Sonntag, 26. September 2021

Souvenirs & Memories

Dies&das gab es im Lauf der Woche.

Einen gemütlichen 12-km-Lauf, einen schnellen 8-km-Tempolauf und heute eine 2-Stunden-Runde.






Beim ersten Lauf war interessant zu beobachten, wie eine riesige Taubenhorde sich über einen abgemähten Acker hermachte. Leider schwer zu fotografieren:


Beim Tempolauf hatte ich erst gar keine Kamera dabei. Hätte ich sie gehabt, wären Möwen ein Motiv geworden. Die nutzen aus, dass ein Bauer gerade umpflügte und stoben mit ihrem typischen Geschrei um die Furchen. Diese Laute und der stramme Wind dazu erinnert doch sehr an Sylt, fehlte nur noch das Salz in der Luft!
Dafür möchte ich nette Post zeigen. Vom Maare-Mosellauf kam der angekündigte Sachpreis für meinen AK-Sieg. Ja wenn alle anderen Ü60-Damen daheim bleiben, ist nun ein Kasten Wasser des Sponsors meiner. Nette Idee, dass man den nicht im Ziel im wahrsten Sinne abschleppen muss, sondern so gemütlich daheim vom Getränkemarkt abholen kann.

Auch aus Monschau kam Post. Die Teilnahmeurkunde und das Finishershirt. Zudem die hölzerne Medaille (Rückseite mit persönlicher Zeit) und ein netter Dankesbrief dazu.



Auf meinen langen Lauf heute stimme ich mich gebührend ein. Die Live-Übertragung des Berlin-Marathons will ich mir nicht entgehenlassen! Das Rennen entwickelt sich spannend. Der als hoher Favorit und auf Weltrekord laufend gehandelte Kenenisa Bekele fällt schon vor der HM-Marke aus der Spitzengruppe zurück, kämpft sich wieder heran, doch muss sich schlussendlich in einem spannenden Finale mit Platz 3 begnügen. Auch Philipp Pflieger ist wieder dabei, möchte ebenfalls eine neue PB erzielen. Die verpasst er leider, hat körperliche Probleme, rangiert aber auf einem respektvollen 16. Platz. Ja Berlin .... bei den Bildern blicke ich sooo gern auf 2017 und 2018 zurück! In Gedanken laufe ich mit, erinnere mich an viele Stellen, die im Fernsehen nun kurz aufblitzen. Kein Wunder, bei dem Tempo, das dort von der Spitze gelaufen wird.


A propos 2017, wie die Dinge sich doch wiederholen! Auch seinerzeit fand der Lauf genau am Wahltag statt und ich erinnere mich noch an das große Polizeiaufgebot rund um den Reichstag. Heute fällt mir ein für mich eher unfreiwillig komisches Element auf: Auf einigen Wahlplakaten sticht mir eine Einladung ins Auge. Ob die ernsthaft meinen, für ein Bratwürstchen macht man dort das Kreuzlein? Und bei "Wurst" und "Würstchen" drängen sich mir da ganz andere Assoziationen auf...


Die anderen sind aber auch nicht besser. Dieser Tage untergruben sie mein Recht auf freien Zugang zur S-Bahnstation und wollten jedem Reisenden diverse Prospekte und einen Apfel aufnötigen. Leider fallen mir manche schlagfertigen Antworten immer zu spät ein. Dann hätte ich gefragt, ob das der saure Apfel sei, in den wir alle nach der Wahl beißen werden...?

Heute trabe ich leicht underdressed also nach dem "ersessenen" Berlin-Marathon los. Der Wetterbericht hatte 24° versprochen, also laufe ich in Flattershorts und Singlet. Doch es bleibt kühler und auch noch mit Wind garniert. Als ich einen Teil der Radtour von neulich ablaufe, bin ich im Wald am Rand des Fröstelns. (Ok, es war ja auch ein langer laaangsamer Lauf). Genug Zeit, ein wenig über Botanik zu lernen.


Das Waldgebiet mit Namen "Parrig" ist naturbelassen, alles kann wachsen und wuchern wie es mag. Das dankte der Wald, indem er kürzlich bei der Flut große Mengen Erftwasser aufnahm und so manches verhindern half.

Stieleiche

Alles in allem lief es erfreulich locker, wenn das mal immer so wäre. Daher habe ich an diesem Kruzifix am Wegesrand noch nicht einmal ein Stoßgebet verrichten müssen.


Sonntag, 19. September 2021

Vorausgelaufen

Ein wunderschöner Frühherbstsamstag. Chris möchte die 10-Meilen-Strecke des Grand Prix von Bern ablaufen, der in 3 Wochen in corona-konformer Durchführung stattfinden soll. Also stehen wir bei 17° und leichtem Wind an der Startposition. Gelegenheit, einmal Eindrücke festzuhalten, für die beim Rennen nicht immer die Zeit ist.



Nach dem ruhigen Startgelände beim Wankdorf gehts ein erstes Mal in die Altstadt. 




















Beim Marzili queren wir die Aare und laufen nun eine grüne Passage am Flussufer entlang, dann durch das ruhige Wohnquartier an der Jubiläumsstraße.



Ein Imker beim Werk



Beim Tierpark/Dählhölzli lohnen ein paar phantasievolle Skulpturen aus Baumstümpfen den Fotostopp. Im Wald selber nehmen wir wahrscheinlich nicht ganz die richtigen Wege, sieht alles so gleich aus... Schlussendlich aber erwischen wir den Ausgang zum Thunplatz, wo wir uns durch ein Thai-Straßenfest bewegen.






Schwimmer in der Aare





Denkmal des Weltpostvereins
Ein weiteres Mal geht es in die Altstadt, die sich nun deutliche belebter präsentiert. Markt auf dem Bundesplatz und in der Münstergasse, vor dem Münster Flohmarkt. Hatte ich vorher eher Sorge, wie wir einige Straßen zügig queren können, sind es nun die vielen Flanierenden, die es zu umrunden gilt. Aber es geht ja nicht um eine schnelle Zeit.


Kunst an Tramhaltestelle






Nochmals über die Nydeggbrücke, im Hintergrund links grüßt schon der Aargauer Stalden, der mich wie immer Puste kostet.


Der letzte Kilometer wird eingeläutet. Hier geht es nochmals leicht abschüssig und die müden Beine können wieder Schwung nehmen. Fast meinen wir, Speaker und Zuschauer im Zielbereich zu hören, im Geiste jedenfalls...


Ha, da ist es, das Ziel! Heute ohne Zielbogen, aber immerhin im Sonnenschein:


16 km und 180 Höhenmeter später. Eine schöne Runde wars. Chris hat seinen Selbsttest bestanden, die Beinmuskulatur hat durchgehalten. 
Wir freuen uns auf den Lauf und hoffen auf ebenso gute Laufbedingungen. Nette Leute werden wir ohnehin treffen!


Sonntag, 12. September 2021

Kultur-Tour

35 km in 7,5 Stunden - wahrlich kein Bestwert. Aber heute kommt es auf den Inhalt an! Zum Tag des offenen Denkmals bietet unser Heimatverein eine geführte Radtour für 30 Teilnehmer an. Passend zum Herbstmotto im Kreis, dem jüdischen Leben in unserer Region, führt unsere Route zu Friedhöfen, ehemals jüdischen Wohnhäusern und anderen relevanten Punkten unserer Stadt.

30 km, für Elli eigentlich keine große Nummer, doch als ich die Armada der Akku-bepackten Zweiräder sehe, kommen leichte Zweifel hoch. Aber die erweisen sich als unbegründet. Es geht gemütlich zu.

Immer wieder nutzen Mitradler/innen die Gelegenheit und befragen mich zu meinem seltsamen Gefährt. Ich erkläre gern, was ich da fahre. Für mich neue Fragen sind allerdings "Und wo setzen Sie sich dann unterwegs?" und "Wo ist denn der Akku?"

Nach der ehemaligen Kerpener Synagoge (heute Wohnhaus) erreichen wir eine Stelle, an der im vergangenen Jahr Stolpersteine niedergelegt wurden. Das Haus der 1930er steht nicht mehr. Einer der Bewohner überlebte im französischen Exil, baute sich dort ein neues Leben auf und legte seine Erlebnisse in Buchform nieder. Sehr beeindruckend.

Weiter geht es nach Brüggen. Hier erwartet uns eine kleine Überraschung, denn ein teilnehmendes Ehepaar hat für alle Kuchen gebacken. Dies, obwohl in ihrem Keller noch die Trockner laufen, die die Folgen der Überschwemmung beseitigen sollen. Unterwegs sehe ich einen interessanten Bildstock, leider kann ich nicht stoppen zum fotografieren (To-do für später). Nach einer ehemaligen jüdischen Metzgerei halten wir bei einem früheren jüdischen Kaufhaus.


Den dortigen jüdischen Friedhof können wir um ein Haar nicht betreten, das Tor ist verschlossen. Doch wir finden einen Weg über die Mauer. Und nachdem alle darüber gehievt wurden, entdeckt eine Teilnehmerin, das auch ein bequemer Schleichweg ebenerdig existiert. 😆


Weiter geht es mit einer weiteren kleinen Rast unterwegs nun zu unserem eigenen Ortsteil. Zunächst zum hiesigen jüdischen Friedhof, wo wir wie bisher auch an allen Haltepunkten Interessantes, Wissenswertes und vor allem nachdenklich Stimmendes erfahren. 



Vor der Weiterfahrt (immerhin sind rund 25 km absolviert) Einkehr zu Kaffee und Kuchen.
Im Dezember werden hier weitere Stolpersteine verlegt, den Termin werde ich mir nicht entgehen lassen. In diesem grauen Haus war früher eine große jüdische Metzgerei. Auf deren großem Areal (Schlachthaus, Viehställe, etc.) stehen heute Mietshäuser.


Wir schließen den geradelten Kreis und kehren zurück nach Kerpen. Auf dem dortigen jüdischen Friedhof begegnen uns einige Namen von Familien wieder, an deren Häusern wir vorbeifuhren.






Den Abschlusspunkt bildet das ehemalige Ghettohaus. Dort wurden Kerpener Juden zwangseinquartiert, nachdem man ihnen ihre Häuser und Wohnungen genommen hat. Doch dies nur als Zwischenphase. Von hier ging es per Viehtransporter weiter nach Köln zu den Transporten nach Osten. Niemand aus diesem Haus hat überlebt. Ein authentisches Foto eines solchen Transportes von dieser Stelle zeigt uns die uns führende  Stadtarchivarin.



Da unsere Gruppentour eher langsam war, gebe ich auf den 5 km Heimweg nochmals richtig Gas. Zumal die Sonne sich dem Horizont nähert und es schon langsam frisch wird.
Es war ein sehr interessanter Tag. Nicht ohne Beklemmung. Denn was man zwar aus Geschichtsbüchern kennt, rückt einem doch sehr nah, wenn es mit ganz konkreten Orten, Personen und Ereignissen verknüpft wird. Man sieht die altbekannten Straßen mit anderen Augen.