehr auf eine Zeit unter der 2'er-Marke gehofft. Aber nun, es ist wie es ist, es ging einfach nicht heute. Immerhin bin ich damit auf Platz 116 von 319 in meiner AK, genau in der Mitte aller Frauen (1920. von 3965), und 7308. von 10.965 Finishern (dann muss es ja einigen Schwund gegeben haben, bei 14.500 Startern, oder ob diese Zahl etwas vollmundig posaunt wurde...?)
Hinter dem Ziel leider das übliche Gedränge. Man steht mehr, als man vorankommt. Schulter an Schulter, Bauch an Rücken, ein Haxentritt folgt dem nächsten. Die Medaillen sehe ich wieder nur zufällig, auch die Ausgabe von Plastiküberwürfen ist sporadisch. Mein Alptraum: Wenn hier eine Panik aufkäme... gar nicht daran denken!
So kämpfe ich mich langsam zwischen Verpflegungsständen (keine Chance etwas zu ergattern) und ermatteten Läufern hindurch. Doch bald wird es endlich lichter und ich komme sogar zu einer Banane und einem Apfelschnitz.
Ich muss ja noch zur zweiten Blutabnahme. Diese befindet sich kurz vor dem Ausgang. Hier wartet das Team auf seine Probanden und erneut geht die Prozedur mit Venen suchen und Blutabfüllen los.
Manch einer fragt, was es denn hier für Goodies gibt. Andere wollen wissen, ob das die Dopingkontrolle sei und schauen ob diesem Verdacht ziemlich verdattert. Doch wir winken lachend ab.
Ich genieße die Momente, an denen ich ein wenig sitzend ausruhen kann.
Wie ich erfahre, sind schon gut die Hälfte der Patientengruppe (insgesamt ca. 15 Läufer) angekommen, ich hoffe, auch die übrigen haben es noch geschafft.
Gelegenheit, noch ein kleines Bild vom Dom zu machen.
Bis zu meinem Bürogebäude ist es an normalen Tagen nur knapp 2 Minuten von hier aus. Heute, bei dem Gedränge, dauert es gefühlt endlos. Ich beginne wieder zu frieren. Doch kaum habe ich den Eingang des Gebäudes erreicht und kann mich in der angenehmen Wärmen auftauen, geht es mir spürbar besser! Ich ziehe mich um, warte auf Heidrun und sehe dem Gewimmel draußen zu. Auch sie kommt bald an, ist hochzufrieden mit ihrer Zeit (die sie mit ihrer persönlichen Trainingsstrategie "Schonen" erreicht hat) und nach einem kleinen Plausch gehen wir gemächlich Richtung Dom und Hauptbahnhof.
Wie üblich, geht mein Temperaturempfinden nach dem Lauf in den Keller, ich bin froh, dass ich mir im Büro noch weitere warme Kleidung deponiert hatte. Doch die wahre Wonne ist daheim die heiße Badewanne!
Mein Fazit dieses Laufs: Hat Spaß gemacht, auch wenn ich das angestrebte Ziel (letztes Jahr hatte ich doch immerhin eine 2:00'er Zeit, manno!) leider nicht umsetzen konnte.
Das Wetter war nicht meines, aber immerhin kein Regen.
Und ansonsten: Auf zu neuen Taten!
Und hier gibt es ein schönes Video
Donnerstag, 10. Oktober 2013
Laufen für die Krebsforschung II
Es gibt Neuigkeiten aus dem Projekt zur Krebsforschung:
Die Kontrollgruppe steht fest und ich werde beim Halbmarathon am Sonntag für dieses Projekt Daten "erlaufen". Das bedeutet, vorher Blutabnahme, hinterher Blutabnahme, Montag nochmals und mit Beginn des Laufs für gut 24 Stunden ein Messband am Oberarm tragen. Ich bin schon sehr gespannt!
Ein wenig logistische Herausforderung habe ich noch zu bewältigen:
Die Läufe (M, HM, Inliner) enden zwar am Sonntag pittoresk in Domnähe, dafür aber fällt in diesem Jahr die Kleiderabgabe und Aufenthaltsmöglichkeit in den angenehm warmen Messehallen sowie die dortige WC-Benutzung weg. Man muss seine Habseligkeiten zu LKWs bringen und steht ab da in der frischen Morgenluft, und die soll ziemlich schattig werden.
Da ich die Kleiderabgabe mit der Blutabnahme unter einen Hut bekommen muss, kann für mich ein langer Zeitraum zusammenkommen. Mal sehen, ob ich auf die gute alte "Ich-bin-ein-Müllsack"-Methode zurückgreife, oder ob sich sonst eine Lösung ergibt.
Andererseits habe ich hinterher einen unglaublichen Luxus: Die Kleiderbeutelabholung findet in der Straße genau vor der Tür des Bürogebäudes statt, in dem ich arbeite :-) !
Na da werde ich mir aber einen Schlüssel einstecken und mich hinterher aufwärmen gehen!
Neben dieser Information der Teilnahme erhielt ich auch meine Ergebnisse aus der Leistungsdiagnostik an der Sporthochschule. Ein Blatt mit Zahlen und Daten, die mir nur zum Teil etwas sagen (Bio und Chemie waren nicht gerade meine Glanzfächer). Doch damit auch solch ignorante Fälle wie ich eine Chance haben Nutzen zu ziehen, werden mir in einem freundlichen Begleittext 2 Orientierungswerte mitgeteilt:
Bei mir beginnt aktuell der Laktatschwellenbereich bei 155 Herzschlägen/Min., ab da beginnt der Muskel zu übersäuern. Ich sollte beim Lauf also möglichst diesen Wert nicht länger dauernd überschreiten.
Zudem wird mein Lauftempo mit 5:40 Min/km eingestuft. Diese beiden Werte können mir am Sonntag helfen, mein Pulver nicht zu früh zu verbrennen. Natürlich kann sich beispielsweise der Puls durch die Aufregung des Tages o.ä. erhöhen (was er sehr wahrscheinlich auch wird), das lässt sich schlecht voraussagen. Aber der Tempowert läge genau in dem Fenster meines Trainingsplans!
Ich bin auch hier sehr neugierig, wie das Ergebnis sich später im Vergleich zu diesen Warten darstellen wird!
A propos Plan: Der verlangte heute von mir nur 50 Minuten im Bereich 70% HF, mit ein paar Steigerungen. So gesehen keine große Herausforderung, doch ließ sich der Puls heute nicht so gut niedrig halten, wie am vergangenen Wochenende. Schon der leichte Gedanke an Sonntagmorgen bringt ein paar Schläge mehr. Vielleicht auch der fehlende Schlaf, da ich dank DB gestern erst recht spät heimkam. Aber das macht mir keine Sorgen, die Beine fühlen sich gut an, der Sonntag kann kommen!
10 Grad, 6,9 km, 45:13 Min (6:31 Min/km), Puls 138.
Die Kontrollgruppe steht fest und ich werde beim Halbmarathon am Sonntag für dieses Projekt Daten "erlaufen". Das bedeutet, vorher Blutabnahme, hinterher Blutabnahme, Montag nochmals und mit Beginn des Laufs für gut 24 Stunden ein Messband am Oberarm tragen. Ich bin schon sehr gespannt!
Ein wenig logistische Herausforderung habe ich noch zu bewältigen:
Die Läufe (M, HM, Inliner) enden zwar am Sonntag pittoresk in Domnähe, dafür aber fällt in diesem Jahr die Kleiderabgabe und Aufenthaltsmöglichkeit in den angenehm warmen Messehallen sowie die dortige WC-Benutzung weg. Man muss seine Habseligkeiten zu LKWs bringen und steht ab da in der frischen Morgenluft, und die soll ziemlich schattig werden.
Da ich die Kleiderabgabe mit der Blutabnahme unter einen Hut bekommen muss, kann für mich ein langer Zeitraum zusammenkommen. Mal sehen, ob ich auf die gute alte "Ich-bin-ein-Müllsack"-Methode zurückgreife, oder ob sich sonst eine Lösung ergibt.
Andererseits habe ich hinterher einen unglaublichen Luxus: Die Kleiderbeutelabholung findet in der Straße genau vor der Tür des Bürogebäudes statt, in dem ich arbeite :-) !
Na da werde ich mir aber einen Schlüssel einstecken und mich hinterher aufwärmen gehen!
Neben dieser Information der Teilnahme erhielt ich auch meine Ergebnisse aus der Leistungsdiagnostik an der Sporthochschule. Ein Blatt mit Zahlen und Daten, die mir nur zum Teil etwas sagen (Bio und Chemie waren nicht gerade meine Glanzfächer). Doch damit auch solch ignorante Fälle wie ich eine Chance haben Nutzen zu ziehen, werden mir in einem freundlichen Begleittext 2 Orientierungswerte mitgeteilt:
Bei mir beginnt aktuell der Laktatschwellenbereich bei 155 Herzschlägen/Min., ab da beginnt der Muskel zu übersäuern. Ich sollte beim Lauf also möglichst diesen Wert nicht länger dauernd überschreiten.
Zudem wird mein Lauftempo mit 5:40 Min/km eingestuft. Diese beiden Werte können mir am Sonntag helfen, mein Pulver nicht zu früh zu verbrennen. Natürlich kann sich beispielsweise der Puls durch die Aufregung des Tages o.ä. erhöhen (was er sehr wahrscheinlich auch wird), das lässt sich schlecht voraussagen. Aber der Tempowert läge genau in dem Fenster meines Trainingsplans!
Ich bin auch hier sehr neugierig, wie das Ergebnis sich später im Vergleich zu diesen Warten darstellen wird!
A propos Plan: Der verlangte heute von mir nur 50 Minuten im Bereich 70% HF, mit ein paar Steigerungen. So gesehen keine große Herausforderung, doch ließ sich der Puls heute nicht so gut niedrig halten, wie am vergangenen Wochenende. Schon der leichte Gedanke an Sonntagmorgen bringt ein paar Schläge mehr. Vielleicht auch der fehlende Schlaf, da ich dank DB gestern erst recht spät heimkam. Aber das macht mir keine Sorgen, die Beine fühlen sich gut an, der Sonntag kann kommen!
10 Grad, 6,9 km, 45:13 Min (6:31 Min/km), Puls 138.
Dienstag, 8. Oktober 2013
Grabesruhe an der Friedhofsmauer / mit Ergänzung
(Am Postende sind Bilder ergänzt)
Noch 5 Tage...
Mein Plan verlangt heute 4x2000m Intervalle in 5:38 Min/km, dazwischen 6 Min Pause.
Ich habe das Gefühl, genau das brauche ich diese Woche als Anregung. Aber dann muss ich das Training erneut im Rahmen einer Dienstreise unterbringen. Also heute Morgen daheim aus der Tür, Mittags in Berlin gespeist, und vor der Übernachtung in Halberstadt/Sachsen-Anhalt noch den Lauf untergebracht. Wieder einmal ein Tag mit Kontrasten.
Da ich Halberstadt nicht kenne, habe ich zuvor im Netz den Stadtplan studiert. Für die Intervalle scheidet die Innenstadt aus, denn Ausbremsung durch Ampeln kann ich nicht gebrauchen. Doch dann fällt mir der sehr große Friedhof am Stadtrand ins Auge, wo es eine längere ruhige Straße und auch ein Wohngebiet gibt. Das sollte doch klappen, denke ich mir. Als ich ankomme, dämmert es bereits. Doch ich habe vorgesorgt und meine Stirnlampe dabei. So laufe ich dann los durch den unbekannten Ort. Was nicht ganz einfach ist, da die Gehwege hier in teils sehr schlechtem Zustand sind und reine Stolperfallen darstellen. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zur Pension holperte und ruckelte mein Rollkoffer nur so hinter mir her. Dazu der Anblick der Plattenbauten, teils trostlose Hinterlassenschaften aus früheren Zeiten - wie es wohl sein mag, hier zu wohnen? Die Innenstadt scheint noch ein paar sehenswerte Flecken zu haben, aber die kann ich erst morgen sehen. Meine Pension erfreute mich zunächst von weitem, ein wunderschönes Fachwerkhaus, laut Inschriften aus dem 16. Jahrhundert. Doch aus der Nähe ... haufenweise Zigarettenkippen vor der Tür, das Pensionsschild nur noch halb vorhanden. Auf mein Klingeln öffnet .... niemand. Es hätte mich stutzig machen sollen, dass schon allein die Zimmeranfrage erst nach Erinnerung beantwortet wurde. Auch eine Buchungsbestätigung kam erst nach erneuter Nachfrage. Und nun stehe ich hier im Halbdunkel :-(
An der Tür ist ein Zettel mit einer Handy-Nummer. Ich rufe an und bringe meinen Wunsch nach Einlass vor. Mit maximal sparsamer Freundlichkeit folgt "Ich bin in einer Minute da" (Unterton "...wenns denn sein muss").
Nun denn, das Zimmer ist dann auch für eine Nacht erträglich, wenngleich die Möbel von Rudis Resterampe nicht so ganz meinen Geschmack treffen, und wer weiß, was mir morgen beim Frühstück noch blüht.
Jedenfalls schnüre ich rasch die Schuhe und laufe los in Richtung Friedhof.
Die Straße dort und das angrenzende Wohngebiet entpuppen sich als gut laufbares Asphaltrevier, prima! Also laufe ich entlang der endlosen Friedhofsmauer und dann immer wieder hinein in eine Stichstraße, an deren Ende wenden, zurück zur Einmündung, weiter an der Friedhofsmauer, nächste Stichstraße, usw. und dann wieder von vorn. Dieser Plan lässt sich gut umsetzen, doch es wird ein seltsamer Lauf, denn die Stimmung ist irgendwie eigenartig. Es ist noch vor 20 Uhr, aber so gut wie keine Menschenseele zeigt sich in diesem eng bebauten Wohngebiet, nur 2 Autos sehe ich während meiner Runden. Ich komme mir vor, wie zur Geisterstunde, dagegen ist ja mein Heimatort, der eigentlich ziemlich verschnarcht ist, die reinste Nachtaktivenhochburg! Es ist inzwischen stockdunkel, hier und da leuchtet Licht hinter Fenstern, aber lange nicht überall. Einige Laternen spenden mir Licht. Gelegentlich verbellt mich ein Hund, einige Katzen sehen mir mit großen Augen zu. Einmal will ein Mann in sein Auto steigen, doch beim Anblick einer einsamen Läuferin bleibt er bei offener Autotür erstmal stehen und schaut, als wenn ich 2 Köpfe und 5 Beine hätte... Schade, dass es so dunkel ist, denn die Siedlung scheint ein abenteuerlicher Mix aus Schrebergartenromantik und baumarktbefeuerten Häuslebauerträumen zu sein. Von herausgeputzter Altbebauung, über neuere Fertighäuser, Bungalows, Fachwerkimitate bis hin zu privaten kleinen Trutzburgen (hier bellen die Hunde) ist alles dabei und steht eng beieinander.
Die Intervalle strengen zwar an, doch laufen sie sich recht gut. Dann muss ich das Tempo also nur noch in 5 Tagen ein wenig länger durchhalten... ;-)
Etwa zur Tagesschauzeit habe ich mein Programm durch und trabe zurück zum Hotel, erfreulicherweise gehts leicht bergab. Ich komme vorbei an einigen alten Fachwerkhäusern, einige in liebevoll restaurierten Zustand, andere schlichtweg als Ruinen - schlimm!
Doch das Seltsamste: Zu dieser frühen Abendzeit ist inzwischen auch die Innenstadt wie tot.
Kein Autogeräusch, keine Menschen. Würde ich mich verlaufen, ich könnte niemanden nach dem Weg fragen.
Kurz überlege ich, was wohl passieren würde, wenn ich hier einfach mal laut um Hilfe rufen würde. Aber das will ich dann doch lieber nicht wissen.
Und hier noch ein paar optische Eindrücke vom folgenden Vormittag als Ergänzung:
Ca. 14 Grad, total 12.6 km, 1:19:24 (6:18 Min/km, darin 4 Intervalle à 5:38 Min/km), Puls 148
Noch 5 Tage...
Mein Plan verlangt heute 4x2000m Intervalle in 5:38 Min/km, dazwischen 6 Min Pause.
Ich habe das Gefühl, genau das brauche ich diese Woche als Anregung. Aber dann muss ich das Training erneut im Rahmen einer Dienstreise unterbringen. Also heute Morgen daheim aus der Tür, Mittags in Berlin gespeist, und vor der Übernachtung in Halberstadt/Sachsen-Anhalt noch den Lauf untergebracht. Wieder einmal ein Tag mit Kontrasten.
Da ich Halberstadt nicht kenne, habe ich zuvor im Netz den Stadtplan studiert. Für die Intervalle scheidet die Innenstadt aus, denn Ausbremsung durch Ampeln kann ich nicht gebrauchen. Doch dann fällt mir der sehr große Friedhof am Stadtrand ins Auge, wo es eine längere ruhige Straße und auch ein Wohngebiet gibt. Das sollte doch klappen, denke ich mir. Als ich ankomme, dämmert es bereits. Doch ich habe vorgesorgt und meine Stirnlampe dabei. So laufe ich dann los durch den unbekannten Ort. Was nicht ganz einfach ist, da die Gehwege hier in teils sehr schlechtem Zustand sind und reine Stolperfallen darstellen. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zur Pension holperte und ruckelte mein Rollkoffer nur so hinter mir her. Dazu der Anblick der Plattenbauten, teils trostlose Hinterlassenschaften aus früheren Zeiten - wie es wohl sein mag, hier zu wohnen? Die Innenstadt scheint noch ein paar sehenswerte Flecken zu haben, aber die kann ich erst morgen sehen. Meine Pension erfreute mich zunächst von weitem, ein wunderschönes Fachwerkhaus, laut Inschriften aus dem 16. Jahrhundert. Doch aus der Nähe ... haufenweise Zigarettenkippen vor der Tür, das Pensionsschild nur noch halb vorhanden. Auf mein Klingeln öffnet .... niemand. Es hätte mich stutzig machen sollen, dass schon allein die Zimmeranfrage erst nach Erinnerung beantwortet wurde. Auch eine Buchungsbestätigung kam erst nach erneuter Nachfrage. Und nun stehe ich hier im Halbdunkel :-(
An der Tür ist ein Zettel mit einer Handy-Nummer. Ich rufe an und bringe meinen Wunsch nach Einlass vor. Mit maximal sparsamer Freundlichkeit folgt "Ich bin in einer Minute da" (Unterton "...wenns denn sein muss").
Nun denn, das Zimmer ist dann auch für eine Nacht erträglich, wenngleich die Möbel von Rudis Resterampe nicht so ganz meinen Geschmack treffen, und wer weiß, was mir morgen beim Frühstück noch blüht.
Jedenfalls schnüre ich rasch die Schuhe und laufe los in Richtung Friedhof.
Die Straße dort und das angrenzende Wohngebiet entpuppen sich als gut laufbares Asphaltrevier, prima! Also laufe ich entlang der endlosen Friedhofsmauer und dann immer wieder hinein in eine Stichstraße, an deren Ende wenden, zurück zur Einmündung, weiter an der Friedhofsmauer, nächste Stichstraße, usw. und dann wieder von vorn. Dieser Plan lässt sich gut umsetzen, doch es wird ein seltsamer Lauf, denn die Stimmung ist irgendwie eigenartig. Es ist noch vor 20 Uhr, aber so gut wie keine Menschenseele zeigt sich in diesem eng bebauten Wohngebiet, nur 2 Autos sehe ich während meiner Runden. Ich komme mir vor, wie zur Geisterstunde, dagegen ist ja mein Heimatort, der eigentlich ziemlich verschnarcht ist, die reinste Nachtaktivenhochburg! Es ist inzwischen stockdunkel, hier und da leuchtet Licht hinter Fenstern, aber lange nicht überall. Einige Laternen spenden mir Licht. Gelegentlich verbellt mich ein Hund, einige Katzen sehen mir mit großen Augen zu. Einmal will ein Mann in sein Auto steigen, doch beim Anblick einer einsamen Läuferin bleibt er bei offener Autotür erstmal stehen und schaut, als wenn ich 2 Köpfe und 5 Beine hätte... Schade, dass es so dunkel ist, denn die Siedlung scheint ein abenteuerlicher Mix aus Schrebergartenromantik und baumarktbefeuerten Häuslebauerträumen zu sein. Von herausgeputzter Altbebauung, über neuere Fertighäuser, Bungalows, Fachwerkimitate bis hin zu privaten kleinen Trutzburgen (hier bellen die Hunde) ist alles dabei und steht eng beieinander.
Die Intervalle strengen zwar an, doch laufen sie sich recht gut. Dann muss ich das Tempo also nur noch in 5 Tagen ein wenig länger durchhalten... ;-)
Etwa zur Tagesschauzeit habe ich mein Programm durch und trabe zurück zum Hotel, erfreulicherweise gehts leicht bergab. Ich komme vorbei an einigen alten Fachwerkhäusern, einige in liebevoll restaurierten Zustand, andere schlichtweg als Ruinen - schlimm!
Doch das Seltsamste: Zu dieser frühen Abendzeit ist inzwischen auch die Innenstadt wie tot.
Kein Autogeräusch, keine Menschen. Würde ich mich verlaufen, ich könnte niemanden nach dem Weg fragen.
Kurz überlege ich, was wohl passieren würde, wenn ich hier einfach mal laut um Hilfe rufen würde. Aber das will ich dann doch lieber nicht wissen.
Und hier noch ein paar optische Eindrücke vom folgenden Vormittag als Ergänzung:
Ca. 14 Grad, total 12.6 km, 1:19:24 (6:18 Min/km, darin 4 Intervalle à 5:38 Min/km), Puls 148
Sonntag, 6. Oktober 2013
Laufen in gelenkter natürlicher Entwicklungslandschaft
Heute in 7 Tagen ist es soweit, der Halbmarathon in Köln steht an!
Und mein Trainingsplan sieht dazu 2 Läufe im 70%-HF-Bereich vor, einen mit 115 Min, einen mit 60 Min.
Für den langen Lauf am Samstag nehme ich mir wieder einmal die Bandstraße vor. Da es sehr nach Regen aussieht, scheint mir dieses die ruhigste Alternative, ohne Autos und zudem befestigter Untergrund.
Schon beim Start sehe ich, dass eines der architektonischen Objekte, die im Sommer noch im Bau waren, weitgehend fertig ist. Das erste lockt in knalligem Orange vor grauem Himmel.
Na da will doch die Treppe erobert sein! Also hopp, hinauf ... Doch die Aussicht oben ist enttäuschend, man schaut gegen Bäume und dahinter grauen Dunst. Wenigstens die andere Richtung, rückwärtig also, lohnt:
Bevor ich mich auf dem Asphaltband aufmache, noch rasch ein Blick ins Innere, wo ein Informationstext den Besuchern die Kante erläutert:
Doch für den siebtgrößten See der Republik, der hier für die Zeit nach Beendigung des Kohleabbaus angekündigt wird, brauche ich keine Badetasche zu packen. Ich werde ihn nicht erleben, denn erst ca. im Jahr 2100 wird mit dessen Fertigstellung gerechnet... :-(
Da lauf' ich lieber gemäß des Mottos "Carpe Diem" los. Wegen des trüben Wetters bin ich weitgehend allein. Der angekündigte Regen bleibt aus und bald wird mir die Regenjacke zu warm, so dass ich sie ausziehe und um die Hüfte knote. Auch hier ist natürlich der Herbst eingekehrt, die feuchte Luft mischt sich mit dem würzigen Duft von feuchtem Laub, herrlich!
In den folgenden 2 Stunden begegnen mir in dieser einsamen Gegend 3 Läufer und 6 Radfahrer.
Zusätzlich steht plötzlich rd. 30 m vor mir auf dem Grünstreifen ein Graureiher. Ich nehme ihn zunächst gar nicht richtig wahr, während er mich wohl schon länger beäugt. Als er mir dann doch ins Auge springt, ist mein Gedanke sofort "Den musst Du fotografieren". Ich stoppe und zücke die Kamera. In dem Moment stutzt auch er und denkt wohl in etwa "Die will mich doch wohl nicht fotografieren?!" und macht sich startklar. Bis ich die Kamera bereit habe, ist er leider schon zu weit weg geflogen. :-(
Ich laufe noch ein Stück weiter zur nächsten Infobox. Auch diese ist nun fertig und ziert mit ihrer kräftigen Farbe das heutige Grau.
Hier ist mein Wendepunkt und ich laufe ein Stück weit zunächst einen anderen Weg zurück. Das Areal sieht zwar aus, als sei es immer schon so gewesen, ist aber ebenfalls bis zu den Bäumen am Horizont rekultiviertes Gelände, also erst vor wenigen Jahren künstlich entstanden.
Auf dem Rückweg komme ich noch an einer weiteren Infobox vorbei, die allerdings noch "Die Unvollendete" gibt.
Doch im Innern erwarten mich beeindruckende, fast bin ich geneigt zu schreiben visionäre Texte. Zunächst geht es um "Abschnitte mit gelenkter natürlicher Entwicklung" - wow!
Aber dann geben die Urheber alles:
Ich erfahre, dass wir nicht nur in einem "Interkommunalen Kompetenzareal", sondern demnächst gar in einer "Zukunfts -" bzw." Forschungslandschaft" leben werden und gar noch ein "thematisches Gewerbegebiet" auf uns zukommt, zudem ein "Freilandlabor für nachwachsende Rohstoffe"... uiuiui, da wird mir fast schwindelig über soviel Innovation. Mit dermaßen geballtem zukunftsvisionär-strategischem Weitblick konfrontiert schaue ich fast schon konsterniert vom oberen Deck des Objekts hinaus in die Landschaft:
Ich sehe neben der Bandstraße die guten alten Zuckerrüben, die hier seit Generationen nach-wachsen.
Ach, welch altbekannter Anblick.
Ein wenig beruhigter kann ich wieder weiterlaufen...
Mein Puls bleibt erfreulich niedrig heute. Und so komme ich zum Ausgangspunkt zurück, um mich per Auto wieder auf den Heimweg zu machen. Doch eine kleine Aufregung erwartet mich noch.
Ich nehme die Straße entlang der Abbaukante des Tagebaus. Da bietet sich aus dem Auto heraus plötzlich die folgende Perspektive:
So nah an einem dieser stählernen Kolosse zu kommen, ist selten. Warum, ergibt sich aus dem folgenden Bild, einige Meter zurück vom Aussichtspunkt aus aufgenommen. Man erkennt hinten links die Leitplanke der Landstraße, der Zaun markiert gut sichtbar die Abbaukante. In einem anderen Tagebau ist vor nicht allzulanger Zeit einmal ein halbes Dorf an einer solchen Kante abgerutscht...
Ich erklimme mit wenigen Schritten den Wall an der dem Bagger nächsten Stelle, nur wenige Meter weg vom gefräßigen Schaufelrad.
Diese Aufnahme vermag ein wenig die Proportion wiederzugeben. Unten über dem mittleren Raupenfahrwerk, bei den Fenstern, sieht man einen kleinen orangefarbenen Punkt, ein Arbeiter, der gerade Pause macht:
Auf dem Parkplatz des Besucherzentrums hat man ein originales Stück eines solchen Schaufelrades ausgestellt. Dann hoffe ich mal, dass so nah an der Straße der Baggerfahrer nicht versehentlich den falschen Knopf drückt...
Sa:
16 Grad 16,7 km, 1:55:01 (6:49 Min/km), Puls 132
So:
16 Grad, 9 km, 59:39 (6:35 Min/km), Puls 131
Und mein Trainingsplan sieht dazu 2 Läufe im 70%-HF-Bereich vor, einen mit 115 Min, einen mit 60 Min.
Für den langen Lauf am Samstag nehme ich mir wieder einmal die Bandstraße vor. Da es sehr nach Regen aussieht, scheint mir dieses die ruhigste Alternative, ohne Autos und zudem befestigter Untergrund.
Schon beim Start sehe ich, dass eines der architektonischen Objekte, die im Sommer noch im Bau waren, weitgehend fertig ist. Das erste lockt in knalligem Orange vor grauem Himmel.
Na da will doch die Treppe erobert sein! Also hopp, hinauf ... Doch die Aussicht oben ist enttäuschend, man schaut gegen Bäume und dahinter grauen Dunst. Wenigstens die andere Richtung, rückwärtig also, lohnt:
Bevor ich mich auf dem Asphaltband aufmache, noch rasch ein Blick ins Innere, wo ein Informationstext den Besuchern die Kante erläutert:
Doch für den siebtgrößten See der Republik, der hier für die Zeit nach Beendigung des Kohleabbaus angekündigt wird, brauche ich keine Badetasche zu packen. Ich werde ihn nicht erleben, denn erst ca. im Jahr 2100 wird mit dessen Fertigstellung gerechnet... :-(
Da lauf' ich lieber gemäß des Mottos "Carpe Diem" los. Wegen des trüben Wetters bin ich weitgehend allein. Der angekündigte Regen bleibt aus und bald wird mir die Regenjacke zu warm, so dass ich sie ausziehe und um die Hüfte knote. Auch hier ist natürlich der Herbst eingekehrt, die feuchte Luft mischt sich mit dem würzigen Duft von feuchtem Laub, herrlich!
In den folgenden 2 Stunden begegnen mir in dieser einsamen Gegend 3 Läufer und 6 Radfahrer.
Zusätzlich steht plötzlich rd. 30 m vor mir auf dem Grünstreifen ein Graureiher. Ich nehme ihn zunächst gar nicht richtig wahr, während er mich wohl schon länger beäugt. Als er mir dann doch ins Auge springt, ist mein Gedanke sofort "Den musst Du fotografieren". Ich stoppe und zücke die Kamera. In dem Moment stutzt auch er und denkt wohl in etwa "Die will mich doch wohl nicht fotografieren?!" und macht sich startklar. Bis ich die Kamera bereit habe, ist er leider schon zu weit weg geflogen. :-(
Ich laufe noch ein Stück weiter zur nächsten Infobox. Auch diese ist nun fertig und ziert mit ihrer kräftigen Farbe das heutige Grau.
Hier ist mein Wendepunkt und ich laufe ein Stück weit zunächst einen anderen Weg zurück. Das Areal sieht zwar aus, als sei es immer schon so gewesen, ist aber ebenfalls bis zu den Bäumen am Horizont rekultiviertes Gelände, also erst vor wenigen Jahren künstlich entstanden.
Auf dem Rückweg komme ich noch an einer weiteren Infobox vorbei, die allerdings noch "Die Unvollendete" gibt.
Doch im Innern erwarten mich beeindruckende, fast bin ich geneigt zu schreiben visionäre Texte. Zunächst geht es um "Abschnitte mit gelenkter natürlicher Entwicklung" - wow!
Aber dann geben die Urheber alles:
Ich erfahre, dass wir nicht nur in einem "Interkommunalen Kompetenzareal", sondern demnächst gar in einer "Zukunfts -" bzw." Forschungslandschaft" leben werden und gar noch ein "thematisches Gewerbegebiet" auf uns zukommt, zudem ein "Freilandlabor für nachwachsende Rohstoffe"... uiuiui, da wird mir fast schwindelig über soviel Innovation. Mit dermaßen geballtem zukunftsvisionär-strategischem Weitblick konfrontiert schaue ich fast schon konsterniert vom oberen Deck des Objekts hinaus in die Landschaft:
Ich sehe neben der Bandstraße die guten alten Zuckerrüben, die hier seit Generationen nach-wachsen.
Ach, welch altbekannter Anblick.
Ein wenig beruhigter kann ich wieder weiterlaufen...
Mein Puls bleibt erfreulich niedrig heute. Und so komme ich zum Ausgangspunkt zurück, um mich per Auto wieder auf den Heimweg zu machen. Doch eine kleine Aufregung erwartet mich noch.
Ich nehme die Straße entlang der Abbaukante des Tagebaus. Da bietet sich aus dem Auto heraus plötzlich die folgende Perspektive:
So nah an einem dieser stählernen Kolosse zu kommen, ist selten. Warum, ergibt sich aus dem folgenden Bild, einige Meter zurück vom Aussichtspunkt aus aufgenommen. Man erkennt hinten links die Leitplanke der Landstraße, der Zaun markiert gut sichtbar die Abbaukante. In einem anderen Tagebau ist vor nicht allzulanger Zeit einmal ein halbes Dorf an einer solchen Kante abgerutscht...
Ich erklimme mit wenigen Schritten den Wall an der dem Bagger nächsten Stelle, nur wenige Meter weg vom gefräßigen Schaufelrad.
Diese Aufnahme vermag ein wenig die Proportion wiederzugeben. Unten über dem mittleren Raupenfahrwerk, bei den Fenstern, sieht man einen kleinen orangefarbenen Punkt, ein Arbeiter, der gerade Pause macht:
Ein Bild, das die Größe der Schaufeln noch besser zeigt, ist das folgende:
Sa:
16 Grad 16,7 km, 1:55:01 (6:49 Min/km), Puls 132
So:
16 Grad, 9 km, 59:39 (6:35 Min/km), Puls 131
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Laufen für die Forschung
Heute steht mir ein besonderes Erlebnis bevor, laufen im 8. Stock, mit schöner Aussicht und Atemmaske...
Die Sporthochschule in Köln führt derzeit ein sehr interessantes Projekt durch:
Seit Anfang März trainieren 15 Krebspatienten in der Nachsorge im Rahmen einer Pilotstudie für den Halbmarathon in Köln am 13. Oktober 2013. Ziel der Studie ist es herauszufinden, inwieweit sich eine halbjährige intensive Ausdauerbelastung inklusive der Wettkampfsituation auf die Regenerationsfähigkeit von Krebspatienten auswirkt. Mittels Blutproben soll auf molekularer Ebene untersucht werden, in welchem Maße sich der Immunstatus durch das Training und den Wettkampf verändert und welchen Einfluss die Belastung auf Krebsabwehrzellen hat.
Zur Beurteilung der Trainingsauswirkungen benötigt man eine Vergleichsgruppe gesunder Läufer ohne Krebserkrankung. Es sollen möglichst solche Läufer sein, die den Patienten von ihren medizinischen Daten her ähnlich sind. Für dieses Projekt stelle ich mich gern zur Verfügung und durfte daher heute, am Tag der deutschen Einheit, die erste Auswahlstufe absolvieren, ein Belastungstest mittels Spiroergometrie, durch die geeignete Vergleichsläufer ermittelt werden sollen. Also ab in die Sportklamotten und auf zum Campus, zur angegebenen Adresse.
Es erwarten mich 2 junge Damen, die das Projekt bzw. die Tests durchführen. Ich habe abgesehen von Schuhkäufen im Laden keine Laufbanderfahrung und mag dies auch nicht sonderlich, es gibt mir ein irgendwie "schwammiges" Laufgefühl. Doch hier steht ein zwar älteres, aber robustes Profigerät.
Ich bekomme einen Pulsmessgurt, einen Sicherheitsgurt ("Reißleine" im Falle eines Sturzes), und eine Atemmaske umgelegt. Das Prinzip ist einfach: Jeweils 3 Minuten Belastung, gefolgt von 30 Sekunden Pause, in der jeweils Blut zur Laktatmessung abgenommen wird. Nach jeder Belastungseinheit wird das Tempo um 0,4 m/Sek gesteigert und ich muss hinterher auf einer Skala mit 20 Stufen von "sehr, sehr leicht" bis "sehr, sehr schwer" mein Laufgefühl einordnen.
Der Einstieg ist noch sehr locker, bei rd. 7 km/h, noch habe ich die Wahl zwischen schnellem Gehen und sehr langsamem Lauf. Danach ein kleiner Pieks ins Ohr und weiter gehts.
Ich genieße den Blick auf den Kölner Westen, Richtung Heimat.
Bei der nächsten Stufe muss ich Acht geben, dass ich nicht die vordere Begrenzung des Laufbandes mit dem Fuß erwische, es geht leicht und locker. Das Band läuft sich sehr gut und vermittelt ein sehr reales Laufgefühl.
Pause, Pieks und weiter und wieder von vorn, nur mit jedesmal schnellerem Laufband. Das Atmen mit der Maske, das mir im Vorfeld ein wenig Sorge machte, geht leichter als gedacht, abgesehen von dem ungewohnten Gefühl der daran schlenkernden Schläuche. Bald bin ich in "meinem" Tempofenster und fühle mich wohl.
Bei 3,2 m/Sek (ca. 11,5 km/h) muss ich dann doch schon die Stufe "schwer" angeben.
Eine Steigerung allerdings will ich noch schaffen, also Pieks und das Tempo erhöht auf 3,6 m/Sek. (rd. 12,9 km/h). Das Laufband stampft unter meinen Füßen. Nun muss ich mich ganz schön ranhalten, dass ich meine Position vorne am Band halte. Die erste Minute ist geschafft. Ui, noch 2?! Ich versuche einen Gedanken zu finden, der mich 2 Minuten lang ablenkt, bin aber ziemlich damit ausgelastet, das Tempo des Bandes zu halten.
"Noch 1,5 Minuten" kommt die Ansage. Immer noch?! "Sie machen das gut!" ermuntern mich die beiden Damen. Die haben es gut, stehen bequem daneben. Mein Lauf wird langsam etwas unruhig.
"Noch eine Minute!" Ich schnaufe kräftig. Laufen-laufen-laufen! Nicht dass ich noch eine Abflug hinlege und die Reißleine ungewollt aktiviere...
"Nur noch 30 Sekunden! Sie machen das gut!" IMMERNOCH30SEKUNDEN? Ob die auch richtig auf die Uhr geachtet haben?! Ich kämpfe, denn das ist definitiv nicht meine Tempokategorie.
"Noch 10, ...9, ..." Ich zähle im Geiste mit, wie endlos lang doch Sekunden sein können!
"...und 0". Ich habe es geschafft, springe erlöst auf den Rand des Bandes. Doch damit ist definitiv die Stufe 20 "sehr, sehr schwer" erreicht, mehr geht nicht mehr.
Ich werde von den an- und umgelegten Utensilien befreit und kann verschnaufen. Es war eine interessante Untersuchung, wie ich sie bisher noch nicht erlebt habe.
Nach Auswertung aller Tests werde ich in den nächsten Tagen erfahren, ob meine Werte zu einer Patientin oder einem Patienten passen. Wenn ja, werden vor und nach dem Halbmarathon weitere Blutproben entnommen.
Doch auch, wenn es nicht passt, war es keine verlorene Zeit, denn die Messresultate werden mir hinterher zugesandt.
Und gespannt bin ich auch auf die Ergebnisse des Projekts! Bisher seien bei den Patienten in den von ihnen durchlaufenen Test schon gute Verbesserungen zu verzeichnen gewesen.
Daheim möchte ich dann nochmals das wunderschöne Herbstwetter nutzen und laufe noch eine kleine gemütliche Trabrunde, um den eigentlich laut Plan heute fälligen 60-Minuten-Lauf zu kompensieren.
Fortsetzung des Krebsprojekts: Link, Link, Link
Die Sporthochschule in Köln führt derzeit ein sehr interessantes Projekt durch:
Seit Anfang März trainieren 15 Krebspatienten in der Nachsorge im Rahmen einer Pilotstudie für den Halbmarathon in Köln am 13. Oktober 2013. Ziel der Studie ist es herauszufinden, inwieweit sich eine halbjährige intensive Ausdauerbelastung inklusive der Wettkampfsituation auf die Regenerationsfähigkeit von Krebspatienten auswirkt. Mittels Blutproben soll auf molekularer Ebene untersucht werden, in welchem Maße sich der Immunstatus durch das Training und den Wettkampf verändert und welchen Einfluss die Belastung auf Krebsabwehrzellen hat.
Zur Beurteilung der Trainingsauswirkungen benötigt man eine Vergleichsgruppe gesunder Läufer ohne Krebserkrankung. Es sollen möglichst solche Läufer sein, die den Patienten von ihren medizinischen Daten her ähnlich sind. Für dieses Projekt stelle ich mich gern zur Verfügung und durfte daher heute, am Tag der deutschen Einheit, die erste Auswahlstufe absolvieren, ein Belastungstest mittels Spiroergometrie, durch die geeignete Vergleichsläufer ermittelt werden sollen. Also ab in die Sportklamotten und auf zum Campus, zur angegebenen Adresse.
Es erwarten mich 2 junge Damen, die das Projekt bzw. die Tests durchführen. Ich habe abgesehen von Schuhkäufen im Laden keine Laufbanderfahrung und mag dies auch nicht sonderlich, es gibt mir ein irgendwie "schwammiges" Laufgefühl. Doch hier steht ein zwar älteres, aber robustes Profigerät.
Ich bekomme einen Pulsmessgurt, einen Sicherheitsgurt ("Reißleine" im Falle eines Sturzes), und eine Atemmaske umgelegt. Das Prinzip ist einfach: Jeweils 3 Minuten Belastung, gefolgt von 30 Sekunden Pause, in der jeweils Blut zur Laktatmessung abgenommen wird. Nach jeder Belastungseinheit wird das Tempo um 0,4 m/Sek gesteigert und ich muss hinterher auf einer Skala mit 20 Stufen von "sehr, sehr leicht" bis "sehr, sehr schwer" mein Laufgefühl einordnen.
Der Einstieg ist noch sehr locker, bei rd. 7 km/h, noch habe ich die Wahl zwischen schnellem Gehen und sehr langsamem Lauf. Danach ein kleiner Pieks ins Ohr und weiter gehts.
Ich genieße den Blick auf den Kölner Westen, Richtung Heimat.
Bei der nächsten Stufe muss ich Acht geben, dass ich nicht die vordere Begrenzung des Laufbandes mit dem Fuß erwische, es geht leicht und locker. Das Band läuft sich sehr gut und vermittelt ein sehr reales Laufgefühl.
Pause, Pieks und weiter und wieder von vorn, nur mit jedesmal schnellerem Laufband. Das Atmen mit der Maske, das mir im Vorfeld ein wenig Sorge machte, geht leichter als gedacht, abgesehen von dem ungewohnten Gefühl der daran schlenkernden Schläuche. Bald bin ich in "meinem" Tempofenster und fühle mich wohl.
Bei 3,2 m/Sek (ca. 11,5 km/h) muss ich dann doch schon die Stufe "schwer" angeben.
Eine Steigerung allerdings will ich noch schaffen, also Pieks und das Tempo erhöht auf 3,6 m/Sek. (rd. 12,9 km/h). Das Laufband stampft unter meinen Füßen. Nun muss ich mich ganz schön ranhalten, dass ich meine Position vorne am Band halte. Die erste Minute ist geschafft. Ui, noch 2?! Ich versuche einen Gedanken zu finden, der mich 2 Minuten lang ablenkt, bin aber ziemlich damit ausgelastet, das Tempo des Bandes zu halten.
"Noch 1,5 Minuten" kommt die Ansage. Immer noch?! "Sie machen das gut!" ermuntern mich die beiden Damen. Die haben es gut, stehen bequem daneben. Mein Lauf wird langsam etwas unruhig.
"Noch eine Minute!" Ich schnaufe kräftig. Laufen-laufen-laufen! Nicht dass ich noch eine Abflug hinlege und die Reißleine ungewollt aktiviere...
"Nur noch 30 Sekunden! Sie machen das gut!" IMMERNOCH30SEKUNDEN? Ob die auch richtig auf die Uhr geachtet haben?! Ich kämpfe, denn das ist definitiv nicht meine Tempokategorie.
"Noch 10, ...9, ..." Ich zähle im Geiste mit, wie endlos lang doch Sekunden sein können!
"...und 0". Ich habe es geschafft, springe erlöst auf den Rand des Bandes. Doch damit ist definitiv die Stufe 20 "sehr, sehr schwer" erreicht, mehr geht nicht mehr.
Ich werde von den an- und umgelegten Utensilien befreit und kann verschnaufen. Es war eine interessante Untersuchung, wie ich sie bisher noch nicht erlebt habe.
Nach Auswertung aller Tests werde ich in den nächsten Tagen erfahren, ob meine Werte zu einer Patientin oder einem Patienten passen. Wenn ja, werden vor und nach dem Halbmarathon weitere Blutproben entnommen.
Doch auch, wenn es nicht passt, war es keine verlorene Zeit, denn die Messresultate werden mir hinterher zugesandt.
Und gespannt bin ich auch auf die Ergebnisse des Projekts! Bisher seien bei den Patienten in den von ihnen durchlaufenen Test schon gute Verbesserungen zu verzeichnen gewesen.
Daheim möchte ich dann nochmals das wunderschöne Herbstwetter nutzen und laufe noch eine kleine gemütliche Trabrunde, um den eigentlich laut Plan heute fälligen 60-Minuten-Lauf zu kompensieren.
Fortsetzung des Krebsprojekts: Link, Link, Link
Dienstag, 1. Oktober 2013
Goldener Oktober
Heute steht ein planmäßiger Lauf mit 60 Min bei 70 % HF auf dem Programm, gestern wollte noch der ähnliche von letzter Woche nachgeholt sein, den ich Dienstreise-bedingt nicht schaffen konnte.
Eigentlich sollte letzterer am Sonntag stattfinden, doch erstens waren meine Beine von der Nachtaktivität am Samstagabend noch etwas schwer, und zweitens musste ich doch den Berlin-Marathon mitlaufen ... im Sessel und mit der Nase vor dem TV-Gerät ;-). Auch wenn ich schon das Ergebnis wusste, die Aufzeichnung anzusehen war dennoch ein solches Vergnügen und Motivation ohne gleichen!
Das ist dann zwar ein wenig unorthodox, 2 solcher Läufe gleich hintereinander zu absolvieren, aber ein Problem sollte es nicht sein.
Und nun ist auch noch ein wahrlich goldener Oktober eingekehrt! Der heutige Lauf führt mich geradewegs über die Felder, der untergehenden Sonne entgegen. Alles erstrahlt kitschig-golden, die Temperatur ist optimal. Fast zu schön um wahr zu sein! Wo noch im Sommer das Getreide wuchs, ist alles abgeerntet, auch das letzte Maisfeld ist blank. Es riecht sehr erdig, keine Pflanzendüfte mehr.
Das war vor langen, langen Jahren die Zeit, in der mein Vater mir immer einen Drachen baute, aus Holzleisten und mit dünnem, knisternden Buntpapier beklebt. So eine Raute, unten länger gezogen als über der Querachse, wenn die Zeit reichte, noch mit einem Gesicht darauf, und unten natürlich ein Schweif aus Schleifen dran. So stapften wir gemeinsam auf das Feld gleich hinter dem Garten. Doch leider, so sorgsam Vater jedesmal den Drachen baute, so wenig aeronautische Fähigkeiten hatten sie jeweils. Und es galt dann, vor Ort zu improvisieren und Gewichtsausgleiche zu schaffen, manchmal mussten sogar Teile von Zuckerrüben und deren Grün herhalten...
Da mögen heutige Synthetikobjekte ja wirkungsvoller sein, aber einen solchen selbstgebauten, einzigartigen Drachen würde ich immer noch vorziehen.
Das Laufen ist locker, sogar der Puls bleibt heute brav da, wo er bleiben soll. Schnell sinkt die Sonne, und obwohl ich ihr schon den Rücken zukehre, merke ich das an den schnell länger werdenden Schatten, sogar jeder kleine Kiesel auf dem Feldweg zeichnet sich so zentimeterlang ab. Noch sind einige Jogger unterwegs, aber die meisten werden sich bald in die warme Stube zurückziehen.
30.9.:
14 Grad, böiger Wind 7,4 km, 50:12 Min (6:44 Min/km), Puls 140
1.10.:
15 Grad, 8,1 km, 56:69 Min (7:03 Min/km), Puls 133
Eigentlich sollte letzterer am Sonntag stattfinden, doch erstens waren meine Beine von der Nachtaktivität am Samstagabend noch etwas schwer, und zweitens musste ich doch den Berlin-Marathon mitlaufen ... im Sessel und mit der Nase vor dem TV-Gerät ;-). Auch wenn ich schon das Ergebnis wusste, die Aufzeichnung anzusehen war dennoch ein solches Vergnügen und Motivation ohne gleichen!
Das ist dann zwar ein wenig unorthodox, 2 solcher Läufe gleich hintereinander zu absolvieren, aber ein Problem sollte es nicht sein.
Und nun ist auch noch ein wahrlich goldener Oktober eingekehrt! Der heutige Lauf führt mich geradewegs über die Felder, der untergehenden Sonne entgegen. Alles erstrahlt kitschig-golden, die Temperatur ist optimal. Fast zu schön um wahr zu sein! Wo noch im Sommer das Getreide wuchs, ist alles abgeerntet, auch das letzte Maisfeld ist blank. Es riecht sehr erdig, keine Pflanzendüfte mehr.
Das war vor langen, langen Jahren die Zeit, in der mein Vater mir immer einen Drachen baute, aus Holzleisten und mit dünnem, knisternden Buntpapier beklebt. So eine Raute, unten länger gezogen als über der Querachse, wenn die Zeit reichte, noch mit einem Gesicht darauf, und unten natürlich ein Schweif aus Schleifen dran. So stapften wir gemeinsam auf das Feld gleich hinter dem Garten. Doch leider, so sorgsam Vater jedesmal den Drachen baute, so wenig aeronautische Fähigkeiten hatten sie jeweils. Und es galt dann, vor Ort zu improvisieren und Gewichtsausgleiche zu schaffen, manchmal mussten sogar Teile von Zuckerrüben und deren Grün herhalten...
Da mögen heutige Synthetikobjekte ja wirkungsvoller sein, aber einen solchen selbstgebauten, einzigartigen Drachen würde ich immer noch vorziehen.
Das Laufen ist locker, sogar der Puls bleibt heute brav da, wo er bleiben soll. Schnell sinkt die Sonne, und obwohl ich ihr schon den Rücken zukehre, merke ich das an den schnell länger werdenden Schatten, sogar jeder kleine Kiesel auf dem Feldweg zeichnet sich so zentimeterlang ab. Noch sind einige Jogger unterwegs, aber die meisten werden sich bald in die warme Stube zurückziehen.
30.9.:
14 Grad, böiger Wind 7,4 km, 50:12 Min (6:44 Min/km), Puls 140
1.10.:
15 Grad, 8,1 km, 56:69 Min (7:03 Min/km), Puls 133