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Sonntag, 23. Juni 2024

Teamwork mit Elli

Kein Wind, 20°- perfekte Bedingungen für eine Rolltour mit dem ElliptiGo. Ein weiterer temporärer Grund kommt noch dazu: Zehenschonung.

Die durch den Gulpener Marsch hervorgerufenen Blasen sind zwar weitgehend, aber eben noch nicht komplett abgeklungen. An einem kleinen Zeh hält sich hartnäckig wie das letzte gallische Dorf ein Blasenareal, das sich bei kürzeren Läufchen unter der Woche immer wieder leicht wässerig füllte. In dieser Hinsicht bietet Elli erfreulicherweise keinerlei Reizpotenzial. 😊Also rollere ich los Richtung Römerstraße Via Belgica. Eine schöne flache Strecke. 



Zwischenstopp in Elsdorf an der Nachbildung einer römischen Leugen-(=Meilen-)Säule. Ich entscheide mich, noch bis zum Ende der alten römischen Route, zu der Stelle wo sie vom Tagebau unsanft unterbrochen wird, weiterzufahren.


Dort, wo ich eigentlich südlich abzweigen wollte, steht doch etwas hinter der Baumreihe... ein Bagger? Das will erkundet sein, denn hinter diesem Grün befindet sich der Tagebau.


Vielleicht ist das besser vom Speedway aus zu sehen, dem Ende der früheren Bandstraße, über die die Kohle zum Kraftwerk transportiert wurde, heute ein von Radfahrern und Inlineskatern geschätztes Asphaltband. Ist es aber nicht. Dafür kann ich den bemitleidenswerten Zustand der Kunst in der Landschaft erleben. So sah der Endpunkt im März 2018 aus: 


Schon von außen ist alles beschmiert, es liegen Abfall und Glasscherben herum. Den traurigen Anblick will ich nicht auch noch dokumentieren. Nur die Treppe hinauf, die wenigstens im Sonnenschein liegt.



Blick von oben in den Tagebau. Hier wird in ein paar Jahren eine Pipeline enden, die Wasser aus dem Rhein heranführt, mit dem das Loch geflutet werden soll. Entfernung in Luftlinie: ca. 30 km.


Blick in die Gegenrichtung. Schön begrünt, aber wahrscheinlich dann später durch die Pipeline ergänzt.

Ich rolle zurück, weiter auf der Suche nach dem vermeintlichen Bagger dicht an der Straße.


Beim nächsten Aussichtspunkt (ganz ohne Kunst, nur eine Plattform) werde ich fündig. Der vermeintliche Bagger ist ein Absetzer, also quasi sein Kumpel. Den Abraum, den Freund Bagger aufnimmt und der ja keine Verwendung findet, wird am anderen Ende des Tagebaus einfach wieder angeschüttet, und das ist der Job vom Absetzer. Man kann gut sehen, dass er eine neue Terrasse schon gut angefüllt hat.
Auf der Sophienhöhe im Hintergrund wurden übrigens vor wenigen Tagen Wildpferde angesiedelt, die den Bewuchs niedrig halten und so zu Artevielfalt und bunter Flora&Fauna beitragen sollen.

Rechts der Absetzer

Auch sehe ich, dass am Tagebaurand eine ganze Photovoltaik-Armada aufgebaut wurde. Will RWE etwa "grün" werden?


Ich rolle weiter die Grubenrandstraße entlang. Die wie immer erfreulich wenig Autoverkehr hat und nun sogar ein gutes Stück mit einem prima Radweg ausgestattet wurde. Die Vögel zwitschern, ich bin im Roll-Flow - wunderbar!
Unterwegs noch ein weiteres Kunstwerk. Vor Jahren leuchtete es in frischem Orange. Wie ich las, soll hier an eine Rolltreppe erinnert werden. Von oben sieht man - Loch. Daher erspare ich mir den Aufstieg. Zumal der Anblick der Kunst auch längst nicht mehr zur Ehre gereicht.




Letzte Rast am Forum :terra nova, dem großen Aussichtspunkt mit Bistro und Spielplatz. Ganz hinten, wo ein Bagger an der Kante knabbert, durfte ich vor knapp einem Jahr meinen höchst spannenden archäologischen Einsatz erleben. Leider ist das Projekt nun mangels weiterer Finanzierung ausgelaufen. Schade.

Viele Radler sind unterwegs. Wie immer, werden Elli und ich beäugt. Ich kann es ja verstehen, einerseits, aber manchmal wünschte ich mir einfach  trotzdem menschenleere Routen.
Ein Polizist fährt auf einem Rad Streife. Mich würde ja mal interessieren, ob Elli bei einer Kontrolle bestehen würde. Trotz des nicht unerheblichen Preises kommen diese Gefährte nämlich ohne bundesdeutsch vorgeschriebene Radausstattung zum Kunden. Kein Licht, keine Strahler usw. Das muss man selber noch nachrüsten. Aber der Ordnungshüter hat wohl dringenderes zu  erledigen.

Einmal hängt sich ein älterer Radler an. Nach einer Weile fährt er kurz neben mich und verkündet, ich sei ja ganz schön flott mit dem Dingda. Sein Lob nehme ich ihm gern ab, ist er doch seinerseits auch völlig unelektrisch unterwegs, nur mit der Kraft der Beine (und der Übersetzung der Gangschaltung).

Ja, die Elli und ich, wir sind schon ein tolles Team!😁

10 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    sind deine gallisch-widerstandsfähigen Zehenblasen etwa die Rache für deine Römerbegeisterung??? ;D
    Nein, im Ernst - ich hoffe du wirst diese anhänglichen Biester bald endgültig los und kannst wieder unbeschwert durch die Gegend traben. Wobei mir deine Elli-Tour auch sehr gut gefällt. Wie lange warst du denn mit ihr unterwegs?
    Gelten für Elli die gleichen Vorgaben, wie für Fahrräder, was die Verkehrssicherheitsausrüstung betrifft?

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    1. Liebe Doris,
      den Rachegedanken schiebe ich mal weit von mir, ist wohl eher Erinnerung an den Kauf adäquater Wanderschuhe... Ich denke, das ist nun dann auch bald mal erledigt mit der gallischen Blase.
      Ich war 29 km in 1:50 auf Tour (inkl. Pausen), danach sind die Oberschenkel gut ermattet. ;-)
      Für Elli sollten m.E. die gleichen Vorschriften gelten wie für Fahrräder, sonst dürfte ich ja nur auf dem Gehweg fahren (die armen Fußgänger).
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke
    Diese Kunstwerke sind schon etwas gewöhnungsbedürftig. Schön, dass sie wenigstens orange sind, das wird Helge und Doris freuen!

    Etwas, worüber ich noch nie nachgedacht habe, ist die Geschwindigkeit von Elli. Auf dem Fahrrad erreicht man je nach Strampel-Anstrengungsgrad 15 - 40km/h oder mehr. Der ältere Radler ist vielleicht 25km/h gefahren... dann wäre das wirklich ein ordentliches Tempo mit Elli!
    Unser Nachbar hier in Cape Town hat übrigens auch ein Elli. Während meiner Achilleszeit hätte ich ihn fast mal gefragt, ob ich damit fahren dürfte, habe mich dann aber doch nicht getraut. :-)
    Weiterhin eine gute Besserung!

    Liebe Grüsse aus dem sonnig-nebligen Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      ja Kunst ... darüber kann man immer wieder diskutieren. Aber wenn sie erst für teures Geld aufgebaut wird, und man es dann verkommen lässt, da fehlt mir das Verständnis.
      Bei Elli ist für mich im Flachen knapp 20 km/h ein durchschnittliches gutes Tempo. Sie ist nicht so schnell wie Rennräder, schon die Körperhaltung und das Gewicht sind da nicht vorteilhaft. Und die Körperhaltung (ohne sitzen) kostet auch mehr Kraft.
      Dein Nachbar hat auch ein ElliptiGo? Oh, du solltest es mal ausprobieren. Bei meiner Fußverletzung war ich sehr froh, es nutzen zu können, die Gelenke werden absolut geschont.
      Liebe Grüße aus dem sehr warmen Rheinland!
      Elke

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  3. Liebe Elke,

    ja, ein tolles Team seid ihr auf jeden Fall, Elli und du! :-)

    Gut, dass du diesen Ausweich hast und sportlich aktiv sein kannst, obwohl da so'ne vorwitzige kleine Blase so anhänglich ist! Aber du weißt ja, was keine Mierte zahlt muss raus. Sag ihr das mal, wenn sie noch nicht ganz verschwunden ist! - LOL

    Deine Tour mit Elli hört sich gut an! Ich habe aber den Eindruck, dass man die Spitzen des Abräumers schon auf dem 6. Bild sehen kann. Bilde ich mir das nur ein? - Vielen Dank für die quasi nebenbei eingestreuten Infos, mit 30 km Wasserleitung, Photovoltaik-Armada und den Wildpferden, die angesiedelt wurden, um den Bewuchs niedrig halten und so zu Artevielfalt und bunter Flora&Fauna beitragen sollen.

    Auf dass deine Blase ganz verschwindet
    liebe Grüße Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      klar, auf Bild 6 sieht man die Spitzen eines Gestänges. Mich reizte daher herauszufinden, ob Bagger oder Absetzer, die sind nach oben ziemlich gleich. Jedenfalls war diese Recherche eine nette Beschäftigung unterwegs. Aber auch sonst war es mal wieder eine nette Tour. Die gallische Blase scheint nun überwunden. ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    wie gut, wenn man im Falle des Nicht laufen könnens auf zwei Räder umsteigen kann, praktiziere ich seit Jahren :-))))

    Wenn Kunst nicht gepflegt wird, kann sie auch weg. Man weiß ja, dass es zu solchen Zuständen kommt.

    Ein älterer Radler auf nem Biobike, das es sowas noch gibt :-)

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      es ist eben immer praktisch, Alternativen aus dem Ärmel schütteln zu können. ;-)
      Das verstehe ich auch nicht, dass man die orangene Kunst verkommen lässt.
      Ich finde ja, radfahren -soll es denn sportlich sein- gehört pur, ohne Elektrik. Ansonsten kann man ja gleich Motorrad fahren...
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Schon verrückt, da läufst du blasenfrei über Jahre, und dann reicht ein langer Marsch und du hast tagelange Folgen an der Backe (bzw an den Füßen). Gut dass die Elli da ist. Und gut für meine Vorliebe für dystopische Bilder dass du mal wieder so viele Fotos gemacht hast. Eigentlich passt die verfallende Kunst sehr gut ins Gesamtbild ...
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      für mich ist das mit den Blasen auch eine schräge Erfahrung. Aber nun ja, et kütt wie et kütt.
      Und mit Elli wollte ich sowieso mal wieder öfter fahren.
      Stimmt, die Kunst am Loch entwickelt langsam auch so eine gewisse marode Seite...
      Liebe Grüße
      Elke

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