Sonntag, 30. Juli 2023

Die Sache mit dem Regen

Beim langen Lauf des Sonntags fällt mir sehr auf, wie gut der Regen der letzten Tage der Natur getan hat. Ende Juli und man kann kräftiges Grün genießen.

24 km verlangt der Plan. Große Lust habe ich nicht, rappele mich dennoch auf und dann läuft es doch ganz gut. Nur die letzten 3-4 km sind etwas zäh, aber ich laufe dennoch Zusatzrunden, um auch wirklich auf das Plansoll zu kommen. 
Lustig, als ich das nachfolgende Bild schieße, die schönen hohen alten Bäume mit ihrem Blätterdach, nähert sich von gaaanz hinten ein Läufer. Erst beim Näherkommen erkenne ich ... Chris. Er ist seinerseits so im Tunnel, dass er mich erst im letzten Moment wahrnimmt. Da er einen anderen Trainingsplan verfolgt, klappt gemeinsames laufen aus Gründen unterschiedlicher Tempi nicht.

Die beiden Läufe unter der Woche fühlten sich auch ganz gut an. Die Samstagseinheit musste wegen Regen mit Gewitterlage ausfallen. Ok, so ehrlich will ich sein, mich plagte auch ein immenser Muskelkater. Der kam nicht vom Laufen, sondern vom Graben. Freitag war schon der Weg zur Grabungsstelle dank des Regens eine einzige Plackerei. Von schweren Baustellenfahrzeugen zerfurchter Boden nimmt anscheinend Wasser besonders gut auf. Stellenweise war es purer Slapstick, sich darin fortzubewegen. Ich rechnete jeden Moment mit im Morast festklebenden Stiefeln. So weit kam es aber doch nicht. Aber nach dem halben Kilometer Kampf gegen den Morast war der Kreislauf schon gut aufgedreht.

Die Grabung war zwar nicht durch das Montagsunwetter wieder mit Erde zugespült worden, doch die zuvor schon herausgearbeiteten Strukturen der alte Mauerreste waren teils leider zugeschlämmt und mussten neu freigekratzt werden. Also gebe ich mir die volle Dröhnung mit 6 Stunden Hard-Core-Buddeling. Auf den Knien, immer schön mit einer Minimaurerkelle die Pampe abkratzen und wegziehen. Die Kniee leiden gar nicht, dank weicher Schoner. Der Rücken erträgt es auch halbwegs, aber die Oberschenkelrückseiten entwickeln besonders am Samstag ein spezielles Muskelkaterkonzert. Jedes Hinsetzen ist eine Qual.

Aber so ist das, wenn man sich in die Dienste der archäologischen Forschung stellt. Zwischendurch stößt der Grabungsbagger, der munter im Erdreich nach weiteren erforschenswerten Bodenfunden sucht, auf eine Mauer. Rasch mal eben alle (paar) Mann hin und freikratzen so gut es geht.

Keine ergiebige Fundstelle. Zu jung (19.Jh.) und wenig erkenntnisversprechend. Dem wird eher nicht mehr nachgegangen, denn die Uhr tickt und die uns verbleibende Zeit soll weiter dem ältesten Objekt  gewidmet werden. 

Wir finden weitere Scherben und einen kleinen Gegenstand, der ein Fingerhut sein könnte. Interessant sind die Unterhaltungen der beiden anwesenden Studenten, die sich über Vorlesungserfahrungen austauschen. Nun weiß ich wenigstens, dass es wohl richtige Vokabelbücher zu ägyptischen Hieroglyphen gibt ("Hieroglyphen lernen in 24 Lektionen" oder so ähnlich) und das Alter vieler griechischer Statuen anhand der Ausarbeitung von Haupt- und Schamhaar datiert werden kann. Huch!

Nach dem Graben muss der Fundort noch "fotofein" gemacht werden. Die Mauerkonturen sollen durch Abziehen der Erde daneben noch besser hervortreten, Wasser aus einer Senke wird so gut es geht ausgeschöpft, hier und da noch Erd-Unebenheiten ausgeglichen, Stangen mit rot/weißen Halbmeterrastern und Kennmarken zur späteren Zuordnung der Bilder werden ausgelegt. Dann wird alles wissenschaftlich im Bild dokumentiert. Der Grabungstechniker lässt sich mit der Baggerschaufel nach oben hieven, macht Luftaufnahmen und jubiliert über die geschafften Fortschritte. Dann verschwindet der Mittelalterfund unter Planen, es ist wieder Regen angekündigt.

Mit der anderen ebenfalls zum zweiten Mal mithelfenden Ehrenamtlerin mache ich mich auf den mühsamen Rückweg auf zu unseren Autos, die weiter weg sicher auf Asphalt geparkt sind. Auch wenn wir beide müde sind, wir sind einig, es macht trotzdem Spaß.

Ja, für die einen ist der Regen ein Segen, für andere eher eine Erschwernis. Wo Licht ist, ist eben immer auch Schatten...

Dienstag, 25. Juli 2023

Buddeleien

Mein erster ehrenamtlicher Einsatz ist absolviert. Und hat trotz Anstrengung richtig Spaß gemacht. Wie beschrieben, es findet draußen statt und hat mit Dreck zu tun. Viele auch interessante Ideen wurden hier genannt, und ich gebe zu, es war sicher auch schwer zu raten, dennoch war Manfred "Sherlock" auf der richtigen Fährte: Ich helfe bei einer archäologischen Grabung. So etwas hat mich schon immer gereizt, und nun bot sich die Gelegenheit. Sie bot sich deshalb, weil für diese Grabung nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung steht und man deshalb so viel wie möglich noch erforschen und sicherstellen möchte.

Vorbemerkung:

Ich wurde gebeten, keine Fotos ins Netz zu stellen, auf denen die Lage der Grabung erkennbar ist, um keine Raubgräber anzulocken. Dieser Bitte komme ich gern nach. Daher halte ich mich auch mit anderen Informationen zurück. Wenn in einigen Wochen die Grabung abgeschlossen ist, wird es eine Nachlese geben. Bitte bis dahin hier im Blog auch bei Kommentaren keine Anspielungen auf Lokalisierungsvermutungen, danke.

Eigentlich dachte ich, ich kenne die "Ecke" wo gebuddelt wird und war daher über die Anfahrthinweise erstaunt, nicht bei Regen und auch sonst nur mit Allrad möglichst nahe zum Einsatzort zu kommen. Und am besten weiter weg zu parken, auf sicherem Untergrund. In der Nähe ankommend war ich mehr als überrascht, wie es hier nun aussieht. MTB'ler und Motocrossfahrer wären happy, ich parke einen guten Kilometer entfernt und mache mich zu Fuß auf den Weg (erstes Bild).

Die letzten 200 m stellen sich dar wie eine überdimensionale Sandkiste:


Ich werde kurz eingewiesen und darf mich dann bei einem auszugrabenden Keller engagieren. Die Oberkanten der Mauern liegen frei, soweit sie nicht eingestürzt sind, nun gilt es, in den nächsten Wochen bis zum Kellerboden vorzudringen. D. h., mit einer kleinen Kelle werden vorsichtig die Steine freigelegt. Man hofft, auf genauere Hinweise zu stoßen, wie alt der Bau ist und, was noch schöner wäre, wer hier lebte und was hier passierte. 
Leider ist es dabei nicht wie bei TV-Reportagen, wo kluge Menschen sofort erklären können, was hier stand und was sonst alles berichtenswert ist. 
Ich löchere den Grabungstechniker mit Fragen. 
Stand denn hier nun ein Haus auf dem Keller?
> Wahrscheinlich bis kann sein. Aber man müsste nähere Hinweise finden, z. B. Pfostenreste eines Facherkbaus.
Warum ist da nichts mehr über der Erde gewesen, warum wurde die Stelle verlassen und zerfiel über die Jahre? Oder brannte es eventuell ab? Wurde es zerstört?
> Man vermutet ein "Ereignis", dass zu einem sehr schnellen Zusammenbruch führte, kann aber auch anders sein.
Was könnten wir denn beim Graben finden?
> Schulterzucken.

Wir treffen auf einzelne Knochenreste (man aß wohl damals Hühnchen) und kleine Scherben. Und dann stoße ich auf ein erstes interessantes Teil. Es ist erkennbar, dass es sich um den Fuß eines Gefäßes handelt. Sofort ist der Ehrgeiz geweckt. Was mag das sein?

Mein erster spannender Fund

Vorsichtig trage ich die umgebende Erde ab, aber leider, es ist auch nur ein Bodenfragment eines kleinen Gefäßes, wenn auch ein interessantes.


Auch wenn es mühsam ist und der Rücken jammert, das hat hier was von Schnitzeljagd!

Gerade machen wir Mittagspause, als erster Regen aufkommt. Und oh weh, wir sehen eine dunkle Wolkenfront heranziehen, erstes Donnergrollen. Und das hier auf völlig ungeschütztem Terrain! Die Grabungsprofis haben zwar einen kleinen Allrad-Van, aber der hat nicht Platz für alle! Hektik kommt auf. Eine andere heute erstmals Helfende und ich werden mit dem Van schnell in die Nähe unserer eigenen Autos gefahren. Das braucht im inzwischen aufgekommenen Sturm auf der Schlaglochpiste eine ganze Weile. Da in der Zeit die anderen auf der Grabung ja völlig ungeschützt sind, lasse ich mich an der Straße absetzen, denke, dass ich die letzten 300m bis zu meinem Auto dann laufend schaffe, noch ist es ja nur Sturm mit etwas Wasser. Und Hauptsache, die anderen draußen im Gelände haben dann ihren Wagen als Schutz zur Verfügung.

Aber 300m können verdammt lang werden, vor allem, wenn zum Sturm der Regen sintflutartig prasselt. Es gibt keinen Gehweg, also renne ich am Fahrbahnrand, bin trotz Regenjacke in kürzester Zeit klatschnass. So viel Regen auf einmal wäre schon als Wochenniederschlag bemerkenswert! Es kommen zwei Autos gefahren, beiden Fahrern erscheine ich wohl in meiner gelben Jacke etwas seltsam. Beide stoppen und bieten mir Hilfe an. Aber mein Auto ist schon in Sichtweite, auch wenn es unter einer Wasserwand wie von Feuerwehrschläuchen erzeugt steht. Dennoch bin ich froh, es auf sicherem Asphalt geparkt zu haben und nicht versucht zu haben, näher an die Grabung zu gelangen. So wie bei meiner Heimfahrt die Straßen unter Wasser standen, wäre ein normales Auto im Gelände sicherlich bewegungsunfähig.

Ich mache mir Gedanken, wie es den anderen auf der Grabung ergangen ist und hoffe, ihnen ist nichts zugestoßen. Und hoffentlich sind die mühsam freigelegten Mauerreste nicht wieder zugespült worden. Das werde ich sehen, wenn ich wieder hingehe. Das Schöne ist ja, als Ehrenamtler kann man sich aussuchen, wann, wie oft und wie lange man hilft. Erfreulicherweise hat der Rücken es besser vertragen, als befürchtet. Nur mit dem seltsamen Muskelkater am oberen Ende der Oberschenkel und der sich anschließenden rückwärtigen Partie hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Mal sehen, ob der jedesmal kommt...

Sonntag, 23. Juli 2023

Wieder daheim

Und wieder gehts läuferisch durch heimische Gefilde. Statt hohe Berge und Alpenblick rheinische Tiefebene und maximal ein Hügelchen. Für den langen Sonntagslauf (22 km) wähle ich den Anstieg auf die Fischbachhöhe, knappe 100 Höhenmeter, möchte ich doch zumindest ein wenig "Berg"training beibehalten.

Oben kann ich in ziemlicher Ruhe eine große Runde drehen und mich bei rd. 19° vom auffrischenden Wind durchpusten lassen.


Das ideale Terrain, um die erste Ruhestandswoche Revue passieren zu lassen, denn die 3 Urlaubswochen waren ja noch Ausnahmezustand. 
Unterm Strich lässt sich sagen, dass ich gut ausgelastet war. Nach der Rückkehr auspacken, waschen, wegräumen, Gartenwildwuchs bearbeiten, Gehwegfugen von Unkraut befreien, putzen, Einkäufe, Vorbereitungen für die anstehenden Großprojekte im/im Haus (neue Fenster, Wärmepumpe), Katze bespaßen zwecks Minimierung der Trennungsnachwehen.
Da hätte definitiv kein Job mehr reingepasst! 😂

Damit der Ruhestand ein ganz klein wenig Würze durch "Un-" erhält, und ich zudem auf diese Weise einen kleinen Wunschtraum erfüllen kann, ergab sich schneller als erhofft die Chance einer vorübergehenden ehrenamtlichen Beschäftigung. Vom bequemen Job in gepflegter ordentlicher Büroumgebung geht es demnächst hinaus unter freien Himmel, mit körperlichem Einsatz und es wird richtig dreckig.
Ich werde berichten.










Sonntag, 16. Juli 2023

Eiger Ultra Trail 2023

Selten bin ich einen Lauf so zögerlich angegangen, wie den diesjährigen Eiger Ultra Trail. Wobei ich selber das Wort "Ultra" nicht wählen würde, denn wir laufen ja nur die 16 km-Variante, die allerdings 960 Höhenmeter hat. Die weiteren angebotenen Läufe (35 km/2500 Höhenmeter, 51 km/3100 Höhenmeter, 101 km/6700 Höhenmeter und 250 km/17000 Höhenmeter) verdienen diese Bezeichnung wahrlich, liegen aber außerhalb meiner Reichweite und sind eher etwas für Spezialisten.

Meine Zögerlichkeit liegt in einem gewissen Schnick-Schnack-Schnuck-Verlauf vor dem Rennen.

Schnick:

Die Anmeldung vor längerer Zeit war leicht, wir hatten Glück und bekamen Startplätze, alle Distanzen bis auf die 250er sind rasch ausgebucht. Je mehr es auf den Tag zuging, umso mehr machte ich mir etwas um die Temperaturen Sorgen. Schon letztes Jahr war es ja sehr warm. Doch das kleine Höhenmeterspezialtraining gab dann wieder ein gutes Gefühl.

Schnack:

Ein letzter kürzer Lauf 4 Tage vorher auf meiner eher mittel profilierten Hausstrecke verlief völlig frustrierend. Schon bei km 2 die erste Gehpause, ich fühle mich völlig ausgelaugt. Vor dem Kirchhügel des Nachbardorfes kapituliere ich und kehre um. Deprimierende 7 km zum Vergessen. Zudem der Wetterbericht für Samstag: Schon beim Start um 9 Uhr 23°, Zieleinlauf (3-Stunden-Schätzung) bei 30°. Fühle ich mich dem gewachsen? Ich liebäugele sehr mit einem Luxusgedanken: Einfach nicht antreten.

Schnuck:

Eigentlich habe ich mich innerlich abgemeldet. Gehe dennoch 2 Tage vorher auf eine Entspannungsrunde, 15 km. Was für ein Unterschied. Es läuft locker, fluffig, leicht. Der Kirchhügel entlockt mir nur ein Lächeln. Das Geräusch der Kiesel unter den Schuhen lässt wunderbare Lauferinnerungen wach werden. So könnte es doch auch 2 Tage später sein... (die Höhenmeter lasse ich mal außen vor). Der Wetterbericht verspricht Start bei 16° und Zieleinlauf bei 23°. Damit lässt sich leben.

Also fahren wir am Freitag nach Grindelwald, das aktuell dank mehrerer Baustellen eine kleine Nervenprobe ist und holen die Startnummern. Es gibt als Goodie diesmal ein putziges Victorinox-Taschenmesserli Edition Eiger Trail und Schlüsselanhänger. Wir nehmen die obligatorische Pasta zu uns und können sogar die Sieger der 250er-Disziplin bei ihrem Zieleinlauf nach 50 Stunden erleben. Beneidenswert, sie sehen keineswegs nach der überstandenen Tortur aus, sondern frisch und fit. Ansonsten trinke ich soviel es geht

Samstag Morgen machen wir uns frühzeitig auf den Weg und lassen das Auto im Riesenparkhaus bei der V-Bahn. Da steht es immerhin im Schatten und es gibt richtig edle öffentliche Toiletten. Den gut viertelstündigen Fußweg hinauf zum Dorfzentrum nehmen wir als Warm-up und sind 6 Minuten vor dem Start im Feld der über 800 Teilnehmer. War mir anfangs noch kalt, spürt man nun schon sehr die wärmende Kraft der Sonne. Da hatte der letzte Wetterbericht wohl doch untertrieben.

Es ist viel los, aufgeregte Läufer, viele Zuschauer, flotte Musik und motivierende Ansagen. Mit fällt ein junger Mann auf, in langen Jeans, Langarm-Baumwollhemd inklusive Kragen und Manschetten zugeknöpft. In der Hand hält er seine Startnummer und hat auch das Legitimationsbändel am Arm. Ob er wirklich so bis zum Ende mitlaufen will???



Schnell geht es los, die Dorfstraße aufwärts, schnell rinnt der Schweiß. Viele geben sofort Vollgas. Ziemlich sinnlos hier. Das lohnt sich nur für Podestanwärter, die breite Masse spart sich sinnvollerweise die Kraft, die wird später am Berg benötigt. Zudem wartet ja noch bei km 2,5 das Nadelöhr. Nachdem sich die breite Dorfstraße bereits auf ein asphaltiertes Bergsträßlein verengt hatte, müssen sich nun alle 837 Läufer auf einen abschüssigen Trailweg in ein Bachtal einfädeln, der maximal 2 Läufer nebeneinander zulässt. Das dauert... Minutenlanges Warten. Mit Studien zur Sportfairness kann man sich die Zeit verkürzen. Die meisten warten brav. Aber natürlich gibt es auch hier solche, die die Warteschlange für unter ihrer Würde erachten und sich ganz vorne reinquetschen.😠Diesen Kamelen wünsche ich einen Zieleinlauf gaaanz hinten.
Hier ein Überblick der Route, inklusive Höhenmeter und Temperatur.


Nach der Bachüberquerung geht es richtig los mit dem Anstieg. Uns erwarten knapp 400 m aufwärts auf 3 km Strecke. Da läuft dann in meinem Umfeld niemand mehr. Ich hatte mir nach meiner ersten Laufstockerfahrung beim 2022-er Eiger Trail ein paar hochwertige Stöcke gegönnt und bin nun mit diesen sehr zufrieden. Sie lassen sich dank einer speziellen Kombination von Halbhandschuh und Klickverschluss am Griff der Stöcke schnell lösen und anklicken, perfekt.
Beim ersten Getränkestand (kurz nach km 3) greife ich gern zu. Wobei das Selbstbedienung meint, denn die Posten kommen nicht nach, haben aber leere Becher zum Selbstbefüllen griffbereit platziert.


Erfrischt geht es an den harten Anstieg. Die Sonne wird spürbarer, aber mit zunehmender Höhe gelangen wir in kühlere Luft, die noch die Sonnenwärme ausgleichen kann.


Etwa bei km 7 erreichen wir den Verpflegungspunkt Berien. Die Lage und Aussicht bei diesem Posten könnte die Illusion wecken, man habe die Anstiege erledigt, doch eine kleine dezente Tafel mit dem Profil und eingezeichnetem "Sie befinden sich hier"-Punkt zeigt, dass da noch etwas lauert... Ich sehe es positiv: Die meisten Höhenmeter sind geschafft.

Das "Schlimme" an diesem Lauf ist die tolle Landschaft. Sobald man den Kopf hebt, gibt es immer wieder phantastische Aussicht zu bewundern. Aber man sollte den Kopf eigentlich nicht heben, denn wurzelige, steinige oder schmale Alp-Trails verlangen volle Aufmerksamkeit. 
Da aber ab hier die "Genussteile" des Laufs (Veranstalteraussage) beginnen, gönne ich mir einen "Lust-Fotostopp".



Links die Eigernordwand

Nach einer eher ebenen Alpquerung zeigt sich die Ameisenkette weiter vorn beim weiteren fordernden Anstieg auf einem schmalen Trail. Doch das ist dann der letzte wirklich üble dieser Sorte. Manche Läufer sind hier sichtlich erschöpft und schleppen sich mühsam bergauf. Ich kann mich dagegen ganz gut mit Hilfe der Stöcke hocharbeiten.


Gletscherreste

Bald danach eine erste muntere Abwärtsstrecke über eine Wiese unter der Seilbahn entlang nach Bort, Mittelstation der Bahn und Ausflugslokalität bei km 9. Wir werden kräftig von vielen Zuschauern angefeuert. Zusätzlich zum Wasser wird Schlauchdusche angeboten, die ich dankbar annehme. Und noch ein wunderbares Highlight, gleich neben dem Posten sind die WCs. Ich habe soviel getrunken, dass ich mir dann doch die kurze Zeit nehmen muss, dieses aufzusuchen, auch wenn es mich nachher einen AK-Rang kosten wird. Egal.
Nach Bort laufen wir mal aufwärts, mal abwärts weiter. Langsam macht sich die Wärme bemerkbar, zumal es ja nun überwiegend wieder dem Tal entgegen geht.


Doch so richtig abwärts geht es ab km 13, am letzten Getränkeposten bei Holenwang. Dort lauert der Einstieg in echt üble Abwärtspassagen. Laut Veranstalter ein "spritziger Downhill". 😂
Zunächst eine rumpelige Alpweide mit nur stellenweise richtigem Pfad, dann steile Feld- und Waldwege. Es ist grausam. Ca. 370 Höhenmeter auf weniger als 2 km Strecke. Da schreien meine für so etwas nicht wirklich vorbereiteten Oberschenkel schon nach der Hälfte um Gnade. Aber es geht ja noch weiter und weiter.
Eine kurze leichte Aufwärtsstrecke stellt eine echte Erholung dar, der Fotostopp auch. 



Aber noch ist der Drops nicht gelutscht. Richtung Ortseingang Grindelwald führen viele kleine wieder stark abschüssige Asphaltwegen auf dem letzten km dem Ziel entgegen. Mich wundert, wieviele hier noch laufen, bzw. trippeln können. Ich tue mich damit unendlich schwer. Es fühlt sich an, als wenn Bleigewichte die Knie zu Boden ziehen. Damit verliere ich natürlich einiges an Plätzen im Gesamtklassement, aber was solls, geht nicht anders. Und da ja das Ziel nicht mehr weit ist, beiße ich die Zähne zusammen und gebe, was ich halt geben kann.


Der Beginn des Zieleinlaufs. Straßensperre für jeden Läufer...


... hinein in den Korridor, Kurve rechts...


... Blick auf die Live-Übertragung und Applaus, Linkskurve auf die Brücke (Foto leider verwackelt)...


... Blick von der Brücke und dann die Rampe hinab...


... und unter weiterem Applaus hinein in den Zielbogen.😁


Ich habe mit einer 2:56er Zeit den 9. Platz von 19 in meiner AK geschafft. Bin hochzufrieden, denn gefühlt kostete es weniger Anstrengung als im Vorjahr.
Chris hat mit einer 2:18 sogar den 3. Rang seiner AK (20 Platzierte) erlaufen! Nun grübelt er, wo er die 24 Sekunden auf Platz 2 gelassen habe...


Im Ziel spüre ich erst richtig, wie warm es doch schon wieder ist und dass der Wetterbericht von vor 2 Tagen dann doch daneben lag. Das Thermometer kratzt an den 30°. Wir finden einen Schattenplatz, und beobachten noch eine Weile das Treiben im Ziel, hängen in Gedanken dem gerade Erlebten nach und füllen verlorene Flüssigkeit nach. 
Dann geht es straßenabwärts zum Auto. Erster Vorgeschmack auf den Muskelkater der folgen wird.
Heldenschmerzen. 😉

Sonntag, 9. Juli 2023

Höhenmetersammeln

660 Höhenmeter auf 35 km geschafft.

Ok, was sich super anhört, verteilt sich auf 3 Läufe, dem allzu warmen Wetter geschuldet.

Auch der Plan, einen langen Sonntagslauf hinzulegen, fiel bei 30° sehr schnell Vorsichtsüberlegungen zum Opfer (die Sache mit dem frühen Aufstehen kam ohne spezielle Überlegungen nicht zur Umsetzung 😏). Immerhin, mein Herz lief mit, beim Ironman in Thun, keine 10 km von hier. Zu sehen, wie die Cracks da unten bei dieser Hitze ihr Programm abspulen, lässt zwischen Mitleid, Bewunderung und Unglauben schwanken. Deutsche und Schweizer laufen das Podium unter sich aus. Am Ende siegt Jan van Berkel (CH) im letzten Rennen seiner Karriere in 8:05 Std.

Aber immerhin habe ich mir nun eine nette 10,5-km-Runde mit 270 Höhenmetern ausbaldowert. Erst alles fast am Stück abwärts, dann alles fast am Stück aufwärts. Dazwischen ein wenig Flachland.

Chris kennt diese Variante noch nicht, so dass wir sie zu zweit unter die Hufe nehmen. Aber zunächst sollen im Nachbardorfteil zwei neue Übernachtungsvarianten dokumentiert sein (Link 1, Link 2):




Originalgondel Nr.52 vom Matterhorn-Express, zum Doppelbett umgebaut

Etwa auf halber Abwärtsstrecke, ein toller Blick über das Aaretal:

Nach einer eher unspektakulären Waldpassage wird es dann anstrengend. Der Weg schraubt sich gefühlt unendlich bergauf. Zudem lassen die Wolken der Sonne den Vortritt, und die macht, was sie am besten kann: Strahlen und heizen.


Während Chris noch wacker bergan trippelt, habe ich mich auf Kampfmarschieren verlegt.





Was aussieht wie das Ende der Steigung...


... ist nur eine Täuschung, weiter hinauf geht es. Aber ok, wir wollten ja Höhenmeter!



Immerhin werden wir von prächtiger Aussicht belohnt. Links vom Baum zeigen sich Eiger (die oberste Spitze), Mönch und Jungfrau.
Noch nichtmal ein Hofhund hat uns heute geärgert. Denen ist wahrscheinlich auch zu warm.

Sonntag, 2. Juli 2023

Laufen mal so und mal so

Damit der Übergang in den Ruhestand nicht so ... ruppig ... verläuft, wird er abgefedert durch 3 Wochen Urlaub. 😁

Nach kurzem Zwischenstopp in der Schweiz auf in die Drôme, die im Norden der Provence liegt, also auch Lavendel bietet, aber zudem teils raue Berglandschaften und viel Ruhe.

Schweizer Freunde führen hier ein kleines liebevoll gestaltetes Gästehaus, die ehemalige Wassermühle von Crupies. Ehe sie es in absehbarer Zeit (ca. 2 Jahre) aus Altersgründen aufgeben werden, mussten wir unbedingt nochmal hin!

Erstaunlicherweise ist das Gras dort noch grüner als bei unserer Abfahrt daheim! Und allfällige Wärme kann man am und im Pool bestens abbauen.




Aber bevor man Moos ansetzt...


... gibt es auch einiges zu sehen. Märkte mit unglaublicher Vielfalt vor allem an Obst und Gemüse! Einkaufen wie Gott in Frankreich!😀




Und diese Landschaft, bestes Nackentraining.














Laufen kann man natürlich auch. Nachdem ein angepeilter langer Lauf zuvor in der Schweiz, trotz Wahl einer schattigen Route entlang der Aare, dank drückend warmer Luft sich einfach nur grässlich und zäh gestaltete, waren die Beine angesichts der tollen Umgebung wie ausgewechselt. Nicht nur das, die ersten 4 km nur bergauf fühlen sich einfach nur prima an. Oben auf dem Col de l'Homme (616 m.ü.M.) kühlt erfrischender Wind, und Wasser habe ich auch dabei. Den kontinuierlichen Anstieg dann später abwärts "fliegen" zu können, macht doppelt Spaß.
Aber ein paar Eindrücke sammele ich dennoch unterwegs:


Wildwest - Schießübungen









Souvenirs geschmacklicher Art kaufen wir noch beim Ziegenbauern ein. Der lokale Käse, Picodon, ist seeeehr lecker. Auf dem Hof kann man eine kleine Besucherrunde mit vielen Erläuterungen abgehen. Und bei der Käseherstellung zusehen, sogar alle Sorten probieren.

Werbung à la francaise

Die "Damen" dösen gemütlich in einem komfortablen Stall und lassen den Regen draußen Regen sein.
Einen Hund gibt es auch. Irgendwie habe ich eine andere Vorstellung von einem Hofhund. Dieser hier jedenfalls liegt wie ein Kätzchen zusammengerollt im Heu. Fehlt nur noch, dass er schnurrt, was wir aber lieber nicht kontrolliert haben.



Die 6 Tage gingen viel zu schnell vorbei. Aber wir haben ja nun noch 2 Wochen in unserem schweizer Stöckli.😁
Inzwischen ist das Wetter erfreulicherweise abgekühlt.

Ich gönne mir aus Gründen Höhenmeter. Allerdings in umgekehrter Reihenfolge wie in Crupies, also erst 3 km mit geballten 300 Höhenmetern stramm abwärts bis zum Talboden, unten ein wenig Flachcruisen, und dann ... will man ja wieder nach Hause. 
Uff, ganz schön anstrengend. 
Und dann noch die Flask vergessen...
Ein Radler kämpft ebenfalls mit der Strecke. Wie nah doch Rad"fahren" an Stehen sein kann...
Das erinnert mich daran, dass im Kühlschrank ein anderer/s Radler wartet, in flüssiger Form.😄