Es gibt wahrhaftig noch/wieder richtige Läufe! Mehr durch Zufall bekam ich 3 Tage vorher gerade noch rechtzeitig mit, dass der
Maare-Mosel-Lauf 2021 in etwas veränderter Form tatsächlich ausgetragen wird! Am allerletzten Tag der Frist konnte ich mich also noch anmelden. Sogar der angekündigte Regen vermochte meine Vorfreude kaum zu mildern. 2012 und 2019 bin ich hier schon gelaufen, trotz der Höhenmeter jeweils mit viel Spaß.
Das Konzept: Statt gemeinsamem Start bucht man ein persönliches Startfenster, irgendwann zwischen 11 und 17 Uhr. Zudem keine Siegerehrung, After-Party usw. Keine offene Verpflegung, unterwegs nur Flaschengetränk. Ok, das ist eben so, aber Hauptsache, wieder einmal eine ziemlich echte Herausforderung haben zu können! Wie schön, dass die Ausrichter alles gegeben haben, um die Veranstaltung zu ermöglichen. Kern des Laufs ist eine ehemalige Eisenbahntrasse, heute ein Radwanderweg. Der 10-km-Lauf rennt darauf die direkte Strecke von Daun zum Ziel in Gillenfeld, der Halbmarathon nimmt ab Daun unterwegs ein paar Extra-Schleifen dazu. Unterwegs am Bahnhof Schalkenmehren erfolgt zudem noch der Start der 5-km-Distanz. Walker und Inliner sind ebenfalls mit ihren Distanzen dabei.
Der Frühstücks-Blick aus dem heimischen Fenster auf Dauerregen am Veranstaltungsmorgen lässt zwar die Freude krass abflauen, aber gebucht ist gebucht und wir machen uns auf die 1,5-Stunden Anfahrt in die Eifel. Der Start in Daun wurde verlegt, Treffpunkt ist am alten Bahnhof. Wie man sieht, ist alles coronakonform. Ich hätte noch 40 Minuten bis zu meinem Start, doch man bietet mir an, gern auch gleich loszulaufen. Einen gerade einsetzenden Schauer warte ich kurz ab, mache mich fertig und dann gehts ab. Ein sehr angenehmes und nervenschonendes Startverfahren! Wie oft habe ich mir schon im Startfeld stehend gewünscht, diese lästige Warterei nicht zu haben...
Auf dem Weg zur Startmatte, die sich am Rand des Eisenbahnviadukts befindet. Mein "Starterfeld" besteht aus 2 Personen 😁:
Die ersten 5 km führen aufwärts, zunächst sachte auf der alten Bahntrasse. Schon bald folgt ein "Wahrzeichen" des Laufs, ein alter Bahntunnel, inzwischen Heim von Fledermäusen.
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Heute mit Beleuchtung! |
Man muss sich vergegenwärtigen, es ist August. Aber anfangs nasse 12° motivieren mich, für die ersten Minuten meine Handschuhe anzuziehen, worum ich nicht traurig bin. Nach dem ersten VP (2 einsame Feuerwehrmänner mit den angekündigten verschlossenen Wasserflaschen) laufe ich über eine Markierung, realisiere aber erst einige Meter danach, dass da etwas mit "HM" und Pfeil nach rechts stand. War das sonst auch so...? Ich frage kurz die beiden Männer, ob ich richtig sei. "Immer geradeaus, nur noch 10 km!" ist die Antwort. Ehe mein Hirn realisiert, was mir das wiederum sagen muss, habe noch einige Meter mehr in die falsche Richtung absolviert. Flugs die Wende eingelegt und meinen Irrtum korrigiert.
Nun geht es weiter bergauf, schon um km 5 hat man den höchsten Punkt des Laufs und damit den größten Teil der rd. 300 Höhenmeter erklommen, ab da geht es eigentlich meist abwärts, abgesehen von einigen kleineren Steigungen.
Ab nun bin ich völlig allein in weiter Natur. Diese Schleife ist neu gegenüber meiner letzten Teilnahme. Meine Verunsicherung, ob ich noch auf dem rechten Wege sei, wird zumindest durch vereinzelt herumliegende Flaschen gemildert. Schade dennoch, dass sich Läufer*innen so verhalten 😠
Es setzt wieder stärkerer Regen ein. Der mich aber nicht weiter stört. Auch die Wege sind erfreulicherweise weniger schlammig als befürchtet. Als ich wieder einmal zu Orientierungszwecken kurz stehenbleibe, sehe ich jemanden mit einem Regenschirm winken. Ein Helfer, der mir den Weg weisen möchte...? Ich laufe hin. Doch es sind nur Wanderer, die mit dem Öffnungsmechanismus ihres Schirms kämpfen. Aber ich bin dennoch weiter richtig unterwegs, an den entscheidenden Punkten stehen Wegweiser.
Diese neue, obere Schleife am Schalkenmehrer Maar verhilft mir immer wieder einmal zu schönen Panorama-Aussichten über die Eifel, auch wenn sie sich trübe gibt. Um dieses Maar führt der Kurs in 2 Schleifen, die sich wie Croissants zu 3/4 um den See legen.
Nach dem 2. VP folgt ein kurzer Run quer über den Sportplatz von Schalkenmehren. Die ein Gefälle ankündigenden Warnhinweise wirken auf dem Rasen etwas lustig, sie beziehen sich auf einige steile und wurzelige Meter gleich am Rande des Sportplatzes. Sogar mit roter Farbe ist das Stück dann noch gekennzeichnet. Sie geben sich hier wirklich viel Mühe!
Beim Einlauf auf die zweite 3/4-Runde überholt mich ein älterer Läufer. "Endlich auch mal einer auf der Strecke!" ruft er mir munter zu. Aber ab nun sehe ich hier und da bunte Punkte sich um das Maar bewegen, kann sogar einen ersten anderen Läufer überholen.
Nach den beiden 3/4-Runden durchlaufe ich Schalkenmehren, wo Chris auf mich wartet.
Am Schalkenmehrer Bahnhof, der sich im Bild hinter der Überwucherung der alten Anlage abzeichnet. Sogar Musik wird gespielt, ein Anflug von Stimmung. Aber mir tun die Streckenposten leid, die bei diesem Wetter hier den ganzen Tag ausharren müssen. Dafür sage ich allen ein Dankeschön, das sie sich wirklich verdient haben!
Hier ein Bild des Läuferfeldes, wie ich es an seinem dichtesten Punkt erlebe ;-) Irgendwie tut es gut, nicht mehr ganz allein zu sein. Auch wenn man meist nicht weiß, ob die anderen 21, 10 oder 5 km laufen. Man könnte es an der Startnummer erkennen, wenn man wollte, müsste dann aber den Hals arg verrenken.
Bald nach km 15 werden wir Halbmarathonis auf eine letzte Sonderschleife geschickt, ebenfalls für mich neu. Aber sie erspart einen Anstieg, den ich als etwas quälend in Erinnerung hatte, und eröffnet noch den Blick auf den Sangweiher.
Inzwischen habe ich mich an zwei andere Läuferinnen herangearbeitet, die ich schon seit gut 2 km vor mir sah. Ich kann mich an ihnen vorbeischieben, bevor uns alle drei ein flotter junger Mann quasi "stehen lässt". Auch schon am Maar zuvor blickte ich neidvoll einem älteren Läufer hinterher, dessen Tempo sich ansehnlich an der Höhe der Schmutzspritzer an seinen Beinen abzeichnete...
Bei km 19 schwenken wir endgültig auf die Bahntrasse ein und es geht nur noch flach bis ins Ziel. Ich fühle mich schon länger am Anschlag, aber dennoch möchte ich durchziehen. Hier sind nun wiederum vereinzelte andere Läufer*innen unterwegs und ich spüre, wie dieser Umstand mich zu Überholaktionen anstachelt. Mir kommt der letzte Teil des Laufs fast endlos vor, meinen Puls spüre ich im tiefroten Bereich, dazu muss ich noch nicht einmal auf die Uhr blicken.
Bei km 20 der letzte VP, im Selbstbedienungsmodus. An diesem alten Bahnhaltpunkt, heute schick herausgeputzt als käme jeden Moment ein Zug, ist sonst immer Schlagerparty angesagt. Diesmal anderes Repertoire - Eminem! Die beiden jungen Feuerwehrmänner haben sich ins Wartehäuschen verzogen.
Knapp vor dem Ziel muss ich wahrhaftig eine kurze Gehpause einlegen, bin so sehr am Anschlag. Doch die letzten Meter wird natürlich nochmal gerannt, ein schönes Gefühl, den Lauf hier und heute gemacht zu haben! Auch wenn mir im Ziel etwas schwummerig wird, und ich mich gern an einem Stehtisch festhalte, bevor ich die paar Schritte zu einer Bank schaffe. Welch ein Luxus, dass Chris mich hier erwartet und der Weg zum Auto auch kurz ist. Meine Laufaufzeichnung wird mir nachher zeigen, dass ich mich heute wohl viel zu oft im roten Puls-Bereich bewegt habe. Komisch, dabei lief es vor 3 Wochen beim
Monschau Marathon so locker... Vielleicht war die Regeneration noch nicht weit genug? Immerhin wäre das die Erklärung für meine 2:21, mit der ich nicht ganz zufrieden bin. Zumal ich
bei der Hitze 2019 eine 2:12 hatte.
Mich tröstet ein wenig, dass ich immerhin im Mittelfeld der teilnehmenden Damen liege und meine Altersklasse komplett "rocke" - mangels Konkurrenz weiterer Ü-60'innen 😏
Ein wenig schade ist es um die Beteiligung. Von 151 angemeldeten Halbmarathonis führt die Rangliste nur 109. Ob die anderen das Wetter gescheut haben? Auch bei den 10'ern ist die Rangliste kürzer als die Starterliste. Dabei hat man sich hier wirklich spürbar ins Zeug gelegt für die Veranstaltung und das beste draus gemacht. Dafür ein herzliches Dankeschön!