Laufend lesen

Sonntag, 10. Juli 2022

Zufälle gibt's...

Nach meiner Eiger-16-km-Genuss-Erfahrung stand zunächst der Entschluss, ein paar Trailschuhe zu erwerben. Das könnte ein paar Sekündchen beim Lauf bringen. 
Ich suche den Laden einer großen, auch in Deutschland vertretenen Sportkette auf. Die Auswahl ist mehr als mager. Das durchaus ansehnliche Sortiment enthält in diesem Segment nur große und kleine Größen, so gut wie nichts für weibliche Normalfüße. Es kommen nur 2 Paare in Betracht, von denen eins schlecht sitzt. Aber das zweite macht einen guten Eindruck, ist ein Auslaufmodell zu einem sehr günstigen Preis, und wie ich später sehe, würde exakt dieser Schuh bei der identischen Ladenkette daheim glatte 30 EUR mehr kosten. Das ist doch mal ein Glücksfall! Zumal die neuen Laufbegleiter bei einem ersten Auslauf einen sehr guten Eindruck machen.
Das will natürlich bei einem längeren Lauf noch weiter verifiziert werden.
Ich suche mir eine Route mit möglichst viel Naturbodenanteil. Gar nicht so leicht, denn viele Feldwege sind asphaltiert. In einem der beiden avisierten Gebiete fällt mein Blick auf eine in der Internetkarte eingezeichnete Burg. Burg? Hier? Ist mir neu. Google weiß, dass es sich um eine Burg aus dem 13. Jahrhundert handelt, die erst 2018 entdeckt wurde.
Alles klar, das will ich sehen!
Zunächst geht es 3,5 km stramm bergab. Das klappt schon wieder ganz gut.


Dann kann ich auch gleich versuchen, einen im letzten Sommer nicht exakt gefundenen Wanderweg zu suchen. Ich erklimme eine steile Treppe, aber oben ist die Kennzeichnung uneindeutig, also wieder abwärts und weiter einer Straße entlang bergauf.


Im folgenden Wald scheint mir das grobe Profil der Schuhe vorteilhaft. Allerdings wage ich mich im knorrigen Wurzelwirrwarr auf dem Trail dann doch nichts ans Laufen. Es ist so einsam, im Falle eines Sturzes findet mich hier niemand. Ich ziehe also gehen vor.



Und dann stehe ich plötzlich an der gesuchten Stelle. Nun ja, gäbe es nicht die Erläuterungstafeln, man würde sie glatt verfehlen. Von Burg oder Ruine nichts zu sehen. Was rund 800 Jahre doch ausmachen können.






Weiter geht es im angenehm kühlen Wald. Ich laufe bis Brenzikofen, wo ich dann auch die Abzweigung im Wald entdecke, die mir letztes Jahr entging und die mir eine herzhafte Such-den-Heimweg-Aktion einbrachte. Im Nachhinein kein Wunder, es fehlt die Beschilderung. Diesmal gelange ich auf die  gewünschte Route. Doch ich merke auch, dass die Wärme mir nun zusetzt, und die Höhenmeter sich summieren.
Zudem muss ich die letzten 3 km stramm bergauf. Schlussendlich brauche ich für knappe 18 km 2:54, mager. Entschuldigend seien die summierten 600 Höhenmeter erwähnt.



Zufällig sahen wir schon vor Tagen markante Flaggen in Thun. Ein Ironman! Na da müssen wir doch hin. Heute gesagt - getan.


Der Marathonteil führt über eine dreimal zu absolvierende Strecke teils in der Innenstadt. Wir postieren uns an einer Stelle, wo wir die Athlet/innen 6x sehen können, im Schatten alter Bäume. Als erste nähert sich Daniela Ryf, die schweizer Nationalmatadorin. Man sollte nicht meinen, dass sie schon 3,8 km geschwommen ist und 180 km Rad fuhr. Auch als sie dann bei uns vorbeikommt, scheint sie wie auf einer lockeren Trainingsrunde, könnte man meinen. Sie finisht als schnellste Frau mit 8:59.


Daniela Ryf bei km 38

Kamen die führenden Läufer zunächst nur sehr sporadisch, so bevölkert sich die Strecke zunehmend. Man verliert schnell den Überblick, wer auf der ersten, zweiten oder dritten Runde ist. Wir treiben so unsere Studien, einige sehen noch gut aus, aber viele haben zu beißen, kämpfen, sind im berühmten Tunnel, leiden. Es ist schon unglaublich, was alle hier und heute leisten. Da kommen mir meine 18 km vom Vortag nur noch wie ein Reiskorn vor.

Sah zunächst ein Belgier wie der sichere Sieger aus, mit mehreren Minuten Vorsprung, so erleben wir dann die Wechselhaftigkeit eines Ironman. Der Belgier wird langsamer und ein Deutscher wird schneller. Wir errechnen, dass er den Führenden nach 18 km einholen könnte, dann sind es nur noch prognostizierte 14 km, und dann geht alles sehr schnell. Auf km 38 liegt der deutsche Leif Schröder-Groeneveld vorn und siegt mit 8:42, den Marathon läuft er in 2:47. Was für eine Leistung! Von ihm, aber auch von allen anderen.

Leif Schröder-Groeneveld bei km 38

Kurz bevor wir uns auf den Rückweg machen, schaut plötzlich ein Läufer irritiert zu Chris, ich schaue meinerseits den Läufer an. Irgendwie ... dieses Gesicht ... schonmal gesehen... Der Läufer grüßt zaghaft Chris, Chris schaut auch etwas ratlos. Langsam dämmert es uns. Ein Laufbekannter aus Köln. Aber dass er Triathlon macht, und dann noch Ironman?! Das ist uns völlig unbekannt. Und dann kommt er hier an uns vorbei und erkennt auch noch Chris. Unglaublicher Zufall!
Wir verlassen unseren schattigen Platz unter den Bäumen, wo es sich sehr gut aushalten ließ und spüren plötzlich, wie heiß es in der Sonne ist. Noch mehr Qualen für die Ironman und -women!
Zum Parkhaus müssen wir durch die obere Hauptgasse, durch die die Route ebenfalls führt. Hier ist Stimmung, Rufe und Applaus begleiten die immer noch Laufenden und geben ihnen Schwung für ihre letzten km. Sehr eindrucksvoll, das einmal live erleben zu können.




12 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    gratuliere zu der gefundenen Burg! Es ist ja oft schon schwierig eine Ruine oder Überreste zu finden, aber wenn gleich gar nichts mehr da ist, ist das schon die Meisterinnenklasse. ;D Der Lauf an sich klingt ja auch nicht wenig anspruchsvoll - gut, dass die neu gekauften Schuhe gleich den ersten Test bestanden haben.
    Das zufällige Aufeinandertreffen von euch Kölnern in der Schweiz ist ja super. In einer fremden Umgebung (und Sportart) ist es ja noch schwieriger, den Bezug zum bekannten Gesicht herzustellen.

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    1. Liebe Doris,
      danke, nun ja, wo dann diese großen Tafeln im Wald standen, war dann das Auffinden letztendlich machbar ;-)
      Dass ausgerechnet in Thun ein Bekannter lief und wir uns auch noch sahen war wirklich ein unglaublicher Zufall. Ich sollte vielleicht mal Lotto spielen...?
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Ah, der Ironman! Da schaue ich auch immer gerne zu.
    In Zürich war es so, dass sie 4 Runden zu laufen hatten und bei jeder Runde bekamen sie ein Armband mit einer anderen Farbe. Das war für die Zuschauer recht nützlich.
    Cool, dass ihr Daniela Ryf gesehen habt. Nur 17 Minuten hinter dem schnellsten Mann! Unglaublich, diese Frau.
    Was hast du denn für Trailschuhe gekauft? Ich überlege mir gerade, in welchem Laden ihr gewesen seid... Mir fällt nur Ochsner Sport oder SportXX ein, beides keine internationalen Sportladenketten.

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      nach bunten Bändchen habe ich an den Armen geschaut, aber es waren keine zu sehen. Ja, Daniela Ryf bekam auch jedesmal extra Applaus, da hörte man sie schon kommen, ohne sie zu sehen.
      Ochsner hatte in Thun auch nichts was mir zusagte, da blieb noch Decathlon. Ich habe nun einen Asics Kanaku 4.
      Liebe Grüße
      aus dem ebenfalls sonnigen Berner Oberland!
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    du hattest noch keine Trailschuhe - da wird es aber Zeit. Da kannst du ja jetzt fliegen auf dem Aigertrail. Also 18km in 3 Stunden - so was passiert mir auch öfter. Es gibt ja immer was HM, Steine, Unterholz, Routensuche, Hitze und, und, und :)
    Das ist ja wirklich ein Zufall, dass der Bekannte euch erkannt hat.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      nein, bisher hatte ich keinen Bedarf an Trailschuhen, da ich ja zu 99% auf festen Wegen unterwegs bin. Aber nun wurde es wirklich mal Zeit. Ich denke, sie werden mir auf einigen Passagen mehr Sicherheit geben, auch wenn ich damit keine Bestzeit erlaufen werde!
      Ja, das war ein sehr spezielles Aufeinandertreffen am Ironman!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    das war ja fast ein kleiner Orientierungslauf ... mit einem erfolgreichen Ende! :-) Schade, dass von der Burg so wenig übrig ist, hab mich gleich eingelesen! - Komme ja aus einem Ort mit einer großen Burganlage (Veste Coburg - in meinem Geburtsort)!

    Danke für die Bilder, einschließlich der tollen Eindrücke vom Ironman! ... und dann konntet ihr die führende Frau so gut 'studieren'! - LOL

    Die Eisenmänner und Frauen müssen sich schon so schinden und dann noch bei dem Wetter, da hattet ihr zum Glück einen Schattenplatz! - Da hattest du es auch auf deiner Suche nach der Burg besser, da du (bestimmt) weitestgehend im meist gut klimatisierten Wald unterwegs warst ... und zum Glück mit griffigen Schuhen. - Hoffentlich sind sie bis zum Eiger eingelaufen, oder kommst du mit neuen Schuhen gut zurecht?

    ... und dann ... die Welt ist ein Dorf! ;-)

    Aus dem sonnig und wieder heißer werdenden Darmstadt
    liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ah ja, Coburg, na da ist ja noch mehr zu sehen von der Festung! Aber dennoch, interessant, was man da so entdeckt hat. Wald hatte ich leider nicht durchgehend, aber in den Schattenpassagen war es wirklich wunderbar erfrischend!
      Und was die "Eisernen" da geleistet haben, aller Ehren wert, egal, mit welcher Zeit jemand da ins Ziel kommt, das sind alles Helden! Wie wir erfuhren, läuft ein anderer Kölner den 250-km-Trail beim Eiger Ultra! Die Welt ist wirklich ein Dorf!
      Die neuen Schuhe sind perfekt, Harmonie von Anfang an :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Neue Schuhe sollten ordentlich eingelaufen werden, ist doch egal in welchem Tempo, hauptsache sie passen gut und machen was sie sollen. Jetzt sind die Dinger fit für den Eiger und du kannst sicher deine Strecke laufen.
    Ironmänner und -frauen haben immer meinen Respekt. Hammerleistung was die da bringen.
    Naja, die Welt ist klein, Chris auch irgendwie schwer zu übersehen (hab ihn ja damals in Monschau auch sofort erkannt), aber trotzdem verrückt dass man ausgerechnet an so einem "Rummelplatz" aufeinander trifft.
    Viel Spaß dieses Wochenende, das wird super!! Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      die Schuhe haben sich dann auch bewährt! ;-)
      Das stimmt, das "Eisenvolk" bringt wirklich eine tolle Leistung, vom ersten bis zum letzten Finisher! Aber dennoch, dass man sich in dem Getümmel (1200 Teilnehmer) erkennt, war ziemlich verrückt! Dass du damals Chris erkannt hast, obwohl ihr euch ja nicht "in echt" kanntet, war aber auch bemerkenswert :-)
      Das Wochenende war hoffentlich auch bei dir gut?
      Liebe Grüße und danke,
      Elke

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  6. Liebe Elke,

    Höhenmeter scheinen Dir ja inzwischen nicht mehr viel auszumachen. Die Zeit für die 18 km finde ich unter den Bedingungen gar nicht mal schlecht. Man muß ja aber auch nicht immer auf die Zeit schielen. Schließlich seid Ihr ja im Urlaub und mit der Triathlon-Elite muß man sich ja auch nicht gleich messen ;-)

    Liebe Grüße aus dem leicht regnerischen Oldenburg
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      naja, ausmachen tun sie schon noch, aber es gelingt besser, sich darüber hinweg zu setzen ;-) Stimmt, wir sind keine 20 mehr und müssen auch mit denen nicht konkurrieren.
      Regen?! Schick rüber!!!
      Liebe Grüße
      Elke

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