Laufend lesen

Sonntag, 27. März 2022

Frühlingserwachen

Ich nehme mir 25 km vor. Obwohl die Sonne lacht und freundlichstes Frühlingswetter mit 17° herrscht, fallen mir die ersten km schwer. Schwerer als am Sonntag zuvor, beim Königsforst-Halbmarathon.  Doch lieber so, als anders herum. Ich laufe immer brav an der Erft entlang und kann so einfach nach 12,5 km kehrt machen. Das hat auch den Vorteil, dass es keine Versuchung einer Abkürzung unterwegs gibt.

Und ich kann mir einmal bewusst die renaturierte Erft anschauen. In Bergheim wurde das schon vor über 10 Jahren umgesetzt, was in Türnich nun begonnen wird: Link. Von da hinten kommt also die Erft. Kilometerlang geradeaus:


Etwa in der Bildmitte wurde sie umgeleitet, die hängenden Baumäste verstecken die Kurve etwas.


Und hier floss sie früher, immer brav links neben dem Radweg, wo heute Schafe weiden.


Stattdessen mäandert sie sich nun über ca. 1,3 km durch die Landschaft.



Nicht jeder mag wohl Erklärtafeln




Mit einer letzten Kurve kommt die Erft wieder in ihr altes Bett...


Blick zurück

... bevor sie wieder geradeaus fließen darf. Ich finde, diese Maßnahme hat sich gelohnt. Wenn man bedenkt, dass es bei Türnich statt 1,3 5 Mäander-km werden, darf man gespannt sein.



Weiter geht es an meiner alten Schule entlang zu einer Baumschule, deren Öffnungszeiten ich zwecks geplantem Besuch in den kommenden Tagen erkunde möchte.

Wem es da wohl warum den Schuh ausgezogen hat?
Wie lustig, hinter der Baumschule bei einer Storchenwiese mal wieder ein Hinweis zum Radwanderweg der Römerstraße Via Belgica. Zwar verlief sie hier nicht, doch die Route bietet einen Exkurs zum nahe gelegenen Schloss Paffendorf. Also folge ich dem Pfeil und gelange auf einem mir bislang unbekannten Weg in mein altes Heimatdorf.


Storchenwiese



Da der Schlosspark durch eine eintrittskartenpflichtige Veranstaltung belegt ist, steuere ich stattdessen den abseits gelegenen jüdischen Friedhof an, genieße ein wenig die Besinnlichkeit des Ortes.



Zurück geht es wieder entlang der Erft. Ein Wegekreuz fällt mir auch noch ins Auge.  Irgendwann muss ich mal zählen, wieviele von den Dingern ich schon fotografiert habe... 
Ein schöner Lauf, wenn auch hinten raus anstrengend. Aber begleitet von Sonne und munterem Vogelgezwitscher. Das Frühlingserwachen der Natur war wunderschön zu beobachten, hier bunte Frühlingsblüher, da erstes zaghaftes, zartes Grün und dort noch kahle Bäume und Sträucher. 
Von allem etwas. Nur etwas Regen täte den Pflanzen jetzt gut.



Sonntag, 20. März 2022

Königsforst Halbmarathon 2022

Der Königsforst Halbmarathon, endlich wieder einmal echtes Wettkampffeeling. Man hat hier im Bergischen durchaus schon Erfahrung in Corona-Kompatibilität, dank der Austragungen 2020 und 2021, und so klappt alles gut organisiert.

Bei meiner Ankunft sind es lauschige 6°. Die Startnummer ist rasch abgeholt. Ich finde besonders das Umweltschutz-Engagement des Veranstaltervereins gut. So wurden mit den freiwilligen CO2-Kompensationen, die man 2021 für seine Anreise per PKW zahlen konnte, 200 Rotbuchen im lokalen Wald neu gesetzt. Umgerechnet ist etwa eine davon meine. Auch dieses Jahr lege ich diesen Obolus sehr gern drauf. Vor dem Start gönne ich mir Aufwärmen, schon allein um nicht in dem böigen Wind zu frieren. Das Feld wurde in 4 Blocks eingeteilt, Ultras zuerst, dann 3 Gruppen mit Marathonis und Halbmarathonis in Abhängigkeit zur geschätzten Endzeit. Ich habe mich dem letzten Block angeschlossen. Zum Start wird "Sirius" von Alan Parsons gespielt, uiui, das gibt schon ein wenig Gänsehaut, weil ich es spätestens im September wohl an anderer Stelle wieder hören werde.


Und schon geht es los. 746 Halbmarathonis, 163 Marathonis und 53 Ultras sind nun im Wald unterwegs. Am Anfang dauert es, bis es sich etwas auseinanderzieht. So komme ich nicht umhin, zwei ältere plauschende Männer hinter mir anhören zu müssen. Es geht um die Meldequoten der W65, warum auch immer. "Da sind genau 4 STÜCK gemeldet, 4 STÜCK hat es da." Habe ich gendertechnisch etwas verpasst, ist die nächste Eskalationsstufe ausgerufen und Frauen laufen nun unter dem Synonym "Stück"? Ha, immerhin kenne ich die AK-Siegerin dieser Klasse bestens und die war garantiert schneller als dieser Experte.


Das Bildmaterial ist etwas eintönig. Wald ist eben Wald, dazu überwiegend trübes Licht. 

Was sich nicht so gut darstellen lässt ist der teils unangenehme Wind. Der Streckensprecher warnte uns vor, dass der Borkenkäfer für einige zusätzliche Schneisen gesorgt hat, die uns mit dieser Art Frischluft versorgen würden. In Gedanken überlege ich, wann und wo der Wind von vorn kommen müsste. Aber Pustekuchen, der kommt ziemlich öfter als gedacht von vorn...




In der Woche zuvor hatte ich nur zwei verhaltene Laufeinheiten absolviert und beide Male fühlte ich mich bleischwer. Doch beim Einlaufen habe ich das Gefühl, dass heute vielleicht etwas geht. Und tatsächlich bekomme ich so ab km 8 plötzlich ansatzweise Flügel. Es läuft plötzlich fast verdächtig flott. Nicht nur auf den Abwärtspassagen (der Kurs hat 170 Höhenmeter), sondern auch auf horizontalen Abschnitten. Ein herrliches Gefühl. Ich überhole und überhole. An den Getränkepunkten nehme ich mir die Zeit, gehend zu trinken, kann dann aber immer wieder alle einholen, die mich dabei passierten. Das ist fast zu viel des Guten...
Denn hier im Königsforst wird es ja eigentlich gegen Ende gemein, die letzten 5 km geht es stetig bergan und der Zielsprint wird gar mit einer richtig gemeinen Steigung verlangsamt.



Also so wird mein Flügelgefühl auf den letzten km etwas ausgebremst. Schon ab km 16 ist mein Puls im roten Bereich und ab km 18 deckt sich mein Laufgefühl auch damit. Aber dennoch, es wird mein bisher bester Lauf hier mit 2:07 Std. Ich hatte zwar zwischendrin das Gefühl, es müsse deutlich näher an 2 Stunden gehen, aber die Strecke ist profiliert und eben kein Flachkurs.


Im Zielbereich warten zwei alte Bekannte, die auch schon letztes Jahr den Läuferinnen und Läufern die Ehre erwiesen haben, der amerikanische Wüstenbussard und der kleinere Turmfalke. Beide von der Bergischen Greifvogelhilfe, einer Auffangstation für diese Art Vögel, die sich hier präsentiert und gerne Spenden entgegennimmt.
Und eine wunderbare Köstlichkeit stand dort auch bereit: Warme salzige Brühe, herrlich nach solch einem Rennen!
Die diesjährige Medaille ist übrigens ein Eisvogel, der nun mit dem Wüstenbussard aus 2020 und dem Kleiber aus 2021 ein Trio bildet.




Sonntag, 13. März 2022

Ansatzweise Syltlauf

Heute wäre der Syltlauf, zu dem wir sogar Startplätze gehabt hätten. "Hätten", wenn der Lauf nicht gecancelt worden wäre. Also war klar, dass wir erneut das Terrain unseres Syltersatzlaufs 2021 ansteuern und uns dort betätigen würden. Auch wenn wir nicht die volle Distanz von 33,33 km anstreben, der Vorteil ist, dass wir in Runden laufen und so Verpflegung im Auto am Startpunkt deponieren können.

Unser Ersatzlaufgebiet hat den Vorteil, dass sich dort verschiedene Viereck-Runden von 5 km bis 1 km laufen und kombinieren lassen. Wir starten auf der großen Runde.
Das Wetter ist prächtig, Sonne, 15°, nur der Wind wird von Runde zu Runde stärker und so vermittelt eine lange Gerade schon ziemliches See-Gefühl. Das Rauschen der Autobahn im Hintergrund geht zudem als Brandungskulisse durch. Es fehlen die Möwen. Ein paar Saatkrähen sind da kein wirklicher Ersatz.






Es ist schon verrückt, was passierte, seit wir vor rund 12 Monaten hier die volle Syltdistanz liefen. Das Areal wurde im Juli 2021 von der Erft überschwemmt. Ein völlig unpassender Auftritt in diesem Kontext hat einem aussichtsreichen Kanzlerschaftskandidaten (hüstel) den Sieg wohl maßgeblich verhagelt, die Pandemie ist immer noch nicht vorbei aber wenigstens sind wir geimpft, und aktuell bereitet der Krieg in der Ukraine große Sorgen. Soll man vorausdenken wollen, wie es wohl im März 2023 sein mag...?

Immer noch Flutreste zu erkennen



 An einem Wald, bzw. früherem Baumbestand der unschöne Anblick einer Rodung.


Doch dann wird klar, das ist ein gutes Projekt. Denn ein Teil des Erftflutkanals soll renaturiert werden:

Das wird verschwinden

Stattdessen wird der Fluss in vielen Mäandern die Auen durchschlängeln. (Auf dem Plan der Beginn des neuen Flusslaufs rechts liegt ziemlich genau an der Stelle des Fotos zuvor). Ich bin sehr gespannt!










Meine erste 5-km-Runde ist so naja, auf der zweiten lasse ich Chris ziehen, er ist mir zu schnell. Bei km 10 trinke ich etwas Wasser beim Auto, habe das Gefühl, jetzt bin ich "drin". Auf zu Runde 3.
Chris ist weit und breit nicht zu sehen.
Wie ich später erfahre, hat er den halben Syltlauf  absolviert, also 16,6 km. Das ist etwa die Strecke von Hörnum zu Strandpromenade von Westerland. 
Ach überhaupt, heute dort zu sein, das wärs! Hier ein paar Bilder der Webcam des Hotels Miramar des heutigen Morgens.
Dort hinter dem oberen Gebäude käme man auf diesen tollen Streckenabschnitt mit Meerblick:










Und daaaaa, ein Läufergrüppchen unterwegs! Von der Zeit her könnten sie sogar Punkt 9 in Hörnum gestartet sein. Allerdings wäre in diesem Jahr der Lauf in umgekehrter Richtung gewesen. Aber da ich diese Perspektive nicht kenne, laufe ich in Gedanken auf der bisherigen Route. Zumal man da vor Ort heute eher schrägen Rückenwind hätte.

Dort an der "Muschel" gäbe es beim echten Lauf einen kleinen Verpflegungsposten. Und dann könnte man noch ein gutes Stück entlang des Strands laufen...










Als ich nach 20 km erneut beim Auto ankomme, sitzt Chris schon drin. Ich habe mir 23 km vorgenommen, gönne mir nochmals ein Wasser und trabe dann auf einer kürzeren Runde mein Soll voll. Alles ganz gemütlich. 

Virtuell beende ich in Kampen meinen Lauf. 

Und dann kann ich mir das gönnen, wonach mir schon die ganze Zeit war:


Im Kopf hatte ich die ganze Zeit flotte Mucke, mit positiver Botschaft. Das half den Beinen über die eine oder andere "Phase" gut hinweg: