Sonntag, 29. August 2021

Maare-Mosel-Lauf 2021 (Halbmarathon)

 

Es gibt wahrhaftig noch/wieder richtige Läufe! Mehr durch Zufall bekam ich 3 Tage vorher gerade noch rechtzeitig mit, dass der Maare-Mosel-Lauf 2021 in etwas veränderter Form tatsächlich ausgetragen wird! Am allerletzten Tag der Frist konnte ich mich also noch anmelden.  Sogar der angekündigte Regen vermochte meine Vorfreude kaum zu mildern. 2012 und 2019 bin ich hier schon gelaufen, trotz der Höhenmeter jeweils mit viel Spaß. 

Das Konzept: Statt gemeinsamem Start bucht man ein persönliches Startfenster, irgendwann zwischen 11 und 17 Uhr. Zudem keine Siegerehrung, After-Party usw. Keine offene Verpflegung, unterwegs nur Flaschengetränk. Ok, das ist eben so, aber Hauptsache, wieder einmal eine ziemlich echte Herausforderung haben zu können! Wie schön, dass die Ausrichter alles gegeben haben, um die Veranstaltung zu ermöglichen. Kern des Laufs ist eine ehemalige Eisenbahntrasse, heute ein Radwanderweg. Der 10-km-Lauf rennt darauf die direkte Strecke von Daun zum Ziel in Gillenfeld, der Halbmarathon nimmt ab Daun unterwegs ein paar Extra-Schleifen dazu. Unterwegs am Bahnhof Schalkenmehren erfolgt zudem noch der Start der 5-km-Distanz. Walker und Inliner sind ebenfalls mit ihren Distanzen dabei.

Der Frühstücks-Blick aus dem heimischen Fenster auf Dauerregen am Veranstaltungsmorgen lässt zwar die Freude krass abflauen, aber gebucht ist gebucht und wir machen uns auf die 1,5-Stunden Anfahrt in die Eifel. Der Start in Daun wurde verlegt, Treffpunkt ist am alten Bahnhof. Wie man sieht, ist alles coronakonform. Ich hätte noch 40 Minuten bis zu meinem Start, doch man bietet mir an, gern auch gleich loszulaufen. Einen gerade einsetzenden Schauer warte ich kurz ab, mache mich fertig und dann gehts ab. Ein sehr angenehmes und nervenschonendes Startverfahren! Wie oft habe ich mir schon im Startfeld stehend gewünscht, diese lästige Warterei nicht zu haben...


Auf dem Weg zur Startmatte, die sich am Rand des Eisenbahnviadukts befindet. Mein "Starterfeld" besteht aus 2 Personen 😁:



Die ersten 5 km führen aufwärts, zunächst sachte auf der alten Bahntrasse. Schon bald folgt ein "Wahrzeichen" des Laufs, ein alter Bahntunnel, inzwischen Heim von Fledermäusen.


Heute mit Beleuchtung!
Man muss sich vergegenwärtigen, es ist August. Aber anfangs nasse 12° motivieren mich, für die ersten Minuten meine Handschuhe anzuziehen, worum ich nicht traurig bin. Nach dem ersten VP (2 einsame Feuerwehrmänner mit den angekündigten verschlossenen Wasserflaschen) laufe ich über eine Markierung, realisiere aber erst einige Meter danach, dass da etwas mit "HM" und Pfeil nach rechts stand. War das sonst auch so...? Ich frage kurz die beiden Männer, ob ich richtig sei. "Immer geradeaus, nur noch 10 km!" ist die Antwort. Ehe mein Hirn realisiert, was mir das wiederum sagen muss, habe noch einige Meter mehr in die falsche Richtung absolviert. Flugs die Wende eingelegt und meinen Irrtum korrigiert. 
Nun geht es weiter bergauf, schon um km 5 hat man den höchsten Punkt des Laufs und damit den größten Teil der rd. 300 Höhenmeter erklommen, ab da geht es eigentlich meist abwärts, abgesehen von einigen kleineren Steigungen.

Ab nun bin ich völlig allein in weiter Natur. Diese Schleife ist neu gegenüber meiner letzten Teilnahme. Meine Verunsicherung, ob ich noch auf dem rechten Wege sei, wird zumindest durch vereinzelt herumliegende Flaschen gemildert. Schade dennoch, dass sich Läufer*innen so verhalten 😠




Es setzt wieder stärkerer Regen ein. Der mich aber nicht weiter stört. Auch die Wege sind erfreulicherweise weniger schlammig als befürchtet. Als ich wieder einmal zu Orientierungszwecken kurz stehenbleibe, sehe ich jemanden mit einem Regenschirm winken. Ein Helfer, der mir den Weg weisen möchte...? Ich laufe hin. Doch es sind nur Wanderer, die mit dem Öffnungsmechanismus ihres Schirms kämpfen. Aber ich bin dennoch weiter richtig unterwegs, an den entscheidenden Punkten stehen Wegweiser.


Diese neue, obere Schleife am Schalkenmehrer Maar verhilft mir immer wieder einmal zu schönen Panorama-Aussichten über die Eifel, auch wenn sie sich trübe gibt. Um dieses Maar führt der Kurs in 2 Schleifen, die sich wie Croissants zu 3/4 um den See legen.



Nach dem 2. VP folgt ein kurzer Run quer über den Sportplatz von Schalkenmehren. Die ein Gefälle ankündigenden Warnhinweise wirken auf dem Rasen etwas lustig, sie beziehen sich auf einige steile und wurzelige Meter gleich am Rande des Sportplatzes. Sogar mit roter Farbe ist das Stück dann noch gekennzeichnet. Sie geben sich hier wirklich viel Mühe!


Beim Einlauf auf die zweite 3/4-Runde überholt mich ein älterer Läufer. "Endlich auch mal einer auf der Strecke!" ruft er mir munter zu. Aber ab nun sehe ich hier und da bunte Punkte sich um das Maar bewegen, kann sogar einen ersten anderen Läufer überholen.


Nach den beiden 3/4-Runden durchlaufe ich Schalkenmehren, wo Chris auf mich wartet.


Am Schalkenmehrer Bahnhof, der sich im Bild hinter der Überwucherung der alten Anlage abzeichnet. Sogar Musik wird gespielt, ein Anflug von Stimmung. Aber mir tun die Streckenposten leid, die bei diesem Wetter hier den ganzen Tag ausharren müssen. Dafür sage ich allen ein Dankeschön, das sie sich wirklich verdient haben!


Hier ein Bild des Läuferfeldes, wie ich es an seinem dichtesten Punkt erlebe ;-) Irgendwie tut es gut, nicht mehr ganz allein zu sein. Auch wenn man meist nicht weiß, ob die anderen 21, 10 oder 5 km laufen. Man könnte es an der Startnummer erkennen, wenn man wollte, müsste dann aber den Hals arg verrenken.



Bald nach km 15 werden wir Halbmarathonis auf eine letzte Sonderschleife geschickt, ebenfalls für mich neu. Aber sie erspart einen Anstieg, den ich als etwas quälend in Erinnerung hatte, und eröffnet noch den Blick auf den Sangweiher.
Inzwischen habe ich mich an zwei andere Läuferinnen herangearbeitet, die ich schon seit gut 2 km vor mir sah. Ich kann mich an ihnen vorbeischieben, bevor uns alle drei ein flotter junger Mann quasi "stehen lässt". Auch schon am Maar zuvor blickte ich neidvoll einem älteren Läufer hinterher, dessen Tempo sich ansehnlich an der Höhe der Schmutzspritzer an seinen Beinen abzeichnete...



Bei km 19 schwenken wir endgültig auf die Bahntrasse ein und es geht nur noch flach bis ins Ziel. Ich fühle mich schon länger am Anschlag, aber dennoch möchte ich durchziehen. Hier sind nun wiederum vereinzelte andere Läufer*innen unterwegs und ich spüre, wie dieser Umstand mich zu Überholaktionen anstachelt. Mir kommt der letzte Teil des Laufs fast endlos vor, meinen Puls spüre ich im tiefroten Bereich, dazu muss ich noch nicht einmal auf die Uhr blicken.
Bei km 20 der letzte VP, im Selbstbedienungsmodus. An diesem alten Bahnhaltpunkt, heute schick herausgeputzt als käme jeden Moment ein Zug, ist sonst immer Schlagerparty angesagt. Diesmal anderes Repertoire - Eminem! Die beiden jungen Feuerwehrmänner haben sich ins Wartehäuschen verzogen.


Knapp vor dem Ziel muss ich wahrhaftig eine kurze Gehpause einlegen, bin so sehr am Anschlag. Doch die letzten Meter wird natürlich nochmal gerannt, ein schönes Gefühl, den Lauf hier und heute gemacht zu haben! Auch wenn mir im Ziel etwas schwummerig wird, und ich mich gern an einem Stehtisch festhalte, bevor ich die paar Schritte zu einer Bank schaffe. Welch ein Luxus, dass Chris mich hier erwartet und der Weg zum Auto auch kurz ist. Meine Laufaufzeichnung wird mir nachher zeigen, dass ich mich heute wohl viel zu oft im roten Puls-Bereich bewegt habe. Komisch, dabei lief es vor 3 Wochen beim Monschau Marathon so locker... Vielleicht war die Regeneration noch nicht weit genug? Immerhin wäre das die Erklärung für meine 2:21, mit der ich nicht ganz zufrieden bin. Zumal ich bei der Hitze 2019 eine 2:12 hatte.
Mich tröstet ein wenig, dass ich immerhin im Mittelfeld der teilnehmenden Damen liege und meine Altersklasse komplett "rocke" - mangels Konkurrenz weiterer Ü-60'innen 😏
Ein wenig schade ist es um die Beteiligung. Von 151 angemeldeten Halbmarathonis führt die Rangliste nur 109. Ob die anderen das Wetter gescheut haben? Auch bei den 10'ern ist die Rangliste kürzer als die Starterliste. Dabei hat man sich hier wirklich spürbar ins Zeug gelegt für die Veranstaltung und das beste draus gemacht. Dafür ein herzliches Dankeschön!




Mittwoch, 25. August 2021

Trink Läuferlein, trink!

Bitte keine falschen Vermutungen, hier geht es nicht um ein Besäufnis. Es hat aber was mit laufen zu tun. Und vor allen Dingen ist es WERBUNG.

Werbung für die gute Sache!

Bekanntermaßen gab es im Juli ein schlimmes Hochwasser. Unter anderem an der Ahr, genau dort, wo wir seit Jahren den Ahrathon mit großer Begeisterung laufen, den lustigen Halbmarathon in den Weinbergen. Diese Strecke ist nun zu weiten Teilen nicht mehr existent. Die Veranstalter vermuten, dass auf Jahre hinaus die Originalroute nicht mehr gelaufen werden kann, wahrscheinlich wenigstens noch die Teile in den Weinbergen. Viele Menschen haben ihr Hab und Gut oder gar ihr Leben verloren. Viele Häuser müssen wieder aufgebaut werden. Und auch viele Betriebe müssen ihr Geschäft neu aufbauen. So auch die Winzer. Es entstand die Idee, "Flutwein" anzubieten. Also Weinflaschen in dem Zustand, wie sie aus der Flut geborgen wurden. Der Wein ist trinkbar, nur das Äußere ist derangiert. Klar, dass wir das Projekt unterstützen.

Und hier kommt das Laufen ins Spiel. Wir entscheiden uns, bei dem Winzer zu bestellen, der uns Läufer seit Jahren wirklich prima verköstigt, mit Finger Food und feinen Tropfen: 





Nun können wir unsererseits ein klein wenig Unterstützung leisten. Die Lieferung trifft rasch ein. Freundliche Dankesworte sind auch dabei.
Vor der Lagerung im Keller ist nur eine kleine Sonderbehandlung notwendig.



Wer also einen guten Wein nicht scheut und trinkend gutes tun will, der google "Flutwein" und wird bald fündig.

Prösterchen!

Sonntag, 22. August 2021

Zu Kreuz gelaufen

Wohin des Wegs? Vor allem beim langen Lauf der Woche. Oft überlege ich mir vorab eine Route, auf die ich Lust habe. Manchmal ergibt es sich aber auch spontan, so wie heute.

Etwa 16 km sollten es werden. Eine grobe Richtung hatte ich auch geplant.

Aber dann kam ich an dem Wegekreuz vorbei, bei dem ich schon vor Wochen ein Spielzeugfernglas hängen sah. Es baumelt dort immer noch.

Da wäre doch mal eine Variante, einfach alle an meiner Strecke liegenden Kreuze festhalten. Auf gehts:






In mir reift die Überlegung, doch nicht die an meiner Strecke liegenden Kreuze "abzuarbeiten", sondern meine Strecke gleich entsprechend zu wählen!

Tauchte hier im Blog schon vor einer Weile auf

Inschrift verwittert, wird aber besucht
Ab nun steuere ich gezielt ein abseits gelegenes ... "Häuschen" an. Wenn ich richtig fündig geworden bin, müsste dies unter der Bezeichnung "Bildstock" laufen. Ich bin neugierig. Das Schlüsselpaar, das rechts an einer alten Scharnierhalterung hängt, passt nicht auf das Vorhängeschloss. Fundsache?




In der Nähe habe sich Dutzende Möwen auf einem frisch gepflügten Acker mit fein zerkrümelter Erde niedergelassen. Den direkt daneben, ein nur grob gepflügtes Kornfeld, scheint ihnen nicht gut genug.


Am Rand eines Reiterhofs ein größeres Häuschen, fast schon luxuriös. Was wohl die Gänse auf dem Altar drinnen bedeuten sollen...?



Langsam gewinnt mein selbst gewähltes Thema mehr und mehr Eigendynamik. Längst scanne ich fast die Umgebung, krame in meinem Hirn, wo ich nicht schon überall Kreuze wahrgenommen habe. Im Nachbardorf werde ich fündig. Versteckt hinter einem Trafohäuschen und Altkleidercontainern eine etwas ungepflegte Ecke mit Kreuz.  Die Inschrift wie so oft unleserlich, aber das Prägeschild des Bildhauers ist gut erkennbar. Die angegebene Straße mit Bezug auf den "Kreisbahnhof" in einem anderen Ortsteil verrät, dass es mindestens 100 Jahre alt sein muss.


Auch theologische Geschmäcker können sich ändern. Diese Mini-Kapelle bei einem weiteren Reiterhof des Dorfes wurde laut Inschrift 1954 geweiht.


Bewacht wird sie von einem wunderschönen Collie. Als Kind wollte ich so einen immer schon als Spielgefährten haben. Als Erwachsene sorge ich mich eher um die vielen Haare, die er wohl um sich verteilt...


Zwei Zufallsfunde auf dem "kreuzweise" geplanten weiteren Weg:



Dieser Bildstock musste vor einigen Jahren neu gebaut werden. Einem Autofahrer gelang die völlige Demolierung.


Dieses Kreuz stand früher an einer Kreuzung am Rand unseres Ortsteils. Dann wurde die Kreuzung zum Kreisverkehr ausgebaut. Es blieb an Ort und Stelle, musste nur etwas höhergelegt werden und ist nun schwer zu erreichen.


Inzwischen werde ich immer verwegener. Mir fallen noch 3 weitere Kreuze ein, die ich noch eben "mitnehmen" könnte.
Ein moderneres aus Holz, zu dem derzeit diskutiert wird, ob es einem Hausneubau geopfert werden muss.


Nicht weit davon befindet sich eines, das inzwischen in die Hausfassade eines älteren Hauses integriert wurde. Im Haus ist unser Lieblingsgrieche. Aber genau vor dem Kreuz sitzt eine muntere Gästeschar, da möchte ich dann doch nicht stören...
Dafür aber präsentiert sich ein anderes mitten im Ort frisch geweißt. Im Sockel liest man eine Widmung von 1824. Doch die eiserne Tür trägt die Jahreszahl 1712. Ob es sich um ein "Upcycling" eines älteres Objekts handelt...?


Das letzte Objekt sehe ich immer auf meinem Heimweg, kurz vor daheim. 


Schlussendlich kommen 17,5 km zusammen, die mir durch die kurzweilige "Kreuzerei" gar nicht so lang vorkamen. 21° und ein erfrischender Wind unterstützten meine Mission. 
Auch wenn ich weder katholisch noch religiös bin, wäre es doch interessant zu wissen, was es mit den einzelnen Kreuzen auf sich hat. Warum sie an den Stellen stehen, wo sie stehen. Vielleicht stecken bestimmte Geschichten dahinter...? Als evangelisches Kind in einem stock-katholischen Ort beobachtete ich noch den Brauch von Prozessionen zu den Kreuzen unseres Dorfes. Am beeindruckendsten fand ich dabei allerdings die von den Frauen aus Blumen gelegten "Teppiche", über die der Pfarrer schritt.
Anfangs dachte ich, dass ich auf meiner Tour vielleicht auf 5 oder 6 Kreuze käme, am Ende sind es 16 (inklusive des nicht fotografierten).  Dabei habe ich Kirchen und Friedhöfe ausgespart. Und ich würde mich nicht wundern, wenn ich hier und da noch einzelne verpasst hätte...